DIE STADT UNTER DEN BERGEN - Horst Pukallus - E-Book

DIE STADT UNTER DEN BERGEN E-Book

Horst Pukallus

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Beschreibung

1937: Die Suche nach dem Geheimnis der unsterblichen Legionäre führt den Journalisten T.N.T. Smith nach Nepal, doch er ahnt nicht, dass ihm ein Sonderkommando der gefürchteten SS unter der Leitung von Sturmbannführer Van Thal auf den Fersen ist. Smiths Recherchen in Katmandu ergeben, dass der mutmaßliche Unsterbliche Alexander Baranow Jahre zuvor mit unbekanntem Ziel eine Expedition in den Himalaya unternommen hat. Als Smith schließlich in die Bergwelt aufbricht, wird er von der schönen und undurchsichtigen Abenteurerin Stephanie Rousseau umgarnt. Mit Hilfe einheimischer Führer stößt er in einer alten, von Mumien verseuchten unterirdischen Stadt auf weitere Spuren der Unsterblichen. Und er findet Drabek, den "Kaiser der Galaxis", der sich mit Welteroberungsplänen trägt. T.N.T. SMITH. Die beinharte Science-Fiction-Serie spielt vor der atemberaubenden Kulisse des Zweiten Weltkriegs und führt den Leser in rasanten Abenteuern um die ganze Welt.

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HORST PUKALLUS

T.N.T. Smith, Band 2:

Die Stadt unter den Bergen

Roman

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Der Autor 

DIE STADT UNTER DEN BERGEN 

Das Abenteuer geht weiter! 

 

Das Buch

1937: Die Suche nach dem Geheimnis der unsterblichen Legionäre führt den Journalisten T.N.T. Smith nach Nepal, doch er ahnt nicht, dass ihm ein Sonderkommando der gefürchteten SS unter der Leitung von Sturmbannführer Van Thal auf den Fersen ist.

Smiths Recherchen in Katmandu ergeben, dass der mutmaßliche Unsterbliche Alexander Baranow Jahre zuvor mit unbekanntem Ziel eine Expedition in den Himalaya unternommen hat. Als Smith schließlich in die Bergwelt aufbricht, wird er von der schönen und undurchsichtigen Abenteurerin Stephanie Rousseau umgarnt. Mit Hilfe einheimischer Führer stößt er in einer alten, von Mumien verseuchten unterirdischen Stadt auf weitere Spuren der Unsterblichen. Und er findet Drabek, den „Kaiser der Galaxis“, der sich mit Welteroberungsplänen trägt.

T.N.T. SMITH. Die beinharte Science-Fiction-Serie spielt vor der atemberaubenden Kulisse des Zweiten Weltkriegs und führt den Leser in rasanten Abenteuern um die ganze Welt.

Der Autor

Horst Pukallus, Jahrgang 1949.

Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer.

Seit den späten 1960er Jahren veröffentlichte er Kritiken zur SF-Literatur, vor allem in der Zeitschrift Science Fiction-Times. 1974 erschien seine erste Erzählung Interludium. Es folgten u.a. die Story-Sammlungen Die Wellenlänge der Wirklichkeit (1983) und Songs aus der Konverter-Kammer (1985), die Pukallus als einen der vielseitigsten und intellektuell versiertesten deutschsprachigen Genre-Autoren seiner Generation etablierten. Neben seiner Meisterschaft im Metier der Kurzgeschichten/Erzählungen sind auch seine Romane Krisenzentrum Dschinnistan (1985) und Hinter den Mauern der Zeit (1989, zusammen mit Michael Iwoleit) von überragender inhaltlicher und stilistischer Qualität. Zu Recht wird Horst Pukallus mit dem großen amerikanischen SF-Schriftsteller Philip K. Dick verglichen.

Zu seinen herausragenden Übersetzungen aus dem Englischen/Amerikanischen gehören u.a.: Iain Banks: Vor einem dunklen Hintergrund (1998), John Brunner: Morgenwelt (1980), John Brunner: Schafe blicken auf (1978), John Brunner: Der Schockwellenreiter (1979), Philip K. Dick: Kinder des Holocaust (1984), Jack Womack: Heidern (1993) sowie die Deryni-Romane von Katherine Kurtz (1978 – 2000).

In den Jahren 1980, 1981, 1984, 1985 und 2001 erhielt er den Kurd-Laßwitz-Preis für die beste Übersetzung; 1991 erhielt er diese Ehrung für seine Erzählung Das Blei der Zeit.

Horst Pukallus lebt und arbeitet in Wuppertal.

 

Horst Pukallus

DIE STADT UNTER DEN BERGEN

 

1. Kapitel 

 

An Bord der Meng Jiangnü, Juni 1937

 

Schweiß und Alkoholdunst stehen Smith im Gesicht, während er die Leiche unter den Armen packt, vom Fußboden hochhebt und unterm Bullauge an die Wand lehnt. Das Schiff vollführt ein Manöver und krängt merklich, und als Smith gegen den Toten taumelt, hört er einen neuen Kanonenschuss und das Heranpfeifen einer Granate. Unwillkürlich fragt er sich, was passieren könnte, wenn das Geschoss in den Kohlenbunker einschlägt, in dem schon seit Tagen ein Schwelbrand glost. 

Grundgütiger Himmel, denkt er, wie bin ich denn nur wieder in diese Bredouille geraten? Er keucht und schnauft, ihm zittern die Muskeln, er spürt, dass er in den letzten Wochen körperlich abgeschlafft ist. Ich habe einfach nicht aufgepasst. Nicht mehr so ganz mitgekriegt, was rings um mich vorgeht. Daran ist nur Grace schuld, das verdammte Weib. 

Die Granate jault lauter, immer lauter. Angespannt lauscht Smith, um den richtigen Augenblick nicht zu versäumen. Suff und Weiber, überlegt er, sind noch mein Untergang. Deshalb stecke ich jetzt in diesem Schlamassel. 

 

„Prosit, Yang Wen. Auf Ihr Wohl.“ Da sind ja schon wieder diese beiden fiesen Figuren, stellt Smith bei sich fest, indem er das schmierige Whiskyglas auf dem verschmuddelten Korbtisch absetzt und getrübten Blicks in Richtung Heck zwinkert. Dauernd lungern sie in der Nähe der Kabine herum. Das wird doch wohl etwas zu bedeuten haben. 

Wenn Smith je auf einem wahrhaftigen, ganz üblen Seelenverkäufer fahren musste, dann ist es bestimmt das 18 000-BRT-Fahrgastschiff Meng Jiangnü. Der Dampfer hat einen eleganten Klipperbug, ein wunderbares Promenadendeck und zwei rotgestrichene Schlote, ist ansonsten aber ein längst zum Abwracken überfälliger Kahn. Nur dank der Verantwortungslosigkeit der Hongkonger Reederei, die von den berüchtigten Gebrüdern Zhong als Abschreibungsunternehmen betrieben wird, verkehrt er noch jeden Monat zwischen Kanton und Kalkutta und setzt dabei jedes mal das Leben mehrerer Hundert Passagiere aufs Spiel. 

Ursprünglich hieß das Schiff Amphitrite, hat einem holländischen, auf Java ansässigen Bankier gehört und zwischen Manukau Harbour in Neuseeland und der chinesischen Hafenstadt Shanghai verkehrt. Eines schönen Tages im Jahre 1934 jedoch waren Kapitän und Steuermann dermaßen betrunken, dass sie die Amphitrite irrtümlich nach Nordosten schipperten, ins Gelbe Meer. Daraufhin hatten die Japaner, die seit 1931 die Mandschurei besetzt haben und dort das Marionettenkaiserreich Mandschukuo stützen, in ihrer humorlosen Art das Schiff aufgebracht und beschlagnahmt. Nach jahrelangem Verschleiß als Truppentransporter – unter dem Namen Hayate – diente es eine Zeitlang als Lagerhulk und ist zu guter Letzt in völlig heruntergewirtschaftetem Zustand an die Gebrüder Zhong verhökert worden, eine Familie südchinesischer Plutokraten, von der in Asien jeder weiß, dass sie mit den Japanern kollaboriert. 

Diese Geschichte kennt Smith von Yang Wen, einem älteren, rüstigen Chinesen, mit dem er die Zweierkabine teilt. Zweierkabinen sind der höchste Luxusstandard an Bord der Meng Jiangnü und zumeist von Weißen oder betuchten Philippinos bewohnt. Alle ärmeren Passagiere, überwiegend chinesische, burmesische und indische Kleinhändler, müssen mit den Massenquartieren der Unterdecks vorlieb nehmen. 

Yang Wen spricht besseres Englisch als die syphilitische neuseeländische Bardame, die Smith sich im Kantoner Mermaid Inn nur mit Müh und Not vom Hals halten konnte, und hat zum Zeitvertreib vorgeschlagen, ihm ein wenig Chinesisch beizubringen. Dazu benutzt er ein Chinesisch-Englisch-Lehrbuch der Kommunistischen Partei Chinas, das irgendjemand im von Schimmel zerfressenen Wandschrank der Kabine vergessen hat. 

„Ich lese Ihnen erst vor nächste Lektion“, sagt Yang Wen mit freundlichem Lächeln. „Dongtian, guazhe beifeng, xiàzhe dàxue. Winter, wehen Nordwind, fallen groß Schnee. Lièníng hái chuanzhe yíjiàn jiù dàji. Lenin noch tragen ein alt Mantel. Zhèjiàn dàyi chuanle hao xieh niàn le, hao jige dìfang yijing buguo le. Dieser Mantel tragen gut einige Jahr, gut einige Stelle schon geflickt. Tóngzhìmen pà Lièníng dònghuài, dhou quàn yíjiàn yin de. Genossen fürchten Lenin frieren kaputt, alle raten er wechseln ein neu.“ 

Gegenwärtig durchquert das Passagierschiff die Straße von Sumatra, und Smiths müde Augen streifen, während er eine Senior Service raucht, die Westküste Malakkas, der malaiischen Halbinsel. Kurz nach Umrunden der Landspitze ist im Kohlenbunker der Meng Jiangnü ein Schwelbrand festgestellt worden. Aber nur wenige Leute auf dem Schiff wissen darüber Bescheid, und anscheinend machen sie sich deswegen keine Sorgen. Infolgedessen hat Smith beschlossen, sich auch nicht den Kopf zu zerbrechen. Der Schrottkahn beschränkt sich auf Küstenschiffahrt, und als ausgezeichneter Schwimmer hat Smith jederzeit eine Chance, sich an Land zu retten. 

Der ältliche Chinese streicht sich um den schütteren, ergrauten Bart und liest weiter vor. „Lièníng xiàozhe shuo: ‘Bú yào, bú yào. Dàjia dou yíyàng leng, youde rén lián jiú dàyi dou méo you.’ Lenin schmunzelnd sagen: ‘Nicht brauchen, nicht brauchen. Alle alle gleich kalt, manche Leute sogar alt Mantel nicht haben.’ Hòulái, gémìng shènglì le. Youde tóngzhì kai wánxiào shuoh: ‘Lièníng tóngzhì de dàyi keyi jìn gémìng bówùguan le.’ Später Revolution siegen. Einige Genossen machen Spaß, sagen: ‘Lenin, Genosse, Mantel können in Revolutionsmuseum.’ Keshi Lièníng háishì chuanzhe nàjiàn jiù dàji. Aber Lenin noch tragen jener alte Mantel.“ 

„Darauf wollen wir trinken“, bemerkt Smith zerstreut und langt wieder nach dem Glas. Er hat zwei Schwächen, Alkohol und Weiber, und weil es gerade an kumpablen Frauenzimmern fehlt, tröstet er sich um so mehr mit hochprozentigem Trinkbarem. Außerdem wären sonst die Verhältnisse auf der Meng Jiangnü unerträglich, derartig stinkt es nach Öl, Rauch, fettem Essen, Fusel und Opium. 

Die beiden verdächtigen Gestalten, die ihm zum wiederholten Mal auffallen, sind eindeutig Europäer, denn ganz offenkundig geht Ihnen jede Kenntnis fernöstlicher Sprachen und Umgangsformen ab. Im Gegensatz zu in Asien eingewöhnten Weißen vermeiden sie nahezu krampfhaft jede Berührung mit den Passagieren aus hiesigen Ländern. Nicht zum erstenmal sieht er, dass sie ihn belauern, allerdings geschieht es immer aus gehörigem Abstand. Und schon mehrmals hat er das Gefühl gehabt, dass seine und Yang Wens Kabine mit regelrecht fachmännischer Sorgfalt durchsucht worden ist. 

Mit vornehmer Zurückhaltung schlürft Yang Wen ein Schlückchen Tee, ehe er die Lektion fortsetzt. „Yìtian, yíge tóngzhì kànkan Lièníng shenshàng de jiù dàyi, yòu duì Lièníng shuo: ‘Lièníng tóngzhì, qing nín mashàng huàn jiàn xin dàji ba, buran, nín huì dònghuài de.’ Ein Tag, ein Genosse sehen an Lenin alt Mantel, auch zu Lenin sagen: ‘Lenin, Genosse, bitte Sie sofort wechseln ein neu Mantel, sonst Sie können frieren kaputt.’„ 

Aufgrund der Umstände beobachtet Smith – so diskret, wie er es als Journalist gelernt hat – die zwei Männer, die am anderen Ende des Promenadendecks an der Reling lehnen, voller misstrauen. Die Kerle haben helle Sakkoanzüge aus Leinen an, wie geschniegelte Europäer sie in den Tropen bevorzugen, und Strohhüte mit breiten Hutbändern auf dem Kopf. 

Herrschte nicht eine so feuchte Schwüle, die den Willen lähmt, hätte er nicht soviel Whisky getrunken und nicht den ganzen Tag lang die hitzigsten Weiberphantasien, Smith wäre längst aufgestanden und hätte sich die beiden Schnüffler vorgeknöpft. 

„Lièníng jin wòzhe nàge tóngzhì de shou shuo: ‘Ni yiwéi gémìng shènglì le, women jiù yingghai chuan de hao yidianr ma? Búcuò, women quèshí qudé le shènglì, keshì hái yào jiànshè. Qián yào yòng zài jiànshè fangmiàn. Yifu chuan de jiú yìdianr, méi you guanxi.’ Lenin fest drücken jener Genosse Hand, sagen: ‘Du denken, Revolution siegen, wir dann sollen anziehen gut ein bißchen? Nicht falsch, wir wirklich erringen Sieg, aber noch müssen aufbauen. Geld müssen verwenden in Aufbaubereich. Kleidung tragen alt ein bisschen, nicht haben Belang.’“ 

Smith muss sich selbst eingestehen – und vielleicht bald auch Yang Wen -, dass er ein schlechter Schüler ist. Suff und Einsamkeit geben kaum die besten Voraussetzungen zum Lernen ab, und er hat jede der schon durchgenommenen Lektionen über Nacht vergessen. Aber zum Glück ist er bisher von Yang Wen nie nachträglich abgefragt worden. Chinesische Höflichkeit. Trotzdem (oder vielleicht eben deswegen) verspürt er das verschwommene Bedürfnis, einen Beitrag zum Unterricht beizusteuern. „Warum heißt dieses Schiff Meng Jiangnü?“, erkundigt er sich, obwohl ihm die Zusammenhanglosigkeit der Frage klar ist. „Ich meine, was bedeutet der Name?“ 

Yang Wen hebt einen langen Zeigefinger, als ob er darauf Wert legt, dass Smith nun besonders gut die Ohren aufsperrt. 

„Vor zweitausend Jahr Kaiser Qin Shihuang war furchtbar Tyrann, ließ ausheben viel Fronarbeiter und bauen Groß Mauer. War auch wahnsinnig und suchte Elixier für Unsterblichkeit.“