Die Strenge - Ada Blitzkrieg - E-Book

Die Strenge E-Book

Ada Blitzkrieg

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Beschreibung

Ihr klobiger Keramikkörper ist wie für den antiken Massivholztisch der beiden geschaffen. Schwere Dinge gehören in die Wohnung, damit die Leichtigkeit für die Menschen reserviert bleibt, die in ihr leben.

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Ada Blitzkrieg

Die Strenge

Schwüle, oder ein Gewitter.

SuKuLTuR 2013

Sie hatte sich schon während des langen Einkaufs zusehends auf die kühle Erfrischung nach der großen Anstrengung gefreut. Bei dreißig Grad hatte sie mit den nackten Oberschenkeln in das abgewetzte Sitzpolster seines Wagens gewässert. Nun legte sie sorgfältig mit schwitzigen Händen die zusammengelesenen Waren auf das marode Kassenband, das unter der Hitze und ihrem prüfenden Blick Obacht geben musste, nicht aus der ihm zugeteilten Form zu laufen. Das Ringen nach Wachsamkeit forderte ihre gesammelten Kräfte. Im Kopf ging sie fiebrig noch ein letztes Mal alle Besorgungen durch, peinlich genau darauf bedacht, jeden Sonderwunsch ihres Freundes erfüllt zu haben. Das Kassenband hastete unter ihren Fingern gegen die sperrigen Bewegungen an, die von ihrem erschöpften Körper ausgingen und die Schwüle des späten Nachmittags bremste ihre Bemühungen zusätzlich ab. Nur die kalten Fliesen des Marktes wähnten sie in Sicherheit und fixierten die Nachhut ihrer Kraftreserven auf vereinzelte, freie Gummi-Inseln des rotierenden Bands. Der graue Lappen promenierte dabei unbeirrt mit Blasiertheit im Kreis, obgleich er lediglich mit den ausufernden Gelüsten und Sünden der Menschen verbrämt war, die gerne schnell zahlen würden, um nach Hause fliehen zu können, von wo sie im Grunde eigentlich auch wieder fortlaufen möchten.

Für jedes Warenstück bückte sie sich tief in den großen Stahlkorb, dessen kühles Gitter sich erdreistete, die Ausmaße zu bestimmen, die ihre Versorgung der nächsten sieben Tage einnehmen durfte. Als sie endlich die üppige Masse auf dem Kassenband zu einem Turm angehäuft hatte, betrachtete sie verstohlen ihre lachsigen Hände, deren helles Fleisch an den Knochen zu dünn angewachsen war, um das Blau ihrer Lebenswege ausreichend vor fremden Blicken zu verdecken. Mit dem kleinen Finger ihrer linken Hand zeichnete sie kaum merklich eine dünne Trennlinie zwischen sich und die Einkäufe des nachfolgenden Kunden auf das lädierte Gummi des Bandes. Der ältere Herr hinter ihr bemerkte den stillen Vorgang nicht und platzierte mit einer stoischen Anmut Konservendosen auf dem Kassenband.