Die Suche des Magus Quaerendus - Fabian Möller - E-Book

Die Suche des Magus Quaerendus E-Book

Fabian Möller

0,0

Beschreibung

Der frischgebackene Magier Aldred sucht einen Schüler. Der mürrische Söldner Brender braucht Geld. Als die beiden sich widerwillig verbünden und in das Hauptquartier eines Dämonenkultes stolpern, wird es brandgefährlich. Ob die Elfendiebin Li'eyla und Aldreds Jugendfreundin Aleena ihnen aus der Patsche helfen können? Zumal sich auch an der Magierakademie Übles zusammenbraut. Zwischen Gelächter und Tränen, Zauber und Schwert, Freud und Leid finden Elfen, Zwerge und Menschen neue Freunde und wahrhaftige Gefühle. Böse Magier, gierige Diebe und machthungrige Grafen haben ganz eigene Ziele und stellen die Gefährten immer wieder auf die Probe. Und das ganze Königreich steht vor dem Untergang. + inkl. 25 Illustrationen und Karte + mehr Informationen (zur Entstehung etc.) auf der öffentlichen Seite facebook.com/fabsulousfabs

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 494

Veröffentlichungsjahr: 2013

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Die Suche des Magus Quaerendus

von Fabian Möller

Falls Buchcover, Karte oder Illustrationen auf Deinem Lesegerät nicht korrekt oder zu klein dargestellt werden, entschuldige ich mich. Sämtliche Grafiken können auf der öffentlich zugänglichen Website

http://www.facebook.com/fabsulousfabs

in Originalgröße bestaunt werden.

Impressum

Lübeck, Dezember 2012, Erstauflage

im Selbstverlag

Published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright © 2012 by Fabian Möller

Travemünder Allee 15

23568 Lübeck

Illustrationen und Buchcover von Kristina Gehrmann

Karte der Küstenlande

Kapitel 1

D

er Karren blieb im Matsch stecken. Er hatte es geahnt! Das stellte kein unüberwindliches Hindernis dar, ärgerte Brender aber dennoch. Der Söldner war der Ansicht, der dämliche Zosse könne das auch alleine bewältigen, schließlich waren die Räder nicht bis zur Nabe versunken. Fassler, sein Auftraggeber, versuchte es mit Zunge schnalzen und Peitsche. Den gewünschten Erfolg brachte das nicht. Also ging Brender um den Karren herum und auch sein Kumpel Prenzel kam heran, um anzuschieben.

       Der Gaul begann gerade, sich ins Geschirr zu stemmen, als Fasslers Lehrling erschrocken aufschrie und von der Kiste sprang, auf der er gesessen hatte. Brender lugte um die Ecke des Karrens und sah drei verwegene Gestalten mit erhobenen Waffen und laut brüllend auf sie zurennen. Fassler prügelte wie wild mit der Peitsche auf sein Pferd ein, bevor er die Sinnlosigkeit seines Tuns erkannte, hinter sich griff und die gespannte Armbrust hervorholte. Ein Pfeil fuhr ihm kurz unterhalb des Knies ins Bein, so dass der Kaufmann vor Schmerz aufschrie. Brender zog sein Bastardschwert scharrend aus der Scheide an seiner Seite und warf sich den Angreifern entgegen. Prenzel hörte er hinter sich laut fluchen. Der Schrei seines Arbeitgebers hatte sich inzwischen von schmerzvoll in wütend gewandelt und der Bolzen, den er verschoss, traf einen langen, dreckigen Kerl mit solcher Wucht in die ungeschützte Brust, dass dieser zwei Schritt nach hinten geworfen wurde, wo sein Lebenslicht langsam erlosch. Läuft doch gar nicht schlecht, dachte Brender und wandte sich den beiden anderen Gegnern zu. Einer von ihnen war durch ein nietenbesetztes Lederwams geschützt und schwang einen Morgenstern, dem einige Stacheln fehlten. Der andere trug lediglich ein wollenes Hemd und ebensolche Hosen, bewaffnet war er mit einer Holzfälleraxt und einem dicken Prügel, den er zum Blocken nutzte, wie Brender bald herausfinden sollte.

››Für Westergarde!‹‹, brüllte Brender. Nicht, weil er ein Gefolgsmann des Grafen war, sondern weil er festgestellt hatte, dass ein Kampfschrei Räuber entmutigte. Er wählte zunächst denjenigen als Ziel, den er schneller zu erledigen hoffte. Den mit der Axt. Aus vollem Lauf tauchte er unter dem Morgenstern hinweg und ließ diesen Gegner fürs Erste rechts liegen, während er mit ganzer Kraft auf den Axtschwinger eindrosch. Der hob seinen Knüppel und blockte. Brenders Klinge versank so tief im Holz, dass er beim Zurückziehen des Schwertes dem anderen den Prügel aus der Hand riss. Sein Gegner stolperte überrascht nach vorn, so dass Brender ihm seine Klinge in den entblößten Hals treiben konnte. Blut spritzte aus der Wunde, während der Getroffene röchelnd zu Boden ging. Brender rutschte für einen Moment das Herz in die Hose, als ihm aufging, wie ungestüm er gerade sein Leben riskierte. Anstatt seine taktische Überlegenheit gekonnt einzusetzen, hatte er sich blindlings in den Kampf gestürzt. Sein letzter Hieb hatte ihn das Gleichgewicht gekostet, was zugegeben vielleicht nicht das Schlechteste war. Ein Hieb traf mit Wucht den Holzschild auf seinem Rücken anstelle seines Schädels. Der Schild, den er in der Eile nicht hatte abschnallen können, krachte und drei Stacheln des Morgensterns drangen – Schild und Kettenhemd sei Dank –  nur fingerbreit in seinen Rücken. Die Wucht des Hiebs trieb ihn auf die Knie und zog den Angreifer mit sich, der jedoch nicht losließ und mit einem Ruck seine Waffe aus dem Schild löste. Brender war auf allen Vieren und stöhnte.

     Er rollte sich zur Seite und das keinen Moment zu früh. Neben ihm spritzte die Erde hoch, als der Morgenstern niedersauste. Brender kam auf die Füße, parierte den nächsten Hieb mit beiden Händen am Heft. Er suchte sich einen sicheren Stand und sein Puls beruhigte sich etwas, während er mit dem Räuber Hiebe tauschte. Zügig erlangte er die Kontrolle zurück. Das entsprach mehr seiner Art zu kämpfen. Als er begann, seinen Gegner vor sich herzutreiben, wusste er, dass er gewonnen hatte. Er fand die Lücke, sein Schwert glitt durch das Lederwams und versank im Bauch des Wegelagerers. Um ihn nicht länger als nötig leiden zu lassen, zog er seinen Dolch und trieb ihn dem Sterbenden ins Herz.

Brender wischte die Klinge seines Schwertes am Ärmel des Toten ab. Danach säuberte er seinen Dolch auf die gleiche Weise. Ein Stück weiter lagen zwei weitere Leichen im Staub der Straße, deren Blut langsam die Erde tränkte. Die erste Krähe ließ sich auf einem nahen Baum nieder.

     Er war recht geschickt mit dem Schwert, dennoch tötete er nicht gern. Fast hatte er Mitleid mit den Toten, sahen sie doch so abgerissen und ärmlich aus, dass sie den Karren des Kaufmanns vermutlich aus Hunger oder gar purer Verzweiflung überfallen hatten – zumal dieser von Söldnern bewacht wurde. Brender war einer von ihnen und hatte sich zusammen mit Torion und Prenzel zum Schutz des Wagens anheuern lassen. Eine Silbermark bei Aufbruch, eine Mark bei Ankunft in Sturzwasser. Für jeden von ihnen. Die zweite Mark würde er nicht mehr bekommen, zumindest nicht auf ehrliche Weise. Prenzel tastete gerade den dicken Kaufmann Fassler nach seiner Börse und anderen Wertgegenständen ab. Gut, der Kaufmann konnte damit nichts mehr anfangen, aber sich so darauf zu stürzen, war ihm zuwider. Brender spuckte aus.

     ››He, Prenzel. Wir machen eh halbe-halbe. Kannst dich sputen, wie du willst.‹‹

Torion würde auf seinen Anteil verzichten. Zwar verstand Brender das leise Röcheln seines Gefährten kaum, doch die blutigen Blasen auf seinen Lippen waren Hinweis genug. Er hatte sich mit einem Pfeil im Hals das kurze Stück bis zur Achse des Wagens geschleppt und saß nun halb an dieselbe gelehnt. Retten würde ihn das nicht. Die paar Schritt, die sie trennten, überbrückte Brender zügig ohne zu laufen und ging neben Torion in die Knie. Der Söldner zwang einen Fluch zwischen den Zähnen durch. Dann suchte er den glasigen Blick des Sterbenden, der den Pfeilschaft mit beiden Händen umklammert hielt und Blut sabberte. Verdammt guter Schuss.

     ››Gleich ist es vorbei, mein Freund. Mögest du einen Platz an der Seite der Götter finden.‹‹

Das bezweifelte Brender zwar, aber Torion litt schon genug. Vermutlich hörte der ihn eh nicht mehr. Zweimal blubberte es noch blutig aus seinem Mund, dann hatte seine Lunge sich zum letzten Mal geleert. Brender drückte ihm die Augen zu und fischte neben drei Mark und ein paar Pfennigen auch zwei Kreuzer aus dessen Taschen, die er ihm auf die Augen legte. Torion hatte ihn darum gebeten, sollte er fallen. Er kam aus einem Fischerdorf im Norden, wo die Toten mit besagten Münzen auf den Augen begraben wurden. Brender hielt diesen Brauch für sinnlos. Er konnte sich nicht vorstellen, dass in der Welt der Götter Geld eine Bedeutung hatte. Zumal die Münzen in kürzester Zeit verschwinden müssten, wenn die Geister, die Torions Seele holten, tatsächlich bezahlt werden wollten. Er fragte sich, ob schon mal jemand ein Grab wieder geöffnet und nachgesehen hatte. Aber zu hundert Prozent sicher konnte man nie sein. Und er wollte das Risiko nicht eingehen, schuld an Torions Geisterdasein zu sein, falls dessen Seele nicht abgeholt wurde, nur weil er – Brender – zu geizig mit Torions Geld gewesen war.

So war das alles nicht geplant gewesen. Vor wenigen Wochen noch hatten sie der Söldnertruppe von Kral der Klaue angehört. Auf dem Weg von Seeheim nach Süden war ihnen unversehens eine ganze Familie Waldtrolle über den Weg gelaufen. Das war ungewöhnlich genug, kannte man Trolle doch als Einzelgänger. Vier zugleich waren selbst für ihre zwanzig Mann starke Truppe kein Spaziergang. Noch vor einem Jahr hätten sie einen großen Bogen um diese Geschöpfe des Waldes geschlagen, aber seit Ignebo Risko, Herr von Seeheim, ein Kopfgeld auf Trolle ausgesetzt hatte, lohnte sich die Jagd. So hatte jedenfalls die Klaue entschieden. Und war daran gestorben. Das Bild hatte sich tief in Brenders Gedächtnis gegraben und ihn die ersten Nächte nach der Schlacht nur schlecht schlafen lassen. Als die ersten Männer endlich auf die Idee gekommen waren, Feuer gegen die Trolle einzusetzen, war es bereits zu spät gewesen. Eines der beiden großen Waldwesen, gute zehn Fuß hoch, hatte die Klaue einfach aus dem Sattel gepflückt. Der Arm des Trolls hatte  lichterloh gebrannt und während er das Leben aus ihrem Anführer gequetscht hatte, hatten dessen Kleider Feuer gefangen. Von seinen Haaren war nur eine fahle Rauchwolke geblieben, die sich zwischen den Bäumen verflüchtigt hatte. Auf seinen Wangen hatten sich hässliche Brandblasen gebildet, bis die holzigen Krallen des Trolls den geschundenen Körper gegen den nächsten Baum geschleudert hatten. Wie ein nasser Sack waren die blutigen Überreste der Klaue zu Boden gefallen und hatten den Kampfgeist der Söldner gebrochen. Von ehemals zwanzig waren neun geblieben. Und für eine Schauergeschichte hätten sie von Ignebo Risko keinen Pfennig gesehen. Drei von ihnen waren zurück nach Seeheim gezogen, die anderen sechs, darunter Brender, Prenzel und Torion waren weitergereist zu Egebang Lauschwolf, dem Grafen von Zollwer und Herren von Burg Theuerkauf. Dort hatten sie gehofft, neue Arbeit zu finden und alsbald hatte der dicke Kaufmann Fassler drei von ihnen angeheuert. Er wollte mit seinem Lehrling zur Stadt Sturzwasser, die mehrere Tagesreisen entfernt im Osten lag. Zu fünft waren sie also aufgebrochen.

     Am dritten Tag hatten sie die Brücke über den Blauquell genommen. Auf der anderen Seite hatte das Ufer des Goldsees auf sie gewartet. Ein Beweis für die Existenz der Götter. Brender hatte gestaunt. Das Wasser schmeckte süß und schimmerte golden. Wie denn sonst. Dieser Schimmer gab dem See seinen Namen. Brender erinnerte sich noch gut an ihr Gespräch:

››Die Glinn sind schuld‹‹, erklärte Fassler auf Brenders Nachfrage hin.

Der Söldner sah ihn nur verständnislos an. Woraufhin der Kaufmann geheimnisvoll lächelte und sich die Hände rieb, als erwarte er, ein gutes Geschäft zu tätigen. Dann begann er zu erzählen.

     Das musste Brender ihm lassen, auf den Kopf gefallen war er nicht. Allerdings belehrte er gern und häufig. In der Regel legte Brender so ein Verhalten als Arroganz aus und das konnte ihm wahnsinnig auf die Nerven gehen. Doch bei Fassler vermutete er, dass dieser lediglich seine eigene Stimme liebte und das konnte der Söldner ertragen. Wurde es ihm zuviel, hörte er einfach weg und beschränkte sich darauf, ab und an zu nicken oder ein Brummen zum Besten zu geben. Das funktionierte öfter, als er gedacht hätte. Doch in diesem Fall war er durchaus dankbar für das Wissen des Kaufmanns und spitzte die Ohren.

     ››Die Glinn sind recht eigenartige Tierchen‹‹, hob Fassler an. ››Sie sind von goldener Färbung, haben Kiemen und Flossen, ansonsten ähnelt ihr Leben aber sehr dem der Bienen. Die kennt ihr sicher?‹‹

Auf seinen fragenden Blick hin runzelte Brender die Stirn und nickte knapp. Natürlich kannte er Bienen. Bei den Göttern, für wie dämlich hielt ihn dieser fette Kerl eigentlich?

     Zufrieden erwiderte der Kaufmann das Nicken und fuhr fort. ››Sie schwimmen von Pflanze zu Pflanze und ernten diese ab. Den Nektar verarbeiten sie zu Honig. Jaa, zu Honig. Unterwasserhonig sozusagen und sehr köstlich.‹‹ Unbewusst leckte Fassler sich mit der Zunge über die Lippen. ››Es gibt einige Räuber, die gerne mal einen Glinnbau plündern und dabei entweicht genug Honig, um das Wasser so süß zu machen. Auch der leichte Goldschimmer – besonders bei Sonnenschein – geht auf den Honig der Glinn zurück.‹‹ Als erwarte er Applaus, blickte er erwartungsvoll zu Torion und Brender hinüber. Prenzel bildete die Nachhut und hatte von der ganzen Geschichte nichts mitbekommen. Erwartet er jetzt 'ne Antwort?, dachte Brender. Was soll man denn dazu sagen? Interessant? Haha. Nichts hasste Brender mehr als leere Worte. Natürlich fand er das interessant, sonst hätte er nie gefragt. In die Stille hinein ertönte erneut die erstaunlich helle Stimme des Kaufmanns.

     ››Ich weiß, was Ihr Euch jetzt fragt. Kann man damit nicht eine Menge Geld machen?‹‹

Brender wechselte einen Blick mit Torion, der seinen Verdacht bestätigte, dass das das Letzte war, an das Torion gedacht hatte. Obwohl man meinen sollte, ein Söldner denke die meiste Zeit an Geld. Und wie er es wieder ausgeben würde. Das mochte auf Torion auch zutreffen. Aber solange man das Geld nicht mit dem Schwert verdienen konnte, sah Torion die Gelegenheit eher selten.

     ››Das könnte man wohl, nur überleben die Glinn außerhalb des Goldsees keine zwei Tage. Wissen die Götter warum. Und der See selbst gehört dem Grafen von Westergarde. Soweit ich weiß, schickt der zweimal im Jahr ein paar Fischer zur Ernte her.‹‹ Offensichtlich gefiel das Fassler nicht besonders, denn er verstummte und versank stattdessen in dumpfes Brüten. Brender sollte es nur recht sein. Nickte er zuviel, würde ihm irgendwann der Kopf abfallen.

Das war erst gestern gewesen. Schließlich hatte die Straße, wenn man diesen spärlich gepflasterten Weg denn so nennen mochte, sie wieder vom Ufer des Sees fort und in eine Waldung geführt. Die Straße kreuzte hier einen Bachlauf, der sich problemlos ohne Brücke queren ließ. Brender vermutete, dass er den See speiste, er könnte aber genauso gut in den Blauquell münden. Am anderen Ufer stieg das Gelände zu beiden Seiten der Straße an und das Unterholz war dicht. Die Ufer waren schlammig. Wie geschaffen für einen Hinterhalt.

     So war es gekommen. Und so hatte Brender seine Arbeit verloren. Von Prenzel erfuhr er, dass Torions Hals gleich den ersten Pfeil gefangen hatte. Und auch Fassler war von einem Pfeil getötet worden, was Prenzel die Gelegenheit gegeben hatte, den Bogenschützen ausfindig zu machen und ihn mit einem seiner unzähligen Wurfmesser zu den Göttern zu schicken. Oder in die Niederhöllen, was wahrscheinlicher war. Dann hatte sich Prenzel um den letzten Räuber gekümmert, der seitlich des Wagens aus dem Unterholz gebrochen war und den Lehrling niedergemacht hatte.

     Nun standen sie da. Das Plündern überließ Brender Prenzel, der sich selbst Vielklinge nannte. Angeblich hatte er mehr Messer am Körper als Haare auf dem Kopf. Niemand hatte je nachgezählt. Währenddessen ging Brender zum Karren, um sich die Ladung anzusehen.

     ››Hauptsächlich Stoffballen, Garn und Kleider. Ein paar Gewürze‹‹, vermeldete Prenzel, der in diesem Moment mit Bogen und Köcher aus den Büschen kam. ››Hab schon in der ersten Nacht nachgesehen.‹‹

     ››War klar‹‹, murmelte Brender, schlug aber dennoch die Plane zurück, die aus sorgfältig vernähten und eingefetteten Lederresten bestand.

     ››Sieht so aus, als hättest du die Wahrheit gesagt.‹‹

     ››Traust du mir etwa nicht?‹‹, fragte Prenzel mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

     ››Genau so wenig, wie du irgendjemandem traust.‹‹

Daraufhin zuckte Prenzel nur mit den Schultern, die Mundwinkel immer noch oben.

     ››Dann zeig mal her‹‹, fuhr Brender fort.

     ››Was meinst du?‹‹, fragte Prenzel betont arglos.

     ››Tu nicht so dämlich. Die Beute!‹‹, antwortete Brender scharf. Den Dolch hatte er schon wieder in der Scheide am Gürtel verschwinden lassen, doch sein Schwert hielt er noch in der Hand. Er tat einige Schritte auf Prenzel zu.

     ››Beruhig dich, Großer. Hier, schau selbst.‹‹

Den Spitznamen Großer konnte er nicht sonderlich leiden, allerdings hatte er schon schlimmere gehört. Er war zwar nicht lang, aber nun mal kräftig gebaut. Brender war als Sohn eines Bauern in der Grafschaft Westergarde aufgewachsen. Seine Heimat war der Weiler Sorness, wo seine Familie bis heute lebte, so vermutete er zumindest. Er war der zweitälteste und hatte immer hart anpacken müssen. Doch sein großer Traum war es gewesen, einmal ein Ritter zu werden, obgleich er heute wusste, wie lächerlich dieser Wunsch war. Zum Glück hatte er das nie jemandem erzählt. Auf Spott konnte er gut verzichten. Jedes Jahr war irgendein Barde durch Sorness gekommen und hatte für ein Abendessen und ein weiches Bett im Gasthaus Glückskind das ein oder andere Lied zum Besten gegeben. Sein Vater hätte ihn nie mit ins Gasthaus genommen und so war er stets leise hinter seinem Vater hergeschlichen und hatte unter dem Fenster gelauscht. Besonders beeindruckt hatte ihn das Heldenlied Des Ritters grüner Umhang von Arl Zauberzunge, dem wohl berühmtesten aller Liederschmiede. Seit seinem zehnten Lebensjahr hatte Brender regelmäßig heimlich gelauscht und immer stärker war die Sehnsucht in ihm geworden, selbst einmal ein berühmter Ritter zu werden, über dessen Gerechtigkeit und Edelmut die Sänger ihre Verse dichteten. Ruhm und Ehre. Danach verlangte es ihn.

     Oft genug hatten sie mit Stöcken gefochten, die Nachbarsjungen und er, doch war das nur ein schwacher Trost gewesen. Mit fünfzehn war er letztendlich davon gelaufen. Sein schlechtes Gewissen hatte sich in Grenzen gehalten, hatte er doch vier Geschwister, die seinen Eltern bei der Arbeit helfen konnten. Übernommen hätte den Hof so oder so nicht er, sondern sein älterer Bruder Geralt. Da schien es Brender sinnvoller, sein Glück selbst in die Hand zu nehmen. Zunächst war er zur Burg Westergarde gewandert, um bei der Wache des Grafen zu lernen, doch die Wachen hatten ihn nur ausgelacht und fortgeschickt.

     ››Der Graf braucht keine Bauerntölpel, die über ihre eigenen Füße stolpern!‹‹ Wütend und den Tränen nahe, hatte er sich umgedreht und war davon gelaufen. Vielleicht hätten sie ihn in Samarant genommen, doch bald schon war er Kral der Klaue und seinen Männern über den Weg gelaufen. Krals Hauptmann Schwarzzunge hatte sich seiner angenommen und so war aus ihm ein ganz passabler Kämpfer geworden. Nur das mit Ruhm und Ehre war bei den Söldnern irgendwie nicht das Wahre. Vorsichtig ausgedrückt.

Sein Blick wanderte zurück zu Prenzel und ihrer Beute. Ein paar Münzen, von denen die meisten wohl Fassler gehört hatten. Der Morgenstern mit den fehlenden Zacken, die Holzfälleraxt, ein paar Stiefel, der Bogen, ein Tabaksbeutel, Feuersteine ...

     ››Wo is'n der Ring von dem Dicken? Der, an dem er immer rumgedreht hat!‹‹ Brender mochte solche Spielchen nicht. Prenzel war nach ihm zu der Truppe gestoßen, aber so an die vier Jahre kannten die beiden Söldner sich schon. Prenzel war gierig und verschlagen. Ging es nicht darum, Beute zu teilen, kam man gut mit ihm aus. Er war weder faul noch dämlich, aber seine Scheinheiligkeit ließ in Brender regelmäßig die Wut hochkochen.

     Prenzel sah seinem Mitstreiter in die Augen und was er sah, veranlasste ihn dazu, in eine seiner vielen Taschen zu greifen. Brender hätte schon fast damit gerechnet, dass die Hand mit einem Messer wieder hervorkäme, doch lag tatsächlich der Ring darin.

     ››Spielverderber!‹‹, knurrte Prenzel und legte den Ring zum Rest der Beute. Brender war überzeugt davon, dass Vielklinge noch mehr in den Tiefen seiner Taschen hatte verschwinden lassen, aber das war es nicht wert, sich ernsthaft mit seinem Mitstreiter anzulegen. Prenzel konnte gern einen größeren Anteil bekommen, solange er auch die Leichen plünderte. Brender selbst hatte eine Abneigung dagegen, Tote auszunehmen und fühlte sich danach stets schmutzig. Ruhm und Ehre, schoss es ihm erneut durch den Kopf. Bald würde er an seiner Situation etwas ändern müssen.

Den Morgenstern ließen sie zurück, genauso wie die meisten Waren auf dem Karren. Den Gaul schirrten sie aus. Zum Reiten war er zwar nicht geeignet, als Packpferd aber zu gebrauchen. Sie beluden ihn mit ihren Decken, Proviant, ihrer Beute und auch den Großteil der Gewürze nahmen sie mit. Prenzel meinte, die wären mehr wert als die Stoffe. Den Kaufmann, seinen Lehrling und ihren toten Gefährten trugen sie vom Weg und bedeckten sie mit Steinen aus dem Fluss, während sie die Wegelagerer liegen- und damit den wilden Tieren überließen.

     ››Was hältst du von Westergarde?‹‹, schlug Brender vor. Das würde ihm die Möglichkeit eröffnen, seine Familie zu besuchen, obwohl er noch nicht sicher war, ob er das überhaupt wollte.

Prenzel schüttelte den Kopf. ››Die haben kaum Probleme mit Straßenräubern, der Graf schickt regelmäßig Patrouillen los. Würde schwierig werden, Arbeit zu finden.‹‹

     ››Zurück nach Theuerkauf können wir auch nicht‹‹, sagte Brender.

Das sah Prenzel genauso. ››Die denken, wir hätten den dicken Fassler umgebracht und hängen uns auf. Bleibt eigentlich nur Sturzwasser ... oder die Herzburg.‹‹

     ››Sturzwasser sollten wir noch ne Weile meiden.‹‹ Dort wurden der Händler und seine Waren erwartet. Tauchten sie mit seinem Gaul und den Gewürzen auf, würde sich das herumsprechen und sie könnten mit ähnlichen Problemen wie in Zollwer rechnen.

     ››Dann also Herzburg. Nur der alten Trillion sollten wir aus dem Weg gehen.‹‹ Prenzels Lachen jagte Brender einen Schauer über den Rücken. Es kursierten so allerlei gruselige Gerüchte über die Frau des ehemaligen Freiherrn zu Herzeleid. Es hieß, Will Trillion sei von seiner Frau Lyncha über Wochen vergiftet worden, nachdem er sie mit einer Magd betrogen hatte. Wenn er daran dachte, dass jeder zweite Lord mindestens einen Bastard zu zeugen pflegte, schien das doch reichlich übertrieben, zumal die Magd kein Kind ausgetragen hatte. Auch das wurde übrigens Lady Trillion zugeschrieben. Beweise gab es keine, doch hatte ihr Lehnsherr, der Graf der Feuermoore, ihr dringend angeraten, Titel und Besitztümer an ihre Tochter Shelsea zu übertragen, wollte sie ihren Kopf behalten. Das machte aus ihrer Tochter eine mehr als gute Partie und die Bewerber standen Schlange bis zum Graumeer. Man munkelte jedoch, dass die Mutter immer noch die Fäden zog und um ihren Einfluss fürchtete, sollte Shelsea heiraten. Herzeleid würde auch die kommenden Jahre für Gerüchte sorgen.

Kapitel 2

A

leena war als nächste dran. Für heute waren drei Prüfungen angesetzt. Die Nachricht von Gleimos Versagen verbreitete sich wie ein Lauffeuer. In der Theorie war er einer der Besten, aber bei der Beschwörung im praktischen Teil hatte er kläglich versagt. Was nützte das größte Bücherwissen, wenn man sein Talent nicht einzusetzen wusste. Oder nicht unter Kontrolle hatte. Mangel an Kontrolle war das größte Risiko und wurde am schärfsten bestraft. Wer gar nicht in der Lage war, einen Zweikopf zu beschwören, wurde milde belächelt. Wer ihn jedoch rief und die Kontrolle verlor, der war mit zwei Wochen Unterrichtsausschluss noch gut bedient. Beschwörungen waren eben nicht einfach. Deshalb lernte man diese auch erst als Discipulus, drei bis vier Jahre nach Eintritt in die Akademie. Die Scolari beschäftigten sich mit den Grundlagen. Völkerkunde, auch Kreaturenlehre genannt, Kräuterkunde, Alchemie, Stabkampf und Magiegeschichte sowie den Anfängen der Elementarmagie. Jeder Scolar war heilfroh, wenn er die Prüfung zum Discipulus bestanden hatte und damit in höhere Sphären der arkanen Künste vorstieß. So kam ganz nebenbei den Lehrstunden in Geduld und Disziplin die größte Bedeutung zu. Denn nichts war für den Neuling schwieriger und nichts führte zu mehr Unfällen als Ungeduld und Disziplinlosigkeit.

Für Aleena war das nie ein großes Problem gewesen. Ihr Vater war Rok Dunwen, der Graf der Feuermoore, der von seinem eigenen Fleisch und Blut mehr Selbstbeherrschung erwartete als von jedem seiner Diener. Letztere sah er als zu schwach an, um sich gegen ihre niederen Triebe zu wehren und ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten. Aleenas Vater war ein strenger Mann, doch galt er bei seinem Volk als gerecht und ehrenhaft. Ob Aleena eine schöne Kindheit hatte, wusste nur sie allein, ihre Erziehung allerdings kam ihr an der Akademie auf jeden Fall zu Gute. Stolz war sie. Und stur.

     ››Ich drück dir die Daumen‹‹, raunte Aldred ihr zu und drückte ihre Hand mit seiner, bevor sie sich erhob, ihm zuzwinkerte und auffallend selbstbewusst in Richtung Kammer der Wahrheit davon stolzierte. Was hatte er erwartet, sie gab sich so gut wie nie eine Blöße. Trotzdem hätte er wetten können, dass sie genauso nervös war wie er. Heute war der Tag. Nach Aleena würde er seine Prüfung zum Magus ablegen. So hatte er sich das jedenfalls gedacht. Aldred war seit sieben Jahren an der Magierakademie in Samarant, die offiziell nach ihrem Gründer die Akademie zu Kyrell genannt wurde. Mit fünfzehn war er in Samarant angekommen und hatte wie alle anderen als Scolar mit dem Studium der Magie begonnen. Die Magie, wie der Laie sagte, war das ewige Lied der Gottmutter Elluvia. Die Legende besagte, dass sie im Zentrum der Welt saß und sang. Feuer, Wasser, Erde, Luft – alle Elemente und alles Leben entsprang ihrem Gesang. Jedes Ding und jedes Geschöpf hatte eine eigene Melodie. Und Aldred lernte, diese Melodien zu manipulieren. Elluvia hatte eine perfekte Welt geschaffen. Andere Götter hatten diese mit allen möglichen Kreaturen bevölkert. Elluvias Tochter Lia'nuwen und der Himmelsgott Aldaniel hatten elf Kinder gezeugt, die man schlicht als Elfen bezeichnete. Der feurige Grak'kor und Xallia, die Göttin des Wassers, hatten Geschöpfe erschaffen. Zwergen und Menschen genauso wie Feuerteufel und Wassernymphen. Die Götter hatten einen regelrechten Wettkampf im Erschaffen von Kreaturen eröffnet, bis sie erschöpft inne gehalten hatten, um sich etwas Ruhe zu gönnen. Nun war die Zeit gekommen, dass die sterblichen Bewohner Myrrhes Elluvias Lied zu nutzen lernten.

     Aleena war am selben Tag wie er aufgenommen worden. Aldred erinnerte sich nur zu gut an die Anspannung, die sie beide gefühlt hatten. Ihre Geschichten waren ungemein verschieden und doch hatte das Schicksal sie zusammengeführt, noch bevor ihre Laufbahnen als Magier begonnen hatten.

     Nach dem Aufnahmegespräch und der Prüfung zum Discipulus vor vier Jahren wartete heute seine dritte und wichtigste Prüfung auf ihn. Er begann, den Stoff nochmal im Gedächtnis durchzugehen, gab es aber schnell wieder auf. Es würde vermutlich Tage dauern.

     Er ließ den Blick durch die Halle der Begegnung schweifen, wo sich diverse Zweier-, Dreier- und Vierergrüppchen versammelt hatten und Neuigkeiten austauschten oder auch nur plauderten. Manche hatten Gebäck dabei oder diese kleinen gefüllten Teigröllchen vom Markt, die derzeit so in Mode waren. Es handelte sich um Blätterteig, der mit allen möglichen Dingen gefüllt war. Man experimentierte noch. Derzeit überwogen süße Füllungen wie Pflaumenmus oder gezuckerte Nusscremes, Aldred hatte aber auch schon welche mit Heringssalat oder Bitterblatt gesehen. Er selbst hielt nicht viel davon. Die Händler versuchten doch nur, ihren Gewinn in die Höhe zu schrauben, indem sie ein Glas Pflaumenmus in vielen kleinen Portionen verkauften. Aber das war nicht sein Problem.

     Für die Verhältnisse der Akademie war die Halle groß. Er schätzte die Grundfläche auf fünfzig mal fünfundsiebzig Fuß. Das hohe Kreuzgewölbe wurde von zwölf massiven Steinsäulen gestützt. In die Decke war eine Vielzahl von kleinen farbigen Fenstern eingearbeitet, die tagsüber zusätzlich Licht spendeten. Die Wände waren mit dicken Teppichen behangen. Die Tische, an denen die Scolari, Discipuli und selbst einige Magi saßen, waren allesamt aus dunkler Eiche, von denen keiner dem anderen in Form und Erscheinung gleichen wollte. Die Stühle und Sessel waren zumeist gepolstert und großzügig über den Raum verteilt, beleuchtet wurde die Halle mit Öllampen, die an Wänden und Säulen befestigt oder auf Tischen positioniert waren. Bücherregale fungierten als Raumtrenner und es gab sogar einzelne Sitzecken, die mittels Vorhängen vor neugierigen Blicken geschützt werden konnten. Aldred fand es ziemlich gemütlich hier.

     ››Discipulus Ravenor. Sei mir gegrüßt‹‹, begrüßte ihn eine vertraute Stimme.

     ››Magister Qwertz, ich grüße Euch‹‹,antwortete Aldred und sah sich seinem ehemaligen Lehrer der Alchemie gegenüber.

     ››Wie ich höre, ist heute der große Tag, nicht wahr?‹‹

     ››Ganz genau‹‹, erwiderte Aldred. Immer wenn er Magister Qwertz traf, musste er an dessen verrückten Unterricht zurückdenken. So viel Spaß hatte er selten gehabt. Erzählte man sich auch gruselige Geschichten über den alten Qwertz, war Aldred stets bestens mit ihm ausgekommen. Nun gut, als Scolar war er zurückhaltend bis schüchtern gewesen und hatte seinen Magistern jedes Wort von den Lippen abgelesen. Für ihn war Qwertz ein merkwürdiger, aber sympathischer Lehrer gewesen. Er hatte oft still vor sich hingelächelt, wenn er seine Schüler betrachtete.

     ››Ich wünsche dir viel Glück. Davon kann man nie genug haben‹‹, fuhr der Magister fort.

     ››Ich danke Euch vielmals, Magister Qwertz.‹‹

Aldred sah dem Magister einen Augenblick nach. Wo immer Gelächter ertönte, ging auch der Blick des alten Magiers hin. Fast wirkte er misstrauisch. Aldred schüttelte den Gedanken ab und begab sich in seine Kammer, um noch etwas zu dösen. Schlaf würde er nicht finden, aber dasitzen und abwarten würde ihn verrückt machen. Dösen ging immer.

››Discipulus Ravenor, wenn du nicht in fünf Minuten vor dem Hohen Rat stehst, wird die Prüfung als ungültig gewertet!‹‹

Aldred schreckte hoch und sah sich verdutzt um. Es war schummrig in der Kammer, die er mit seinem Freund und Mitschüler Amun Lutenian teilte. Doch dessen Stimme war das nicht gewesen. Wenn er es recht bedachte, war das gar keine ihm bekannte Stimme gewesen. Er setzte sich auf und kniff die Augen zusammen. Es dauerte einen Augenblick, dann erst erkannte er in der Tür die edlen, jetzt feixenden Züge Aleenas, die offensichtlich ihre Stimme verstellt hatte.

     ››Haha, sehr lustig‹‹, brummelte er und rieb sich den Schlaf aus den Augen.

     ››Ja, mein Bester, auf auf. Lange kann es nicht mehr dauern, bis der Rat dich rufen lässt.‹‹

Aldred brummelte und ließ sich absichtlich Zeit, seine Kleider zu ordnen und seine Gedanken zu sortieren, um Aleena zu zeigen, dass ihr Scherz unangebracht gewesen war. Diese stand weiterhin fröhlich grinsend in der Tür.

     ››Du hast bestanden?!‹‹ Etwas anderes konnte dieses dämliche Grinsen nicht bedeuten, das fiel ihm erst jetzt ein.

Das Grinsen wurde noch breiter. ››Natürlich. Was hast du denn gedacht?!‹‹

     ››Die letzte Stunde ... gar nichts.‹‹ Aldred fiel in ihr Grinsen ein, sprang dann auf und schnappte sich Aleena. ››Glückwunsch!‹‹, rief er aus tiefstem Herzen und drückte sie fest. Sie schlang ebenfalls die Arme um ihn und gab ein leises glucksendes Lachen von sich.

     Dann trat Aldred wieder einen Schritt zurück und sprach mit ernster Stimme: ››Ich gratuliere Euch zum Rang der Maga, Euer Hochwohlgeboren.‹‹ Er verneigte sich.

Aleena lupfte ihre Robe, die sie als Mitglied der Akademie auswies, zu beiden Seiten wie ein Kleid und knickste mindestens so höflich wie grazil. ››Meinen Dank, edler Herr.‹‹

     ››Schmierfink, meinst du wohl.‹‹ Aldreds Vater war ein einfacher Schreiber.

     ››Edler Herr Schmierfink‹‹, verbesserte sich Aleena und beide mussten lachen.

››Discipulus Ravenor, der Hohe Rat erwartet Euch.‹‹ Fjengel, ein junger, blond gelockter Scolar, stand in der Tür und tippelte nervös von einem Fuß auf den anderen. Er fürchtete wohl die Rüge, sollte Aldred zu spät zur Prüfung erscheinen.

     ››Wir sehen uns als Magi wieder!‹‹, wisperte Aleena ihm zu. Und gab ihm einen Klaps auf den Allerwertesten mit. Aldred wollte ihr einen bösen Blick zuwerfen, irgendwie wurde aber ein gequältes Lächeln daraus. Den Weg bis zur Kammer der Wahrheit hatte er einen gefühlten Wimpernschlag später hinter sich gebracht. Wieso raste das Unglück immer auf einen zu, während das, was man herbeisehnte, Jahre brauchte, bis man es erreichte? Nun ja, Unglück. Er wollte diese Prüfung ja mehr als alles andere. Wenn er sie nur schon hinter sich hätte.

     Aldred strich seine karminrote Robe glatt, seine neuen schwarzen Hirschlederstiefel hatte er heute morgen erst sauber gebürstet. Wenn er so darüber nachdachte, war die Kleidung eines Magiers ziemlich simpel gehalten. Dann nickte er Fjengel zu. Dieser öffnete die beiden großen kupfernen Türflügel und kündigte an: ››Discipulus Aldred Ravenor, zur Prüfung vor dem Hohen Rat!‹‹

     Aldred folgte dem Scolaren hinein, trat in die Mitte des Pentagramms, das in den Fußboden eingelassen war, und verneigte sich vor seinen Prüfern.

     ››Wissen und Weisheit, ehrenwerter Hoher Rat.‹‹

     ››Wissen und Weisheit, Discipulus Ravenor‹‹, erklang die energische Stimme des Ratsvorsitzenden Erzmagier Brantik. Der Hohe Rat der Akademie bestand aus vier Erzmagiern, die sich jedes Jahr mit dem Vorsitz abwechselten. Hatte nach vier Jahren jeder den Vorsitz ein Jahr innegehabt, wurde die Reihenfolge für die nächsten vier Jahre ausgelost. Dergestalt versuchte man, etwaigen Intrigen und Vorteilsnahme entgegen zu wirken. Der Erfolg war überschaubar. Das hatte bislang kaum gestört, zielte die übliche Intrige doch eher darauf ab, dem Intriganten die größte Portion Eis mit heißen Kirschen zum Dessert zu sichern. Seltener war es geschehen, dass einzelne Günstlinge trotz mangelnder Qualifikation durch Prüfungen geschleust wurden, um sich später ihrer Unterstützung gewiss zu sein. Die Erzmagier überwachten sich gegenseitig mit Argusaugen, was das anging.

     Erzmagier erhielten ihr Amt auf Lebenszeit. Starb einer, wurde von sämtlichen Magiern ein neuer aus ihren Reihen gewählt. Es leuchtete ein, dass die verbliebenen Erzmagier liebend gerne Einfluss nahmen. Die neusten Gerüchte besagten allerdings, dass der Ton im Hohen Rat rauer geworden sei. Genaues wusste man nicht.

Neben Meister Brantik sah Aldred auch seinen Mentor, Meister Horna, und Meisterin Imriel, eine Elfenmagierin aus dem Gezeitenwald. Erzmagier Zorn, der vierte im Rat, ließ sich von Magus Belio vertreten. Dieser war erst an die dreißig, kam aber Meister Zorn in Talent und Fähigkeit am nächsten. Aldred war ganz froh, hatte er Erzmagier Zorn, den stärksten Feuermagier der Akademie, doch als aufbrausend, fast jähzornig kennengelernt. Reich an Talent, wie auch an Körperfülle, schnaufte er wie ein Walross durch den Unterricht, brüllte los, sobald er jemandem beim Tuscheln erwischte und beschimpfte Scolari wie Discipuli bei falschen Antworten aufs Übelste. Erstaunlicherweise konnte man nach dem Unterricht halbwegs mit ihm reden, aber richtig wohl fühlte Aldred sich in seiner Anwesenheit nie.

     Ähnlich war es allerdings mit Meister Brantik. Im Gegensatz zu Zorns kleinen wütenden Schweinsäuglein hatte Brantik eisblaue Augen, die keinerlei Emotionen preisgaben. Man wusste nie, woran man bei ihm war.

     ››Bist du bereit, dich der Prüfung zu stellen, Discipulus?‹‹, fuhr Erzmagier Brantik mit der formellen Einleitung fort.

     ››Ich bin bereit‹‹, gab Aldred zurück. Zumindest dieser Teil bereitete ihm keinerlei Probleme.

     Er atmete tief durch, senkte den Blick und hob ihn gleich wieder zum Steintisch, an dem die vier Erzmagier nebeneinander auf hohen steinernen Thronen saßen. Ein imposantes Bild. Hinter jedem Thron reichte ein schmaler Vorhang je zwei Fuß breit, in der Farbe seines Elements von einem verzierten hölzernen Bügel unter der Decke bis auf den Boden. Feuerroter Samt hinter Belio. Orange Flammen waren eingestickt, einzelne Rubine eingearbeitet. Hornas Element war das Wasser und sein Vorhang war blau. Er hing vollkommen still, doch auf seiner Oberfläche schienen Wellen zu wogen wie auf dem Meer. Brantiks Vorhang bestand komplett aus weißen Federn, nur alle paar Fuß tauchte ein Pfauenauge darin auf. Imriel war die Meisterin der Erde. Ihr Vorhang war aus dunkelbraunem Bast gewoben. Rinde und Moos waren eingeflochten und zeigten kleine Bäume. Alle vier wirkten auf ihre Art und Weise prächtig.

››Erläutert uns bitte die Applikation Duplicatus, auch Abbild genannt.‹‹ Meister Brantiks Blick ruhte auf ihm. Interesse konnte Aldred darin nicht erkennen. Er holte tief Luft und begann.

     ››Man nehme Kontakt zum Lied Elluvias auf, der ewigen Quelle allen Lebens. Ist man mit der Melodie seines Selbst nicht ausreichend vertraut, sollte man sich diese erneut einprägen. Anschließend erstellt man mit Hilfe des Liedes eine exakte Kopie dieser Melodie und platziert sie mittels Willenskraft am gewünschten Ort des Erscheinens. Je originalgetreuer die Kopie, desto realer wirkt das eigene Abbild auf den gemeinen Betrachter. Nicht vergessen darf man, dass jegliche Kleidung gesondert ergänzt werden muss. Kleidung besteht ebenfalls aus den vier Elementen und kann temporär nachgebildet werden. Zum Auflösen des Abbilds muss man lediglich die Kontrolle über die Melodie fahren lassen. Die einzelnen Noten fügen sich wieder in die ursprüngliche Struktur der Umgebung ein.‹‹ Irgendwas hatte er vergessen, das wusste er.

     ››War's das?‹‹, Magus Belio beugte sich vor und ließ ein selbstgefälliges Grinsen sehen. Dafür nahm er einen missbilligenden Blick des Meisters der Luft in Kauf. Der Vorsitzende leitete die Prüfungen und gab vor dem Abschluss eines Themas den anderen Meistern Gelegenheit, eigene Fragen anzubringen. Noch war es dazu allerdings viel zu früh.

     Aldred starrte durch seinen Mentor hindurch, während er in seinem Gedächtnis kramte. Verdammt! Eigene Melodie. Perfekte Kopie. Kleidung nicht vergessen. Es lag ihm auf der Zunge. Besser, er erinnerte sich zügig. Gleich die erste Frage zu verpatzen, würde einen Schatten auf die gesamte Prüfung werfen. Von Brantik konnte er keine Hilfe erwarten. Apropos.

     ››Discipulus Ravenor?‹‹, Brantiks Stimme forderte eine Antwort. Stimme? Klingelte da etwas? Kopierte man die komplette Melodie, wurden die gesamten Eigenschaften des Originals übernommen. Visuelle, auditive, olfaktorische, gustatorische sowie taktile Eigenschaften. Man konnte das Abbild sehen, hören, fühlen, ... Blutiger Dämonenarsch!, dachte Aldred. Das war es auch nicht. Ganz unbewusst hob Aldred die Hand, um sich durch den sauber gestutzten Bart zu fahren, der schwarz seine Lippen umschloss und das Kinn bedeckte. Siedendheiß fiel es ihm ein und fast hätte er wie ein Kleinkind vor dem Süßwarenladen losgeschrien. Bewegung! Natürlich!

     Er räusperte sich und fügte mit gesetzter Stimme hinzu: ››Verknüpft man mit Hilfe des Liedes die Kopie mit dem Original, wird erstere sämtliche Aktionen des Originals zeitgleich ausführen. Je größer die räumliche Distanz zwischen beiden Melodien, desto mehr Kraft kostet diese Verbindung den Spruchwirker und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine zeitliche Verzögerung eintritt. Daher wird Anfängern empfohlen, im Augenblick der Erstellung des Duplikatus die Arme in dessen Richtung auszustrecken, um die Distanz zu verringern.‹‹ Erleichtert atmete der Prüfling aus. Meister Horna tat es ihm gleich.

Da stand er nun. Sein größtes Talent. Zweiundzwanzig Sommer alt, schlaksig wie eh und je. Und nicht so selbstsicher, wie er ihn kannte. Erzmagier Horna knetete seine alten, knotigen Hände, die in letzter Zeit unzuverlässig wurden. Zum Glück benötigte er sie nur selten zum Zaubern, häufiger jedoch für die Alchemie, mit der er gern seine Zeit verbrachte. Gut, sagte er zu sich selbst, dein Körper tut auch seit mehr als siebzig Sommern seine Dienste. Er wollte sich gar nicht beklagen, erreichten doch die wenigsten solch ein stolzes Alter. Nur war es überaus nervenaufreibend, wenn der Körper vor dem Geist nachließ. Wenn man nicht mehr konnte, wie man wollte. Andersherum stellte er sich das einfacher vor. Wenn man noch alles konnte, was man wollte, nur eben nicht mehr wusste, was das war. Das war dann eher für die schwierig, die einen aushalten mussten.

     Bei der ersten Frage hatte Aldred ihn ziemlich nervös gemacht. Zumal die Illusionsmagie Aldreds Lieblingsfach war. Das hatten sie gemeinsam. Meister des Wassers war er, aber auch Meister der Verwandlung und Illusion. Die meisten Trugbilder basierten auf einer Mischung aus Wasser- und Luftmagie. Und Aldreds Erwachen, als sich sein Talent das erste Mal gezeigt hatte, war das Trugbild einer wunderschönen Prinzessin gewesen, das durch die Dorfschenke von Aldreds Heimatdorf gewabert war. Der junge Ravenor war nicht der jüngste Scolar, der je an der Akademie aufgenommen worden war, aber seine rasche Auffassungsgabe und sein überdurchschnittliches Talent hatten ihn dennoch zum erfolgversprechendsten Schüler der magischen Künste gemacht. Nun ja, so sah es Horna. Imriel, die Meisterin der Naturmagie, hatte ihre ganz eigene Favoritin. Die Illusionsmagie wurde von vielen anderen Magiern belächelt. Taschenspielertricks, Blendwerk, Feuerwerksmagie und sowieso alles nur Lug und Trug hieß es. Hornas Meinung nach konnte man die Illusionsmagie gar nicht hoch genug einschätzen, spielte sie doch mit dem Verstand der Zielperson. Wo andere brachial einen Feuerball bevorzugten, ließ er sein Opfer lieber vor lauter Panik vom Balkon springen. Das war die hohe Kunst. Wer das Lied nicht hören konnte, würde sogar denken, es sei Selbstmord gewesen. Nicht, dass er je jemanden ermordet hätte. Aber dieses Beispiel nutzte er sehr gern zur Veranschaulichung.

     Anscheinend war Aldreds Aussetzer nur auf seine Aufregung zurück zu führen. Durch den restlichen Theorieteil navigierte er sich gekonnt hindurch. Dass Brantik ihn einmal beim Thema Metamagie festnagelte, war zwar bedauerlich, konnte aber das Bestehen der Magietheorie nicht ernsthaft in Gefahr bringen. Der Magiespiegel war nicht einfach zu erklären, selbst wenn man ihn verstanden hatte. Und sogar Brantik musste zugeben, dass noch nicht alle Phänomene des Liedes restlos geklärt waren. Selbst wenn ein Zauber funktionierte, war es nicht immer ganz klar, warum er es in jener Art und Weise tat.

››Die Alraune gehört zu den Nachtschattengewächsen. Es handelt sich um krautige, niedrigwachsende Pflanzen, die eine Blattrosette aus basalen, fast stiellosen grünen Blättern von bis zu fünf Fuß Breite ausbilden. Die Blattoberseite ist runzelig ...‹‹ Der Meister des Wassers schaltete ab. Aldreds anschließenden Ausführungen über den Apfel als Symbol von Fruchtbarkeit und Leben sowie die nachgesagte Wirkung als Haarwuchsmittel waren allesamt nichts Neues für ihn. Das Thema Kräuterkunde plus hatte der Discipulus ebenfalls souverän gemeistert. Interessant wurde es beim praktischen Teil. Den mochte Horna immer am liebsten.

     Die Applikation Involu ignis hatte Aldred problemlos hinter sich gebracht. Eine Dolchklinge in Feuer zu kleiden konnte zwar zu Verbrennungen führen, war aber nicht sonderlich komplex. Fehler konnte man bei jedem Zauber begehen. Nur waren die Folgen unterschiedlich schwer. Eine der gefährlichsten Anwendungen war der Tele ...

››… port bitte!‹‹ In Brantiks Miene zuckte nicht der kleinste Muskel. Belio dagegen konnte sich ein fieses Grinsen nicht verkneifen. Aldred musste an die Worte Magister Rümelzwas denken, als er ebendiesen Zauber vorstellte.

     ››Diese Applikation werdet ihr niemals alleine üben. Nur unter Aufsicht und mit der Hilfe eines Magisters. Nicht eines Magus. Eines Magisters‹‹, so hatte er begonnen. Jeder Magister war auch ein Magus, nicht jeder Magus jedoch ein Magister. Den Titel eines Magisters durfte nur derjenige tragen, dem erlaubt war, selbständig zu unterrichten.

     ››Ein Fehler kann euch das Leben kosten. Absolut ungesund und überaus schmerzhaft, aber relativ harmlos ist der Verlust eines Fingers, einer Hand, eines Arms, den ihr zu transportieren vergesst. Vermutlich könnte Arcomaga Imriel euch sogar wieder zusammenflicken. Schwerer wiegt der Verlust von Kopf, Körperhälfte, mehrerer Extremitäten oder Organen. Das endet meist fatal. Manche von euch kennen vielleicht die Legende von Ostramark, dem Zauberer, der noch zu Zeiten der Insel lebte. Er hatte in jungen Jahren die Witwe des Herzogs von Schwertsee geehelicht.‹‹ Rümelzwa neigte zum Geschichtenerzählen und hatte in den meisten Schülern begeisterte Zuhörer. Nur die Streber hielten die Geschichten für Lernunterbrechungen und nahmen diese zumeist mürrisch hin. Doch in diesem Fall hatte er die Aufmerksamkeit aller seiner Schüler.

     ››Er versprach sich neben Macht und Einfluss vor allem Gold für seine Forschung. Ostramark selbst hätte nicht überraschter sein können, als er sich in die erblühende Tochter der Herzogin verliebte. Sanya war ihr Name. Derartige Gefühle waren ihm bis dahin völlig unbekannt gewesen. Als eines Tages die streitbare Herzogin ihren jungen Gemahl mit ihrer Tochter im Bett erwischte, verlangte sie Ostramarks Kopf. Der Magier nahm seine Geliebte bei der Hand, stieß die Herzogin beiseite und floh mit Sanya in die Straßen der Stadt. Die beiden Turteltauben eilten zum Hafen, die Wache dicht auf den Fersen. Ihre Schritte trommelten auf dem Landungssteg und es sah recht hoffnungslos für sie aus. Die meisten Schiffe lagen fest vertäut auf ihren Liegeplätzen. Die Räudiger Hund segelte gerade in den Hafen ein, während die Schwalbenschwanz ihn soeben verließ. Gute zweihundert Fuß trennten das Deck der Schwalbenschwanz bereits von den Liebenden. Die Wachen hatten den Steg ebenfalls betreten und sahen die Entflohenen in der Falle sitzen. Da schlang Ostramark die Arme um seine Sanya, griff nach dem Lied der Allmutter und sprach den Zauber Teleport.‹‹ An dieser Stelle hatte der Magister eine Kunstpause eingelegt. Der alte Folterknecht.

     ››Die Seeleute staunten nicht schlecht, als in ihrer Mitte plötzlich zwei ineinander verschlungene Fremde auftauchten. Mindestens genauso staunten die Wachen auf dem Steg, als die zwei vor ihren Augen verschwanden. Doppelt so große Augen bekamen sie, als einer von ihnen auf etwas Rotes zeigte, das in einer Höhe von ungefähr vier Fuß vor ihnen in der Luft hing. Kurz darauf fiel Sanyas Herz mit einem dumpfen Laut zu Boden und die Frau selbst fuhr aus Ostramarks Armen direkt zu den Göttern. Der Legende nach starb auch er noch an Bord des Schiffes an gebrochenem Herzen. Wobei ich Letzteres für die Erfindung irgendeines rührseligen Poeten halte.‹‹

Den ersten Teleport, den ein Schüler erlebte, führte daher immer ein Magister durch. Der Discipulus wurde teleportiert und hatte lediglich darauf zu achten, wie der Magister im Lied wirkte. Da es ihnen nicht erlaubt war, alleine zu üben, hatte Aldred erst eine knappe handvoll an Versuchen zusammen. Und jedes Mal hatte ein Magister unterstützend mitgewirkt. Aldred konnte sich nicht erinnern, dass der Teleport jemals in einer Magierprüfung verlangt worden wäre. Natürlich musste er sich selbst eingestehen, dass er noch nie einer beigewohnt hatte. Im letzten Jahr hatte er zum ersten Mal ehemalige Mitschüler befragt, die die Prüfung abgelegt hatten. Vom Teleport hatte keiner gesprochen. Und die Meister durften ihn nicht unterstützen. Nun, es half nichts. Warum sollte er den Teleport nicht meistern, das hatten hunderte Magier vor ihm auch.

     ››Bereit?‹‹, hakte der Vorsitzende nach.

     Aldred nickte lediglich, ging auf die Wand zu seiner linken zu und drehte sich um. Er konzentrierte sich. Er griff nach dem Lied. Seine eigene Melodie kannte er auswendig, kurz prägte er sich die Melodie seiner Kleider ein ...

Meister Horna war nervös. Davon kündeten seine erhöhte Blinzelfrequenz sowie sein Zeigefinger, der leise aber stetig auf die Tischplatte klopfte, wo beide Hände sich ausgeruht hatten. Halb verstohlen schenkte er Meister Brantik einen bösen Seitenblick. Der Teleport war das letzte Mal vor drei Jahren abgeprüft worden. Keine Probleme. Doch vor fünf Jahren war es schrecklich schief gegangen. Ein fähiger, wenn auch stürmischer Discipulus namens Erlond war als sechs Fuß großer Blutklumpen auf der anderen Seite der Kammer angekommen. Heilung unmöglich. Meister Zorn hatte geschrien und geflucht wie ein Zwergenzuhälter mit Verstopfung. Imriel hatte stumme Tränen geweint, während Meister Brantik sein Bedauern kund getan hatte. Er selbst, Horna, hatte den Teleport als Prüfungsinhalt festgelegt. Inzwischen hasste er diese Applikation. Ein Schrei Aldreds riss ihn aus seinen Gedanken. Eindeutig Schmerz!

Aldred hatte das Ziel fokussiert, drei Fuß vor der gegenüberliegenden Wand. Er hatte seine Noten gesammelt und auf den Notenlinien des Liedes transportiert. Ein Wimpernschlag und er stand vor der Wand. Wie der Tag, wenn er morgens die Augen aufschlug, brach der Schmerz über ihn herein. Grell und gleißend. Ihm fehlte der halbe rechte Unterarm. In Zeitlupe sah er, wie das Blut sich sammelte, um den ersten Tropfen zu bilden. Mit aller Macht verdrängte er den Schmerz, schloss die Augen, stieg tief in das Lied hinein und spürte seinen Arm dort, wo er ihn zurückgelassen hatte. Er wusste, wie sein Arm im Lied aussehen sollte, er spürte, welcher Teil fehlte. Aldred sog mehr Energie aus dem Lied, holte seinen verstümmelten Arm hinterher und setzte ihn passgenau auf den blutenden Stumpf. Er nahm nicht wahr, wie Horna auf den Tisch trommelte, wie Imriel die Luft anhielt, wie Belio der Mund offen stand. Sein Arm war wieder an Ort und Stelle, nur waren es immer noch zwei getrennte Hälften. Erneut schöpfte er Wasser und Erde, Feuer und Luft aus dem Lied. Den Göttern sei Dank war der Mensch von Xallia geschaffen, der Göttin der Meere und der Seen, der Flüsse und Fische. Ihr Element war das Wasser... deshalb müssen wir soviel trinken! schoss ihm durch den Kopf... und in Wassermagie war er stark. Der Schmerz beendete seine gedankliche Abschweifung schnell. Er verband die Knochen miteinander; zumindest würde die untere Hälfte jetzt nicht mehr abfallen.

     ››Wenn Ihr erlaubt?!‹‹, hörte er Imriels klare helle Stimme. Brantiks Nicken sah er dagegen nicht. Die Härchen an seinem Arm stellten sich auf und die Wunde begann zu prickeln, als Imriel sich zu ihm kniete und seinen Arm heilte. Die Blutung versiegte. Erschöpft hauchte Aldred ein schwaches: ››Vielen Dank. Arcomaga.‹‹ Seine Hände zitterten leicht. Er konnte kaum fassen, was gerade passiert war.

››Das war wohl ein Fehlgriff‹‹, Belio meldete sich zu Wort. Er klang eindeutig schadenfroh. Elende Ratte, dachte Aldred. Allerdings war das eher ein Reflex. Er fühlte sich viel zu matt, um wütend zu sein.

     ››Eben war er dort. Nun steht er hier. Sieht für mich wie ein Teleport aus‹‹, kommentierte Meister Horna, wenn auch mit brüchiger Stimme. Aldred lächelte dankbar auf den Boden hinunter.

     ››Es war kein korrekt ausgeführter Teleport. Das würdet Ihr genauso sehen, wenn er Euch teleportiert hätte, Kollege‹‹ Das war Brantik.

     ››Er ist zu guter Letzt komplett drüben angekommen. Und hat zusätzlich noch einen Heilzauber gewirkt.‹‹ Imriel schien ebenfalls für ihn zu sprechen. Aldred wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und atmete tief durch.

     ››Der nicht Teil der Aufgabe war.‹‹ Belio wieder.

     ››Das besprechen wir hinterher. Fahren wir mit der Prüfung fort. Bist du dazu in der Lage, Discipulus?‹‹ Der Vorsitzende achtete auf die Einhaltung der Form, wie es seine Aufgabe war. Glücklich machte Aldred das nicht; am liebsten wäre er ins Bett gekrochen. Aber was hatte er erwartet?! Eine Pause mit belegten Broten?! Immerhin gab Brantik ihm die Chance, die Prüfung zu Ende zu bringen. Das hätte er nicht müssen. Aldred konnte nicht ablehnen. Ablehnen war keine Option. Ablehnen war Scheitern.

Es folgten noch die Fragen, die mit dem Unterrichtsstoff wenig zu tun, es aber dennoch in sich hatten. Die Bibliothek brennt. Rettest du deine bewusstlosen Mitschüler oder die Bücher? Was bedeutet für dich Magie? Wie schätzt du deine eigene Leistung ein? Was hältst du von Magister Luvvins Unterricht? Was hast du an der Akademie gelernt? Ach, Verantwortungsbewusstsein. Heißt das, vorher hattest du keins? Für was würdest du dein Talent hergeben? Und so weiter und so fort.

     Die ersten Minuten fühlte sich Aldred wie in Trance und genauso antwortete er. Bis Meister Horna seine flache Hand heftig auf den Steintisch klatschen ließ.

     ››Verzeihung‹‹, murmelte der Meister in Richtung des Vorsitzenden. Dann an Aldred gewandt. ››Bitte fahr fort.‹‹  Dieser riss sich zusammen, konzentrierte sich und hangelte sich fortan durch die Fragen wie der Affe durch den Dschungel.

     ››Vielen Dank, Discipulus Ravenor. Du kannst gehen. Wir beraten uns und rufen dich wieder rein.‹‹ Mit diesen Worten entließ ihn Meister Brantik und erhob sich, wohl um sich etwas die Beine zu vertreten. Aldred stieß die beiden kupfernen Türflügel auf und verließ die Kammer, in die Fjengel hineinschlüpfte. Im Vorraum sank er auf einer Steinbank zusammen, harrte der Entscheidung, die auf ihn wartete, und haderte mit sich selbst und seinem verdammten Pech. Oder war es Glück gewesen?

Die Zeit verstrich. Aldred schloss die Augen und lehnte sich mit dem Rücken an die kalte Wand. Er vermied es zu denken. Schritte weckten seine Neugier. Vielleicht kam Aleena, um ihm beizustehen? Oder sein Freund Amun? Nein, die Schritte der beiden hätte er erkannt. Wenige Augenblicke später bog der königliche Botschafter um die Ecke. Obwohl dieser vor geraumer Zeit Gemächer in der Akademie bezogen hatte, war sein Gesicht Aldred nicht vertraut. Er erkannte ihn an der typischen mit Goldfäden durchwirkten Kappe. Dazu trug der Botschafter eine Weste aus rotem Samt, welche passend zur Kappe mit goldenen Knöpfen und Stickereien verziert war. Auf den Schultern saßen prächtige goldene Borten. Die Weste spannte ein wenig über dem Bauch. Die Akademieküche schien ihm zu munden. Das Hemd war aus weißer Seide mit weiten pluderigen Ärmeln. Seine samtenen roten Beinkleider saßen eng und verschwanden in knöchelhohen Stiefeln aus schwarzem Leder. Abgerundet wurde das Bild von einem schmalen weißen Mantel mit goldener Bordüre, kaum einen Fuß breit, dafür vier in der Länge. Es hätte auch ein Tischläufer sein können. Aldred fragte sich, ob das derzeit Mode war in Weißbach, wo der König residierte. Je tiefer man den Blick senkte, desto weniger Schnickschnack fand man und desto weniger wirkte der Botschafter wie ein eingebildeter Pfau. Dennoch drängte der Vergleich sich auf.

     Fjengel, der mit Erfrischungen in die Kammer der Wahrheit eingetreten war, kam in diesem Moment wieder heraus. Der Botschafter würdigte Aldred zwar eines Blickes, jedoch keines Grußes, und steuerte zielsicher auf den Scolaren zu.

     ››Kündige mich an‹‹, verlangte er barsch, sein Kinn ruckte noch ein Stück weiter nach oben und präsentierte einen immensen Kehlkopf.

     ››Die Arcomagi beraten grade, mein Herr. Ihr könnt jetzt nicht ...‹‹

     ››Ich vertrete den König. Ich kann immer!‹‹ Der Botschafter war laut geworden, dennoch klang er eher genervt und selbstbewusst als bedrohlich. Aldred schmunzelte in sich hinein. Fjengel nickte diensteifrig und öffnete die Tür. Als der Botschafter in die Kammer eilte, hörte Aldred den jungen Scolaren krähen: ››Der Juncker von Schwarzasche, Botschafter unseres Königs, Alrok des Ersten, aus dem Hause Tolkting.‹‹ Dann schloss sich die Tür und Aldred war wieder mit sich und seinen Zweifeln allein.

Keine zehn Minuten später schwangen ihm die Türflügel erneut entgegen und wurden zudem von einem lautstarken Wortgefecht begleitet.

     ››… König wird davon erfahren.‹‹ Der Juncker stürmte mit wehendem Mantel an ihm vorbei.

     ››Das hoffe ich! Die Prüfungen sind Akademieangelegenheit. Sagt ihm das!‹‹ Aldred staunte nicht schlecht. Der sonst so beherrschte Brantik klang regelrecht erregt.

     Die Akademie machte unruhige Zeiten durch. Langsam aber stetig, wie die Brandung die Klippe bearbeitet, hatte König Alrok die letzten Jahre seinen Einfluss an der Akademie auszudehnen versucht. Vor zwei Jahren war mit dem Juncker von Schwarzasche ein Botschafter des Königs in Samarant eingetroffen und geblieben. Damals hatte er spontan das größte Gästezimmer der Akademie bezogen und es schlicht und einfach nie wieder geräumt. Viele Magier hatten gemurrt und taten das heute noch. Zumal der königliche Botschafter sich herausnahm, mehr und mehr in das Tagesgeschäft der Akademie einzugreifen, um – wie er nicht müde wurde zu beteuern – lediglich die Interessen des Königs zu vertreten.Interessen, die mitunter denen der Akademie und des Hohen Rates gar nicht entgegenliefen. Aber die Einmischung an sich rief größtes Unbehagen quer durch die Magierschaft hervor. Und manchmal traten eben doch Streitfälle auf.

     Aleena hatte Aldred berichtet, der Rat hätte dem König Nachricht in die Hauptstadt geschickt und sich offiziell jegliche Einmischung verbeten. Doch der König war der Ansicht, dass auch die Magier zu seinen Untertanen gehörten und ihm Gehorsam schuldeten. Seiner Meinung nach ging er überaus behutsam vor und schrieb dem Botschafter lediglich die Rolle eines Beraters zu. Dieser wiederum interpretierte seine Aufgabe vehementer und man vermutete, der König habe ihn inoffiziell dazu angehalten.

     Beunruhigend war es allerdings erst in den letzten Monaten geworden, als die an sich unpolitischen Magier begannen, Bewegungen, Gruppen und Bündnisse zu bilden. Auf der einen Seite standen diejenigen, die mit der Krone einen Kompromiss aushandeln und schriftlich festhalten wollten. Auf der anderen die Magier, die für die Unabhängigkeit der Akademie rigoros und überzeugt auftraten. Der Hohe Rat hatte bislang keine Position bezogen. Offiziell.

Viel Zeit, über den aktuellen Vorfall nachzudenken, blieb Aldred nicht. Nun war er wieder an der Reihe. Anscheinend war der Erzmagier derart in Fahrt, dass er diesmal einen feuchten Fliegenschiss auf die Etikette gab und den Prüfling selber hereinrief.

     ››Ravenor! Antreten!‹‹

     Dieser rieb sich die müden Augen, strich seinen kurz geschorenen Bart glatt und eilte in die Mitte des Pentagramms, während Fjengel die Tür hinter ihm schloss. Brantiks Miene zeigte wie gewohnt keine Gefühle. Lediglich an seinem Tonfall konnte man hören, dass er noch nicht so ruhig war, wie er sich gab.

     ››Discipulus Ravenor. Wir haben eingehend beraten. Deine Kenntnisse in der Magietheorie sowie in der Pflanzen- und Kräuterkunde entsprechen den Anforderungen. Auch die Fragen zu Charakter und Moral hast du ordentlich beantwortet. Der praktische Teil hat uns Sorgen bereitet.‹‹

Aldred spürte, wie sein Mund trocken wurde. Würde er ein weiteres Jahr auf seine nächste Chance warten müssen?

     ››Die Feuerverzauberung war perfekt, der Teleport hat dir Probleme bereitet. Ich war dafür, dich im kommenden Jahr erneut zu prüfen.‹‹

     Aldred fühlte Wut in sich aufsteigen und war nahe daran, laut los zu fluchen. Seine Freunde Magi, er Discipulus. Heiliges Höllenfeuer, das würde er nicht aushalten. Das wollte er nicht aushalten!

     ››Doch Arcomaga Imriel und Arcomagus Horna haben mich überzeugt. Einen Magus macht nicht allein aus, dass ihm gelingt, was er sich vornimmt. Dass er das Lied beherrscht. Sondern auch, dass er sich in einer scheinbar ausweglosen Situation zu helfen weiß. Dass er improvisieren kann.‹‹

     Aldred ballte die Faust und ein kehliges Grunzen des Triumphs ließ seine Kehle vibrieren. Fast meinte er, ein schmales Lächeln auf Brantiks Lippen erkennen zu können.

     ››Discipulus Ravenor. Der Rat der Akademie zu Kyrell erhebt dich in den Rang eines Magus Quaerendus. Meinen Glückwunsch. Du kannst dir morgen die Robe eines Magus in der Kleiderkammer aushändigen lassen.‹‹ Mit diesen Worten erhob sich der Erzmagier und verließ die Kammer durch den Ausgang auf der rückwärtigen Seite. Magus Belio folgte ihm zügig. Der alte Meister Horna blieb sitzen, zwinkerte ihm zu, Meisterin Imriel winkte ihn heran.

     ››Auch von mir die besten Glückwünsche‹‹, säuselte sie mit einer Stimme, wie sie nur Elfen besitzen konnten. Aldred war sich durchaus bewusst, dass sein neuer Rang ein gewisses Maß an Würde von ihm verlangte, aber er konnte nicht anders, als breit zu grinsen.

     ››Danke Arcomaga.‹‹ Dann suchten seine Augen den Blick seines Mentors. ››Auch Euch vielen Dank! Für alles!‹‹ Meister Horna drückte ihm nur die Hand und lächelte zufrieden.

     ››Ich werde Euch stolz machen‹‹, plapperte Aldred weiter drauf los.

     ››Das hast du schon‹‹, antwortete Meister Horna. ››Aber es ist noch nicht vorbei. Es geht gerade erst los, Aldred.‹‹

››Jetzt geht’s los!‹‹, rief Amun und zog die letzte Schnalle an seinen Wanderstiefeln fest. Die Sonne stieg soeben zum Fenster hinein und ließ seinen blonden Kurzhaarschopf leuchten wie einen Heiligenschein. Er hatte einen Tag vor Aleena und Aldred die Magierprüfung erfolgreich abgelegt.

     ››Weißt du schon, wo du suchen wirst?‹‹, fragte Linli Liederspiel, ebenfalls eine frischgebackene Maga. Alle vier waren damit zu Magi Quaerendi geworden, auch einfach Suchende genannt.

     ››Ich werde die Gelegenheit nutzen, mal zu Hause vorbei zu schauen. Macht das nicht jeder?‹‹ Amun zuckte mit den Achseln und sah sie fragend an. ››Ist immerhin die erste Chance, seit wir hier sind. Wer weiß, wann die nächste kommt.‹‹

     ››Wohin gehst du, Aleena?‹‹, Aldred schnürte sein Bündel zusammen. Erst heute Morgen hatte er seine neue Robe beim Kämmerer der Akademie abgeholt. Entsprechend der Regeln der Akademie war sie in dunklem blau gehalten. Je ein schlanker weißer Streifen lief an der Außenseite der weiten Ärmel hinab und weitete sich zu deren Ende hin wie eine Flussmündung. Der gleiche Streifen, nur großzügiger ausgelegt, fand sich auch mittig auf Vorder- und Rückseite der Robe. Die Farbe Blau zeigte an, dass Aldreds Stärke die Wassermagie war. An zweiter Stelle stand bei ihm das Element Luft, daher die weißen Streifen. Aleenas Robe dagegen war feuerrot, ihre Streifen trugen Schwarz. Erdbraun war früher die Farbe der Erde gewesen, bis vor zweihundert Jahren die amtierende Ratsvorsitzende hatte abstimmen lassen, das Braun durch Schwarz zu ersetzen. Angeblich erblindete sie jedes Mal aufs Neue, wenn sie das klassische Braun in Kombination mit dem flammenden Rot sah. Erstaunlicherweise hatte sich dieser Eindruck gegen die Tradition durchgesetzt. Seitdem gab es Braun in keiner Robe mehr.

     Obwohl die Roben magisch verstärkt waren und zumindest so viel Schutz boten wie eine einfache Lederrüstung, ließen sie sich wunderbar zusammenlegen und verstauen. Und genau das tat Aldred jetzt. Wie Amun hatte er Reisekleidung angelegt. Das Frühjahr machte langsam dem Sommer Platz, so dass er sich auf halbhohe Stiefel, Stoffhemd, Stoffhose und schlichtes Lederwams beschränkte. Für alle Fälle nahm er einen gefütterten sowie einen gewachsten Mantel mit. Eine Küchenhilfe hatte ihnen allen Pakete mit haltbarem Proviant bereit gelegt.

     ››