Die Tal'ahn-Chroniken, Band 1 Buch 1 An-In Tafan, erster Teil - Claudio Wiedenfeld - E-Book

Die Tal'ahn-Chroniken, Band 1 Buch 1 An-In Tafan, erster Teil E-Book

Claudio Wiedenfeld

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Beschreibung

Zwei Völker, entstanden aus einem, bekämpfen sich schon seit tausenden von Jahren. Das eine, die Tentron, verblendet von einer Gruppe religiöser Führer, das andere, die Kibrin, geführt von sieben Großmeistern, Koryphäen der Wissenschaft, genannt der Zirkel des Wissens. Anfangs standen ihre Chancen gleich, doch nach mehreren großen, zermürbenden Kriegen erlangten die religiösen Führer der Tentron die Überhand und verdrängten die Kibrin in den Süden, wo das Klima rau und kalt war. Sie verschanzten sich hinter dicken Mauern von zwei Arten von Festungen. Die einen waren große Stadtburgen, Metropolen der Wissenschaft und des Fortschritts. Die anderen waren Versorgungs-Festungen, wo man Nutzvieh, Nahrungsmittel und Holz heranzüchtete. Zwischen Stadtburgen und Versorgungs-Festungen pendelten regelmäßig die Kaufleute. Harte Männer, die ständig im Kampfe mit dem kalten Wetter und umherstreunenden Raubtieren standen. Darüber hinaus machten Räuberhorden das Land unsicher. Wäre das noch nicht genug, machte die Armee der Tentron mobil, um die verbleibenden Kibrin endgültig zu vernichten. Das schien ihnen nach und nach auch zu gelingen. Der Zirkel des Wissens musste sich schnell eine Lösung für die Rettung der Letzten ihres Volkes finden. Mit seinem gewaltigen Transporter gerät Kaufmann An-In Tafan und sein guter Freund Telk zwischen die Fronten. ...und sie haben alle Hände voll zu tun, wollen sie nicht untergehen.

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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Die Tal’ahn – Chroniken

Band 1

 

 

 

 

Buch 1

An-In Tafan

Erster Teil

 

 

 

 

 

 

Ein fantastischer Roman vonClaudio Wiedenfeld

Prolog

 

„Guten Morgen, Paltarij!“, dröhnte eine blecherne Stimme aus den Lautsprechern,„Die Sonnen scheinen mit voller Kraft und es vermag ein schöner Tag zu werden. Ja, raus aus den Betten, um diesen schönen Herbsttag zu genießen, denn bald kommt der Winter…“

…und blablabla.

Mit dieser aufgesetzt gut gelaunter Stimme suggerierte der Sprecher des Senders dem Volk von Tentron einen erneut heiteren Tag, in den man frohlockend gehen sollte. In Wahrheit wurde ein künstliches Wetter unter einer riesigen Glasglocke über den großen Städten von Tentron simuliert, um den Einwohnern eine heile Welt vorzuspielen.

Ein jeder wusste genau, dass es nicht so war. Doch ein jeder wollte dem Schönreden der tentronischen Regierung gerne Glauben schenken. Warum auch nicht, denn wer wollte schon etwas von – „Die Welt ist am Ende, wenn wir nichts gegen die angehende Verschmutzung tun“ – oder – „Leute! Wir müssen unser Konsumverhalten drastisch einstellen!“ – hören?

Deshalb wurden solche „Unkenrufe“ von der Regierung strengstens untersagt. Wer sich nicht dran hielt, kam durch verdammt ungünstige Umstände ums Leben. Im manchem Falle verschwand die Person einfach. Somit behielt der Rat der Zehn, welcher aus religiösen Führern der tentronischen Glaubensgemeinschaft bestand, eine absolute Kontrolle über das (sehr gläubige) Volk.

Ganz anders erging es den Kibrin, dem zweiten Volk, welches auf dem Planeten Paltarij existierte. Einst waren sie Eins mit den Tentron, doch als ihr damals gemeinsames Königshaus Zwillinge hervorbrachte, spaltete sich die Nation.

Zuerst kaum merklich – über die Jahrtausende jedoch sehr erkenntlich. Dies resultierte daraus, dass die Kibrin ganz anderen Lebensverhältnissen trotzten mussten, als die Tentron. Durch fünf große, lange und brutale Kriege wurden sie in den stets eisigen Süden des Planeten zurückgedrängt.

Während die Tentron wohlbehalten unter riesigen Glaskuppeln in Großstädten (und deren Vororte) aufgeteilt lebten, mussten sich die Kibrin mit den realen, polarähnlichen Temperaturen herumschlagen, die in ihrer Region vorherrschten.

Somit veränderten sie ihr jeweiliges Aussehen und aus einst einem Volk bildeten sich letztendlich zwei Rassen. Die Tentron waren hoch gewachsen, von schlanker Statur. Ihre Haut war dunkelbraun, da sie ursprünglich in tropischen Bedingungen gelebt haben. Die Köpfe waren lang und schmal. Die Augen waren dunkelbraun und lagen schräg, die Ohren liefen spitz zu. Ihre Haare schimmerten pechschwarz und sie waren stark gekräuselt. Ja, man könnte sie dem Aussehen nach mit den Elfen aus unseren Märchen und Fantasy-Geschichten vergleichen. Mit quasi afrikanischen Elfen – bis auf die feine, kurze Nase und die schmalen Lippen.

Die Kibrin hingegen waren das komplette Gegenteil. Ihre Haut war hell, wie die eines Skandinaviers, die Haare meist blond, teilweise rot und im seltensten Fall schwarz oder braun. Von der Statur her waren sie stämmig bis wuchtig und die Gesichter breit mit großen Nasen. Die Ohren waren nicht spitz sondern rund, so wie die unseren und die Augen blau, grün oder grau. Ja, hätten sie noch stark ausgeprägte Augenwülste gehabt, so hätte man ihr Aussehen mit dem eines Neandertalers vergleichen können. Da diese allerdings fehlten, glichen sie mehr einem kräftig gebauten Menschen mit der Größe von höchst eins achtzig.

Die Atmosphäre im Süden war noch nicht so arg verseucht wie bei den Tentron und es gab sogar noch wild lebende Tiere, was nicht gerade zum Frohlocken der Kibrin beitrug, da einige von ihnen Räuber waren und eine enorme Größe erreichen konnten. Auch deswegen lebten die Kibrin in Festungen. Dicke Mauern schützten sie vor den Bedrohungen der eisigen Wildnis. So, wie sie einst den wilden Anstürmen der Tentron erfolgreich trotzten. Mächtig stiegen die Städte mit ihren unzähligen Türmen gen Himmel empor. Doch auch die Farmen waren geschützt durch meterdicke Wälle, wenn auch nicht so imposant wie zuvor genannte Städte.

Um jene Städte jedoch mit ihren unendlichen Bedürfnissen zu befriedigen und den Bedarf der vereinzelten Farmen zu decken, gab es einen Schlag von Kibrin, die quasi ein Nomadenleben führten. Sie waren die wahren Helden in ihrer Welt, denn sie versorgten die Kibrin in ihren Städten und Farmen mit Lebensmitteln, Kleidung, Möbeln, Gebrauchsgegenständen und allem möglichen, was man sonst noch in einer Zivilisation benötigt. Ohne sie wäre ein jeder seiner Existenzgrundlage beraubt. Es waren Kibrin, die jedem Wetter trotzen und sich jedem tückischen Monster in der unendlich weiten Eiswüste entgegen stellten. Sie führten ein raues Leben. Sie waren stark, furchtlos und abgehärtet.Allgemein nannte man sie einfach Händler!Raue Gesellen, doch das Herz am rechten Fleck, kluge Geschäftsmänner, doch keine Undinschen (Derzeit nannte man sich noch Dinsch). Heftige Haudegen, jedoch auch zärtliche Liebhaber.

Das ist die Geschichte von einem der Besten seiner Zunft.

Dies ist die Geschichte von An-In Tafan.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1Irren ist Dinschlich

 

Es dröhnte laut.Dies kam von den starken Motoren, die den schweren Transporter antrieben. In der Führerkabine war er vom Großteil des Lärms verschont. Das galt ebenso für den hinten angrenzenden Wohnbereich, den er sein Heim nannte. Diese Zonen waren speziell geschützt. Das war auch gut so, denn wer würde sich selbst gerne einer zukünftigen Taubheit aussetzen wollen?Statt des Lärms, den ein solcher Transporter seiner Umwelt antat (Derzeit bestand die Umwelt aus einigen ahnungslos daher stehenden Bäumen und einer Herde unschuldig äsender Wildtiere), war im Innern nur ein monotones, leises Brummen zu vernehmen.Würde zufällig jemand aus eines der Bullaugen des Gefährtes herausschauen, so sah dieser just in diesem Augenblick in der Ferne zwei Teenager-Raubtiere deprimiert davon trotten.

Vormals waren sie gerade dabei zum Todessprung anzusetzen, als jenes Getöse über sie alle hereinbrach und die Herde Pflanzenfresser aufscheuchte; kurz bevor sie erfolgreich ein unvorsichtiges Junges hätten reißen können, so, wie ihre Mutter es ihnen geduldig seit vielen Mondeszyklen beizubringen versucht hatte. Stattdessen würde es zu Hause wieder eins mit der mütterlichen Pranke hinter die Ohren geben. Dann ging es auch noch ohne Abendessen ins Nest.

Schallisolierte Verkleidung war das Geheimnis!Schon seit zwei Doppelsonnenzyklen auf dem Markt, aber erst seit kurzem für ihn erschwinglich, weil ein gutes Geschäft voran gegangen war. Ein zweites sollte nun folgen.Entspannt saß er, wie so oft, in dem Führerhaus seines Transporters und blickte konzentriert auf den verschneiten und vereisten Pfad. Obwohl die Scheinwerfer weit in die Ferne reichten, konnte er nur auf kurze Distanz sehen. Ein dichter Schneevorhang sorgte dafür.Aus dem Lautsprecher quäkte eine penetrante Stimme:"Guten Morgen, Paltarij! Die Sonnen scheinen mit voller Kraft und es vermag ein schöner Tag zu werden. Ja, raus aus den Betten, um diesen schönen Herbsttag zu genießen, denn bald kommt der Winter…“

An verdrehte genervt die Augen und drückte einen bestimmten Knopf auf der kompliziert aussehenden, gläsernen Konsole vor sich und betätigte somit eine andere Funktion des Kommunikationsgerätes. Ein Lautsprecher im hinteren Wohnbereich wurde betätigt."Telk? Hast du den Scheißsender der Langköpfe eingestellt?"Es knackte und eine tiefe, blecherne Stimme gab zur Antwort:"Entschuldige, Chef. Hab' vergessen den Verarschungssender beim Schichtwechsel auszuschalten.", antwortete dieser.Telk war der Hauptmann seiner Schutzleute und zugleich sein engster Freund. Er war Anfang vierzig und er trug seine hellblonden Haare kurz geschoren. Eine tiefe Narbe verlief links von der Stirn hinab bis zur rechten Kinnspitze. Nur mit viel Glück hatte er sein linkes Auge behalten. Die Züge seines Gesichts waren hart, ja, fast schon brutal. Doch dies ließ sich nicht auf sein inneres Wesen schlussfolgern.Gerade, als An sich schimpfend über Telks Versäumnis auslassen wollte, stockte das automatische Fährtensystem, welches den Transporter sicher zum Ziel bringen sollte. Schuld daran waren nicht die sonst üblichen Schneeverwehungen, sondern die beiden kleineren vor ihm befindlichen Fahrzeuge, die unablässig ihre zahlreichen Bordkanonen im Stakkato abfeuerten.Was sollte das bedeuten?Nachtaktive Räuber? Ein Gerf etwa? Aber das wäre Verschwendung von Munition, denn den könnte man mit zwei, drei Schüssen aus diesen massiven Geschützen niederstrecken.Was sahen die Männer dort vorn?Die Bordkanonen seines Transporters auf automatische Wärmeerkennung programmierend, rief er den Hauptmann zu sich in die Kabine. Die Geschütze feuerten unablässig in nordöstliche Richtung."Kannst du erkennen, was da los ist? Das Ortungssystem ist wegen dieser verdammten Kälte ausgefallen." - sprach An zu Telk. Dieser hantierte mit einem etwa Zigarettenschachtel großen Gerät in seiner Hand und blickte konzentriert darauf.„Nein, Chef. Der Schneefall ist zu dicht für das kleine Ortungsgerät. Das Signal kommt nicht durch. Funktioniert nur bis auf zwanzig Schritte.“

An verließ die Führerkabine, zog sein Sek und eilte auf die beiden vor ihm befindlichen Schutzfahrzeuge zu.

Aus diesen stiegen gerade zwei bewaffnete Männer.„Was ist los?“, fragte er knapp.„Wir wissen nicht, was da auf uns zukommt! Sie halten den Kurs gezielt auf uns zu! Ich gehe davon aus, dass uns jemand angreifen will!“, berichtete ihm ein junger Mann, der anscheinend seine erste Fahrt mit ihnen machte, denn er kam An nicht bekannt vor.„Die Geschütze haben bereits die Hälfte von ihnen niedergestreckt!“, rief ein zweiter Schutzmann durch das stürmische Schneetreiben.„So schnell?“, wunderte An, “Es sieht so aus, als wenn sie sich absichtlich lebensmüde in die Salven hineinstürzten! Sehr merkwürdig!“Telk kam von hinten herbeigeeilt.„Ist jemand bei den Geräten?“, fragte er den jungen Mann.„Ja, Hauptmann Telk!“„Gut! Dann hoffen wir, dass die Brut ausgelöscht ist, bevor sie uns erreicht!“, brummte dieser mürrisch.

An blickte finster drein. Er, der seine Fracht in Gefahr wähnte, wollte sich nicht mit ungefähren Sicherheitsvorkehrungen zufrieden geben.„Was bedeutet, ist jemand bei den Geräten? Habe ich nicht eindeutig Order gegeben, jemanden bei den Ortungsgeräten in zumindest einem der Schutzfahrzeuge zurückzulassen?“, brüllte er den Schutzleuten entgegen. Allerdings mehr wegen des Sturms als vor Erzürnung.„Ja… ja natürlich, Herr! Es ist alles so beachtet worden, wie Ihr es befohlen habt!“, versicherte der junge Mann, sich angesprochen fühlend, mit einer großen Portion Unsicherheit in der Stimme.An blickte in das Gesicht des jungen Schutzmannes. Viele, viele Lidschläge lang. Dann sagte er:„Nun gut! Dann hoffen wir, dass die Geschütze den Großteil der Angreifer erledigen!“Er hatte die Unsicherheit des jungen Mannes sofort erkannt. Doch er hatte Nachsicht mit ihm, denn jeder war mal ein Anfänger.

Im stetigen Flackern der Bordgeschütze erkannte An vage die ersten Silhouetten der Heranstürmenden. Der dichte Schneefall hatte etwas nachgelassen und so war eine Sicht auf eine weitere Distanz möglich.Warum benahmen sie sich so dumm? Wieso teilten sie sich nicht auf? Wenn sie schon in einer solch großen Gruppe angriffen, warum auf so dämliche Art?

Man sah keine Gestalten auf den Tieren. Durch den Schneefall erkannten sie allenfalls nur heran galoppierende, undefinierbare, klobige Schatten. Also waren es keine Räuber. Es musste sich um eine Horde Raubtiere handeln. Doch welche Räuber griffen im Rudel an? An kannte eine Menge Raubtiere, doch sie alle waren Einzelgänger oder sie gingen höchstens zu zweit auf Beutefang.

An löste sich von seinen Gedanken und befahl:„Lasst die Sonne aufgehen!“

Im Umkreis von einer viertel Meile ward nun die nordöstliche Seite taghell erleuchtet. Dies erzeugte ein Gerät, das in der Lage war auf eine bestimmte Distanz den Schein der Sonnen Paltarijs nachzuahmen. Eine nicht billige Neuerwerbung (wie der Lärmschutz), sich nun doch als sehr nützlich erweisend.

 

 

Als die ersten Raubtiere in den Kegel des Lichts eintauchten, fluchte Hauptmann Telk laut:„Beim Arsche von Asthan! Stellt das Feuer ein! Sofort!“

Es waren keine Raubtiere und Angreifer waren erst recht nicht in ihnen zu erkennen. Es waren nur vom Scheinwerferlicht und dem Geruch der Transportware angezogene, ihnen wohlbekannte Tiere. Sie gehörten nicht einmal zu irgendeiner Raubtiergattung aus jenen Breitengraden.

Es waren Ferlin!

Die Tierart, die die Kibrin als Allgemein-Nutztier hielten und züchteten.

„Aber… aber… es ist mitten in der Nacht! Fe… Ferlin laufen nicht mitten in der Nacht…“, versuchte sich der junge Mann aus seiner misslichen Lage zu befreien.„Bist du in einem Keller großgeworden? Kannst du nicht einmal ein Ferlin erkennen? Wer hat dich eigentlich die Prüfungen bestehen lassen? Ich glaube, mit dem muss ich noch ein paar Wörtchen reden!“, polterte Hauptmann Telk, „Zieh dich in dein Verteidigungsfahrzeug zurück und tu das, wozu du eingeteilt warst! Beobachte die Geräte und rühre dich nicht mehr, wenn es nichts wirklich Ernstes ist! Ab jetzt!“Zutiefst beschämt räumte der junge Schutzmann das Feld.„Ha! Raubtiere!“, bemerkte Telk, halb wütend, halb spöttisch. Im Grunde genommen, waren alle froh einer Herde Ferlin auf den Leim gegangen zu sein. Allerdings hätte man die Situation von vorne herein hinterfragen sollen.„Verdammt, wo kommen die her?“, fragte An den Hauptmann.„Ich weiß es nicht. Ich ahne aber nichts Gutes. Sie kommen genau aus der Richtung, die wir…“„Ihr meint, sie könnten von der Festung Tho stammen?“, erriet An Telks Vermutungen.Dieser hob nur die Augenbrauen, zog die Schultern hoch und nickte kurz.„Verflucht. Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen, um nachzusehen, ob Ihr recht habt.“, meinte An.„Ja. Aber lasst uns erst das einlagern, was wir hier bekommen können. Schließlich ist es gratis.“, riet Telk mit einem Augenzwinkern.

Es war ratsam die Gunst der Stunde zu nutzen, denn hier fanden sie vor, was sie eigentlich in der Festung Tho für einen gepfefferten Preis erwerben wollten. Darüber hinaus sah es so aus, als wenn diese Tiere von dort kämen, denn Ferlin liefen nicht so einfach durch die Gegend. Seit vielen Sonnenzyklen nicht mehr und erst recht nicht um diese Zeit.

Also wurden alle – bis auf den jungen Mann, der in dem Vereidigungsfahrzeug hockte und sich nicht zu rühren wagte – zum Einsammeln der noch einigermaßen heil gebliebenen Körperteile und Gliedmaßen angehalten.

Als alles eingelagert war, machte Hauptmann Telk eine spezielle Bewegung mit der Rechten, die den Schutzleuten signalisierte ihre Plätze wieder einzunehmen.Die Lichter erloschen.

Kurze Zeit später starteten die Fahrzeuge, um ihren Weg durch die ungastliche Gegend wieder aufzunehmen. Auch An brachte seinen Transporter in Gang. Das automatische Fährtensystem sprang sofort an und erkannte den Weg, den es noch fortzusetzen gab. Von nun ab brauchte er sich um nichts Weiteres zu kümmern. Also griff er zu einem Buch, schlug es auf und begann zu lesen.Doch… ein Gedanke wollte es nicht zulassen, dass er seine ganze Aufmerksamkeit dem Text zuwenden konnte.Woher kamen die Ferlin?

Stammten sie wirklich von der Festung Tho?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 2Der Beste der Shag-Hah

 

Zwei Mondzyklen zuvor...

Zwei sanfte, warme Sonnen schickten ihre Strahlen über die bunten Gärten, innerhalb des Palastes vom Rat der heiligen Zehn. Das Wasser spielte mit der Brechung des Lichtes, welches aus dem Springbrunnen sprudelte, der mitten im Zentrum des Gartens erbaut worden war. Die Blüten der verschiedenartigen Büsche, Blumen, Bäume und Sträucher verbreiteten einen angenehmen Duft.

Inmitten dieser herrlichen Umgebung saß Abin Quetather, erster Hohepriester vom Rat der heiligen Zehn. Doch er konnte diese paradiesische Atmosphäre nicht genießen. Informanten hatten ihn bereits am frühen Morgen mit unschönen Nachrichten geplagt. Nun wartete er auf den Zeitpunkt, an dem er sich mit den neun anderen Mitgliedern in der heiligen Halle des Urvaters Elbra zusammenfinden würde, um dieses Problem mit ihnen zu besprechen. Sicher, er war der erste Hohepriester, doch er hatte kein alleiniges Stimmrecht. Er genoss zwar einige Privilegien, doch letztendlich beschlossen sie alle, welche Gesetze verhängt, Todesurteile gesprochen oder Kriege erklärt wurden. So ward es schon seit undenklich langer Zeit. So sollte es auch heute sein.

„Herr, es ist Zeit. Die ehrenwerten Heiligkeiten sind eingetroffen.“, sprach ihn ein Tsigech-Tak’hun an. Er gehörte zu der Elite-Garde und war einzig zum Schutze der heiligen Zehn geboren.

Die Tsigech-Tak’hun unterschieden sich in ihrer Kleidung von den übrigen Tak’hun. Sie trugen purpurne Kutten. Im Grunde genommen, waren sie nichts anderes als die

ursprünglichen Tak’hun. Eine speziell geschulte Eliteeinheit, die für den Schutz des Rats der heiligen Zehn zuständig war. Die herkömmlichen Tak’hun waren derzeitig eine bessere Einheit von Kriegern. Von denen in den Besatzungsposten auf dem südlichen Kontinent ganz zu schweigen. Die militärischen Strukturen auf Tentron hatten sich mit der Zeit drastisch verändert.

„Ja… ja.“, meinte Abin Quetather gedankenverloren. Er erhob sich schwerfällig von der Bank und folgte dem Elite-Krieger.

In der Halle es Urvaters Elbra, dem Versammlungsort der heiligen Zehn, saßen die anderen Mitglieder bereits auf ihren angestammten Plätzen. Niemand zürnte Abin Quetather, dass er als Letzter seinen Stuhl einnahm. Nein. Das Protokoll verlangte sogar, dass der erste Hohepriester als Letzter jene heilige Halle betrat.

„Meine Brüder, ich habe euch einberufen, weil mir schreckliche Kunde zuteilwurde.“, eröffnete er die Sitzung. Ein erstauntes Raunen erfüllte den Saal. Abin Quetather erhob gemahnend beide Hände. Das Gemurmel ebbte ab.

„Lasst mich erst berichten. Dann urteilt selbst.“

Der erste Hohepriester erhob sich von seinem Platz und begann:

„Unsere Sorgen sind keine neuen. Aber dennoch mindert es dies nicht ab. Unsere Gelehrten haben keine guten Nachrichten. Sie haben berechnet, das in mindestens zwei Doppelsonnenzyklen unsere gesamte Atmosphäre so verseucht sei, dass eine Aufbereitung nicht mehr möglich ist. Das bedeutet: Wir sind dem baldigen Untergang ausgeliefert, oder…"Mehrere Ausrufe der Empörung waren zu hören. Auch der ein oder andere Fluch."Beruhigt euch, meine Brüder. Ich möchte euch erst alles mitteilen."

"Was wäre denn die Alternative zu unserem Untergang?", rief ein Bruder. Gemurmel kam auf.

„Wir lassen die Städte evakuieren und besetzen den südlichen Kontinent."

Entsetztes Stöhnen…

„Ich weiß, wir leben schon seit Generationen in Frieden mit den Kibrin. Doch nun geht es um unsere Existenz."

Das Gemurmel schwoll an.

"Ich weiß sehr wohl, dass wir damit einen neuen Krieg heraufprovozieren, doch wir haben keine Zeit mehr. Es müssen langwierige Vorbereitungen getroffen werden. Neue Städte müssen errichtet werden. Es muss ein Plan ausgearbeitet werden, damit unsere Umwelt nicht weiter so arg belastet wird und so weiter, sonst ist bald ganz Paltarij dahin!"

Beim letzten Satz erhob Abin Quetather die Stimme, denn inzwischen war aus dem Gemurmel ein wirrer Lärm entstanden.

„Sollen wir demnächst auf unsere Lebensqualität verzichten? Ein Leben wie ein Bettler führen?“

„Ja. Vielleicht sollten wir ja bald unsere Nahrung roh zu uns nehmen. Auf Feuer verzichten, damit die Umwelt verschont bleibt!“, protestierte ein Anderer.

„Oder wir hüllen uns demnächst in Gewänder aus gegerbtem Leder, wie einst unsere primitiven Vorfahren. Das Herstellen und Färben von Gewändern und Tuniken soll ja schließlich auch nicht gut für unsere fließenden Gewässer sein.“, lästerte ein weiterer Bruder.

„Fehlt noch, dass wir unseren Abfall sortieren. Wühlen im Müll wie niedriges Geschmeiß.“, echauffierte sich Jemand.

„Ruhe, Brüder! Als erstes sollten wir uns darüber beraten, wie wir gegen die Kibrin vorgehen!“

Die Neun kamen allmählich zur Ruhe.

"Wir alle sind uns darüber einig, dass dieses Pack es nicht verdient dieses noch gesunde Gebiet Paltarijs weiterhin ungestraft zu bewohnen. Aber sie werden wohl kaum freiwillig weichen, noch möchte ein Tentron friedlich mit diesen Dämonensprösslingen in einer Kultur leben. Ein letzter, allesvernichtender Krieg ist daher unvermeidlich."

„Ja. Wir müssen sofort Schritte zur Vernichtung der Kibrin einleiten.", wetterte ein langer, Hagerer mit weißem Bart und schüttelte dabei seine rechte Faust eifrig.

Noch war das Problem lösbar. Man musste nur schnell reagieren und alles könnte sich wieder zum Guten wenden. Der Rat war sich einig, dass Vorbereitungen für einen baldigen Krieg getroffen werden mussten und zog sich zur Urteilsverkündung in den Nebenraum zurück.

Warum?

Keine Ahnung!

Denn, der Rat tagte grundsätzlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit. So war es schon immer gewesen. Das Zurückziehen war reiner Schwachsinn, doch es gehörte nun mal zum uralten Zeremoniell und dies wurde traditionell

Beibehalten und von Niemandem angezweifelt.

Nach einem halben Teilumlauf fanden sie sich in der Halle des Urvaters Elbra wieder ein.

Abin Quetather, in seiner Eigenschaft als erster Hohepriester, erhob sich und schwang den Sangesstab. Ein hoher aber angenehmer Ton ließ die übrigen Mitglieder vom Rat der heiligen Zehn erkennen, dass man zu einem Beschluss gekommen war (was ein Jeder sowieso bereits wusste …aber… na ja. Das Zeremoniell eben).

„Hiermit beschließt der Rat der heiligen Zehn, oberste Priester- und Amtsgewalt des von den Göttern gesegneten Reiches Tentron, dass von nun an die Kibrin bis auf den Letzten ihrer Art vernichtet werden sollen, damit diese dämonische, bösartige Gesellschaft, welche eine stetige Gefahr für unser Reich und unseren geheiligten Planeten Paltarij darstellt, beseitigt sei! Des Weiteren wird das gesamte Gebiet sogleich für anstehende Baumaßnahmen inspiziert und vermessen! Das gesamte Volk der Kibrin ist der Kooperation mit fremden Mächten wider den Staat Tentron und der Ketzerei wider unserer Götter, deren Herrlichkeit und Heiligkeit außer Zweifel stehen, schuldig!

Somit sind sie laut Paragraph 12, Absatz 209, tentronischem Rechtsgesetz zum Tode zu verurteilen!

Dies soll schriftlich festgehalten und im ganzen Lande an allen göttlichen Gebäuden ausgehangen werden! Dies für die Öffentlichkeit!“, endete Abin Quetather.

„Nun setzt einen zweites Schreiben auf! Es geht an das militärische Hauptquartier.“, befahl er dem Schreiber.

„Werter Ek Tish, stets habe ich Eure Leute geschätzt, die mich und meine Brüder mit höchster Aufmerksamkeit bewachen. Doch nun möchte ich Euch um einen Gefallen bitten, der Euch nicht von Schaden sein soll. Ich will von Euch den besten Krieger, den Ihr je ausgebildet habt. Egal wofür oder für wen er derzeitig im Dienste steht. Nennt mir seinen Namen und schickt ihn mir. Er soll innerhalb von sieben Sonnenumläufen am Brunnen des Gish zur Mittzeit bereit sein. Ich werde ihn persönlich abholen und ihm seine Anweisungen geben.

Ker sei mit Euch,

Abin Quetather.“

Des Weiteren schickte er eine Nachricht an das militärisch, wissenschaftliche Forschungsinstitut. Dann entließ er den Schreiber.

„Werte Brüder, hiermit ist unsere heutige Sitzung geschlossen.“, entschied er.

Die übrigen Ratsmitglieder erhoben sich von ihren Plätzen und verließen – sich aufgeregt unterhaltend – die heilige Halle des Urvaters Elbra. Das soeben Gehörte wühlte ihre Gemüter auf.

 

____________

 

Einen Sonnenumlauf später erhielt Abin Quetather endlich den Brief, auf den er so gespannt wartete. Er stammte von Ek Tish, dem derzeitigen Erzieher und Ausbilder der Elite-Tak’hun Schule von Tentrinis, der Hauptstadt ihres Reiches, in der sie allesamt lebten. Ungeduldig brach er das Siegel und öffnete den Brief.

Darin stand...

Sehr geehrte Heiligkeit, Abin Quetather,

ich habe soeben Euer Schreiben erhalten und mich um eine sofortige Antwort bemüht. Allerdings kann ich Eurer Bitte nicht innerhalb von sieben Sonnenumläufen nachkommen, da die von Euch angeforderte Person von Shetrek-Tehentron aufbrechen muss.

Trotz seiner Jugend ist er selbst dort als Ausbilder tätig und man versicherte mir, dass seine Schüler mit zu den Besten gehören. Nach dem Erhalt Eures Schreibens, ließ ich sogleich nach ihm schicken, doch der Weg von den westlichen Provinzen bis zu unserer alles geliebten Hauptstadt ist ein langer.

Seht mir nach, wenn ich Euch um zehn Doppelsonnenumläufe bitte. Ich würde es mir nicht wagen, wenn ich einen anderen Weg wüsste. Doch wenn Ihr dies akzeptiert, dann wird Euer Mann dort sein, wie Ihr es verlangt habt. Zur selben Zeit, am selben Ort, nur drei Umläufe später. Sein Name lautet Shalla Fre’ton. Er ist der Beste von denen, die schwarz tragen dürfen.

Ich hoffe damit Eurem Befehl Folge geleistet zu haben.

In tiefer Verehrung,

Ec Tish

Verwundert zog Abin Quetather die Brauen hoch, blieb aber stumm. Mit Genugtuung stellte er fest, dass Ek Tish den Befehl des Rates der heiligen Zehn folgsam nachkam.

‚Er ist der Beste von denen, die schwarz tragen dürfen.’, las er nochmals. Das bedeutete, dass jener Shalla Fre’ton die sieben Prüfungen des Ker bestanden haben musste und demnach die Auszeichnung eines Tak’hun-Großmeisters inne hatte. Die Fähigkeiten dieser Klasse überstiegen die der Tsigech-Tak’hun noch bei Weitem. Es gab derzeitig nur vier, die diesen Rang bekleideten. Und Shalla Fre’ton sollte sogar der Beste von ihnen sein. Der Beste aller Shag-Hah

Die Tatsache, dass dieser Shalla Fre’ton drei Umläufe später als verlangt einträfe, übersah Abin gnädig. Dafür bekam er wirklich den Besten aller Tak’hun.

 

__________

 

Pünktlich stand Shalla Fre’ton zur Mittzeit nach dem zehnten Doppelsonnenumlauf vor dem Brunnen des Gish, innerhalb des Palasttempels vom Rat der heiligen Zehn.

Abin Quetather sah schon von weitem, wer auf ihn wartete. Ein hochgewachsener, junger Mann mit athletisch breiten Schultern in tiefschwarzer Robe. Eine Verwechslung war unmöglich.

Dennoch sprach Abin ihn in fragendem Ton an:

„Shalla Fre’ton, von Rang eines Shag-Hah?“

„Ja, Herr.“, antwortete dieser knapp. Er verbeugte sich tief und küsste den heiligen Siegelring des obersten Hohepriesters mit Ehrerbietung. Allein diese Geste beeindruckte ihn sehr.

Er bedeutete dem Shag-Hah sich auf einen der zahlreichen kreisförmig angeordneten Bänke zu setzten, die von Bäumen und Büschen umrahmt waren.

Nachdem auch er Platz genommen hatte, begann er mit seinem Anliegen:

„Ihr wisst bereits, was ich von Ek Tish verlangte?“

„Ja.“, antwortete Shalla Fre’ton, „Ihr wolltet den Besten aller Tak’hun. Dies sagte er mir persönlich, Eure Heiligkeit.“

„Gut. Dann sollt Ihr nun auch wissen, weswegen der Rat der heiligen Zehn genau Euch benötigt…“

 

Kapitel 3Die Ashuth

 

Ashuth!So nannten sich vor undenklich langer Zeit Wesen, die von furchterregenden Ausmaßen waren. An Größe und Kraft vermochte sie kaum eine andere Kreatur zu übertreffen. – Die Ausnahme bildete vielleicht nur der leuchtgetüpfelte Gasaal.

Ihre Leiber waren so gewaltig, dass sie auf keinem der unzähligen Himmelskörper im Universum je hätten Platz finden können. Der Gedanke mag daher absurd erscheinen, dass ihre Vorfahren auf einem Solchen jemals existiert haben könnten. Dies war wohl nie der Fall gewesen. Bedenkt man zudem, dass selbst nur eines dieser Wesen noch aus meilenweiter Entfernung groß und bedrohlich erschien, kann man die gewaltigen Ausmaße dieser Kreaturen erahnen.

Aber allem Anschein zum Trotze, waren es friedliebende Geschöpfe. Sie bewegten sich wahrscheinlich schon seit Anbeginn ihrer Existenz durch die Weiten des Universums und dort fühlten sie sich auch recht wohl.

Das Atmen – ohne dass ein Fortbestand unserer Spezies undenkbar wäre – kannten sie nicht. Wie denn auch? Atmen im Vakuum des unendlichen Universums ist Schwachsinn.

Allerdings war Atmen im Allgemeinen schwer angesagt. Es gab Planeten, auf denen sich Leben entwickeln konnte. Diese Lebewesen hielten Atmen für schick oder lebensnotwendig.

Die Ashuth allerdings kannten es nicht, brauchten es nicht und hatten nie das Bedürfnis sich diese neumodische Eigenart anzueignen. Dazu waren sie zu groß, zu schwer und zu alt. Zudem hielten sie an dem Aberglauben fest, Atmen würde zu schnellerem Altern führen. Der Beweis dafür war ihre Langlebigkeit gegenüber den vielen Existenzen auf den unzähligen Planeten, die sie bisher auf ihren langen Reisen durch das All erforscht hatten.

Die Atmer wurden nie alt.

Kaum gesehen… zack… fielen sie schon um und waren tot.

Atmer! Hä!

Was für eine blödsinnige Modeerscheinung der Evolution!

Die Ashuth hingegen waren alt. Ein jedes Exemplar von ihnen vermochte Äonen, die unsere Zeitrechnung umfassen, zu überleben. Zudem besaßen sie die Form von Intelligenz, die es einer Kreatur möglich macht seiner Existenz voll bewusst zu sein. Daraus resultierend, wird einem jeden klar, dass die Ashuth in einer Form miteinander kommunizieren konnten, die in keiner Weise von primitiver Art war.

Nicht so wie die „Atmer“, die nur Laute zu produzieren wussten. Nein. Die Ashuth kommunizierten auf mentaler Ebene. Sollte ihnen mal ein unbewusster Laut entweichen, so handelte es sich meist um Geräusche, die beim zu gierigen Essen entstanden oder dem folgende Flatulenzen, wobei diese wiederum vom Vakuum des unendlichen Universums geschluckt wurden und keiner sie bemerkte.

Summa summarum waren die Ashuth Wesen, die die Lautlosigkeit schätzten. Nur ihre Gedanken durchdrangen die Stille des Universums – und Gedanken machen bekanntlich keinen Lärm.

Ihre Fähigkeit komplexe Denkmuster zu entwickeln, kann man guten Gewissens der unseren als weit überlegen bezeichnen. Denn man sollte nicht außer Acht lassen, dass aufgrund des enormen Alters – das angebliche Ergebnis des Nichtatmens – die Kenntnis ihres Wissens dem unseren gegenüber grenzenlos zu erscheinen vermag. Auch trugen ihre ständigen Reisen dazu bei.

Doch eines kannten sie nicht. Die Schrift. Des Schreibens und Lesens nicht mächtig waren sie dem ausgeliefert, was ein Artgenosse dem Anderen zutrug. Man mag in dieser Hinsicht an das Spiel „Stille Post“ denken. Die einzelnen Ashuth konnten sich nur auf ihre eigenen Erfahrungen hundertprozentig verlassen. Leider war ihnen das nicht bewusst. So war es quasi unvermeidlich, dass Legenden und Irrglaube (wie das mit dem Atmen oder der leuchtgetüpfelte Gasaal wäre viel kleiner als ein Ashuth und er hätte nur einen verschwindend kleinen Rüssel, statt Fangzähne) zustande kamen.

Trotz der vielen Gerüchte, Legenden und Fabeln, die sich die Ashuth gedanklich durch die Weiten des Alls übermittelten, erfuhren sie hauptsächlich den größten Teil an Neuigkeiten beim großen Treffen, das in einem bestimmten Zyklus alle Viertausend Ashuth aus dem gesamten Universum zu einem bestimmten Ort führte. Dieser war schon seit ewigen Zeiten festgelegt. Ein Jeder von ihnen kannte ihn.

Aber bis dahin war noch etwas Zeit.

Messen wir das mit dem menschlichen Zeitvermögen, wären es ungefähr eine Millionen Jahre. Für die Ashuth waren es ungefähr zwei.

Allerdings bemaßen sie die Zeit nicht mit Jahren als Einheit. Sie nannten ihre Einheit schlicht Fim. Ein Fim umfasste circa Fünfhunderttausend Erdenjahre.

In dem Wissen noch annähernd zwei Fim Zeit zu haben, steuerte die Sippe der Sheh – welche zwanzig Ashuth umfasste – ein ihnen noch unbekanntes Doppelsonnensystem an.

Es dauerte nicht lange bis die feinen Sinne der Ashuth Leben wahrnahmen.

Natürlich Atmer!

Doch die Suche nach ihnen schien erfolglos. Kein Planet, der ihnen geeignet erschien, beherbergte dieses unbekannte Leben. Hatten ihnen ihre Sinne einen Streich gespielt? Waren sie einer Täuschung erlegen?

Nein!

Nicht-Atmer täuschten sich äußerst selten. Fast so gut wie nie. Sie hatten eindeutig die typischen Zeichen von Leben erfasst.

Schließlich fand es sich auch. Auf einem kleinen, blauen Planeten, den sie zuvor ganz übersehen hatten da ein großer Gasplanet ihn bisher verdeckte.

Als sie sich näher mit diesem befassten, erkannten sie, dass dort sogar Leben in vielfältiger Form vorkam. Eine Spezies – obwohl sie atmete – interessierte sie am meisten. Sie war eindeutig intelligent!

Sogar für die Maßstäbe der Ashuth.

Demzufolge hatte sie sich als dominierende Lebensform auf diesem Planeten hervor getan.

Ohne von den Wesen auf dem winzigen Planeten bemerkt zu werden, durchstreiften die Sheh das unbekannte Sonnensystem eine geraume Zeit. Während dessen beobachteten sie die Planetenbewohner mit Hilfe ihrer stark ausgeprägten Sinnesorgane, die wie feine Sensoren wirkten, ohne dass sie sich unbedingt in der Nähe des kleinen, blauen Planeten befinden mussten. Die Impulse, die sie auffingen, wurden direkt an ihr Gehirn gesandt. Auf diese Weise konnten sie sich ein Bild von der Beschaffenheit der Oberfläche, sowie der verschiedenartigen Lebensformen machen. Ohne sie mit ihren Augen wahrnehmen zu können, sahen sie dennoch Details, so winzig sie auch sein mochten.

Tja! Das machte eben einen Nicht-Atmer aus. Zwar altmodisch aber mit Sinnesorganen ausgestattet, von denen die Winzlinge da unten träumen konnten.

Je mehr sie allerdings die intelligente Spezies beobachteten, je interessanter wurde sie für die Ashuth. Sie war zwar nur im nördlichen Bereich vorzufinden, aber für ihre geringe Größe hatte sich die Spezies ordentlich ausgedehnt. Der Meinung der Ashuth nach, war das kein Wunder, denn Intelligenz brauchte seinen Platz. Das kannten sie von sich. Vielleicht wären sie noch intelligenter geworden wenn sie nicht diesen schrecklich kleinen Planeten ihr zu Hause nennen würden. Immerhin vermochten sie eigenständig Behausungen zu bauen, die nach ihrer Fertigstellung nicht gleich zusammenstürzten. Zugegeben: Das ein oder andere Mal kam dies schon vor, war aber nicht an der Tagesordnung. Viele der Bauten waren dicht aneinander errichtet worden. Und das in einer so großen Anzahl, dass sie zu Abertausenden zusammenleben mussten.

Und... sie kommunizierten miteinander!

Das schockierte die Ashuth zutiefst. Eine Glaubenswelt brach für sie zusammen. Bisher waren sie fest der Meinung gewesen, dass Atmer – in welcher Form sie auch vorkamen – nicht zu einer hochentwickelten Kommunikation fähig wären. Doch diese taten es. Zwar teilten sie sich mit Hilfe von Lauten mit, doch sie kommunizierten auf komplexe Art.

So wie sie, die Ashuth.

Als erstes prüften sie noch einmal genau nach, ob sie auch wirklich atmeten, diese erstaunlichen Winzlinge.

Die Enttäuschung war groß. Sie taten es.

Das war wirklich ein Phänomen.

Nachdem die Ashuth sich von diesem Schreck erholt hatten und das Gewirr an Gedanken unter ihnen wieder vernünftige Strukturen annahm, wandten sie sich weiter ihren Beobachtungen zu.

Bald stellten sie fest, dass die Wesen, trotz ihrer verschwindend kleinen Körpergröße, dennoch ein beträchtliches Wissen besaßen. Und dass, obwohl sie extrem kurzlebig waren. Sie schienen auf irgendeine Art und Weise einen Weg gefunden zu haben Wissen zu speichern, um es an nachfolgende Generationen weitergeben zu können.

Die Ashuth beschlossen, noch einige Zeit an diesem Ort zu verweilen, um diese erstaunlichen Unbekannten weiter zu erforschen.

Bald ereilte die Forschenden ein zweiter Schrecken, als sie feststellen mussten, dass die Wesen sich in rücksichtslosester Weise ihr neu gewonnenes Territorium erschlossen. Ganze Landstriche mit dicht besiedelten Pflanzen – egal ob groß oder klein – wurden gnadenlos vernichtet, um ihren Bauten Platz zu verschaffen. Selbst andere Lebewesen – den Intelligenten zwar nicht angrenzend ebenbürtig, aber immerhin auch lebende Kreaturen – wurden beseitigt, stellten sie sich als Hindernis dar.

Dank ihrer hoch entwickelten Sinnesorgane, über die nur Nicht-Atmer verfügten, vermochten die Ashuth auch in den akustischen Bereich dieser fremden, kleinen Welt zu dringen. Daher gelang es ihnen im Laufe kurzer Zeit die Sprache der Intelligenten zu entschlüsseln und somit zu verstehen. Immer wieder mussten die Ashuth zugeben, dass die Kleinen für Atmer erstaunliche Wesen waren.

Noch während sie ihre Sprache erlernten, mussten sie unter Schaudern erkennen, dass sie sich sogar untereinander bekämpften; und zwar so brutal, dass sie ganze Kolonien ihrer eigenen Art bis auf die letzte Kreatur ausmerzten. Warum taten sie das?

Obwohl sie von hoher Intelligenz waren, benahmen sie sich wie rohe, stumpfsinnige Grobiane, denen ihre Umwelt nicht viel zu bedeuten schien, obwohl sie sie zum Überleben dringend brauchten. Die Umwelt und sogar ihre eigene Spezies waren ihnen nicht heilig. Wie kam es zu so einem krassen Zwiespalt?

Darüber gerieten die Ashuth in eine heftige Diskussion. Die Einen waren der Meinung, dass man ihre Sprache noch intensiver erlernen müsse, um dadurch ihre Gedankengänge besser verstehen zu können. Die Anderen vertraten die Meinung, dass das Atmen das Gehirn beeinträchtigte und somit viele Intelligente dem Wahn verfallen waren.

Die Vertreter der ersten Gruppe taten dies als Blödsinn ab. Sie vertieften sich weiter in die Sprachgewohnheiten der Unbekannten.

Als jene Ashuth endlich der Sprache mächtig waren, erkannten sie, dass die Wesen – und somit ihre Sprache – sich gespalten hatten. Sie waren in zwei fast gleich große Gruppen geteilt. Mit den kurzlebigen Generationen veränderten sich auch die Sprachen jener Gruppen. Bald so stark, dass nur noch ein grober Wortstamm in den beiden Sprachen für die Ashuth zu erkennen war.

Die eine Gruppe war dort geblieben, wo die Ashuth sie vorgefunden hatten. Die anderen aber, waren in den Süden gewandert, um sich dort anzusiedeln.

Allerdings fehlte den Beobachtern so einiges.

Warum?

Ganz einfach!

In der Zwischenzeit waren die Ashuth in ein Schlafstadium gefallen. Sie hatten eine wichtige Entwicklungsphase der kleinen Intelligenten regelrecht verpennt!

So was Dummes!

Da die Mitglieder innerhalb der Sippen der Ashuth stets den gleichen Aktivitäten nachgingen, überfiel sie auch allesamt zur selben Zeit eine Schlafphase. Diese trat unregelmäßig auf. Nicht so wie die unsrige. Die Ashuth konnten ein ganzes Fim durch das Universum reisen, ununterbrochen lernen und forschen, um plötzlich gemeinsam in den Schlaf zu fallen, der 40000 bis 100000 Jahre (nach unserer Zeitrechnung) anhalten konnte.

Ein lebensbedrohlicher Zustand!

Laut der Legenden der Ashuth war schon so mancher von ihnen in dieser Situation Opfer eines leuchtgetüpfelten Gasaals geworden oder in die Tentakeln einer Horde von sanft saugenden Zitterquallen geraten.

Allerdings befanden sich unsere Probanden weit außerhalb der Jagdreviere solcher furchterregenden Wesen.

Nach ihrem Erwachen ärgerten sie sich, dass sie erneut die entstandenen beiden Sprachen der kleinen Wesen lernen mussten.

Während sie wieder den Winzlingen lauschten, erkannten sie – teils mit Unbehagen, teils mit Unverständnis – dass die Wesen von der nördlichen Halbkugel sich bald auf ihre unnachahmlich brutale Art durchsetzten. Mehr noch!

Nach und nach wurde das Volk des Südens von ihnen so rücksichtslos bekämpft, dass dieses nur in Form von einigen verschwindend kleinen Ansammlungen überlebte.

Die Ashuth aber betrachteten sich als neutrale Forscher und sahen sich sogar in der Pflicht nicht in fremde Welten – seien sie auch noch so klein – mit ihrem Tun einzugreifen. Selbst wenn es sich um Nicht-Atmer gehandelt hätte, so wären sie neutral geblieben.

Das wäre doch jetzt deine Frage gewesen, lieber Leser! Oder?

Dennoch waren einige wenige Ashuth aus der Sippe der Sheh um die Kreaturen des Südens besorgt. Insbesondere dessen, da sie sich auf ihre Sprache spezialisiert hatten. Genau genommen, waren es zwei von ihnen. Ihre Namen lauteten Path und Thish. Erster ein prächtiges Exemplar von Ashuth, männlich und noch von sehr jungem Alter. Zweiter war fast um ein Drittel kleiner und feingliedriger.

Ein weiblicher Ashuth.

Beide hatten die bedauernswerten Wesen in ihr Herz geschlossen – sofern man das Organ so benennen mag, das eine solche oder ähnliche Funktion bei den Giganten ausübte.

Sie bewahrten zudem ein Geheimnis, von dem die Restlichen aus ihrer Sippe noch nichts ahnten. Daher waren sie anderen Lebewesen aufgeschlossener, als die Übrigen ihrer Spezies.

Fir und Esh hingegen, beschäftigten sich ausschließlich mit den Wesen aus dem Norden und verhielten sich vorbildlich neutral.

 

Nach einer Zeitspanne, die wir mit fünfhundert Jahren bemessen würden, fanden sich alle zwanzig Mitglieder aus der Sippe der Sheh zusammen, um sich zu beratschlagen und natürlich ihre Erfahrungen an die Anderen weiterzugeben. Kreh, der Führer und Älteste aus der Sippe, ließ die anderen elf sowieso nur weiter forschen, weil es sensationelles Material war, dass sie ihren Artgenossen beim großen Treffen liefern konnten. Damit würde seine Sippe hohes Ansehen genießen und er als ihr Anführer erst recht. Er selbst und acht Weitere aber, hielten diese Wesen aufgrund ihrer aggressiven Aktivitäten für schwachsinnig. Das Atmen war daran schuld! Davon war Kreh eindeutig überzeugt.

Während ihrer Beratschlagung kam natürlich auch dieses Thema wieder auf. Eine endlos lange Diskussion nahm damit ihren Anfang. Die Gedanken schwangen hin und her, schwollen an, ebbten ab.

Zum Glück herrscht im All das Vakuum!

Path und Thish war das alles zu blöd, weil sie einiges besser wussten, es jedoch noch nicht anmerken konnten.

In der Hektik der Diskussion, die wohl einige hundert Erdenjahre angedauert haben mochte, stahlen sie sich unbemerkt davon, um sich weiter mit den Bewohnern der südlichen Hälfte des kleinen, blauen Planeten zu beschäftigen.

Während die Ashuth über das Für und Wider des Atmens, dem daraus folgenden Schwachsinn (oder auch nicht), dem Daseinswert von Mineralien, Erzen, Elemente oder gar Pflanzen debattierten, widmeten sich Path und Thish ganz ihrer Sache.

Zwei Mal hatte das Wesen sie schon gedanklich erreicht, doch bisher fanden sie keinen geeigneten Weg diesem eine Antwort zu geben.

Nun endlich war Thish eine Möglichkeit eingefallen. Sie hatte sich vormals auf das Wesen konzentriert, nun richtete sie alle Aufmerksamkeit auf das Ding, welches das Wesen als Gerät bezeichnete.

Das funktionierte, denn sie bekam bald eine eindeutige Antwort auf ihre Frage:

„Mein Name ist Shi’thim Tho! Hast du auch einen Namen?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 4Shalla Fre’tons Mission

Mit zweihundert Kampfesbrüder saß Shalla Fre‘ton in der großräumigen Kabine des Schwimmzeugs und sehnte sich nach dem Zeitpunkt, an dem sie endlich das Ufer des südlichen Kontinentes erreichen würden.

Seine Begleiter waren keine Geringeren als von Abin Quetather selbst abkommandierte Tsigech-Tak’hun, die allesamt den Rang eines Meisters innehatten. Allerdings trugen sie nicht das übliche Purpur, wie innerhalb der Mauern des Palasttempels von Tentrinis. Nun waren sie in dunkelbraune Kutten gehüllt, was sie dennoch von dem dunklen Violett der „einfachen“ Tak’hun abhob.

Sie allesamt, hatten vom Rat der heiligen Zehn, unter Führung von Shalla Fre’ton, die Order bekommen sämtliche Kibrin-Fabriken und Farmen, komplett zu zerstören und letztendlich den Kibrin ihrer Grundbedürfnisse zu berauben.

Die endgültige Auslöschung der dämonischen Kibrin. Dafür hatten sie schlagkräftige Argumente im Gepäck.Dies zum Auftrag.Die Realität sah – zumindest im Augenblick – ganz anders aus.

Ebenso wie Shalla Fre’ton waren auch seine Begleiter nie längeren Fahrten auf Schwimmzeugen ausgesetzt gewesen. Dies hatte die Ausbildung ihnen nie abverlangt.

Die witterungsgewohnte Besatzung des Schwimmzeugs hielt sich mit ihren Reaktionen oder Äußerungen zurück, Anbetracht dessen, welche Passagiere sie beförderten. Doch aufgeschoben war nicht aufgehoben. In den Köpfen der Schwimmzeug-Arbeiter reiften schon so manche Tak’hun-Witze heran, die auf der Rückfahrt für eine Menge Zündstoff sorgen sollte.

Schon zum fünften Male verließ Shalla die behagliche Kabine mit den gepolsterten Sitzen und den vor ihnen dargereichten Köstlichkeiten, ohne sie nur einmal angerührt zu haben. Doch nicht nur sein Magen spuckte nur noch pure Galle. Auch seine Kampfesgefährten mussten diese andauernde, nicht abklingen wollende Übelkeit durchstehen.

Während die hochrangigen Tak’hun gegen die Rebellion ihrer Körper nichts ausrichten konnten, sahen die Schwimmzeug-Arbeiter zu, dass sie in respektvollen Abständen ihren Tätigkeiten nachgingen. So, als wenn sie die Qualen der Elite-Tak’hun nicht mitbekämen. Dabei beschäftigten sie sich teilweise mit Aufgaben, die sie derzeitig gar nicht zu vollrichten brauchten; wie Taue flechten, Segel flicken, die gar nicht beschädigt waren oder zu fischen, obwohl genug Nahrung an Bord war.

Fünf Teilzyklen später, erreichten sie endlich das sichere Ufer. Für beide Parteien war dies eine unheimliche Erleichterung.Für die einen, weil sie nun festen Boden unter sich hatten und die permanente Übelkeit ein Ende fand. Für die Anderen, weil die sich endlich wieder frei bewegen und artikulieren konnten.

Kaum abgelegt und außer Hörweite, begannen die Schwimmzeug-Leute sich ihre gesammelten Erfahrungen auszutauschen, wie:„Was ist dunkelbraun und füttert Fische?Ein Elite-Tak’hun, der Bröckchen lacht!“

Oder…

„Was ist schwarz und gleichzeitig grün?Ein Shag-Hah auf ´nem Schwimmzeug!“

Oder…

„Was bringt Nahrung und Tod zugleich?Ein Tak’hun, der ins Meer kotzt!Erst gibt er den Fischen was zu fressen, doch wenn sie die Kutte sehen, sterben die Viecher vor Schreck!“

Und… und… und…Das ging die ganze Rückfahrt so. Die Schwimmzeug-Leute barsten nur so vor Kreativität und trugen nach ihrer Ankunft am nördlichen Kontinent arg dazu bei, dass eine Menge neuer Tak’hun-Witze in Umlauf kamen.

Shalla Fre’ton und sein Gefolge erwartete allerdings eine weit weniger erfreuliche Reise, die weiter in den südlichen Kontinent führte. Achtundzwanzig Kibrin-Festungen galt es einzunehmen. Von den natürlichen Gefahren des südlichen Kontinents abgesehen.Was würde alles noch auf sie zukommen?

Ihr erstes Ziel war ein vollkommen neu erbauter Posten. Dort sollten sie sich erst einmal erholen und auf eine Lieferung warten, bevor es weiter in rauere Zonen ging.

Von nun an mussten Shalla Fre’ton und die zweihundert Tsigech-Tak’hun die restliche Strecke zu Fuß bewältigen. Doch alle waren sich einig, dass dies besser war als noch einen weiteren Teilumlauf auf diesem Schwimmzeug fristen zu müssen.Zumindest waren sie anfangs dieser Meinung.Das Ziel war das Lager Kreh-Tzech. Es lag hundertzehn Meilen entfernt. Auf dem südlichen Kontinent waren die Bedingungen hart. Niemand erwartete sie, weil sie nicht informiert worden waren. Dies geschah mit Absicht, denn die Kibrin sollten unter keinen Umständen derzeitig von der Existenz der Tentron auf ihrem Kontinent erfahren.

- Noch nicht -

Nachrichten gingen schriftlich per Schwimmzeug in die Heimat.Der militärische Posten lag von allem abgeschnitten in den Weiten der Eiswüste und war größtenteils auf sich allein gestellt.

Das Wetter setzte ihnen ständig zu. Eisige Kälte und ein stets schneidender Wind herrschten auf diesem Kontinent vor. Je weiter es nach Süden ging, je dinschenfeindlicher wurde das Klima.Das spürten auch Shalla und sein Gefolge, die anfangs noch durch grüne Auen wanderten und Nadelwälder durchquerten.

Nach sechs Teilumläufen veränderte sich die Landschaft allmählich. Bevor die Umgebung noch ungastlicher wurde, beschlossen sie ihr Nachtlager aufzuschlagen. Obwohl sie Tentron waren und das warme Klima liebten, machte ihnen die Kälte weit weniger aus, als ihren gewöhnlichen Artgenossen. Darauf waren sie während ihrer Ausbildung in unterirdischen Räumen mit Hilfe von künstlich erzeugten Witterungsverhältnissen trainiert worden. Bis vor kurzem noch, suchten sie diese Orte in regelmäßigen Abständen auf, um nicht zu verweichlichen.

Früh am nächsten Morgen, marschierten die zweihundert Männer weiter. Dank Navigationsgeräte und einer Karte, fanden sie sich in der unwirtlichen Fremde zurecht.Bald schon verschwand die Vegetation ganz. Es wurde noch kälter und der Wind drang mit eisigen Klauen durch ihre Kleidung bis zur Haut vor. Dabei trugen sie einiges mehr als nur ihre Kutten. Direkt darunter verbarg sich ein bis zu den Knöcheln reichendes Kettenhemd, welches von geringem Gewicht, jedoch äußerst widerstandsfähig war. Darunter ein wollenes Oberteil und eine Hose aus gleichem Material. Letztendlich lag direkt auf der Haut dicke Unterwäsche, ebenfalls bestehend aus Wolle. Erst an diesem Morgen hatten sie sich ihre komplette Kleidungsausstattung angezogen. Zuvor reichte ihnen Kettenhemd und wollende Unterwäsche. Nun aber, zwei weitere Meilen Landeinwärts, waren sie froh diesen zusätzlichen Schutz zu tragen.

Fünfundsechzig ganze Meilen lagen noch vor ihnen, bis sie das Lager Kreh-Tzech erreichten. Fünfundsechzig Meilen mussten sie noch die peitschenden Winde, die klirrende, immer weiter zunehmende Kälte und den Schnee ertragen, der sie am Vorankommen ständig hinderte. Dies war wirklich nicht der Ort für einen Tentron. Doch ein Tak’hun musste so etwas meistern können.

Nach zwei Doppelsonnenumläufen, waren sie froh die dicken Pelze über ihre Kutten geworfen zu haben.Bei Reisebeginn kam es ihnen lästig vor diese schweren Mäntel über ihren Rucksack geschnallt zu haben. Sie hielten sie für unnötigen Ballast. Doch ein Tak’hun klagte nicht, er gehorchte. Schließlich hatte der Rat der heiligen Zehn ihnen diese Ausrüstung zusammengestellt.

Nun aber, waren sie über die Mäntel insgeheim dankbar. Sie schützten sie vor dem gnadenlosen, eisigen Tod.

Die Abstände zwischen den Rastpausen wurden immer kürzer und die Zeit, die sie an den Lagerfeuern verbrachten, immer länger.

Nachdem sie nun sieben Sonnenumläufe durch Feindesland marschierten, ließen selbst die Kräfte der Tak’hun-Meister nach. Doch ihr Wille und ihr fester Glaube ließ sie durchhalten und immer wieder weiter marschieren.„Mir scheint, wir haben uns verirrt, Herr!“, wagte sich einer der Tsigech-Tak’hun dem Großmeister Shalla Fre’ton gegenüber zu äußern, als nach dem achten Sonnenumlauf immer noch keine einzige Behausung – geschweige eine Siedlung, ein Lager oder was anderes gebäudeähnliches – in Sicht war.„Das kann nicht sein! Die Navigationsgeräte sind in einwandfreiem Zustand und die Karte haben die Kartographen des heiligen Rates selbst angefertigt! Zudem befinden wir uns auf einer Mission bei der Ker selbst seine Hände schützend über uns hält! Wir müssen ihm nur beweisen, dass wir zäh genug sind diesen harten Bedingungen zu trotzen! Lass dich nicht in Versuchungen verleiten, Bruder! Glaube und bete! Bald werden wir unser Ziel erreicht haben! Dessen bin ich mir gewiss!“, rief Shalla Fre’ton mit fester Stimme gegen den Sturm.Beschämt zog sich der Kampfesbruder wieder an seinen Platz in dem Trupp zurück. Niemand sonst wagte noch