DIE TERRANAUTEN, Band 15: DER CLAN DER MAGIER - Robert Quint - E-Book

DIE TERRANAUTEN, Band 15: DER CLAN DER MAGIER E-Book

Robert Quint

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Beschreibung

Man schreibt das Jahr 2500 irdischer Zeitrechnung. Als die Terranauten die Welt der Zopten erkunden, stellen sie fest, dass es auch unter diesen PSI-Begabungen gibt. Ähnlich wie im Mittelalter auf TERRA werden auch hier die Begabten für Magier gehalten. Llewellyn gelingt es, mit Siltron, einem der PSI-begabten Zopten, in Kontakt zu treten. Von diesem erfährt er, dass die herrschende Kaste der Zopten beschlossen hat, die Ashras auszulöschen... DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

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ROBERT QUINT

DIE TERRANAUTEN, Band 15:

Der Clan der Magier

Science-Fiction-Roman

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

DER CLAN DER MAGIER von Robert Quint 

 

Das Terranauten-Glossar 

 

Das Buch

Man schreibt das Jahr 2500 irdischer Zeitrechnung.

Als die Terranauten die Welt der Zopten erkunden, stellen sie fest, dass es auch unter diesen PSI-Begabungen gibt. Ähnlich wie im Mittelalter auf TERRA werden auch hier die Begabten für Magier gehalten. Llewellyn gelingt es, mit Siltron, einem der PSI-begabten Zopten in Kontakt zu treten. Von diesem erfährt er, dass die herrschende Kaste der Zopten beschlossen hat, die Ashras auszulöschen...

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag.

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

  DER CLAN DER MAGIERvon Robert Quint

 

 

 

 

  

  Einige Wochen später:

 

Lärm brodelte über der Arena.

Zehntausend Zopten auf den Sitzen des in den Fels gemeißelten Amphitheaters brüllten aus Leibeskräften, klatschten in die Hände, stampften mit den Füßen und ließen tiefe Schallwellen wie schmutzigen Rauch in den Himmel über Runneval steigen. Durch die Lärmwolke, die sich einer durchlöcherten Mauer gleich in Zanzin von Vrests Bewusstsein abzeichnete, zirpten die Tonblitze der hochfrequenten Echoschreie, rissen das sandbedeckte Rund der Arena aus dem akustischen Chaos.

Der Lore Zanzin von Vrest fauchte ärgerlich.

Pöbel! dachte der Lore ergrimmt und warf das Netz seiner Echoschreie über die. wackelnden Köpfe, den Staub, das Blut. Tagediebe sind sie alle, nutzlose Strolche!

In der Arena trottete der Smolorch zufrieden hin und her, umkreiste den reglosen Körper seines besiegten Gegners. Der Smolorch war ein katzenähnliches, schuppenbedecktes Raubtier, das sich kraftvoll und mit Grazie bewegte, halb so groß und dreimal so lang wie ein durchschnittlicher Zopte, mit einem breiten Maul, das nur aus Reißzähnen zu bestehen schien.

Der Lärm der begeisterten Zuschauer verwischte kurz das Bild des Smolorch, aber die Frequenz der Echoschreie war zu hoch, um längere Zeit von den tiefen, sonischen Schwingungen der Stimmen und des Gepolters überlagert zu werden.

Zanzin von Vrest wandte den massigen, fellbedeckten Schädel. Seine großen Ohrmuscheln zuckten wie Richtantennen hin und her, während seine schwachen, verkümmerten Augen nur unzusammenhängende Bilder schwankender Schatten sahen.

»Grommoz!« brüllte der Lore und suchte mit seinen Echoschreien die Umgebung ab, bis er den Chef des Lorischen Palastkorps neben dem Schatzminister entdeckte, der fasziniert das Treiben in der Arena beobachtete. Grommoz war ein kräftiger, intelligenter Zopte, der Zanzin von Vrest absolut loyal diente.

Und dies, dachte der Lore nicht ohne Selbstironie, ist das Kostbarste in diesen Tagen. 

Auf seinen Ruf hin zuckte Grommoz zusammen und eilte dann diensteifrig herbei.

»Wie oft muss ich dich noch rufen, Bauerntölpel?« fauchte der Lore unbeherrscht. Er war nervös; der Lärm und der Staub – beides ermüdete ihn. Wiederholt schalt er sich einen Narren, dass er dem Drängen des Reichsverwesers nachgegeben und sich für diese Tierkämpfe Zeit genommen hatte. Er musste verrückt gewesen sein, sich dieser Tortur auszusetzen, von der Gefahr, die ihm hier drohte, ganz zu schweigen.  

Der Gedanke weckte wieder die ungewisse Furcht seiner Nächte, und er wurde zornig, wütend über sich selbst und diesen elenden Idioten Grommoz, der selbstzufrieden vor ihm stand und immer wieder seine Ohrmuscheln abwandte und in die Arena hinunterhorchte.

»Ich rede mit dir«, explodierte der Lore, »und du schaust dir die Wettkämpfe an, du Stück Dreck aus der Gosse, und dir vertraue ich meine Gesundheit und mein Leben und die Zukunft der Vereinigten Zoptischen Loren an! Dabei ist dein Schutz keinen verfluchten Silberling wert, du räudiger Bauernlümmel. Wie lange soll ich denn noch den Lärm dieses Proletenhaufens ertragen müssen, Grommoz? Greif dir den Wettleiter, und sorge dafür, dass es ruhiger wird und die Kämpfe weitergehen, oder ich lasse dir das Fell bei lebendigem Leibe gerben, hast du mich verstanden? Ob du verstanden hast, Grommoz?«

Der Soldat neigte schweigend den Kopf, legte als Zeichen seiner Demut für einen Moment die Ohren eng an den Schädel und huschte dann davon, den Befehl des Loren auszuführen.

Zanzin von Vrest schnaubte. Pack! Pack der schlimmsten Sorte, aber in Neuzen Vrest waren sie alle gleich; stupide Massen, die mit ein paar Münzen und Tierkämpfen zufriedengestellt werden konnten, und wenn das nichts mehr half, bei den Alten Loren von Vrest dann würden sie eben den Geschmack der Gewehrkugeln kosten müssen, den Druck des Stiefels im Nacken spüren...

Zopten erschienen in der Arena und näherten sich vorsichtig dem misstrauisch fauchenden Smolorch und trieben ihn mit langen, spitzen Stangen in Richtung Ausgang: Als er in der runden Öffnung verschwunden war, senkte sich rasselnd ein Fallgitter. Anschließend machten sich die Tierpfleger daran, den Kadaver des unterlegenen Smolorch fortzuschaffen. Er hinterließ eine breite, blutige Spur auf dem Boden, die die Echoschreie des Loren ein klein wenig anders reflektierte als der übrige Sand und ihm ein diffuses Gefühl der Feuchtigkeit vermittelte.

Eine Erinnerung durchzuckte den Loren. Früher, in seiner Jugend, seiner wilden Zeit, die noch ganz anders gewesen war als die letzten Jahre, war er oft hinunter ans Meer geschlichen, allein, unbemerkt. Das Brüllen der Brandung übertönte seine Stimme, und seine Schreie schienen in den Wassermassen zu versinken, von ihnen gedämpft zu werden. Das Meer vor den Klippen von Neuzen Vrest war ein schwammiger, diffuser Riesenfleck für die Sinne des Zopten und nie hatte er geglaubt, dass es von seinem Volk einmal überwunden werden konnte.

Aber es war geschehen!

Zuviel hat sich seit meiner Jugend verändert, dachte der Lore mit einem ungewohnten Anflug von Melancholie. Zuviel Neues war hinzugekommen, Dinge, an die sich ein alter Zopte wie er nur schwer gewöhnen konnte. Die Auseinandersetzung mit den Leihmännern und vor allem Vranten Storrz war nur ein Indiz für den Wandel, der ganz Runneval erfasst hatte.  

Die scheppernden Schallwellen, die der riesige, metallene Gong oben auf der Wettleitertribüne erzeugte, ließ langsam den Lärm verstummen. Nach dem vierten Gongschlag war es so still, dass das Gewisper der zahllosen Echoschreie fast schmerzhaft wirkte. Also hatte Grommoz endlich etwas erreicht.

»Der Sieg im vierten Kampf ergeht an den Loren Norgen von Heln, Sponsor des Stalles Arntak, der den Sieg mit dem vierjährigen Smolorch Norgens Stimme errang, ungeschlagener Champion in sechs Kämpfen. Die Wettquoten belaufen sich auf zehn Punkte für den Kampfausgang, dreiundzwanzig Punkte für die Kampfdauer.«

Die Stimme des Wettleiters war laut und ruhig, eine Wohltat nach dem tonalen Durcheinander der letzten Minuten.

Der Lore entspannte sich.

Im stillen gab er dem Reichsverweser recht. Talibur Sdart war zwar nur ein lausiger Emporkömmling, Sohn eines Neuzener Handwerkers, aber er war ein verdammtes Schlitzohr, raffinierter sogar als dieser Aasfresser Storrz. Das Volk schätzte diese Kämpfe. Sdarts Vorschlag zur Wiedereinführung der seit zwanzig Jahren verbotenen Tierspiele hatte sich als genialer Schachzug erwiesen und den Loren von einigen Sorgen befreit. Wer die Kämpfe liebte und sich jedes Spiel ansah, der dachte nicht an Aufruhr, Umsturz und Rebellion.

»Fünfter Kampf!« brüllte der Wettleiter. »Die Kontrahenten sind ein Smolorch aus dem Stall Doorin, gesponsert von dem Loren Vedden von Vrest, und ein Klippenmarder aus dem Stall Innek, Sponsor ist der Lore Zanzin von Vrest, der uns die Ehre erweist, persönlich diesem gewaltigen Kampf beizuwohnen.«

Applaus brandete auf. Der Lore schnitt eine Grimasse. Der Empfang, erkannte er mit wachsendem Zorn, war schwach, konnte sich in keiner Weise mit dem Lärm vergleichen, die diese Schmutzfinken dem siegreichen Smolorch erwiesen hatten.

Der Zorn verwandelte sich in flackernde Wut.

»Abschaum!« zischte der Lore. Seine Stimme wurde lauter. »Schmarotzer. Bin ich nicht mehr wert als ein Smolorch, ihr Hurensöhne? Mäste ich euch nicht mit billigem Brot, verschleudere ich nicht mein Vermögen, nur um euch Abschaum Runnevals mit diesen Spielen zu erfreuen?« Der Lore knirschte mit den Zähnen. Der lange aufgestaute Grimm brach sich Bahn. Zanzin von Vrest hob drohend die geballten Fäuste, bemerkte mit zorniger Befriedigung, wie sich die Zopten duckten und ihre hochempfindlichen Ohren furchtsam zuckten.

»Was seid ihr, Zopten?« donnerte der Lore, lehnte sich an die Brüstung und durchglitt das Amphitheater mit seinen Echoschreien. »Seid ihr tote Würmer, Krüppel mit herausgerissenen Zungen und ohne Gehirn, seid ihr Zopten, oder seid ihr nur schlaffe Klumpen aus Fleisch und Fell? Dies ist ein Kampf, Zopten, keine Trauerfeier, dies ist das Leben, Zopten, das sich hier unten in der Arena bewähren muss, will es nicht untergehen. Aber wo bleiben eure Stimmen, euer Jubel für die Gladiatoren in ihren Käfigen? Zeigt ihnen, dass ihr sie erwartet und dass ihr bereit seid, ihre Schreie zu hören, zeigt ihnen, dass sie sich verdammt anstrengen müssen, wenn sie nicht kämpfen, wie es ein Kampf auf Leben und Tod verdient. Schwört ihnen euren heiligen Zorn, wenn sie versagen, schenkt ihnen die Hitze eurer Liebe, wenn sie gewinnen, aber zeigt ihnen, dass ihr da seid und dass es jetzt wirklich Zeit wird. Zopten, wo sind eure Stimmen?«

Gemurmel ertönte, wurde lauter, von vereinzelten Rufen durchbrochen, die rasch an Zahl zunahmen und schließlich wie Gischt zu dem Loren hinaufspritzten, ein Teppich aus zehntausend Schreien, die dem Loren zujubelten und nach den Tieren verlangten.

Zanzin von Vrest nickte mit einem grimmigen Auflachen, genoss für einige Momente den Jubel, der ihm entgegenschlug, und setzte sich wieder.

Narren! dachte er erneut. Hirnloses Pack! Einige Worte genügen, und sie schreien wie die Kinder. Sie sind nichts, absolut nichts, und darum herrschen wir Loren seit Beginn der Zeit über sie.  

Die Schreie verstummten, wichen atemloser Stille, als sich zwei gegenüberliegende Fallgitter zögernd in die Höhe schoben. Auch der Lore wurde von plötzlicher Spannung erfüllt, und voll Ungeduld wartete er auf seinen Champion, den Klippenmarder, den stummen Mörder, der selbst jetzt noch nach Jahrhunderten der Jagd in der Nähe von Neuzen Vrest sein Unwesen trieb.

Seine Echoschreie fixierten eine der runden Öffnungen in der Steinwand der Arena und registrierten eine rasche Bewegung. Der Klettermarder – ein sechsbeiniges, flinkes Ungeheuer von der Länge eines ausgewachsenen Zopten, das nur aus Klauen, Zähnen und hornigen Rückenstacheln zu bestehen schien huschte in die Arena und nahm schnuppernd Witterung auf.  

»Ah!« machte der Lore zufrieden. »Und nun kämpfe, Champion, zeig, was du kannst, spring diesem armseligen Smolorch an die Kehle, sorge daf…«

Eine Hand berührte sachte seine Schulter.

Unwillig drehte der Lore den Kopf. »Was ist, Grommoz?« fauchte er ungnädig.

Der Chef des Lorischen Palastkorps wirkte aufgeregt. »Eine Nachricht von Reichsverweser Sdart, Lore. Eine Abordnung Leihmänner befindet sich im Palast, an ihrer Spitze dieser Storrz, und der Reichsverweser sagt...«  

»Still!« unterbrach Zanzin von Vrest. Seine Gedanken überschlugen sich. Argwohn keimte in ihm auf. Storrz, dieser Bastard, dieser Emporkömmling, was bildete der sich eigentlich ein, uneingeladen den Palast zu betreten, obwohl die Zeit drängte und die Vorbereitungen für die Nacht der stillen Wasser noch längst nicht abgeschlossen waren? War er nun schon nicht mehr Herr in seinem eigenen Palast, wollten die Leihmänner ihre Macht erproben, indem sie ihn brüskierten und ihn wie ihren Lakaien behandelten?

Der Lore stieß den schweren Stuhl beiseite und krallte seine Hand in Grommoz' Schulter.

Nun, wenn die Leihmänner die Machtprobe wollten, so würde er nicht zurückstehen. Sie sollten ihn kennen, lernen, sie sollten sehen, was es hieß, dem mächtigsten Mann der Vereinigten Zoptischen Loren nicht die notwendige Ehre zu erweisen, ihn herauszufordern, ihn, den Loren Solvan von Vrest. Oh, er würde ihnen eigenhändig die Mäuler stopfen, so dass sie an ihrem Machthunger erstickten. Er würde es ganz genauso anstellen wie seine Ahnen, die Neuzen Vrest gegründet und den Boden mit den Schädeln ihrer Feinde gedüngt hatten. Er würde...  

Der Lore schüttelte langsam den massigen, fellbedeckten Schädel und versuchte, die Müdigkeit zu vergessen, die seinen Zorn, seine Kraft erstickte. Nein, er würde nichts dergleichen tun. Die Zeiten hatten sich geändert.

Vranten Storrz war ein Leihmann. Es bedurfte anderer Mittel als roher Gewalt, um ihn zum Schweigen zu bringen.

 

*  

 

Die Nacht war mild und dunkel wie alle Nächte auf Hobo, dem einzigen Planeten der grünen Sonne Moloch.

Llewellyn 709 hatte die Midas verlassen und sich in der Savanne auf den Boden gehockt. Er fühlte das weiche Gras, das an dem Geflecht der goldenen Riemen rieb. Während er hinauf in den Himmel starrte, in dessen Mitte die ferne Spirale der Milchstraße wie ein Nebelfetzen klebte, empfand er für einen kurzen Moment eine schreckliche Einsamkeit und Verlorenheit.

Moloch, die Außenseiter-Sonne, trieb zusammen mit ihrem Planeten und dem Schwarzen Loch mit über zwölfhundert Sekundenkilometern immer weiter hinaus in den intergalaktischen Raum. In einem Umkreis von zehntausend Lichtjahren gab es kein weiteres Objekt, das größer war als eine Erbse. Die Schlucht zwischen den Galaxien war eine stellare Wüste, und nur die wenigen Außenseiter-Sonnen stellten Oasen aus Licht und Wärme dar.

Der Riemenmann fröstelte unwillkürlich und rief sich ärgerlich zur Ordnung. Was er empfand, war nicht die Kälte des Leerraums, sondern die Kälte seiner Seele, die erstarrt war, seit ihn die Wissenschaftler des Konzils in ein Monstrum verwandelt hatten. In ein Monstrum, das Psi-Strahlung emittierte. Ohne die aus einem Spezialmaterial bestehenden, ineinander verhakten Riemen, die seinen gesamten Körper bedeckten, durfte er sich nicht in die Nähe von anderen Menschen wagen.

Wie Moloch war er ein Ausgestoßener, ein Einzelgänger, für den es keine Rückkehr mehr gab.

Ein Geräusch unterbrach seine quälenden Gedanken.

Er drehte sich um und erblickte Teschnapur, einen beleibten, älteren Flüchtling aus den Lunakerkern, der selbst in den Jahren seiner Haft nichts von seiner Fettleibigkeit verloren hatte.

Basanaike Teschnapur atmet schwer und ließ sich prustend neben Llewellyn ins Gras fallen.

Der Treiber schwieg. Er hätte jetzt die Einsamkeit vorgezogen. Seine engeren Freunde wussten, dass er in diesen Momenten nicht gestört werden wollte. Teschnapur musste einer triftigen Grund besitzen, ihn aufzusuchen.

»Was halten Sie von Clouds Entwicklungsprogramm?« fragte Teschnapur schließlich. Seine Stimme war tief und strahlte Wärme aus. Er deutete hinaus in die Ebene, in der sich wie ein stählerner Finger ein Turm in die Höhe reckte; zwei einsame Scheinwerfer rissen ihn aus der Nacht und gaben den Männern und Frauen, die dort arbeiteten, ausreichend Licht.

Der Turm war inzwischen hundert Meter hoch, und bis zu seiner Vollendung würde er noch um weitere fünfzig Meter wachsen. Sein Bau, so wusste Llewellyn, erschöpfte die Reserven der Midas und band einen Großteil ihrer Kräfte, aber er wusste, dass es notwendig war.

Der Turm war ein Symbol für die Freundschaft zwischen Ashras und Menschen. Und er würde nicht vergessen werden, im Gegenteil. Er war als Wallfahrtsort bestimmt, Ziel aller Ashras, die lernen wollten.

Als der Riemenmann nicht antwortete, ächzte Teschnapur und drehte sich auf den Rücken. »Ich habe mit Deshmarn-Drag gesprochen«, verkündete der Lunaflüchtling. »Dieser Ashra ist ein Teufelskerl. Leande hat ihn unterrichtet, wie der Computer zu bedienen ist, und jetzt arbeitet er an dem Apparat, als hätte er nie etwas anderes getan. Es sieht verrückt aus, sage ich Ihnen, diese ellenlange Fledermaus, wie sie an den Computerkontrollen hantiert... Verrückt und nicht... richtig.«

Llewellyn seufzte. Offenbar, dachte er unzufrieden, hat sich Teschnapur auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet. »Sie sind gegen das Entwicklungsprogramm, nicht wahr?« fragte er offen.

Teschnapur runzelte die Stirn. »Nein, nicht dagegen, aber ich habe Zweifel. Diese Ashras haben bisher keine technische Zivilisation entwickelt, obwohl sie verdammt intelligent sind, intelligenter sogar als wir, Treiber. Und ich sage mir, nicht ohne Grund haben sie auf diesen Firlefanz verzichtet. Aber was geschieht, wenn wir ihnen nun ihre alte Kultur zerschmettern und durch unser wissenschaftliches Potential ersetzen? Ich befürchte, die Ashras werden eine soziale und kulturelle Revolution erleben, an deren Ende nicht Fortschritt, sondern Stagnation und Untergang stehen werden.«

»Sie wissen, dass das Entwicklungsprogramm den Ashras das neue Wissen nicht aufdrängen wird«, erwiderte Llewellyn milde. »Außerdem gibt der Computer, der in diesen Turm eingebaut wird, die Informationen nur in wohldosierten Portionen ab. Leande hat mit dem Bordrechner der Midas eine Reihe Szenarios entwickelt und keine Prognose lässt auf längerfristige Schäden schließen. Außerdem, die Ashras sind, wie Sie sagten, ein hochintelligentes, moralisch und ethisch gut entwickeltes Volk. Sie werden schon dafür sorgen, dass die nötigen Veränderungen in einem gesunden Tempo vorgenommen werden.«

Der dicke Mann musterte ihn mit verkniffenen Augen. »Und Sie meinen wirklich, diese Veränderungen sind notwendig?«