DIE TERRANAUTEN, Band 66: IM LICHT DER MÖRDERSONNE - Robert Quint - E-Book

DIE TERRANAUTEN, Band 66: IM LICHT DER MÖRDERSONNE E-Book

Robert Quint

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Beschreibung

Max von Valdec musste sich bücken, um den Torbogen durchschreiten zu können. Der Boden war blassrosa und dornig, und die Widerhaken der spitzen Vorsprünge bissen bei jedem Stück winzige Hautstücke aus seinen bloßen Fußsohlen. Seltsamerweise war der Schmerz prickelnd und fern, mehr eine unangenehme Erinnerung, ein flüchtiger Gedanke, den man gleich darauf wieder vergisst. Irgendetwas stimmt nicht, dachte Valdec benommen. Mit müden Augen blickte er sich um und entdeckte, dass sich hinter dem Torbogen die rosa Ebene fortsetzte und in der Ferne mit dem grauen Wallen des Himmels verschmolz. Langsam richtete er sich auf, und als er sich umblickte, da stellte er verwirrt fest, dass der Torbogen verschwunden war. Irreal, durchfuhr ihn ein träger Gedanke... DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

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ROBERT QUINT

 

 

DIE TERRANAUTEN, Band 66:

Im Licht der Mördersonne

 

 

 

Science-Fiction-Roman

 

 

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

IM LICHT DER MÖRDERSONNE von Robert Quint 

1. 

2. 

3. 

 

Das Buch

 

Max von Valdec musste sich bücken, um den Torbogen durchschreiten zu können. Der Boden war blassrosa und dornig, und die Widerhaken der spitzen Vorsprünge bissen bei jedem Stück winzige Hautstücke aus seinen bloßen Fußsohlen.

Seltsamerweise war der Schmerz prickelnd und fern, mehr eine unangenehme Erinnerung, ein flüchtiger Gedanke, den man gleich darauf wieder vergisst.

Irgendetwas stimmt nicht, dachte Valdec benommen.

Mit müden Augen blickte er sich um und entdeckte, dass sich hinter dem Torbogen die rosa Ebene fortsetzte und in der Ferne mit dem grauen Wallen des Himmels verschmolz. Langsam richtete er sich auf, und als er sich umblickte, da stellte er verwirrt fest, dass der Torbogen verschwunden war.

Irreal, durchfuhr ihn ein träger Gedanke...

 

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

  IM LICHT DER MÖRDERSONNE

von Robert Quint

 

 

 

 

 

  1.

 

 

Max von Valdec musste sich bücken, um den Torbogen durchschreiten zu können. Der Boden war blassrosa und dornig, und die Widerhaken der spitzen Vorsprünge bissen bei jedem Stück winzige Hautstücke aus seinen bloßen Fußsohlen.

Seltsamerweise war der Schmerz prickelnd und fern, mehr eine unangenehme Erinnerung, ein flüchtiger Gedanke, den man gleich darauf wieder vergisst.

Irgendetwas stimmt nicht, dachte Valdec benommen.

Mit müden Augen blickte er sich um und entdeckte, dass sich hinter dem Torbogen die rosa Ebene fortsetzte und in der Ferne mit dem grauen Wallen des Himmels verschmolz. Langsam richtete er sich auf, und als er sich umblickte, da stellte er verwirrt fest, dass der Torbogen verschwunden war.

Irreal, durchfuhr ihn ein träger Gedanke.

Valdec ging weiter. Mechanisch setzte er ein Bein vor das andere, versuchte, den matten Schmerz zu ignorieren und sich auf sein Ziel zu besinnen.

Warum bin ich hier, fragte sich der hoch gewachsene, hagere Mann. Wo bin ich? 

Furcht packte ihn.

Plötzliche, kreatürliche Angst, die ihm ein Stöhnen entrang.

Die Schatten um sein Bewusstsein lichteten sich. Sarym. Der Angriff auf die Korallenstadt. Die PSI-Welle, die sich dem Schwellenfeld des Kaiserkrafttriebwerks entgegenstemmte. Und der Nottransit. 

Der Transit ins Nirgendwo.

»Frost!«, brüllte Valdec. »Glaucen! Zarkophin!«

Er wirbelte herum. Und er verstand. Die Ebene, der Himmel … Alles Symbole. Ein Versuch des menschlichen Geistes, sich in einer absonderlichen, fremdartigen Daseinsebene zu orientieren. Der Weltraum II.

Das Trichterschiff musste sich noch immer im Weltraum II befinden. Der Transit war misslungen. Der Zusammenprall mit der PSI-Aura hatte das Schwellenfeld des Kaiserkraftgenerators in Mitleidenschaft gezogen.

Entsetzt erinnerte sich Valdec an die zahllosen anderen Schiffe, die im Verlauf der Jahrhunderte bei ihren Sprüngen durch Weltraum II verschwunden waren. Erging es ihnen jetzt ebenso? Würde das Pendeln zwischen den Dimensionen nie ein Ende nehmen?

Fast gegen seinen Willen stolperte er weiter. Perspektivische Verzerrungen peinigten ihn. Er hatte das Gefühl, von einem himmelhohen Berg hinunter auf die rosa Ebene zu blicken. Seine Beine waren wie Säulen, die das Firmament selbst stützten, und sein Kopf war ein Mond, von Meteoren umschwirrt, die in Höhe seiner Brust in die Atmosphäre eintauchten und gespenstisches Flackerlicht spendeten.

Die Funken blendeten ihn.

Valdec blinzelte und spürte, dass seine Augen tränten. Zwei Tropfen rannen über seine Wangen und verdunsteten an seinem Kinn.

»Frost«, murmelte Max von Valdec.

Er fühlte sich hilflos, genarrt von den n-dimensionalen Phänomenen, und er empfand gleichzeitig Zorn über die aufgezwungene Hilflosigkeit.

Ein Gebirge tauchte dann am Horizont auf, ein lang gestreckter schwarzer Höhenzug, der sich rhythmisch aufblähte und wieder zusammensank. Erst nach langen Sekunden erkannte der gestürzte Lordoberst, um was es sich bei dem Gebirge wirklich handelte.

Es war Frost.

Metamorphiert, ins Gigantische aufgequollen, ein Riese, neben dem Valdec klein und verloren wirkte.

»Frost!«, stieß Valdec hervor.

Bewegung kam in das menschliche Gebirge. Eine Hand, groß wie ein Kontinent, wuchs empor und verdunkelte den nebligen Himmel. Titanische Bäume, sichelförmig auf zwei weit voneinander entfernten Höhenzügen gruppiert, bewegten sich schnell und raschelnd. Wimpern, die zwei Augen von den Ausmaßen eines Binnenmeeres enthüllten.

Frost sah Valdec an.

Erkennen blitzte in seinen Augen auf und milderte das stumme Grauen, das tiefe, finstere Schluchten in das ungeheure Gesicht gemeißelt hatte.

»Können Sie sprechen, Frost?«, fragte Valdec heiser. »Sagen Sie etwas. Ich bitte Sie, Frost, nur ein Wort.«

Der Konzilsmanag schwieg. Die Lider schlossen sich wieder. Ruhe überkam den Wimpernwald, in dem sich ein ganzes Heer verstecken konnte. Der menschliche Berg hob und senkte sich im Rhythmus der Atemzüge, und trotz der Distanz spürte Valdec den dadurch entstandenen Sturm an seiner nackten Gestalt zerren.

Unwillkürlich wich Valdec zurück.

Und stolperte. Fiel. Schwer wie eine alte Eiche prallte der verbannte Lordoberst auf dem Boden auf. Der Boden war nachgiebig, weich und warm. Er roch gut. Es war angenehm, da zu liegen, nichts zu sehen, nichts zu denken.

Valdec genoss diesen Augenblick der Ruhe und der Entspannung, und er knurrte verärgert, als er die Stimme hörte.

»Sie müssen Valdec sein.«

Er öffnete die Augen. Ein großer, massiger Mann stand vor ihm. Einst schien seine Haut kupfern gewesen zu sein, doch der milde Farbton war fast vollständig verblasst und durch einen grünen Glanz ersetzt worden.

Als Valdec genauer hinsah, bemerkte er, dass die Haut des Mannes nahezu lückenlos von fingernagelgroßen Blättern bedeckt war. Selbst das Gesicht war grün wie ein bemooster Stein, und nur Augen, Nase und Mund lagen frei.

»Ich bin Valdec«, bestätigte der einstige Herr des menschlichen Sternenreiches. »Werden Sie mich töten?«

Der Mann schüttelte den Kopf. Sein Blätterkleid gab schabende Geräusche von sich. »Ich töte nicht. Sie brauchen keine Angst zu haben.«

»Wer sind Sie?«, fragte Valdec. »Sie kommen mir bekannt vor, doch meine Erinnerungen sind unscharf, und es fällt mir schwer, meine Gedanken zu ordnen.«

»Ich bin ein Psyter«, erklärte der Mann. »Scanner Cloud. Sie haben von mir gehört.«

Valdec sagte nichts.

Ein Traum, durchfuhr es ihn. Eine Halluzination des Weltraum II.

Der Psyter drehte forschend den Kopf und richtete seinen Blick dann wieder auf den daliegenden nackten Mann. »Sie befinden sich in großer Gefahr«, stellte er leidenschaftslos fest. »Ich kenne nicht die Hintergründe, doch ich nehme an, dass von dem Schwellenfeld Ihres Kaiserkraftgenerators eine nicht unerhebliche Menge psionischer Energie eingeschlossen wurde. Sie verhindert die Fortsetzung des Kontratransits.«

»Scanner Cloud«, sagte Valdec undeutlich. »Sie gehören zu den Terranauten.«

»Ich gehöre nur mir.« Der Psyter lächelte ironisch. »Doch ich befürchte, Sie werden das nicht verstehen.«

Valdec richtete sich mühsam auf.

Ich zittere, stellte er fest. Und mir ist übel.

»Ich werde Ihnen helfen«, fuhr Cloud mit ausdruckslosem Gesicht fort. »Ich werde …«

Valdec lachte. Es klang kratzig und schief. »Kein Terranaut würde mir helfen. Sie sind eine Halluzination. Ein Trugbild.«

Der Psyter ging nicht darauf ein. »Ich werde dafür sorgen, dass Sie an einen anderen Bereich des Raumes versetzt werden. Sie blockieren den Knotenpunkt. Ein weiteres Verbleiben an diesem Ort könnte das gesamte Straßensystem unbrauchbar machen. Sie sehen, ich helfe Ihnen allein aus Eigennutz.«

»Ein wahrer Samariter«, spottete Valdec. Das Sprechen bereitete ihm Mühe. Wie Eis kristallisierte sich Schwäche in seinen Gliedern.

»Sie werden sterben, wenn ich Ihnen nicht helfe«, bemerkte Cloud. »Und das Straßensystem ist zu wertvoll, um eine Blockade zu riskieren. Betrachten Sie meine Hilfe allein unter diesem Gesichtspunkt. Es entsteht Ihnen keine Verpflichtung.«

»Danke«, nickte Valdec ironisch.

Er betrachtete den Mann mit dem grünen Blätterkleid. »Was ist das?«, erkundigte er sich heiser. »Was ist mit Ihnen geschehen?«

»Nichts.« Der Psyter strich mit den Fingerspitzen über das Grün seiner Kinnpartie. »Nichts, das Menschen wie Sie verstehen könnten.«

Valdec stand nun schwankend auf den Beinen. Das Blut rauschte in seinen Ohren, und das Bedürfnis, sich wieder hinzulegen und zu schlafen, wurde nahezu übermächtig.

»Ich glaube«, sagte er matt, »Sie belügen mich – falls Sie überhaupt existent sind. Wenn ich nur klar denken könnte …«

»Sie tun mir leid«, murmelte der Psyter. »Ich habe in Sie hineingehorcht. Innerlich sind Sie bereits versteinert, Valdec. Sie sind krank an Gefühl und Verstand, und wäre die Gefahr für das Straßensystem nicht so groß …«

Clouds Stimme wurde leiser und leiser, bis sie schließlich ganz verstummte. Die grüne, massige Gestalt schien sich immer mehr aufzulösen, und dann war die Stelle leer, und Valdec war wieder allein mit sich und dem menschlichen Berg am Horizont, dessen Atem dumpf und stetig grollte.

Eine Halluzination, dachte Max von Valdec erneut. Eine verdammte Wahnvorstellung.

Knistern ertönte dann. Wie von Glas, das von einer Presse langsam zermalmt wird. Schmerz gesellte sich zu dem alles fassenden Knirschen und Knistern, und Valdec spürte, dass er schrie, ohne jedoch seine Stimme zu hören.

Endlich erlöste ihn Bewusstlosigkeit, und als er wieder erwachte, nach Äonen, wie es ihm schien, da umgab ihn die stählerne Kühle der Zentrale. Auf den Monitoren des Trichterschiffes glitzerten Sterne wie winzige Laternen in einer finsteren Winternacht.

Gerettet!, durchfuhr es Valdec. Das Schiff hat den Kontratransitpunkt erreicht!

Erleichtert seufzte er, lehnte sich zurück in dem Servosessel, von dem aus man die Kontrollwand bequem überblicken konnte, und drehte den Kopf.

Er blickte direkt in Frosts bleiches, ungläubiges Gesicht.

Schock, diagnostizierte der Lordoberst.

»Der grüne Mann«, krächzte Frost. »Er hat mit mir gesprochen. Sein Name war Scanner Cloud …«

Valdecs Augen weiteten sich. Also, dachte er mit einem leisen Frösteln, war dies doch keine Halluzination gewesen! Und das bedeutete, dass dieser Cloud eine Möglichkeit gefunden hatte, ohne Raumschiff den Weltraum II zu bereisen.

Das Straßensystem …

Damit konnten nur die Weltraumstraßen gemeint sein, deren sich bis zur Abschottung Shondykes die Garden bedient hatten. Welche Macht befand sich dann in den Händen des Psyters?

Ehe Valdec auf Frosts Bemerkung etwas erwidern konnte, gellte der Alarm durch das Trichterschiff.

Ungläubig betrachtete der Lordoberst die Monitoren der Direktbeobachtung und das fantastische Bild, das sich auf ihnen abzeichnete.

Der Weltraum selbst schien mit einem Mal in Flammen zu stehen.

 

*

 

Generalmanag Tosten Phibas überflog mit gerunzelter Stirn den mehrseitigen Situationsbericht, der vor wenigen Minuten von dem Telefax ausgedruckt worden war. Seine Miene verdüsterte sich.

»Wir werden die Produktion um weitere zwanzig Prozent drosseln müssen«, erklärte Phibas verdrossen und blickte seinen Finanzmanag an, der ihm gegenüber am Schreibtisch Platz genommen hatte und geistesabwesend an einer Speedknolle kaute. Das zarte Marzipanaroma der amphetaminhaltigen Frucht, die an den Hängen der Äquatorberge wuchs, erfüllte das ganze Büro.

Finanzmanag Kirkattu wölbte die Brauen. »Heißt das …?«, begann er, wurde aber von Phibas unterbrochen.

»Genau.« Phibas warf den Bericht mürrisch auf die mahagonifarbene Schreibtischplatte. »Nach der Funkbotschaft des Kuriers zu urteilen, werden wir auch in den nächsten zwei Standardmonaten kaum mit den überfälligen Transportern rechnen können.«

Kirkattu wandte den Kopf und spie die zerkauten Überreste der Knolle zielsicher in den Spucknapf. »Ist man denn auf der Erde völlig verrückt geworden?« Verständnislos schüttelte der athletisch gebaute, weißhaarige Mann den Schädel. »Schläft die Zentrale? In Berlin ist man doch über unsere Schwierigkeiten informiert! Bereits jetzt befinden sich schon zwanzigtausend Speicherzellen im Parkorbit! Speicherzellen, die bereits dringend auf Siam Sin, Brodz 32 und den anderen Welten der Provinz erwartet werden. Was ist los, Tosten? Bisher sind wir bevorzugt behandelt worden, und die Produktion dieser neuen Kaiserkraftschiffe muss doch inzwischen …«

Wieder wurde der Finanzmanag unterbrochen.

»Valdec ist gestürzt«, sagte Phibas düster. »Der neue Konzilsvorsitzende ist Lordinspektor Ignazius Tyll. Und Kaiser steht unter der kommissarischen Kontrolle der Konzilsverwaltung.«

Kirkattu starrte ihn schweigend an.

»Damit«, fuhr Phibas fort, »ist der Kaiser-Lancia-Komplex von den Anweisungen der Konzilsverwaltung abhängig.«

»Valdec gestürzt?«, echote Kirkattu.

»Man wirft ihm Hochverrat vor«, nickte Phibas. Mit einer müden Geste schob er dem Finanzmanag den Bericht über den Tisch. »Lesen Sie selbst.«

Kirkattu begann kopfschüttelnd zu blättern. »Zusammenarbeit mit den Terranauten? Umstellung der Kaiserkraftraumfahrt auf das alte Transportsystem per PSI?« Grimmig verzog er das Gesicht. »Bei der Lektüre fragt man sich unwillkürlich, wer hier eigentlich Hochverrat begangen hat!«