Die Toten von Santa Clara - Robert Wilson - E-Book

Die Toten von Santa Clara E-Book

Robert Wilson

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Beschreibung

Der zweite Fall für Che finspektor Javier Falcón als Neuveröffentlichung

Während ganz Sevilla unter der drückenden Hitze des Sommers leidet, wird Chefinspektor Javier Falcón in eine der kühl-klimatisierten Villen des Vorortes Santa Clara gerufen. Dort scheint ein einflussreicher Bauunternehmer Selbstmord begangen zu haben. Doch etwas an dem Tatort weckt Falcóns Misstrauen, und gegen den Willen der Staatsanwaltschaft nimmt er die Ermittlungen auf. Bald ist er einem infamen Komplott auf der Spur, das noch mehr als ein Opfer zu fordern droht …

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Buch

Rafael Vega hatte alles, wovon ein Mann seines Alters träumen kann: Eine prunkvolle Villa im Sevillaner Nobelvorort Santa Clara, eine schöne Frau, einen von ihm heiß geliebten kleinen Sohn, eine florierende Baufirma und eine einflussreiche Stellung im gesellschaftlichen und politischen Leben der Stadt. Und dennoch wird an einem drückend heißen Sommermorgen Chefinspektor Javier Falcón in Vegas Villa gerufen, wo der Bauunternehmer tot auf dem Küchenfußboden liegt. Alles weist auf einen perfekt geplanten Selbstmord hin, und die Staatsanwaltschaft will den Fall schnell zu den Akten legen, sorgfältig darauf bedacht, angesichts Vegas mannigfaltiger Beziehungen nicht allzu viel Staub in Sevillas gehobener Gesellschaft aufzuwirbeln. Doch ein rätselhafter Abschiedsbrief und einige Unstimmigkeiten am Tatort wecken Falcóns Misstrauen, und so nimmt er gegen alle Widerstände Ermittlungen auf. Ermittlungen, in deren Lauf Rafael Vega nicht der einzige Tote bleiben wird – und bei denen die Mafia und diverse politischen Würdenträger, die selbst in die dunklen Machenschaften Vegas verstrickt sind, alles versuchen, um Falcón aufzuhalten …

Weitere Informationen zu Robert Wilson sowie zu lieferbaren Titeln des Autors finden Sie am Ende des Buches.

Robert Wilson

Die Toten von Santa Clara

Roman

Aus dem Englischenvon Kristian Lutze

Die Originalausgabe erschien 2004 unter dem Titel

»The Silent and the Damned« bei HarperCollins, London.

1. Auflage

Taschenbuchausgabe November 2013

Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © der Originalausgabe 2004 by Robert Wilson

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2005

by Page&Turner/Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Umschlagmotiv: FinePic®, München

Th ∙ Herstellung: sc

ISBN 978-3-641-13471-6

www.goldmann-verlag.de

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FÜR JANE

UND JOSÉUND MICK

Ha, ha! What a fool Honesty is! And Trust his

Sworn brother, a very simple gentleman!

Ha, ha! was für ein Narr die Ehrlichkeit ist! Und

Vertrauen, ihr geschworener

Bruder, ist ein sehr einfältiger Herr!

SHAKESPEARE, The Winter’s Tale

Die meisten Regierungen gründen sich auf Furcht.

JOHN ADAMS,

zweiter Präsident der Vereinigten Staaten

RAFAEL

(im Dunkeln blinzelnd)

Habe ich Angst? Wenn ich neben Lucía im Bett liege und mein kleiner Mario nebenan im Schlaf aufschreit, habe ich eigentlich keinen Grund, mich zu fürchten. Dennoch tue ich es. Meine Träume haben mich geängstigt, nur dass sie jetzt keine Träume mehr sind. Sie sind lebendiger. Sie handeln von Gesichtern, immer nur Gesichter. Sie scheinen mir unbekannt, und dann erlebe ich seltsame Augenblicke, in denen ich kurz davor bin, sie zu erkennen, aber es ist, als wehrten sie sich. Dann wache ich auf, weil… Ich bin wieder ungenau gewesen. Sie sind nicht aus Fleisch und Blut. Sie sind eher geisterhaft als real, aber sie haben Gesichtszüge. Sie haben eine Farbe, aber die ist nicht zu definieren. Sie sind fast, aber nicht ganz menschlich. Das ist es. Sie sind nur fast, aber nicht ganz menschlich. Ist das ein Hinweis?

Wenn ich mich vor diesen Gesichtern fürchten würde, ginge ich nur widerwillig ins Bett, und doch freue ich mich manchmal auf den Schlaf; und ich merke, dass es daran liegt, dass ich die Antwort wissen will. Irgendwo in meinem Kopf gibt es einen Schlüssel, der die Tür öffnen und mir sagen wird: Warum diese Gesichter? Warum nicht irgendwelche anderen? Was zeichnet sie aus? Mittlerweile sehe ich sie recht deutlich, auch tagsüber, wenn meine Gedanken in irgendeiner Weise abschweifen. Mein Unbewusstes projiziert diese Phantomgesichter auf lebendige Menschen, nur einen Augenblick lang, bevor die echten Menschen wieder in den Vordergrund treten. Danach fühle ich mich töricht und aufgewühlt wie ein alter Mann, dem Namen auf der Zunge liegen, die er nicht hervorbringt.

Ich zittere. Das stellt mein Verstand mit mir an. Ich zeige erste Risse. Ich bin zum Schlafwandler geworden. Lucía hat es mir erzählt, als ich unter der Dusche war. Sie sagte, dass ich um drei Uhr morgens in mein Arbeitszimmer hinuntergegangen wäre. Später habe ich auf dem Schreibtisch einen leeren Block gefunden. Darauf den Abdruck einer Handschrift. Das Original war nirgends zu finden. Ich habe das oberste Blatt vors Fenster gehalten und sah, dass es etwas war, was ich selbst geschrieben hatte: »…in der dünnen Luft…«?

EINS

Mittwoch, 24. Juli 2002

Ich will zu meiner Mami. Ich will zu meiner Mami.«

Consuelo Jiménez öffnete die Augen und blickte in ein Kindergesicht, das nur wenige Zentimeter von ihrem eigenen, halb im Kissen vergrabenen Kopf entfernt war. Ihre Wimpern streiften den Bezug. Das Kind packte ihren Oberarm.

»Ich will zu meiner Mami.«

»Schon gut, Mario. Wir suchen deine Mami«, sagte sie und dachte, dass es dazu noch viel zu früh war. »Du weißt doch, dass sie direkt gegenüber ist, oder? Du kannst hier bei Matías bleiben, mit uns frühstücken, noch ein bisschen spielen…«

»Ich will meine Mami.«

Die Finger des Kindes gruben sich fordernd in ihren Arm. Sie strich ihm über den Kopf und küsste seine Stirn.

Ihr widerstrebte es, im Nachthemd über die Straße zu gehen, so wie es die Frauen aus der Arbeiterschicht taten, wenn sie etwas aus dem Laden an der Ecke brauchten, aber das Kind zerrte quengelnd an ihr. Also streifte sie einen seidenen Morgenmantel über ihren Pyjama und schlüpfte in ein Paar goldfarbene Sandalen. Schnell fuhr sie sich noch einmal durchs Haar, während Mario schon ihren Morgenmantel zuband und sie dann hinter sich herzerrte.

Sie fasste seine Hand und führte ihn Stufe für Stufe die Treppe hinunter. Als sie das kühle, klimatisierte Haus verließen, schlug ihnen eine undurchdringliche, schwüle Hitze entgegen, die nach einer weiteren drückenden Nacht keinen Hauch von morgendlicher Frische mehr mit sich trug. Sie überquerten die leere Straße. Palmwedel hingen ausgedorrt herab, und man hatte das Gefühl, als hätte das Viertel nur mühsam aus dem Schlaf gefunden. Das einzige Geräusch war das Surren der Klimaanlagen, die weitere unerwünschte heiße Luft in die erstickende Atmosphäre des exklusiven Viertels Santa Clara am Stadtrand von Sevilla pusteten.

Während sie Mario, der plötzlich störrisch und bockig geworden war, als hätte er sich das mit seiner Mami anders überlegt, halb hinter sich herziehen musste, sah Consuelo, dass aus einem Riss in einem der hohen Balkone am Hause der Vegas Wasser tropfte. Dick wie Blut platschte es in der mörderischen Hitze auf die üppige Vegetation. Auf Consuelos Stirn bildete sich Schweiß, und beim Gedanken an den restlichen Tag und die sich seit Wochen aufstauende, sengende Hitze wurde ihr übel. Sie tippte den Zahlenkode in das Ziffernfeld neben dem Außentor und trat auf die Einfahrt. Mario rannte zum Haus, drückte gegen die Haustür und stieß sich den Kopf an dem Holzrahmen. Consuelo klingelte, und der elektrische Glockenton hallte in der Stille hinter den Doppelfenstern des Hauses nach wie in einer Kathedrale. Niemand rührte sich. Schweißtropfen sickerten zwischen ihre Brüste. Mario hämmerte mit seiner kleinen Faust gegen die Tür; es klang wie ein dumpfer Schmerz, hartnäckig wie untröstliche Trauer.

Es war kurz nach acht Uhr morgens. Sie leckte den Schweiß ab, der sich auf ihrer Oberlippe gebildet hatte.

Am Tor war mittlerweile das Hausmädchen aufgetaucht. Sie hatte keinen Schlüssel. Um diese Uhrzeit sei Señora Vega für gewöhnlich schon wach, sagte sie. Im Garten neben dem Haus hörten sie den ukrainischen Gärtner Sergej. Sie gingen zu ihm hin, und überrascht hielt er seine Hacke wie eine Waffe, als er die beiden Frauen erblickte. Er trug Shorts, und Schweiß strömte an seinem muskulösen nackten Oberkörper herab. Er hatte seit sechs Uhr in der Früh gearbeitet und nichts gehört. Soweit er wusste, stand der Wagen noch in der Garage.

Consuelo ließ Mario in der Obhut des Hausmädchens und ging mit Sergej zur Rückseite des Hauses. Er stieg auf die Veranda vor dem Wohnzimmer und spähte durch die Jalousien der Schiebetür. Die war verschlossen. Also kletterte er über das Geländer und beugte sich vor, um ins Küchenfenster zu blicken, das zum Garten hinausging. Sein Kopf zuckte entsetzt zurück.

»Was ist los?«, fragte Consuelo.

»Ich weiß nicht«, sagte er. »Señor Vega liegt auf dem Boden. Er bewegt sich nicht.«

Consuelo nahm das Hausmädchen und Mario mit in ihr Haus. Der Junge spürte, dass irgendetwas nicht stimmte, und fing an zu weinen. Das Hausmädchen versuchte vergeblich, ihn zu trösten, und zappelnd wand er sich aus ihrer Umarmung. Consuelo wählte die Nummer des Notrufs, zündete sich eine Zigarette an und versuchte, sich zu konzentrieren, während sie das hilflose Hausmädchen beobachtete: Die Frau stand über den Kleinen gebeugt, der sich in einem Wutanfall tretend und heulend wie ein wildes Tier auf den Boden geworfen hatte und sich nun langsam zur Ruhe schluchzte. Consuelo berichtete, was sie gesehen hatte, und nannte Namen, Adresse und Telefonnummer, bevor sie den Hörer auf die Gabel knallte, zu dem Kind ging, es ungeachtet der Tritte und Schläge fest an sich drückte und immer wieder seinen Namen flüsterte, bis es reglos in ihren Schoß sank.

Sie legte den Jungen in ihr Bett, zog sich an und rief das Hausmädchen nach oben, damit es ein Auge auf Mario hatte. Er war eingeschlafen. Consuelo betrachtete ihn eingehend, während sie sich kämmte. Das Hausmädchen saß auf einer Ecke des Bettes, unglücklich, nun Teil einer fremden Tragödie geworden zu sein, die auch ihr eigenes Leben beeinträchtigen würde.

Vor dem Haus der Vegas fuhr ein Streifenwagen vor. Consuelo ging hinaus, um den Polizisten zu begrüßen, und führte ihn zur Rückseite des Hauses, wo er auf die Veranda kletterte. Er fragte sie, wo der Gärtner war, und sie ging über den Rasen zu einem kleinen Gebäude am Fuße des Hangs, wo Sergej sein Quartier hatte. Vergeblich. Der Polizist pochte derweil an das Küchenfenster und gab per Funk einen kurzen Lagebericht ans Präsidium, bevor er wieder von der Veranda stieg.

»Wissen Sie, wo Señora Vega ist?«, fragte er.

»Sie müsste im Haus sein. Da war sie jedenfalls gestern Abend, als ich sie angerufen habe, um ihr zu sagen, dass ihr Sohn bei meinen Jungen übernachten würde«, sagte Consuelo. »Warum haben Sie ans Fenster geklopft?«

»Es hat keinen Sinn, die Tür einzutreten, wenn er bloß betrunken auf dem Fußboden eingeschlafen ist.«

»Betrunken?«

»Neben ihm liegt eine Flasche auf dem Boden.«

»Ich kenne ihn seit Jahren, und ich habe nie erlebt, dass er die Kontrolle verliert… nie.«

»Vielleicht ist es anders, wenn er allein ist.«

»Und was haben Sie sonst noch unternommen?«, fragte Consuelo und versuchte angesichts der Gelassenheit des einheimischen Polizisten, die schrille Reizbarkeit der Madrilenin in ihrer Stimme zu unterdrücken.

»Sobald Sie uns angerufen haben, wurde ein Krankenwagen auf den Weg geschickt, und jetzt ist der Inspector Jefe del Grupo de Homicidios, der Chefinspektor der Mordkommission, benachrichtigt worden.«

»Im einen Moment ist er nur betrunken, im nächsten schon ermordet?«

»Auf dem Fußboden liegt ein Mann«, erwiderte der Streifenpolizist jetzt ärgerlich. »Er bewegt sich nicht und reagiert nicht auf Geräusche. Ich habe…«

»Meinen Sie nicht, dass Sie versuchen sollten, ins Haus zu kommen, um zu sehen, ob er noch lebt? Er reagiert nicht, aber vielleicht atmet er ja noch.«

Auf der Miene des Streifenpolizisten spiegelte sich Unentschlossenheit, doch der eintreffende Krankenwagen rettete ihn. Gemeinsam mit den Notärzten stellte er fest, dass das Haus auf Vorder- und Rückseite komplett verriegelt war. Weitere Wagen hielten vor dem Haus.

Inspector Jefe Javier Falcón hatte das Frühstück beendet und saß im Arbeitszimmer seines riesigen Hauses aus dem 18. Jahrhundert in der Altstadt von Sevilla. Er trank den Rest seines Kaffees und studierte die Bedienungsanleitung einer Digitalkamera, die er vor einer Woche gekauft hatte. Wegen der dicken Mauern und der traditionellen Bauweise des Hauses musste er die Klimaanlage nur selten einschalten. In dem Marmorbrunnen plätscherte Wasser, ohne dass es ihn störte. Nach einem für ihn persönlich sehr turbulenten Jahr hatte er nun seine Konzentrationsfähigkeit wiedergefunden. Sein Handy auf dem Schreibtisch vibrierte. Seufzend griff er danach. Dies war die Tageszeit, zu der üblicherweise die Leichen gefunden wurden. Er ging hinaus in den Kreuzgang um den Innenhof und lehnte sich an eine der Säulen, die die Galerie trugen. Dort hörte er sich die Fakten an, nackt und bar jeder Tragödie. Zurück in seinem Arbeitszimmer notierte er die Adresse: Santa Clara. Es klang nicht wie ein Ort, an dem irgendetwas Schlimmes passieren konnte.

Er schob das Handy in die Hosentasche, nahm seine Wagenschlüssel und öffnete das gewaltige Holztor vor dem Haus. Dann ließ er seinen Seat zwischen die Orangenbäume rollen, die den Eingang flankierten, und ging zurück, um das Tor zu schließen.

Die Klimaanlage blies kalte Luft gegen seine Brust, als er über die engen Kopfsteinpflasterstraßen auf die von hohen Bäumen gesäumte Plaza del Museo de Bellas Artes fuhr. Er verließ die Altstadt Richtung Fluss und bog rechts in die Calle del Torneo. Im morgendlichen Dunst waren in der Ferne die verschwommenen Umrisse der »Harfe« zu sehen, der gewaltigen Puente del Alamillo, die der Architekt Calatrava über den Fluss gespannt hatte. Er entfernte sich vom Flussufer in Richtung Neustadt und kämpfte sich durch die Straßen um den Bahnhof Santa Justa, bevor er an endlosen Hochhäusern vorbei der Avenida de Kansas City folgte, während er an das exklusive Barrio, das Viereck, dachte, in das er fuhr.

Die Gartenstadt von Santa Clara war von den Amerikanern geplant worden, um den eigenen Offizieren Unterkünfte zu bieten, nachdem nach Unterzeichnung des Verteidigungs- und Wirtschaftsabkommens 1953 in der Nähe von Sevilla das Strategic Air Command eingerichtet worden war. Einige der Bungalows sahen immer noch aus wie in den 50er Jahren, andere hatte man an die spanische Architektur angepasst, und wieder andere waren von ihren wohlhabenden Besitzern komplett abgerissen und durch Neubauten palastartiger Villen ersetzt worden. Soweit sich Falcón erinnerte, hatte keine dieser Veränderungen es geschafft, das Viertel von seiner allgegenwärtigen Unwirklichkeit zu befreien. Es hatte etwas damit zu tun, dass die Häuser einzeln auf eigenen Grundstücken standen, zusammen, aber isoliert, was völlig unspanisch war und eher an eine amerikanische Vorstadt erinnerte. Außerdem war es im Gegensatz zum Rest von Sevilla hier geradezu unheimlich still.

Falcón parkte im Schatten einiger Büsche und Bäume vor einem modernen Haus in der Calle Frey Francisco de Pareja, das trotz seiner Backsteinfassade und einiger Ornamente wie eine massive Festung wirkte. Beim Anblick des ersten Menschen, den er nach Betreten des Grundstücks sah, musste er sich zwingen, entschlossen weiterzugehen: Juez de Guardia Esteban Calderón, der zuständige Staatsanwalt. Er hatte seit mehr als einem Jahr nicht mehr mit Calderón zusammengearbeitet, doch die Erinnerung an ihren letzten Fall war noch frisch. Sie gaben sich die Hand und klopften sich auf die Schulter. Falcón war überrascht, neben dem Staatsanwalt Consuelo Jiménez stehen zu sehen, eine Frau, die ebenfalls eine wichtige Rolle bei diesem einen Fall gespielt hatte. Aber nur noch wenig erinnerte an die gutbürgerliche Ehefrau, die er vor einem Jahr bei den Ermittlungen im Zusammenhang mit der Ermordung ihres Mannes kennen gelernt hatte. Mittlerweile trug sie ihr Haar in einer modernen Frisur und offen, dazu weniger Make-up und Schmuck. Er verstand nicht, was sie hier machte.

Die Notärzte gingen zu ihrem Krankenwagen zurück und holten eine fahrbare Trage heraus. Falcón begrüßte den Médico Forense, den Gerichtsmediziner, und die Sekretärin des Staatsanwalts per Handschlag, während Calderón den Streifenpolizisten fragte, ob er irgendwelche Spuren für ein gewaltsames Eindringen ins Haus festgestellt hatte, worauf der Polizist Bericht erstattete.

Consuelo Jiménez war von dem neuen Javier Falcón fasziniert. Der Inspector Jefe trug nicht seinen obligatorischen Anzug, sondern Chinos und ein weißes Hemd, die Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt. Mit seinem sehr kurz geschnittenen grauen Haar wirkte er jünger. Falcón spürte ihr Interesse und überspielte seine Befangenheit, indem er einen weiteren seiner Beamten, Sub-Inspector Pérez, vorstellte. Es entstand ein Moment nervöser Verwirrung, in dem Pérez sich verdrückte.

»Sie fragen sich, was ich hier mache«, sagte sie. »Ich wohne gegenüber. Ich habe die… Ich war bei dem Gärtner, als er Señor Vega auf dem Boden liegend entdeckt hat.«

»Ich dachte, Sie hätten ein Haus in Heliopolis gekauft?«

»Nun, genau genommen war es Raúl, der das Haus in Heliopolis gekauft hat… vor seinem Tod«, sagte sie. »Er wollte in der Nähe seines geliebten Bétis-Stadions sein, und ich interessiere mich nicht für Fußball.«

»Und wie lange wohnen Sie schon hier?«

»Seit beinahe einem Jahr.«

»Und Sie haben die Leiche entdeckt.«

»Der Gärtner, und wir wissen noch nicht, ob er wirklich tot ist.«

»Hat irgendjemand einen Ersatzschlüssel?«

»Das bezweifle ich«, sagte sie.

»Ich sollte mir das besser mal ansehen«, meinte Falcón.

Señor Vega lag auf dem Rücken. Morgenmantel und Schlafanzug waren von seinen Schultern gerutscht und schnürten seine Arme ein. Sein Brustkorb war nackt, und es sah aus, als hätte er Hautabschürfungen an Brust und Bauch und Kratzspuren am Hals. Das Gesicht des Mannes wirkte blass und hart, seine Lippen waren gelblich-grau.

Falcón kehrte zu Juez Calderón und dem Médico Forense zurück.

»Meines Erachtens ist er tot, aber vielleicht wollen Sie noch einen Blick auf ihn werfen, bevor wir die Tür aufbrechen«, sagte er. »Wissen wir, wo seine Frau ist?«

Consuelo erklärte die Situation noch einmal.

»Ich denke, wir müssen reingehen«, sagte Falcón.

»Das könnte möglicherweise schwierig werden«, vermutete Señora Jiménez. »Lucía hat vor dem letzten Winter neue Fenster mit Doppelscheiben aus kugelsicherem Glas einbauen lassen. Und wenn die Haustür ordnungsgemäß verriegelt ist, sollten Sie vielleicht lieber versuchen, durch die Mauer reinzukommen.«

»Sie kennen das Haus?«

In der Einfahrt tauchte eine Frau auf, eine beeindruckende Erscheinung mit roten Haaren, grünen Augen und einer so weißen Haut, dass ihr Anblick im Sonnenlicht beinahe schmerzte.

»Hola, Consuelo«, wandte sie sich an das einzig vertraute Gesicht in der Runde.

»Hola, Maddy«, sagte Consuelo und stellte sie allen anderen als Madeleine Krugman vor, die Nachbarin von Señora Vega.

»Ist Lucía oder Rafael irgendetwas zugestoßen? Ich habe den Krankenwagen gesehen. Kann ich irgendetwas tun?«

Nicht nur wegen ihres amerikanischen Akzents zog Madeleine Krugman alle Blicke auf sich. Sie war groß und schlank, mit vollem Busen, üppigem Hintern und der angeborenen Fähigkeit, selbst langweilige Männer zu extravaganten Fantasien zu inspirieren. Lediglich Falcón und Calderón hatten ihre Hormone so weit im Griff, dass sie genug Selbstbeherrschung aufbrachten, ihr in die Augen zu sehen.

»Wir müssen dringend ins Haus gelangen, Señora Krugman«, sagte Calderón. »Haben Sie einen Ersatzschlüssel?«

»Nein, habe ich nicht… was ist denn mit Rafael und Lucía?«

»Rafael liegt reglos auf dem Küchenfußboden«, sagte Consuelo, »und was mit Lucía ist, wissen wir nicht.«

Madeleine Krugman schnappte schockiert nach Luft. »Ich habe die Telefonnummer seines Anwalts. Rafael hat sie mir für den Fall gegeben, dass es während ihres Urlaubs ein Problem mit dem Haus gibt«, sagte sie. »Ich müsste rasch zurück ins Haus…«

Sie machte ein paar Schritte rückwärts und wandte sich zum Tor. Alle Blicke hefteten sich auf ihren Hintern, der sich unter dem weißen Leinen ihrer Schlaghose deutlich abzeichnete. Ein schmaler roter Gürtel lag um ihre Hüften wie eine Blutspur. Erst als sie hinter der Mauer verschwunden war, ließen sich auch wieder männliche Stimmen vernehmen, die während ihres strahlenden Auftritts verstummt waren.

»Sie ist sehr schön, nicht wahr?«, fragte Consuelo Jiménez und ärgerte sich über ihr Bedürfnis, die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken.

»Ja«, sagte Falcón, »und ganz anders als die Schönheit, die wir in dieser Gegend gewöhnt sind. Weiß. Durchscheinend.«

»Ja«, sagte Consuelo. »Sie ist sehr weiß.«

»Wissen wir, wo der Gärtner ist?«, wechselte Falcón das Thema.

»Er ist verschwunden.«

»Was wissen wir über ihn?«

»Sein Name ist Sergej«, sagte sie. »Er ist Russe oder Ukrainer. Wir teilen ihn uns, die Vegas, die Krugmans, Pablo Ortega und ich.«

»Pablo Ortega… der Schauspieler?«, fragte Calderón.

»Ja, er ist erst vor kurzem hergezogen«, sagte sie. »Er ist nicht besonders glücklich.«

»Das überrascht mich nicht.«

»Natürlich. Waren Sie es nicht, Juez Calderón, der seinen Sohn für zwölf Jahre ins Gefängnis gebracht hat?«, fragte Consuelo. »Schreckliche Geschichte, wirklich schrecklich. Aber das meinte ich nicht, als ich sagte… Obwohl das natürlich auch ein Faktor ist. Es gibt Probleme mit dem Haus, und nachdem er jahrelang im Zentrum gelebt hat, findet er die Gegend ein wenig… tot.«

»Warum ist er umgezogen?«, fragte Falcón.

»Weil in seinem Barrio keiner mehr mit ihm sprechen wollte.«

»Wegen seines Sohnes?«, fragte Falcón. »Ich erinnere mich nicht an den Fall…«

»Ortegas Sohn hat einen achtjährigen Jungen entführt«, sagte Calderón. »Er hat ihn gefesselt und mehrere Tage lang missbraucht.«

»Aber er hat ihn nicht getötet?«, fragte Falcón.

»Der Junge konnte entkommen«, sagte Calderón.

»Genau genommen war es noch ein wenig seltsamer«, korrigierte Consuelo ihn. »Ortegas Sohn hat ihn freigelassen und dann in dem schalldichten Raum, den er für die Entführung vorbereitet hatte, gesessen und auf die Polizei gewartet. Er hatte Glück, dass sie als Erste da waren.«

»Es heißt, er hätte eine schwere Zeit im Gefängnis«, sagte Calderón.

»Ich habe keinerlei Mitleid mit Menschen, die die Unschuld von Kindern zerstören«, sagte Consuelo heftig. »Sie haben alles verdient, was sie kriegen.«

In diesem Moment kehrte Madeleine Krugman mit der Telefonnummer zurück. Sie trug jetzt eine Sonnenbrille, als wollte sie sich selbst vor ihrer Helligkeit schützen.

»Kein Name?«, fragte Falcón und gab die Nummer in sein Handy ein.

»Mein Mann sagt, er heißt Carlos Vázquez.«

»Und wo ist Ihr Mann?«

»Zu Hause.«

»Wann hat Señor Vega Ihnen diese Nummer gegeben?«

»Im letzten Sommer, bevor er zu Lucía und Mario in die Ferien gefahren ist.«

»Ist Mario das Kind, das bei Ihnen übernachtet hat, Señora Jiménez?«

»Ja.«

»Haben die Vegas Verwandte in der Gegend von Sevilla?«

»Lucías Eltern.«

Falcón entfernte sich von der Gruppe und verlangte, den Rechtsanwalt zu sprechen.

»Ich bin Inspector Jefe Javier Falcón«, stellte er sich vor. »Ihr Mandant Señor Rafael Vega liegt reglos und möglicherweise tot auf dem Küchenfußboden. Wir müssen dringend in sein Haus.«

Es entstand eine lange Pause, in der Vázquez versuchte, diese erschreckende Neuigkeit zu begreifen.

»Ich bin in zehn Minuten da«, sagte er. »Ich rate Ihnen, nicht zu versuchen, gewaltsam in das Haus einzudringen, Inspector Jefe, weil das garantiert länger dauern würde.«

Falcón betrachtete das festungsartige Haus. An den beiden oberen Ecken waren zwei Sicherheitskameras montiert, auf der Rückseite des Hauses entdeckte er zwei weitere.

»Offenbar waren die Vegas sehr auf ihre Sicherheit bedacht«, sagte er, als er sich wieder zu der Gruppe gesellte. »Kameras. Kugelsichere Fenster. Massive Eingangstür.«

»Er ist ein wohlhabender Mann«, sagte Consuelo.

»Und Lucía ist… nun ja, gelinde gesagt, neurotisch«, ergänzte Maddy Krugman.

»Kannten Sie Señor Vega, bevor Sie hergezogen sind, Señora Jiménez?«

»Natürlich. Er hat mir erzählt, dass das Haus, das ich schließlich erworben habe, zum Verkauf stand, bevor es auf den Markt kam.«

»Waren Sie befreundet oder Geschäftspartner?«

»Beides.«

»In welcher Branche ist er tätig?«

»Er hat eine Baufirma«, erklärte Madeleine. »Deshalb ist sein Haus ja auch so eine Festung.«

»Er ist regelmäßiger Gast in einem meiner Restaurants in El Porvenir«, sagte Consuelo. »Aber ich kannte ihn auch durch Raúl. Sie waren in derselben Branche tätig, wie Sie ja wissen. Sie haben sich vor Jahren für ein Projekt in der Triana zusammengetan.«

»Kannten Sie ihn nur als Nachbarn, Señora Krugman?«

»Mein Mann ist Architekt. Er arbeitet an einigen Projekten für Señor Vega.«

Ein großer silberner Mercedes hielt vor dem Haus, und ein kleiner Mann mit langärmeligem Hemd, dunkler Krawatte und grauer Hose stieg aus. Er stellte sich als Carlos Vázquez vor, während er sich mit den Fingern durch sein vorzeitig ergrautes Haar fuhr. Dann gab er Falcón den Schlüssel, der ihn nur einmal im Schloss drehen musste, bis die Tür sich öffnete.

Nach der Hitze der Straße wirkte das Haus eiskalt. Falcón fragte Juez Calderón, ob er mit den Männern der Spurensicherung den Ort des Geschehens kurz begutachten könne, bevor der Médico Forense sich an die Arbeit machte. Er selbst ging mit Jorge und Felipe bis an den Rand des Fliesenbodens in der Küche. Sie sahen sich um, nickten sich zu und wandten sich ab. Der Médico Forense, der bereits seine Handschuhe übergestreift hatte, wurde hinzugerufen. Während er nach dem Puls fühlte und die Temperatur des Körpers maß, ging Falcón nach draußen und bat Consuelo und Madeleine, später für Fragen zur Verfügung zu stehen. Außerdem notierte er, dass der Sohn der Vegas immer noch in Consuelos Obhut war.

Der Médico Forense murmelte in sein Diktafon, während er Ohren, Nase, Augen und Mund des Opfers untersuchte. Mit einer Zange drehte er die Plastikflasche um, die neben der ausgestreckten Hand der Leiche lag. Es war eine Literflasche Abflussreiniger.

Falcón ging zurück durch den Flur und überprüfte die anderen Räume im Erdgeschoss. Das Esszimmer war ultramodern eingerichtet. Der Tisch bestand aus einer einzigen, undurchsichtigen grünen Glasplatte auf zwei Bögen aus Edelstahl und war für zehn Personen eingedeckt. Die Stühle waren weiß, der Boden war weiß, Wände und Beleuchtung ebenfalls. Bei der kühlen Luft musste es sich angefühlt haben, als würde man in einem Kühlschrank speisen. Falcón hatte nicht den Eindruck, dass in diesem Zimmer häufig Gäste bewirtet worden waren.

Im Gegensatz dazu sah das Wohnzimmer aus wie das Innere des Kopfes von einem verwirrten Menschen. Jede Oberfläche war mit Souvenirnippes aus der ganzen Welt zugestellt. Falcón stellte sich Ferien vor, in denen Vega mit der neuesten Technologie zwanghaft alles filmte, während seine Frau die Andenkenläden plünderte. Auf dem Sofa lagen ein schnurloses Telefon, eine halb volle Schachtel Pralinen und drei Fernbedienungen für Satellitenempfänger, DVD und Videorekorder. Auf dem Boden stand ein Paar flauschige, pinkfarbene Pantoffeln. Licht und Fernseher waren ausgeschaltet.

Die Treppe zu den Schlafzimmern im ersten Stock bestand aus pechschwarzen Granitplatten. Falcón ließ den Blick prüfend über die glatten Oberflächen schweifen, als er langsam nach oben ging. Nichts. Der Fußboden im ersten Stock war ebenfalls aus schwarzem Granit mit kleinen Rauten aus weißem Marmor. Falcón ging zur Tür des Elternschlafzimmers. In dem Doppelbett lag ein Mensch, der Kopf war mit einem Kissen bedeckt, eine Hand unter der Decke hervorgestreckt. Falcón sah das schmale Band einer Uhr an dem Arm, der wie um Hilfe flehend ausgestreckt war. Am anderen Ende lugte ein Fuß mit knallrot lackierten Nägeln unter der Decke hervor. Er trat ans Bett und fühlte nach dem Puls, während er die beiden Beulen im Kissen betrachtete. Lucía Vega war ebenfalls tot.

Im oberen Stockwerk gab es drei weitere Zimmer, alle mit eigenem Bad. Eines war leer, in dem zweiten stand ein Doppelbett, und das dritte gehörte Mario. Im Zimmer des Jungen war ein Sternenhimmel an die Decke gemalt, und auf dem Bett lag ein alter, einarmiger Teddybär.

Falcón berichtete Juez Calderón vom Fund der zweiten Leiche. Der Médico Forense kniete neben Señor Vega und mühte sich ab, dessen Finger zu spreizen.

»SEÑOR VEGA HÄLT OFFENBAR EINEN ZETTEL IN DER HAND«, SAGTE CALDERÓN. »WEGEN DER KLIMAANLAGE IST DIE LEICHE SCHNELL ABGEKÜHLT, UND ICH WILL, DASS MAN DEN ZETTEL SICHERT, OHNE IHN ZU ZERREISSEN. IRGENDWELCHE ERSTEN IDEEN, INSPECTOR JEFE?«

»Oberflächlich sieht es aus wie ein Selbstmordpakt. Er hat seine Frau erstickt und dann Abflussreiniger getrunken, obwohl das eine schlimme Art ist, sich umzubringen.«

»Ein Pakt? Wie kommen Sie darauf?«

»Ich sag bloß, dass es so aussieht«, erwiderte Falcón. »Die Tatsache, dass der kleine Junge verschont wurde, deutet möglicherweise auf eine Absprache hin. Eine Mutter könnte den Gedanken an den Tod ihres eigenen Kindes nicht ertragen.«

»Aber ein Vater schon?«

»Es kommt auf den Druck an. Wenn die Möglichkeit finanzieller oder moralischer Bloßstellung besteht, würde er vielleicht nicht wollen, dass sein Sohn sie mit ansieht oder mit dem Wissen leben muss. Männer haben schon ganze Familien ausgelöscht, weil sie glaubten, dass sie versagt hätten und dass es besser wäre, wenn niemand überlebte, der ihren Namen und die damit verbundene Schande trüge.«

»Aber Sie haben Ihre Zweifel?«, fragte Calderón.

»Selbstmord, ob als Pakt oder nicht, ist selten eine spontane Entscheidung, und der Tatort weist diverse Aspekte spontanen Verhaltens auf. Erstens war die Tür nicht sicher verriegelt. Consuelo Jiménez hatte angerufen, um zu sagen, dass Mario eingeschlafen war, sodass sie sicher sein konnten, dass er an diesem Abend nicht mehr nach Hause kommen würde, trotzdem haben sie die Tür nur einmal abgeschlossen.«

»Die Tür war zu, das reicht doch.«

»Wenn Sie etwas Derartiges vorhaben, würden Sie die Türen gut verriegeln, um absolut sicherzugehen, dass Sie auf keinen Fall gestört werden. Das ist eine psychologische Notwendigkeit. Ernsthafte Selbstmörder ergreifen normalerweise alle erdenklichen Vorkehrungen.«

»Was sonst noch?«

»Die Art, wie alles einfach liegen gelassen wurde – Telefon, Pralinen, Pantoffeln –, deutet auf mangelnde Planung hin.«

»Nun, zumindest, soweit es die Frau betrifft«, sagte Calderón.

»Da haben Sie natürlich Recht«, sagte Falcón.

»Abflussreiniger?«, fragte Calderón. »Warum würde man Abflussreiniger nehmen?«

»Vielleicht finden wir in der Flasche ja noch etwas Stärkeres«, sagte Falcón. »Und warum? Vielleicht wollte er sich selbst bestrafen… sich von all seinen Sünden reinwaschen. Außerdem hat es den Vorteil, geräuschlos und, je nach dem, was er genommen hat, auch unwiderruflich zu sein.«

»Nun, das klingt wiederum nach Planung, Inspector Jefe.«

»Wenn die beiden Händchen haltend nebeneinander im Bett lägen mit einem an seinen Pyjama gehefteten Abschiedsbrief, würde ich die Fälle liebend gern als Selbstmorde behandeln. Aber so würde ich es vorziehen, wegen Mordverdachts zu ermitteln, bevor ich mich festlege.«

»Vielleicht gibt der Zettel in seiner Hand…«, sagte Calderón. »Aber seltsam, sich erst bettfertig zu machen, bevor man…, oder ist das eine weitere psychologische Notwendigkeit? Sich auf den tiefsten Schlaf von allen vorzubereiten?«

»Wir wollen hoffen, dass Señor Vega der Typ war, der seine Überwachungskameras eingeschaltet und die Rekorder mit unbespielten Bändern geladen hat«, kam Falcón aufs Pragmatische zurück. »Wir sollten uns mal in seinem Arbeitszimmer umsehen.«

Sie gingen durch die Eingangshalle und über einen Flur neben der Treppe. Vegas Arbeitszimmer lag auf der rechten Seite mit Blick auf die Straße. Hinter seinem Schreibtisch stand ein zurückgeschobener Ledersessel, an der Wand hing ein gerahmtes Plakat von den Stierkämpfen der Feria de Abril.

Der Schreibtisch war aus hellem Holz, groß und bis auf einen Laptop und ein Telefon leer, darunter stand ein Rollschrank mit drei Schubladen. Hinter der Tür reihten sich vier schwarze Aktenschränke, und am anderen Ende des Raumes standen die Aufnahmegeräte für die Überwachungskameras. Keine der Anzeigen leuchtete, und die Stecker waren aus der Wand gezogen. Jedes Aufnahmegerät enthielt ein unbespieltes Band.

»Das sieht nicht gut aus«, sagte Falcón.

Die Aktenschränke waren abgeschlossen, so wie auch die Schubladenschränkchen unter dem Schreibtisch. Falcón ging wieder nach oben ins Schlafzimmer, entdeckte einen begehbaren Kleiderschrank mit Vegas Anzügen und Hemden auf der rechten und Lucías Kleidern sowie einer imposanten Schuhkollektion auf der linken Seite. In einer schmalen Kommode fanden sich eine Brieftasche, ein Schlüsselbund und Kleingeld.

Mit einem der Schlüssel ließ sich der Rollschrank unter dem Schreibtisch öffnen. In den oberen beiden Schubladen befand sich nichts Ungewöhnliches, aber als Falcón die dritte Schublade aufzog, rutschte ein schwerer Gegenstand von hinten gegen den Papierstapel. Eine Pistole.

»Von denen habe ich noch nicht viele gesehen«, sagte Falcón. »Das ist ein 9-mm Heckler & Koch. Wenn man eine von denen besitzt, ist man auf Ärger gefasst.«

»Wenn Sie eine von denen hätten«, sagte Calderón, »würden Sie einen Liter Abflussreiniger trinken oder sich damit das Gehirn rauspusten?«

In der Tür war der Anwalt aufgetaucht und sah sie mit seinen dunkelbraunen Augen grimmig an.

»Sie haben kein Recht…«, begann er.

»Dies ist eine Mordermittlung, Señor Vázquez«, unterbrach ihn Falcón. »Señora Vega liegt oben auf dem Bett; sie ist mit einem Kissen erstickt worden. Haben Sie eine Ahnung, warum Ihr Mandant die hier in seinem Arbeitszimmer aufbewahrt hat?«

Vázquez betrachtete die Waffe unsicher.

»Sevilla ist eine jener seltsamen Städte, in denen die wohlhabenden und privilegierten Bewohner von Santa Clara nur durch ein kleines Viertel, die Papierfabrik und die Calle de Tesalónica von den drogensüchtigen Unterprivilegierten von Poligno San Pablo getrennt leben. Ich nehme an, er besaß sie zu seinem Schutz.«

»Wie die Überwachungskameras, die er dann doch nicht eingeschaltet hat?«, fragte Falcón.

Vázquez betrachtete die lahm gelegten Aufnahmegeräte. Sein Handy dudelte die ersten Takte von Carmen. Die Juristen grinsten sich an. Vázquez ging den Flur hinunter. Calderón schloss die Tür, und Falcón wusste, was er schon vermutet hatte, als er heute Morgen die Hand des Juez schüttelte: Es gab Neuigkeiten, und sie waren von Belang für ihn.

»Ich wollte, dass Sie es von mir erfahren«, sagte Calderón, »und nicht aus der Gerüchteküche von Präsidium und Gerichtsgebäude.«

Falcón nickte wortlos, weil es ihm die Sprache verschlagen hatte.

»Inés und ich werden Ende des Sommers heiraten«, sagte Calderón.

Er hatte gewusst, dass das kommen würde, aber die Neuigkeit ließ ihn trotzdem erstarren. Es kam ihm vor, als vergingen Minuten, bevor er die Füße wieder bewegen konnte, um Calderón die Hand zu schütteln. Er überlegte sogar, ob er die Schulter des Staatsanwalts kameradschaftlich drücken sollte, doch die Bitterkeit der Enttäuschung lag auf seiner Zunge wie der Geschmack einer verdorbenen Olive.

»Meinen Glückwunsch, Esteban«, sagte er.

»Wir haben es gestern Abend unseren Familien gesagt«, sagte Calderón. »Sie sind der erste Außenstehende, der davon erfährt.«

»Sie werden sich gegenseitig sehr glücklich machen«, sagte Falcón. »Bestimmt.«

Sie nickten sich zu und lösten sich voneinander.

»Ich sehe mal, wie weit der Médico Forense ist«, sagte der Staatsanwalt und verließ das Zimmer.

Falcón trat ans Fenster, zog sein Handy aus der Tasche und rief aus dem Adressbuch die Nummer von Alicia Aguado auf, der Psychoanalytikerin, die er seit über einem Jahr konsultierte. Sein Daumen strich über die Call-Taste, doch aufflammender Zorn verhinderte, dass er sie drückte. Das konnte auch bis zu ihrem regulärem Termin morgen Abend warten. Sie hatten zig Mal über seine Exfrau Inés gesprochen, und Alicia würde ihn bloß wieder tadeln, dass er noch nicht weitergekommen war.

Javier und Inés hatten ihre Meinungsverschiedenheiten geklärt. Es war Teil des Heilungsprozesses gewesen, den Falcón nach dem Skandal um Francisco Falcón vor fünf Monaten durchgemacht hatte. Francisco war der weltberühmte Künstler, den Javier immer für seinen Vater gehalten hatte, der jedoch in Wahrheit ein Betrüger, ein Mörder und nicht sein leiblicher Vater gewesen war. Inés hatte Javier schon vor dem Treffen, das sie einige Monate nach Abflauen der Medienhysterie vereinbart hatten, vergeben. Seine Kälte, die sie in dem grausamen gereimten Mantra Tú no tienes corazón, Javier Falcón – Du hast kein Herz, Javier Falcón – eingefangen hatte, war es gewesen, die ihre kurze Ehe beendet hatte. In den hinter ihm liegenden Monaten der Therapie waren die Gedanken an Inés nach und nach in den Hintergrund getreten, doch bei jeder Erwähnung ihres Namens schlug sein Herz schneller. Ihre furchtbare Anklage quälte ihn immer noch, und immer noch wollte er sich ihr gegenüber beweisen.

Und jetzt das. Inés war seit eineinhalb Jahren mit dem Staatsanwalt zusammen. Sie waren das neue Traumpaar nicht nur der juristischen Zunft, sondern der ganzen feinen Gesellschaft von Sevilla. Ihre Hochzeit war unvermeidlich gewesen, was die Neuigkeit jedoch auch nicht leichter zu ertragen machte.

Im Spiegel des Fensters sah Falcón, dass Vázquez hinter ihm aufgetaucht war, also riss er sich zusammen.

»Wie sehr überrascht es Sie, Ihren Mandanten unter derart ungewöhnlichen Umständen tot vorzufinden, Señor Vázquez?«, fragte er.

»Sehr«, antwortete er.

»Wo ist übrigens der Waffenschein für die Pistole?«

»Das ist Señor Vegas Privatangelegenheit. Dies ist sein Haus. Ich bin lediglich sein Anwalt.«

»Aber er hat Ihnen die Schlüssel zu seinem Haus anvertraut.«

»Er hat keine Familie in der Gegend. Wenn sie in den Urlaub gefahren sind, haben sie häufig auch Lucías Eltern mitgenommen. Meine Kanzlei ist immer besetzt. Es schien…«

»Was ist mit den Amerikanern von nebenan?«

»Sie leben erst seit knapp einem Jahr hier«, sagte Vázquez. »Señor Vega hat ihnen das Haus vermietet. Der Mann arbeitet als Architekt für ihn. Señor Vega ließ andere Menschen nicht gern zu weit in sein Leben. Für den Notfall hat er ihnen meine Telefonnummer gegeben.«

»Ist Vega Construcciones seine einzige Firma?«

»Nun, er ist gewissermaßen als Makler tätig. Er baut und vermietet Wohnungen und Büros. Er errichtet gewerbliche Gebäude auf Bestellung. Er kauft und verkauft Grundstücke. Er besitzt eine Reihe von Immobilienagenturen.«

Falcón setzte sich auf die Schreibtischkante und ließ einen Fuß baumeln.

»Diese Waffe dient nicht zur Abschreckung von Einbrechern, Señor Vázquez. Es ist eine Waffe, um einen Menschen zu töten. Selbst ein Schulterschuss aus einer 9-mm Heckler & Koch wäre wahrscheinlich tödlich.«

»Wenn Sie ein reicher Mann wären, der seine Familie und sein Heim schützen will, würden Sie eine Spielzeugpistole kaufen oder eine ernst zu nehmende Waffe?«

»Señor Vega ist Ihrer Kenntnis nach nicht in kriminelle oder zumindest halblegale Geschäfte verwickelt?«

»Nicht, dass ich wüsste.«

»Und Sie können sich auch keinen Grund vorstellen, warum ihn irgendjemand töten wollte?«

»Hören Sie, Inspector Jefe, ich bin für die juristischen Aspekte der Geschäftsangelegenheiten meiner Mandanten zuständig. Ich mische mich nur selten in ihr Privatleben ein, solange es keine geschäftlichen Auswirkungen hat. Ich weiß nur über seine Firma Bescheid. Wenn er noch anderweitig tätig war, hat er meine Dienste dafür nicht in Anspruch genommen. Wenn er eine Affäre mit der Frau eines anderen Mannes hatte, was ich bezweifle, hätte ich nichts davon gewusst.«

»Und wie deuten Sie die Indizien am Tatort, Señor Vázquez? Señora Vega liegt oben, mit einem Kopfkissen erstickt. Señor Vega liegt unten, neben sich eine Literflasche Abflussreiniger, während ihr Sohn Mario bei einer Nachbarin übernachtet.«

Er schwieg, die braunen Augen starr auf Falcóns Brust gerichtet. »Sieht aus wie Selbstmord«, meinte er schließlich.

»Zumindest einer der beiden Todesfälle muss ein Mord gewesen sein.«

»Es sieht so aus, als hätte Rafael erst seine Frau und dann sich selber getötet.«

»Haben Sie bei Ihrem verstorbenen Mandanten je ein entsprechendes Maß an Instabilität beobachtet?«

»Wie kann irgendjemand wissen, was im Kopf eines Menschen vor sich geht?«

»Das heißt, er stand nicht vor einer geschäftlichen Pleite oder finanziellem Ruin?«

»Das müssen Sie seinen Buchhalter fragen, auch wenn der nicht der kaufmännische Geschäftsführer war, weshalb sein Wissen vermutlich begrenzt sein dürfte.«

»Wer hatte die Leitung der kaufmännischen Abteilung inne?«

»Rafael hat die Fäden immer gern selbst in der Hand gehabt.«

Falcón gab dem Anwalt sein Notizbuch, und Vázquez schrieb Namen, Adresse und Telefonnummer des Buchhalters Francisco Dourado auf.

»Braut sich Ihres Wissens irgendein Skandal zusammen, in den Señor Vega oder seine Firma verwickelt sein könnten?«, fragte Falcón.

»Jetzt erkenne ich Sie«, sagte Señor Vázquez, lächelte zum ersten Mal und entblößte eine Reihe erstaunlich perfekter Zähne. »Falcón. Ich habe den Zusammenhang zunächst gar nicht hergestellt. Nun… Sie sind noch hier, Inspector Jefe, und mein Mandant hat nichts auch nur annähernd Vergleichbares durchgemacht wie Sie.«

»Aber ich habe kein Verbrechen begangen, Señor Vázquez. Ich stand nicht vor dem moralischen Ruin oder persönlicher Schande.«

»Schande«, wiederholte der Anwalt. »Glauben Sie, dass Schande in der modernen Welt immer noch solche Macht hat?«

»Es kommt auf die Gesellschaft an, in der Sie sich Ihr Leben aufgebaut haben, und wie wichtig Ihnen deren Meinung ist«, sagte Falcón. »Bewahren Sie übrigens Señor Vegas Testament auf?«

»Ja.«

»Wer ist sein nächster Verwandter?«

»Er hatte, wie gesagt, keine Verwandtschaft.«

»Und seine Frau?«

»Sie hat eine Schwester in Madrid, und ihre Eltern leben hier in Sevilla.«

»Irgendjemand muss die Leichen identifizieren.«

In der Tür tauchte Pérez auf.

»Der Médico Forense hat den Zettel in Señor Vegas Hand gesichert«, sagte er.

An den Männern der Spurensicherung vorbei, die mit ihren Koffern im Flur standen und darauf warteten, den Tatort betreten zu dürfen, drängten Falcón und Vázquez in die Küche.

Der Zettel befand sich bereits in einer Plastiktüte der Spurensicherung. Calderón reichte sie mit hochgezogenen Brauen weiter. Falcón und Vázquez runzelten die Stirn, als sie die Botschaft lasen, und das nicht nur, weil sie auf Englisch verfasst war.

»…in der dünnen Luft sein, die ihr atmet, vom 11. September bis zum Ende…«

ZWEI

Sagen Ihnen diese Worte irgendetwas?«, fragte Calderón.

»Rein gar nichts«, antwortetet Vázquez.

»Kommt Ihnen die Handschrift bekannt vor?«

»Es ist auf jeden Fall Señor Vegas Handschrift… mehr kann ich nicht sagen.«

»Unterscheidet sie sich in irgendeiner Form von seiner üblichen Handschrift?«

»Ich bin kein Fachmann, Juez«, erwiderte Vázquez. »Es scheint jedenfalls nicht mit zitternder Hand geschrieben, wirkt aber auch nicht direkt flüssig. Eher sorgfältig als hingekritzelt.«

»Ich würde es jedenfalls nicht als Abschiedsbrief bezeichnen«, sagte Falcón.

»Wie würden Sie es denn bezeichnen, Inspector Jefe?«, frage Vázquez.

»Als ein Rätsel. Etwas, das danach verlangt, untersucht zu werden.«

»Interessant«, meinte Calderón.

»Finden Sie?«, sagte Vázquez. »Man hat immer den Eindruck, Ermittlungsarbeit wäre ungeheuer aufregend. Aber das…?«

»Wenn Sie ein Mörder wären, würden Sie normalerweise nicht wollen, dass Ihre Arbeit untersucht wird«, sagte Falcón. »Sie würden hoffen, ungeschoren davonzukommen. Sie haben eben selbst gesagt, dass der Tatort Ihrer Meinung nach auf einen Selbstmord hindeutet. Ein Mörder mit einem Motiv würde doch versuchen, diese Sichtweise mit einem eindeutigen Abschiedsbrief zu untermauern, anstatt eine Botschaft zu hinterlassen, die den Ermittlern Rätsel aufgibt.«

»Es sei denn, es war ein Verrückter«, sagte Vázquez. »Einer dieser Serienmörder, der die Polizei herausfordern will.«

»Aber ein Halbsatz auf einem Zettel in Señor Vegas Hand ist wohl kaum der Kommunikationsversuch eines Psychopathen. Dafür ist er zu undurchsichtig. Außerdem weist der Tatort keine der Spuren auf, die wir gemeinhin mit einem psychopathischen Mörder verbinden. Dieser Typ denkt üblicherweise darüber nach, wie die Leichen drapiert werden sollen, und bringt Elemente seiner Obsession ins Bild. Er zeigt, dass er am Tatort gewesen und die Tat das Werk eines komplizierten Verstandes ist. Die Inszenierung eines Serienmörders hat nichts Beiläufiges. Eine Flasche Abflussreiniger wird nicht dort liegen gelassen, wo sie hingefallen ist. Alles hat Bedeutung.«

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