Die unantastbaren Diener Gottes - Petra Liermann - E-Book

Die unantastbaren Diener Gottes E-Book

Petra Liermann

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Beschreibung

Über die katholische Kirche wurde viel geschrieben. Diverse Skandale erschüttern den Vatikan im Laufe der Zeit immer wieder mit schöner Regelmäßigkeit. Und trotzdem ist seine Macht ungebrochen, seine Stellung als älteste christliche Gemeinschaft unbestritten und der Papst als ihr Oberhaupt unantastbar. Doch wie christlich ist die katholische Kirche wirklich? Entspricht sie den in der Bibel genannten Regeln und Maßstäben? Oder gilt ihr Streben einzig und allein der Machterhaltung und Bindung ihrer Gläubigen? Dieses Buch beschäftigt sich mit den Werten, die von Jesus von Nazareth vermittelt wurden, dem Weg der katholischen Kirche von Petrus bis heute sowie ihren derzeit geltenden Regeln und hinterfragt dabei, ob beides in Einklang miteinander gebracht werden kann oder ein grundlegender Wandel sowohl bei Gläubigen als auch Kirchenführern notwendig ist.

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»Solange eine Kirche ihre Hoffnung darauf setzt, reich zu sein, ist Jesus nicht darin zu Hause.«

Papst Franziskus in dem Film von Wim Wenders: »Ein Mann seines Wortes«

Inhalt

Das Wort zum Anfang

Die Geschichte des Gottessohnes

Das Märchen eines machtvollen Aufstiegs

Der Stellvertreter Christi

Der Staat der Gottesfürchtigen

Der Reichtum der Armutsprediger

Die elitäre Liebe Gottes

Der Weg zum geweihten Priester

Wer anderen eine Grube gräbt …

Die Krux mit dem Körper

Die Natur der Liebe

Der Betrug einer hoch entwickelten Gesellschaft

Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder …

Der gläubige Katholik

Die Vision

Das Wort zum Anfang

Das Apostolische Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den

Schöpfer des Himmels und der Erde, / und an Jesus

Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, /

empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der

Jungfrau Maria, / gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben, / hinabgestiegen in

das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von

den Toten, / aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur

Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; / von dort

wird er kommen, zu richten die Lebenden und die

Toten. / Ich glaube an den Heiligen Geist, / die heilige

katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, /

Vergebung der Sünden, / Auferstehung der Toten / und

das ewige Leben. / Amen.

So manches Mal habe ich in der Kirche gesessen, mir Predigten angehört, bin nach Hause gegangen und habe nicht weiter über das Gehörte nachgedacht. Seit frühester Kindheit habe ich die Regeln des Christentums - insbesondere die der katholischen Kirche - gelernt, sie nie infrage gestellt und noch seltener »gemeutert«. Sakramente waren für mich vollkommen normale und gottgewollte Angelegenheiten, und nur zögerlich entwickelte sich mein Bewusstsein, als Frau wenig gleichberechtigt und deutlich eingeschränkt zu sein.

Mein durch die Kirche geprägtes Bild eines Gottes, der voller Eigenschaften war, die ich für einen Vater wenig attraktiv fand, ließ mich nie einen Zugang zum wirklichen Glauben finden und war meinem durchaus als gering zu bezeichnenden Selbstbewusstsein wenig zuträglich. Erst ein harter, lehrreicher und sehr spannender Lebensweg ermöglichte mir, mich selbst als geliebte und liebenswerte Schöpfung wahrzunehmen. Und mit dieser Erkenntnis begann mein Hinterfragen altbekannter Werte, auch der kirchlichen …

Ich bin keine Theologin, ich bin stinknormales Gemeindemitglied und zudem einfach in der Lage zu erkennen, dass Eins und Eins gleich Zwei ist. Und so musste ich feststellen, dass Jesus zur Bergpredigt keine Übersetzer mitgenommen hatte, die den Zuhörern den Sinn seiner Worte erklärten. Ich fand heraus, dass er einem Fischer, der meinen intellektuellen Fähigkeiten mit Sicherheit unterlegen gewesen ist und zudem Jesus offen aus Angst verleugnet hat, seine Nachfolge anvertraut hat. All diese Menschen hatten kein Theologiestudium absolviert, haben nicht stundenlang diskutiert und es trotzdem geschafft, eine Christengemeinde aufzubauen, mit der eine Weltreligion ihren Anfang nahm. Sie hatten nur die Worte Jesu. Nicht mehr, nicht weniger.

Und so dachte ich mir, dass es vielleicht sinnvoll sein könnte, genau so wieder anzufangen. Bei Null, ohne Vorbelastung, ohne irgendein System und ohne jemanden, der mir vorkaut, was eigentlich gemeint ist.

Und so begann meine Auseinandersetzung damit, ob die katholische Kirche, der ich angehöre, wirklich eine Nachfolge Jesu lebt:

Stellen Sie sich vor, Ihnen berichtet jemand von einer Gemeinschaft, die sich allwöchentlich trifft, sich Nächstenliebe auf die Fahne geschrieben hat und Mitarbeiter beschäftigt, die in der Lage sind, Ihnen angeblich den Zugang zum Paradies zu ermöglichen. Stellen Sie sich weiterhin vor, man würde Ihnen erklären, dass Sie bestimmte Aufnahmekriterien erfüllen müssen, um Teil dieser Gemeinschaft werden zu können. Sie dürfen weder homosexuell noch geschieden sein, dürfen nur an das von der Gemeinschaft geduldete Wissen glauben und müssen nebenbei bereit sein, ab sofort auf jegliche Verhütungsmethoden zu verzichten. Sind Sie weiblich, müssen Sie sich nebenbei noch innerhalb der Gemeinschaft den Männern unterordnen, haben kein Wahlrecht bei der Wahl des Präsidenten und müssen sich einer eigenen Gerichtsbarkeit dieser Gemeinschaft unterstellen. Für all dies zahlen Sie einen monatlichen Spottpreis von rund neun Prozent Ihres Bruttos, wofür Sie aber – auf Ihr gesamtes Leben verteilt – als Frau sechs, als Mann sieben Dienstleistungen in Anspruch nehmen dürfen, die meisten davon bestehend aus einer maximal einstündigen Veranstaltung. Außerdem dürfen Sie, wann immer Sie möchten, den gemeinschaftlichen Treffen, in der Regel wöchentlich, beiwohnen.

Wie wäre Ihre Reaktion?

Ich gehe davon aus, dass die meisten von Ihnen empört wären, von Wucher und mittelalterlichen Zuständen sprechen und unter Mitleidsbekundungen das Gespräch beenden würden.

Doch nicht nur dieser objektive Blick auf die Strukturen der katholischen Kirche verursachte mein unerwartetes kritisches Hinterfragen. Insbesondere das unbeeinflusste Herangehen an meine eigenen Werte, deren Erkennen und Neudefinition ließen ein Überprüfen von Aussagen der Bibel über einen liebenden Gott und deren Umsetzung innerhalb der Kirche zu. Und siehe da: Ich war erstaunt, wie offensichtlich die wenig biblischen Vorgehensweisen dort sind und wie unkritisch ihre Mitglieder mit ihrem Glauben an aufgestellte Regeln, Werte und Verfahren umgehen. Doch niemand schien dies ändern zu wollen oder gar zu bemerken.

Es ist heutzutage immer noch eine Mutfrage, sich offen gegen die katholische Kirche zu stellen, und so durfte auch ich mehrfach erfahren, dass Kritik und selbstständiges Denken dort wenig gefragt sind. Trotzdem möchte ich Sie heute in meine Gedanken mit einbeziehen in der Hoffnung, dass wir alle wieder zu dem Glauben und zu dem Gott zurückkehren, den Jesus uns gepredigt hat, dem Vater, der den Menschen glücklich sehen will, die allumfassende Liebe, die das einzige Heilmittel einer weitestgehend lieblosen Welt ist.

Es ist mir wichtig festzustellen, dass mir nichts ferner liegt, als die katholische Kirche abschaffen zu wollen. Auch halte ich nicht alle Verantwortlichen in den Führungsebenen für schlechte Menschen. Doch ich halte sie eben für Menschen! Mit eigenen Prägungen, Werten und Bedürfnissen und mit eigenen Interessen, die sie, genau wie ein jeder von uns, mehr oder weniger durchzusetzen versuchen.

Mein Ziel ist es, den denkenden Menschen herauszufordern, sich seiner Verantwortung bewusst zu werden und die Kirche an ihren Ausgangspunkt zurückzubringen: Den Glauben an einen liebenden Gott und an Jesus, der mit seinem Leben und Sterben das Vorbild für den einzigen Lebensweg geliefert hat, der wirklich zu Gott führt: bedingungslose Liebe.

Die Geschichte des Gottessohnes

Will man sich ein Urteil über das Übereinstimmen von Werten der Bibel mit Werten der katholischen Kirche machen, ist es unerlässlich, die Aussagen der Bibel genau unter die Lupe zu nehmen. Damit meine ich nicht, dass jeder Interessierte nun ein Theologiestudium absolvieren muss. Nein, dies wäre wohl auch eher hinderlich als förderlich in dieser Sache. Denn bedenkt man den Wissensstand der Protagonisten mehrere tausend Jahre zuvor, bedenkt man zudem, wie sie gelebt haben und unter welchen Voraussetzungen sie ihren Glauben praktizierten, muss man zu dem Ergebnis kommen, dass auch ein theologisch vollkommen ungebildeter Mensch diese Berichte richtig verstehen können muss. Oder können wir wirklich glauben, dass Moses auf dem Berg Sinai bei der Frage nach Gottes Namen von diesem eine Antwort bekam, über die er erst diverse Abhandlungen lesen musste und die er philosophisch durchleuchtet hat?

Wir können also aus rein logischen Gründen davon ausgehen, dass sowohl Gottes Worte und Taten im Alten Testament als auch die von Jesus für jeden von uns verständlich sind.

Der Gott des Alten Testaments scheint vordergründig ein absolut anderes Wesen zu sein als der des Neuen Testaments. Hier wimmelt es von Katastrophen, Bestrafungen, unglaublichen Forderungen und Regeln. Der liebende Gott, den das Neue Testament darstellt, ist hier nur sehr selten zu finden.

Schaut man jedoch ein wenig genauer und bedenkt man, dass Übersetzer immer eine bestimmte Intention verfolgen, die bei ihrer Wortwahl eine Rolle spielt, ist dieser Gott gar nicht so anders. Er versucht, wie ein Vater es tun sollte, die Menschen auf den Weg der Liebe zu bringen. Er beschützt die, die in Liebe handeln, und vernichtet die, die es nicht tun und auch keine Chance mehr auf Erfolg haben. Einfach, unkompliziert und völlig nachvollziehbar.

Seine Regeln, die er zum Beispiel durch die Zehn Gebote aufstellt, sind durchaus einzuhalten und weniger Vorschriften also logische Konsequenzen aus einem Leben in Liebe. Und so gehen neueste Übersetzungen auch davon aus, dass das »Du sollst nicht …« wohl eher mit einem »Du wirst nicht …« zu beschreiben ist, dem immer ein »Ich bin der Herr, Dein Gott …« vorangestellt ist. Dies hat keine andere Bedeutung als die, dass ein Mensch, der in bedingungsloser Liebe lebt, nur in einer bestimmten Weise handeln kann. Von Forderung keine Spur. Und somit hat Gott auch hier keine Gebote aufgestellt, die niemals zu erfüllen sind, sondern lediglich darauf hingewiesen, dass die Menschen diese zehn Dinge NICHT tun werden, wenn er als die allumfassende Liebe in ihrem Leben HERRschend ist.

Das Alte Testament erwähnt oft den Wunsch Gottes, dass der Mensch glücklich sein möge. Während diese Teile gerne unterschlagen werden, werden andere hingegen immer wieder als Beweis für die Grausamkeit Gottes herangezogen. Das berühmte »Auge um Auge, Zahn um Zahn« ist wohl der am meisten zitierte Satz, der jedoch weniger von Gott selbst stammt als von Rechtsreformern der damaligen Zeit, die die Blutrache abschaffen wollten. Und auch die Zerstörung ganzer Städte oder allen Lebens wird immer wieder als Beweis genommen, dass Gott rachsüchtig, willkürlich, wütend und gewalttätig ist.

Man könnte über die offensichtlichen Gründe eigene Bücher schreiben, ebenso über die einzelnen Forderungen und Entscheidungen Gottes. Zum Verständnis reicht es meines Erachtens nach jedoch völlig, wenn man sieht, dass Gott immer wieder auf den Weg der Liebe hinweist und erst bei vollkommener Abwesenheit dieser Liebe zu anderen Mitteln greift. Und ob überhaupt ER dies tut, ist eine weitere interessante Frage, denn das vollständige Fehlen von Liebe muss – auch ohne ein Zutun Gottes – zu Zerstörung und Tod führen. Nichts anderes sehen wir in der heutigen Zeit.

Gott selbst jedoch beantwortet die Frage nach seinem wirklichen Wesen umfassend, wenn auch recht kurz: Als Moses ihn auf dem Sinai nach seinem Namen fragt, antwortet er: »Ich bin der Seiende«. Diese Stelle hat unzählige Übersetzungen. Mein Favorit ist jedoch: »Da sprach Gott zu Mose: ›Ich bin, der ich bin.‹ Dann sprach er: ›So sollst du zu den Söhnen Israel sagen: Der Ich bin hat mich zu euch gesandt.‹«1

Gott sagt hier über sich selbst, dass er IST. Nicht, was genau, welchen Namen er hat, über welche Attribute er verfügt. Er sagt über sich selbst, dass er ALLES ist. Die Bedeutung dieses Satzes ist enorm, denn sie verdeutlicht den Unterschied zwischen Gott und den Menschen, erklärt die Notwendigkeit der Dualität, in der wir leben, die Existenz eines einfachen Seins. Zudem macht diese Aussage klar, warum jedes von Gott existierende Bild, jede noch so kleine Vorstellung einfach nur falsch sein kann. Denn er hat keine Charakteristika und gleichzeitig IST er alles. Gott straft mit diesem kurzen Satz alle Lügen, die Aussagen über sein Wesen treffen, und vereint gleichzeitig jede noch so winzige Eigenschaft in sich, sei sie nun positiv oder negativ behaftet. Doch alles, was rein körperlich und ohne Bezug zur Seele ist, schließt er dadurch aus seinem Sein aus. Denn dies gehört in den Bereich der Erfahrung, die nur in der Dualität gemacht werden kann, Gott somit fremd ist. Und genau an dieser Stelle wird eine Verbindung benötigt, die wir im Neuen Testament finden: Jesus. Der einzige Mensch, der es geschafft hat, in der Dualität bedingungslose Liebe zu SEIN.

Kommen wir also damit nun zu dem eigentlichen Punkt, der für Christen ausschlaggebend ist: Das Leben und Wirken von Jesus von Nazareth.

Jesus wurde geboren von Maria, doch schon der Weg dahin ist Grund für jede Menge Diskussionen. War Maria nun Jungfrau, war sie keine? Am Ende bleibt es jedem selbst überlassen, was er glauben möchte. Doch wenn man einmal ehrlich ist, macht es weder Jesus noch Maria weniger bedeutsam, wenn Maria keine Jungfrau mehr gewesen ist, als sie mit Jesus schwanger wurde. Es ändert weder etwas an beider Lebenswegen noch an ihren Überzeugungen, ihrem Glauben oder Taten.

Die Bibel beginnt erst mit ihren Berichten über Jesus, als er ungefähr 28 Jahre alt ist. Ein schon beachtliches Alter in dieser Zeit. Man könnte meinen, er hat an diesem Punkt seines Lebens seine Berufung erkannt, hat den Drang verspürt, die Menschen zurück zur Liebe zu bewegen, nachdem er bereits ein »normales« Leben geführt hatte. Denn dass er achtundzwanzig Jahre einfach nur im stillen Kämmerlein darauf gewartet hat, dass ein Startschuss für sein Predigen fällt, ist eher unwahrscheinlich. Aber über diese Zeit schweigt man sich lieber aus. Bekannt ist nur ein Vorfall, der aber wundervoll ins allgemeine Bild passt. Keine Berichte über den Rest seiner ersten 28 Jahre sind gut, denn wie würde es sich auch machen, wenn Jesus sich als ganz normaler Junge mit anderen geprügelt hätte?

Von Jesus sind eine Menge Gleichnisse überliefert, mit denen er Menschen jeden Alters und jeder Bildungsstufe die Bedeutung der Liebe zu vermitteln versuchte, aber auch ihr Bild von dem bereits beschriebenen rachsüchtigen Gott revidierte. Er brachte den Menschen bei, mit Gott wie mit einem Vater zu reden: Respektvoll, aber im Vertrauen, dass dieser alleine Liebe ist.

Jesus hat es als erster Mensch geschafft, vollkommen bedingungslose Liebe zu leben und sich dadurch auf eine Stufe mit Gott gestellt. »Er sitzt zur Rechten Gottes …« ist also eine durchaus gelungene bildhafte Darstellung. Und Jesus hat den Menschen gezeigt, wie ein Leben in bedingungsloser Liebe funktionieren kann, welche positiven Auswirkungen es hat.

Dass es nicht nur ein gegenseitiges »Ich habe Dich lieb, Du hast mich lieb«-Spielchen ist, hat er überaus radikal im Tempel gezeigt, als er die Händler hinauswarf. Wer meint, Jesus habe sich hier lediglich als Mensch erwiesen und gezeigt, dass er wie jeder »Normalo« sein kann, irrt. Denn es zeigt nur, dass Liebe auch oft Kampf bedeuten kann und in Liebe Grenzen bei den Lieblosen gezogen werden müssen.