Die verschwundene Besatzung - Stefan Obermayr - E-Book

Die verschwundene Besatzung E-Book

Stefan Obermayr

0,0
1,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Zwei Teenager werden während ihrer Heimreise auf einem Passagierraumer in einen Srudel von Intrigen, Verrat und Sabotage verstrickt. Und als schließlich alle anderen Passagiere und die Besatzung der Negua verschwinden, sind sie völlig auf sich selbst gestellt. Dann stellt sich die Frage: sind Isbella und Karina eigentlich noch sie selbst. Und wer ist der geheimnisvolle Jan Kuyper, der offensichtlich kein Mensch ist. Eine spannende Space-Opera, herrlich altmodisch und packend modern zugleich.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2014

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Stefan Obermayr

Die verschwundene Besatzung

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Vorspann

 

Amazing SF – Band 10

Stefan Obermayr – Die verschwundene Besatzung

1. eBook-Auflage – März 2014

© vss-verlag Hermann Schladt

 

Titelbild: Armin Bappert unter Verwendung eines Fotos von http://www.freepik.com/

Lektorat: Hermann Schladt

 

Stefan Obermayr

 

Die verschwundene Besatzung

 

 

1. Kapitel

 

 

„Ich hasse dich dafür“, sagte Isbella Albrekson.

„Hast du etwa Angst?“, fragte ihre beste Freundin, Karina Winter, mit einem Lächeln auf den Lippen. Isbella kannte ihre Freundin zu gut, als dass sie ihre Nervosität hinter einem bloßen Lächeln vor ihr hätte verbergen können. In ihrem Gesicht konnte sie deutlich sehen, dass sie ein genauso mulmiges Gefühl hatte wie sie selbst. Natürlich würde keines der beiden siebzehnjährigen Mädchen das voreinander zugeben.

Die zwei lagen auf parallel zueinander stehenden Krankenliegen. Der Stoff der weißen Bettlaken fühlte sich rau an und wirkte steril. Wie alles in dem wissenschaftlichen Labor, in dem sie sich befanden. Isbella fühlte sich in ihrer dunkelgrauen Hose und ihrem smaragdfarbenen T-Shirt schmutzig, als würde sie das Labor allein durch ihre Anwesenheit verunreinigen.

Zahlreiche Computer, Bildschirme und technische Geräte, deren Funktion sie höchstens erahnen konnte, füllten den Raum aus. Ein Monitor – der einzige, dessen Bildschirm nicht schwarz war – zeigte endlose Zahlenreihen.

Isbella blickte aus dem riesigen Panoramafenster. Tagsüber bot es bestimmt eine fantastische Aussicht und ließ viel Licht in den Raum. Die Sonne war jedoch vor einer Stunde untergegangen. Einzelne Sterne funkelten am Nachthimmel, und eine rotbraune Kugel, halb so groß wie der Erdmond, stand am Firmament. Mit seiner an Rost erinnernden Farbe und seinen weißen Polen glich er dem Mars. Seltsam, dachte Isbella. Sie befand sich nun schon ein halbes Jahr auf dem Planeten Denoa und hatte sich nie genauer mit dieser Welt und seinem Mond befasst.

„Hörst du das?“, fragte Karina.

Isbella hielt den Atem an und lauschte. Sie vernahm ein Summen, das allmählich an Intensität gewann. Es kam von dem an der Decke angebrachten Spiegel. Jedenfalls sah die Oberfläche des Objekts wie ein Spiegel aus. Sie bezweifelte jedoch, dass es tatsächlich einer war. Er zeigte ein helles Blau, als reflektiere er einen wolkenlosen Himmel. Plötzlich tauchten weiße Linien auf und flimmerten über die ovale Fläche.

„Wahrscheinlich scannt das Ding jetzt unser Gehirn“, vermutete Isbella.

„Augen zu und durch.“ Karina schloss ihre Lider und sah aus, als warte sie darauf, dass ihr jemand eine Gesichtsmaske auftrug.

„Wir könnten aufstehen und gehen“, schlug Isbella vor und zupfte an ihren langen, blonden Haaren.

„Wie würde das denn aussehen, wenn wir plötzlich abhauen würden!“ Karina öffnete ihre Augen wieder.

„Warum haben wir freiwillig dafür gemeldet?“, fragte Isbella.

„Weil wir die Semesterferien auf der Erde verbringen wollen. Und der Flug kostet Geld.“

„Aber wir wissen doch gar nicht, wozu wir uns hier gemeldet haben!“, wandte Isbella ein.

„Sie sammeln Daten über das menschliche Gehirn zu medizinischen Zwecken.“ So stand es in der Informationsbroschüre.

„Völlig ungefährlich.“ Isbella konnte ihren Sarkasmus nicht unterdrücken, obwohl sie sich bewusst war, dass sie womöglich abgehört wurden.

„Und schmerzfrei“, fügte Karina hinzu.

„Glaubst du das? Mit dem ungefährlich mein ich.“

Karina zuckte mit den Achseln.

Je länger Isbella unter dem spiegelartigen Ding lag, desto mehr wurde ihr klar, dass es eine bescheuerte Idee gewesen war. Karinas Idee, aber als ihre Freundin wollte sie ihr das nicht vorhalten. Immerhin hatte sie freudig zugestimmt. Es hatte sich nach leicht verdientem Geld angehört. Nach Spaß. Nach Abenteuer. Aber jetzt lagen sie hier und wussten nicht, was mit ihnen geschah.

Das Summen ließ allmählich nach. Die weißen Linien im Spiegel wurden dünner, bewegten sich langsamer und verloren allmählich an Kontrast, bis sie schließlich ganz verblassten. Das ursprüngliche Blau kehrte zurück und nach einigen Sekunden verschwand auch diese Farbe. Der Spiegel zeigte jetzt ein langweiliges grau. Für wenige Augenblicke war es im Labor völlig still.

„Ist es vorbei?“, fragte Isbella.

Im selben Moment glitt die Tür auf.

Die Wissenschaftlerin kehrte in den Raum zurück. Jedenfalls hielten die Mädchen die Frau, von der sie ihre Einweisung erhalten hatten, für eine. Sie hatte sich als Diana Wang vorgestellt. Einfach hinlegen, hatte sie ihnen erklärt, das sei alles, was sie tun müssten. Sie könnten sich entspannen oder auch schlafen, wenn sie wollten. Ganz egal. Wangs gelassenes Auftreten hatte jedenfalls ihr beunruhigendes Gefühl nicht vertreiben können.

„Das war’s“, sagte Wang.

Ihre Haare waren völlig glatt zurückgekämmt und zu einem hochgesteckten Zopf gebunden. Dieser modische Wahnsinn, wie Karina sich ausgedrückt hatte, nachdem Wang sie allein gelassen hatte, strahlte zusammen mit ihrem ausdruckslosen Gesichtsausdruck eine gewisse Strenge aus. Ihre großen schwarzen Augen machten einen Furcht einflößenden Eindruck, fand Isbella mit einem Mal. Während ihrer kurzen Einweisung hatte sie die großen Augen noch als warmherzig empfunden. Jetzt hingegen schienen diese Augen bis in ihre Seele blicken zu können. Vielleicht war das Verfahren nicht zu ihrer Zufriedenheit verlaufen. Stimmte etwas nicht mit ihren Gehirnen?

Sobald sie draußen und außer Hörweite waren, würde sie Karina fragen, was sie von Wangs Augen hielt.

„Was wurde denn nun eigentlich untersucht?“, fragte Karina. Ihr rabenschwarzes Haar fiel ihr über die Schultern, als sie sich aufsetzte. Isbella tat es ihr gleich und ließ die Beine von der Liege baumeln. Sie prüfte, ob sie sich noch so fühlte wie vor dem Scan. Dabei horchte sie in ihren Körper hinein.

So ein Unsinn, entfuhr es ihr, als ob sie dadurch feststellen könnte, ob noch alle Organe an ihrem Platz waren und ihre Funktion erfüllten.

„Wir haben eure Gehirnregionen gescannt und eure Gehirnmuster aufgezeichnet“, erläuterte die Frau.

„Und was machen Sie mit diesen Informationen?“, fragte Isbella.

„Wir erstellen Vergleichsstatistiken von künstlichen Gehirnen mit menschlichen.“

„Und wozu?“

Die Wissenschaftlerin blickte Isbella scharf an, als hätte sie die dümmste Frage gestellt, die sie je gehört hatte.

„Um die kybernetischen Denkprozesse eines Tages verbessern zu können“, antwortete sie genervt. „Und nun“, fuhr sie in einem Ton fort, der keine weitere Frage duldete, „könnt ihr gehen. Das Geld erhaltet ihr auf euer Konto, das ihr im Vorzimmer bei der Sekretärin hinterlegen könnt.“

Die beiden Mädchen wechselten kurze Blicke, sprangen fast gleichzeitig von ihren Liegen und verließen das Labor mit einem Gefühl der Ungewissheit.

2. Kapitel

 

Die Nachtschicht war langweilig. Nein, sie war mehr als das. Todlangweilig. Celeste Sudworth suchte nach einer Steigerung des Wortes todlangweilig. Öde vielleicht. Was war schlimmer? Todlangweilig oder öde? Nach einem kurzen Abwägen, indem sie Worte abwechselnd im Geiste aufsagte, entschied sie sich für das erstere.

Noch konnte sie ihre Augen offen halten. Aber lange mochte es nicht mehr dauern, bis sie den Kampf gegen ihre Müdigkeit verlor. Wenn nicht bald etwas passierte….

Das Schlaflied, das die Triebwerke sangen – sie meinte damit das monotone Raunen des Raumschiffantriebs – machte sie schläfrig.

Selbst die dritte Tasse Kaffee, die vor ihr auf dem Tisch stand, zeigte keine Wirkung. Sie trank den letzten Schluck mit einem Zug aus.

Die Zahlen und Buchstaben auf dem Bildschirm vor ihr verschwammen. Sie kniff die Augen fest zusammen und öffnete sie wieder. Das Bild auf dem Monitor war daraufhin wieder klar. Drei Uhr morgens, las sie die Uhrzeit vom Bildschirm ab.

Mit einem Gähnen nahm sie zur Kenntnis, dass sie noch drei Stunden durchhalten musste, stand auf und streckte sich. Sie sah zu ihrem Kollegen, dem stellvertretenden Chefingenieur Gutierrez. Mit seinen langen schwarzen Haaren und seinem Wildwuchs, den er Bart nannte, machte er einen ungepflegten Eindruck. Aber der Rest seines sportlichen Körpers gefiel ihr. Sehr sogar. Schade, dass er bereits dreißig war und sie erst zwanzig. Außerdem war er ihr Vorgesetzter.

„Probleme, Sudworth?“ Die Strenge seiner rauen Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück.

„Nein, Sir“, sagte sie und wandte sich dem Computer zu, als müsste sie wichtige Daten überprüfen. Sie war neu auf der Nequa und wollte sich von ihrer besten Seite zeigen. Fleißig, strebsam und verantwortungsvoll. Aber in der Nachtschicht, wenn es absolut nichts zu tun gab, war es schwierig, ihre positiven Eigenschaften hervorzukehren.

Die Nequa (wer zum Teufel hatte sich diesen bescheuerten Namen ausgedacht?) war das neueste Schiff seiner Klasse. Sicher, es war nur ein Passagierraumschiff, das Personen von einem Planeten zum nächsten beförderte, und sie musste zugeben, dass es für eine Ingenieurin aufregendere Arbeitsplätze gab. Sie hätte gerne in einer modernen Entwicklungsabteilung gearbeitet. Oder im Maschinenraum eines imposanten Schlachtkreuzers mit gewaltigen Triebwerken. Oder auf einem Forschungsschiff, das unbekannte Welten besuchte. Aber sie hatte sich vorgenommen, über ihre Versetzung auf die Nequa nicht zu nörgeln. Immerhin hätte es schlimmer kommen können. Ein Frachtschiff, auf dem nur drei Leute Dienst taten. Echt trostlos. Oder ein Raumschiff mit veralteter Technologie. Wie stumpfsinnig. Stattdessen war sie hier gelandet. Auf einem durchschnittlichen Posten eines modernen Raumschiffs mit leistungsfähigen Triebwerken, das noch dazu in sicheren Regionen des Weltraums unterwegs war. Denn vor allem die unkarthographierten Weiten des Weltalls bargen tödliche Gefahren. Dann schon lieber Langeweile.

„Was machen Sie gerade?“, erkundigte sich Gutierrez.

„Ich…“, begann Sudworth und blickte auf den Monitor, um zu erfahren, was er gerade anzeigte. „Ich überprüfe die Temperaturdaten des Hyperraumantriebs.“

„Und?“, fragte er.

„Innerhalb der Parameter“, log sie, ohne die Daten tatsächlich kontrolliert zu haben. Andererseits war es nicht wirklich eine Lüge, denn der Computer würde kritische Temperaturanstiege ohnehin melden. Also musste mit der Temperatur im Überlichtantrieb alles in Ordnung sein.

„Langweilig, hm?“