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Die Ketten klirrten. Der junge Mann im Keller hatte starke Schmerzen. Sein Hals und seine Arme sowie seine Füße waren in starken rostigen Eisenketten an die Wand gekettet. Warum kam denn keiner und befreite ihn? Ein deutsches Reit-Internat für Eliteschüler in Brandenburg-Dame. Hier wird man Pferdewirt/in oder, wenn man die notwendige Größe hat, auch Jockette oder Jockey. Die anderen Schüler lernen Etikette, um den passenden Ehe-Partner zu finden. Aber, wer die Kleinsten ärgert, verschwindet. Der Roman spielt von 1871 bis 2026. Kommissarin Anja Fuchs ist auf der Suche nach den dreizehn verschwundenen Kindern. Wer übt hier Selbstjustiz aus? Wo sind die Unterlagen? Wer legt ihr Steine in den Weg?
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Seitenzahl: 260
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Kapitel 1, das Internat wird vorgestellt
Kapitel 2, 2000, Matthias erzählt Geschichten
Kapitel 3, 2025, Opa Fuchs stirbt
Kapitel 4, 2025, Mia fängt an
Kapitel 5, Zeit 1871 bis 1939
Kapitel 6, Zeit 1939 bis 1989, Krieg und DDR-Zeit Ende 1947, Matthias kehrt aus der Kriegsgefangenschaft zurück.
Kapitel 7, Zeit 1989 bis 2026
Das Thema, die Orte und die Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten sind möglich, aber nicht beabsichtigt.
Die Autorin hat sich das Wissen nur angelesen, war nie im Internat, saß nie auf einem Pferd und wird es auch in Zukunft nicht tun.
Selbstjustiz bezeichnet das illegale Vorgehen gegen eine Person durch dazu nicht Befugte. Selbstjustiz ist strafbar, da die Bestrafung einer Person im Rahmen des so genannten Gewaltmonopols des Staates nur durch den Staat selbst erfolgen darf.
Ich bedanke mich recht herzlich bei Manni, Irina und Christine für das Lesen und Korrigieren sowie für die nützlichen Tipps.
Ein geheimer Zugang zu den Verliesen befindet sich hinter dem Bücherregal.
Das Internat Brandenburg-Dame war 1871 speziell für die männliche Pferdeelite in Deutschland vom Unternehmer Otto Birnbaum gebaut worden. Die Familie Birnbaum züchtete bisher hauptsächlich Rennpferde.
Birnbaum ärgerte es, dass er immer soweit zur nächsten Rennbahn zum Üben fahren musste, um mit seinen Pferden zu trainieren. Auch das Reiten in der freien Natur barg Probleme, oft vertraten sich die Pferde in den Maulwurfshügeln. Auch fand er keine passenden Jockeys.
So überlegte er sich, ein Reitinternat mit Rennbahn für künftige Jockeys zu bauen.
Weiterhin sollten auf dem Gelände Pferdewirte eine Ausbildung machen können, die er dringend zur Pflege für seine kostbaren Pferde benötigte.
Aus dem Flyer des Reitinternates Brandenburg-Dame, 2025
Das Reiten spielt im Internat in Brandenburg-Dame eine große Rolle, denn hier werden die zukünftigen Jocketten und Jockeys Deutschlands ausgebildet.
Die Reitanlage und die Ställe befinden sich auf dem Campus und liegen in unmittelbarer Nähe zu einem herrlichen Ausreitgelände.
Das Internat Dame ist seit 1992 eine gebundene Ganztagsschule, bei der die Teilnahme der Schülerinnen und Schüler am Unterricht und an den sonstigen Ganztagsangeboten grundsätzlich verpflichtend ist.
In der Regel findet der Unterricht an wenigstens drei oder vier Tagen pro Woche für jeweils mindestens sieben Stunden, üblicherweise von 8:00 Uhr bis 15:00 Uhr statt.
Der gesamte Tagesablauf wird von der Schule organisiert und umfasst eine rhythmische Verteilung von Pflichtunterricht, Übungs- und Studierzeiten sowie Freizeit- und Förderangeboten.
Die Schule ist ein idyllisch gelegenes und gleichzeitig topmodernes Internat mit angesehener und begehrter Privatschule.
Das großzügige Schulgelände mit mehreren Wohnhäusern, Reitstall, Ställen für die Internats- und Schulpferde, Rennbahn, Ruderzentrum, Tennisplätzen, Sportanlagen und vielen weiteren Freizeit- und Sportmöglichkeiten liegt im Süden der Stadt Brandenburg, naturnah direkt am Fluss Havel.
Unser Internat liegt mitten im Grünen. Hier, direkt an der Havel, kann man im Sommer baden und schwimmen gehen oder eines unserer zahlreichen Wassersportangebote nutzen.
Wir verfügen über einen eigenen Bootssteg sowie ein Bootshaus mit Anleger. Das ganze Jahr über wird in unserem Internat Rudersport als Ausgleich zum Reitsport betrieben.
Schon seit über zwei Jahrhunderten gingen alle Birnbaums auf dieselbe Schule in Brandenburg- Dame, ein Internat speziell für Jockeys, Sprungreiter, Pferdedressur im Zirkus, späteren Tierärzten mit Spezialisierung auf Pferde, eben alle, die etwas mit Pferden zu tun hatten.
Otto Birnbaum (1841 bis 1927) 1871 Aufbau des Internates
Karl-Heinz Birnbaum (1871 bis 1950)
Liane von Hirschhausen (1927) Mutter von Jan Birnbaum und Hans-Joachim Birnbaum
Gerhard Birnbaum (1917 bis 2000) Vater von Jan Birnbaum, hat eine erstklassige Rennbahn im Norden von Berlin, große Pferdezucht für Rennpferde baute ab 1992 das Internat wieder auf
Jan Birnbaum (1976) Pferdewirt und Eigentümer
Hans-Joachim Birnbaum (1979) Bruder von Jan
2022, Wie wird man Jockette, Jockey, im Reitinternat Brandenburg-Dame
Jockey oder Jockette darf man sich erst nennen, wenn man fünfzig Rennen gewonnen hat.
Dotty Krump war die erste Jockette (1969). Im Jahr 2022 waren bereits mehr als ein Viertel aller Jockeys weiblich.
Mittlerweile beherbergte Dame, wie es überall nur noch genannt wurde, über 230 bis 400 Kinder aller Altersklassen und verschiedener Nationalitäten.
Die meisten der Kinder wollten Jockey oder Trainer, wie Ihre Eltern werden, einige bei der British Armee eintreten, andere wollten Tiermedizin studieren oder auch Futtermeister werden.
Zwei lustige Gesellen wollten sogar im Zirkus mit den Pferden und Zebras und Ponys arbeiten. Ob die Eltern über die verschwendete teure Ausbildung froh waren?
Voraussetzungen für einen Platz in Dame sind die Sprachen Deutsch und Englisch fließend zu sprechen und ein eigenes Rennpferd zum Trainieren mitzubringen. Der Unterricht findet seit 1992 in allen Schulfächern in Deutsch und Englisch statt.
Die Kosten für das Zimmer und eine Pferdebox sind hoch. Zurzeit müssen die Eltern etwa 1.000 € aufwärts im Monat bezahlen. Dazu kommen die Kosten für die Unterbringung.
Der Internatsplatz für das Reitinternat Brandenburg-Dame kostet inklusive pädagogischer Betreuung aktuell im Monat 760 €. Die Kinder werden normalerweise in Doppelzimmern untergebracht.
Im Haus Alchimist könnten Zwei-Zimmer-Appartements mit allem Komfort zu einem Preis von 2.080 € angemietet werden.
Hinzu kommen die Kosten für die Vollverpflegung (Frühstück, Mittag, Vesper, Abendbrot) pro Tag in Höhe von 18,80 €.
Für die Pferde-Box auf dem Gestüt (direkt auf dem Trainingsgelände) kommen folgende Kosten dazu: Strohbox: 380 €.
Zusatzleistungen sind Einstreu mit Spänen gegen einen Aufpreis von 60,00€/Monat, Einstreu mit Stroh/Spänen gegen einen Aufpreis von 40 €/ Monat.
Diener und Bedienstete dürfen generell nicht bei den Kindern bleiben. Ein indischer Prinz wollte im Jahre 1927 mit 35 Dienerinnen, 4 Köchinnen und 6 Pferdemeistern anreisen. Otto Birnbaum war zwar ein sehr zahlenorientierter Eigentümer, aber er lehnte dankend ab.
Wie wird man Jockey, Jokette? Auszug aus www.Berufsberatung.de
Jockeys wiegen in der 12. Klasse maximal 45 bis 50 Kilo, sind mittelgroß, lieben Tiere, sind sportlich und haben ein Faible für Geschwindigkeit.
Es gibt keine Größenbeschränkungen, wichtig ist, das geforderte Gewicht von 55 kg oder weniger zu bringen. Amateurrennreiter sind in der Regel meist größer und schwerer, das Gewicht von 60 kg darf jedoch nicht überschritten werden, ebenso wie bei Hindernis-jockeys. Jockeys sind in der Regel etwa 1,57 Meter groß.
Um eine professionelle Jockey-Lizenz zu beantragen, muss ein Bewerber entweder 75 (Hindernisse) bzw. 95 (Flachrennen) mit Siegerpferden geritten haben und über 26 Jahre alt sein.
Bewerbungen von Personen ohne vorherige Lizenz oder ohne nachweisbare/ entsprechende Reiterfahrung werden normalerweise nicht berücksichtigt.
Weiter aus einem Flyer des Reitinternates Brandenburg-Dame: Bei uns Jockey werden: Ausbildung zum Pferdewirt Schwerpunkt Rennreiten
Die Ausbildung zum Pferdewirt ist eine 3-jährige anerkannte Berufsausbildung in der Landwirtschaft, die im dualen System im Betrieb und in der Berufsschule stattfindet und sich auf die Ausbildung von Pferden in Dressur und Springen sowie auf die Anleitung von Reitschülern konzentriert.
Gesucht werden vor allem junge und leichte Menschen mit einer soliden reiterlichen Grundausbildung, die direkt mit der Spezialisierung auf das Rennreiten anfangen können.
Diese Grundausbildung wird z. B. im Reitinternat Brandenburg-Dame oder einem anderen Reitinternat während der zwölfjährigen Ausbildung inkl. Abitur erlangt.
Das Reiten von Rennpferden, zuerst im Training, später dann auch in den Rennen erfolgt während der dreijährigen Ausbildungszeit zum Pferdewirt.
Zur Ausbildung gehört auch die Betreuung der Pferde, Fütterung und Pflege sowie die Begleitung an den Renntagen.
Die Ausbildung zum Pferdewirt umfasst mehrere wichtige Bereiche: darunter Fellpflege, Hufpflege, Zahnpflege, Ohrenpflege sowie eine artgerechte Haltung und Bewegung.
Eine regelmäßige und gründliche Pflege trägt maßgeblich zur Gesundheit und zum Wohlbefinden des Pferdes bei.
Die theoretischen Kenntnisse werden berufsbegleitend in der zuständigen Berufsschule in der naheliegenden Stadt Brandenburg vermittelt.
Nach dem Berufsabschluss stehen unterschiedliche Möglichkeiten offen. Man hat die Möglichkeit und Chance, eine erfolgreicher Jockette oder Jockey zu werden, aber auch für Rennreiter, die in erster Linie nicht den sportlichen Erfolg anstreben, steht ein breites Tätigkeitsfeld offen.
Eine wichtige Aufgabe bleibt das Ausbilden und Trainieren der Rennpferde in der täglichen Arbeit. Auch Futtermeister, welche die Verantwortung für die Haltung, Fütterung und Pflege der Pferde eines Rennstalles haben, ist eine Sparte des Berufes. Der Reisefuttermeister zeichnet sich verantwortlich für die Betreuung der Pferde an den Renntagen.
Und auch die Möglichkeit sich anschließend selbst zum Trainer ausbilden zu lassen, ist gegeben. Nach dreijähriger Praxis in seinem Beruf hat man die Möglichkeit, die Meisterprüfung abzulegen.
Es gibt im Pferdesport viele verschiedene Sportarten, die sich grob in Reitsport, Fahrsport, Voltigieren und Bodenarbeit unterteilen lassen. Zu den bekanntesten Reitsportarten zählen Dressur, Springen, Vielseitigkeit und Distanzreiten. Auch Westernreiten, Jagdreiten und Freizeitreiten sind beliebte Pferdesportarten.
Grobgliederung der Pferdesportarten, die in Dame ab 2001 angeboten werden :
Reitsport:
Hierbei sitzt der Reiter auf dem Pferd und steuert es. Dazu gehören: Dressur, Springen, Vielseitigkeit, Distanzreiten, Westernreiten, Jagdreiten, Freizeitreiten, Orientierungsreiten und Wanderreiten.
Fahrsport:
Hierbei wird das Pferd als Zugtier für einen Wagen eingesetzt. Dazu gehören: Einspänner, Zweispänner, Vierspänner und mehr.
Voltigieren:
Der Reiter oder die Reiterin sitzt auf dem Pferd und führt gymnastische und akrobatische Übungen aus.
Bodenarbeit:
Hierbei wird das Pferd vom Boden aus trainiert und gebildet.
Olympische Reitsportdisziplinen:
Bei den Olympischen Spielen sind Dressur, Springen und Vielseitigkeit die Reitsportdisziplinen, die in den Wettbewerben vertreten sind.
Zusätzliche Informationen:
Es gibt auch Para-Equestrian-Disziplinen, die speziell für Menschen mit Behinderung entwickelt wurden.
Aber da kamen sie ja, seine kleinen Vögelchen. Die kleinsten der Kleinen schauten angstvoll zu Opa Matthias, wie ihn die meisten der Schüler nannten. Andere sagten nur „der Alte“ und andere „der Uralte“ zu ihm.
Jede Schulklasse hatte bestimmt einmal pro Monat eine Wette zu laufen, wie alt er wohl wäre. Niemand erriet sein Alter, er bestätigte aber auch nie oder verneinte.
Opa Matthias erzählte hauptsächlich Geschichten von früher, wie es auf dem Internat war und welche berühmten Jockeys oder Pferde hier ausgebildet wurden. Es gab eine Regel, die Kinder durften ihn nicht nerven oder unnütze Fragen stellen. Er erzählte eine Geschichte und beantwortete nie Fragen. Die Geschichten konnten ausgedacht sein oder wahr. Man konnte was draus lernen oder auch nicht.
Saß er um 15:00 Uhr auf der Bank, dann folgte eine Geschichte, die genau bis 15:50 Uhr ging.
Um 16:00 Uhr mussten alle Schüler zur Pferdepflege, ohne dass es eine Ausnahme gab. Das eigene Pferd zu füttern, pflegen und putzen war etwas, was nie ausfiel. Sollte die Geschichte länger gehen, dann sagte der alte Matthias vor Beginn, dass es eine lange Geschichte werden würde und dass er den restlichen Teil am Tag darauf weiter erzählen würde.
Saß er nicht auf seiner Bank, so war er verhindert, oder was immer öfters passierte, hatte er den Nachmittag verschlafen.
Heute war es heiß und er würde nur eine kleine Geschichte erzählen.
Im heißesten Juni der Temperaturaufzeichnung hatte Opa Ernst Fuchs einen Schlaganfall. Leider wurde er nicht gleich gefunden. Nun lag er im Kreiskrankenhaus von Brandenburg und wartete auf seine Enkelin Mia und auf seinen Tod.
Der Achtzigjährige war an mehreren Schläuchen angeschlossen.
Mia hatte vor zwei Wochen ihre Kommissariats-Ausbildung in Berlin abgeschlossen. 4 Jahre Studium waren eine harte Nuss. Viel Theorie und auch viel Sport, das mochte sie gar nicht. Vorher hatte sie die klassische Polizisten-Ausbildung absolviert und davor mit einem Einser-Abitur abgeschlossen.
An der FHVR wurde im letzten Jahr ein Sonderkurs angeboten, mit dem Thema: Wie findet und erkennt man nach Jahren vermisste Personen anhand von Knochen oder neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Mia hatte ihren Opa bestimmt 2 Jahre nicht gesehen. Er hatte ihre Karriere immer verfolgt und wusste, was sie tat. Er war sehr stolz auf sie.
Opa, oder Popp Popp wäre auch einmal ein Polizist geworden. Weil er an einer Demonstration Steine gegen das Verwaltungsgebäude in Brandenburg warf und einen hohen Beamten traf, kam er für vier Wochen ins Gefängnis und er durfte den Beruf nicht erlernen.
Dafür wurde er nach dem Krieg Bauzeichner, er hatte an berühmten Gebäuden mitwirken dürfen, z. B. an der Planung der Stalinallee und des Bersarinplatzes in Berlin.
Opa Popp Popp hatte aber nie die Detektivarbeit aufgegeben. In seinem Schreibtisch waren immer Zeitungsausschnitte und Fotos von Vermissten.
Am liebsten forschte er nach den „Vermissten Kindern des Reitinternates in Brandenburg-Dame“, das 1871 eröffnet wurde und bis heute eine Institution war. In der DDR Zeit war es geschlossen.
Im Nachbarort von Dame wohnte seine und natürlich ihre Familie, alle der männlichen Familienmitglieder waren Schutzmann oder Polizist gewesen. Außer ihm. Das nagte sehr an ihm.
Seine Großeltern Walther und Edeltraut gingen als Dorfkinder bis 1939 noch in die Internatsschule von Brandenburg Dame.
Die drei Söhne von Opa waren natürlich auch Polizisten, wohnten aber in ganz Deutschland verstreut. Aber Enkelin Mia war die erste Frau, die Polizistin war und die studiert hatte und es zur Kommissarin geschafft hatte.
Nun deutete der alte Mann auf die Ablage. Dort lag ein Briefumschlag. Mia solle ihn öffnen und lesen.
Mit seinen letzten Atemzügen sagte er: „Finde die vermissten Kinder.“ „Einen Tipp habe ich noch. Der alte Matthias war immer unser Hauptverdächtiger. Er ist natürlich lange tot. Finde sie!“
Er seufzte und starb. Mia war wie gelähmt.
Als nach einer Woche Opa Popp Popp begraben wurde, standen alle sechs Enkel mit Popcorn am Grab. Jedes Jahr in den Ferien wollten alle Enkel zum Opa Popp Popp.
Sie waren alle nahezu gleich alt. Ein Matratzenlager im alten Kinderzimmer oder ein Zelt wurde im Garten aufgebaut und der Opa erzählte Geschichten und brachte ihnen alles bei, was man so wissen musste. Feuer machen, Bogenschießen, wie man ein Huhn fängt, rupft und zerlegt.
Die Oma war für die Verpflegung und Wäsche zuständig.
Nach 1989 hatte er im Fernsehen eine Werbung mit Popcorn gesehen. Salziges und Süßes Popcorn konnte man in Öl mit Maiskörnern zubereiten. Ein paar Jahre später nahm er die Mikrowelle und noch später kaufte er es fertig im Supermarkt. Zuerst bereitete er Popcorn für sich und seine Frau zu, später auch für seine Enkel.
Nach 1989 kaufte er einen neuen Farb-Fernseher und eine neue Couch, wo man endlich bequem sitzen konnte. So saßen sie jeden Sonntag und guckten den Tatort. Am liebsten mochten sie Lörne, den Pathologen.
Dann kam regelmäßig „xy ungelöst“ im ZDF. Ziel der Sendung ist die Aufklärung realer Verbrechen. Ab der Erstausstrahlung 1967 hatte sich die Sendung mit über 5.000 Kriminalfällen beschäftigt, wovon rund 39 % aufgeklärt werden konnten.
Die Sendung ist eines der ältesten Sendeformate des ZDF. Opa Popp Popp konnte erst ab 1989 diese Sendung sehen. Die DDR verbot Westfernsehen. In Brandenburg stand auch ein Störsender, so dass er nur zwei, drei DDR-Fernsehsender rein bekam. Darum hatte Opa Popp Popp immer Popcorn in der Speisekammer.
Waren die sechs Enkel-Kinder da, saßen alle kreuz und quer auf dem Sofa und diskutierten mit Oma und Opa die Sendungen. Zu Hause durften sie nie so was Interessantes sehen oder Popcorn essen.
Alle Kinder kannten das Internat vom Vorbeilaufen. Man durfte auf das Gelände, wenn man keinen Blödsinn machte. Auch die Pferde durfte man füttern und striegeln, wenn ein Pferdewirt da war. Manchmal durfte man auch reiten.
Bis 1989 war das Internat geschlossen und es wurde von 1992 bis 1994 wieder aufgebaut. Danach wurde es sehr berühmt, weil viele gute Jockeys und Pferde von Dame kamen.
Er begann seine Geschichten immer so: „Ein Junge, der im Internat Schüler war, hörte jeden Tag eine Geschichte vom alten Matthias. Sie konnte wahr sein oder auch nicht.“
Opa Popp Popp fragte immer nach der Geschichte, ob seine Enkel alles glauben würden. Ist das gerecht, was den Kindern geschah? Wie würdet ihr die Raudies bestrafen? Darf man Selbstjustiz ausüben?
Nach dem Tod von Opa Popp Popp ging Mia in sein Arbeitszimmer und nahm alle Unterlagen und Fotos und Notizen mit.
Sie hatte sich direkt nach dem Studium in Brandenburg beworben. Mia hatte gehört, dass es eine SO-KO, eine Sonderkommision „Benett“ geben würde.
Vor zwei Wochen wurden wieder Knochen von Dame gefunden. Allerding wieder 700 km entfernt und wieder im Wald.
Dank der DNA Probe, wurde sie dem jungen Soldaten Roland Meier zugesprochen, der 1960 in der DDR auf dem Gelände des ehemaligen Internates als Wachsoldat gearbeitet hatte und einfach so verschwunden war.
Von 1949 bis 1989 war das Gelände in sowjetischer Hand und niemand, der nicht zur Armee gehörte, hatte Berechtigung, das Gelände der Militäradministration Brandenburg zu betreten.
Hauptkommissar Berlinger bekam die Bewerbung von Mia auf den Tisch und war froh. Die Familie Fuchs war auch schlau und gerissen wie Füchse, die verbissen sich fest. Außerdem kam sie aus der Gegend und kannte jeden Mann und jede Maus.
Am 01.06.2025 bezog Mia ihr Büro um 07:00 Uhr, das so klein war, dass die Tür nicht richtig zuging, weil der Tisch im Weg war. Der Hauptkommissar versprach ihr ein größeres Büro, sobald die erste Etage renoviert war. Das Brandenburger Kommissariat war seit 1950 nicht mehr gestrichen worden.
Die Toilettenanlage funktionierte manchmal, oft aber auch nicht, so dass sie eine Etage höher auf das WC gehen musste. Sie fing gerne vor 08:00 Uhr an, denn dann klingelte oft das Telefon und sie kam zu nichts mehr.
Mia war es zufrieden. Sie hatte einen Schreibtisch und eine Kaffeemaschine, das war ihre eigene. Sie hatte letzten Freitag einen Kaffee aus dem Automaten gezogen und war beinahe blind geworden, so schlecht war der Kaffee. Manchmal kamen Kollegen und fragten nach Kaffee.
Sie hatte sich aus dem Raum für Büromaterial einen recht bequemen Stuhl und dann noch ein Regal mitgenommen. Auf dem Rückweg fand sie eine alte Pinnwand. Da waren sogar die alten Fotos noch dran, die sie sichtete und wegwarf.
In Ihrer Tasche waren ein Apfel und der Briefumschlag von Opa Popp Popp. Die Materialien aus seinem Haus waren in einem Karton, wild zusammengewürfelt, wie sie es eingepackt hatte.
Zu Feier des Tages gönnte sie sich einen Donut mit Erdnusscreme und Blaubeermarmelade. Sie öffnete den Briefumschlag von Opa und fand eine mit Schreibmaschine geschriebene Aufstellung. Sie pinnte die Aufstellung in die Mitte der Leinwand. Die Jagd konnte beginnen.
Notiz Ernst Lissek:
Bis heute sind die meisten Kinder bzw. Skelette nicht gefunden worden. Laut der Kinderkrankenschwester Edith Meissner, das Gespräch fand 1970 statt, waren alle verschwundenen Jungen auffällig und/oder gewalttätig zu kleineren Mitschülern.
Der vorletzte, Benno Bäcker war besonders aufgefallen, weil er sich an den kleinen Mädchen vergriff.
Weiterhin, 2016 Tod durch Erschießen. Jochen Freiherr von der Reyen wurde in einem Café in Paris von einer Kugel getroffen und war sofort tot.
Der Schütze fuhr mit einem Mercedes davon. Von der Reyen machte seine Ausbildung im berüchtigten Brandenburger –Reitinternat und war dafür bekannt, besonders die Kleinsten zu quälen.
Ihm wurde die Entführung des heutigen Großindustriellen Duncan Potter zugeschrieben, was man ihm aber nicht nachweisen konnte.
Liegt hier Selbstjustiz vor? Durch wen? Folgende Kinder sind aus dem Internat verschwunden oder merkwürdig zu Tode gekommen:
1
1927
Andreas von Tübingen
evtl. ertrunken
2
1929
Benjamin Brecht
evtl. ertrunken
3
1933
Michael Meier
Tod durch Sturz vom Dach
4
1939
Arnold von Drachenstein
Verlies
5
1960
Roland Meier
Bunker
6
1992
Johannes Müller
Tod durch Hornissen
7
1994
Benett von Lohengrin
Tod im Verlies
8
1995
Helge Anders- son
Vergiftung durch rote Heckenkirsche (Verwechslung mit roter Johannisbeere)
9
1995
Timo Reuschlein
verrückt?
10
2000
Steffen Zürmer
ertrunken?
11
2010
Tim Thule
vom Trecker überfahren
12
2022
Benno Bäcker
Tod im Schiffshebewerk
13
2025
Paul von Sydow
verschwunden
Mia setzte sich auf den Tisch. Dank der Aufstellung wusste sie nun, wo sie anfangen musste. Sie würde die Schulunterlagen einfordern und eine Praktikantin zur Brandenburger Allgemeinen schicken, die es schon über 200 Jahre gab.
Viele Zeitungsartikel wären seit den Achtzigern schon digitalisiert worden. Sie sollte aber auch in den alten Artikeln nach Interessantem suchen. Das würde seine Zeit brauchen. Mia würde erst einmal das Material vom Opa sichten und sortieren.
Wie sie im Sonderkurs gelernt hatte, musste sie auch die DNA-Unterlagen sichten und vergleichen. Und sie musste mit den Menschen sprechen, die vielleicht noch Matthias gekannt hatten.
Warum hatte ihr Opa explizit von Matthias gesprochen? Welchen Verdacht hatte er?
Als erstes suchte sie im PC nach Matthias.
Matthias Schneider war 1900 in Polen geboren und starb 2001 auf dem Internatsgelände in seiner Hütte. Er war der Hausmeister und Pferdewirt bis 1939 gewesen und nach dem Krieg 1947 bis 1965 der Hausmeister in der Militäradministration Brandenburg.
Seine eigentliche Adresse war das Haus am Weiher, das er zu DDR-Zeiten nicht mehr benutzen durfte, weil es im militärischen Bereich lag. Nach 1989 hatte er das Haus baufällig wieder zurückbekommen.
Junge Männer aus dem Dorf halfen, das Haus wieder herzurichten. Ab 1990 lebte er von nun an wieder an dort. Er konnte in 5 Minuten im Internat sein, wo er auf einer Parkbank Geschichten erzählte.
2025, Anna Holzapfel
Im Oktober 2025 besuchte eine studentische Klasse der FHVR Berlin des Faches Kriminalistik die Sonderkommission „Benett.“ Den Studenten sollte gezeigt werden, wie und mit welchen technischen Mitteln eine SOKO arbeitet.
Die leitende Kommissarin Mia Fuchs erklärte nur grob, denn sie durfte ja keine Indizien verraten, was derzeit gemacht wurde, um den in 2025 verschwundenen Jungen Paul von Sydow zu finden bzw. die gefundenen Knochen anhand von DNA-Spuren ihren Familien zuzuordnen.
Mia Fuchs hatte einen kleinen Vortrag vorbereitet. Ab wann ist man genetisch verwandt?
In der nächsten Woche würde sie mit Kriminaltechnik-Assistenten alle dreizehn Familien besuchen und mit den nächsten Verwandten einen DNA-Test machen. Diese DNA-Proben wären dann das Vergleichsmaterial.
Je mehr DNA man mit einer Person teilt, desto näher ist die gemeinsame Abstammung.
50%:
Eltern und Kinder.
25%:
Großeltern und Enkelkinder.
12,5%:
Cousins, Onkel, Tanten, Neffen und Nichten.
3%
oder mehr: Für genealogische Zwecke als potenziell relevant angesehen.
Für einen Vaterschaftstest eignen sich z. B. verschiedene Proben wie Blut, Speichel oder Schleimhautabstriche, wobei Speichelproben oft bevorzugt werden, da sie leicht zu gewinnen sind.
Schwieriger wäre das bei den ersten drei Familien auf der Liste, da die direkten Verwandten schon tot waren. Hier mussten sie z. B. auf Cousins und Enkel und Urenkel zurückgreifen. Die ersten Verschwundenen waren:
1927, Andreas von Tübingen
1929, Benjamin Brecht
1933, Michael Meier
DNA-Tests sind bei der Bestimmung von Verwandtschaft, insbesondere der Vaterschaft, sehr genau und erreichen oft eine Genauigkeit von 99,99% oder höher, wobei die Ergebnisse auf der Analyse von genetischen Markern basieren.
Viele Labore verwenden für Vaterschaftstests 16 bis 27 Marker oder mehr, um eine höhere Genauigkeit zu erzielen. Für einen sicheren Vaterschaftsnachweis werden in der Regel zwischen 15 und 40 DNA-Marker analysiert.
Wenn das Kind in mindestens drei Markern keine Übereinstimmungen mit dem möglichen Vater zeigt, kann die Vaterschaft sicher ausgeschlossen werden.
Eine der Studentinnen trat vor und fragte: „ob sie den vermissten Jungen Paul von Sydow noch auf dem Gelände vermuteten oder ob er eventuell verschleppt wurde.“
„Konnte er nicht einfach in er Havel ertrunken sein?“ Die Kommissarin drehte sich um. „Wer hatte das gefragt?“
Eine schüchterne junge Frau trat noch weiter vor, „stolperte“ über den Papierkorb. Alle lachten. Anna Holzapfel stand auf und war jetzt hinter dem Schreibtisch. „Na ja“ „die anderen Kinder hätten ja eigentlich das Gelände auch nicht verlassen.“
Anna stand jetzt direkt vor dem Bord und hatte endlich den Blick frei. Ja, sie hatte richtig gesehen. Ein Blatt Papier mit allen Daten und Namen der verschwundenen Kinder.
Mia: „Woher haben Sie diese Informationen?“ Anna schüttelte den Kopf. „Das wären ihre eigenen Gedanken.“ Anna müsste jetzt aufpassen, nicht dass sie zu viel verriet.
Zwei Wochen später war Mia immer noch nicht weiter. Die Unterlagen vom Opa Popp Popp aus dem Büro waren so unsortiert und nichtsagend.
Als hätte er eine Finte für jemanden gelegt und er hätte woanders mehr und bessere Unterlagen. Sie wohnte immer noch in einer Pension in Brandenburg. Sie hatte einfach keine Zeit zur Wohnungssuche gehabt.
Kommissarin Mia Fuchs ließ einen Zettel in der FHVR in Berlin aushängen.
Studentische Aushilfe gesucht für Soko „Benett“ in Brandenburg. Tätigkeiten hauptsächlich Recherche im Polizeiarchiv, Museen, Zeitungsverlage, Ortskennnisse von Brandenburg erforderlich.
Schon zwei Stunden später hatte sie eine E-Mail von einer gewissen Anna Holzapfel auf dem Tisch.
Anna Holzapfel, Studentin im 3. Jahr, 27 Jahre alt, kommt aus Görden bei Brandenburg und hat viele Verwandte in Brandenburg und Umgebung. Studiert Kriminalistik und kann das Geld gut gebrauchen.
Sie war bei der Exkursion dabei. Spricht gut Englisch, weil sie in England einige Jahre zur Schule ging und auch ihr Abitur hier absolviert hatte (General Certificate of Education Advanced Level).
Während der Abiturzeit verdiente sich Anna Geld als Babysitterin bei einer Großindustriellen-Familie in Exeter.
Mia Fuchs bestellte die junge Frau für den nächsten Montag ein. Merkwürdigerweise meldete sich sonst niemand mehr auf die Anzeige.
Sie veranlasste in der Zwischenzeit die DNA-Analyse der Knochen aus dem Archiv und verabschiedete sich ins Wochenende.
Das Haus von Opa Popp Popp war an alle sechs Enkel-Kinder vererbt worden. Sie hatten sich nie groß gestritten. Mandy, die Älteste, wohnte zwei Häuser weiter und hatte sich die letzten Jahre um Opa gekümmert.
Nach dem Tod hatte sie langsam angefangen das Haus aufzuräumen. Sie hatte die Schlüssel bekommen. Sie durfte auch alleine entscheiden, was sie mit dem Haus machen wollte, außer verkaufen. Das Haus lag direkt an der Havel, völlig abgeschnitten vom Verkehr. Oma Hiltrud war schon vor längerer Zeit gestorben.
Opa Popp Popp (Ernst Fuchs) war 1945 in dem kleinen Nachbarort geboren und 2025 gestorben. Außer seinen Enkeln, die ihn auch als Rentner regelmäßig besuchten, hatte er keine Hobbys. Das Haus war quasi fast leer. Mia´s Handy klingelte. Es war ihre Cousine Mandy.
„Mia, du musst so schnell wie möglich herkommen, ich habe was gefunden. Ich glaube Opa hat das extra für dich hinterlassen.“
Mandy wollte partout nicht sagen, um was es geht.
Am Abend fuhr sie gleich zu Opas Haus und brachte eine Tüte Streuselschnecken mit. Alle sechs Kinder liebten das klebrige Gebäck.
Überraschenderweise waren auch die anderen Cousins da, bis auf Martin, er war Fotograf und gerade für ein Jahr in Australien. Egal, teilten sie eben die Schnecken, so wie früher. Ein paar Kekse und Waffeln fanden sich auch noch.
Dann stand Mandy auf und es wurde still. „Könnt ihr euch noch erinnern, dass Opa für Oma nach der Wende eine neue Waschmaschine kaufen wollte? Er wollte nicht mehr, dass Oma Treppen steigen musste.“
Deswegen baute er die Speisekammer um und da stand jetzt seit 30 Jahren eine Miele, die immer noch funktionierte.
Alle nickten. „Na dann kommt mal mit.“ Unten war ein normaler Vorraum, daneben ein Kellerverschlag, wo früher die Kohlen lagerten.
Dann der Keller für die Vorräte. Mandy sagte: „wem fällt was auf?“ Alle guckten hin und her. Früher waren die Kinder auch oft im Keller gewesen und hatten sich hier versteckt.
Hannes sagte, „Warum machst du denn kein Licht an? Hier ist es ganz schön dunkel..“ Mandy sagte: „aha.“ Mia überlegte ganz angestrengt: „Sagt mal, war hier nicht früher ein Fenster?“
Alle sahen sich um. Kein Fenster. Aber da war früher sicher ein Fenster, ungefähr da rechts oben, ganz bestimmt. Das war ja zugemauert.
Mandy nickte. „Und jetzt zeige ich euch was.“ Sie ging im leeren Kohlenkeller bis zur Wand, drückte und eine geheime Tür ging auf. Ein automatisches Licht ging an.
„Ich wollte die letzten Kartoffeln holen, bin gestolpert und gegen die Wand gefallen. Und dann hat es geknackt und die Tür ging auf.“
Ein riesiger Raum tat sich auf. Vier Schreibtische, viele Regale, viele solcher Apparate, die man aus den Filmen der 1930-Jahre kennt. „Das ist doch eine Verbindungsanlage für Telefone?“ rief Johannes.
Mia blickte sich um. „Das ist viel mehr, das ist ein Abhörraum. Ich hatte das in Polizeigeschichte.“ Alle staunten.
Und was noch richtig interessant war, auf dem Schreibtisch, der an der Wand stand, lagen 13 bunte Aktenordner mit den Namen der verschwundenen Kinder von Brandenburg-Dame.
Johannes schaute in die Ordner rein und blätterte. Manche Namen kamen ihm bekannt vor, von Erzählungen von Opa Popp Popp. Die anderen Cousins nickten.
An der Pinnwand an der Wand waren 13 Fotos der Kinder nach Jahr sortiert. Darunter standen Opas Vermutungen über Todesursache oder warum sie gestorben oder verschwunden waren und wer vermeintlich daran beteiligt war.
Opa hatte wirklich viel recherchiert. Das dreizehnte Kind, Paul von Sydow könnte noch lebend gefunden werden. Er war erst vor 6 Monaten verschwunden und nur ein Bild mit seinem Namen war angepinnt.
Opa hatte oben in seinem Arbeitszimmer tatsächlich eine Finte gelegt, für Leute, die das Haus ohne Zustimmung betraten oder neugierig waren. Alle sechs schauten sich an. Opa Popp Popp hatte wirklich nach den Kindern gesucht.
Stille.
Mia kratzte sich am Kopf. „Leute, ich wohne ja in einer Pension und die Wirtin geht mir ganz schön auf den Keks. Kann ich hier wohnen? Vielleicht nicht bei Opa im Zimmer, aber im alten Kinderzimmer, bis ich Zeit habe, mir eine Wohnung zu suchen.“
Alle stimmten zu und sicherten Mia zu, sie zu unterstützen. Acht weitere Augen und Ohren würden für Mia eine Hilfe sein. Mia durfte eigentlich nicht über ihre Arbeit sprechen. Aber die vier hatten Recht. Alle waren hier aus Brandenburg und würden unauffällig mit den älteren Menschen der Gegend sprechen können.
Sie verabredeten eine Whats-App-Gruppe, wo jeder Neuigkeiten reinstellen konnte. Und sie würden sich regelmäßig einmal im Monat treffen. Mia würde einziehen und anfangen, alle Unterlagen im Keller zu sichten.
Die wichtigsten Papiere, Fotos und die Landkarten würde sie in ihrem Büro lagern. Warum Landkarten? Auf den Karten waren mit Reißzwecken verbundene Fäden befestigt. Mia hatte vieles zu bedenken.
Sie waren sich einig, dass die Abhörstation nicht vom Opa eingebaut worden war, sondern noch von der Militäradministration der DDR stammte, oder vielleicht noch älter war.
So wie der Raum aufgebaut war, die Wände waren aus Beton und mit bestimmtem Dämm-Material verkleidet, musste er vor dem Bau des Hauses dagewesen sein.
Das Haus selbst war vom Uropa solide aus Stein gebaut worden. Beim Ausheben des Kellers hatte man vermutlich den Bunker gefunden und für praktisch befunden.
Der Krieg nahte und ein privater Betonbunker konnte Schutz bieten. Vielleicht wollte er ja die Kabel entfernen, kam aber nicht mehr dazu, weil er in den Krieg ziehen musste.
2025 ein merkwürdiges Gerät
Johannes hatte ein Faible für alte technische Geräte. Also schaute er sich das Gerät auf dem Tisch genauer an. Er suchte nach einer Steckdose und schloss das Gerät an.
Dann drückte er auf den grünen Pfeil am Gerät. Das Gerät ratterte, aber man hörte nichts. Er drückte auf den roten Pfeil, es schnurrte eine Weile, dann klackte es. Hannes drückte wieder auf grün.
Nichts, dann ein Schnarren und dann Opas Stimme. Mandy schrie auf. Hannes hatte ein Aufnahmegerät aus der DDR gefunden.
„Meine lieben Kinder, wenn ihr das hört, bin ich wohl gestorben.“
Mandy und Mia hielten sich im Arm, die Tränen liefen die Wangen herunter. „Meine lieben Kinder, ihr habt das Geheimversteck gefunden. Ich wusste es, denn wir Fuchses sind wie Füchse, wir haben noch jeden Fall gelöst.“ „Mia allein kann den Fall nicht lösen, bitte helft ihr.“
„Wie ihr seht, habe ich oben eine Finte für Herumschnüffler gelegt und hier ist die richtige Polizeiarbeit. Ich habe für alle Kinder einen Ordner angelegt.
Mein Hauptverdächtiger war und ist Matthias Schneider. Aber, er ist nun 25 Jahre tot und die Kinder verschwinden immer noch aus dem Internat.“ „Vielleicht ist es doch ein anderer?“
„Weiterhin habe ich für jedes Kind eine Audiodatei angelegt. Ich hatte einen Ohrenzeugen, der mir regelmäßig die Geschichten vom Matthias erzählt hatte. Viele fehlen natürlich, weil der junge Mann nicht bei allen Erzählstunden dabei war.“
„Matthias sagte immer, die Geschichten seien wahr, oder auch nicht. Ich glaube, es war noch viel schlimmer. Die verschwundenen Kinder waren Raudis oder schlimmer und alle waren froh, dass sie nicht mehr da waren.“