Die versteinerten Säulen - Monika Lautner - E-Book

Die versteinerten Säulen E-Book

Monika Lautner

0,0

Beschreibung

7 Säulen wurden erschaffen, um die Magie zu beschützen. Als eine von ihnen versteinert, wird Königstochter Isia vom ultimativen Bösen besetzt. Mit Hilfe einer Verschwörung kommt König Kaylan von den Toten zurück. Er stellt sich dem Bösen, um seine Tochter zu retten. Der Kampf scheint gewonnen. Zu spät bemerken sie, dass sich das ultimative Böse einen neuen Wirt gesucht hat, dessen Plan weitaus bösartiger ist und die gesamte Welt in dunkle Magie stürzt. Während der Schlüssel zur Rettung im Tal der gefallenen Könige liegt, bringt diese Reise für den Königssohn Jess-K schwere Prüfungen mit sich. Plötzlich wird klar, was die 7 Säulen wirklich sind und sechs davon werden enttarnt. Der Weg führt in ein verfluchtes Dorf. Durch die Auflösung des Fluches verlieren die Kinder des Dorfes ihre magische Gabe, die notwendig wäre, um das ultimative Böse zu besiegen. Jess-K kehrt mit dem Schlüssel aus dem Tal der gefallenen Könige zurück und ist unfähig ihn zu benutzen, nachdem er erkennt, wem er im Kampf gegenüber steht.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 220

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Widmung

Dieses Buch ist meinen drei jüngeren Geschwistern

Stefan, Birgit und Claudia

gewidmet.

Bewahrt euch eure wundervolle

Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und euren tollen Humor.

Viel Freude beim Lesen.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Kapitel 64

Kapitel 65

Kapitel 66

Kapitel 67

Kapitel 68

Kapitel 69

Kapitel 70

Kapitel 71

Kapitel 72

Kapitel 73

Kapitel 74

Kapitel 75

Kapitel 76

Kapitel 77

Kapitel 78

Kapitel 79

Kapitel 80

Kapitel 81

Kapitel 82

Kapitel 83

Kapitel 84

Kapitel 85

1

Königin Layla stand am Fenster und erinnerte sich mit Wehmut an die große Zerstörung zurück. Die Quelle aller Magie war damals versiegt und mit der Hilfe des Blutes ihrer Tochter Isia wieder aktiviert worden oder besser gesagt, nur zum Teil aktiviert worden.

Seither war nur wenig Zeit vergangen. Isia war zu einer jungen, wunderschönen Frau herangewachsen, deren blauen Augen magisch wirkten. Sie war fast gleich alt wie ihr Bruder Jess-K, der durch seine Lockenpracht auffiel. Layla hatte das Gefühl, dass sich die beiden nicht mehr so gut verstanden wie früher, speziell in den letzten Tagen spürte sie wachsende Spannungen. Jess-K zog sich des Öfteren zurück und suchte den Kontakt zu anderen Jugendlichen. Er wusste, dass Isia ein größeres und mächtigeres Schicksal ereilte als das Seine. Doch für Jess-K war ebenfalls ein mächtiges Schicksal bestimmt. Er würde eines Tages der König dieses Landes werden.

Layla hatte nun selbst einen Mann an ihrer Seite. Mit Maximilian war sie so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Er stammte aus einer anderen Zeit, in der es Hohepriester und Drachen gab. Einer Welt, die dem Untergang geweiht war. Maximilian rettete sich durch ein Zeitportal, auch „Vorhang der Zeit“ genannt, in diese Welt, um mit Layla zusammen zu sein.

Layla wollte in den nächsten Tagen die Druiden besuchen. Sie ging in Jess-Ks Zimmer, der auf dem Bett lag und ein Buch mit dem Titel: „Die verborgenen Schriften“ las. Es regnete draußen und Jess-K hatte keine Lust, Zeit mit seiner Schwester zu verbringen. Layla setzte sich zu ihm und streifte durch sein lockiges Haar. „Was liest du gerade?“, fragte sie aufmerksam. „Es ist die Geschichte eines Königs, der von einer Hexe verdammt wurde.“ „Das klingt sehr spannend“, erwiderte Layla. „Ja, das ist es auch.“ Jess-K legte das Buch zur Seite und blickte seine Mutter fragend an. Sie legte ihre Hand auf die seine. „Ich werde übermorgen zu den Druiden reiten und ich möchte, dass du mich begleitest.“ „Wozu?“, schoss es sogleich aus Jess-Ks Mund. „Nimm Maximilian mit. Seit er hier ist, ist er ja kaum von deiner Seite gerückt.“ Dabei zuckte er kurz zusammen, weil er selbst merkte, wie unhöflich er klang. Layla hörte das Missfallen in seiner Stimme. Sie hatte das Gefühl, dass Jess-K sich sehr gut mit Maximilian verstand. „Er wird niemals deinen Vater ersetzen, Jess-K. Aber er macht mich sehr glücklich.“ Jess-K spürte einen Stich in seiner Brust. Er freute sich, dass seine Mutter jemanden gefunden hatte, doch er hatte das Gefühl, dass Isia Maximilian viel näher stand. „Maximilian geht morgen auf die Jagd. Möchtest du vielleicht mit ihm gehen?“, fragte Layla aufmunternd. Jess-K lächelte, denn er liebte die Jagd. „Ich brauche doch jemanden, der auf Maximilian aufpasst, dass er keine Dummheiten macht.“ Sie zwinkerte Jess-K zu, stand auf und ging zur Tür. „Mutter“, rief Jess-K. „Ich komme gerne mit zu den Druiden“, sprach er. Layla freute sich und verließ den Raum.

2

Am nächsten Morgen in aller Frühe weckte Maximilian Jess-K und sie ritten gemeinsam mit einigen Soldaten in den Wald. Durch den Regen der letzten Tage war es noch feucht und frisch. An einigen Stellen herrschte dichter Nebel. Nur vereinzelt drangen erste Sonnenstrahlen hindurch. „Es wird ein herrlicher Tag werden“, zwinkerte Maximilian Jess-K zu. „Wie sollen wir es anstellen? Mit Magie oder mit Pfeil und Bogen?“, fragte Maximilian. „Kannst du denn mit Pfeil und Bogen umgehen?“, wollte Jess-K lächelnd wissen, der wusste, dass Maximilian aus einer Zeit stammte, in der er ein mächtiger Magier war. „Nicht wirklich“, schmunzelte Maximilian. „Doch ich lerne schnell“ und er grinste. „Ich werde dir zeigen, wie man mit Pfeil und Bogen schießt, wenn du mir dafür zeigst, wie man mit Magie jagt“, entgegnete Jess-K. „Das nenne ich einen Deal“ und er reichte Jess-K seine Hand, der sogleich einschlug.

Maximilian freute sich, dass er diesen Tag mit Jess-K verbringen konnte. Er hatte schon das bedrückende Gefühl, dass Jess-K seine Gegenwart mied. Es war eine gute Möglichkeit, sich näher zu kommen. Immerhin möchte er sein Leben mit Layla und ihren Kindern verbringen.

3

Zur gleichen Zeit in Higesta traf Arow im Schloss ein. Er sah sehr traurig aus. Layla ging auf ihn zu und legte ihre Hand auf seine Wange. „Was ist passiert?“ „Meine Frau hat mich verlassen.“ „Was?“, fragte Layla ungläubig. Die beiden schienen das perfekte Paar zu sein. „Sie kommt nicht damit klar, dass ich magische Fähigkeiten habe und sie nicht.“ Eine Träne rann seine Wangen hinunter. Dann umarmten sich die beiden. Dies musste ein tiefer Schock für Arow sein. Zuerst musste er als Hüter des Drachens Kiron, der ihr Land beschützte, erleben, dass dieser weiter schlief, obwohl die Magie wieder aktiviert wurde. Der Drache würde erst erwachen, wenn die Magie allen wieder zur Verfügung steht. Zusätzlich der Verlust seiner Frau. Nach einer Weile lösten sie ihre Umarmung. „Kann ich eine Weile hier bleiben?“, wollte er wissen. „Natürlich.“ Layla fühlte den Schmerz von Arow, doch im Moment konnte sie nichts für ihn tun.

4

Währenddessen zog Maximilian im Wald seinen Bogen, legte einen Pfeil an, hielt seine Luft an und schoss. Der Pfeil flog hoch durch die Luft und blieb weit neben dem Reh im Boden stecken. Dieses schreckte hoch und verschwand schnurstracks im Wald. Jess-K krümmte sich vor Lachen und die Soldaten, welche hinter ihm auf den Pferden saßen, schmunzelten. „Wir sollten vielleicht in den nächsten Tagen im Schlossgarten etwas üben“, meinte Jess-K schelmisch grinsend. Maximilian stimmte humorvoll zu. „Gute Idee.“ Dann machten sie sich auf den Weg weiter in den Wald hinein. Es war der Wald von Kanan.

Kurze Zeit später entdeckten sie einen Hasen, der in einem Gebüsch verschwand. „Möchtest du es mit Magie versuchen?“, fragte Maximilian und Jess-K nickte entschlossen. „Zajp. Wodl. Wlow“, sprach Jess-K und hob seine rechte Hand. Das Gebüsch bewegte sich, als wäre ein starker Windstoß hindurchgefegt, ansonsten rührte sich nichts.

Jess-K sprang vom Pferd und schlich sich vorsichtig zum Gebüsch. Er zog die Äste zur Seite, doch von dem Hasen keine Spur. Die Soldaten lachten und rissen Witze. Jess-K wollte aufstehen, als ein Glitzern zwischen den Bäumen seine Aufmerksamkeit erregte. Kurzerhand kniff er seine Augen zusammen. Er war sich nicht sicher, ob es sich nicht nur um eine Spiegelung der Sonne handelte. Langsam ging er um das Gebüsch und trat durch dichteres Gestrüpp hindurch. Maximilian schnippte mit seiner Hand und einer der Soldaten sprang vom Pferd, um sich um die Pferde zu kümmern, während Maximilian Jess-K folgte. Er beeilte sich, denn Jess-K war bereits außer Sichtweite.

Jess-K trat ans Ufer eines Sees heran und traute seinen Augen nicht. Er blickte auf einen Wasserfall und tausende Wasserblasen tanzten vor ihm auf und ab. Ein wunderbares Summen ging von ihnen aus. Maximilian kam durch das Gebüsch hinter Jess-K hervor und blieb ebenfalls staunend stehen. Dann fragte Jess-K neugierig: „Was ist das hier?“ Eine der Wasserblasen trat hervor, in der sich das Sonnenlicht spiegelte. „Wir zeigen uns Euch, um Euch auf Eure nächste Prüfung vorzubereiten“ „Prüfung?“, platzte es gleichzeitig aus Maximilian und Jess-K heraus. „Die Magie wurde zwar aktiviert, doch jetzt ist es Zeit, Euch als würdig zu erweisen.“ „Ich dachte, das wären wir.“ Alle Wasserblasen flogen gleichzeitig nach rechts und links und gaben ihnen ein deutliches „Nein.“ „Jeder dessen Magie aktiviert wurde, wird eine Prüfung oder Aufgabe zu erfüllen haben.“

Dann gingen die Wasserblasen zur Seite und eröffneten damit einen Weg in der Mitte des kleinen Sees hin zum Wasserfall. Ein schmaler Holzsteg erschien auf dem Wasser. „Kommt“, sprach eine Wasserblase und vorsichtig trat Jess-K auf den Steg. Etwas verwundert blickte er zu Maximilian. Dieser nickte und folgte dicht hinter ihm. Kurz vor dem Wasserfall blieben sie stehen. „Geht hinein“, summten die Wasserblasen im Chor und beide traten durch den Wasserfall, dessen Wasser sanft auf sie hinab prasselte. Dann waren sie verschwunden.

Die Soldaten im Wald wurden unruhig und zwei von ihnen gingen durchs Gebüsch, um nach Maximilian und Jess-K zu suchen. Sie konnten jedoch nur einen Wasserfall sehen und Spuren, welche zum Wasser führten, jedoch keine vom Wasser fort. Von den Wasserblasen war ebenfalls nichts mehr zu sehen. „Meinst du, sie sind ins Wasser gegangen?“, fragte einer der Männer. „Ich weiß es nicht.“ „Maximilian?“, rief einer von ihnen. Keine Antwort. „Gib einem der Männer Bescheid, dass er zum Schloss zurückkehren soll und die Königin informiert. Wir werden hierbleiben und weiter nach ihnen suchen.“ Ein Soldat machte sich auf den Rückweg, während der andere auf die Spuren, die zum Wasser führte, starrte.

Währenddessen. Maximilian sah auf einen aufleuchtenden Kristall in der Mitte einer Höhle. Rundherum war es dunkel und feucht. Nur das Licht in der Mitte blitzte rhythmisch auf. Es gab dieses wunderbare Summen von sich, wie sie es vorhin von den Wasserblasen gehört hatten. „Kannst du das auch fühlen?“, fragte Jess-K. Maximilian schaute ihn fragend an. „Was meinst du?“ „Fühlst du es nicht?“, doch Maximilian schien nicht zu wissen, wovon er sprach. „Die Schwingung. Es ist die Schwingung in diesem Raum und sie führt nicht zum Kristall.“ Jess-K ging vorwärts, am Kristall vorbei zur hinteren Wand. „Sie zieht nach hinten in die Höhle hinein.“ In dem Moment, wo der Kristall wieder aufblitzte, war die Höhle für einen Moment hell erleuchtet. Sie war nicht groß und es sah nicht aus, als führte ein Weg hinten hinaus. Doch Jess-K folgte aufgeregt etwas, das Maximilian nicht spüren oder sehen konnte. Dies beunruhigte ihn und er zog kurzerhand sein Schwert. In diesem Moment erschienen einige Wasserblasen in der Höhle und hüllten Maximilians Schwert komplett ein, sodass er gezwungen war, es loszulassen. Er sah wie sein Schwert zur Seite der Höhle schwebte und durch die hintere Wand verschwand. Maximilian traute seinen Augen nicht. Jess-K folgte rasch dem Schwert und als er an der Wand angelangt war, hob er seine Hand und wollte sie auf die kalte Felswand legen, als er überraschend nach vorne kippte, geradewegs durch die Wand hindurch. Fasziniert und ohne sich umzublicken, ging er weiter und verschwand ebenfalls.

Maximilian folgte ihm, doch anstatt durch die Wand zu gelangen, rannte er geradewegs hinein. Ein Schmerzensschrei erklang. Maximilian stolperte rückwärts und griff sich an seine blutende Nase. Als er bemerkte, dass er gegen den Kristall gestoßen war, drehte er sich um. Erschrocken sah er sich einer Front aus Wasserblasen gegenüber. „Habt keine Angst. Jess-K wird bald wieder zurück sein. Wartet hier.“ Im nächsten Moment waren die Wasserblasen mit einem Blopp verschwunden. Maximilian nahm seine Hand von der Nase und sah das Blut im Licht des pulsierenden Kristalls, doch in diesem Moment sah er noch etwas anderes. Ein Schlangenkopf aus Licht bewegte sich aus seiner Hand heraus. Er hatte eine solche Schlange in seiner Welt bekommen, als er zum Beschützer ernannt wurde, doch nun befand er sich nicht mehr in seiner Welt. „Weshalb reagierte die Schlange auf diesen Kristall?“ „Hallo“, rief er. Doch die Wasserblasen meldeten sich nicht. Er hatte somit keine Wahl als abzuwarten.

5

Währenddessen erschien ein Soldat aufgebracht im Schloss bei Layla. „Sie sind verschwunden.“ „Was meint Ihr mit verschwunden?“, wollte Layla wissen. In diesem Moment betrat auch Arow den Thronsaal. Layla blickte nur kurz auf und konzentrierte sich wieder auf den Soldaten. „Sie sind durch dichtes Gebüsch zu einem Wasserfall gegangen und nicht mehr zurückgekehrt.“ „Sattelt die Pferde und ruft das Heer zusammen. Wir werden uns gleich auf die Suche machen.“ Der Mann nickte und verließ den Raum. Layla trat rasch an Arow heran. „Möchtest du mitkommen?“, fragte sie ihn und dieser bejahte.

Kurz darauf saßen sie auf ihren Pferden. Gefolgt von einer kleinen Armee, ritten sie in den Wald hinein.

6

Zur gleichen Zeit befand sich Jess-K plötzlich inmitten eines riesigen Palastes. Er blickte zurück in Erwartung, dass Maximilian auftauchen würde, stattdessen entdeckte er die Wasserblasen, welche Maximilians Schwert davon trugen. „Wo sie es wohl hinbringen?“, fragte er sich.

Der Palast schimmerte in einem glitzernden Weiß. So auch die Wendeltreppe, die vor ihm lag. Bei jedem Schritt gaben die Stufen einen summenden Ton von sich. Dadurch spielten sie eine herrliche Melodie. Jess-K blieb mitten auf den Stufen stehen und ging einige Schritte zurück. Er hörte, dass die Melodie dadurch nicht zusammenpasste. Die restlichen Stufen hinauf gehend, genoss er die liebliche und beruhigende Melodie.

Strahlend kam er oben an. Vor ihm lag ein langer Gang und er konnte für einen Moment Maximilians Schwert am Ende des Ganges sehen, bevor es aus seinem Blickfeld verschwand. Rasch ging er den Gang hinunter. Dabei befanden sich links und rechts unzählige Säulen. Am Ende angekommen, ging er nach rechts und gelangte zur Tür, die in einen großen Saal mit einer schimmernden Kuppel führte.

Ein Mann mit langem weißen Bart und einer braunen Kutte trat an Jess-K heran. „Bitte, tretet ein.“ Jess-K wusste nicht, was er erwartet hatte, doch damit hatte er nicht gerechnet. Das Kuppeldach verschwand und vor ihm im Himmel standen drei weiße Pferde mit Reitern. Sie schienen in der Luft zu schweben, umgeben von weißen Wolken. Die Reiter selbst trugen rote Umhänge und weiße Lederkleidung mit goldenen Emblemen. Seitlich hing jeweils ein Schwert.

Der Mann mit weißem Bart neben ihm stellte sich vor. „Ich bin Amrwi und ich werde Euch Eure Aufgabe für Eure Prüfung überreichen“. Der mittlere der Reiter ritt durch die Lüfte hervor. Erst jetzt sah Jess-K das goldene Horn, welches das Pferd auf seiner Stirn trug. Amrwi sah Jess-Ks Verwunderung. „Es sind magische Geschöpfe und sehr sensibel.“

Der Reiter blieb vor Jess-K stehen, nahm eine Papierrolle und rollte sie auseinander. Dann las er vor. „Es ist Eure Bestimmung, König dieses Landes zu werden. Dazu müsst ihr Euch als würdig erweisen. Jetzt, da die Magie wieder aktiviert wurde, ist die Zeit gekommen. Seid ihr bereit dazu?“ Jess-K schluckte. Er wusste im Moment nicht, wie ihm geschieht. „Maximilian wird der rechtmäßige König werden, sollte er meine Mutter heiraten“, antwortete er zögernd. „Das wird nicht geschehen. Es ist nicht seine Bestimmung König dieses Landes zu sein. Er ist der Bewahrer seiner Welt. Er hat ein anderes Schicksal.“, sprach der Mann sehr sanft und doch bestimmend. „Seid ihr bereit?“ „Ja“, stammelte Jess-K. „So soll es sein.“ Der Reiter zog ein goldenes Zepter aus der Seitentasche am Sattel des Pferdes hervor, sprang herunter und hielt es mit beiden Händen Jess-K entgegen. Dieser nahm es mit beiden Händen entgegen und verneigte sich. „Das Zepter wird Euch führen. Nur wenn Ihr Euch als würdig erweist, wird die wahre Kraft eines Königs durch Euch strömen, die es Euch ermächtigt, die Menschen zu regieren.“ Dann setzte der Mann sich auf sein Pferd, streifte seinen roten Umhang zur Seite und ritt zu den anderen. Wieder in Formation stehend, verneigten sie sich gemeinsam vor Jess-K und verschwanden, in dem sich ihr Bild verblasste. „Wer sind diese Reiter?“, fragte Jess-K den alten Mann neben sich, doch auch dieser war verschwunden. In diesem Moment sauste Maximilians Schwert, getragen von den Wasserblasen, an ihm vorbei. Es war ein witziger Anblick. Jess-K folgte ihm den Gang hindurch, die Stufen hinunter, die dieses Mal keine Melodie spielten und trat hinter dem Schwert durch die Felswand hindurch in die Höhle. Der Kristall leuchtete auf.

Maximilian stand auf, als ihm sein Schwert herangetragen und überreicht wurde. Seine Schlange zeigte sich erneut und schlängelte sich dem Schwert hinauf und verblasste. Dann blickte er zu Jess-K, der eine Hand vor sich in der Luft hielt, als würde er etwas umgreifen. „Was ist mit deiner Hand?“, fragte Maximilian. Stirnrunzelnd fragte Jess-K: „Siehst du es nicht?“ „Nein, was ist es?“ „Ach unwichtig.“ Jess-K steckte verwundert das goldene Zepter in seinen Hosenbund. „Vielleicht sollte es außer ihm keiner sehen“, dachte er. „Geht es dir gut? Ich habe mir Sorgen gemacht.“ „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wo ich war, nur dass ich eine Prüfung bestehen soll.“ „Was ist das für eine Prüfung?“ und Jess-K zog unwissend seine Schultern hoch. „Wir werden es sicher noch früh genug erfahren“, sagte Maximilian und legte seinen Arm um Jess-K. Lass uns zuerst aus dieser Höhle hinaus und dann zurückkehren.

Layla war mit Arow mittlerweile am See angekommen. Während die Soldaten den Wald durchsuchten, erschienen vor den beiden die Wasserblasen. „Wir sind auf der Suche nach Maximilian und Jess-K. Wisst ihr, wo sie sich befinden?“ „Sie werden gleich zurückkehren“, sangen sie.

In diesem Moment traten die beiden durch den Wasserfall heraus. Der Steg erschien über dem Wasser und sie begaben sich ans Ufer. Layla umarmte beide und blickte Jess-K tief in die Augen. Sie hatte das Gefühl, dass sich irgendetwas verändert hatte, konnte es nicht genau definieren. „Lasst uns zurückkehren.“, sprach Layla.

Eine Wasserblase sauste an Arow heran. „Wir haben Euch erwartet, Arow. Bleibt hier und wir werden Euch helfen.“ Layla nickte Arow zu und die anderen beobachteten, wie Arow über den Steg in die Höhle hinter dem Wasserfall ging und verschwand.

„Was befindet sich hinter dem Wasserfall?“, fragte Layla neugierig. Als Jess-K nicht antwortete, sprach Maximilian. „Eine Höhle mit einem leuchtenden Kristall.“ Er hatte gehofft, dass Jess-K begann zu erzählen, was er hinter der Höhlenwand erlebt hatte, doch dieser schwieg. Maximilian wollte ihn nicht drängen, deshalb gingen sie schweigend zu den Pferden und ritten zum Schloss zurück.

7

Am gleichen Tag versuchte Layla mehrmals von Jess-K zu erfahren, was er hinter der Höhlenwand erlebt hatte. Dieser hüllte sich nach wie vor in Schweigen. Sie bemerkte auch, dass jedes Mal, wenn Isia den Raum betrat, ein schelmisches Lächeln auf Jess-Ks Gesicht erschien und er sich an seinen Gürtel griff. Layla konnte jedoch nicht erkennen, wonach er griff. Das Zepter war sogar für sie unsichtbar. „Wir werden morgen zu den Druiden reiten“, sagte sie zu Jess-K. Maximilian bleibt hier bei Isia.“ Jess-K akzeptierte und verließ den Raum, um einige Vorbereitungen zu treffen.

Maximilian hatte das Gespräch von einem bequemen Sessel am Ende des Raumes mit angehört. Er stand auf und trat neben Layla, die Waffen auf dem Tisch sortierte. „Hast du nicht auch ein merkwürdiges Gefühl?“, sprach er sanft zu ihr. „Ja. Jedoch habe ich Jess-K schon lange nicht mehr so glücklich gesehen. Als hätte er eine Aufgabe.“ Dabei versank sie in Gedanken. „Was meinst du damit?“ Ihr Blick fiel auf Maximilians Schwert, welches neben dem Sessel auf einem kleinen Tisch lag. „Gib mir dein Schwert“, sprach Layla und blickte ihm in die Augen. Maximilian zog seine Augenbrauen hoch und ging zurück, um sein Schwert zu holen. Er überreichte es Layla. Sie nahm es in beide Hände und schloss ihre Augen. „Plswo.d wosd.W odnw.“ Sprach sie mehrmals. Dann sah sie Bilder vom weißen Palast und den Reitern. Sie konnte jedoch nicht sehen, dass der Reiter Jess-K ein Zepter überreicht hatte. Erstaunt öffnete sie ihre Augen. „Es ist wunderschön dort. Ich habe Reiter gesehen, dessen Pferde ein goldenes Horn trugen.“ „Das sind Lemixe“, kam es sogleich aus Maximilian heraus. „Was?“ „In unserer Welt gab es nur noch wenige von ihnen. Ich habe niemals einen gesehen. Sie leben verborgen. Ihr Wesen ist absolut rein. Sie sind die Überbringer von Weisheit und Kraft. Demjenigen, dem es erlaubt ist, das goldene Horn eines Lemixs zu berühren, wird große Ehre zuteil.“ Layla hatte sich an den Tisch angelehnt und lauschte aufmerksam Maximilians Worten. „Es heißt weiter, dass dafür große Prüfungen zu bestehen sind und nur wenige diese Prüfung lebendig überstehen.“ Layla zog ihren Kopf zurück. „Glaubst du, Jess-K hat eine solche Prüfung auferlegt bekommen.“ Maximilian erinnerte sich an die Worte der Wasserblasen. „Ja. Die Wasserblasen haben es zu uns beiden gesagt, doch ich hatte nicht das Gefühl, dass mir eine Prüfung auferlegt wurde.“ „Wenn jemand eine Prüfung der Lemixe besteht, wird ihm zudem eine große Macht zuteil.“ „Was für eine Macht?“ Doch Maximilian schüttelte seinen Kopf. „Sollen wir ihn zwingen, mit uns zu sprechen?“, fragte Layla besorgt. „Ich glaube nicht, dass es unser Vertrauen in ihn stärken würde.“ „Es ist dieses Grinsen Isia gegenüber, welches mir Sorgen bereitet“, sprach Layla betrübt. „Ich habe das Gefühl, dass er etwas im Schilde führt.“ „Mmh“, dachte Maximilian laut nach. „Isia war ihm im Kampf fast ebenbürtig. Jetzt ist sie eine mächtige Magierin und kann Jess-K mit einem Fingerschnippen besiegen.“ „Was können wir also tun?“, fragte Maximilian. „Wir werden ihn beobachten. Mal sehen, was uns die Reise zu den Druiden bringt.“ „Weshalb ist dir diese Reise so wichtig?“ „Jedes magische Volk besitzt einen Stein von Sekandra. Solange dies der Fall ist, können alle drei Bewahrer sich zusammenschließen und mit Hilfe des Steins die Kraft von Isia lenken.“ „Ja, aber auch du bist die Bewahrerin des Steins für das magische Volk der Hewas.“ „Je besser unsere Beziehung zu den anderen magischen Völkern ist, desto geringer ist die Gefahr. Außerdem ist es möglich, dass ich eines Tages sterbe und dann habe ich nicht mehr die Macht einzugreifen. Ich muss sicherstellen, dass auch nach meinem Tod keine Gefahr Isia gegenüber droht.“ Maximilian nahm Layla in den Arm. „Ich verstehe und ich werde dich stets unterstützen.“ Laylas Herz hüpfte. Seit sie ihren Mann Kaylan verloren hatte, hätte sie nicht mehr gedacht, dass sie eine solche tiefe Liebe für jemanden empfinden könnte. Sie dachte daran, was Maximilian aufgegeben hatte, um hier zu sein.

Manchmal dachte Maximilian traurig an seine Welt zurück, von der er gekommen war. Sie wurde komplett zerstört, nachdem einige Selbsterwählte versuchten, dunkle Magie über ihr Land zu bringen. Maximilian war der Bewahrer des Erbes gewesen und hatte gerade noch die Flucht durch den Vorhang der Zeit geschafft. Es war ihre einzige Chance, dass er eines Tages zurückkehren könnte, um seine zerstörte Welt wieder aufzubauen. Jetzt lebte er hier, ohne seinen geliebten Drachen, den er sehr vermisste.

8

Layla machte sich am nächsten Morgen mit Jess-K auf den Weg zu den Druiden. Dabei war sie schon gespannt, was sie erwarten würde. Sie hatten einen neuen Anführer Samik, der ihr versprochen hatte, dass die Druiden wieder ihre alten Lehren leben würden, nachdem ihr ehemaliger Anführer sich dem Bösen zugewandt hatte. Sie wollte Näheres über diese Lehren erfahren.

Der Nebel hatte sich bereits gelichtet. Sonnenstrahlen drangen vereinzelt durch den dichten Wald und brachten die Tautropfen auf den Blättern zum Glitzern. Jess-K hatte seine Füße quer über den Rücken des Pferdes gelegt. Er zeigte sich stets etwas frech und zog seine Mütze herunter. Seit seiner Kindheit trainierte er seinen Körper und sah dementsprechend muskulös aus. Zum Schock von Layla hatte sich Jess-K seine komplette Lockenpracht heruntergeschnitten. Mit seinen kurzen Haaren wirkte er wie ein Krieger und Layla machte ihm ein liebevolles Kompliment.

Zudem hatte Jess-K wieder seine Hand seitlich an seinem Gürtel. Layla hatte eine Idee. „Kdow. Wosl. Htek“, flüsterte sie vor sich her. Ihre Augen blitzten kurz auf und in diesem kurzen Moment sah sie das goldene Zepter, welches Jess-K an seinem Gürtel trug. Layla blickte sogleich nach vorne, damit Jess-K ihre Überraschung nicht bemerkte. „Was hat es mit dem Zepter auf sich?“, fragte sie sich leise. Sie schloss ihre Augen und nahm in Gedanken Kontakt mit Maximilian auf. Sie trafen sich im Geiste in einem kleinen gemütlichen Häuschen an einem See. Es war ihr heiliger Ort, an dem sie miteinander in Gedanken über weite Entfernung sich austauschen konnten.

Maximilian hatte sich mit Isia auf den Weg zu den Wasserblasen gemacht, um näheres über die Prüfung für ihn herauszufinden. Sie wollten zudem wissen, wo Arow sich befand, der seither spurlos verschwunden war. Er spürte, dass Layla ihn rief. Kurz blickte er zu Isia, die hinter ihm her ritt. Dann schloss auch er seine Augen, in dem Wissen, dass sein Pferd auf dem Waldweg bleiben würde.

In ihrer Gedankenwelt saßen sich beide gegenüber in gemütlichen Holzstühlen, überzogen mit dunkelrotem gezierten Stoff. Ein Feuer brannte im Kamin und Kerzen standen auf dem Tisch. Layla sprach: „Ich habe einen Sichtbarkeitszauber gesprochen und ein goldenes Zepter bei Jess-K gesehen.“ Maximilian, der gerade noch gemütlich im Sessel gelehnt war, setzte sich auf. „Er muss es erhalten haben, als er durch die Höhlenwand gegangen war“, sprach Maximilian. „Ja. Das denke ich auch. Finde heraus, was es auf sich hat.“ Im nächsten Moment öffneten sowohl Maximilian als auch Layla auf ihren Pferden reitend wieder ihre Augen und ritten schweigsam weiter.

Laylas Volk wusste noch nicht, dass die Magie wieder aktiviert worden war. Es war im Moment besser so, denn viele hatten jemanden in der großen Schlacht verloren. Sie fragte sich, wie sich die Menschen als würdig erweisen könnten und wer außer ihnen noch Magie verwenden konnte.