Die verwunschene Prophezeiung - Monika Lautner - E-Book

Die verwunschene Prophezeiung E-Book

Monika Lautner

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Beschreibung

Eine dunkle Prophezeiung überzieht das Land. Königstochter Isia soll zur mächtigsten Magierin heranwachsen und die Welt in den Untergang stürzen. Eine Armee der Untoten, erschaffen von den Druiden, mit dem Auftrag Isia zu töten, um die Prophezeiung abzuwenden, gerät außer Kontrolle. Die Zeit drängt, denn die Untoten haben bereits eine magische Barriere zum Waldvolk der Hewas durchbrochen und der Kampf zwischen zwei magischen Völker kann zur Auflösung der gesamten Welt führen. Selbst die herbeigerufenen Ahnen der Druiden können das Unheil nicht mehr abwenden. Die Vernichtung der Quelle ALLER Magie scheint der einzige Ausweg, die Untoten aufzuhalten. Nur mit einem magischen Amulett ist der Zugang zur Quelle möglich, dessen Auffinden Leid und Tod mit sich bringt. Dabei tritt ein unbekanntes magisches Volk in Erscheinung. Ein schicksalhafter Wettlauf beginnt...

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Seitenzahl: 188

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Die Autorin

Monika Lautner wurde 1976 im Bregenzerwald, Austria geboren. Nach langjähriger Tätigkeit in der EDV Branche, veränderte sie ihr Leben und entdeckte ihre Liebe zum Schreiben. Heute ist sie Mental-Energetikerin und Trainerin asiatischer Kampfkünste.

Die Geschichte eines Buches wird erst durch den Leser lebendig.

Ich wünsche dir viel Freude beim Erschaffen dieser magischen Welt.

Monika

Widmung

Dieses Buch ist all meinen Schülern der Tao Kung Fu Schule Bregenzerwald zum 5-jährigen Jubiläum, als Ausdruck meines Dankes, gewidmet.

Adriana M.

Angelina F.

Anna-Maria B.

Anton K.

Belinda F.

Casandra E.

Celine S.

Chiara E.

Claudia B.

Christof S.

Daniel K.

David H.

Elisha A.

Hannah K.

Hildegard D.

Isabella M.

Joel R.

Johanna S.

Johannes B.

Johannes N.

Julian I.

Kilian K.

Kira K.

Kristina K.

Magdalena R.

Marcel A.

Michelle S.

Moritz B.

Laura M.

Laurin W.

Leo M.

Leon F.

Leon R.

Leonie S.

Linus R.

Lucia S.

Luis K.

Luis R.

Oskar G.

Patrik D.

Philipp G.

Sebastian Ö.

Sophia M.

Stefanie Ö.

Rebecca S.

Walter D.

Helfer: Rebecca S. und Andi P.

Trainer: Rolli und Gabi L.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Kapitel 64

Kapitel 65

Kapitel 66

Kapitel 67

Kapitel 68

Kapitel 69

Kapitel 70

Kapitel 71

Kapitel 72

Kapitel 73

Kapitel 74

Kapitel 75

Kapitel 76

Kapitel 77

Kapitel 78

Kapitel 79

Kapitel 80

Kapitel 81

Kapitel 82

1

Töchterchen Isia hatte das Licht der Welt erblickt. Freudestrahlend sahen Königin Layla und König Kaylan in das liebliche Gesicht ihrer Tochter, während Jess-K am Ende des Bettes aufgeregt auf und ab hüpfte. „Darf ich sie halten?“, fragte er. Layla war noch sehr schwach, deshalb nahm Kaylan Isia auf seinen Arm und kniete neben Jess-K, einem Buben von sechs Jahren mit wuscheligen dunklen Haaren.

„Sie mal“, sagte Kaylan. „Du kannst ihre Hand halten.“ Jess-K berührte sie und wurde dabei selbst ganz ruhig. Jess-K freute sich über sein Geschwisterchen, hätte sich jedoch lieber ein Brüderchen gewünscht, mit dem er später Schwertkampf hätte trainieren können. Kaylan konnte Jess-Ks Gedanken hören und fuhr ihm mit der Hand sanft über seinen Kopf. „Ich bin sicher, dass auch Isia den Schwertkampf erlernen wird und gerne mit dir kämpft.“ Dabei leuchteten Jess-Ks Augen vor Freude.

Die Nachricht über die Geburt eines Kindes von königlichem Blut hatte sich rasch im ganzen Land verbreitet. Glückwünsche und Geschenke wurden von überall her überbracht.

In den darauffolgenden Tagen verbrachte Kaylan viel Zeit mit Jess-K, der eifrig damit beschäftigt war, die schönen Geschenke zu öffnen. Mit Isia im Arm trat Layla ein. Dabei kam sie aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn die Thronhalle war gefüllt mit Körben voll frischem Obst, Blumen und Geschenken. Layla nahm ein Glückwunschschreiben und las: „Gesegnet sei die Königstochter Isia.“ Anschließend erblickte sie Jess-K, der ein mit Blumen umwickeltes Geschenk, in der Größe eines Schwertes, öffnete. Darunter kam ein braunes Kästchen zum Vorschein. Er war wunderschön geschnitzt und Layla war neugierig, was sich darin befand. Jess-K schob einen kleinen silbrigen Riegel zur Seite und öffnete das Kästchen. Layla wusste nicht, was sie erwartet hatte, doch in diesem Moment erschrak sie. Gerade als Jess-K danach greifen wollte, schrie sie lautstark: „Nein!“, sodass Isia aufwachte und zu weinen anfing. Kaylan, der sich auf der anderen Seite des Raumes befand, rannte zu Jess-K und zog ihn vom Kästchen weg, dessen Deckel mit einem Knall zufiel.

„Was ist das?“, fragte Jess-K betrübt, während Kaylan ihn sanft und beruhigend anblickte und sagte, dass alles gut sei. In diesem Moment tauchte ein Junge grinsend an der Tür auf und Kaylan atmete auf. „Möchtest du spielen gehen?“ und Jess-K rannte bereits los. Nachdem dieser den Thronsaal verlassen hatte, blickte er besorgt zu Layla.

Sie wussten, dass die Geburt ihrer Tochter Isia viele Gefahren mit sich brachte, denn es war ihre Bestimmung, die mächtigste Magierin aller Zeiten zu werden. Das bedeutete jedoch auch, dass sie zur mächtigsten „Waffe“ heranwachsen und dadurch Leid und Zerstörung bringen könnte.

Jedes der benachbarten Königreiche besaß mittlerweile selbst Magier, welche die Ankunft von Isia und deren Bedeutung vorausgesehen hatten. Manche von ihnen hatten Angst, wer Isia sein würde, wenn sie erwachsen war.

Das Königspaar wusste, dass ihre Aufgabe darin bestand, Isia zu beschützen und ihr die Bedeutung der Magie, deren Umgang und deren Auswirkungen zu lehren. Bis dahin war es jedoch ein langer und vermutlich gefährlicher Weg. Sie liebten ihre Tochter und waren bereit diesen Weg zu gehen.

Kaylan öffnete das braune Kästchen, worin sich eine langstielige verwelkte, dunkle Rose befand, welche spürbar mit einem dunklen Zauber belegt war. „skke slespq fnsle kdlpa“, sprach er und sie löste sich in Rauch auf. „Es fängt jetzt schon an.“ Besorgt blickte Layla zu Isia, die wieder eingeschlafen war. Dabei streichelte sie ihre Wange, dass ein Lächeln Isias Gesicht erhellte.

Kaylan nahm das braune Kästchen und rief eine Wache herbei. „Verbrennt es.“ Die Wache nahm es und verließ damit den Raum. „Jess-K hätte fast die Rose angefasst. Wie können wir ihn vor all den Gefahren beschützen? Er ist viel zu jung, um sie einschätzen zu können“, seufzte Layla und Kaylan trat an ihre Seite. „Wir werden einen Weg finden“, beruhigte er sie. Dabei ging sie zum Fenster und blickte hinaus, um Jess-K beim Spielen zuzusehen.

In den nächsten Tagen ließ Kaylan Jess-K nur selten aus den Augen. Er versuchte Layla weiterhin zu beruhigen, doch im Grunde machte er sich selbst Sorgen. Er könnte es sich nicht verzeihen, wenn seinen Kindern etwas zustieße und nahm deshalb jedes Geschenk zuerst in die Hand, um mit seinen magischen Fähigkeiten hineinzuspüren, ob sich darin etwas befand, das mit Magie zu tun hatte. Erst wenn er sicher war, dass keine Gefahr bestand, gab er es Jess-K zum Öffnen, der zwar nicht verstand, weshalb sein Vater das machte, fragte jedoch nicht nach, solange er die Geschenke öffnen durfte. Und so vergingen viele Monate in Frieden.

2

Es war ein herrlicher Nachmittag als Kaylan mit Jess-K auf den Markt spazieren ging. Dort gab es verschiedene Stände mit frischem Gemüse oder Obst. Geflochtene Körbe, Kleidung und Schmuck waren ebenfalls darunter. Unscheinbar entdeckten sie einen kleinen Stand, der inmitten des Trubels leicht zu übersehen war. Darauf lagen wunderschöne Armreife, Amulette und Ringe, von denen ein Amulett Kaylan ganz besonders gefiel. „Ah“, sprach der alte Mann, dem der Stand zu gehören schien. „Es ist ein Amulett, welches bereits Könige getragen haben“, sprach er mit tiefer Stimme. Kaylan war überzeugt, dass er dies nur sagte, um das Amulett unter die Leute zu bringen. Der alte Mann war klein, hatte einen langen Bart und trug ein einfaches, braunes Gewand. Er erkannte, dass Kaylan ihm nicht glaubte und trat an seine Seite. „Ich werde es Euch beweisen“, und griff nach dem Amulett. Außen vergoldet befand sich eine schöne Gravur darin, zudem eine Einkerbung an der Seite. Der Mann ergriff Kaylans Hand, der in dem Moment erkannte, dass das Amulett verzaubert war und wollte sie zurückziehen, doch der alte Mann hielt ihn mit einer unglaublichen Kraft zurück und drückte ihm das Amulett in seine Hand. Sofort begann sich alles um die beiden herum zu drehen.

Kaylan befand sich plötzlich an einem anderen Ort, den er nur aus Erzählungen kannte. Direkt neben ihm befand sich ein schmaler, verschlossener Höhleneingang, dessen Torbogen eine Unzahl an Symbolen bedeckte, dieselben wie auf dem Amulett. „Ihr seid hier nicht sicher. Wir haben nur wenig Zeit“, hörte er jemanden hinter sich sprechen und drehte sich rasch um. Der alte Mann, welcher ihm gerade das Amulett gegeben hatte, stand hinter ihm. „Weshalb habt Ihr mich hierhergebracht?“ „Ihr seid in großer Gefahr. Unheil wird über Euch alle hereinbrechen und Ihr werdet es nicht aufhalten können. Nicht jetzt. Doch das Amulett ist der Schlüssel.“ Kaylan wollte mehr darüber wissen. „Es ist keine Zeit mehr. Ihr müsst sofort zurückkehren.“ Er riss ihm das Amulett aus der Hand und Kaylan befand sich bereits wieder auf dem Marktplatz und blickte Jess-K besorgt an, der sein Verschwinden anscheinend nicht bemerkt hatte und sich versuchte am Stand hochzustemmen. Überrascht stellte Kaylan fest, dass der alte Mann samt dem Schmuck verschwunden war. Nur noch das goldene Amulett lag vor ihm. „Oh“, sagte Jess-K, als er über den Rand blickte.

Kaylan griff nach dem Amulett, verharrte einen Moment und zog zögerlich seine Hand wieder zurück. Denn er fühlte, dass Magie in dem Schmuckstück steckte, jedoch konnte er nicht erkennen, ob es sich um gute oder dunkle Magie handelte. Manchmal war dunkle Magie von Zaubern überdeckt, damit sie nicht als solche erkannt wurde. Layla war in diesen Dingen viel erfahrener als er. Als Jess-K an der Holzplatte heftig rüttelte, sauste das Amulett Richtung Boden und ehe Kaylan reagieren konnte, griff Jess-K danach. „Nein. Nicht!“ Erschrocken ergriff er Jess-Ks Hand, um ihm das Amulett wegzunehmen. Dabei fiel es zu Boden. Für einen Moment war Kaylan erleichtert, doch plötzlich sah er, dass sich ein Stück vom Amulett gelöst hatte und es sich, wie ein Ring schlangenförmig um Jess-Ks Daumen schmiegte und verhärtete. In diesem Moment kippte Jess-K um und blieb regungslos am Boden liegen. Wachen kamen angelaufen und die Menschen traten zur Seite, während sie zusahen, wie Kaylan hinkniete und an Jess-Ks Schulter rüttelte. „Jess-K, Jess-K“, sagte er ängstlich immer wieder, doch dieser reagierte nicht. Nachdem Kaylan ihn hochgehoben hatte, sagte er zu den Wachen: „Findet den Mann, der an diesem Stand war.“ „Ja, mein König“, antworteten diese und machten Kaylan den Weg frei, der mit raschen Schritten zum Schloss zurückkehrte. Er stürmte zur Tür hinein, welche ihm bereits eine Wache gehalten hatte, während Layla auf sie zu gerannt kam.

Sanft wurde Jess-K auf den Tisch gelegt, damit Layla ihn sich ansehen konnte. „Der Ring“, keuchte Kaylan. „Es ist der Ring.“ Layla hielt ihre Hand darüber und verwundert schaute sie Kaylan an. „Es steckt keine dunkle Magie hinter dem Zauber“, sagte sie. „Was ist passiert?“ Rasch erzählte Kaylan, was er erlebt hatte. Dann hob Layla vorsichtig Jess-Ks Kopf hoch. „kekler dekdie lalhfei jukloh.“ Es war der mächtigste Heilzauber, den sie kannte, doch nichts geschah. Ungläubig griff sie sich an ihre Stirn und rieb sich an der Schläfe. Layla setzte sich, nahm die Hand von Jess-K und betrachtete den Ring von allen Seiten, denn sie hatte diese Gravur schon einmal gesehen. „Nur wo?“, fragte sie flüsternd und überlegte dann lange Zeit schweigend. Kaylan stand nervös neben ihr und streichelte Jess-Ks Kopf.

Plötzlich stand Layla mit einer solchen Wucht auf, das ihr Stuhl nach hinten kippte. Sie rannte zur Treppe, welche zur Schatzkammer führte. „Ich komme gleich wieder“, rief sie und sauste die Stufen hinunter. Von den Wachen wurde sogleich die Tür geöffnet und dankend ging sie hinein. Viele dieser Schätze waren bereits lange vor ihrer Zeit hierher gebracht worden. So auch der Gegenstand, den sie jetzt suchte, mit dessen Hilfe ihr Jess-K bereits einmal das Leben gerettet hatte. Sie ging an den großen Truhen, gefüllt mit Gold und Schmuck vorbei, darunter auch ein goldenes Schwert. Weiter hinten im Raum unter einer Leuchte fand sie die kleine Schatulle. „Wunderschön“, dachte sie und griff danach. Sanft berührte sie den Deckel und als sie ihn geöffnet hatte, nahm sie den Stein von Sekandra heraus, der eine magische Ausstrahlung hatte und von dem Layla stets fasziniert war. Er schimmerte orange und hatte eine Gravur aus Symbolen, die den Stein noch edler aussehen ließ.

Rasch stieg sie die Stufen hinauf, begab sich an die Seite von Jess-K und hielt den Stein neben seine Hand. Tatsächlich. Es handelte sich um die gleichen Symbole. „Was glaubst du, hat das zu bedeuten?“ „Ich weiß es nicht“, antwortete Layla. „Mit diesem Stein hat mir Jess-K einst das Leben gerettet.“ „Woher kommt er?“ „Er befand sich bereits in der Schatzkammer, als ich die Herrschaft übernommen habe.“ Sie probierte noch einige Zaubersprüche, bis Kaylan einwandte: „Wir sollten zu den Hewas in den Wald reiten. Sie sind ein magisches Volk und können uns vielleicht helfen.“ Layla wollte lieber Zutritt zu den verborgenen Hallen erhalten. Dort gab es Schriften, die alles Wissen der Magie beinhalteten. „Reite mit Jess-K zu den Hewas“, sprach sie. „Ich werde Isia zu Cara bringen, damit sie auf sie aufpasst.“ Kaylan nickte und nahm sie in den Arm. „Es wird alles gut“, sagte er beruhigend, doch Layla war sich dessen nicht sicher. Sie war eine mächtige Magierin und hatte das Wissen der alten Magie erlangt, doch in diesem Moment war sie ratlos und Verzweiflung stieg in ihr hoch, denn der Ring saß fest am Finger ihres Sohnes und ihre Magie blieb wirkungslos.

Währenddessen kreisten Kaylans Gedanken: Wer war dieser alte Mann am Stand gewesen und was wollte er damit erreichen? War er derjenige, der Unheil über sie bringen würde oder war er derjenige, der ihnen helfen konnte?

3

Layla sah Kaylan zu, wie er Jess-K hinaustrug. Dann brachte sie Isia zu Cara, einer guten Freundin und verließ daraufhin die Stadt zu Fuß. Nicht weit von der Schlossmauer entfernt, nahm sie ihren magischen Stab aus Holz, der ihr bis zum Kopf reichte und an dessen oberen Ende, eine magische Kugel eingebettet war, in der sich ihr Bild spiegelte. Mit ihren langen dunklen Haaren und einer Lederrüstung bekleidet, stieß sie den Stab in den Boden. Die Sonnenstrahlen glitzerten auf der magischen Kugel und ein Portal aus schimmerndem Licht zu den Hallen der verborgenen Schriften öffnete sich vor ihr. Dabei handelte es sich um eine Bibliothek, die nur mit einem Portal aus Magie erreicht werden konnte. Layla hatte ihren Stab mit dem Kristall erhalten, nachdem sie die Prüfung des dunklen Pfades bestanden hatte und dadurch unbegrenzten Zugang zu den Hallen. Zwei massive Flügeltüren bildeten den Eingang, die sich öffneten, als Layla davor erschien. Sie trat ein und befand sich in einer riesigen Bibliothek aus dunklem Holz. Meterhohe Räume und zahllose Gänge mit dezentem Licht erhellt, gaben dem Ganzen eine gemütliche Atmosphäre. Unzählige Bücher, allesamt eingebunden in altem Leder, war das gesamte Wissen aller Zeiten darin niedergeschrieben.

Ein Mann mit dunkelgrünem Umhang geleitete Layla freundlich an einen Platz, vor meterhohen Fenstern und zwei bequemen roten Sesseln mit gemütlich, breiten Armlehnen und einem kleinen runden Holztisch. Während sie Platz nahm, war der Mann bereits wieder verschwunden. Es war ein ruhiger Ort und sie konnte hier ungestört Bücher durchstöbern, deshalb kam sie öfters hierher, denn hier hatte sie das Wissen über die alte Magie erlangt. Es gab jedoch auch Wissen, welches ihr bis jetzt verschlossen blieb. Sie dachte an den Stein von Sekandra, den sie vor ihrer Abreise gut im Schloss versteckt hatte und im gleichen Moment erschien, wie aus dem Nichts, ein Buch vor ihr auf dem Tisch. Es war sehr alt, edel und hatte einen goldenen Verschluss. Darauf abgebildet ein Symbol aus Gold mit einer Einkerbe. Es war eines jener Bücher, die erst zum richtigen Zeitpunkt oder mit dem richtigen Schlüssel geöffnet werden konnten, den sie jedoch nicht hatte. Das letzte Mal, als sie hier war, war ein alter Mann erschienen, der ihr das Buch geöffnet hatte und schon tauchte dieser vor ihr auf und setzte sich in den Polstersessel neben Layla. Er sprach sanft und eindrücklich: „Dieses Buch enthält Wissen, wozu Ihr noch nicht bereit seid. Erst, wenn Ihr die richtige Frage stellt, wird es sich öffnen. Die Frage ist der Schlüssel für dieses Buch.“ Ohne abzuwarten stand er auf und ging wieder fort. „Die richtige Frage“, und sie legte eine Hand aufs Buch. „Was ist mit Jess-K passiert?“, doch nichts tat sich. Sie probierte weitere Fragen aus. „Was bedeuten die Symbole auf dem Ring?“ „Was bewirkt der Stein von Sekandra?“, doch so sehr sie es auch versuchte, das Buch blieb verschlossen.

4

Währenddessen trat Kaylan durchs Portal der Hewas, das sich mitten im Wald befand und nur mittels Magie sichtbar wurde. Dahinter verborgen eröffnete sich eine fantastische Welt. Aufgebaut auf Magie, erstreckten sich viele Ebenen schwebend durch die Lüfte. Wasserfälle, die im Licht glitzerten, prasselten von einer Ebene zur nächsten herunter. Die Bauten der Hewas waren bunt, meist rund, mit kleineren Türmen. Stege schwebten in den Höhen und verbanden die Ebenen miteinander. Die Flora war schillernd und hüllte das gesamte Land der Hewas in einen magischen Zauber.

Arow, ein anmutiger Mann mit dunkelbraunen Augen, in denen man sich verlieren konnte, empfing Kaylan am Eingang und führte ihn in ein kleines Gebäude seitlich des Sees. Dort legte er Jess-K in ein weiches Bett. Das Sonnenlicht drang sanft durch das offene Fenster und erhellte den gemütlichen Raum. An diesem Ort schien es immer friedlich und ruhig. Kaylan setzte sich neben Jess-K und streichelte seine Haare, während Arow geduldig wartete und nach einer Weile sprach: „Jenlwan wird sich gut um ihn kümmern.“ Kaylan blickte Jenlwan an, die auf der anderen Seite des Bettes herangetreten war. Sie hatte, wie alle Hewas, ein sanftes Wesen. Er küsste Jess-K und folgte Arow zum Raum der „Kugel der Weitsicht.“ Es war eine riesige, magisch schwebende Kugel, die Antworten auf Fragen zeigte. Dort angekommen, deutete Arow mit einer Handbewegung Kaylan an, dass er die Kugel jetzt befragen konnte. Doch bevor er dazu kam, leuchtete sie auf und zeigte eine Abfolge von verschiedenen Bildern. „Eine Prophezeiung“ und der Stein von Sekandra blitzten auf. „Isia wird sterben, wenn die Teile nicht zusammengefügt werden.“ Er sah das Bild der Höhle, welche er durch den alten Mann auf dem Markt bereits kannte. „Isia droht Gefahr.“ Das nächste Bild zeigte einen Angriff auf ihre Stadt Higesta. „Wenn Ihr sie nicht beschützen könnt, wird sie Unheil über Euch bringen.“ Erschrocken sah Kaylan, wie sie selbst durch die Hand ihrer erwachsenen Tochter sterben werden. Ein zerstörtes und in Flammen stehendes Higesta war zu sehen. „Unsere Stadt wird angegriffen. Was können wir nur tun?“, fragte Kaylan zitternd. Es erschienen nochmals der Höhleneingang und ein Amulett, aus dem Symbole hervorstiegen und sich in die Symbole des Torbogens fügten. „Mit Hilfe des Amuletts könnt Ihr eintreten“, hörte Kaylan die Kugel der Weitsicht sprechen. Zuletzt sah er das Bild eines pulsierenden Kristalls und die Kugel erlosch. Zu Arow drehend, sprach Kaylan: „Der alte Mann auf dem Markt wollte uns helfen. Ich habe das Amulett nicht mitgenommen.“ Arow nickte und antwortete: „Geh zurück, um es zu holen, Kaylan. Jess-K ist hier sicher. Wir werden gut auf ihn achten.“

Kaylan bedankte sich, ging zu Jess-K und sprach: „Ich bin bald zurück.“ Er wusste nicht, ob Jess-K ihn hören konnte, küsste ihn sanft auf die Stirn und ging. Dabei überkamen ihn Zweifel. Nachdem, was er in der Kugel gesehen hatte, fand der Angriff auf Higesta bald statt.

5

Währenddessen kehrte auch Layla von den verborgenen Hallen zurück und trat auf einem kleinen Waldstück in der Nähe der Stadtmauer aus dem Portal heraus. Geräusche ließen sie aufschrecken. Geschützt von einigen Bäumen, deren Äste wie eine Kuppel bis zum Boden reichten, blickte sie umher und erkannte Reiter in dunklen Rüstungen durchs Stadttor reiten. Von wo sie stand konnte sie nur die Spitzen des Schlosses sehen, doch hinter der Stadtmauer stieg Rauch auf und Menschen schrien panisch.

Auch Cara, die sich im Schloss aufhielt, wurde auf die Schreie aufmerksam. Vorsichtig blickte sie nach draußen und musste zusehen, wie die Stände auf dem Markt niedergerissen und Menschen durch schwarze Reiter niedergetrampelt oder geköpft wurden. Schnell erkannte sie die Gefahr, band sich Isia mit einem Tuch vor ihre Brust und rief einige Wachen herbei. „Haltet die Reiter auf“, sagte sie zu ihnen und verschwand daraufhin durch eine Geheimtür, die sich in der Mauer eines Ganges befand. Sie tastete sich durch einen dunklen unterirdischen Tunnel, dessen Boden sandig war und sie die Feuchte der Wände spürte. Ein Schauer aus Angst lief ihren Rücken hinunter. Sie hoffte, dass die Angreifer nichts von diesem Weg wussten, der zur anderen Seite des Berges führte.

Layla erblickte die Leichen der Wachen vor dem Stadttor. Ihre Gedanken kreisten und sie dachte an Isia. Deshalb stieß sie ihren magischen Stab mit dem eingebetteten Kristall auf den Boden und sprach einen Zauber „dhekot, elsowlso.“ Eine Welle schoss in alle Richtungen aus der Kristallkugel heraus. Erstaunt musste Layla mit ansehen, wie der Zauber bei den schwarzen Reitern ohne Wirkung blieb. Wer oder was sind sie? Weshalb konnte sie nichts gegen sie ausrichten? Sie fragte sich, ob ihre Zauberkräfte blockiert waren oder ihr Zauber nicht stark genug war. Auch weitere Zauber blieben wirkungslos. Sie achtete darauf nicht entdeckt zu werden und beobachtete, wie die Reiter weiterhin ungehindert durchs Stadttor ritten. Dahinter waren Gefechte zu hören. Nur noch wenige der Reiter befanden sich vor dem Tor. Layla blickte betrübt zum Wald. Es müsste möglich sein, dort auf Kaylan zu treffen.