4,49 €
Artemis, der Herr des Mondes, der seit Anbeginn der Zeit aus dem Baum des Lebens geboren wurde und als die Verköperung des Mondes agiert, bildet ein Teil des kosmischen Gleichgewichts. Der Baum des Lebens, der alle Magie in sich trägt, hält mit seinen Wurzeln das Gleichgewicht zusammen. Er wird inzwischen auch als das Siegel bezeichnet. Sollte das Siegel jemals gebrochen werden, wird ein Unheil kosmischen Ausmaßes heraufbrechen. Eines Tages wurde Artemis mit einem uralten und mächtigen Fluch belegt, und das Gleichgewicht geriet auseinander. Der Fluch beraubte ihm sämtliche Macht und um zu überleben, sperrte er sich selbst in sein eigenes Reich und wurde zum Geist des Mondes. Wer Artemis jedoch verflucht hat, blieb bis heute ein Geheimnis. Das war vor dreitausend Jahren. Tuomas Aulen und seine besten Freunde, die Zwillinge Oliver und Tobias Schackra, Gabriel Carter und Sally Bonnet beschützen als Wächtern des Mondes, die seit Jahrhunderten in den Diensten des Artemis stehen, das magischen Reich, das von dunklen Mächten bedroht wird. Als Anubis, der vor zweitausend Jahren versuchte, das magische Reich zu erobern und in die Höllengrube verbannt wurde, fliehen konnte, machen sich Tuomas und seine Freunde, auf den Weg zum Tempel der Weisheit, wo der Hohe Rat zusammenkommt. Unterwegs lernt Tuomas die attraktive junge Hexe Ailices Konbail kennen, zu der er sich magisch hingezogen fühlt. Tuomas merkt schnell, dass Ailices die Auserwählte zu sein scheint, die in der Lage ist, die Macht des Lichts zu erwecken, mit der man die dunklen Mächte ein für alle Mal besiegen kann. Aber eine Magie, die so eine große Macht in sich hegt, hat ihren Preis...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Jenny Louisè
Sternenmond
Band, Nr. 1
Die Wächterin des Lichts
und
Die Auserwählte
Jenny Louisè
Sternenmond
Band 1
Die Wächterin des Lichts
und
Die Auserwählte
High Fantasy Roman
Impressum
Texte: © 2025 Copyright by Jenny Louisè
Umschlaggestaltung: © 2025 Copyright by Jenny Louisè
Verlag:
Jenny Klotz
Pöttcherstraße 10
32423 Minden
Herstellung: epubli – ein Service der neopubli GmbH,
Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin
Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Danksagung
Glossar
Die Schutzpatronen
Charaktere
Kapitel 1
Es war kurz vor Mitternacht. Eine tiefe Stille durchzog den Blaulicht Wald. Es war nichts zu hören außer dem Regen, der auf die Erde prasselte. Nichts war so wie es zu sein schien. Die Tiere des Waldes, waren so ruhig, dass es schon fast unheimlich war.
Normalerweise hätten die Fledermäuse und die Eulen schon auf der Jagd sein müssen, aber sie waren es nicht.
Was ging da nur vor sich im magischen Reich
Sternenmond?
Auf einmal schlug, weit außerhalb des Waldes, im
Königreich der Blauen Nacht, die Glockenuhr einer
Kapelle, Mitternacht.
Als wäre das ein Signal gewesen, rannte eine
Stampede, quer durch den riesigen Blaulicht Wald.
Ein Rudel Wölfe, die auf der Spitze eines Berges
standen, deren Fell vom Regen durchnässt war, stimmte ein Geheule an, welches im ganzen Land zu hören war.
Darauf jagte eine Horde Zentauren durch den Wald.
Sämtliche Vögel und Eulen, sowie Fledermäuse, Zwergdrachen und Phönixe überquerten die
Baumspitzen des Waldes. Es schien, als hätten sie alle auf ein Zeichen gewartet. Aber das war kein normales Verhalten der Waldtiere. Es war ein Zeichen der
Warnung.
Im Land des Südens, im Königreich der Blauen Nacht, herrschte eine angespannte Stimmung. Das
Königreich war in ein tiefes Schweigen gehüllt und in sämtlichen Häusern war das Licht erloschen. Selbst auf dem Marktplatz, in der immer große Feste
gefeiert wurde, herrschte stillende Leere. Abgesehen vom Palast selbst.
Das Königreich war in saphirblaues Licht gehüllt und der Sternenhimmel war mit wunderschönen blau
gelben Polarlichtern übersehen. Der Palast war
majestätisch groß, mit vielen Zinnen und Türmen
versetzt. Der Vorhofgarten bestand aus einem großen Brunnen und einem Blumengarten. Der Palast
bestand aus Marmor und war sehr alt. Daneben
befand sich eine große und wunderschön
anzusehende Quelle, die aus einem Felsen kam und die direkt ins Herzen der Stadt floss.
Der Thronsaal war ein langer, großer, hoher Saal mit vielen Verzierungen an den Wänden. An der Wand zu Ostseite, standen viele Säulen und ein Spiegel hing
dahinter. Die Westseite bestand aus fünf großen
Fenstern, an denen neben jedem Fenster blaue
Vorhänge angebracht waren. In der Mitte befand sich ein langer Tisch, an dem Tuomas Aulen mit seinen beiden Geschwistern saß. In ihrer Mitte stand ein altes Radio, welches Tuomas eben eingeschaltet hatte. Er bekam den Aufstand der Tiere im Blaulicht Wald mit und er wusste, dass dieser Vorfall bestimmt gleich im Radio zu hören war. Er musste einfach wissen, was passiert war. Das konnte kein Zufall sein. Er spürte die Präsenz einer mächtigen Aura und er kannte diese Macht. Er wusste nur zu gut, wem sie gehörte, und ein Schauer des Grauens entlief in
seinem Körper. Die Angst stand ihm deutlich ins
Gesicht geschrieben und als er seine Geschwister
ansah, erkannte er, dass es ihnen nicht anders erging.
Was verdammt noch mal war passiert? Wie konnte das passieren? Es sollte doch vorbei sein, oder etwa nicht? Aber er hätte es wissen müssen. Tuomas hätte wissen müssen, dass seine Vergangenheit ihn eines Tages einholen würde.
Er wusste es. Er wusste genau was passiert war. Die Tiere des Waldes wollten sie alle warnen. Sein Vater wurde aus der Höllengrube befreit.
Als die Musik zu Ende war, kündigte sich der
Nachrichtensprecher im Radio an. Er wünschte
seinen Zuhörern allen einen schönen Abend, stellte sich kurz vor und wurde sofort ernst.
„Vor wenigen Minuten kam es im Blaulicht Wald zu einem merkwürdigen Verhalten sämtlicher
Waldtiere, die uns anscheinend vor etwas warnen wollen. Sie wissen ja, es sind dunkle Zeiten, in denen wir uns befinden. Ich sage, das bestimmt jeden Abend, aber ich bitte Sie trotzdem, ihre Häuser nach
Anbruch der Dunkelheit nicht mehr zu verlassen und wenn sie es dennoch tun, dann bitte nicht allein. In
jeder Ecke können Dämonen lauern und Sie wissen ja, das sind Leute, zu denen man nicht oft nein sagen kann. Aber ich kann Ihnen versichern, dass die
Wächter des Mondes, die seit geraumer Zeit unsere Welt beschützen, alles tun werden, um den Frieden in Sternenmond zurückzubringen. Auch wenn der
König der Hölle, Lord Kopernikus, vor zehn
Jahren besiegt wurde, heißt das nicht, dass wir in
Sicherheit sind. Es wird ein Sturm aufziehen. Ein
dunkler Sturm. Getrieben von schwarzer Magie, der ganz Sternenmond in Dunkelheit hüllen wird. Das sagt
zumindest Silbius Elwerin. Der Oberälteste des Hohen Rates und Schulleiter der Zauberschule
Lunhux, hat sich bereit erklärt, uns über die aktuellen Ereignisse rund über Sternenmond zu berichten.
Guten Abend, Silbius.“
„Guten Abend.“, hörte Tuomas Silbius Stimme aus dem Radio. Er war komplett erleichtert eine vertraute Stimme zu hören. Wenn es jemand gab der
Antworten hatte und auf den er sich verlassen
konnte, dann war es Silbius. Er war immerhin sein Mentor. Als sein Vater in die Höllengrube verbannt wurde, brachte er ihm alles bei was es über Magie zu wissen gab. Er war wie ein Vater für ihn. Ein viel
besserer Vater als Anubis es je sein würde.
„Die Tiere im Blaulicht Wald spüren eine Gefahr und dieses Verhalten sollten wir als Warnung verstehen. Es ist etwas geschehen, was nicht geschehen sollte. Ich kann Ihnen nicht sagen, was es ist, aber es muss etwas Großes sein. Wie wir alle wissen, wurde
Kopernikus vor zehn Jahren von den Wächtern des Mondes Tuomas Aulen und Tobias und Oliver Schackra besiegt. Sie wollten es ein für alle Mal
beenden und das haben sie leider nicht geschafft.“
Silbius schwieg eine ganze Weile und Tuomas wusste genau, was er gleich sagen würde. Die Gerüchte, die seit einiger Zeit im Umlauf waren, schienen sich jetzt doch zu bewahrheiten.
„Kopernikus wurde in Sternenmond gesehen. Er ist leider noch immer am Leben und er plant etwas. Ich weiß nicht, was es sein wird, aber die Tiere im
Blaulicht Wald spüren es. Seit zehn Jahren
versteckt er sich in der Hölle, ohne dass wir auch nur irgendeine Ahnung hatten. Er spielte mit uns. Wir sind Schachfiguren für ihn. Das wird jetzt aufhören. Als Oberältester des Hohen Rates verspreche ich hiermit, was auch immer er vorhat, seinen Plan zu vereiteln. Ich habe zu lange zugesehen. Es reicht. Der Hohe Rat und ich, die Wächter des Mondes miteingeschlossen, werden ihn besiegen. Und wenn es das Letzte ist, was wir tun werden. Wir wurden im Laufe der Zeit immer weniger, leider. Das heißt aber nicht, dass wir
unterlegen sind. Wir werden alles daransetzen, den Frieden in Sternenmond zurückzubringen. Wir haben die besten Magier und Elfen in unserer Mitte. Tuomas und die Schackra Brüder haben Kopernikus schon
einmal besiegt und können es wieder tun. Dieses Mal wird es anders laufen. Da bin ich mir sehr sicher. Ich werde immer hinter ihm stehen.“
„Schön zu wissen, dass man Freunde hat, auf die man sich verlassen kann.“
„Das ist richtig. Was auch passiert, wir werden nicht kampflos aufgeben.“
„Das tun wir sicherlich auch nicht. Möge uns der Geist des Mondes in diesen schweren Zeiten
beistehen.“
Tuomas
König Raiko schaltete das Radio aus, erhob sich aus seinem Stuhl und fing an nervös hin und her zu
laufen.
Raiko war ein großer Mann, mit goldbraunen Augen
und kurzen schwarzen Haaren. Er war schwarz
gekleidet, mit einer saphirblauen Robe und er trug schwarze Stiefel. Auf seinem Kopf platzierte eine
goldene Krone, welche mit roten Steinen versetzt war.
Tuomas sah seinen großen Bruder hinterher und seufzte. Auch er erhob sich aus seinem Stuhl und lief auf eines der Fenster zu und sein Blick haftete auf den Blaulicht Wald und gleichzeitig auf den Himmel.
Er war angespannt, nervös, verärgert? Er fragte sich ob er es hätte verhindern können, wenn er es gewusst hätte. Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht. Er wusste es nicht. Er hatte sich all die Jahre sicher
gefühlt. Tobias, Oliver und er haben Kopernikus vor zehn Jahren besiegt und er dachte er sei tot. Wie sehr er sich doch geirrt hatte.
Tuomas besaß eine beeindruckende Statur. Er war schlank und athletisch gebaut. Er war über eins
neunzig groß, trug schulterlanges, lockiges,
schwarzes Haar und seine dunklen Augen, die schon fast schwarz waren, fixierten das Mondlicht, welcher im Zenit in der dunklen Nacht stand. Er trug eine
saphirblaue Tunika, darüber einen schwarzen Mantel, der den Boden streifte, eine schwarze Hose, sowie bequeme schwarze Stiefel. Es gefiel ihm kein bisschen, seinen Vater nach so
langer Zeit wieder in die Augen sehen zu müssen. Sollte er tatsächlich wieder da sein und den Bann
gebrochen, welches ihn an die Höllengrube
gebunden hatte, wird sein erstes Ziel die Blaue Nacht sein. Er wusste, dass er sich nur zu gerne an ihm
rächen wollte, denn immerhin hatte Tuomas, vor so vielen Jahren dafür gesorgt, dass er verbannt wurde. Tuomas kannte Silbius besser als irgendwer anders. Er wusste es. Und er verschwieg es. Ob es tatsächlich so gut war, dass Silbius den Bewohnern
Sternenmonds verschwieg, dass sein Vater aus der Höllengrube entkommen war, wusste er nicht. Silbius musste gute Gründe haben, wieso er das verschwieg. Vielleicht fehlten ihm die Beweise. Aber was brauchte er denn noch? Diese Aura war eindeutig. Das konnte nur sein Vater sein. Aber er wusste, dass Auren keine Beweise waren. Sie könnten auch von jemand
anderen erzeugt werden. Aber von wem? Kopernikus war nicht mächtig genug, um eine solche Aura zu
erzeugen. Vielleicht war es auch besser so, es
verschwiegen zu haben. Er würde die Leute nur in
Panik versetzen. Das wäre nicht gut. Zumal da die Menschen, die in Panik gerieten, oft große Fehler
begingen. Sein Vater könnte das für sich nutzen. Er war sich sicher, dass Silbius deswegen nichts gesagt hatte.
Sein Vater hatte Tuomas alles genommen. Seine
gesamte Kindheit. Er erinnerte sich, als wäre es
gestern gewesen. Dabei war es zweitausend Jahre her, dass sein Vater das Königreich bedrohte. Vor zweitausend Jahren heiratete seine Mutter Isabella Aulen, die damals Königin der Blauen Nacht war,
Anubis Albrecht. Er wusste genau, dass seine Mutter seinen Vater geliebt hatte, aber ob es andersherum genauso war, wusste er nicht.
Er wusste nur, dass sein Vater sie alle verraten hatte. Seine eigene Familie, genauso wie den Hohen Rat.
Anubis war, genau wie Tuomas, auch ein Wächter des Mondes gewesen. Er wusste nicht was passiert war. Er hatte keine Ahnung, warum er die Seiten
wechselte. Darauf bekam er nie eine Antwort.
Er war gerade fünf Jahre alt, als sein Vater anfing das Königreich zu bedrohen. Er machte aus der Blauen Nacht eine Diktatur und sorgte dafür, dass niemand mehr rein, noch aus dem Königreich rauskam, in dem er eine Barriere über das Königreich legte.
Es war eine schreckliche Zeit. Sein Vater zwang ihn, sich den dunklen Künsten zuzuwenden und jedes Mal, wenn er etwas nicht so gemacht hatte, wie sein Vater es wollte, warf er ihn in den Kerker. In eine
leere dunkle Zelle. Er hatte schreckliche Angst,
weinte ziemlich oft, fühlte sich sehr einsam und
bekam auch fast nichts zu essen. Er hatte ihn
tagelang, ja sogar wochenlang, eingesperrt und
verlor jegliches Zeitgefühl.
Das ging fünfzehn Jahre so. Irgendwann gelang es Tuomas mit Hilfe von Raiko aus der Blauen Nacht zu entkommen und im Königreich Lichtfeld Hilfe zu
holen.
Daraufhin wurde der Hohe Rat zusammengerufen, der Anubis letzten Endes überwältigte. Für dieses Verbrechen wurde er in die Höllengrube (das Gefängnis der Hölle) verbannt, wo er für immer
gefangen bleiben sollte.
Als alles vorbei war, verließ Tuomas die Blaue Nacht. Er konnte dort nicht mehr länger bleiben. Die
Erinnerung daran war zu schmerzhaft. Er hatte Dinge getan, für die er sich heute noch schämte.
Eine Weile lebte er im Königshaus von Lichtfeld und freundete sich mit den beiden Zwillingsbrüdern
Tobias und Oliver Schackra an, die zudem auch die Prinzen des Königreichs waren. Sie wurden die besten Freunde und Tuomas konnte sich immer auf sie
verlassen.
Die drei haben eine Menge zusammen erlebt. Er war sehr stolz, die beiden als seine Freunde bezeichnen zu können.
„Es zieht ein Sturm auf.“, sagte Tuomas, ohne seinen Blick abzuwenden und wiederholte das, was Silbius vorhin im Radio gesagt hatte. „Ein dunkler Sturm. Er weht in unsere Richtung.“
Auf dem Thron saß das jüngste Mitglied der Familie. Shayla hatte lange, glatte, dunkelblondes Haar. Sie trug ein langes, edles, olivgrünes Kleid, welches am Rücken geschnürt und vorne mit einer Hakenleiste
geschlossen war. Sie trug eine Perlenhalskette an dem ein blauer Kristall hing, einen aufwändig
selbstgemachten Blumenhut und schwarze Ballerina.
Auch Shayla spürte die dunkle Magie ihres Vaters und die Angst stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie war zwar diejenige die am wenigsten gelitten
hatte und auch wenn Raiko und Tuomas sich immer für sie eingesetzt und ihre Strafen übernommen
haben, hatte sie immer noch mit den Folgen zu
kämpfen. Aber sie war erwachsen geworden und wollte ihre Kindheit hinter sich lassen, genauso wie ihre Brüder.
„Bist du dir absolut sicher, dass er es ist?“
„Ich würde diese Aura überall wiedererkennen.“,
erwiderte Tuomas, ohne seine Schwester anzusehen.
Tuomas, der in seinem Leben schon einiges erreicht und in zweitausend Jahren einen guten Ruf erarbeitet hatte, spürte die Angst sein Herz durchströmen. Er wusste nicht, wie er es geschafft hatte aus der
Höllengrube zu fliehen, aber er wird es herausfinden.
Wie konnte er nur so naiv sein? Vor zehn Jahren
wollte er es ein für alle Mal beenden. Er glaubte,
Kopernikus sei tot. Natürlich war er noch am Leben. Sie hatten auch seine Leiche nie gefunden. Er hätte damals die komplette Hölle nach ihm absuchen
sollen, aber er tat es nicht. Weil er sich sicher gefühlt hatte. Es ärgerte ihn, dass er es nicht tat. Kopernikus suchte einen Weg, um seinen Bruder zu befreien,
Tuomas‘ Vater. Der Mann, der ihm die Kindheit
genommen hatte. Er wusste, dass er früher oder
später hier auftauchen und sich den Thron zurück
erobern würde und wer weiß, was dann geschah. Er wollte es sich nicht ausmalen.
Raiko lief auf den Thron zu, auf dem seine Schwester saß und sah sie genervt an.
„Runter von meinem Thron Schwester.“
„Was zahlst du dafür?“
„Shayla!“
„Ist ja gut.“ Shayla erhob sich aus Raikos Thron, hielt dabei ihren Hut fest und verdrehte die Augen.
„Spaßbremse.“
Mussten die beiden ausgerechnet jetzt streiten? War das deren Ernst? Tuomas konnte es nicht fassen,
sagte aber nichts. Er brach seinen Blick, der immer noch auf den Wald gerichtet war, ab und sah Raiko und Shayla an.
„Wir müssen das Volk warnen. Sie müssen hier weg. Sie sind hier nicht in Sicherheit.“
„Immer mit der Ruhe mein Freund. Genau das wird er von euch erwarten.“, sagte eine ruhige, sanfte Stimme, die aus der Ostseite des Thronsaals kam.
Direkt aus dem Spiegel, der hinter den Säulen an der Wand hing. In dem Spiegel bildeten sich Wellen, fast so, als wäre der Spiegel ein See, in dem man gerade einen Stein hineingeworfen hatte. Der Spiegel war kein gewöhnlicher Spiegel. Er nannte sich
Kontaktzeitspiegel, mit dem man mit sämtlichen
Bewohnern
Sternenmonds Kontakt aufbauen konnte.
Shayla war die Erste, die vor dem Spiegel stand,
direkt hinter ihr, ihre Brüder.
Der Spiegel gab nach einigen Sekunden, die Gestalt von Silbius Elwerin frei, der eine ernste Miene
aufgesetzt hatte. Silbius war ein Mann im mittleren
Alter, zumindest sah es aus. Silbius war in Wirklichkeit viel älter. Wie alt genau er tatsächlich war, wusste
Tuomas nicht.
Silbius war modern gekleidet. Er trug kurzes
dunkelbraunes Haar, dunkelgrüne Augen und einen schwarzen spitzen Hut. Tuomas wusste genau, dass er ohne diesen Hut niemals aus dem Haus ging. Im Hintergrund sah man einen Kamin in der ein Feuer brannte.
„Verzeiht mir, euch zur später Stund‘ zu stören.“,
sagte er und sah die drei an. „Es wäre nicht klug,
vorschnell zu handeln. Ich bin mir sehr sicher, er
rechnet damit, das Königreich zu evakuieren.“
„Er hat Recht, Tuomas.“, erwiderte Shayla darauf, drehte sich zu ihm um und blickte ihn an. „Er wird seine Dämonen bereithalten und das Königreich wird sehr gut bewacht. Sollte er es dennoch schaffen hier durchzudringen, wissen wir uns zur Wehr zu setzten. Wir sind keine Kinder mehr.“
„Das gefällt mir trotzdem nicht.“, meinte Raiko. „Das ist mein Königreich und mein Volk. Sie verlassen sich auf ihren König, dass Richtige zu tun.“
„Raiko. Ich weiß, dass dir dein Königreich alles
bedeutet und dass du alles tun wirst, um es zu
schützen. Lily wird bei Sonnenaufgang hier sein und einen Bannkreis um das Königreich legen und morgen früh, wirst du die Leute warnen. Anubis wird nicht Hals über Kopf angreifen, dazu ist er viel zu gerissen. Er weiß vermutlich schon längst, dass ihr wisst, dass er wieder auf freiem Fuß ist. Ich denke, dass hat er mich Absicht gemacht. Er wollte, dass wir wissen, dass er wieder da ist.“
Jetzt wandte er sich an Tuomas. „Du solltest dich auf den Weg machen. Der Hohe Rat trifft sich im Land des Ostens im Tempel der Weisheit. Lily und ich sind uns einig, dass mit der Macht des Lichts es möglich wäre, Kopernikus und Anubis zu besiegen und das
Gleichgewicht wiederherzustellen.“
Tuomas Augen weiteten sich.
Die Macht des Lichts? Diese Macht, die größer war als die Macht des Mondes. Das wird einen sehr
hohen Preis haben, die Macht des Lichts zu
erwecken, das wusste er nur zu genau.
Die Prophezeiung, die vor fünftausend Jahren
geschrieben wurde, wird die sich jetzt bewahrheiten? Aber war sie das nicht schon? Er wusste nicht mal, wer die Auserwählte war, geschweige denn wo sich das Amulett des Lichts und die drei weißen Perlen
befanden. Sie waren seit Jahrhunderten
verschwunden. Niemand wusste, wo sie waren. Das konnte nur die Auserwählte herausfinden.
„Du bist ein Mitglied des Hohen Rates und ein
Wächter des Mondes, Tuomas. Ich habe die anderen Wächter bereits informiert. Sie sind schon unterwegs zum Land des Ostens. Du solltest dich auch dorthin begeben.“
„Es tut mir leid, Silbius. Aber ich werde meine
Geschwister und mein Volk nicht allein lassen. Nicht wenn mein Vater wieder frei ist.“
Auch wenn Tuomas vor langer Zeit die Blaue Nacht verlassen und sein eigenes Haus im Land des Nordens besaß, war es auch immer noch sein Volk, für das er sich verantwortlich fühlte.
„Das ist ehrenhaft von dir, aber du hast als Wächter des Mondes Pflichten.“
„Ich habe auch Pflichten gegenüber meinem Volk. Ich werde nicht verschwinden, wie ein Feigling. Nicht schon wieder.“
„Denkst du das Rache irgendetwas ändern wird,
Tuomas? Du und dein Bruder ihr Beide seit damals
geflohen, weil ihr es nicht besser wusstet, weil ihr keine Wahl hattet. Hör endlich auf für das, was
passiert ist, dir selbst die Schuld zu geben. Du kannst nichts dafür. Ebenso wenig wie für den Tod deiner Mutter.“
„Silbius hat Recht, Tuomas.“, meinte Raiko „Rache wird nichts daran ändern, was mit Mutter passiert ist und wenn sie dich brauchen, dann solltest du gehen.“
„Aber – “
„Nein. Ich bitte dich zu gehen.“
„Raiko, ich werde dich und Shayla nicht im Stich
lassen.“
„Wir können auf uns allein aufpassen. Geh, das ist ein Befehl.“
„Ach, spielst du jetzt die König Karte aus?“
„Ich finde du solltest auf ihn hören.“, meinte Shayla, die sich die ganze Zeit zurückgehalten hatte und
Tuomas durchdringlich ansah. Tuomas blickte von Shayla zu Raiko und seufzte. Er wusste, dass er
verloren hatte und wenn sie ihn nicht hierbehalten wollten, und er wollte, dass er ging, dann wird er
seinen Geschwistern diesen Wunsch erfüllen.
„Am Tempel der Weisheit hast du gesagt?“ sagte er an Silbius gewandt.
„In der Region von Alina, ja.“
„Okay, dann … werde ich mich auf den Weg machen.“
„Gut und Tuomas ich soll dir von Lily etwas
ausrichten. Keine Besen, keine Teleportation. Fliegen ist zu auffällig, die Dämonen werden dich sofort
erkennen und Teleportation hinterlässt Spuren, die zu dir zurückzuverfolgen sind. Wir dürfen kein Risiko
eingehen. Versuch möglichst unauffällig zu bleiben. An der Grenze erwartet dich bereits ein Schiff und wenn du morgen früh dort ankommst, reitest du erst los, wenn Tobias und Oliver bei dir sind.“
„Verstanden.“
„Gut. Ich erwarte dich und die anderen im Tempel. Möge der Geist des Mondes bei euch sein.“ Und mit diesen Worten wurde der Spiegel wieder ein Spiegel und Tuomas starrte auf sein Spiegelbild, der wütend und verärgert dreinblickte.
„Es tut mir leid, Tuomas, aber – “ fing Raiko an, aber Tuomas unterbrach ihn.
„Nein, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ihr habt beide Recht. Als ich mich den Hohen Rat
anschloss und ein Wächter des Mondes wurde, habe ich gewusst, worauf ich mich einlasse. Es erschien mir damals das Richtige zu sein und wie gesagt, ich habe Pflichten. Ich hoffe nur, dass euch nichts passiert.“
„Wir werden auf uns aufpassen und du passt auf dich auf.“
„Das werde ich.“
„Gut, möge der Geist des Mondes bei dir sein.“
Tuomas lächelte ihn an und sie umarmten einander. Er drückte ihn ganz fest an sich. Es könnte das Letzte Mal sein, dass sie sich lebend sehen werden. Danach umarmte er seine Schwester. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und sah ihn besorgt an.
„Stell nichts Dummes an.“
Er nickte und verschwand aus dem Thronsaal. Er spannte sich ein Schwert um den Rücken und rannte in den Palastgarten. Auch wenn Tuomas ein
mächtiger Magier war, ging er nie ohne Schwert aus dem Haus. Es gab ihm ein Gefühl der Sicherheit.
Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen und das
saphirblaue Polarlicht schien direkt auf ihn herab. Am hinteren Ende des Gartens grasten einige Pferde.
Tuomas pfiff in seine Finger und es dauerte einige
Sekunden, bis ein schneeweißer Apfelschimmel
angerannt kam. Das Pferd freute sich ihn zu sehen und schnaubte ihn an. Tuomas streichelte seine Nüstern und gab ihm ein paar Karotten, die er genüsslich
verputze.
„Na mein alter Freund. Wir werden jetzt einen langen Ausflug machen.“
Das Pferd wieherte und schnaubte, dann ließ er sich von Tuomas satteln und er ritt in die schwarze Nacht. Irgendwann konnte Raiko, der die Szene aus einem Balkon verfolgt hatte, seinen Bruder nicht mehr
sehen.
„Ich wünsche dir viel Glück, kleiner Bruder.“
Kapitel 2
Ailices
Ailices Konbail, eine attraktive junge Hexe, die gerade aus einer Mission zurückkehrte, betrat in diesem
Moment das Jäger Revier in der Region Saraphir.
Sie war von ihrer letzten Mission erschöpft und
wollte nur noch nach Hause. Aber sie hatte noch
etwas Arbeit zu erledigen, welches sie auf morgen
verschieben könnte, es aber hasste Dinge
aufzuschieben.
Auch wenn sie in diesen schweren Zeiten nicht allein unterwegs sein sollte, konnte sie sich zur Wehr
setzten. Immerhin war sie eine erfahrene Jägerin und eine begabte Hexe.
In der Welt, in der sie lebte, herrschte einst
Harmonie, Frieden und Freiheit, bis ein
dahergelaufener Wahnsinniger vor dreihundert
Jahren aus der Hölle beschloss Sternenmond den Krieg zu erklären.
Nein, er kam nicht aus der Hölle. Er war ein
Drache, einer der gefährlichsten Wesen. Wie er es
geschafft hatte König der Hölle zu werden, wusste sie nicht.
Sie wusste jedoch, dass Kopernikus vor zehn Jahren besiegt wurde, und zwar von niemand anderen als von den Wächtern des Mondes, die seit geraumer Zeit im Dienst des Mondes standen. Dennoch
bedrohten die Dämonen, weiterhin das magische Reich, um die sie sich sehr gerne kümmerte.
Gerüchte zufolge war Kopernikus noch am Leben, aber ob das nur ein Gerücht oder der Tatsache
entsprach, wusste sie auch nicht. Sie hatte keine
Ahnung, was in der Hölle passiert war.
Auch wenn sie eine Jägerin war, die für die Kanzlerin
arbeitete und keine Wächterin war, tat sie alles, um die Welt sicherer zu machen.
Sie machte diesen Job fast ihr ganzes Leben und sie tat es gerne. Auch wenn es manchmal ätzend sein konnte. Wobei es für Ailices mehr war als nur einen Job. Es war ihre Lebensaufgabe.
Sie war es gewohnt Dämonen, Gestaltwandler,
Vampire und andere Arten von Monster zu jagen und sie einzusperren. In das Gefängnis von Muskana, denn genau da gehörten sie hin.
Natürlich waren nicht alle von ihnen böse, klar gar keine Frage. Sie jagte nur diejenigen die aus der
Reihe tanzten und solche die die Gesetze nicht
achteten. Und das waren nun mal leider zu viele.
Genau wie in dieser Nacht. Da hatte sie sich allein mit einem Nest Vampire angelegt, die in einem Dorf
Kinder und Frauen ausgesaugt hatten.
Widerlich.
Wozu gab es denn eigentlich magisches Blut? Das konnte man in jedem Supermarkt kaufen. Silbius
Elwerin hatte einst vor so vielen Jahrtausenden
magisches Blut hergestellt, damit sich Vampire
ernähren konnten und es war genauso gut, wie
echtes Blut. Zumindest hatte er das behauptet. Ganz so genau, wusste sie das auch nicht. Ailices wollte nichts mit Vampiren zu tun haben.
Vampire waren – in ihren Augen – nichts anderes als blutrünstige Monster und sie liebten das Blut von
Kindern und Frauen, ganz besonders Jungfrauen. Nein, sie konnte nicht tatenlos zusehen, wie diese Monster weiter irgendwelche Leben nahmen.
Aber anstatt sie festzunehmen, hatte sie kurzen
Prozess mit ihnen gemacht. Eigentlich hatte sie
vorgehabt, sie unschädlich zu machen und sie in das Jäger Revier von Saraphir zu bringen, wo sie die
Vampire an ihren Vorgesetzten übergeben sollte, der sie dann nach Muskana gebracht hätte. So lautete ihr Auftrag. Aber wenn sie keine andere Wahl hatte, tat sie es. Außerdem waren Vampire bereits tot. Somit hatte sie also gegen keine Regel verstoßen.
Als Ailices die Eingangshalle des Jäger Reviers betrat, wusste sie noch nicht, dass sich ihr Leben schon
ziemlich bald verändern würde.
Auch wenn sie eigentlich Feierabend hatte, wollte sie ihren Bericht, den sie nach jeder Mission ihrem
Vorgesetzten überreichte, heute noch fertig machen.
Sie betrat ihr Büro, dass sie sich mit ihrer Schwester und einer anderen Kollegin teilte, die ebenfalls gute ausgebildete Jägerin war.
Ailices arbeitete jedoch stets allein. Sie war es
gewohnt unabhängig zu sein und ließ sich nicht gerne von anderen etwas vorschreiben. Sie war eine
mächtige Hexe, verfügte über das Element des
Mondes und war in der Lage auch das Wasser zu
kontrollieren. Sie war die Einzige in ihrem Zirkel, die eine Mond Hexe war, abgesehen von ihrer Cousine Layla, aber die zählte nicht. Die hatte nur ihre
Bibliothek und ihre Kunden im Kopf.
Hexen, Elfen, Feen, Gestaltwandler, Magier und sogar Dämonen konnten mit einen der acht Elemente
geboren werden. Dabei spielte es keine Rolle, was für Fähigkeiten ihre Eltern besaßen. Es musste nur
jemanden aus der Blutlinie gegeben haben, der oder die einst dieses Element beherrschte.
Die acht Elemente bestanden aus den vier
Grundelementen; Feuer, Wasser, Erde und Luft und den vier Naturelementen; Donner, Mond, Licht und Dunkelheit.
Bevor sie sich an ihrem Schreibtisch setzte, zog
Ailices ihren weinroten Mantel aus, hing ihn auf die Garderobe und stellte sich vor den Spiegel, um ihr Spiegelbild zu überprüfen. Sie musste feststellen,
obwohl sie gerade zweiduzend Vampire getötet
hatte, dass sie ziemlich gut aussah.
Ailices war eine etwas mollige Frau, die ihre Kurven an der richtigen Stelle besaß, auf die sie immer sehr stolz war.
Sie war ungefähr eins dreiundsechzig groß und trug ihre schönen goldbraunen Haare, die ihr eigentlich bis zu den Hüften reichte, als Dutt.
Ihre goldbraunen Augen leuchteten durch den
Anblick des Mondes, der durch ihr Fenster schien und ihr Spiegelbild reflektierte. Sie trug eine
langärmliche blaue Bluse, die ihr über den Po ging und ihre Brüste und ihre Kurven betonte, eine schwarze Pantalons mit einem Gürtel, an dem ein Medaillon hing, an dem ein Pentagramm und der Buchstabe K eingezeichnet war und schwarze
Schuhe. Ihre Haut, genauso auch ihre Lippen hatte eine leicht zartrosa Farbe.
Sie war dezent geschminkt. Sie trug einen dünnen schwarzen Lidstrich, so wie auch Kajal. Ihre
Wimperntusche betonte ihre schönen langen
Wimpern.
Puder benutzte sie nicht. Für sie war es schon immer sehr wichtig so natürlich, wie möglich auszusehen.
An ihrem linken Mittelfinger trug sie einen silbernen Ring in Form einer Spirale, auf dem ein gordischer Knoten eingraviert war.
An Tagen wie diesen, war sie froh, dass sie diesen Ring trug. Er gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Auch wenn der Ring eine Last war, so war es doch am
besten so. Auch wenn sie sich das immer wieder
einredete, erinnerte sie dieser Ring daran, was sie
alles verlor.
Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und fing an ihren Bericht zu schreiben.
Und dann fiel ihr Blick auf ein Bild, welches auf dem Schreibtisch stand, auf dem ihre Eltern zu sehen war. Das Bild bewegte sich. Sie lächelten und winkten in die Kamera. Mit ihren Fingern zog sie die Konturen des Bildes nach. Sie seufzte.
Sie vermisste ihre Eltern schrecklich. Seit über hundert Jahren waren sie schon tot, ermordet. Auf eine grausame Weise. Wer die beiden allerdings
umbrachte, hatte sie nie herausgefunden. Es brach ihr das Herz. Sie hatte die Suche nach dem Mörder
aufgeben müssen, sonst hätte es sie innerlich
zerrissen. Ihr Vorgesetzter, genauso wie ihre
Schwester haben mit guten Absichten auf sie
eingeredet.
In diesem Moment öffnete sich die Tür und ihre Schwester betrat zusammen mit ihrer Partnerin den Raum. Annabell war ein paar Jahre älter, einen Kopf größer, mit langen glatten schwarzen Haaren und ebenfalls braunen Augen. Sie trug ein schwarzes Kleid mit Dekolleté, darunter eine schwarze Strumpfhose und braune Stiefel. Auch ihre Schwester war dezent geschminkt.
Die andere Frau namens Ashley Turner, mit der
Ailices auch schon öfter zusammenarbeitete und für sie auch eine gute Freundin war, strich ihre violetten Haare aus dem Gesicht. Ailices hatte Ashly schon
immer für ihren Mut bewundert. Sie würde niemals ihre Haare violett färben oder sich Piercings stechen lassen, von denen sie eine Menge besaß. Ihre beiden Ohren waren voll mit Ohrstechern, genauso wie ihre Augenbrauen, an denen sich auch jeweils ein Ring
befand. Auch an ihrer Nase befand sich ein Piercing. Ein kleiner silberner Stein, den sie schon ewig trug. Ashley besaß noch zudem sehr viele Tätowierungen an ihrem Körper, die sie jedoch nicht alle kannte.
An ihrem Hals trug sie ein Spinnen Tattoo und auf
ihrer linken Schulter befand sich eine schwarze
Rosenkette, die sich über ihren ganzen Arm langzog.
Ashley war mit ihren ein Meter achtzig, die größte Frau auf dem Revier, vor der jeder Respekt hatte. Ihre violetten Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz
zusammengebunden. Sie trug eine Brille auf der Nase, durch die sich ihre grünen Augen hervorstachen. Sie trug ein schlichtes schwarzes Langarmkleid, welches sehr gut ihre Kurven betonte und schwarze Pumps mit Absätzen. Ailices hatte sie noch nie in anderen
Schuhen gesehen und sie fragte sich, wie sie
überhaupt in den Schuhen laufen, geschweige denn kämpfen konnte. Und ja Ashley konnte kämpfen. Sie war keine Hexe, so wie sie oder ihre Schwester,
sondern ein Phönix, ohne elementare Kräfte. Naja,
zumindest war sie das noch bis vor siebzig Jahren,
bevor sie zum Vampir wurde.
Ailices erinnerte sich daran, als wäre es gestern
gewesen. Da hatten sie versucht ein Nest Vampire hochzunehmen und dabei wurde Ashley getötet.
Jedoch hatte sie zu diesem Zeitpunkt Vampirblut in sich gehabt und wurde daraufhin selbst ein Vampir. Danach hatte Ashley vierundzwanzig Stunden Zeit
gehabt, um zu entscheiden, ob sie als Vampir
weiterleben oder doch lieber sterben wollte. Der
Prozess, um ein Vampir zu werden war nicht gerade einfach. Sie musste nämlich frisches Blut trinken, um weiterzuleben. Zunächst wollte Ashley das nicht. Da aber der Drang nach Blut so groß war, hatte sie sich dann doch dazu entschieden als Vampir
weiterzuleben und da sie kein Monster werden
wollte, hatte Ailices ihr geholfen, den Blutdurst unter Kontrolle zu kriegen, was nicht gerade einfach war. Es hatte lange gedauert bis Ashley halbwegs mit ihrem Leben als Vampir klarkam. Mittlerweile ernährte sie sich von magischem Blut und hatte es in siebzig
Jahren geschafft niemand auszusaugen, geschweige denn jemanden zu töten.
„Oh.“, sagte Annabell und sah ihre Schwester
überrascht an. „Du bist noch da?“
„Was heißt denn hier noch?“ Ailices runzelte die Stirn. „Ich bin wieder da. Ich bin eben erst von einer Mission zurückgekommen.“
„Und was machst du dann hier?“
„Meinen Bericht schreiben.“ antwortete sie. „Damit ich das morgen nicht machen muss.“
„Und wie ist es gelaufen?“ wollte Ashley wissen.
„Na was denkst du wohl?“
„Du kannst es einfach nicht lassen?“
„Du solltest mich inzwischen besser kennen Ashley.“
Ailices grinste Ashley an.
„Ich wäre gerne dabei gewesen.“ bedauerte Ashley und sah sie entschuldigend an. „Aber deine
Schwester und ich waren – “
„Ja ich weiß schon.“ unterbrach Ailices sie. „Aber alles gut. Ich habe es allein hinbekommen. War eine
Kleinigkeit.“
Annabell grinste sie an.
„Wenn du fertig bist, gehen wir dann was trinken?“ wollte Ashley wissen und sah die beiden Konbail Schwestern an.
„Ashley wir müssen auch noch unseren Bericht
schreiben.“ erinnerte Annabell sie daran.
„Deswegen sagte ich ja auch, wenn wir fertig sind. Du musst mir schon zuhören.“
„Dann würde ich sagen, wir beeilen uns, damit wir schnell Feierabend machen können.“
Ailices grinste die beiden an, aber ihr Grinsen
verflüchtigte sich auch gleich wieder als ein Mann mit wasserstoffblonden Haaren den Kopf in ihr Büro steckte.
„Hallo Ladies“, rief er aus und grinste die drei Frauen dämlich an, Er wirkte arrogant und eingebildet. „Was geht ab?“
„Stefan.“ sagten alle drei aus einem Mund.
„Was willst du?“. fragte Ashley und sah ihn genervt an. Aber das war nicht nur Ashley. Auch Annabell und
Ailices waren genervt von ihm. Keiner von ihnen konnte Stefan leiden. Ihm war absolut nichts heilig. Er war ein guter Jäger, aber er besaß überhaupt keinen Anstand. Er hatte mehr als nur einmal versucht, bei ihr zu landen, aber Ailices gab ihm immer wieder einen Korb. Einmal ging es so weit, dass sie ihm aus
Versehen den Arm gebrochen hatte. Seitdem ließ er sie in Ruhe.
„Ich habe beschlossen, dass einer von euch, oder am besten ihr alle drei mit mir ein Trinken geht.“
„Hast du das, ja?“, fing Ashley an und seufzte. „Also erstens sind wir alle noch im Dienst und zweitens würde ich viel lieber von einer Klippe springen als mit dir ein Trinken zu gehen.“
Ailices versuchte nicht zu lachen, schaffte es jedoch nicht. Auch Annabell fing an zu lachen.
„Ihr drei bricht mir das Herz.“, sagte er sarkastisch
„Du hast kein Herz Stefan.“
„Also das nehme ich jetzt aber persönlich. Wie kommt ihr darauf, dass ich kein Herz habe? Ich habe
immerhin eine Frau und zwei Kinder.“
„Komisch ich dachte eigentlich, dass sich seine Frau von ihn hat scheiden lassen und eine einstwillige
Verfügung gegen ihn gewirkt hat.“, sagte Annabell zu ihrer Schwester und Ashley
„Ja das dachte ich auch und hat er nicht auch
Kontaktverbot zu seinen Kindern bekommen?“,
erwiderte Ashley darauf und alle drei grinsten sich gleichzeitig an.
„Ihr wisst schon, dass ich vor euch stehe und euch
hören kann?“
Noch bevor einer von ihnen Antworten konnte, wurde plötzlich der Alarm ausgelöst.
Ailices, Annabell und Ashley hoben die Köpfe und starrten zur Decke.
Das war kein gutes Zeichen. Der Alarm wurde nur dann ausgelöst, wenn etwas ganz Schlimmes passiert war. Alle drei sahen sich ernst an und Ailices drehte sich der Magen um. Was war, wenn die Gerüchte mit Kopernikus doch wahr waren, er noch am Leben war und hier und jetzt einen Angriff gegen sie startete? Nicht, dass sie Angst vor einem Drachen hätte. Ailices hatte schon gegen Drachen gekämpft. Allerdings musste sie feststellen, dass Drachen zwar stark und schnell aber auch total dämlich waren. Sie wusste es nicht. Sie konnten es nur auf eine Arte herausfinden, was den Alarm ausgelöst hatte. Ailices legte ihre Feder auf die Seite und ging mit ihrer Schwester und Ashley, gefolgt von Stefan in den Konferenzraum, wo sich sämtliche Jäger und Jägerinnen versammelten.
Der Konferenzraum war ein großer heller Raum, mit vielen Fenstern. Ausgestattet mit vielen Tischen und Stühlen. Vorne an der Wand hing eine große Tafel, mit einem Pult davor.
Es war voll und laut. Und erst als die letzten Jäger im Aufenthaltsraum erschien, verstummte der Alarm und viele fingen an zu tuscheln.
Ein athletisch gebauter Mann in den Vierzigern, so sah er zumindest aus, gekleidet in einer schwarzen Robe, mit rabenschwarzem Haar betrat den
Konferenzraum. Es war Captain Bobby Denzinger. Das
besondere an Bobby war, er war kein Magier und auch kein Elf. Er war ein Dämon.
Nein, nicht alle Dämonen waren Monster. Das wusste Ailices. Viele von ihnen, wollten mit der Eroberung von Sternenmond nichts zu tun haben.
Sie wusste, dass Bobby genau den Job machte, den keiner machen wollte. Er saß den ganzen Tag in
seinem Büro, war mit irgendwelchem langweiligen
Papierkram beschäftigt, führte Bewerbungsgespräche und bildete neue Jäger aus und sorgte dafür, dass
alles mit rechten Dingen zuging.
Er sah ernst aus. Entsetzen stellte Ailices in seinem Blick fest und sie wusste, dass dieser Blick nichts
Gutes bedeutete. Sie machte sich auf das Schlimmste gefasst.
„Verzeiht mir, euch von eurem Feierabend
abzuhalten, aber dass hier kann nicht warten. Ich habe soeben mit der Kanzlerin gesprochen, die mir eine sehr schlimme Nachricht zugeteilt hat. Anubis
Albrecht ist vor wenigen Stunden aus der
Höllengrube geflohen.“
Sofort fingen alle an, sich wie wild zu unterhalten und zu diskutieren. Ailices sah, dass Panik, ja sogar Angst in ihren Kollegen zu erkennen war.
„Warte mal Bobby.“, sagte Ailices und versuchte so zu sprechen, dass Bobby sie durch die Menge verstehen konnte. „Anubis Albrecht? Der Anubis Albrecht, der vor zweitausend Jahren die Blaue Nacht bedroht und seine eigenen Kinder misshandelt hat.“
„Genau der Ailices.“, entgegnete Bobby
„Wie konnte das Geschehen?“, fragte Stefan, der auf einmal einen Kaffee in der Hand hielt.
„Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass er
entkommen konnte. Es ist nun äußerste Vorsicht
geboten. Informiert eure Familien, eure Nachbarn. Ich werde mich mit den anderen Jäger Reviere in
Verbindung setzen und die Sicherheitsvorkehrungen verdoppeln lassen. Haltet die Augen offen. Der
Spätschicht wünsche ich einen schönen Feierabend und der Nachtschicht eine ruhige Nacht.“
Und damit war die Ansage auch beendet.
Ailices wusste, dass Bobby kein Freund der großen Worte war. Sie bemerkte, dass alle regelrecht in
heller Aufregung waren.
„Tuomas muss total schockiert sein.“, meinte
Annabell, mehr zu sich selbst, aber Ailices hatte sie
gehört.
Ailices kannte Tuomas nicht. Sie hatte nur von ihm
gelesen. Er war einer der berühmtesten Männer in Sternenmond und hatte der ganzen Welt bewiesen, dass er besser war als sein Vater.
Eigentlich hatte sie alles von ihm gelesen, was es zu lesen gab. Sie war ein großer Fan von ihm. Sie kannte all seine Abenteuer. Insgeheim wünschte sie sich selbst eine Wächterin des Mondes zu sein. Tuomas war selbst ein Jäger gewesen, bevor er ein Wächter des Mondes wurde. Vielleicht würde ihr Traum
irgendwann wahr werden. Sie wusste, dass Tuomas eine komplizierte Vergangenheit hatte, über die sie nur sehr wenig wusste. Wenn er ein Interview gab – und das war äußerst selten – sprach er nie über seine Vergangenheit, genauso wie er nicht über sein
Privatleben sprach, was sie auch verstehen konnte. Er wollte bestimmt, dass sein Privatleben privat blieb, denn das ging keinem was an.
Ihre Schwester kannte Tuomas. Sie wusste, dass die Beiden vor ein paar Jahren an einem Fall gearbeitet haben, bei dem sie ihn um Hilfe gebeten hatte. Sie hätte ihn wenigstens vorstellen können. Auch wenn sich Ailices nie für die Adligen und die Königshäuser interessierte, wäre es ihr eine Ehre gewesen ihn zu kennen. Es würde sie schon interessieren, was für ein Mensch er war.
„Tja dann würde ich sagen, wir machen Feierabend und gehen einen Trinken.“, meinte Ashley, so als ob nichts gewesen wäre.
„Nachdem, was Bobby gerade gesagt hat, willst du jetzt noch was trinken gehen?“ Annabell sah sie
schockiert an
„Du hast Bobby gehört. Wir sollen Feierabend
machen. Außerdem, wie hoch stehen die Chance von Anubis angegriffen zu werden? Er muss doch erstmal einen Plan machen, bevor er angreift und ich glaube nicht, dass wir sein Ziel sein werden.“
„Du hast Recht. Ich kenne sein Ziel. Das wird Tuomas sein. Ob er es schon weiß? Ich muss ihn warnen.“
„Das wird nicht nötig sein, Annabell.“, sagte jemand hinter ihr und als sie sich umdrehten, stand Bobby
hinter ihnen.
„Tuomas wurde bereits von Professor Elwerin in Kenntnis gesetzt. Er wurde mit den anderen Wächtern des Mondes zum Tempel der Weisheit geschickt.“
„Und du erzählst uns das, weil – ?“
„Ich euch auch dahin schicken werde.“
„Warum?“
„Wir gehen am besten in mein Büro. Du nicht Ashley. Es geht nur den Schwestern etwas an.“
„Na gut.“, seufzte Ashley und sah etwas traurig die beiden Schwestern an.
„Wir holen das nach.“, versprach Annabell ihr und
Ashley nickte.
„Auf jeden Fall.“
„Schönen Feierabend Ashley.“, sagte Bobby und
Ashley schüttelte nur den Kopf.
„Gute Nacht.“
Ailices ahnte schon, dass sie sich von ihrem
Feierabend verabschieden konnte. Wenn Bobby schon so anfing, würde er sie gleich zu einem Auftrag schicken.
Sie gingen in Bobbys Büro, er schaltete das Licht an, setzte sich an seinen Schreibtisch und bat die zwei Schwestern ebenfalls Platz zu nehmen. Das taten sie auch.
„Ich weiß, dass ihr beide eigentlich auch Feierabend habt. Aber ich würde euch nicht bitten, wenn es nicht wichtig wäre. Die Hohepriesterin Lily hat mich
gebeten, euch beide einen Auftrag zu erteilen. Sie möchte, dass ihr euch zum Tempel der Weisheit
begibt. Es geht um die Prophezeiung und der Macht des Lichts.“
Ailices und Annabell sahen sich an. Ailices hatte schon von der Macht des Lichts gehört, teils Gerüchte, teils Geflüster. Sie wusste nicht, was davon wahr oder was gelogen war. Sie fragte sich nur, was die Macht des Lichts mit ihr und ihrer Schwester zu tun hatte und Bobby schien ihre Gedanken zu lesen, als er
antwortete:
„Silbius und Lily waren sich beide einig. Um den Frieden zu erlangen und um das Gleichgewicht wieder herzustellen wird die Macht des Lichts benötigt. Eure Großmutter Melanie hat euren ganzen Zirkel bereits informiert und einige haben sich bereits auf den Weg zum Tempel der Weisheit gemacht und ich bitte euch, euch dort auch hinzubegeben. Ich weiß nicht, was das mit euch zu tun hat. Aber Lily schien das ziemlich
wichtig zu sein. Und leider schulde ich ihr noch einen Gefallen. Ihr beide bekommt von mir auch eine
Woche frei.“
„Haben wir denn eine Wahl?“, fragte Annabell
„Leider nein.“, seufzte Bobby. „Jedoch werdet ihr den Hohen Rat kennen lernen und –“
„Die Wächter des Mondes.“, beendete Ailices den Satz für ihn und Bobby nickte.
„Tuomas war einer der besten Jäger, die jemals für mich gearbeitet haben.“, erzählte Bobby. „Ich bin mir sicher, dass er euch sagen kann, was die Macht des Lichts mit euch zu tun hat.“
„Wann müssen wir aufbrechen?“ Ailices Augen
glühten. Den Hohen Rat kennen zu lernen war eine Ehre. Sie kannte nur zwei Personen aus dem Hohen Rat.
Silbius Elwerin und Melanie. Ihre Großmutter. Das Oberhaupt des Konbail Zirkels und die derzeitige
Kanzlerin. Silbius Elwerin war einer der wenigen
Menschen, der ihre Vergangenheit kannte. Und auch war Silbius einer der wenigen Menschen, den sie
vertraute. Sie wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte.
Sie fragte sich, was Tuomas und die Schackra Brüder so für Menschen waren. Sie wollte die drei schon
immer mal kennen lernen. Sie ahnte nicht, wie sehr ihr Leben sich durch diese Begegnung verändern würde.
„Jetzt gleich.“ Es klang nicht nach einer Bitte, sondern eher nach einem Befehl. Also verloren Annabell und Ailices keine Zeit. Sie wussten beide, dass es
gefährlich werden wird, das brauchte Bobby ihnen nicht zu sagen.
Ailices besaß genug Erfahrung, um sich auf Gefahren einzustellen. Aber sie hatte keine Angst. Es gab kaum Dinge, die ihr Angst machen konnten. Sie ging mit
ihrer Schwester in ihr Büro, zog ihren Mantel an, nahm ihre Handtasche und stieg auf ihren Besen.
Annabell öffnete das Fenster und sie flogen in die hell erleuchtete Nacht des Mondes. Ailices hatte keine
Ahnung, dass ihr Schicksaal bereits auf sie wartete…
Kapitel 3
Tuomas
Tuomas erreichte den Hafen im Land des Ostens am frühen Morgen, als gerade die Sonne aufging. Eine kühle Brise wehte über den Steg am Hafen herein. Er hatte die letzte Fähre genommen, die an der Grenze zum Land des Südens vor Anker lag. Es gefiel ihm
immer noch nicht, das Königreich verlassen und Raiko und Shayla allein gelassen zu haben. Auch wenn Lily einen Bannkreis um das Königreich legen wird,
wusste er, dass sein Vater, irgendwie einen Weg
finden wird, um durch den Bannkreis zu kommen. Er hoffte jedoch, dass das nicht passieren wird.
Er blickte sich um.
Am Hafen waren noch andere Schiffe eingelaufen, die bereits vor Anker lagen und es schien auf den ersten Blick ruhig zu sein. Er war außerhalb von Alina und er würde einen Tag brauchen, um in die Region zu
gelangen und er wusste nicht, ob Tobias und Oliver bereits hier waren. Er blickte auf den Fischermarkt, wo die Händler schon fleißig ihre Fische verkauften,
worüber sich Tuomas keine Gedanken machte.
Er nahm die Zügel seines Apfelschimmels und lief den Steg entlang. Die Leute, die sich am Hafen befanden, erkannten ihn alle sofort. Die meisten verbeugten sich vor ihm. Wieder andere salutierten.
So viel zum Thema nicht aufzufallen, dachte Tuomas. Aber er war nun mal bekannt im magischen Reich. Er ignorierte die Leute und quetschte sich mit seinem Pferd durch die Menge.
Als Tuomas das Ende des Hafens erreichte und immer noch versuchte die Leute zu ignorieren, die ihn alle
anstarrten, sah er auf der rechten Seite ein Pub. An einem Brunnen waren bereits zwei Pferde
angebunden. Ein Rapp und ein Lichtfuchs. Er kannte die Pferde. Sie gehörten seinen beiden besten Freunden, Tobias und Oliver. Ob es ein unglücklicher Zufall oder sogar Schicksaal war, dass genau in dem
Moment als Anubis aus der Höllengrube geflohen war, er sich bei seinem Bruder in seinem Königreich
befand, wusste er nicht. Auch hatte er keine Ahnung, wie es die
beiden geschafft haben, vor ihm im Land des Ostens zu sein, da er eigentlich dachte, dass sich die beiden zur gleichen Zeit auf den Weg gemacht haben. Er band sein Pferd an dem Brunnen fest und betrat das Pub. Es war ein kleines, aber gemütliches Lokal und für diese Uhrzeit relativ leer. Jemand rief aus der
hintersten Ecke seinen Namen und als er genauer
hinsah, erkannte er seine beiden Freunde, die gerade am Frühstücken waren. Tuomas schüttelte seinen Kopf und gesellte sich zu Tobias und Oliver. Die
beiden Brüder waren zweieiige Zwillinge.
Oliver hatte smaragdgrüne Augen, trug goldbraunes Haar, während Tobias Augen eine geheimnisvolle silberblaue Farbe hatten und seine Haare lang und ebenfalls goldbraun, zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren, trugen jeweils eine blaue Robe und einen schwarzen Umhang, der den Boden streifte und schwarze Lederstiefel.
Tobias elementare Magie war das Licht, während
Olivers elementare Magie das der Dunkelheit war, welches auch ein ganz spezielles Element war. Ein
großer Vorteil der elementaren Magie der Dunkelheit war, dass man in der Lage war, alle Elemente
beherrschen zu können. Jedoch hatte sich Oliver nur auf das Element konzentriert, welches er besaß.
Da Oliver und Tobias Zwillinge waren, sollten sie