Die Waffen niederlegen - Kerstin Chavent - E-Book

Die Waffen niederlegen E-Book

Kerstin Chavent

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Beschreibung

"Es ist an der Zeit, die Waffen zu senken und dem Boten die Tür zu öffnen. Das Symptom ist nicht unser Feind. Es will etwas mitteilen, was in unserem Sinne ist." Mit diesen aufrüttelnden Worten beschreibt Kerstin Chavent, welche Schlüsse sie aus ihrer eigenen Brustkrebserkrankung gezogen hat. "Aus meiner heutigen Sicht war für mich die Erfahrung mit Krebs ein Segen. Wie kein anderes Ereignis vorher hat die Krankheit mich auf die Reise geschickt. Dank ihr habe ich mich in Bewegung gesetzt und bin in gewisser Weise zur Abenteurerin geworden. Niemals zuvor habe ich mein Leben spannender, intensiver und reichhaltiger gefunden. Endlich habe ich es gewagt, authentisch zu leben und mich von dem zu befreien, was schwer auf mir lastete. Ohne den Krebs hätte ich nicht angefangen, mich selbst zu lieben."

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KERSTIN CHAVENT

Die Waffen niederlegen

Die Botschaftder Krebszellenverstehen

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1. eBook-Ausgabe 2019

© 2019 Scorpio Verlag GmbH & Co. KG, München

Layout & Satz: BuchHaus Robert Gigler, München

Konvertierung: Bookwire

ePub-ISBN: 978-3-95803-258-3

Alle Rechte vorbehalten.

www.scorpio-verlag.de

Wer nach außen schaut, schläft ein.Nur wer nach innen sieht, erwacht.

C.G. JUNG

Für die Kinder, die ich nicht hatte.Für die, die heranwachsen.

Krebs, der König der Krankheiten, ein Monster, unersättlicher als die Guillotine – so fragt Siddhartha Mukherjee in seinem Bestseller.1 In diesem Gewand erscheint uns die sich heute epidemieartig ausbreitende und weiterhin unbesiegte Krankheit. So verstehen wir sie, wenn sie uns begegnet. Hier soll der Versuch unternommen werden, es anders zu sehen. Vom Standpunkt einer Betroffenen aus wird dem Monster in die Augen geschaut. Es wird versucht, die Kriegsmetaphorik abzubauen, eine andere Sprache zu finden und einen friedlichen Weg vorzuschlagen.

In einer Zeit, in der wir alle mit der Gefahr eines kollektiven Selbstmords konfrontiert sind, werden Parallelen gezogen zwischen unserem Verhalten und dem, was sich in unseren kranken Körpern abspielt. So können die Betroffenen zu Übermittlern einer Botschaft werden, die uns als Individuen und als Gesellschaft die Chance gibt, das Steuer in eine andere Richtung zu lenken. Das ist vielleicht nicht etwas für jeden. Aber für jeden, der entschieden hat, die Verantwortung für sein Leben zu übernehmen und dies auch anderen zuzugestehen.

INHALT

KRANK IN EINER KRANKEN GESELLSCHAFT

DEN KRIEG GEGEN DEN KREBS ÜBERWINDEN

Mit schwerem Geschütz

Die Selbstheilungskräfte des Körpers

Gefährliche Medizin

Die Lanzen brechen

Ins Gespräch kommen

Wiedererlangen der Souveränität

DEN SCHLEIER BEISEITESCHIEBEN

Annehmen, was kommt

Innenwelten betreten

Identität und Immunität

Verbindungen wiederherstellen

Vergehen und Werden

VERTRAUEN IN DAS LEBEN

Widerstände auflösen

Richtungswechsel

Gemeinsamkeit entwickeln

Das Ende der industriellen Medizin

AUF EIGENEN WEGEN

Ein Schritt ins Ungewisse

Befreiendes Vertrauen

Die Botschaft annehmen

Das Entdecken der Einzigartigkeit

VOM ÜBERLEBEN INS LEBEN

Projektionen erkennen

Gegensätze verbinden

Über den Krebs hinaus

WEITERFÜHRENDE LITERATUR

ENDNOTEN

KRANK IN EINER KRANKEN GESELLSCHAFT

Es gibt kein richtiges Leben im falschen.

THEODOR W. ADORNO

Im Sommer 2012 erhielt ich die Diagnose Brustkrebs, eine Woche vor meiner Hochzeit. Ich habe zwei Mal Ja gesagt: einmal zu einer neuen Liebe und einmal zum Leben und zu dem, was mit mir geschah. Im Strudel der Ereignisse habe ich mich für eine konventionelle Krebsbehandlung entschieden: Chemotherapie, chirurgischer Eingriff, Strahlentherapie. Die Hormontherapie habe ich nach wenigen Monaten eigenverantwortlich und gegen den Rat meiner Ärzte abgebrochen.

Schon während meiner Behandlungen habe ich mich von natürlichen und ganzheitlichen Heilmethoden begleiten lassen und gespürt, dass meine Heilung nicht von dem abhing, was man mit mir veranstaltete. Ich spürte, dass es vor allem auf mich ankam: auf meine Haltung zu mir selbst, zu meiner Krankheit und zum Leben insgesamt. Meine Zweifel daran, ein Problem lösen zu können, indem ich es mit schwerem Geschütz bekämpfen ließ, wurden immer eindringlicher. Doch Alternativen sah ich zu dem Zeitpunkt nicht. Über sie wird nicht öffentlich gesprochen. Niemand im Krankenhaus klärte mich darüber auf. Keine Versicherung übernimmt die Kosten für nicht konventionelle Behandlungen. Andere Methoden als Vergiften, Verbrennen und Herausschneiden werden nur in seltenen Fällen in Betracht gezogen.

Die Krankheit ist nicht neu. Auch wenn Krebs heute eine der häufigsten Todesursachen ist: er begleitet uns seit dem Altertum.2 Auch bei Tieren und Pflanzen kann er auftreten. Doch bis zum letzten Jahrhundert gab es ihn nur in seltenen Ausnahmefällen. Heute ist, statistisch gesehen, jeder dritte Bewohner der industrialisierten Welt betroffen, bald jeder zweite. Nach den aktuellen Prognosen soll Krebs demnächst die Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Todesursache Nummer eins ablösen. In Frankreich, wo ich behandelt wurde, ist dies bereits der Fall. Australien hält den traurigen Weltrekord der Krebstoten, dicht gefolgt von Nordamerika und Europa. Aufgrund der zunehmenden Industrialisierung hat auch China in den letzten Jahren stark aufgeholt. Die wenigsten Krebstoten gibt es in Afrika.3

Jahrzehntelange Forschung, immer ausgefeiltere Kampfstrategien, modernste Technologien, umfassende Massenuntersuchungen, weitgreifende Informationskampagnen und die Investition gigantischer Summen haben bis heute keine wirklich greifende Lösung gebracht. In Statistiken wie dem Register für Krebsdaten ist erkennbar, dass mehr als die Hälfte aller Krebspatienten zusammengenommen schon während der ersten fünf Jahre ihr Leben verliert.4 Viele sterben nach dieser Frist, nach der eine Therapie als erfolgreich eingestuft wird. Es haben sich Zweittumore oder neue Tumore entwickelt, die immer schwieriger zu behandeln sind.

Ich begann, mich darüber zu wundern, warum trotz mangelnder Erfolge an den aggressiven und invasiven Behandlungsmethoden festgehalten wird, und folgte der Energie, die unsere Gesellschaft am Laufen hält: dem Fluss des Geldes. Im Kampf gegen den Krebs ist wie in jedem Krieg der wirtschaftliche Gewinn tonangebend. So will es die Logik eines kapitalistisch und materialistisch ausgerichteten Systems, das auch in Gesundheitsfragen die finanziellen Interessen immer deutlicher in den Vordergrund stellt. Die Behandlung von Krankheit ist heute zu einer Dienstleistung wie jede andere geworden. Krankenhäuser werden wie Wirtschaftsunternehmen geführt, und die Pharmaindustrie ist zum mächtigsten Industriezweig überhaupt aufgestiegen. Das Geschäft mit dem Krebs boomt. Viele profitieren von dem unaufhaltsamen Fortschreiten der Krankheit. Onkologen, Radiologen und Chirurgen gehören heute zu den Spitzenverdienern unter den Ärzten.

Angesichts dieser Tatsachen fragen sich heute immer mehr Menschen, Patienten wie Ärzte, ob die verordneten Behandlungen tatsächlich zu unserem Besten geschehen. Wird wirklich alles getan, den Krebs dauerhaft zu überwinden? Wird tatsächlich im Sinne der Kranken geforscht? Werden wirklich Maßnahmen ergriffen, den Krebs nicht nur möglichst frühzeitig zu diagnostizieren, sondern ihn gar nicht erst entstehen zu lassen?

Insgesamt wächst das Misstrauen der Menschen an den Absichten der Autoritäten und Institutionen, die unser Leben verwalten und regulieren. Viele nehmen das Ungleichgewicht wahr, das immer mehr Lebensbereiche erfasst. Auch wenn wir uns mit unseren Versicherungen und Überwachungsmaßnahmen noch einigermaßen geschützt fühlen: Wer den Blick nach draußen wagt, der kann am aktuellen Zustand der Welt erkennen, dass oft nicht im Sinne des Lebendigen entschieden und gehandelt wird.

Wir sehen uns mit der Tatsache eines Massensterbens konfrontiert und der immer eindringlicher werdenden Warnung, dass es die Menschheit möglicherweise nicht mehr lange geben wird. Schon in hundert Jahren kann es vorbei sein mit uns. So lautet eine der letzten Prognosen eines der größten Wissenschaftlers unserer Zeit, Stephen Hawking. Ist das der Preis dafür, dass wir uns nicht mehr bewegen und nicht mehr kochen müssen, jeden Tag Fleisch essen und etwas Neues zum Anziehen, zum Dekorieren und zum Herumspielen kaufen können und uns in gigantischen Vergnügungsparks und Urlaubsresorts amüsieren? Unablässig bedient und schürt unsere Wirtschaft unsere materiellen Wünsche und Sehnsüchte und findet immer neuen Treibstoff, unsere Gier anzuheizen. Der Verbraucher begehrt, das System liefert.

Die Konsequenzen dafür, dass der inzwischen drastisch schrumpfende wohlhabende Teil des Planeten unterhalten und bespielt wird, sind inzwischen nicht nur am anderen Ende der Welt spürbar. Längst bezahlen auch wir, die Bewohner der reichen Länder, diese Entwicklung mit unserer Gesundheit und unserem Leben. Wir haben massenhaft Kreislauf-, Verdauungs- und Haltungsprobleme und leiden unter Fettleibigkeit, Depressionen, Burnout und bipolaren Störungen. Autismus, Diabetes, Multiple Sklerose, Allergien, Alzheimer, Parkinson, Morbus Crohn, Aids und vor allem Krebs gehören mittlerweile zu alltäglichen Übeln. Sie begleiten uns, einmal manifest geworden, meist ein Leben lang. Denn die konventionelle Medizin der Industrienationen kann sie nur behandeln, nicht heilen.

Sie beschäftigt sich vor allem mit dem Symptom. Um jedoch ein Problem dauerhaft zu überwinden, reicht es nicht aus, am Symptom herumzudoktern oder den Stecker zu ziehen, damit man es für eine Weile nicht sieht. Es muss die Bereitschaft entstehen, auch hinter das zu sehen, was sich oberflächlich manifestiert. Wir müssen es wagen, auch das Tieferliegende zu berühren. Das aber fällt vielen von uns schwer, denn es bedeutet, dass wir nicht nur die äußeren Umstände in Frage stellen müssen, sondern auch uns selbst und unser eigenes Verhalten. Viele scheuen davor zurück, bei sich selbst auf die Suche zu gehen und sich mit dem Problem hinter dem Symptom zu beschäftigen. Auch unser System hat keinerlei Interesse daran, das zu fördern. Es profitiert ja davon, dass wir glauben, die Lösungen für unsere Probleme kaufen zu können.

So interessiert sich in unserer Gesellschaft kaum jemand für die Ursachen und die Zusammenhänge. Wir nicht, und unsere Medizin entsprechend auch nicht. Alle zusammen haben wir den Überblick verloren. Wir forschen und analysieren am Detail herum und haben dabei kaum Zeit, den Kopf zu heben und zu gucken, wie es um uns herum eigentlich wirklich aussieht. Es ist, als warteten wir darauf, dass man uns erst sämtliche Beweise und Begründungen dafür liefert, dass wirklich nichts mehr geht, bevor wir ins Handeln kommen. In diesem Sinne ist auch unsere Medizin zwar dazu in der Lage, unseren Körper in seine kleinsten Einzelteile zu zerlegen, doch sie kümmert sich nicht um das, was uns als Ganzes ausmacht und uns in unserer körperlichen, geistigen und seelischen Dimension zusammenhält. Viele fühlen sich, als seien sie nichts weiter als abgetrennte Teilchen, die irgendwie mehr oder weniger orientierungslos im Raum herumschweben und mit dem Ganzen nichts zu tun haben.

Bei Krebs wird besonders deutlich, welche Auswirkungen es haben kann, ein Problem nicht in seinen Zusammenhängen zu betrachten und die Ursachen außer Acht zu lassen. Denn wenn wir uns nur behandeln lassen, ohne uns danach zu fragen, was wir mit unserer Krankheit zu tun haben, riskieren wir unser Leben. Diese Gefahr zeigt uns nicht nur unsere Grenzen, sondern auch unsere Möglichkeiten. Wenn wir uns für die Erkenntnisse von Forschern wie Hans-Peter Dürr, Nassim Haramein oder Gregg Braden öffnen, dann erkennen wir, dass wir Teil eines gigantischen zusammenhängenden Ganzen sind, in dem nichts getrennt voneinander existiert. Wie unser Universum ist unser Körper ein schwingendes Energiefeld, das aus vielen Milliarden Lichtpartikeln besteht, die Informationen miteinander austauschen. Ob ein Organismus gesund und im Gleichgewicht ist, hängt von diesen Informationen ab.

Wenn sich eine Krankheit entwickelt, dann geschieht das nicht irgendwie. Wer sich die Perfektion des Lebendigen ansieht, der versteht, dass die Prozesse, die sich in unseren Körpern abspielen, immer darauf ausgerichtet sind, dass das Ganze so lange und so gut wie möglich funktioniert. Der Glaube, es handle sich bei Störungen um Zufall, Pech oder gar eine Art Bestrafung, nimmt uns nicht nur die Möglichkeit, uns unserem Problem verantwortungsvoll zu stellen. Er hindert uns auch daran zu erkennen, dass die Lösung im Problem liegt.

Im Folgenden geht es darum, in das Problem hineinzugehen und sozusagen hinter die Kulissen zu gucken: Was verbirgt sich hinter dem Symptom? Welche Information vermittelt es uns? Was soll zum Ausdruck gebracht werden? Dem Boten die Tür zu öffnen, erscheint mir lebenswichtig. Schließlich hat er etwas zu sagen, sonst wäre er ja nicht da. Scharfes Geschütz auf ihn abzufeuern, ohne ihn angehört zu haben, kann nur dazu führen, dass er beim nächsten Mal lauter klopft oder durch die Hintertüre reinkommt.

Viele Schleier müssen beiseitegeschoben werden, bevor wir erkennen können, was sich auf den ersten Blick verschließt. Welche Absichten verbergen sich hinter den Maßnahmen, die uns daran hindern, mit unserem Körper in Kontakt zu treten? Welches System und welche Medizin nähren wir? Wo haben wir den Überblick verloren und die Verbindungen gekappt? Wo sind wir zu weit gegangen? So werden Parallelen gezogen zwischen unserem Verhalten, den Prozessen, die sich in unseren Körpern abspielen, und dem Verfall einer Gesellschaft, die sich zunehmend gegen das Lebendige richtet.

Es geht also um weit mehr als um eine individuelle Erkrankung und die Möglichkeiten, sie zu überwinden. Es geht um unsere Zukunft und um Krebs als Appell, unseren Untergang zu verhindern. Hinter dem vermeintlichen Monster können wir die Aufforderung erkennen, in uns das Trennende, sich Abschottende und Zerstörerische zu überwinden. Wie jede Störung bietet er uns die Möglichkeit, nicht nur individuell zu wachsen, sondern als Gesellschaft das Fundament für ein harmonisches und gesundes Zusammenleben zu legen.

Der rote Faden in diesem Buch ist mein persönlicher Heilungsweg. Er führt von der Erfahrung eines aggressiven Krebsprotokolls und Fragen zur individuellen Verantwortung zu der Vision einer friedlichen und das Lebendige achtenden Gesellschaft, die eine ihr entsprechende Medizin hervorbringt. Persönliches wird mit Politischem verwoben, Individuelles mit Kollektivem. Stets geht es darum, über den Zugang zu sich selbst Möglichkeiten für eine Entwicklung hin zum Verbindenden, Zusammenführenden zu finden.

DEN KRIEG GEGEN DEN KREBS ÜBERWINDEN

Kaum ein Übel macht uns heute mehr Angst als Krebs. Wenn wieder einmal jemand in unserem Umfeld betroffen ist, hoffen wir, dass dieser Kelch trotz der stetig wachsenden Wahrscheinlichkeit, dass auch wir eines Tages betroffen sein könnten, an uns vorbeiziehen möge. Wenn er dann doch diagnostiziert wird, bricht eine Welt zusammen: Warum ich? Meistens spüren wir ihn nicht kommen. Die Anzeichen sind oft so diffus, dass sie alles bedeuten können. Hinterhältig sei er, unberechenbar, arglistig. Längst ist Krebs in unserer Gesellschaft zur Metapher des Bösen geworden.5 Unsere Antwort darauf ist: Gewalt. Wo das Böse so übermächtig zu sein scheint, darf scharfe Munition aufgefahren werden. Keine Waffe ist zu aggressiv, um die Invasion zurückzudrängen. Doch wie in jedem Krieg wird auch dieses Problem nicht dadurch gelöst, dass wir es bombardieren.

Mit schwerem Geschütz

Der Krebs ist da. Seine Scheren erfassen den Körper der Betroffenen und zerfressen ihn von innen heraus. Den aggressiven Killerzellen und bösartigen Tumoren, die sich heimtückischen Monstern gleich in uns breitmachen, stehen, ganz in Weiß, Heerscharen von Spezialisten gegenüber. In geschlossenen Reihen kämpfen sie mit allen Mitteln gegen die Invasion des Feindes. Sie vergiften und bestrahlen den hinterhältigen Angreifer und schneiden das Entartete heraus. So erinnern die heute gegen Krebs eingesetzten Kampfmittel auf makabre Weise an ihre Ursprünge im kriegserschütterten 20. Jahrhundert: Die Chemotherapie ist ein Derivat des Senfgases, das in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs zum Einsatz kam, und die Zerstörungskraft radioaktiver Strahlung wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs in Japan zur Genüge bewiesen.

Damals kam der Feind von außen. Heute, so wird gesagt, sitzt das Entartete in uns. Bei der Behandlung wird der gesamte Körper in Mitleidenschaft gezogen. Alles wird zerstört. Nicht nur den »bösen«, sondern auch den »guten« Zellen wird der Garaus gemacht. Man hofft, dass nur die guten die Schlacht überleben werden. Viele Patienten bleiben dabei auf der Strecke. Am Ende weiß man nicht mehr, woran die Behandelten eigentlich gestorben sind: an der Krankheit selbst oder an den Nebenwirkungen der Behandlungen. Von Heilung wird selten gesprochen. Diejenigen, die stark genug sind zu überleben, sind in Remission. Viele von ihnen leiden ein Leben lang an den Langzeitwirkungen und an der Angst vor einem Rückfall. Mit gutem Grund. Die Behandlungen selbst sind hoch krebserregend.6 Denn bei der Chemotherapie werden nicht im eigentlichen Sinne Medikamente verabreicht, sondern Zellgifte, die unser Erbgut und unser Immunsystem dauerhaft schädigen können.7

Als ich mich für das klassische Krebsprotokoll entschied, waren mir die möglichen langfristigen Auswirkungen der Behandlungen nicht klar. Ich wurde nicht darüber informiert. Statistisch gesehen, so sagte man mir, lagen meine Überlebenschancen bei 90 Prozent. Das stimmte mich zuversichtlich. Die Information, dass es sich um die Chancen für die nächsten fünf Jahre handelte, wurde nicht mitgeliefert. Niemand klärte mich über mögliche Folgeerscheinungen wie zum Beispiel Herzerkrankungen, Rheumatismen, Gedächtnisstörungen oder das wachsende Risiko für Osteoporose auf.8 In einem kurzen Gespräch wurde entschieden, wie es mit mir weitergehen sollte. Jeder Mensch ist anders, wurde mir erklärt, als man mir ein für Millionen Menschen konzipiertes Protokoll verschrieb. Man weiß nicht, wie der Organismus reagieren wird. Es gibt keine Garantie, dass der scharfe Beschuss auch Erfolg haben wird.

Die Behandlung hat mir Zeit gegeben. Meine Zeit habe ich dazu genutzt, mich zu informieren und eine eigene Sicht auf die Dinge zu entwickeln. Ich begann, mich darüber zu wundern, dass die gleiche Medizin, die bereits Anfang der 70er-Jahre prophezeit hatte, den Krebs in Kürze besiegt zu haben, ein halbes Jahrhundert später immer noch nicht entscheidend weiter ist.9 Die Zahl der Erkrankten ist seitdem geradezu explodiert.10 Ist der Feind so viel mächtiger, als man damals annahm? Sind die Waffen noch nicht scharf genug? Wird wirklich alles getan, um uns zu helfen, diese Krankheit dauerhaft und endgültig zu überwinden? Obwohl in den letzten Jahren die Zutaten für die Chemotherapie verträglicher geworden sind und vorsichtiger verabreicht werden und obwohl sich mit der Immuntherapie eine neue Art der Behandlung abzeichnet, bleibt auch heute noch das Rezept weitestgehend dasselbe: Chemotherapie, Radiotherapie, chirurgischer Eingriff.

Ich begann, mich dafür zu interessieren, ob es wirklich keine wirksamen Alternativen gibt. Es gibt sie. Der Nobelpreisträger Otto Warburg zum Beispiel erkannte bereits in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts, dass Krebserkrankungen immer eine Übersäuerung des Körpers zugrunde liegt.11 Der deutsche Arzt Max Gerson entwickelte etwa zur selben Zeit eine auf Ernährung basierende Therapie, mit der er bedeutende Heilungserfolge verzeichnen konnte.12 In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts erarbeitete der französische Arzt André Gernez ein effizientes, auf Fastenkuren basierendes Heilprogramm. Und Johanna Budwig wurde mit ihrer Öl-Eiweiß-Kost bekannt, die seitdem erfolgreich auch bei Krebs eingesetzt wird.13 Die auf Homöopathie basierenden und in Indien entwickelten Banerji-Protokolle bewähren sich seit über hundert Jahren vor allem bei Menschen, die sich eine andere Behandlung nicht leisten können.14 Wer ein wenig nachforscht, wird schnell fündig. Der deutsche Arzt Josef Issels etwa erkannte in Krebs eine systemische Krankheit und arbeitete mit Fiebertherapie und der Injektion bestimmter Bakterienarten. Zur Genesung empfahl er vor allem Stressfreiheit, Ruhe, frische Luft und eine roh-vegane Intensivkost.15 Er ließ sich vom amerikanischen Arzt William Coley inspirieren, dem Erfinder der Krebsimmuntherapie, die sich bereits seit hundert Jahren bewährt und trotz ihrer Wirksamkeit nur sehr langsam in die Protokolle der konventionellen Medizin aufgenommen wird.

In der traditionellen chinesischen Medizin und der indischen Heilkunde Ayurveda, dem ältesten medizinischen Wissen der Welt, gibt es seit jeher natürliche Behandlungsmethoden bei Krebs. Es existiert heute ein breites Angebot alternativer Therapien, über die sich jeder, der sich dafür interessiert, informieren kann. Doch einen Heilweg jenseits des Mainstreams einzuschlagen erfordert viel Eigeninitiative, Mut und vor allem die Bereitschaft, die Kosten für die Behandlungen selbst zu tragen. Die Diagnose Krebs ist jedoch in den meisten Fällen ein solcher Schock und macht uns schlagartig so verletzlich, dass nur wenige die Energie aufbringen, über Möglichkeiten nachzudenken, für die es keine Krankschreibung gibt und die nicht von den Krankenkassen unterstützt werden. Unser Gesundheitssystem zahlt nur für das offizielle aggressive Protokoll, obwohl dieses um ein Vielfaches teurer ist als alle natürlichen Behandlungsmethoden. 100 000 Euro kostet eine konventionelle Krebsbehandlung heute im Schnitt. In den neunziger Jahren waren es noch umgerechnet ein paar tausend Euro. Allein seit 2011 sind die Ausgaben für Krebsarzneimittel um 41 Prozent gestiegen.16

Diejenigen, die eigene Wege gehen wollen, werden immer wieder angegriffen. Leichtsinnig seien sie, verantwortungslos. Scharlatanen und esoterischem Geschwätz würden sie zum Opfer fallen. Krebs, so glauben die meisten, könne eben nicht mit grünen Säften und Meditation geheilt werden. Dazu braucht es stärkere Waffen. Jeder kennt jemanden, der jemanden kennt, der es auf alternative Weise nicht geschafft hat. Als Paradebeispiel dient oft der Tod des Apple-Gründers Steve Jobs. Er hat auf eine schulmedizinische Behandlung verzichtet und sich nur mit sanften Mitteln behandeln lassen. Dass er viele Jahre eine Form des Bauchspeicheldrüsenkrebses überlebte, bei der die meisten schon nach kurzer Zeit sterben, wird dabei oft vergessen.

Natürlich besteht immer die Gefahr, an Krebs zu sterben, ob konventionell oder alternativ oder gar nicht behandelt. Sicher gibt es auch Scharlatane, und manche, die sich für alternative Wege entscheiden, nehmen ihre Krankheit nicht ernst genug. Doch jedem sei es überlassen, welchen Weg er für sich wählt. Diese Freiheit haben wir.

Mich macht es stutzig, wenn es wie im Falle einer Klinik in Brüggen im Jahr 2016 wie ein aufgeregtes Lauffeuer durch sämtliche Medien geht, dass Menschen an einer alternativen Behandlung gestorben sind. Immer wieder wurde derselbe Text verwendet, um die Bevölkerung zu warnen. Dem behandelnden Heilpraktiker wurde vorgeworfen, kein Medikament, sondern eine nicht zugelassene »chemische Substanz« benutzt zu haben. Wo wird erklärt, dass es sich auch bei der Chemotherapie um kein Medikament handelt, sondern um eine giftige chemische Substanz? Welches Medium echauffiert sich darüber, dass Millionen Menschen Gefahr laufen, an den Folgen der konventionellen Krebsbehandlung zu sterben? Welche große Zeitung und welcher Fernsehsender informiert objektiv über die Existenz und die Wirkung alternativer Methoden? Wer vergleicht die Kosten und die Wirkungsweise zwischen konventionellen und alternativen Behandlungen? Wer verfolgt den Fluss des Geldes? Ganz offensichtlich gibt es in Bezug auf Krebs keine objektive Berichterstattung.

Die Selbstheilungskräfte des Körpers