Die Weihnachtsagentur. Das schönste Fest aller Zeiten - Rüdiger Bertram - E-Book

Die Weihnachtsagentur. Das schönste Fest aller Zeiten E-Book

Rüdiger Bertram

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Beschreibung

Hilfe, die Weihnachtsagentur kommt! Ach du klebriger Zimtstern! Die Zwillinge Oskar und Olga können es nicht fassen: ihre super-reichen, super-beschäftigten Eltern haben eine Agentur beauftragt, um das Weihnachtsfest der Familie zu organisieren. Schon zieht Frau Schnörkel bei ihnen ein wie eine wildgewordenen Glitzerkugel. Alles muss größer, teurer, kitschiger sein. Ein Superstar im Adventskalender? Ein Adventskranz so groß wie ein Autoreifen? Ein Youtube-Star zum Geschenke basteln? Alles kein Problem für Frau Schnörkel - aber so haben sich Oskar und Olga den Advent nicht vorgestellt! Können sie das Chaos noch aufhalten und ihren Eltern zeigen, worauf es an Weihnachten wirklich ankommt? Eine witzig-überdrehte Adventsgeschichte zum Selbstlesen ab 8 Jahren und zum Vorlesen für die ganze Familie. Ein herrlicher Lese-Spaß mit allen Zutaten für einen wundervollen Advent. Zum Kringelig lachen (alle), besinnlich schmunzeln (alle) und vielleicht auch ertappt grinsen (Erwachsene in Dezember-Hektik). Liebevoll illustriert von Julia Bierkandt. Entdecke weitere Bücher von Rüdiger Bertram im Arena Verlag: Voll super, Helden (1). Einer muss den Job ja machen Voll super, Helden (2). Was tun wir hier eigentlich? Noch mehr Lese-Spaß im Advent? Entdecke weitere Weihnachts-Kinderbücher im Arena Verlag: Isabel Abedi: Ein wirklich wahres Weihnachtswunder Lissa Lehmenkühler: Der Schneeti. Ein Winterwunder für Ole

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Seitenzahl: 130

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Rüdiger Bertram,

geboren in Ratingen im Mai 1967, lebt heute davon, sich Geschichten für Kinder auszudenken. Was ein großes Glück ist, weil er sich nichts Besseres vorstellen kann. Viele seiner mittlerweile über 70 Bücher wurden von Heribert Schulmeyer illustriert. Darunter auch die bekannte COOLMAN-Reihe, die in über 25 Ländern erschienen ist. Bertram lebt mit seiner Familie in Köln, ist aber eher selten zu Hause, weil er so viel auf Lesereise ist.

Julia Bierkandt

arbeitete nach ihrem Mode-Design-Studium viele Jahre als Designerin für Kinderbekleidung. Dabei entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Kinderbuch-Illustration. Heute lebt Julia Bierkandt mit ihrer Familie in Süddeutschland.

Ein Verlag in der Westermann Gruppe

1. Auflage 2022

© 2022 Arena Verlag GmbH

Rottendorfer Straße 16, 97074 Würzburg

Alle Rechte vorbehalten

Text: Rüdiger Bertram

Cover und Innenillustrationen: Julia Bierkandt

Lektorat: Daniela Gebhardt

Umschlaggestaltung: Juliane Lindemann

Satz: Malte Ritter, Berlin

E-Book ISBN 978-3-401-81006-5

Besuche den Arena Verlag im Netz:

www.arena-verlag.de

Kapitel 1

Nicht schon wieder

Olgas und Oskars Eltern hatten in diesem Jahr nicht nur ihre eigenen, sondern auch den Geburtstag ihrer Zwillinge vergessen. Sie hatten weder an Karneval noch an Ostern gedacht und beinahe hätte die Familie sogar ihren Flieger in die Sommerferien verpasst, weil sie bis zur letzten Minute im Büro gesessen und gearbeitet hatten.

Und nun war es bereits Ende November und in einem Monat war Weihnachten.

»Wenn sie das auch noch vergessen, dann sehen die mich nie wieder«, drohte Oskar. »Dann zieh ich zum Weihnachtsmann an den Nordpol und helfe seinen Wichteln beim Geschenkebasteln.«

Die Zwillinge hockten in Olgas Zimmer auf dem Bett. Sie machten sich Sorgen, dass die Adventszeit in diesem Jahr auch noch ausfiel. So wie vergangenes Weihnachten. Da war ihren Eltern vor lauter Arbeit erst am Nachmittag des 24. Dezembers plötzlich eingefallen, dass Heiligabend war. Innerhalb von zwei Stunden hatten sie dann noch schnell eine Tanne geholt (die krumm war und schon nadelte), Geschenke gekauft (was in den Regalen halt noch so übrig geblieben war) und für die Feiertage Essen besorgt (Konserven und Tiefkühlkost, weil die frischen Lebensmittel alle ausverkauft waren). Die Zwillinge waren mit ihren Eltern nicht ein einziges Mal auf dem Weihnachtsmarkt gewesen und hatten im Dezember weder gebastelt noch Plätzchen gebacken.

Das durfte sich in diesem Jahr auf keinen Fall wiederholen.

»Dann müsstest du eher nach Asien auswandern«, sagte Olga. »Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass die Konsole, die du dir wünschst, nicht von irgendwelchen Wichteln am Nordpol, sondern von unterbezahlten Arbeiterinnen in China zusammengebaut wird.«

»Weiß ich doch selbst, du Klugscheißerin!«

»Dann rede nicht so einen Baby-Quatsch.«

»Ich bin kein Baby!«

»Bist du wohl!«

»Bin ich nicht!«

Olga und Oskar waren beide gleich alt. Klar, sie waren schließlich Zwillinge. Aber ganz so klar war es dann doch nicht. Vor neun Jahren waren ihre Eltern am letzten Tag des Jahres für die Geburt ins Krankenhaus gefahren. Aber die Zwillinge hatten sich Zeit gelassen. Olga war zehn Minuten vor Mitternacht geboren worden und Oskar dann zehn Minuten später, als das neue Jahr bereits begonnen hatte. Deswegen behauptete Olga bei jeder Gelegenheit, sie wäre ein Jahr älter als ihr »kleiner« Bruder, was Oskar jedes Mal auf die Palme brachte.

»Hör endlich auf, mich Baby zu nennen«, schimpfte Oskar.

»Dann benimm dich nicht wie eins«, erwiderte Olga, die genau wusste, wie sie ihren Bruder ärgern konnte.

»Noch ein Wort …« Oskar kochte vor Wut und war kurz davor, sich auf seine Schwester zu stürzen, um eine ordentliche Prügelei zu starten.

Darin unterschieden sich Olga und Oskar nicht von anderen Geschwistern. Sie stritten und prügelten sich und sie versöhnten und liebten sich. Natürlich nicht zur gleichen Zeit, sondern immer abwechselnd. Aber das ist bei anderen Brüdern und Schwestern, Schwestern und Schwestern oder Brüdern und Brüdern ganz sicher genauso.

»Lass dich doch nicht immer so leicht ärgern!«, versuchte Olga, ihren Bruder zu beruhigen. »Das beweist nur, wie klein du noch bist.«

»Ich hatte dich gewarnt!«, rief Oskar und stürzte sich nun endgültig auf seine Schwester.

Die beiden prügelten sich eine Weile auf dem Boden, aber weil zwanzig Minuten nun wirklich keinen großen Unterschied machen, waren beide gleich groß und auch gleich stark. Daher konnte keiner den anderen besiegen und so hörten sie kurz darauf erschöpft und zufrieden wieder auf.

»Was ist, wenn sie Weihnachten wirklich wieder vergessen?« Oskar lag neben Olga auf dem Teppich und starrte an die Decke, an die seine Schwester Sterne geklebt hatte, die im Dunkeln leuchteten. Aber nicht einfach irgendwie, sondern genau in der Form der Sternbilder, die man in einer wolkenlosen Nacht am Himmel sehen konnte. Olga besaß ein riesiges Teleskop, mit dem sie durch das Fenster die Sterne beobachtete. Also die echten, nicht die an der Decke in ihrem Zimmer. Olga interessierte sich für Wissenschaften und war mehr die Rationale der beiden, während Oskar mehr der emotionale Typ war. In seinem Zimmer hingen keine leuchtenden Sternbilder, sondern die ungewaschenen Trikots berühmter Fußballspieler, die sie bei wichtigen Spielen getragen hatten. Die hatte er von seinen Eltern geschenkt bekommen. Also die Trikots, nicht die Fußballspieler.

»Das wäre schon doof. Richtig doof wäre das«, antwortete Olga. »Wir müssen dafür sorgen, dass das nicht passiert.«

»Und wie?«

»Keine Ahnung, aber die machen das ja nicht mit Absicht.«

Da hatte Olga recht. Die Eltern der Zwillinge vergaßen die wichtigen Feiertage nicht, weil sie Ostern, Geburtstage oder Weihnachten nicht mochten. Ganz im Gegenteil. Der Grund war, dass sie so viel arbeiten mussten. Sie besaßen eine Firma, die Oster- und Weihnachtsschmuck herstellte: lustige kleine Osterhasen aus Holz und Christbaumkugeln aus Glas. Und vieles, vieles mehr. Manches war schön, einiges kitschig. So wie der gefiederte Osterhase, der wie ein Flamingo auf einem Bein stand und rosa Eier legte, wenn man sanft sein rechtes Ohr abknickte. Oder wie der Weihnachtsmann, der nicht von einem Rentier, sondern von einem bunten Einhorn begleitet wurde. Wenn man das Horn berührte, sang der Weihnachtsmann laut: »Ihr Einhörner kommet, so kommet doch all!«

Beides waren die absoluten Verkaufsschlager der Firma von Olgas und Oskars Eltern und immerhin hatten der Weihnachtsmann mit dem Einhorn und der rosa Hase dafür gesorgt, dass die Familie in einer riesigen Villa mit einem noch riesigeren Park leben konnte und sich um Geld keine Sorgen zu machen brauchte. Aber da das Ostergeschäft schon lange vor Weihnachten begann und das Weihnachtsgeschäft lange vor Ostern, waren die Eltern der Zwillinge das ganze Jahr über schwerstbeschäftigt. Manchmal sahen Oskar und Olga ihre Mutter und ihren Vater in den Wochen vor Weihnachten tagelang nicht, weil ihre Eltern so viel arbeiteten.

»Lass uns Fiete fragen, der hat bestimmt einen guten Rat für uns«, schlug Oskar vor.

»Sehr gute Idee, könnte glatt von jemandem sein, der älter und vernünftiger ist als du«, erwiderte Olga.

Oskar stöhnte nur einmal kurz auf, weil er sich nicht schon wieder mit seiner Schwester streiten wollte. Sie hatten jetzt Wichtigeres zu tun. Sie mussten Weihnachten retten und dabei würde ihnen Fiete bestimmt helfen können.

In der Villa war Fiete nicht nur Koch, sondern auch Fahrer, Putzmann und Gärtner. Alles in einem. Olgas und Oskars Eltern hatten ihn eingestellt, weil sie keine Zeit für das große Haus und den Garten hatten. Sie hatten auch keine Zeit zu kochen und ohne Fiete hätten sie bestimmt jeden Abend Pizza bestellt. Olga und Oskar liebten den Pizza-Blitz. Ab und zu. Aber bitte nicht JEDEN ABEND.

Kapitel 2

Besuch bei Fiete

»Fiete, wo sind Sie?«, brüllten die Zwillinge, als sie suchend durch die Villa rannten.

Aber sie fanden Fiete weder in der Küche noch in einem der anderen fünfundvierzig Zimmer.

»Er ist bestimmt bei sich zu Hause«, sagte Oskar.

»Gut möglich, vielleicht hat er grade Pause«, sagte Olga.

»Meinst du, wir dürfen ihn dann stören?«, fragte Oskar.

»Natürlich«, erwiderte Olga. »Er hat doch gesagt, wir dürfen kommen, wann immer wir wollen.«

Fiete wohnte in einem winzigen Gartenhäuschen in dem großen Park, der die riesige Villa umgab. In der Hütte gab es außer dem Badezimmer nur einen einzigen Raum, der für Fiete gleichzeitig Küche, Wohn-, Ess- und Schlafzimmer war.

»Ein bisschen wie bei Hagrid«, hatte Oskar seiner Schwester zugeflüstert, als sie Fiete dort das allererste Mal besucht hatten.

»Stimmt, aber dürfen Babys wie du Harry Potterüberhaupt schon lesen?«, hatte Olga erwidert und dann hätten sie sich fast wieder geprügelt.

Aber das hatte Fiete nicht zugelassen. Er hatte von Olga verlangt, dass sie sich bei ihrem Bruder entschuldigte. Dann hatten sie sich alle zusammen die DVD des ersten Teils von Harry Potter angeschaut. Ihre Eltern hatten Olga und Oskar versprochen, alle acht Teile mit ihnen gemeinsam an einem einzigen Wochenende hintereinander weg zu gucken. Aber dafür war bisher keine Zeit gewesen. Jetzt hatten die Zwillinge zumindest Teil eins schon mal gesehen und festgestellt, dass Hagrids Hütte doch keine Ähnlichkeit mit Fietes Häuschen hatte. Bei Fiete war es viel aufgeräumter und sauberer war es auch.

Fiete besaß keine Familie und lebte allein in der Hütte. Er hatte Olga und Oskar von Anfang an in sein Herz geschlossen. Sie konnten immer zu ihm kommen, egal wann. Sogar wenn er in seiner Pause gerade in aller Ruhe eine Tasse Tee trinken wollte.

»Fiete, sind Sie da?«, rief Olga und klopfte an die Tür.

»Wir stören auch nur ganz kurz, versprochen!«, rief Oskar.

Drinnen antwortete lautes Bellen. Das war Moby Dick. So hieß Fietes schwarz-weiß gefleckte Dogge, die er Digger nannte. Obwohl Moby Dick fast die Größe eines Schweinswals besaß, war er der bravste Hund der Welt. Moby Dick gehorchte Fiete aufs Wort und liebte es, wenn man ihn hinter den Ohren kraulte.

»Sei still, Digger!«, ertönte drinnen eine Stimme und sofort verstummte die Dogge.

Dann öffnete Fiete die Tür. Dampf stieg aus der Tasse, die er in der Hand hielt, weil der Tee heiß und die Luft draußen kalt war. Auf der Tasse prangte das Bild eines Osterhasen, der mit fünf bunten Eiern jonglierte. Die Zwillinge kannten den Hasen, weil die Firma ihrer Eltern eine ganze Serie davon verkaufte. Den jonglierenden Hasen gab es nicht nur auf Tassen, sondern auch auf Tellern und Servietten und sogar auf Bettlaken und Duschvorhängen.

»Was ist los? Seid ihr in Seenot geraten?« Fiete nippte vorsichtig an seiner Tasse, um sich an dem heißen Tee nicht die Lippen zu verbrennen.

»Wir müssen was Wichtiges mit Ihnen besprechen«, sagte Oskar, während er gleichzeitig versuchte, Moby Dick daran zu hindern, ihm mit der Zunge durchs Gesicht zu schlecken. Dazu musste sich die Dogge nicht mal auf die Hinterbeine stellen.

»Es ist wirklich wichtig, dürfen wir kurz reinkommen?«, fragte Olga und zischte ihrem Bruder zu: »Das kommt davon, wenn man so klein ist.«

Aber in dem Moment hatte Moby Dick schon das Interesse an Oskar verloren und machte sich über Olga her, die ja auch nicht größer als ihr Bruder war.

»Jetzt friss die Kinder doch nicht auf, Digger!«, rief Fiete und zog die Dogge an ihrem Halsband zurück in die Hütte. »Eigentlich wollte ich gerade den Garten ein bisschen winterfest machen. Aber so schnell kommt der erste Frost nun auch wieder nicht, wir haben ja gerade erst Ende November. Also kommt rein und steht hier draußen nicht rum wie zwei Leuchttürme. Wollt ihr was trinken? Ich könnte euch einen heißen Kakao kochen.«

Die Kinder setzten sich auf das große Sofa, das Fiete abends ausklappte, um daraus ein Bett zu machen. Die Eltern der Zwillinge hatten ihm schon ein paar Mal angeboten, in die Villa zu ziehen. Da gab es Zimmer und Platz genug, aber Fiete hatte dankend abgelehnt. Ihm war das Gartenhäuschen lieber. Da hatten er und Moby Dick ihre Ruhe, wenn nicht gerade mal wieder die Zwillinge bei ihm vor der Tür standen.

»Also, worum geht es?« Fiete stand am Herd und machte die Milch für den Kakao warm. Moby Dick hatte sich auf seiner Decke neben der Tür zusammengerollt. »Was haben eure Eltern jetzt wieder angestellt?«

»Nichts«, sagte Olga und seufzte. »Das ist es ja gerade, sie tun mal wieder gar nichts.«

»Und deswegen haben wir Angst, dass sie Weihnachten vergessen, weil sie so viel in der Firma arbeiten«, erklärte Oskar.

»Schließlich haben sie dieses Jahr auch schon Ostern und alle Geburtstage vergessen. Sogar ihre eigenen«, sagte Olga.

»Ich weiß«, erwiderte Fiete und seufzte ebenfalls. »Dabei habe ich sie ständig daran erinnert, am Ende haben sie dann doch wieder nicht dran gedacht.«

»Das darf auf keinen Fall noch mal passieren!«, rief Oskar. »Sonst hau ich ab.«

»Und zwar zum Weihnachtsmann!« Olga kicherte, dann zwinkerte sie Fiete verschwörerisch zu. »Er ist halt noch klein.«

»Bin ich nicht!« Oskar stieß Olga seine Ellbogen in die Rippen und Olga haute zurück.

»Wer sich hier prügelt, den schmeiß ich über Bord«, sagte Fiete, ohne sich umzudrehen. »Ihr habt also Angst, dass ihr am Heiligabend keine Geschenke bekommt?«

»Quatsch, darum geht es doch gar nicht«, widersprach Oskar. »Wir haben mehr als genug Spielzeug.«

»Es geht um Weihnachten«, erklärte Olga. »Ums Basteln …«

»… und Auf-den-Weihnachtsmarkt-gehen …«, ergänzte Oskar.

»… und ums Plätzchenbacken …«

»… und ums Tannenbaumaussuchen …«

»… und ums gemeinsame Schmücken …«

»… und ums Weihnachtsliedersingen …«

»… und dass sie zu unserem Krippenspiel in der Schule kommen …«

»… und ums Vorlesen von Weihnachtsbüchern …«

»… und ums gemeinsame Spielen, zum Beispiel Die Invasion der Weihnachtszombies …«

»Hä?«, unterbrach Olga ihren Bruder.

»Das Spiel gibt es wirklich«, sagte Oskar. »Das soll cool sein und das kann man auch im Multiplayermodus zocken. Wir alle zusammen.«

»Das Spiel ist doch bestimmt erst ab sechs«, sagte Olga. »Das darfst du noch gar nicht spielen.«

»Ich bin aber schon neun, genau wie du«, entgegnete Oskar sauer. »Schon vergessen?!«

»Das merkt man aber nicht«, erwiderte Olga. »Außerdem werde ich dieses Jahr schon zehn und du erst im nächsten.«

Moby Dick knurrte auf seiner Decke vor sich hin. Die Dogge mochte es nicht, wenn die Zwillinge sich stritten.

»Hört auf, zu euch zanken wie zwei Taschenkrebse bei Ebbe, und trinkt euren Kakao!« Fiete drückte den Zwillingen Tassen in die Hände, auf denen ein Weihnachtsmann abgebildet war. Schüttete man heiße Flüssigkeit hinein, färbten sich der Mantel und die Mütze rot. Wenn die Flüssigkeit abkühlte, wurden Mantel und Mütze wieder weiß. Die Tassen stammten ebenfalls aus der Fabrik von Olgas und Oskars Eltern und verkauften sich fast genauso gut wie der Flamingo-Hase und das Einhorn-Rentier.

Kapitel 3

Kleine Leuchttürme

Die Zwillinge bedankten sich und nahmen einen Schluck von ihrem heißen Kakao. Fiete grinste zufrieden. Solange die beiden ihre Tassen in den Händen hielten, würden sie sich wenigstens nicht prügeln.

»Und was wollt ihr jetzt von mir?«, erkundigte sich Fiete.

»Haben Sie nicht eine Idee, wie wir verhindern, dass unsere Eltern die Adventszeit komplett vergessen?«, fragte Olga und Oskar sagte: »Das wäre schrecklich. Auf Ostern und Geburtstage kann man zur Not verzichten. Aber doch nicht auf Weihnachten! Das geht gar nicht.«

Fiete nickte und strich sich nachdenklich über seinen struppigen weißen Bart. Es waren die einzigen Haare, die er auf dem Kopf noch besaß. Seine Glatze bedeckte er drinnen und draußen mit einer dunkelblauen Strickmütze, so wie Seeleute sie tragen. Die Zwillinge vermuteten, dass er sie nicht einmal beim Schlafen auszog, weil sie Fiete noch nie ohne seine Mütze gesehen hatten.

Moby Dick lag still auf seiner Decke und die Zwillinge saßen auf dem Sofa und tranken ihren Kakao. Sie gaben keinen Mucks von sich, um Fiete nicht beim Nachdenken zu stören.