Die Weinlese - Johann Gottfried Seume - E-Book

Die Weinlese E-Book

Johann Gottfried Seume

0,0
0,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der angesehene Kaufmann, Herr Arndt, ist ein guter Mann mit Moral und Anstand. Er wohnt in einem geordneten Haus in der Stadt. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm: Er verlor seine schöne und gute Frau Julie, sein ganzes Glück, und ein Kind an den Tod. Und er wurde ein ruhiger Mann. Lediglich die einzigen Tochter, Julies Ebenbild, ist ihm geblieben, war sein einziger Trost, seine einzige Freude. Doch die Tochter wurde älter, umschwärmt. Die Weinlese, Meisterwerk Johann Gottfried Seumes mit anhaltendem und vielfältigem Einfluss auf den lesenden Menschen und die Literaturgeschichte – bis heute. Spannend und unterhaltend, vielschichtig und tiefgründig, informativ und faszinierend wie alle E-Books großer Schriftsteller, Philosophen und Autoren der einzigartigen Reihe "Weltliteratur erleben!".

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 41

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Johann Gottfried Seume

Die Weinlese

Eine einfache Erzählung

Johann Gottfried Seume

Die Weinlese

Eine einfache Erzählung

Abschnitt 1

Wenn der Mensch nicht immer etwas hat, das ihm lieber ist als das Leben, wird das Leben selbst bald sehr alltäglich und schal. Jeder soll etwas mit dem ganzen Feuer seiner Natur ergreifen und daran hangen wie an dem Heiligsten des Denkbaren. Der Dichter glüht für sein Ideal, der Künstler mit ihm für das Höchste der Kunst, der Enthusiast für das Heilig-Mystische, der Philosoph für sein Gedankensystem, der Krieger für fleckenlose Soldatenehre, der Patriot für das Vaterland, der Weltbürger für allgemeines Wohl, der wahrhaft gute Mann für die Tugend. Die weise Ordnung der Dinge ist, daß alles Schöne und Gute endlich in einem Zwecke zusammentrifft. Jeder trägt seine Forderungen in die Wirklichkeit um sich her und mißt diese gebieterisch mit jenen; und mit Recht, wenn diese Forderungen aus der Tiefe der reinen, bessern Natur geschöpft sind. Wenn die Jämmerlichkeit rund umher ihnen durchaus in gar nichts entspricht, zieht er sich einsam in das innere Heiligthum seines Wesens zurück und lebt für andere Zeiten und bessere Menschen; wenigstens schmeichelt ihm damit sein Stolz. Dieses Streben nach dem Bessern und diese Einsiedlerneigung, wo es ihm nicht gelang, hat, so lange die Geschichte erzählt, viele bessere Seelen von dem großen Trosse geschieden, und ihnen verdanken wir meistens die Erhaltung und Aufhellung der Lichtpunkte in unserer Menschennatur.

Praktisch thätig sein, ist besser, als todte Buchstaben schreiben, und die Männer von Marathon sind mehr werth als viele volle philosophische Schulen. Marathon schuf Salamis und Platäa; aber alle Secten der Philosophen haben kein Marathon wieder geschaffen. Wo man aufgehört hat zu handeln, fängt man gewöhnlich an zu schreiben; und je verworfener die Zeit ist, desto wortreicher ist sie, ausgenommen, wo gänzliche Mundsperre herrscht. Hierüber belegen die Griechen und Römer, und die Neueren widersprechen nicht. Wer möchte nicht lieber den Oelbaum der Athene Polias gepflanzt, als Professor und Vorfechter einer Philosophensecte gewesen sein? Doch es giebt Zeiten, wo zwar viel geschieht, aber nichts gethan wird, die begebenheitsreich, aber thatenarm sind: und in diesen ersetzt vielleicht das Wort die Handlung, damit der Funke, der Same besserer Frucht, nicht gänzlich in der Sumpfluft der Alltäglichkeit ersticke. Sokrates wäre gewiß mit mehr Feuer bei Salamis gewesen, was er bei Delia war, wäre sein Leben zwischen Marathon und Platäa gefallen. Da dieses nicht war, stritt er muthig und standhaft gegen den einreißenden Schwindelgeist und die Sittenverderbniß seiner Zeit. Die Griechen geben große Lehren Jedem, der hören und verstehen kann und will; ihre Kunst und ihre Dichtungen sind dem Menschen viel werth, aber weit mehr werth ist ihm ihre Geschichte. So wenig zuweilen fest bestimmte, geläuterte Rechtsbegriffe darin sind, so viel ist doch darin liebenswürdiger, mächtiger Enthusiasmus für alles Hohe und Göttliche in unserer Natur, so viele herrliche, feuervolle Winke, die alle des strengsten Vernunftbeweises fähig sind.

Da ich keinen Wirkungskreis in den Weltverhältnissen haben kann, will ich spielen; damit man wenigstens sehe, nach welcher Norm ich vielleicht gewirkt haben würde, wenn mir das Schicksal einen Posten angewiesen hätte. Ich gebe meine Tropfen dem Ocean, mit der Hoffnung, daß sie da nicht ganz verloren gehen werden. Dies zur Entschuldigung, warum ich schreibe, und warum ich eben dieses Büchelchen schreibe.