Traktate, Schriften, Apokryphen - Johann Gottfried Seume - E-Book

Traktate, Schriften, Apokryphen E-Book

Johann Gottfried Seume

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Beschreibung

Dieser Sammelband des deutschen Schriftstellers und Dichters umfasst eine Vielzahl seiner bekanntesten Schriften. Inhalt: Einige Nachrichten über die Vorfälle in Polen im Jahre 1794 Zwei Briefe über die neuesten Veränderungen in Rußland seit der Thronbesteigung Paul's des Ersten Ueber das Leben und den Charakter der Kaiserin von Rußland Katharina II. Anekdoten zur Charakterschilderung Suworow's Aus Thucydides und Xenophon. Vorwort zu einem Bändchen Bemerkungen und Conjecturen zu schwereren Stellen des Plutarch. Vorrede zu Robert Percival's Beschreibung des Vorgebirgs der guten Hoffnung Dem Herrn Grafen G. A. O. von Igelström zu seinem sechzehnten Geburtstage Freiheit und Recht Kurzes Pflichten- und Sittenbuch für Landleute Ueber Oeser Veit Hans Schnorr Ueber Schauspieler und ihre Kunst Einige Worte über einen verdienten Schulmann, den verstorbenen Rector Mücke in Grimma. Ausflucht nach Weimar Ueber Prüfung und Bestimmung junger Leute zum Militär Apokryphen Autobiographie

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Traktate, Schriften, Apokryphen

Johann Gottfried Seume

Inhalt:

Johann Gottfried Seume – Biografie und Bibliografie

Einige Nachrichten über die Vorfälle in Polen im Jahre 1794

Vorbericht

Zwei Briefe über die neuesten Veränderungen in Rußland seit der Thronbesteigung Paul's des Ersten

Erster Brief

Zweiter Brief.

Ueber das Leben und den Charakter der Kaiserin von Rußland Katharina II.

Anekdoten zur Charakterschilderung Suworow's

Aus Thucydides und Xenophon.

Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung von Platäa

Aus der Geschichte des peloponnesischen Kriegs von Thucydides

Rede des Phliasiers Patrokles in Athen, als nach der Schlacht bei Leuktra die Thebaner die Spartaner hart bedrängten.

Aus Xenophon's griechischer Geschichte.

Arma veterum cum nostris breviter comparata.

Arma veterum cum nostris breviter comparata.

Ueber Bewaffnung.

Praefatio ad fasciculum observationum et conjecturarum in locos Plutarchi difficiliores.

Uebersetzungen

Vorwort zu einem Bändchen Bemerkungen und Conjecturen zu schwereren Stellen des Plutarch.

Vermischte kleinere Aufsätze

Vorrede zu Robert Percival's Beschreibung des Vorgebirgs der guten Hoffnung

Dem Herrn Grafen G. A. O. von Igelström zu seinem sechzehnten Geburtstage

Freiheit und Recht

Vorrede zu »Mein Sommer«

Über Gerechtigkeit

Über Freiheit

Über die Russen

Kosciuzko

Suworow

Katharina II. und Paul I.

Napoleon

Russisches Geistesleben

Kurzes Pflichten- und Sittenbuch für Landleute

Von Gott

Von der Religion

Vom Gottesdienst

Von den Pflichten gegen uns selbst überhaupt

Von der Uebung unsers Verstandes

Von der Ruhe der Seele

Von der Sorge für unsere Gesundheit und zeitliche Wohlfahrt

Von der Ordnung

Von der Mäßigkeit und Sparsamkeit

Von der Arbeitsamkeit

Von der Klugheit und Bedachtsamkeit im Reden

Von der Freude

Von der Traurigkeit und dem Leiden

Vom Muthe

Von der Zufriedenheit mit unserm Zustande

Von den Pflichten gegen Andere überhaupt

Von der Gerechtigkeit

Von der Güte

Vom Gehorsam gegen die Gesetze und die Obrigkeit

Von der Erziehung

Von der Dankbarkeit

Von der Friedfertigkeit

Von der Bereitwilligkeit, für unser Vaterland zu streiten

Von Fehlern und Lastern überhaupt

Von der Gottlosigkeit

Vom Aberglauben

Von der Lieblosigkeit

Von der Zanksucht

Von der Spielsucht

Vom Trunke

Vom Neide und vom Haß

Von der Unkeuschheit

Vom Stehlen

Von der Verstellung

Von der Schmeichelei

Vom Stolze und der Grobheit

Gespräch über Tugend und Laster

Gespräch über das Landleben

Betrachtung über Tod und Zukunft

Ueber Oeser

Veit Hans Schnorr

Ueber Schauspieler und ihre Kunst

Einige Worte über einen verdienten Schulmann, den verstorbenen Rector Mücke in Grimma.

Ausflucht nach Weimar

Ueber Prüfung und Bestimmung junger Leute zum Militär

Apokryphen

Autobiographie

Mein Leben

Traktate, Schriften, Apokryphen, J. G. Seume

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849636197

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Johann Gottfried Seume – Biografie und Bibliografie

Schriftsteller, geboren als der Sohn eines Landmanns 29. Jan. 1763 in Poserna bei Weißenfels, gest. 13. Juni 1810 in Teplitz. Sein Vater übernahm 1770 die Pachtung eines Gutes in Knautkleeberg bei Leipzig, starb aber schon 1775, die Familie in Armut zurücklassend. Ein Graf von Hohenthal-Knauthain nahm sich Seumes an, schickte ihn zum Rektor Korbinsky in Borna, später auf die Nikolaischule und 1780 auf die Universität in Leipzig. Das theologische Studium Seumes wurde hier durch dessen besonders von der Lektüre Shaftesburys und Bolingbrokes angeregten Skeptizismus gekreuzt, und der Jüngling beschloß, um mit seinem Gewissen nicht in Zwiespalt zu geraten, in das Weite zu ziehen, und zwar nach Paris. Auf der Wanderung dahin von hessischen Werbern ergriffen und den vom Landgrafen Friedrich II. an England verkauften Truppen eingereiht, mußte S. die Fahrt nach Amerika mitmachen, wo er bis zum Frieden, ohne daß sein Regiment eigentlich am Kriege teilnahm, in Kanada die Mühsale des Lagerlebens überstand. Nach der Rückkehr (1783) desertierte er von Bremen aus, ward aber von preußischen Werbern eingefangen und nach Emden gebracht. Wiederholte Fluchtversuche von hier aus mißlangen, und nur durch die Gunst des Generals Courbière entging S. der Strafe des Spießrutenlaufens. Bald darauf erlangte er, nachdem ein Bürger von Emden 80 Taler Kaution für ihn hinterlegt hatte, Urlaub zum Besuch seiner Heimat (1787). Er kehrte, wie er jenem gleich von vornherein angekündigt hatte, nicht in den Dienst zurück, bezahlte seine Schuld mit dem Honorar für die Übersetzung eines englischen Romans und lebte dann in Leipzig vom Unterricht in neuern Sprachen. Bald darauf Erzieher eines jungen Grafen Igelström, ging er 1792 mit seinem Zögling nach Warschau, wurde dort Sekretär des Generals v. Igelström und russischer Offizier und durchlebte 1794 die Schrecknisse der polnischen Erhebung und der Belagerung Warschaus. Nachdem er sich auf Befehl der Kaiserin 1796 zur Begleitung des jungen Majors Muromzow nach Leipzig begeben hatte, verschloß der bald darauf erfolgte Tod Katharinas ihm die Aussicht, in russischen Diensten befördert zu werden. Der Buchhändler Göschen berief ihn nach Grimma zur Übernahme der Redaktionen bei seinen Verlagsunternehmungen. Diese Tätigkeit unterbrach S. durch seine berühmte Fußreise nach Sizilien, die er im Dezember 1801 antrat, binnen neun Monaten durch Österreich, Italien, die Schweiz, über Paris nach Leipzig zurück ausführte und in seinem »Spaziergang nach Syrakus« (Leipz. 1803) beschrieb. Einige Jahre später machte S. eine abermalige große Reise zum Teil als Begleiter eines jungen Edelmanns nach Rußland, Finnland und Schweden, von der er in »Mein Sommer im Jahr 1805« (Leipz. 1807) berichtete. Seitdem körperlich leidend, starb er während einer in Gesellschaft Tiedges und Elisas von der Recke unternommenen Badekur. S. gehört zu den Schriftstellern, deren literarische Bedeutung zumeist in dem persönlichen Charakter des Autors ruht. Er war ein grundehrlicher Mensch, von stolzer Unabhängigkeit, ja bäurischer Rauheit im Denken und Schreiben; er sagte in unerschütterlicher Wahrheitsliebe, was er über Menschen und Dinge dachte, und seine spartanische Genügsamkeit spiegelte sich auch in seiner herben und derben Lyrik, die aller weichern Töne ermangelte. Auch mit seinem Trauerspiel »Miltiades« (Leipz. 1808) wollte er mehr als freisinniger Patriot denn als Poet gelten. Eine interessante Autobiographie begann er in dem Buche »Mein Leben« (Leipz. 1813, fortgesetzt von C. A. H. Clodius); eine andre wichtige Episode seines stürmischen Daseins schilderten die »Nachrichten über die Vorfälle in Polen« (das. 1796). Ein Denkmal (Marmorbüste von Gerstner) wurde ihm 1895 in Teplitz errichtet. Seumes »Gedichte« erschienen zuerst 1801 in Riga; seine »Sämtlichen Werke« gab A. Wagner heraus (Leipz. 1835, 8 Bde.; 7. Aufl. 1868); eine neue Ausgabe erschien in Hempels Klassikerbibliothek (Berl. 1879, 10 Bde.). Vgl. Planer und Reißmann, Johann Gottfried S., Geschichte seines Lebens und seiner Schriften (Leipz. 1898).

Einige Nachrichten über die Vorfälle in Polen im Jahre 1794

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Die gegenwärtigen Nachrichten erschienen im Jahre 1796 unter dem Titel:

"Einige Nachrichten über die Vorfälle in Polen im Jahre 1794; von J. G. Seume, Russisch-Kaiserlichem Lieutenant. – Leipzig, bey Gottfried Martini, 1796".

Von den 151 Druckseiten der mit einem Titelkupfer, "Igelström's Tod", gezierten Schrift enthalten S. 1–108 die Nachrichten über Polen und S. 109–150 folgende Gedichte Seume's:

Auf Igelström's Tod Gebet eines Mannes, der selten betet An die Schwermuth Die Beterin An einen an der Düna bei Riga gefundenen Todtenkopf Rückerinnerung. An meinen Freund Münchhausen Ruhe

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Dem Herrn Grafen von Hohenthal auf Knauthain, Städteln, Lauer etc. aus wahrer Dankbarkeit gewidmet.

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Verehrungswürdiger Wohlthäter!

Es war einer der schönsten Tage meines Lebens, als ein rechtschaffener Mann mich Ihnen einst mit den Worten empfahl: "Er ist ein Knabe guter Art, der Segen seines Vaters ruhet auf ihm." Seine Empfehlung galt; und noch jetzt thut dem Kriegsmanne die Erinnerung im Herzen so wohl, als sie dem Jünglinge oft am Grabe des Vaters that.

Ich bin stolz, Ihnen hier öffentlich die Größe meiner Verbindlichkeiten zu wiederholen. Ihnen kann es gleichgiltig sein, ob Jemand vom Publicum weiß, was ich Ihnen schuldig bin, aber mir nicht; denn dieses ist die einzige Art, in welcher Sie Zahlung annehmen und ich einigermaßen leisten kann. Das Opfer ist klein; ich wäre aber sehr unglücklich, wenn Sie oder meine ästhetischen Beurtheiler seinen Werth nach dem Volumen des Inhaltes nehmen sollten. Auf alle Fälle hoffe ich, sei auch des Geistes noch so wenig darin, daß es der Stempel eines guten, philanthropischen Herzens bezeichnet. Wenn irgend eine gute Seele bei einer gut gedachten und gut gesprochenen Stelle mir mit einer leisen Empfindung des Dankes lohnen sollte, so übergebe ich Ihnen den Zoll, den ich durch Ihre Güte zu empfangen in den Stand gesetzt wurde.

So veränderlich auch meine Lage war und werden mag, so wird doch meine Dankbarkeit unter jeder Gestalt beständig die nämliche bleiben.

Leipzig, 1796.

J. G. Seume.

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Vorbericht

"Wer Wahrheit sucht, muß kein Vaterland haben!" sagt irgend ein Bemerker der Menschen. Kein Mann von Sinn wird in Versuchung kommen, diese Aeußerung wörtlich zu nehmen. Sie will blos sagen, der Wahrheitsforscher in jeder Rücksicht müsse von äußern Verhältnissen, die ihm Parteilichkeit einflößen könnten, abstrahiren und ohne Leidenschaft die Dinge, wie sie sind, betrachten und darstellen. Ich glaube in folgendem Aufsatze dieses befolgt zu haben, welches mir um so leichter ward, da wirklich jede Heftigkeit und Einseitigkeit des Parteigängers außer meinem Charakter liegt. Freilich darf ich wol schwerlich hoffen, durch meinen Beitrag zur Geschichte den warmen Beifall irgend einer Partei zu erhalten; es ist dieses aber auch nicht meine Absicht. Wenn der künftige pragmatische Geschichtsforscher aus demselben nur einige Belege für Wahrheit ziehen kann, so ist die Bekanntmachung dieser Blätter gewiß nicht ohne Nutzen. Diese Form habe ich beibehalten, weil es wirklich die ursprüngliche war, ob ich gleich damals noch nicht an den Druck dachte.

Die Gründe, welche mich zur Bekanntmachung bestimmten, will ich offenherzig ganz kurz angeben.

Erstlich wünschte ich meinem erschlagenen Freunde, dem Major Igelström, nach meinem Vermögen ein Todtenopfer zu bringen; zweitens meinem ehemaligen Wohlthäter öffentlich die Gefühle meines warmen Dankes auszudrücken, und sodann glaubte ich mehrern guten harmonirenden Seelen nicht ohne wohlthätige Teilnahme meine Empfindungen über verschiedene Gegenstände sagen zu können. Ich erwähne nicht der Aufmunterung mehrerer Freunde, die vielleicht aus warmer Anhänglichkeit für den Verfasser mehr äußerten, als der strengere Aesthetiker vertheidigen kann.

Ueber die Gedichte darf ich nichts sagen, wenn sie nicht ihre eigene Apologie sind. Erinnerungen von competenten Kritikern sind mir billig so willkommen, als sie einem Manne von Bescheidenheit, der selbst nichts weniger als Literator ist, und der seine Mängel sowol als sein etwaniges Gute zu fühlen gewohnt ist, irgend nur sein können. Incompetente sollten zur Ehre unserer Philosophie und unsers Geschmacks billig nicht Richter über irgend ein Werk sein. Es ist die Gewohnheit auch unserer besten Kritiker, zuweilen durch ganz lieblose Ironien und bittere Seitenhiebe ihren Mann zu mißhandeln. Der Kritiker ist Richter; dem Richter geziemt Würde, und desto mehr Würde, je mehr der Delinquent Verdammung verdient. Bloße Darstellung des Fehlerhaften, Geschmacklosen, Lächerlichen und Unsinnigen ist gewiß hinreichend und läßt den Leser weit heller sehen als die angelegte Momusmaske. Kein gutmüthiger Kritiker wird den Leser auf Kosten eines armen Schachers belustigen. Der schlechte Scribent ist schon hinlänglich durch die Verachtung des Publicums und die Sarkasmen jedes witzigen Individuums bestraft. Ich hoffe Verzeihung wegen dieser Expectoration und gebe sie jedem Edeldenkenden zur Beherzigung. Freilich, freilich ist es schwer, unter der Sündfluth von schlechten Producten beständig ernsthaft zu bleiben; aber es ist überhaupt auch schwer, Kritiker zu sein.

Der Verfasser.

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Amicus Plato, amicus Socrates; sed magis amica veritas.

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Sie verlangen von mir, lieber Freund, eine richtige Beschreibung der letzten sehr wichtigen Vorfälle dieses Jahres in Polen und erwarten in derselben etwas sehr Authentisches und Vollständiges; weil ich, wie Sie sagen, selbst Augenzeuge und einigermaßen Mithandler gewesen sei. Bedenken Sie aber – denn Sie kennen ja meinen Charakter in dieser und mehrern andern Rücksichten ziemlich – daß ich bei meiner Sorglosigkeit in Ansehung aller Dinge, die nicht strict zu meiner Pflicht gehören, gar nicht sehr zum genauen Bemerker und also ebenso wenig zum Geschichtschreiber geschickt bin, und daß ein Subaltern im Militär und Civil nur sehr wenig sehen, also nur sehr wenig selbst beurtheilen und verbürgen kann! Indessen, da die Sache doch für jeden Menschenbeobachter wichtiges Interesse haben muß und jeder der öffentlichen und Privaterzähler vielleicht seinen eigenen persönlichen Gesichtspunkt hat, so will ich, Ihren Wunsch zu erfüllen, so viel mir im Ganzen bekannt ist, Ihnen mittheilen; und Sie können Sich gewiß darauf verlassen, daß ich Ihnen nichts vortragen werde, wovon ich nicht entweder selbst Augenzeuge war, oder wofür ich nicht sonst giltige Bürgschaft habe. Seit langer Zeit kennen Sie meine Aufrichtigkeit, Unparteilichkeit und feste Wahrheitsliebe; Sie wissen, daß ich ohne alle Rücksicht immer mein Urtheil sage, auch wenn ich mir wol gar Nachtheil und Gefahr dadurch erwerbe. Ich bin ein ehrlicher Mann, der ohne Vorurtheile zu sehen glaubt, der seinen Satz hält, so lange er ihm Wahrheit ist, und gern den Irrthum verläßt, sobald ihn eine bessere Ueberzeugung führt. Mäßigkeit und Mäßigung sind der Charakter des vernünftigen Mannes im Physischen und Moralischen, und ich hoffe, Sie sollen ihn auch in meinen Schilderungen nicht vermissen.

Der letzte Nationalaufbruch der Polen war wol eine ganz natürliche Folge der Dinge, wenn man überlegt, wie unerwartet durch unglückliche Conjuncturen, Anarchie im Innern, Machinationen von allen Seiten, Zwist und Niederträchtigkeit seiner Bürger der Staat wieder den schönsten Theil seiner Provinzen verloren hatte. Der Schmerz des Verlustes, die Gemüthsstimmung aller noch Übriggebliebenen, die allgemeine politische Gährung durch ganz Europa, der Revolutionsgeist mehrerer Provinzen, die Verzweiflung der letzten Patrioten bewaffnete in einem unglücklichen Augenblicke den ganzen Rest der Nation zu einem Riesenkampfe, von dem man voraussehen konnte, wenn er ohne sichere Berechnung fremder Höfe unternommen war, daß er das Ende nehmen mußte, welches er wirklich genommen hat. Das Mißvergnügen war natürlich schon allgemein und die Gährung groß, als ich am Anfang des Jahres 1793 unter dem General Igelström in Warschau mit ankam, und stieg täglich höher, so wie die politische Lage der Nation täglich kritischer wurde und ihr Groll täglich tiefer wurzelte. Der Grodnoer Reichstag erzeugte ein fürchterliches Schweigen, bedeutungsvoll wie die Stille vor dem Ausbruch eines nahen Orkans. Es war freilich ein großer Streich, den die Nachbarn nur unter der damaligen Lage der Dinge wagen und durchsetzen konnten, und bei dem es noch unbegreiflich ist, wie die übrigen Nachbarn, die ein näheres oder entfernteres Interesse dabei haben mußten, so ruhig zusehen konnten, als ob man eine Landkarte des Mondes verfertigte. "Die Engländer werden in Kurzem wahrnehmen," sagte mir damals ein vernünftiger gemäßigter Pole, "welchen Verlust ihr Handel dadurch leiden wird, und die Holländer hängen nun geradezu von der Gnade des Königs von Preußen ab; denn anstatt des Kriegs kann er sie nur mit Hunger überziehen, indem er ihnen seine Provinzen sperrt, die ihre Brodmagazine sind." Die politischen Aspecten haben sich seitdem zwar ziemlich verändert, es scheint mir aber immer noch viel Wahres in dem Urtheil zu liegen.

Alles war wider Vermuthen von außen stille, und die Polen schienen sich ihrem Schicksale ergeben zu haben; aber das Feuer glomm unter der Asche, und eine Menge hitziger Rädelsführer fachte es von Zeit zu Zeit an, damit es nicht erlöschte. Es ist weder meine Pflicht noch meine Absicht, das Betragen der politischen Feinde Polens zu rechtfertigen, ob ich gleich glaube, daß es nicht schwer sein würde, eine hinlänglich giltige Apologie, wenigstens in Rücksicht des Hauptverfahrens zu machen, da die Principien der Politik und der Völkerverhältnisse ganz verschieden sind von den Principien der innerlichen bürgerlichen Gerechtigkeit, und der Ausgang gezeigt hat, daß Rußland wirklich sehr viel von Polen zu fürchten hatte. Denn hätte die polnische Nation vor 30 Jahren den Muth und die Geschicklichkeit gehabt, bei glücklichen Conjuncturen sich aus ihrer alten Anarchie mit solcher Energie herauszuarbeiten, so dürfte das politische Verhältniß der Mächte Europa's jetzt vermuthlich anders sein. Erhaltung und Sicherstellung seines Vaterlandes ist des Politikers erstes Gesetz, und wenn dieses nicht anders bestehen kann als auf Kosten Anderer, von denen der Staat zu fürchten hat, so ist ihre Beeinträchtigung keine Ungerechtigkeit; denn die Gefahr abwarten, hieße hier oft so viel, als sich ins Verderben stürzen. Dieses ist, däucht mich, das einzige wahre Princip, nach welchem jedes politische Verfahren beurtheilt werden muß, gleich weit entfernt von der Engbrüstigkeit des kleinlichen Stubenmoralisten und dem weit ausgedehnten abscheulichen droit de convenance, das jedes politische Verhältniß untergraben würde. Keinem braven Polen ist es zu verdenken, daß er in der Leidenschaft seine Nachbarn haßte; denn bei der Trauer seines Vaterlandes, in welche es durch sie war gestürzt worden, konnte er sie nicht lieben; und immer verdient Derjenige mehr Hochachtung, der an der Spitze seiner Mitbürger auf den Ruinen seines natürlichen Erbgutes edelmüthig focht und im Kampfe fiel, als der Miethling, der sich knechtisch in den fremden Antichambern herumtrieb und in Untertänigkeit um einen Gnadengehalt bettelte. Man darf nur an das innere Ehrgefühl aller braven Männer, selbst in Berlin und Petersburg appelliren, und man hat Verzeihung, daß man dieses laut zu sagen wagt.

Eine nähere Veranlassung zur Aeußerung allgemeiner Unzufriedenheit war der Unwille, den die Kaiserin nach Zurückberufung ihres Ambassadeurs, des Baron Siewers, durch ihren neuen Gesandten, den General en Chef Igelström, der Nation im Conseil permanent bekannt machen ließ, daß der Reichstag noch das Tragen des Militärbandes erlaubt hatte, welches man den Officieren im vorigen Feldzuge zur Belohnung ihres Wohlverhaltens ertheilt. Inwieweit dieser Unwille hinlänglich gegründete Ursache hatte, kann ich in meiner eingeschränkten Sphäre nicht beurtheilen; man gab nach, bat, ließ das Tragen des Bandes untersagen und es durch die Gesandten selbst denjenigen Officieren abfordern, die nicht mehr im Lande waren. Alles schien ruhig, wenigstens zu ohnmächtig, um etwas zu unternehmen, als von Petersburg das freilich natürliche und notwendige, aber nichtsdestoweniger verhaßte Project der Reduction der Nationaltruppen ankam. So lange man es blos mit Hofleuten zu thun hat, kann man durch Politik, Feinheit, Ansehen, List oder Cabale eine Menge Dinge durchsetzen; wenn man aber Leute antastet, welche Waffen tragen, die sie mit Ehren zutragen glauben, – und welcher Soldat glaubt dieses nicht? – so wird die Sache jederzeit ernsthafter. Man mochte noch so viel beweisen, daß die nunmehrigen Einkünfte der Republik nicht mehr als höchstens 15,000 Mann bezahlen könnten, Alles war taub vor Unwillen, und der alte Muth erwachte noch einmal. Allerdings war die Maßregel Rußlands etwas hart, und vielleicht wären andere gelindere Mittel gewesen, die Truppen bis zur bestimmten Zahl herunterzubringen, ohne Gewalt zu brauchen; denn 26,000 Mann legen nicht sogleich auf die erste Aufforderung gutwillig ihr Gewehr aus der Hand, zumal wenn sie Vorrath von Artillerie haben und noch keine hinlängliche Uebermacht in der Nähe sehen, die sie dazu zwingen könnte. Hätte man Abschied gegeben Allen, die ihn haben wollten, Urlaub, wer ihn begehrt hätte, alle Werbungen und Complettirungen eingestellt, so wäre, ich bin versichert, in zwei Jahren, mit Einrechnung der gewöhnlichen Mortalität, die Armee ganz sanft bis auf 12,000 heruntergeschmolzen, und ich glaube, die übrige politische Lage hätte wol diese Langsamkeit erlauben können. Aber die größte Schwierigkeit war, die Officiere zu befriedigen, von denen der größte Theil von dem kleinen Adel und arm war, eine andere beträchtliche Anzahl ihre Stellen ehemals gekauft und ihr Vermögen an ihre Corps gewendet hatte, so daß fast allen die Armee die letzte Ausflucht war. Das Feuer lief von Provinz zu Provinz; Alles weigerte sich, die Waffen niederzulegen. In Lithauen machte man Anstalt zur Gegenwehr; schon war hier Alles unsicher. Die Truppen suchten Vereinigungspunkte, die Edelleute bewaffneten ihre Bauern und Flurschützen, und die russischen Transporte fingen an, über Königsberg durch Preußen zu gehen. Der General Igelström fing an, das Bedenkliche seiner Lage zu sehen und um Verstärkung der Truppen zu bitten. In Petersburg, wo man mit sehr weniger Mannschaft überall zu imponiren gewohnt war, fand man die Sache vermuthlich anfangs sonderbar. Man wollte die Reduction beschleunigen, und Madalinsky machte den Anfang zum Aufbruch, indem er sich mit seiner Brigade aus der Gegend von Ostrolenka wegzog, nicht weit von Warschau über die Weichsel setzte, mit vieler Geschicklichkeit zwischen dem russischen und preußischen Cordon hinging, die kleinen Posten sprengte und sich nach einigem Verluste bei Krakau mit Kosciusko vereinigte, der unterdessen aus Deutschland angekommen war, schon die ganze Woiwodschaft in Insurrection gesetzt, die Conföderationsacte gemacht und heftige Manifeste ausgefertiget hatte. Die Russen, welche den Posten hatten, wo Madalinsky durchging, waren zu schwach, ihm die Passage zu wehren, und die preußischen Commandos, welche noch kleiner und fast nur für bürgerliche Sicherheit waren, wurden aufgehoben, vertrieben oder niedergehauen. Der russische Obristlieutenant Likustchin hatte sich mit seinem einige hundert Mann starken Corps schon aus Krakau herausgezogen, sich auf der Retirade gegen eine große Uebermacht lange hartnäckig vertheidigt und war endlich zu einem kleinen Corps gestoßen, das von Lublin zu seiner Unterstützung herbeieilte. Die Sache fing an, ernsthaft zu werden. Der General en Chef Igelström beorderte die Generalmajore Tormasow und Rachmanow in die Gegend nach Krakau mit einigen Bataillonen Infanterie und einigen Escadronen Cavallerie; der Generalmajor Denisow stieß mit seinen Truppen von der andern Seite dazu und übernahm als der Aelteste das Commando. Kosciusko hatte sich unterdessen in und bei Krakau formirt. Sein Corps bestand mit Inbegriff der mit Piken und Sensen bewaffneten Bauern nach dem Rapport des General Tormasow aus ungefähr 8000 Mann. Denifow verzögerte aus mir unbekannten Ursachen den Angriff und detachirte endlich, als Kosciusko den Weg nach Warschau einschlug, den General Tormasow mit ungefähr 2000 Mann, um ihm den Weg zu verrennen, und versprach, sobald Tormasow den Feind en front angreifen würde, ihn in die Flanke zu nehmen. Kosciusko kannte die Gegend vortrefflich. Tormasow war unvermerkt in einer Lage, wo er entweder angreifen mußte oder in einigen Minuten angegriffen worden wäre. Die Zahl der Feinde war nach russischen Kriegsbegriffen eben nicht so sehr ungleich, da man oft in den Türkenkriegen einen siebenfach stärkern Feind herrlich geschlagen hatte. Er wählte die Attake. Die Russen griffen wie gewöhnlich mit Ordnung und Nachdruck an; die Polen fingen an zu weichen. Kosciusko formirte Colonnen. Die Russen glaubten, er retirirte, und avancirten mit Hitze und einiger Unordnung; auf einmal chargirt er mit Infanterie und Cavallerie; die Pikenträger liefen wild ins Feuer. " Lespaysans armés de piques marchoient d'une contenance tout-à-fait incroyable," sind die Worte des General Tormasow. Die Russen wurden völlig geschlagen, verloren zwölf Kanonen, alle ihre Artillerie, nebst 600 Todten und Verwundeten, unter welchen ersten der brave Obristlieutenant Pustawalow war, den die ganze Armee sehr hochschätzte; auch der Obrist Muromzow wurde schwer verwundet unter den Todten auf dein Platze gelassen und gefangen. Dieses Gefecht in der Gegend von Krakau war für die Russen ein ganz unerwartetes Phänomen, für die Polen das traurige Signal der Freude, die auch in Warschau laut ausbrach. So sehr man die Bekanntmachung des Vorfalls zu verhindern suchte, so hatten doch die Polen die Nachricht zu eben der Zeit als der russische General, weil man unmöglich alle Pässe besetzen konnte und jeder Bauer den Botschafter machte. Das Gerücht vergrößerte natürlich den Vortheil von polnischer Seite unglaublich, und Personen, die sonst keinen Pöbelglauben hatten, waren wirklich überzeugt, Tormasow selbst nebst mehr als 2000 Mann seien auf dem Platze geblieben. Indessen war dieses die Veranlassung zum gänzlichen Ausbruch. Die neuen russischen Truppen, welche zur Unterstützung kommen sollten, waren noch weit entfernt und theils noch kaum ausmarschirt. Die Ukraine konnte man keinesweges entblößen, weil auch dort der Revolutionsgeist auszubrechen drohete, wie in Südpreußen wirklich geschah; und wäre Rußland so unvorsichtig gewesen und hätte von dieser Seite so viel Blöße gegeben, als von der andern gegeben wurde, so hätte leicht die Krise gefährlich werden können. Kosciusko's Verlust bei der erwähnten Action muß auch sehr beträchtlich gewesen sein, denn sonst würde er mit verstärkter Artillerie gewiß gleich darauf den General Denisow angegriffen haben, da noch Alles bei dem Corps in Verwirrung war. Der preußische General Graf Schwerin hatte schon längst versprochen, mitzuwirken; aber seine Truppen kamen nur sehr langsam zu ihren bestimmten Versammlungsörtern, waren zu schwach und zu weit ausgedehnt, indem er nur Cordons zur Sicherung der Grenze zu ziehen suchte. Es waren so wenig Truppen in Südpreußen, daß nach sehr schwacher Besetzung des Landes kaum 4000 Mann zur Unterstützung der Russen übrig blieben. In Warschau selbst fing es nun an, äußerst bedenklich zu werden; von allen Seiten entdeckte man gefährliche Conventikel und Missionen in den Provinzen, an einigen Orten fertige Munition unter den Bürgern. In der Residenz hatte ein Theaterstück unter dem Titel "Die Krakauer" den Enthusiasmus zu einer seltenen Höhe getrieben. Das Stück ist national und behandelt eine Zänkerei der Landleute dortiger Gegend mit einer seltenen Kunst. Der russische Gesandte hatte zuerst Einwendungen gegen die Vorstellung; da aber der Marschall, Graf Moschinsky, selbst versicherte, daß nichts Anstößiges darin enthalten sei, so wurde es aufgeführt. Der Verfasser, Herr Boguslawsky, der mit den Leidenschaften der Menschen wie mit Federbällen spielt und ebenso sehr Patriot als Schauspieler war, hatte in dem Stücke selbst und in der Vorstellung seine ganze Kunst erprobt. Es ist eine Mischung von Drama, Singspiel und Ballet, mit der größten Feinheit durcheinandergewebt; die Musik ist schwärmerisch, theils eigenthümlicher Volksgesang, theils aus den besten ausländischen Stücken kaum merkbar zusammengenommen; man mußte sehr kalt sein, um nicht zum Enthusiasmus mit hingerissen zu werden. Ich selbst habe der dreimaligen Vorstellung zweimal beigewohnt und muß bekennen, nie habe ich größere, tiefere, bleibendere Eindrücke wahrgenommen und selbst gefühlt. Die politische Beziehung in dem Stücke war sehr entfernt und nichtsbedeutend; aber es war Nationalsache. Einige der ersten Schauspieler waren höchst wahrscheinlich in dem Verständnisse; denn sie sangen sogleich zu den Arien Varianten, die denn freilich bald den eigentlichen Text verdrängten und mit Jubel wiederholt wurden. Diese Varianten kamen schnell von dem Theater unter das Volk, und die Geschichte bei Krakau machte ganz Warschau zu Opernsängern. Selbst die russische Militärmusik spielte die Lieblingsarien aus der Lieblingsoper. Nun ließ der russische General, da er die Sache erfuhr, die Vorstellung untersagen; aber sie war dreimal gegeben worden und hatte ihre Wirkung gethan. Das Ballet "Die Werber", welches dem Stücke immer zum Schlusse folgte, war unter jeder andern Conjunctur ebenso unschuldig und jetzt ebenso bedeutend und hatte das nämliche Schicksal. Ein dumpfes Murren lief anfangs durch das Publicum, dann wurden die Pasquille häufiger und kecker, und bald fing man an, laut zu drohen.

Der General Igelström detachirte gleich nach der unglücklichen Geschichte bei Krakau noch mit einigen Bataillonen und Escadronen den Generalmajor Grustchow, um bei der Piliza Posten zu halten und in Verbindung mit dem preußischen Corps unter dem General Trenk die Bewegungen des Kosciusko zu beobachten und ihm den Uebergang über die Piliza zu verwehren. Dieses kleine Corps ist in der Folge vielleicht die Ursache gewesen, warum der glückliche Ausgang der Waffen so schnell für die Alliirten war.

Denn hätte der General Grustchow mit demselben die Polen unter Kosciusko nicht so lange durch seine gute Position und geschickte Vertheidigung aufgehalten und dadurch die Vereinigung der Preußen und Russen möglich gemacht, so hätte leicht das nachherige Treffen bei Czechoczin anders ausfallen und die folgenden Begebenheiten eine andere Gestalt gewinnen können. In Warschau hatte der General Igelström alle Anstalten zu einem eventuellen Ausmarsch getroffen, um selbst mit Kosciusko zu schlagen, sobald er sich der Gegend von Warschau nähern würde, wo er dann das Grustchow'sche Corps mit den Preußen, die in der Gegend standen, würde an sich gezogen haben. Die Bagage mit der Feldapotheke war zu der Wagenburg an der Weichsel beordert, und die Bataillone sollten nichts mit sich nehmen, als nur was zum Schlagen nöthig war. Ich habe selbst mehrere Tage vor den blutigen Tagen in Warschau mit dem General Pistor bis nach Mitternacht gearbeitet, indem der General Igelström die preußischen Generale so schnell als möglich in Verbindung zu einem Zwecke mit den Russen zu setzen suchte und ihnen die Absichten und Vereinigungspläne mittheilte, die er damals für nothwendig und ausführbar hielt. Die Sachen waren allerdings für die Russen sehr mißlich. Von allen Seiten waren wir von einem zahlreichen polnischen Militär umgeben, das sich vereinigt in Insurrection gesetzt hatte. Auf die preußische Unterstützung war so geschwind nicht zu rechnen, da in Südpreußen so wenig Truppen lagen. Ueberhaupt scheint man die Polen in mancher Rücksicht etwas zu wenig geachtet zu haben. Freilich ließ ihr voriges Benehmen nicht sehr auf eine künftige Energie schließen; aber der Erfolg ist hier, wie sehr oft, Beweis, daß man vom Vergangenen auf das Künftige nicht immer sicher schließen kann. Die Polen in Warschau hatten unstreitig Nachricht von den meisten Maßregeln des russischen Generals; und wie hätten sie diese nicht haben sollen, da sie dieselben nothwendig aus seinen öffentlichen Demarchen abnehmen konnten? Denn Truppenmärsche und Transporte können nicht so unbemerkt geschehen, wo Jedermann mit Mißtrauen den Andern beobachtet. Es war für Polen und Russen periculum in mora.

Immer habe ich als Militär mich gewundert, da man mit den Polen auf eine solche Weise verfahren war, daß man sie in dem Besitz ihres Arsenals gelassen hatte. Ob es Befehl des Petersburger Hofes oder eigene Maßregel des General Kochowsky war, kann ich nicht bestimmen. Der General Igelström beobachtete sehr gewissenhaft die nämliche Mäßigung und ließ keinen einzigen russischen Posten mit Kanonen in die Nähe des Zeughauses stellen; woraus ich ohne Zweifel den richtigen Schluß ziehen kann, daß die Absichten der Kaiserin mit Polen blos zu ihrer eigenen Sicherheit und keineswegs für die Republik letal waren. Nach der Action bei Krakau soll der General Igelström sich endlich entschlossen haben, sich des Arsenals am Charfreitage zu bemächtigen, ehe er die Stadt verlassen wollte. Ich bin davon nicht gewiß unterrichtet, ob ich gleich als einer seiner Officiere in seinem Palaste wohnte, da ich nur zu deutschen Geschäften, nicht aber zu russischen Arbeiten gebraucht wurde und man bei einer solchen Unternehmung, nach der Klugheit, der Mitwissenden bis zum Punkt der Ausführung so wenig als möglich zu haben pflegt. Wahrscheinlich ist mir das Gerücht, weil ich es militärisch consequent finde; denn welcher General hätte wollen aus der Stadt rücken und den Feinden wahrscheinlich eine solche Menge Geschütz und Munition hinterlassen? Ob sich Warschau gleich noch nicht erklärt hatte, so war doch bei der ersten Entfernung der Russen seine Erklärung gar nicht zweifelhaft.

Die Polen hatten die gräßlichsten Dinge von den Russen ausgestreut und alles Mögliche gethan, um selbst Absurditäten glaublich zu machen. Man hatte dem dummen Volke aufgeheftet, man wolle ihnen allen am heiligen Freitage die Hälse abschneiden, Kanonen vor die Kirchthüren führen und so Alles niederschießen; man hatte sich der Beichtstühle bedient, um diesen Unsinn zu verbreiten und die enthusiastische Bigotterie des Pöbels zu bewaffnen. Es war gelungen; und wer es nicht glaubte, hatte wenigstens nicht viel dawider, daß es geglaubt wurde. Wenn Kosciusko selbst daran Antheil gehabt hat, welches ich zu seiner Ehre noch nicht glauben will, so hat er zu sehr verächtlichen, unhaltbaren Mitteln seine Zuflucht genommen. Der General Igelström schien den Nationalcharakter für zu leichtsinnig und kleinmüthig zu halten, als daß er hier etwas sehr Ernsthaftes hätte befürchten sollen; doch waren seine Maßregeln von allen Seiten mit Vorsicht genommen. Die Bataillone sind einen ganzen Monat nicht aus dem Leder gekommen, und wir selbst haben mehr als vierzehn Tage im Mantel auf dem Fußboden seines Vorzimmers geschlafen. Seine Briefe an die unter ihm commandirenden Generale in den Provinzen waren zwar voll Vertrauen, aber nicht sorglos.

Das Blutbad brach den grünen Donnerstag aus. Die Polen glaubten das Prävenire wählen zu müssen. Ungefähr 4000 Mann polnisches Militär befand sich in Warschau, für welches ihre Chefs mit ihren Köpfen zu bürgen versprachen. Leider war dieses ihr nachheriges Schicksal; aber ihre Bürgschaft half den Russen nichts. Das Verständniß war nur unter einigen kleinen Officieren von der Krongarde zu Fuß und zu Pferde und von der Artillerie, kaum unter einigen Hunderten Gemeinen und einigen hunderten der unternehmendsten Köpfe von der Populace. Sehr wenige Stabsofficiere entschlossen sich, Partei zu nehmen. Die Subalternen führten ihre Compagnien, als ob es zum Exercierplatz ginge, und Alles gewann bald ein ziemlich wohlgeordnetes Ganze. Um Mitternacht brachten die Kosacken schon Rapport von häufigen Bewegungen. Die Mir'sche Cavallerie that früh ungefähr um fünf Uhr den ersten Angriff auf einen russischen Posten von zwei Kanonen nicht weit vom eisernen Thore hinter dem sächsischen Palaste, war glücklich in schneller Ueberraschung, hieb den größten Theil der Leute nieder, vernagelte die Kanonen, und bald lief das Feuer durch die ganze Stadt. Die Russen waren sogleich auf ihren bestimmten Posten, aber Alles war noch wie in einer fremden Welt und wußte so wenig von der Absicht der Andern bei dem Lärm, daß russisches und polnisches Militär noch mit Honneurs vor einander vorüberzogen. Mit vieler Geschicklichkeit hatten die Polen, welche natürlich die russischen Posten wußten, die verschiedenen Commandos abgeschnitten. Nun gab es erst Erklärungen, und in Kurzem war Alles im Feuer. Die Polen öffneten das Zeughaus und führten ihre zahlreiche ziemlich wohlbediente Artillerie heraus und fingen an, aus allen Kräften mit derselben zu arbeiten. Bis ungefähr um zehn Uhr war das Gefecht noch sehr furchtsam von Seiten der Polen, indem die Populace sich noch scheute, sogleich thätig Partei zu nehmen. Aber um diese Stunde hatte man schon einige Officiere gefangen, einige Posten und einige Kanonen genommen, und Alles strömte nun nach dem Zeughause, um Waffen und Munition zu holen, welche man denn auch an Alle und Jede mit Vergnügen austheilte. Auch war schon an verschiedenen Orten Munition aufgeführt. Man stelle sich vor, daß von den Russen nicht mehr als 5500 Mann unter dem Gewehr standen; denn mehr waren nach allen Detachirungen gewiß nicht im Gefechte; daß fast eine gleiche Anzahl polnischer Soldaten und gewiß über 20,000 Bewaffnete aller Art gegen dieselben fochten; daß die Polen eine Ueberlegenheit in der Menge ihrer guten und wolbedienten Artillerie hatten; daß sie überall den Vortheil der Position in den engen Gassen und allen Plätzen durch genauere Kenntniß der Localität sich zu erwerben wußten; daß sie nicht von Enthusiasmus, sondern von Wuth hingerissen, blind auf den Tod liefen: nehme man dieses Alles, und man kann fast nach mathematischer Berechnung den Ausgang der Action bestimmen. Einige Bataillons der Unsrigen gingen unstreitig etwas zu frühe unter dem Commando des General Novitzky aus der Stadt, und das Ganze konnte also deswegen noch weniger einen Vereinigungspunkt gewinnen. Hätte der General Igelström am Donnerstage das ganze Unternehmen der Polen, alle ihre Vortheile und die ganze augenblickliche Lage der Seinigen gekannt, ich bin versichert, er würde nicht mit Hartnäckigkeit die Stadt haben behaupten wollen, da ihm der Rückzug noch frei stand. Aber Mangel an Communication ließ selbst den commandirenden General nur einen Theil der Geschichte übersehen, und diese Communication war unter den Umständen gar nicht so leicht, als Mancher wol glauben dürfte. Es wurden viele Couriere erschossen oder gefangen, die von einem Posten zum andern geschickt wurden. Das Gefecht dauerte mit abwechselndem Glücke den ganzen Donnerstag fort. Eine offene Feldschlacht ist nach dem Zeugniß aller alten Officiere ein Spielwerk gegen eine solche Mönchsklepperei, wo der ehrliche Kerl aus dem Winkel niedergeschossen wird, ohne einen Feind zu sehen. Die Schüsse flogen von den Ecken, aus den Kellern, aus den Fenstern, über die Mauern, von den Dächern; und von unten und oben und von allen Seiten und überall war Tod, und Niemand zeigte sich. Ungefähr siebzig Kanonen von verschiedenem Kaliber arbeiteten ohne Aufhören durch die Plätze und Gassen der Stadt; bald drängten die Russen, bald die Polen. Das Ricochet der Kartätschen rasselte grell von einer Mauer zur andern und schlug nieder, was die geraden Kugeln nicht fassen konnten. Schon waren die Straßen mit Leichen bestreut. Man konnte schon deutlich sehen, daß wir uns unmöglich würden halten können. Die Nacht brach ein; das Postengefecht dauerte fort. An allen Ecken und Plätzen der Stadt arbeitete das Geschütz, und das kleine Gewehr machte von allen Quartieren eine grelle Musik während der Pausen. Die Nacht war furchtbar schön. Der Himmel schien sie gemacht zu haben, um den Menschen Spielraum zu ihrer Thorheit zu geben; mit glänzender Ruhe blickte der Mond auf den Wahnsinn der Elenden herab. Die beiden Abende werden lange, vielleicht immer ihr Bild in meiner Seele lassen; es ist groß und schrecklich. Der ferne und nahe Donner der Stücke, der sich fürchterlich dumpf durch die Straßen brach, das Geklätter der kleinen Gewehre, der hohle Ton der Lärmtrommeln, der Todtenlaut der Sturmglocken, das Pfeifen der Kugeln, das Heulen der Hunde, das Hurrahgeschrei der Revolutionäre, das Klirren ihrer Säbel, das matte Aechzen der Verwundeten und Sterbenden: nehmen Sie dieses Alles in der tiefen, hellen, herrlichen Mitternacht, und vollenden Sie das Gemälde nach Ihrem eigenen Gefühl! Ich vergaß unter der Größe des meinigen der Gefahr und freute mich, einige Augenblicke bei der schaurigen Scene gegenwärtig zu sein. Schon den Donnerstag Nachmittag waren die Polen in das Hintertheil des Igelströmischen Palastes, wo der Ingenieurgeneral von Suchteln stand, einmal eingedrungen und hatten aus demselben alle Hofzimmer, unter denen die Gesandtschaftskanzlei war, mit ihren Kugelbüchsen zerschossen, wurden aber nach einer Stunde wieder daraus vertrieben. Von allen Seiten wurde der Palast gedrängt und schon gegen fünf Uhr Abends das hintere Thor, welches die Polen mit Gewalt zu erbrechen suchten, verrammelt und der Thorweg mit todten Pferden vollgeführt. Zu verwundern war es, daß nichts Feuer fing, indem das Schießen von beiden Seiten so heftig war, daß man vor Dampfe keine Hand breit im Hofe sehen konnte. In der Nacht selbst gab der General die Hoffnung auf, sich länger halten zu können. Die Zeit eines glücklichen Rückzuges war verstrichen, und nun dachte man blos auf Rettung. Der General schickte verschiedene Officiere als Couriere zu dem damaligen Brigadier Mokronowsky, der an der Spitze der Revolutionäre stand, um wegen des Auszugs zu verhandeln, aber keiner kam zurück; und wenn man auch dieses Verfahren der Polen mit der allgemeinen Verwirrung entschuldigen wollte, da man ihnen durch die Wuth des Pöbels keinen sichern Rückweg schaffen konnte, so ist doch das folgende Benehmen der Herren, die durchaus mit ihren Kanonen Gerechtigkeit predigen wollten, sonderbar genug, indem man alle diese Officiere, unter welchen selbst der Brigadier Bauer sich befand, hernach als Kriegsgefangene behielt, da sie doch auf Treu' und Glauben mit Trompetern gekommen waren; eine von den vielen Inconsequenzen, die man in der ganzen Geschichte findet! Der General Igelström schaffte sich endlich mit ungefähr vierhundert Mann, nachdem er sich im engsten Gedränge noch bis den Freitag Nachmittag geschlagen hatte, mit Gewalt nach der Seite von Povonsk einen Ausweg. Hätten die Polen Disposition und Entschlossenheit genug gehabt, so wären wenige Russen durchgekommen, gestehen selbst einige wackere Officiere von den Unsrigen, die bei der Retirade waren; aber die Russen fochten wie Russen. Die Grenadiere wiesen jeden Vorschlag und Zuruf, sich zu ergeben, mit Verachtung zurück und sagten: ihre Bajonnete würden ihnen schon Durchgang verschaffen. Auch schleppten sich wirklich Schwerverwundete unter dem heftigsten Feuer von allen Seiten bis vor die Stadt hinaus, wo sodann die herbeieilenden Preußen ihren Rückzug deckten. Ich hatte das Unglück, da ich eben einen schwer verwundeten Kameraden, den ich schon einige Mal besucht hatte, auf noch einige Augenblicke sehen wollte, in der Eile zurückgelassen, abgeschnitten, von einem Ort zum andern getrieben und endlich gefangen zu werden. Was seit der Zeit im Felde vorgegangen ist, kann ich nicht als Augenzeuge, sondern nur durch Nachrichten und aus der Wirkung wissen, die es auf Warschau hatte; und auch dieses nur unzulänglich, da unsere Gefangenschaft so enge war, daß wir Criminalverbrechern ziemlich ähnlich sahen.

Erlauben Sie mir hier einige freimüthige Bemerkungen über den Charakter des General Igelström, der zu seinem Unglücke im Kriege nun auch, wie gewöhnlich, das Unglück gehabt hat, unter die Geißel des tausendköpfigen Publicums zu gerathen! Es war kein Schimpf, keine Schmähung, mit welchen man nicht nach der Katastrophe über ihn herstürzte, und selbst einige seiner Officiere, wovon ihm einige wohl Verbindlichkeiten hatten, und die doch nichts weniger als competente Richter über Verdienste überhaupt waren, vergaßen die Ehre des Dienstes und ihre eigene so weit, daß sie reichlich in dergleichen häßliche Tiraden mit einstimmten. Sie kennen mich gewiß nicht als Schmeichler; ein Mann, der in der Welt so ganz ohne Furcht und Hoffnung lebt wie ich, hat nicht nöthig, Dinge zu sagen, die er nicht fühlt und denkt. Sie können also Alles, was ich von dem General zu sagen wage, gewiß als das Zeugniß eines rechtschaffenen Mannes vor dem strengsten Gerichte, wenn Sie wollen, selbst vor den Augen der Welt nehmen. Man beschuldiget ihn des Stolzes gegen seine Untergebenen und noch mehr gegen die Polen und der Härte gegen beide. Ich habe kein Beispiel gesehen, das die Anklage rechtfertigte, aber wohl an mir und Andern mehrere vom Gegentheil. Es haben wenige Officiere in ihren Verhältnissen so viel unter ihm zu arbeiten Gelegenheit gehabt als ich; ich bin kein Mann, der sichtliche Verachtung von Jemand ganz ruhig vertrüge, auch wenn er die rechte Hand eines Monarchen wäre; ich kann mich aber auch nie erinnern, daß er je mein Ehrgefühl, welches ich für sehr fein halte, beleidiget hätte. Strenge ist er und ziemlich heftig; dies hat bei Leuten, welche nicht genau unterscheiden oder absichtlich nicht genau unterscheiden wollen, vielleicht Anlaß zu der ersten Beschuldigung gegeben. Ich bin weit entfernt, Heftigkeit zu rechtfertigen; nur das Temperament ist dafür einige Apologie, und der General zeigte dieses Gefühl sehr deutlich, indem er jederzeit geflissentlich durch irgend einige verbindliche Worte es wieder gut zu machen suchte. Mehr Genugthuung erlauben die Verhältnisse nicht, und der Mann von Herz und Kopf, der die Dinge richtig sieht, ist damit zufrieden. Aber manche Herren mögen es immer noch ihrem Schicksale danken, daß sie mit einem heftigen Verweise durchgekommen sind; denn wenn ein Officier im Dienste Dinge vorbringt, die sich nicht so verhalten, oder gar geradezu wider Pflicht und Ehre gehandelt hat, so muß er es wirklich für ein Glück halten, wenn der General es bei dieser Strafe bewenden läßt und ihn nicht der Strenge der Kriegsgesetze überliefert. Wenn ziemlich angesehene Polen sich zuweilen gefallen lassen mußten, mit russischen Officieren, unter denen auch wol Generale sich befanden, im Zimmer des russischen Ministers und commandirenden Generals zu bleiben, während er im Cabinet mit einem fremden Gesandten sprach oder an seine Monarchin schrieb oder selbst in den Geschäften ihres Königs arbeitete, so waren sie wol nicht berechtiget, dieses für eine Erniedrigung anzusehen. Man überdenke die Menge der politischen und militärischen Geschäfte, die alle auf seinen Schultern ruhten, und die er alle mit gewissenhafter Pünktlichkeit selbst zu besorgen bemüht war, so wird man leicht begreiflich finden, daß dieses Verfahren nicht Vernachlässigung, sondern Notwendigkeit war. Ich erinnere mich, daß er sich einst deswegen selbst gegen seine Officiere mit vieler Güte entschuldigte, indem er scherzhaft sagte: "Pardonnez, Messieurs, cette semaine le Ministre a mangé le Général!" Manchmal hat er die langen Klagen ganz gemeiner Leute mit seltener Geduld angehört, welche sich bei dem Hauptcommandeur beschwerten, daß die Kosacken ungefähr ein Dutzend Kohlköpfe gestohlen hatten, und die Untersuchung und Bestrafung der Thäter sodann selbst befohlen. Wenn nun der General en chef auf diese Weise es nicht unter seiner Würde hält, zuweilen die kleine Polizei der Armee selbst zu besorgen, so darf man ihm wol nicht übertriebenen Stolz vorwerfen. Man schildert ferner sein Verfahren als durchaus unerträglich und eigenmächtig; ich weiß aber gewiß, daß die Monarchin bis zur letzten Stunde Alles gebilligt hat; also konnte er nichts eigenmächtig vorgenommen, nichts über, wenigstens nichts wider seine Instruction gethan haben. Der Vorzug und die Auszeichnung, die er einer gewissen Person erwies, ließ ihn nie seine Pflichten vernachlässigen; und die Gefälligkeiten, die er für sie hatte, waren an einem Orte wie Warschau gar nichts Ungewöhnliches und konnten nur in dieser Lage den Pasquillanten Stoff geben. Die Sache selbst und die politischen Verhältnisse machten seinen Posten verhaßt und gefährlich, und ich glaube behaupten zu können, wenn in dieser Verbindung Confucius Minister und Skanderbeg General gewesen wäre, so wäre die Sache zum Ausbruch gekommen. Seine Feinde wollten sogar seinen persönlichen Muth verdächtig machen; wenn aber auch sein militärischer Credit bei der Armee und dem nordischen Publicum nicht so gegründet wäre, als er wirklich ist, so würde ihn sein Betragen während der einzigen Action in Warschau schon hinlänglich gegen diesen Vorwurf rechtfertigen. Wir haben ihn immer an den gefährlichsten Stellen gesehen, wo er selbst die Warnungen seiner Officiere nicht achtete. Zwei Pferde wurden ihm erschossen, sein Rock von Kartätschen durchlöchert und sein Stock zerschlagen, da ich ihn noch sahe, und nachher bekam er noch eine Wunde im Gesicht.

Von der Disposition, welche in Warschau genommen worden war, wage ich nur furchtsam zu urtheilen, da ich sie nicht im Ganzen übersehe; indessen scheint sie doch nicht auf eine solche extreme Anstrengung aller Kräfte der Stadt, des Militärs und der Populace zusammengenommen, gemacht gewesen zu sein. Die Wegnahme des Arsenals wäre allerdings das einzige Mittel zur Behauptung der Stadt gewesen; aber dieses war in den Tagen der Revolution keine leichte Sache, auch für Russen keine leichte Sache. Die Verzweiflung und der letzte Funke des Nationalstolzes kämpfte in allen Polen. Unvermerkt hatte man vorher, wie mich ein Officier versicherte, der hernach als Gefangener einige Zeit im Zeughause saß, daselbst nach allen Gegenden verdeckte Schießscharten angebracht, wovon nur eine kleine Anzahl der Getreuesten und Entschlossensten wußten; und bei dem Angriffe hätte sich gewiß Alles nach dem Arsenal geworfen, wo wenigstens fünfzig Kanonen nach den verschiedenen Seiten bequem hätten spielen können. Die Russen hatten mit den Regimentskanonen im Ganzen nicht mehr als ungefähr 34 Stücke in der Stadt. Das russische Militär war dem polnischen kaum überlegen und noch dazu sehr von einander getrennt; ein Vortheil, den die Polen gleich anfangs gewonnen hatten. Nun stellen Sie Sich den Angriff vor; er würde mörderisch und immer zweifelhaft gewesen sein und hätte zum Ausgang vielleicht den völligen Untergang der Stadt gehabt. Der Pöbel war schon völlig bewaffnet und wüthend; sehr wenige der russischen Verwundeten wurden gerettet, wenn sie nicht zuweilen ein vernünftiger, menschlicher Mann der Raserei entriß. Nach Abzug der Bataillone unter Novitzky war es platt unmöglich. Ich will jedoch nicht sagen, daß es nicht anfangs hätte gewagt werden sollen, da bekannt ist, welche Wunder in einer solchen Krise der Russe mit seinem vortrefflichen Bajonnet zu thun im Stande ist. Die Preußen kamen zu spät an und waren viel zu schwach, um einzudringen; denn eine Verstärkung von 8000 Mann wäre den Freitag kaum hinreichend gewesen, so vortheilhaft waren die Polen überall postirt, und so groß war durch die Nothwendigkeit natürlich ihr Muth geworden, das Aeußerste zu wagen! Wolky, der den Russen mit einigen hundert Mann zur Unterstützung zuzueilen suchte, wurde mit einigem Verluste von den starken Batterien vor der Stadt zurückgeschlagen; denn diese Gäste hatte man natürlich erwartet und nur zu wohl gewußt, wie stark ihre Anzahl sein konnte. Man tadelt den General Igelström, daß er Krakau nicht stärker besetzt hatte; aber wo sollte er die Truppen hernehmen? Gewiß nicht aus der Gegend von Warschau oder aus Lithauen. Die Folge zeigt, daß dort keine entbehrt werden konnten. Die Russen hatten mit zu wenigen zu viel unternommen. Man stelle sich die ungeheuern polnischen Provinzen vor, in welchen Alles Feind war, und wo das polnische Militär allein fast immer stärker war als das russische; diese sollte ein Corps von ungefähr 25,000 Mann in Ruhe halten. Jeder darf bescheiden seine Meinung sagen. Als Militär würde ich vielleicht meine Leute in Warschau auf folgende Weise gestellt haben. Zärtliches Menagement war nach der Geschichte mit Tormasow, der lauten Aeußerung darüber in der Residenz und der allgemeinen Stimmung der Gemüther gar nicht mehr rathsam. Den größten Theil der Artillerie hätte ich auf den großen offenen Platz hinter dem Zeughause unter der Bedeckung von einigen Bataillonen gestellt; ein Bataillon auf den Commissionsplatz, einige Bataillone mit Artillerie in die Gegend der Krakauer Vorstadt, um das Schloß in Respect zu halten, welches man von da stracks zusammenschießen könnte, und den Rest, um die Pulvermagazine zu nehmen oder wenigstens nicht nehmen zu lassen. Dadurch hätte man durch die lange Gasse, durch den Commissionsgarten, durch die Meth- und Senatorenstraße überall sichere Vereinigung gehabt, und in dem Palast des russischen Generals selbst, der in der Methstraße sehr bequem lag, wäre ein sehr guter Mittelpunkt gewesen. Alle übrige Gegenden, die Brücke allein ausgenommen, die man von der Krakauer Vorstadt leicht hätte commandiren können, waren von gar keiner militärischen Wichtigkeit. Aus dem Zeughause hätte auf diese Art kein alter Säbel genommen werden können, und das Militär allein, ohne Hilfe der Artillerie und der Populace, würde schwerlich etwas unternommen haben. Ich unterwerfe diese Meinung der Prüfung aller Militäre, die genaue Kenntnisse des Localen von Warschau haben.

Den Freitag Nachmittags hatte sich also der General Igelström mit den einigen Hunderten, die er noch zusammenziehen konnte, durchgeschlagen und sich mit den Preußen vereiniget. Die Zurückgebliebenen wurden meistens niedergemacht, wenn sie nicht so glücklich waren, einem vernünftigen Militär oder sonst menschlichen Menschen in die Hände zu fallen. Ich verbarg mich im Hotel des Grafen Borch, wo mein verwundeter Freund lag, in welches ich, als ich zu den Unsrigen retiriren wollte, von einer Partei zurückgetrieben wurde. Das Gemetzel fing nun erst an, recht wüthend und grausam zu werden, da die Polen nun entschieden überall das Uebergewicht hatten und der bewaffnete Pöbel selten Gefühl für Menschlichkeit hat, und das Schießen dauerte, wiewol nicht so stark als gestern und heute Vormittag, durch die ganze Stadt fort bis ungefähr um Mitternacht, wo sodann nur unterbrochen aus kleinem Gewehr gefeuert wurde. Den Sonnabend früh fing es in einzelnen Parteien, wo sich noch die Feinde trafen, zuweilen hartnäckig wieder an, indem sich einige Rotten Russen wie Verzweifelte wehrten, hörte aber gegen den Mittag ganz auf. Denn jetzt wurde zur Ruhe geschlagen und geblasen; und hier muß ich gestehen, so groß vorher das Geschrei, der Lärm, das wilde Geschieße und verworrene Geheul bei Morden und Plündern gewesen war, so schnell war nun Alles stille; es fiel kein Schuß, kein Schlag mehr. Ich war so glücklich gewesen, vor der Wuth der besoffenen Parteien mich verborgen zu halten, indem ich wirklich in den Todesstunden, wo Keiner der Unsrigen als nur Erschlagene und Halbtodte mehr zu sehen waren, meine Retirade hinter ein großes Bollwerk alter Fässer auf einem der obersten Böden nahm. Unzählige Parteien zogen zu Mord und Raube unter und neben mir hin, recognoscirten glücklich umsonst alle Schlupfwinkel um mich her und zogen mit dem tröstlichen Fluche fürbaß: "Verdammt! hier sind keine Russen." Sie sehen, lieber Freund, daß ich sehr offenherzig erzähle, da Niemand um die Geschichte weiß als ich selbst; denn daß ich die Nacht vom Charfreitag zum heiligen Sonnabend ganz ruhig hinter einer Batterie Tonnen auf einem der höchsten Böden Warschau's über Welt und Menschen und ihre und meine Narrheit philosophirte, wird man wol schwerlich unter die Heldenthaten rechnen.

Nachdem ich einmal das Unglück gehabt hatte, zurückzubleiben – und wer damals zurückblieb, den konnte man eben nicht geradezu der Poltronerie zeihen – nachdem ich mich ferner ziemlich mathematisch überzeugt hatte, daß ich allein wol schwerlich Warschau behaupten würde, so fing ich omnibus modis an, darauf zu denken, wie ich nun meinen Hirnschädel endlich sichern möchte. Und der Himmel war ungebeten so gnädig, mich zu schützen; denn ich kann Ihnen auf meine Ehrlichkeit bezeugen, daß ich bei der ganzen Geschichte zwar Manches philosophirt, aber nichts gebetet habe. Ich halte auch das Angstgebet in der Sterbestunde für eine Impertinenz, die man dem Himmel und dem Menschenverstande macht, wenn man sonst keiner der Devotesten gewesen ist. Der ehrliche Kerl ist doch ziemlich ruhig, wenn ihm das Panier des Todes um den Schädel weht, das habe ich zu Wasser und zu Lande einige Mal erfahren. Der fürchterlichste Augenblick meines Lebens war der Sonnabend Morgens, als das Gefecht in einzelnen kleinen Partien wieder anfing. Es hatten sich nämlich noch einige von unsern Soldaten mit mehrern Bedienten, Weibern und Kindern von der Ambassade auf einen Boden des andern Flügels von dem Gebäude retirirt, den von mir nur eine dünne Bretterwand schied. Eine starke Partei vermuthlich von gestern oder schon wieder heute besoffener Polen drangen auf den Boden, und die russischen Soldaten wollten den Angriff zurücktreiben. Das Gefecht fing also oben an. Stellen Sie Sich vor, auf einem Obergebäude das Krachen der Schüsse, das Geklirr der Gewehre, das wüthende, unarticulirte Gebrülle der Polen, das Geschrei der Russen, das Kreischen der Weiber und Kinder in der Todesangst: es ist doch etwas ganz Anderes, als wenn man dergleichen nachgemacht auf dem Theater sieht und hört! Ich selbst war für mich in diesem Momente in Sicherheit; aber mein Gefühl ergriff mich mächtig; ich bebte, ich fühlte Kälte durch meine Glieder fahren, die Haare starrten unter dem Hute; ich glaube, es war selbst Todesangst, es war eine unnennbar schreckliche Empfindung, die ich in meinem Leben weder vorher noch nachher gehabt habe. Mir war diese Erfahrung Bestätigung einer Meinung, die ich immer gehabt habe: um das Gefühl eines Mannes zu seiner Höhe zu treiben, gehört nothwendig die ganze Macht der Sympathie. Zufälle seiner eigenen, abgesonderten Individualität reißen ihn nie so sehr außer sich, daß er sein Gleichgewicht verlöre, oder er verdient nicht mehr, daß man ihn Mann nenne. Ich hatte während der ganzen Zeit meiner Kryptomilitärschaft hinter den Tonnen meinen Degen in der Faust, um ihn an vernünftige Leute mit Anstand abzugeben oder ehrlich in der Arbeit zu sterben, wenn mich eine Rotte Bedlamisten entdeckte; ein Tertium war schwerlich denkbar. Ich hatte seit Mittwoch Abend nichts als einige Bissen Confect gegessen, die mir ein Soldat vom Raube reichte, und einige Male einen Trunk Wasser getrunken; Sie können also leicht denken, daß mich den Sonnabend früh Hunger und Durst plagte. Ich recognoscirte von oben herab die Straße, als sich der Lärm etwas zu legen anfing; aber Alles war noch voll Verwüstung und Verwirrung. In dem Hofe des Palastes waren zum Wenigsten noch einige Hundert bunten Gesindels aller Art, mit Waffen aller Art, schrieen Sprachen aller Art durcheinander, und nur zuweilen brach mit unaufhaltbarer Gewalt der Jubel: "Freiheit und Kosciusko!" durch den Haufen. Ganz matt warf ich mich auf den Boden und schlief recht ruhig ungefähr eine Stunde, als mich der hohle Lärm von Fußtritten und das Stampfen der Gewehrkolben weckte. Ich fuhr auf und setzte mich wieder in meine alte Positur; aber auch diese Gesellschaft ging fluchend vorüber, ohne mich zu wittern. Ich wartete noch eine Weile; Hunger und Durst fingen von Neuem an, gewaltig zu werden; ich häsitirte noch etwas, denn wer häsitirt nicht ein Wenig, ehe er den Fuß rückt, wenn der Schritt den Kopf gilt, auch wenn er ziemlich hungrig und durstig ist? Nach kurzer Ueberlegung ließ ich den Degen liegen, riß die Cordons vom Hute, warf Feldzeichen und Feder weg und marschirte so entschlossenen Muthes, da ich zum Glück nur einen blauen Ueberrock an hatte, durch das Getümmel. Zwei Schildwachen standen am Eingange des Hauses, viere am Thore; Niemand bemerkte mich unter der Verwirrung. Alle Straßen lagen voll todter Pferde, Sättel, Mäntel, Monturen, Kasken und Exuvien aller Art; die Cadaver der Gebliebenen hatte man gleich des Morgens zusammengesammelt und in den verschiedenen Gegenden der Stadt in Haufen gestapelt, um sie zu zählen und von da sie zu begraben oder in die Weichsel zu werfen. Mich däucht, in der Geschichte mehr Beispiele gelesen zu haben, daß man bei Warschau die Todten in die Weichsel warf. So philosophisch man auch denken mag, empört ein solches Verfahren doch immer das Menschengefühl; ehemals sah man es als etwas Charakteristisches der alten Barbarei an, und jetzt kann es ein Beispiel sein, daß unser Jahrhundert sich von derselben bei Weitem noch nicht völlig losgemacht hat. Alles fand ich auf der Straße: die Revolutionäre mit noch blutigen Waffen unter Hurrahrufen, die Andern als Neugierige, und nicht Wenige zeigten sich zu ihrer eigenen Sicherheit, indem Niemand sicher war, der nicht wenigstens an der Freude äußerlich Theil nahm. Pistolen und bloße Säbel waren in Aller Händen, und ich habe selbst Männer wandeln gesehen, die zwei Paar Pistolen im Gürtel trugen, in der einen Hand den Säbel hatten und am andern Arm eine Dame führten. Sie können Sich leicht vorstellen, daß meine Promenade keine der angenehmsten war; ich durchwandelte, ohne geflissentlich viel Notiz zu nehmen, einige Gassen. Das Haus des Generals Igelström war ganz zerstört, es stand nur das Gerippe davon da; in denjenigen einiger andern Russen hatte man nicht viel glimpflicher gehaust. Mein erster bestimmter Gang war zu dem sächsischen Major Herrn von Geßnitz, bei dem ich als einem Landsmanne mir die erste Nachricht von dem Ausgange und der Lage der Sachen holen wollte, da ich selbst weiter nichts wissen konnte, als daß die Unsrigen fort waren. Der Major kam mir mit weit größerer Angst entgegen, als ich selbst hatte, und bat mich um Gottes Willen, nicht in sein Haus zu kommen. Dem Vater einer Familie mußte dieses Gefühl natürlich sein; ich versicherte ihn, daß ich durchaus nicht meine Sicherheit auf Kosten der seinigen erkaufen wollte, auch wenn man mich vor seiner Schwelle niederhauen sollte. Er konnte oder wollte nicht viel sprechen und schien meine augenblickliche Entfernung zu wünschen. Auf seinen Rath sollte ich nach dem Rathhause in der Altstadt zu dem erwählten Präsidenten Sakreczewsky gehen und mich zum Arrest melden. Unwillkürlich marschirte ich von ihm fort durch den sächsischen Hof, um einen andern Freund, den Doctor Blauberg, aufzusuchen, der als Arzt doch nicht mit bei der Schlächterei gewesen sein konnte. Hier erschien ich als ein Gespenst; denn ich sollte mit Gewalt den vorigen Tag nicht weit von dem Hause gefallen sein, und die Bedienten hatten noch die Identität meines Cadavers nach genauer Besichtigung behauptet. Kaum wollte man mir glauben, als ich selbst das Gegentheil versicherte. Den Doctor selbst hatte man eine halbe Stunde vorher als den Russen anhänglich abgeholt, und sein alter Schwiegervater bat mich inständig, ihn nicht in Gefahr zu setzen. Er bot mir Säbel und Pistolen an, damit ich unter der Maske eines Revolutionärs sicher in das Arsenal kommen könnte. Ich liebe nie die Maske; ich dankte ihm und wandelte voll Verdruß einige Gassen auf und ab. Der Mann meinte es gut; er war selbst Pole und konnte nichts Anderes thun; wir waren Beide in Verlegenheit. Ich kam unvermerkt wieder in den sächsischen Garten und hielt hier, auf dem besten Spaziergange in Warschau, mit mir selbst Kriegsrath, was ich wol mit meinem Kopfe anfangen sollte. Alle Ausgänge waren besetzt, die Gegend wimmelte von Truppen und wilden Revolutionären; und vor der Stadt, sagte man mir im Hause des Doctors, wird Alles niedergehauen, was man auffängt. Noch unentschlüssig, was ich thun sollte, war ich in Gedanken in die Krakauer Vorstadt gekommen, und hier hielt das Schalmsky'sche Regiment mit seinen Kanonen. Einige Officiere sprachen französisch, und plötzlich fiel mir ein, es wäre am Besten, ich bliebe hier; und sogleich war ich bei ihnen. "Meine Herren," sagte ich, "ich bin ein russischer Officier, bei Ihnen kann ich hoffentlich sicher sein." Sie sahen mich voll Verwunderung an, und mir selbst war es nun unbegreiflich, wie ich, da ich doch Uniform-Unterkleider trug und der Hut mit Knopf und Litze noch ganz militärisch aussah, durch das wüthige Gewimmel gekommen war. Meine erste Bitte war um etwas Trinken, und sie ließen sogleich aus der nahen Apotheke etwas Zimmetwasser holen, welches mir mit einem Stücke Commißbrod auf der Kanone recht köstlich schmeckte. Die Officiere waren sehr höflich und artig und fragten und sagten Manches über die Begebenheit; einige davon erinnerten sich nun, mich in der Uniform gesehen zu haben. Sogleich versammelten sich um uns her einige Dutzend von der Populace und fragten mit grimmigen Blicken, ob ich kein Russe wäre. Da ihnen aber ein Officier sagte, ich sei ein Franzose, und sie mich französisch sprechen hörten, gingen sie halb mißtrauisch weiter. "Sie haben uns viel, sehr viel zu schaffen gemacht," sagte mir sodann ein Officier, welcher deutsch sprach; "unser Regiment hat 250 Mann Verlust; aber wie konnte Ihr General die Stadt gegen unser Militär, unsere starke Artillerie, unsere ganze bewaffnete Bürgerschaft, gegen alle unsere Vortheile, die uns Localkenntniß gab, behaupten wollen? Wahrlich, die Idee war gigantisch." Ich sagte ihm, daß man Vorfälle nicht immer vorhersehen könne, und daß Keiner gewinnen würde, wenn sich der Andere nicht verrechnete. Alle waren sehr artig, und Zwei von ihnen begleiteten mich nach dem königlichen Schloß, wo mich Mokronowsky, der eben dort war, in das Corps de garde bringen ließ.