Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 590 - Karin Weber - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 590 E-Book

Karin Weber

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Beschreibung

1. abgeschlossener Teil der berühmten Trilogie

Eve könnte die ganze Welt umarmen, so glücklich ist sie! Sie und Göran, ein aufstrebender, aber mittelloser Archäologe, haben sich verlobt. Zwar besitzen sie nicht viel, doch das ist für Eve kein Problem. Sie hat als Sekretärin eine gute Stellung, und materielle Güter sind für sie nicht das Wichtigste auf Erden.
Doch während ihre Kollegin sich mit ihr freut, so fassungslos und wütend reagiert ihr Chef, ein reicher Geschäftsmann in den besten Jahren, auf die Neuigkeit. Schließlich wollte er Eve just heute selbst einen Heiratsantrag machen ...


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Inhalt

Cover

Von allen verlassen

Vorschau

Impressum

Von allen verlassen

Muss Eve für den Rest ihres Lebens auf Liebe verzichten?(1. abgeschlossener Teil der berühmten Trilogie)

Eve könnte die ganze Welt umarmen, so glücklich ist sie! Sie und Göran, ein aufstrebender, aber mittelloser Archäologe, haben sich verlobt. Zwar besitzen sie nicht viel, doch das ist für Eve kein Problem. Sie hat als Sekretärin eine gute Stellung, und materielle Güter sind für sie nicht das Wichtigste auf Erden.

Doch während ihre Kollegin sich mit ihr freut, so fassungslos und wütend reagiert ihr Chef, ein reicher Geschäftsmann in den besten Jahren, auf die Neuigkeit. Schließlich wollte er Eve just heute selbst einen Heiratsantrag machen ...

»Du strahlst ja heute so!«, stellte Martina Richter fest, als ihre Kollegin Eve das Büro betrat. »Hast du in der Lotterie gewonnen?«

»Nein, ich habe etwas viel Besseres als einen Lotteriegewinn«, erwiderte Eve lächelnd.

»Jetzt sag nicht, es handelt sich um einen Mann. Männer sind nie das große Los, man glaubt es nur, aber leider nur für kurze Zeit, dann erkennt man, dass sie doch nur eine Niete waren.«

Während Eve Engelhardt die Hülle von der Schreibmaschine nahm, dachte sie an Göran Rodewald.

»Ich habe mich gestern verlobt«, erzählte sie. »Und du kannst mir sagen, was du willst, ich habe das große Los gezogen.«

»Mein herzliches Beileid«, wünschte ihr Martina. »Es scheint, als bliebe es keiner Frau erspart, diese Dummheit zu begehen. Nach der dritten Scheidung wirst auch du dir keine Illusionen mehr über das starke Geschlecht machen. Es gehört sich wohl, dass ich dir Glück wünsche, oder soll ich lieber Hals- und Beinbruch sagen?«, fragte sie.

»Du bist eine Pessimistin«, behauptete Eve wegwerfend. »Die Tatsache, dass du einmal an den Falschen geraten bist, bedeutet doch nicht, dass alle Männer nichts taugen.«

Martina war seit zwei Jahren geschieden, und die ganzen Begleitumstände hatten das Vertrauen der jungen Frau in die Zuverlässigkeit und Anständigkeit der Männer für immer vernichtet.

»Unser hoher Chef.« Ein Summton rief Eve in das Allerheiligste der Firma. Sie arbeitete als Stenotypistin für Brun Hadtke, und automatisch warf sie noch schnell einen prüfenden Blick in den Spiegel über dem Waschbecken, bevor sie dem Summton folgte.

Sie konnte mit ihrem Aussehen sehr zufrieden sein. Das Glück hatte ihre Schönheit noch gehoben, und mit ihren strahlenden Augen wirkte sie geradezu unwiderstehlich.

Das dachte auch der Mann, der hinter einem großen Schreibtisch saß und ihr entgegenschaute. Er trug heute im Gegensatz zu sonst einen dunklen, feierlich wirkenden Anzug, und auf seinem Schreibtisch stand ein riesiger Strauß dunkelroter Rosen.

Eve wünschte freundlich einen Guten Morgen, und dann glitt ihr Blick sofort zu den herrlichen Blumen, die sie hier nicht zu sehen erwartet hatte.

Herr Hadtke wirkte auf sie nämlich ein wenig nüchtern, ein Geschäftsmann, der nur seine Arbeit kannte und ganz in ihr aufging.

»Wie schön«, sagte sie andächtig. »Haben Sie heute einen Grund zum Feiern, Herr Hadtke?«

Sie konnte sich solch eine persönliche Frage gestatten, denn vielleicht als einzige Angestellte der Firma besaß sie ein gewisses Vertrauensverhältnis zu ihm.

Brun Hadtke räusperte sich und zuckte die Achseln. Sein dunkles Haar war an den Schläfen ergraut, es gab ihm ein interessantes Aussehen, machte ihn auch nicht älter, sondern im Gegenteil sogar irgendwie jünger. Er war ein Mann in den besten Jahren, und er hatte Erfolg, nicht nur im Beruf, sondern auch bei den Frauen.

Man munkelte allerdings allgemein, dass der Chef nur seine Arbeit kennen würde.

»Sie wollen mir diktieren?«, fragte Eve und lächelte ihm strahlend zu.

»Nicht direkt. Sie sehen heute so zufrieden und glücklich aus, Fräulein Engelhardt«, stellte Brun Hadtke fest.

»Ich habe mich gestern verlobt«, verriet sie ihm. »Und das ist schließlich ein Grund, glücklich auszusehen.«

Brun Hadtke schreckte zusammen, und einen Augenblick glitt fassungsloses Erstaunen über seine Züge.

»Was haben Sie?«, fragte er grollend. »Ich habe mich wohl verhört, nicht wahr?«

Eve schüttelte verdutzt den Kopf.

»Ich habe mich verlobt. Finden Sie das so seltsam?«

Brun drehte den Stuhl herum und fixierte die Rollschränke an der Rückwand des Büros.

»Das habe ich nicht geahnt«, knurrte er grimmig. »Wie lange kennen Sie den Mann denn eigentlich? Wer ist es überhaupt?«

Eve stutzte bei seinem schroffen Ton, aber nicht im Traum kam ihr der Gedanke, dass ihr Chef den unbekannten Göran Rodewald am liebsten umgebracht hätte. Wie sollte sie auch ahnen, dass auch der unnahbare Brun Hadtke ein Herz in der Brust hatte, das sich nach Liebe sehnte und das glaubte, diese Liebe bei ihr finden zu können.

»Mein Verlobter ist Archäologe. Er arbeitet als Assistent im Museum. Ich kenne ihn seit ein paar Monaten, aber ich wusste sofort, dass Göran der richtige Mann für mich ist, als ich ihn das erste Mal sah.«

»So«, fauchte Brun Hadtke. »Dann haben Sie also die Absicht, mir bald zu kündigen. Oder verdient Ihr Zukünftiger nicht genug, um seine Frau ernähren zu können?«

»Ich werde die ersten Jahre mitarbeiten müssen«, beantwortete Eve seine Frage. »Es stört Sie doch hoffentlich nicht, dass Sie bald eine verheiratete Sekretärin haben werden?«

Brun Hadtke erhob sich, stieß den Drehstuhl mit dem Fuß wütend zur Seite und trat an das Bürofenster.

»Sie sind verrückt«, knurrte er vom Fenster her. »Wie können Sie nur so dumm sein, auf die schönen Worte eines Habenichts hereinzufallen. Einem Mädchen wie Ihnen stehen doch ganz andere Partien offen. Schließlich muss man im Leben auch praktisch denken.«

Er wandte steif den Kopf und fixierte sie von oben bis unten. Eve staunte über die Wandlung, die mit ihm vorgegangen war, denn nicht im Traum wäre ihr der Gedanke gekommen, dass ihr Chef ein persönliches Interesse an ihr haben könnte.

»Liebe ist ganz schön«, fuhr Brun gepresst fort. »Sie hat nur den Nachteil, nicht ewig zu dauern. Der Alltag ist stärker als jede Liebe, und, glauben Sie mir, Fräulein Engelhardt, Geld ist wichtiger. Sie sollten einen reiferen Mann heiraten, einen, der es im Leben zu etwas gebracht hat.«

Einen Mann wie mich, fügte er in Gedanken hinzu, und sein Atem ging schwer, als er Eve anstarrte. Wie sicher war er gewesen, dass sie einmal seine Frau werden würde. Und nun sollte er zu spät gekommen sein? Er stieß einen grimmigen Laut aus, der Eve zurückschrecken ließ. So finster und aufgebracht hatte sie ihn noch nie gesehen.

»Sie wollten diktieren, Herr Hadtke«, warf sie ihm auffordernd hin.

»Hören Sie auf mich, lassen Sie diesen Mann laufen! Ein Archäologe, was kann der Ihnen schon bieten? Er wird nie genug verdienen, um Ihnen etwas bieten zu können, ein Heim, wie Sie es brauchen. Seien Sie vernünftig, Fräulein Engelhardt.«

»Es tut mir leid, aber ich pflege meine Entscheidungen nicht von einem Tag zum anderen umzuwerfen. Sie werden nicht wissen, was es heißt, einen Menschen zu lieben. Sie kennen Göran nicht, sonst könnten Sie mich begreifen. Sicher, er wird nie so viel verdienen, um mir eine Villa kaufen zu können, aber ich bin auch mit einer Etagenwohnung zufrieden.«

»Und wenn nun ein sehr wohlhabender Mann um Sie werben würde, ein Mann, der etwas darstellt, dann würden Sie sich natürlich Ihre Entscheidung noch einmal überlegen.«

»Nein, auf keinen Fall. Ich weiß, dass Geld nicht unwichtig ist, aber im Leben kommt es auf etwas anderes an. Ich möchte gern zufrieden sein, und mit Göran bin ich es.«

Brun Hadtke schob sein Kinn aggressiv vor. Er riss die Rosen aus der Vase, warf sie auf den Teppich und trampelte in blindem Zorn auf dem herrlichen Strauß herum.

»Schmeißen Sie das Zeug fort«, herrschte er Eve an. »Ich will dies Gestrüpp nicht mehr sehen. Gehen Sie jetzt, schicken Sie mir Frau Richter.«

»Aber Herr Hadtke, was habe ich denn getan?«, fragte Eve verstört. »Sie sind mir böse, weil ich mich verlobt habe?«

»Quatschen Sie nicht!« Brun schlug mit der geballten Faust auf die Schreibtischplatte. »Es wird Ihnen noch einmal leidtun, nicht auf mich gehört zu haben. So jung sind Sie eigentlich auch nicht mehr, um noch derartig kindisch zu sein. Sie glauben noch an Liebe!«

Er spuckte das Wort förmlich aus, und seine Hände waren zu Fäusten geballt.

»Eines Tages werden Sie sich an meine Worte erinnern. Sie hätten es besser haben können. Überlegen Sie sich Ihre Heiratsabsicht noch einmal.«

»Nein.« Es kam selten vor, dass jemand aus dem Betrieb dem strengen Chef Hadtke derartig entschieden widersprach. Der Mann starrte sie unter gerunzelten Brauen finster an und wies schweigend auf die Tür.

Als Eve draußen war, stieß er ein bitteres, höhnisches Lachen aus. Es war fast ein Witz des Schicksals, dass er ausgerechnet heute Morgen die Absicht gehabt hatte, ihr die Ehe vorzuschlagen.

Brun Hadtke liebte die kleine Sekretärin Eve Engelhardt, er wollte sie stets bei sich haben, und ein Mann wie er setzte durch, was er wollte.

Und jetzt hatte er gerade heute erfahren, dass Eve in diesen Göran vernarrt war, in einen Hungerleider von Wissenschaftler.

Brun Hadtke war nicht bereit, seinen Traum von einer schönen Zukunft einfach zu begraben. Es gab eben Menschen, die man zu ihrem Glück zwingen musste, und er war bereit, dem Schicksal ein wenig unter die Arme zu greifen.

»Schreiben Sie!«, fuhr er Martina Richter an, die das Chefbüro betreten hatte und bei seinem Ton zusammenfuhr.

Er diktierte heute schneller als sonst, und trotz seines Zorns konzentrierte er sich völlig auf die Arbeit.

»Rufen Sie Fräulein Engelhardt herein«, befahl er, als er nach einer Stunde den letzten Brief diktiert hatte.

Er saß wieder hinter seinem Schreibtisch, als Eve eintrat, und er brachte es sogar fertig, verhalten zu lächeln.

»Es tut mir leid, dass ich heute Morgen etwas heftig war. Ich möchte Ihnen etwas Hübsches zur Verlobung schenken. Ziehen Sie sich bitte Ihren Mantel an, wir werden in die Stadt fahren. Oder hat Ihr Herr Verlobter etwas dagegen, wenn Ihr Chef Ihnen eine Kleinigkeit schenkt?«

»Nein, selbstverständlich nicht.« Eve wurde aus ihm nicht mehr klug, und noch weniger verstand sie ihn, als er ihr beim Juwelier einen Brillantring kaufte.

Den Preis konnte sie nicht sehen, aber ganz billig sah der Ring nicht aus. Das großzügige Geschenk bedrückte sie.

»Stellen Sie sich nicht so an, ich hab es ja«, fauchte Brun, als sie schüchtern versuchte, das viel zu kostbare Geschenk abzulehnen. »Solch einen Ring wird Ihr Herr Verlobter Ihnen niemals schenken können. Nehmen Sie ihn schon.«

Er schob dem Juwelier einen Scheck über die Glasplatte und stampfte hinaus. Eve sah nicht das triumphierende Lächeln, das sich dabei um seinen Mund legte. Der Brillantring hatte mehr als zweitausend Mark gekostet. Sicherlich würde dieser Göran sich darüber wundern, dass seine Verlobte von ihrem Chef als Vorzimmerdame ein so kostbares Geschenk bekommen hatte.

Es war gut, wenn er sich darüber Gedanken machte.

♥♥♥

Brun Hadtke stand am Bürofenster, als Eve Engelhardt abends das Haus verließ. Seine Brauen waren finster zusammengezogen, und seine Miene wurde noch grimmiger, als er sah, dass der junge Mann, der seit ein paar Minuten auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf und ab gegangen war, Eve begrüßte.

Herr Hadtke gönnte ihm seine Jugend nicht, nicht sein gutes Aussehen, und er hasste ihn für das glückliche Lächeln, mit dem Eve ihn anschaute.

Für ihn war sie seine Eve, und er war nicht bereit, etwas herzugeben, das er für sich beanspruchte. Der junge Dachs war in seinen Augen nicht gut genug für sie. Vielleicht würde sie es selbst einsehen, dass dieser Göran nicht zu ihr passte, sonst würde er eben ein bisschen nachhelfen.

Den Anfang hatte er ja schon gemacht, denn über solch einen kostbaren Ring musste jeder vernünftige Mann stolpern. Insgeheim wunderte er sich, dass Eve ihn überhaupt angenommen hatte. Wahrscheinlich war sie sich über den Wert des Ringes gar nicht bewusst.

Seine Vermutung stimmte. Eve schätzte ihn auf einhundert Mark, und Göran teilte ihre Freude, als sie ihm das Geschenk stolz vorwies.

»Er sieht fast echt aus«, behauptete er in der Absicht, ihr etwas Nettes zu sagen. »Aber du brauchst keinen Schmuck, Kleines, du bist so schön, dass jeder Schmuck überflüssig ist. Ich frag mich manchmal, wie es nur möglich ist, dass ein Mädchen wie du auf mich hereinfallen konnte.«

Er drückte ihren Arm beim Gehen fester an seine Seite, und in seinen Augen las Eve das Bedauern, ihr hier nicht mitten auf der Straße einen Kuss geben zu können.

Sie war so recht von Herzen glücklich, auch wenn ihre Zukunft nicht ganz so aussehen würde, wie sie es sich einmal gewünscht hatte.

»Wahnsinnige Preise«, murmelte sie vor dem Fenster einer Buchhandlung. Ihr Blick hing sehnsüchtig an einem Bildband, der neununddreißig Mark kostete.

»Man wundert sich, dass es Leute gibt, die so etwas bezahlen können«, stimmte Göran ihr zu. »Bei uns wird es wohl nicht dafür reichen, Eve. Traurig?«

»Natürlich nicht«, beteuerte sie. »Es geht auch ohne Bücher. Die Hauptsache ist, dass wir uns haben. Übrigens gibt es Leute, die meinen, du seiest für mich keine gute Partie.«

Lachend erzählte sie von Hadtkes Reaktion auf ihren Entschluss, ihr Leben an seiner Seite zu verbringen.

»Er schien zu glauben, Archäologen seien eine Art moderne Bettler, auf milde Gaben angewiesen.«

»Nicht ganz unzutreffend«, äußerte der schlanke junge Mann mit einem versteckten Seufzer. »Wir sind ja tatsächlich auf milde Gaben angewiesen. Väterchen Staat hat kein Geld für uns, und Privatleute, die unserer schönen Augen wegen ein paar Scheine ausspucken, gibt es auch nicht viel. Manchmal glaube ich fast, ich habe mir den falschen Beruf ausgesucht.«

»Ausgerechnet du, wo du nichts weiter kennst, als deine Arbeit«, erwiderte Eve. »Ich bin überzeugt, du würdest auch umsonst arbeiten.«

»Leider, leider«, bestätigte Göran Rodewald ernst. »Und die Leute, die die charmante Pflicht haben, mich zu bezahlen, wissen das auch. Ich habe heute mit Doktor Meineke gesprochen, aber wenn ich etwas von Gehaltserhöhung andeute, versteht er mich einfach nicht. Unser Etat ist eben sehr knapp, und mit Kindergeld können wir auch nicht rechnen.«

Vergnügt sah Göran, wie seine reizende Verlobte rot wurde. Ihre Mädchenhaftigkeit entzückte ihn immer wieder, und er fragte sich, womit er sich solch eine Frau verdient hatte.

Er war nichts, er verdiente nichts, er hatte nichts. Ein kleines möbliertes Zimmer, ein paar alte Anzüge. Und die Liebe zu einem Beruf, in dem man nicht reich werden konnte.

»An und für sich bin ich kein Mann zum Heiraten«, stellte er fest. »Ich habe schon gedacht, ob es nicht richtiger wäre, ich sattle noch um. Schließlich bist du eine Frau, die Ansprüche stellen kann.«

»Du sprichst genau wie Brun Hadtke«, behauptete Eve schmunzelnd. »Er hat mir auch abgeraten, dich zu nehmen. Die Auswahl sei groß, hat er behauptet, und es schien, als habe er schon einen anderen für mich in petto.«

»So, hat er das gesagt?« Es gab Dinge, bei denen Göran keinen Spaß verstand. »Was für ein Mensch ist dein Chef überhaupt? Scheint ein richtiges Ekel zu sein.«

»Keineswegs«, widersprach Eve. »Im Gegenteil, ich schätze ihn sehr hoch. Er ist korrekt, geht ganz in seiner Arbeit auf und kennt kaum ein Privatleben.«

»Was soll ein Junggeselle auch schon anderes tun als arbeiten?«, warf Göran wenig überzeugt ein. »Männer, die so alt geworden sind wie er, ohne geheiratet zu haben, sind mir verdächtig.«

»Du willst ihm nur etwas am Zeug flicken.« Eve warf den Kopf in den Nacken und blitzte ihn aufgebracht an. »Schau nur auf den Ring, er hat bestimmt ein paar hundert Mark gekostet, und ein Chef, der geizig oder ein Ekel ist, legt für seine Angestellten nicht so viel Geld an.«

Göran ging schneller, und Eve hatte Mühe, an seiner Seite zu bleiben. Normalerweise war Göran seine Armut gleichgültig gewesen. Er stellte keine großen Ansprüche an das Leben, aber jetzt, als künftiger Ehemann, sah natürlich alles anders aus.

Eve wünschte sich ein Buch, und er konnte es ihr nicht kaufen. Sie würden heiraten, und seine Frau musste weiterarbeiten, weil er nicht genug verdiente.

»Lauf nicht so!« Eve zerrte an seinem Arm. »Hätte ich dir doch nur nichts von Hadtke erzählt, aber konnte ich denn wissen, dass du auf ihn eifersüchtig bist?«

»Er sieht immerhin recht gut aus, ist Junggeselle und stinkt vor Geld. Ich finde, das ist Grund genug, ihn nicht zu mögen. Aber sprechen wir nicht mehr davon, vielleicht finden wir einen Dummen, der uns die Expedition bezahlt. Dann fange auch ich an, Geld zu verdienen.«

Die Expedition! Immer wieder tauchte sie in Görans Erzählungen auf, seine große Hoffnung, seine Sehnsucht. Aus irgendwelchen vergilbten Dokumenten hatte er geschlossen, dass in Zentralafrika eine versunkene Stadt mit reichen Kulturschätzen zu finden sein müsse.

Sein Chef, Museumsdirektor Dr. Meineke, teilte seine Zuversicht, aber er brachte die nötigen Geldmittel nicht zusammen, die eine Expedition nun einmal kostete.

»Natürlich, ich bin ein Träumer, aber dein Chef, der ist ein Realist. Wenn ich dir einen Ring schenke, muss ich ihn im Warenhaus kaufen, für mehr reicht es nämlich nicht. Wundert mich, dass du unter diesen Umständen tatsächlich bereit bist, es mit mir zu versuchen.«