Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 591 - Karin Weber - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 591 E-Book

Karin Weber

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Beschreibung

2. abgeschlossener Teil der berühmten Trilogie

"Ich bringe allen Menschen, die mir nahestehen, nur Unglück", stößt Eve mit einem herzzerreißenden Schluchzen hervor.
Brun Hadtke, ihr zweiter Ehemann, drückt sie tröstend an seine Brust. Eve ahnt nicht, dass sein Mitgefühl pure Heuchelei ist. Denn für all die schrecklichen Schicksalsschläge, die sie erleiden musste, trägt er die Verantwortung.
Doch er hat sein Ziel erreicht: Eve ist seine Frau! Dass sie ihm ihr Jawort aus Dankbarkeit und nicht aus Liebe gegeben hat, stört ihn nicht - bis plötzlich Göran, ihr angeblich tödlich verunglückter erster Ehemann, vor der Tür steht ...


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Inhalt

Cover

Die verheimlichte Ehe

Vorschau

Impressum

Die verheimlichte Ehe

Seinem Schicksal entgeht man nicht2. abgeschlossener Teil der berühmten Trilogie

Ich bringe allen Menschen, die mir nahestehen, nur Unglück«, stößt Eve mit einem herzzerreißenden Schluchzen hervor.

Brun Hadtke, ihr zweiter Ehemann, drückt sie tröstend an seine Brust. Eve ahnt nicht, dass sein Mitgefühl pure Heuchelei ist. Denn für all die schrecklichen Schicksalsschläge, die sie erleiden musste, trägt er die Verantwortung.

Doch er hat sein Ziel erreicht: Eve ist seine Frau! Dass sie ihm ihr Jawort aus reiner Dankbarkeit und nicht aus Liebe gegeben hat, stört ihn nicht – bis plötzlich Göran, ihr angeblich tödlich verunglückter erster Ehemann, vor der Tür steht ...

Der Schnee schwebte in dichten Flocken am Fenster vorbei. Auf der Straße verwandelte er sich schnell in Matsch. Die Menschen hatten die Hüte ins Gesicht gezogen und die Mantelkragen hochgestellt, aber in dem kleinen Zimmer, in dem eine junge Frau ihr Kind anzog, war es gemütlich warm.

Die Kleine lachte, mit unsicheren Händchen patschte sie der Mutti ins Gesicht, und ihre kleinen Fäustchen rissen unbekümmert an dem dichten Blondhaar.

»Du tust mir weh, Lieselotte«, mahnte Eve Rodewald und drückte behutsam die Fingerchen auf.

Sie war dunkel gekleidet. Nur ein weißer Kragen hellte die Eintönigkeit der Trauerkleidung etwas auf. Ihr Gesicht war schmal, die Augen wirkten übergroß. Es waren sehr traurige Augen, die sich nur manchmal erhellten, wenn sie sich auf Lieselotte richteten.

Die junge Frau presste das Kind einen Moment fest an sich.

»Wenn ich dich nicht hätte«, flüsterte sie. Ein paar Tränen fielen auf das Köpfchen ihres Kindes hinab.

Lieselotte kreischte fröhlich, da schlug die Klingel an.

»Wir bekommen Besuch, mein Herzblatt.« Eve ließ ihr Töchterchen behutsam auf den Boden gleiten, und die Kleine krabbelte eilig auf die Tür zu.

»Ich bin es.« Martina Richter, Eves frühere Kollegin und Freundin, schüttelte den Schnee vom Mantel, bevor sie eintrat. »Ein schreckliches Wetter heute. Aber du hast es hier gemütlich warm. Hallo, wer ist denn das?«

Lieselotte hatte sie erreicht und umklammerte ihr rechtes Bein. Sie konnte noch nicht sprechen, aber dafür jauchzte sie umso mehr, denn sie wusste, dass ihr die Tante immer etwas mitbrachte.

Martina beugte sich nieder und nahm Eves Kind hoch.

»Da hast du deine Schokolade!«, sagte sie liebevoll und steckte der Kleinen einen Riegel in die Hand. Sie sah, dass Eve in der Kochnische das Kaffeewasser aufsetzte. Martina fühlte sich nach ihrem langen Arbeitstag als Sekretärin rechtschaffen abgespannt. Sie brauchte abends eine Tasse Kaffee, um wieder richtig auf die Beine zu kommen.

»Das Wasser kocht sofort.« Eves Blick folgte der Richtung, in die Martina blickte. »Ich habe das Bild kürzlich erst wiedergefunden.« Sie nahm das Foto eines Mannes in die Hand und betrachtete es lange. Er hieß Göran, er war Archäologe, er war der Mann, den sie liebte. Und er war tot.

Sie schluckte, als sie das Foto Martina weiterreichte.

»Bald ist Weihnachten«, sagte sie aus ihren trüben Gedanken heraus. »Wie haben wir uns letztes Jahr auf dieses Fest gefreut! Er war so glücklich, dass es mit seiner Expedition geklappt hatte, er hatte den Kopf voller Pläne, und doch fand er Zeit, Geschenke für mich zu kaufen.«

»Er war ein guter Mann.« Martina betrachtete eingehend das Foto von Göran Rodewald. Der junge Wissenschaftler hatte geglaubt, am Ziel seiner Wünsche zu sein, als er seine Expedition in das Innere Afrikas ausrüsten konnte.

Er war nicht zurückgekehrt, als Einziger nicht. Ein Jagdunfall, so hatten sie erzählt, ein tragisches Verhängnis.

»Heute Abend wird Brun übrigens noch kommen. Er verwöhnt mich sehr.« Eve nahm das Bild und legte es in das oberste Fach eines Schrankes.

»Du verbirgst es vor ihm?«, fragte Martina Richter.

»Verbergen? Vielleicht ist das nicht richtig ausgedrückt. Brun will mich wohl heiraten, und es ist nicht richtig, dass ich noch Görans Bild aufstelle. Aber er ist nun einmal Lieselottes Vater, und ich ...«

Sie brach ab, aber Martina wusste, dass Eve sagen wollte, dass sie ihn noch immer liebte, und Martina verstand die Freundin vollkommen.

Göran hätte seine Frau nie im Stich gelassen, wie es ihr, Martina, geschehen war. Sie hatte einmal an die Treue eines Mannes geglaubt, und dann, von einem Tag zum anderen, war alles aus gewesen. Einer anderen wegen hatte Uwe sie verlassen, und später, als seine zweite Ehe sich als Misserfolg erwiesen hatte, hatte er versucht, sie und Hendrik Smith auseinander zu bringen.

»Woran denkst du?«, fragte Eve, als sie sah, wie Martina den Kopf hängen ließ. »Bist du noch immer nicht darüber hinweggekommen?«

»Nein. Wenn ich mir vorstelle, dass Hendrik mich geheiratet hätte ... Weshalb musste Uwe so gemein sein und mich bei ihm verleumden? Und warum hat Hendrik mich nicht angehört? Du hast wenigstens dein Kind, Eve.«

»Du hattest damals doch recht, Martina«, erwiderte Eve. »Ich hab dich ja ausgelacht, als du mir sagtest, der Chef sei in mich verliebt. Ich konnte es einfach nicht glauben, und doch ist es wahr. Brun liebt mich.«

Martina nickte stumm. Sie arbeitete für Brun Hadtke und wusste, dass der Mann hinter den Kulissen die Fäden gezogen hatte, um Göran auszuschalten. Ihm verdankte der junge Archäologe, dass man ihm seine Expedition finanziert hatte. Er hatte Eve allein zurückgelassen, und Brun hatte die Gelegenheit genutzt, um für Eve zu sorgen.

Dann war Göran verunglückt, und ganz allmählich war es ihm gelungen, sich an die Stelle des Toten zu setzen. Wenigstens äußerlich, denn in Eves Herzen würde Görans Bild wohl immer lebendig bleiben.

Die kleine Lieselotte war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.

»Der Kaffee ist fertig.« Eve setzte ihn auf den Tisch und schob etwas Gebäck zu Martina hinüber. »Lang nur ordentlich zu, du siehst aus, als hättest du es nötig.«

»Ich danke dir. Lange aufhalten möchte ich mich aber nicht. Mein hoher Chef legt bestimmt keinen Wert darauf, seine Sekretärin bei seiner zukünftigen Frau zu treffen. Ich glaube, er mag mich nicht besonders. Später wird er dir den Umgang mit mir ganz verbieten.«

»Du kennst Brun nicht«, behauptete Eve lachend. »Er ist der beste und gütigste Mensch der Welt. Ich verstehe nicht, was du gegen ihn hast. Aber du mochtest ihn ja von Anfang an nicht.«

»Genau wie Göran«, bestätigte die junge Frau mit schmalen Lippen. »Aber dir bleibt ja praktisch auch nichts anderes übrig, als Brun zu heiraten.«

»Was wäre ich ohne seine Hilfe?«, stieß die arbeitslose junge Witwe seufzend hervor. Es war ihr einfach nicht gelungen, eine neue Stellung zu finden, obwohl sie sich sehr bemüht hatte. Brun gab ihr Geld, er schenkte ihr Kleider und verwöhnte die kleine Lieselotte. Eve hatte Grund, ihm dankbar zu sein.

Und sie bemühte sich, ihn zu lieben. Es gelang ihr noch nicht ganz, aber eines Tages würde es ihr gelingen, diesen so uneigennützigen und so großzügigen Mann zu lieben.

Noch gehörte ihr Herz Göran allein. Nicht einmal sein Grab kannte sie. Sie wusste nur ungefähr, wo seine letzte Ruhestätte sein sollte, und sie konnte einfach nicht glauben, dass er tot sein sollte.

Glaubwürdige Zeugen hatten es berichtet, Eve besaß es schwarz auf weiß, und doch war etwas in ihr, das sich sträubte, an das Unabänderliche zu glauben.

Natürlich machte sie sich etwas vor. Göran Rodewald war tot, sein Begleiter Kapfermann hatte ihr in allen Einzelheiten erzählt, wie er gestorben war. Es gab keinen Zweifel.

»Ich muss gehen.« Martina warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Vielen Dank für den Kaffee, Eve.«

Sie nahm Lieselotte hoch und presste sie kurz an sich, bevor sie die Kleine wieder auf den Boden zurücksetzte.

»Alles Gute, Eve.«

Martina war nicht neidisch, sie war nur sehr allein. Bald würde sie auch die einzige Freundin verloren haben, die sie besaß. Eve war der einzige Mensch, mit dem sie offen über das sprechen konnte, was sie im Herzen bewegte. Und Eve wollte Brun Hadtkes Frau werden, die Frau eines Mannes, dem Martina misstraute.

Aber Eve musste ihn besser kennen, und vielleicht liebte ihr Chef Eve wirklich, soweit ein Mann wie er überhaupt fähig war zu lieben.

♥♥♥

Brun Hadtke atmete schwer, als er auf den Klingelknopf drückte. An und für sich war es lächerlich, vor dem Angst zu haben, was vor ihm lag, denn zwischen Eve und ihm war praktisch alles klar, er hatte nur noch den formellen Antrag auszusprechen.

Sein feierlicher Anzug und der große Strauß dunkelroter Rosen sagten der jungen Witwe sofort, was er vorhatte. Mit einem gezwungenen Lächeln bat sie ihn herein. Erst vor etwa einem halben Jahr hatte sie die amtliche Todesnachricht bekommen, und seit jenem Tage war Brun für sie da gewesen, hatte für sie gesorgt und alle Schwierigkeiten von ihr ferngehalten. Und sie wusste auch, weshalb er sich so opferte: Er liebte sie.

»Komm herein«, bat sie heiser und räusperte sich. Weshalb musste sie ausgerechnet in diesem Augenblick so intensiv an Göran denken? Lieselottes Vater war doch tot. Sie musste sich endlich damit abfinden.

Brun war ein Mann, der auf Formen hielt. Er streichelte gedankenlos Lieselottes Kopf, ließ sich dann umständlich in einem Sessel nieder und zog pedantisch die Hosenbeine hoch, um die scharfen Bügelfalten zu schonen.

Eve stand in der Kochnische, um an diesem Tage zum zweiten Mal Kaffee zu kochen.

»Du hattest Besuch?«, fragte Brun schnuppernd.

»Ja, Martina war hier.«

»So, Frau Richter.« Brun schaute auf seine kurzen Finger, die viel Kraft verrieten. »Ihr seid befreundet?«

Etwas in seinem Ton ließ Eve stutzen. Sie warf ihm einen schnellen Blick zu und beschäftigte sich dann wieder mit ihrem Kaffee.

»Ja«, bestätigte sie knapp.

»Ich bin heute gekommen, um dich in aller Form zu bitten, meine Frau zu werden, Eve. Du kennst mich inzwischen, ich kenne dich, und ich liebe dich. Ich schwöre dir, dir jeden Wunsch von den Augen abzulesen, wenn du bereit bist, meine Frau zu werden.«

Er stand vor ihr, und die junge Frau senkte den Kopf. Es gab nur eine einzige Antwort auf seine Frage. Weshalb zögerte sie, sie ihm zu geben?

»Ja«, stieß sie leise hervor. »Ich weiß, dass wir beide eine gute Ehe führen werden.«

Sehr behutsam zog Brun sie an sich. Noch kein einziges Mal hatte er gewagt, ihren Mund zu küssen, und als er es jetzt tat, spürte er, wie eisig kalt ihre Lippen blieben. Sie hatte Angst, aber er war überzeugt, ihr diese Angst nehmen zu können.

»Ich bin so glücklich«, flüsterte er. Seine Hände glitten über ihr glänzendes Haar, über ihre Schultern und blieben um ihre Taille liegen. Ganz fest presste er die schlanke, zierliche Frau an sich, der niemand ansehen konnte, dass sie die Mutter eines Kindes war.

Mit allen Mittel, und waren sie auch noch so niedrig und schlecht, hatte Brun gekämpft, um Eve für sich zu gewinnen.

Göran war tot, und außer Herrmann Kapfermann und ihm wusste niemand auf der Welt, dass er noch hätte leben können, wäre die Liebe zu Eve in seinem Herzen nicht so stark gewesen.

»Wir wollen noch vor Weihnachten heiraten«, bestimmte er. »Ich habe so lange darauf gewartet, mein Lieb. Sag, hast du mich auch ein bisschen gern?«

»Ja, Brun. Ich hab dich sehr gern. Du bist so gut, so anständig. Ich wüsste nicht, was aus mir ohne dich geworden wäre.«

Sie war ihm dankbar, eine ganz selbstverständliche Pflicht nach allem, was er für sie getan hatte. Aber von Liebe sprach sie nicht. Ihr Herz gehörte Göran, einem Toten, und er war noch nicht lange genug tot, als dass sie ihn schon hätte vergessen können.

Es wäre besser gewesen, Brun hätte noch damit gewartet, sie zu fragen, ob sie seine Frau werden wolle.

»Lieselotte, du bekommst einen neuen Vater«, sagte sie mit tränenerstickter Stimme, hob ihr Kind auf den Arm und wies mit dem Kopf auf Brun, dessen Freude langsam erlosch.

Er sah nicht Lieselotte, er sah Görans Kind, das Mädchen, das dem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war.

Brun bemühte sich nach besten Kräften, auch die Kleine zu verwöhnen, um Eves Herz zu gewinnen. Lieben konnte er dieses Kind nicht. Im Gegenteil, er hatte seine Abneigung gegen Göran, gegen den Mann, der ihm einmal bei Eve zuvorgekommen war, auf das Kind übertragen.

Wenn sie erst verheiratet waren, hatte Lieselotte nichts mehr in seinem Hause zu suchen. Er wollte eigene Kinder, aber keine fremden.

Die Kleine lachte ihn an. Für sie war er der Onkel, der ihr Leckereien mitbrachte, sie auf seinen Knien reiten ließ und ihr den Kopf tätschelte. Sie wusste nicht, dass sie ihren schlimmsten Feind anlachte.

»Wir werden wieder eine Heimat haben«, fuhr Eve gepresst fort. »Manchmal kann ich es gar nicht fassen, dass du mich haben willst. Du bist reich, du hast ein wunderschönes Haus, du könntest ganz andere Frauen bekommen als mich.«

»Ich will nur dich, weil ich dich liebe«, gab Brun zurück. Er nannte das Liebe, was er für sie empfand, obwohl es eine schlecht gewählte Bezeichnung für sein Gefühl war. Liebe schloss Zärtlichkeit ein, den Wunsch, den anderen glücklich zu machen, aber nichts davon empfand Brun Hadtke.

Er wollte Eve haben, und als ihm ein anderer zuvorgekommen war, hatte er rücksichtslos dafür gesorgt, dass er ausgeschaltet wurde, obwohl Görans Tod für Eve einen großen und tiefen Schmerz bedeutete.

Brun dachte nur an sich. Und Lieselotte würde es zu spüren bekommen, dass seine Liebe anders war als die der meisten Männer.

Das Kind streckte die Ärmchen aus, und lächelnd nahm Brun Hadtke sie von Eves Arm. Man konnte ihm nicht ansehen, dass er die Kleine dorthin wünschte, wo der Pfeffer wächst. Noch spielte er seine Rolle, noch war Eve nicht seine Frau.

»Du machst mich sehr glücklich«, erklärte Brun. Er setzte Lieselotte auf den Teppich und ließ sich selbst auf der Couch nieder. »Übrigens ...«, setzte er dann erneut zum Sprechen an und schaute auf seine Fingernägel, denn das, was er sagen musste, würde seine zukünftige Frau nicht gerade erfreuen, »diese Richter, sie ist Sekretärin bei mir. Vielleicht ist es besser, ihr seht euch in Zukunft nicht mehr so oft.«

»Was soll das heißen?«, fragte Eve beklommen. Sollte ihre Freundin am Ende recht haben? Wollte Brun ihr die Freundschaft mit ihr tatsächlich verbieten? Er wusste doch, dass sie außer Martina keinen Menschen hatte, mit dem sie offen sprechen konnte.

»Es ist nicht üblich, dass ein Chef außerdienstlich mit seinem Personal verkehrt«, fuhr Brun fort, ohne den Blick von seinen Fingernägeln zu lösen. »Ich bin überzeugt, du wirst eine taktvolle Form finden, ihr klarzumachen, dass eine Frau Hadtke etwas anderes ist als eine Frau Rodewald.«

»Aber wir sind Freundinnen«, wandte Eve ein. »Ich ändere mich doch nicht, wenn ich dich heirate. Martina wird unsere Freundschaft niemals ausnutzen.«

Brun hob langsam den Kopf. Seine Augen waren kalt, er führte eine geschäftliche Verhandlung, und er war nicht bereit, ohne Weiteres nachzugeben. Martina gefiel ihm nicht, und manchmal hatte er sogar den Eindruck, als ahne sie von der Rolle, die er bei Görans Tod gespielt hatte. Es war besser, sie sich vom Leibe zu halten.

»Es ist der erste Wunsch, den ich dir gegenüber äußere«, erinnerte Brun sie. »Ich hoffe, du schlägst ihn mir nicht ab. Du wirst andere Damen kennenlernen, die Frauen meiner Geschäftsfreunde, du wirst dich ihnen anschließen, und dann brauchst du Martina nicht mehr.«

»Es kommt doch nicht darauf an, ob ich sie brauche. Sie hat zu mir gehalten, als es mir schlecht ging, ich kann ihr doch jetzt nicht sagen, dass sie mir nicht mehr gut genug ist.«

»Was du ihr sagst, überlasse ich vollkommen dir«, warf Brun eine Spur zu ungeduldig ein. »Jedenfalls wünsche ich nicht, dass du noch so oft mit ihr zusammentriffst. Und in meinem Hause überhaupt nicht.« Er lächelte, um die Wirkung seiner Worte abzuschwächen. »Wir sollten deinen wundervollen Kaffee nicht kalt werden lassen. Bei dir schmeckt er mir immer am besten.«

Eve drehte sich um und machte sich am Herd zu schaffen. Brun verlangte ein großes Opfer von ihr.

Vieles verband sie mit Martina, und es war ausgeschlossen, die junge Frau jetzt abzuweisen, nur weil sie Bruns Sekretärin war. So hart konnte er doch nicht sein. Er liebte sie doch.

Seufzend griff Eve Rodewald nach der Kaffeekanne und trug sie zum Tisch, an dem Hadtke schon saß. Sie holte die Tassen aus dem Schrank, und flüchtig dachte sie wieder an Göran, der ihr diese Arbeiten stets liebevoll abgenommen hatte. Für ihn war es ganz selbstverständlich gewesen, sie im Haushalt ein wenig zu unterstützen. Sie waren arm gewesen, aber sehr glücklich.

Bald würde sie eine wohlhabende Frau sein, aber bestimmt nicht glücklich.

Klein-Lieselotte brachte sich wieder in Erinnerung. Sie riss am Tischtuch, und im letzten Augenblick noch gelang es Eve, die gefährdeten Tassen und Teller zu retten.

»Ein lebhaftes Kind«, äußerte sie zärtlich. »Wenn man nicht immer auf sie aufpasst ...«

»Wird es dir nicht zu viel, ganz allein für sie zu sorgen?«, fragte Brun lauernd. »Ich habe schon gedacht, ein Mädchen einzustellen, das dir die Last abnimmt.«

Eves Gesicht zeigte absolute Verständnislosigkeit.

»Du kannst doch nicht im Ernst meinen, Lieselotte sei eine Last für mich«, stellte sie empört fest. »Ich überlasse sie keinem anderen. Und als deine Frau werde ich ja auch nicht zu arbeiten brauchen. Mach dir keine Sorgen, Brun, mit Lieselotte werde ich schon fertig.«