Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 674 - Katja von Seeberg - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 674 E-Book

Katja von Seeberg

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Beschreibung

Heribert Baron von Settmer steht bei Heinrich Bärlau, einem Finanz- und Grundstücksmakler, hoch in der Kreide. Der Makler wartet ungeduldig darauf, dass er das schöne alte Schloss Warenstein endlich kaufen kann.
Der Baron zappelt schon in meinem Netz, feixt Bärlau im Stillen gehässig. Aber noch gibt Heribert von Settmer sich nicht geschlagen. Er lässt einen unbewohnten Seitenflügel des Schlosses zu Studentenzimmern umbauen und vermietet diese, um aus den roten Zahlen herauszukommen. Auf Drängen Heinrich Bärlaus bezieht auch seine Nichte im Schloss Quartier. Für Cornelia eröffnet sich hier eine ganz neue Welt, doch der Onkel sieht seine heimlichen Pläne plötzlich in nichts zerrinnen, als die geheimnisvolle Vergangenheit von Schloss Warenstein ans Licht kommt ...


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Inhalt

Cover

Das Abkommen

Vorschau

Impressum

Das Abkommen

Bringt es zwei Liebenden wirklich Glück?

Heribert Baron von Settmer steht bei Heinrich Bärlau, einem Finanz- und Grundstücksmakler, hoch in der Kreide. Der Makler wartet ungeduldig darauf, dass er das schöne alte Schloss Warenstein endlich kaufen kann.

Der Baron zappelt schon in meinem Netz, feixt Bärlau im Stillen gehässig. Aber noch gibt Heribert von Settmer sich nicht geschlagen. Er lässt einen unbewohnten Seitenflügel des Schlosses zu Studentenzimmern umbauen und vermietet diese, um aus den roten Zahlen herauszukommen. Auf Drängen Heinrich Bärlaus bezieht auch seine Nichte im Schloss Quartier. Für Cornelia eröffnet sich hier eine ganz neue Welt, doch der Onkel sieht seine heimlichen Pläne plötzlich in nichts zerrinnen, als die geheimnisvolle Vergangenheit von Schloss Warenstein ans Licht kommt ...

»Nein, Papa, das ist doch nicht dein Ernst!« Die grauen Augen Roland von Settmers sehen fassungslos auf die hohe, stark gebeugte Gestalt des Vaters, der mit dem Rücken zu ihm in der breiten Fensternische steht und verloren in den wunderschönen, großen Park des Schlosses starrt.

»Mir bleibt keine andere Wahl, Roland.« Mit einer hilflosen, resignierenden Bewegung hebt Baron Heribert die knochigen Schultern und lässt sie wieder sinken. »Oder weißt du einen Ausweg? Wenn du einen akzeptablen Vorschlag hast, werde ich ihn mit Freuden annehmen.«

»Im Moment natürlich nicht. Ich muss das erst verarbeiten, was du mir eben eröffnet hast.« Roland seufzt tief. »Ich hatte zwar eine gewisse Ahnung, aber ich habe doch nicht wirklich angenommen, dass es so verdammt schlecht um Warenstein steht. Ich kann es einfach nicht glauben.«

Der alte Baron dreht sich herum. Sein Gesicht ist schmal und von tiefen Furchen durchzogen. Er versucht ein Lächeln, doch es misslingt.

»Es ist mir unsagbar schwer geworden, dich mit den Tatsachen vertraut zu machen. Das darfst du mir glauben, mein Junge.«

»Das war falsche Rücksichtnahme, Papa. Ich bin doch kein Kind mehr. Weshalb hast du nicht schon längst mit mir darüber gesprochen? Gemeinsam hätten wir sicher eine Lösung gefunden. Jetzt sagst du mir, du musst Warenstein verkaufen. Unser altes, wunderbares Schloss!«

»Sei nicht so anklagend und bitter, Roland.«

Die verzweifelte Stimme des Vaters dämpft die Erregung des jungen Barons sofort. Beschämt senkt er den Kopf

»Verzeih, Papa, ich wollte dich nicht kränken«, murmelt er leise. »Eigentlich geht es mir auch gar nicht um mich, sondern um euch. Was sagt Mama dazu?«

Der alte Baron wendet sich wieder dem Fenster zu. Er denkt an seine geliebte Frau. An seine zarte blonde, immer noch schöne Margaretha, die immer treu zu ihm gehalten hat, auch damals, in den furchtbaren Kriegsjahren. Sie ist ihm damals mit einer bewundernswerten Selbstverständlichkeit ins Ausland gefolgt, und sie wird sich auch jetzt schweigend der Unabänderlichkeit fügen. Doch sie wird ein Stück ihres Herzens auf Warenstein zurücklassen.

»Mama weiß nicht, wie die Dinge stehen«, bekennt er leise.

»Mama weiß es noch nicht?«, wiederholt Roland verblüfft. Er geht zu seinem Vater und legt ihm die Hände auf die Schultern. »Das ist gut, Papa! Erspare Mama die Aufregung, und verschweige es ihr noch, nur eine kurze Zeit noch, bitte.«

»Es wäre bloß ein Aufschub, Roland.«

»Eben den brauche ich. Mir ist da eben eine Idee gekommen. Vielleicht ist sie etwas absonderlich. Doch ich könnte mir vorstellen, dass sie durchführbar wäre.«

»Welche?«, fragt Baron Heribert hoffnungsvoll.

»Papa, ich möchte in dir nicht unbedingt Hoffnungen erwecken, die wir dann vielleicht doch wieder begraben müssen. Vielleicht zeigst du mir einmal die Papiere über den ganzen Geschäftsverlauf?«

»Sofort, wenn es dich interessiert.«

Baron Heribert geht durch die hohe Tür in das angrenzende Arbeitszimmer, nimmt hinter dem großen Schreibtisch Platz und weist einladend auf einen Sessel. Dann zieht er eine Schublade auf, entnimmt ihr zwei umfangreiche Aktenordner und legt sie auf die Schreibtischplatte.

»Schau es dir an, mein Junge. Es sieht wenig erfreulich aus.«

Roland blättert mit gerunzelter Stirn in den Papieren.

»Hier taucht immer wieder der Name Heinrich Bärlau auf. Wer ist das?«

»Herr Bärlau ist Finanz- und auch Grundstücksmakler. Er ist mein Gläubiger. Wie du siehst, hat er mir Grund und Boden beliehen.«

»Aber zu welch einem Zinssatz? Kein schlechtes Geschäft für diesen Herrn! Auch die Wiese am Westhang? Was will er denn damit?«

»Vielleicht möchte er sie als Bauland nutzen.«

»Weshalb kauft er sie eigentlich nicht?«

»Herr Bärlau möchte nur insgesamt kaufen. Er hat mir einen sehr anständigen Preis geboten.«

»Schau an! Daher pfeift der Wind!«

»Ist es nicht verständlich, Roland? Und ehrlich gesagt, der Gedanke, dass Warenstein zerstückelt werden sollte, behagt mir auch nicht.«

»Der Wald unten am See liegt doch sehr abseits. Könntest du ihn Herrn Bärlau nicht verkaufen? Man könnte dort in Seenähe zwei, drei hübsche Häuser errichten. Das wäre doch für die Geschäfte des Herrn Bärlau ideal.«

»Allerdings, da liegst du sehr richtig. Doch es nützt mir wenig. Es wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein.«

»Dieser Tropfen hilft uns, Papa, glaub mir! Vorausgesetzt, du gehst auf meinen Plan ein.« Roland klappt den Ordner zu und lächelt ein wenig spitzbübisch.

♥♥♥

»Guten Tag, mein Schatz.« Heinrich Bärlau küsst seine Frau auf beide Wangen und streicht ihr zärtlich über das dunkle Haar. »Rate mal, Gerda, wer mich heute im Büro angerufen hat.«

Sie zuckt lächelnd die Schultern.

»Kunden, vermutlich.«

»Natürlich. Aber ich spiele auf eine ganz bestimmte Person an.«

»Wie soll ich wissen, wen du meinst.«

»Allerdings, es ist ein wenig viel verlangt. Mein Kundenstamm ist dafür doch zu groß«, brüstet sich Heinrich Bärlau selbstherrlich. Er legt den Arm um seine Frau und geht mit ihr in das helle, modern eingerichtete Esszimmer. Seine blauen Augen bleiben an dem reich gedeckten Tisch hängen.

»Das sieht ja wieder fantastisch aus. Und wie das duftet!« Er hebt genüsslich den Kopf. »Einfach köstlich. Ich freue mich immer, wenn Anneliese Ausgang hat. Du bist doch die bessere Köchin, Gerda.«

»Ich reiße mich aber nicht danach. Es gibt schönere Dinge zu tun, als den ganzen Vormittag in der Küche zu stehen.«

»Armer Liebling.« Er küsst sie auf die Schläfe. »Wenn die Zeiten besser wären, würde ich dir ein Zweitmädchen engagieren, aber du weißt ja, wie lange die Strehlaus sich schon vergeblich bemühen. Und außerdem tust du es doch im Moment auch wieder für Cornelia.«

»Das weiß ich alles, und ich beklage mich ja auch nicht«, wehrt sie ab. »Aber jetzt sag mir endlich, wer dich nun im Büro angerufen hat.«

»Baron Settmer.« Er lacht und faltet seine Serviette auseinander. »Er hat mich um einen Termin gebeten.«

»Ach ja?«, sagt sie ein wenig verständnislos.

»Ach ja«, äfft er ungeduldig nach. »Mehr hast du dazu nicht zu sagen? Geht dir denn kein Laternchen auf? Baron Settmer möchte einen Termin. Das heißt, dass er am Ende ist. Vermutlich kommt er zu mir, um zu verkaufen. Ich habe zwar damit gerechnet, aber nicht so schnell. Bis jetzt hat sich der gute Baron immer noch wie ein Aal gewunden und wollte nicht an einen Verkauf heran. Doch was soll er machen? Seine Lage wird ja nicht rosiger, im Gegenteil. Doch nun werde ich versuchen, den Preis zu drücken.«

»Der Ärmste.«

»Was heißt hier, der Ärmste?«, protestiert Heinrich Bärlau empört. »Das ist in der Geschäftswelt nun einmal so. Du tust ja gerade, als ob ich ein Halsabschneider wäre!«

»Es tut mir einfach leid, dass der Baron verkaufen muss. Er und auch die Baronin haben schon so viel Schweres im Leben durchmachen müssen, gerade was Schloss Warenstein betrifft. Es ist jammerschade, wenn dieser alte Familienbesitz in fremde Hände übergeht.«

»Unsere Hände nennst du fremd? Gerda, manchmal kann ich deine Gedankengänge wirklich nicht verstehen.«

»Schließlich ist der junge Baron noch da. Er sollte doch sicher Warenstein einmal weiterführen.«

»Manche Eltern erträumen sich etwas für ihre Kinder.« Heinrich Bärlau streichelt über ihre kleine Hand. »Ich auch, wenn wir Kinder gehabt hätten.«

»Cornelia ist mir wie ein eigenes Kind ans Herz gewachsen«, erwidert sie.

»Mir auch. Und ich will dem Mädel eine glänzende Zukunft bieten. Sie wird einmal die alleinige Besitzerin von Schloss Warenstein sein. Lohnt es sich nicht, dafür zu kämpfen, Gerda?«

»Schiebst du jetzt nicht Cornelia vor, Heinrich?«, fragt sie misstrauisch. »Du willst Warenstein in die Hand bekommen, du allein. Ich habe doch recht, nicht wahr?«

»Ich stelle immer wieder fest, dass du mich sehr gut kennst, Gerda.«

»Weshalb nur, Heinrich? Was sollen wir mit solch einem riesigen Schloss?«

»Leben, Gerda, leben.«

»Ich weiß nicht«, seufzt sie. »Weshalb bestehst du nur darauf? Weil du als junger Soldat einmal auf Warenstein einquartiert warst? Die Erinnerung an diese Zeit kann doch wirklich nicht schön sein.«

»Damit hat das überhaupt nichts zu tun«, fährt er heftig auf. »Von der Vergangenheit will ich nichts mehr hören. Ich möchte nicht, dass du darüber sprichst.«

»Wie du meinst.« Sie zuckt die Achseln.

In diesem Moment wird die Tür aufgerissen, und ein schlankes junges Mädchen stürmt ins Zimmer. Das hübsche Gesicht unter den dichten goldblonden Locken ist leicht gerötet. Die großen blauen Augen sehen schuldbewusst auf die Tante und den Onkel.

»Wechseln wir das Thema«, raunt Heinrich Bärlau seiner Frau zu. Dann hebt er den Zeigefinger und droht lächelnd seiner jungen Nichte.

»Du hast dich wieder einmal verplaudert, Cornelia? Setz dich rasch, mein Kind. Ich habe einen Bärenhunger.«

♥♥♥

»Du willst den Seitenflügel ausbauen lassen, Heribert? Aber weshalb denn nur?« Margaretha von Settmer stellt die hauchdünne Teetasse zurück. »Siehst du darin etwa eine Chance, Warenstein für uns zu erhalten?«

Der Baron schaut seine Gattin verlegen und unsicher an. Ein trauriges Lächeln legt sich um Margarethas fein geschnittenen Mund.

»Heribert, weshalb versuchst du immer noch, mir etwas vorzuspielen? Glaubst du wirklich, ich weiß nicht, wie ernst es um Warenstein steht?«

»Du hast es die ganze Zeit gewusst, Margaretha?«, fragt er fassungslos.

»Ich bin nicht blind, Heribert, und ich kann rechnen.« Die Baronin beugt sich vor und streichelt sanft über seine zitternde Hand. »Außerdem liebe ich dich, Heribert. Ich fühle jeden Kummer, der dich bedrückt, und leide mit dir.«

»Du beschämst mich, Margaretha.«

»Aber nein, es ist eher umgekehrt. Du weißt, dass ich Warenstein liebe, und dich quält der Gedanke, dass es mir schwerfallen könnte, es verlassen zu müssen. Warenstein ist das Stammschloss deiner Familie. Ich würde alles dafür geben, wenn ich einen Weg finden könnte, dir Warenstein zu erhalten.«

»Genau den habe ich doch gefunden, Mama«, mischt sich Roland jetzt in das Gespräch.

Margaretha von Settmer sieht auf.

»Ja, Mama.« Roland nickt eifrig. »Zugegeben, es liegt ein gewisses Risiko darin. Ich habe Papa vorgeschlagen, dass wir den Seitenflügel zu netten, gemütlichen Zimmern ausbauen lassen und sie an Studenten vermieten.«

»Zimmer vermieten?«

»Ja, das wäre eine Chance. Schau, Mama, der Seitenflügel ist gänzlich ungenutzt. Viele meiner Kommilitonen haben scheußliche Buden und müssen viel Geld dafür bezahlen. Ich bin sicher, sie würden begeistert sein und sich um die Zimmer hier förmlich reißen.«

»Aber der weite Weg in die Stadt«, wendet die Baronin ein.

»Das ist überhaupt kein Problem. Einige haben einen fahrbaren Untersatz. Außerdem haben wir den Autobus und die Kleinbahn.«

»Ich bin ganz verwirrt, Roland.« Die Baronin schüttelt den Kopf. »Studenten hier auf dem Schloss? Ich weiß nicht.«

»Sicher wird es hier etwas turbulenter. Aber sie leben im Seitenflügel, viel Lärm werdet ihr nicht ertragen müssen.«

»Was heißt Lärm, Roland? Ich mag den unbeschwerten Frohsinn junger Menschen.«

»Dann bist du einverstanden, Mama? Du hast keine Einwände?«

»Du bist so impulsiv, mein Junge. Hast du dir überlegt, welche Summen ein Umbau erfordert?«

»Ich habe mich entschlossen, den Wald am See zu verkaufen«, sagt Baron Heribert leise.

♥♥♥

»Herr Baron, pünktlich wie immer.« Heinrich Bärlau erhebt sich aus dem Schreibtischsessel und geht mit ausgebreiteten Armen auf seinen Besucher zu. »Seien Sie mir herzlich willkommen, lieber Baron. Ich freue mich, dass wir endlich wieder einmal miteinander plaudern können. Per Telefon ist das immer so unpersönlich, nicht wahr?«

»Allerdings.« Baron Heribert nickt zurückhaltend. Die übertrieben joviale Art Heinrich Bärlaus stößt ihn ab.

»Bitte, nehmen Sie doch Platz, Herr Baron. Wollen wir erst einen Drink einnehmen, oder wollen wir gleich die Geschäfte in Angriff nehmen?«

»Ich muss Ihre freundliche Einladung ablehnen, Herr Bärlau. Ich bin mit dem Wagen unterwegs.«

»Lieber Baron, es erstaunt mich, dass Sie persönlich chauffieren«, sagt Heinrich Bärlau ein wenig spöttisch.

»Jeder Mensch hat eine heimliche Leidenschaft, Herr Bärlau«, pariert Baron Heribert. »Meine ist das Autofahren.«

»Donnerwetter, Herr Baron, das habe ich ja gar nicht gewusst. Das ist etwas für Männer.« Heinrich Bärlau lässt sich in seinen Sessel fallen und lacht.

»Ich räume den Damen das gleiche Recht ein.«

»Ich bange stets um mein Leben, wenn ich einer Dame am Steuer begegne. Ich traue der holden Weiblichkeit nicht so unbedingt.«

Der Baron schweigt dazu. Etwas irritiert streicht sich Heinrich Bärlau über sein spärliches rotblondes Haar.

»Beschäftigen wir uns also nicht länger mit den Damen am Steuer, sondern wenden uns den Geschäften zu. Sie sind zu mir gekommen, weil Sie meinen Rat und meine Hilfe brauchen, Herr Baron? Womit kann ich Ihnen dienen?«

»Ich bin auf der Suche nach einem Käufer und möchte Sie bitten, mir dabei behilflich zu sein, Herr Bärlau.«

In Heinrich Bärlaus Augen blitzt es auf.

»Ich danke Ihnen, Herr Baron, dass Sie mir auch heute Ihr Vertrauen entgegenbringen«, sagt er lächelnd. »Sie haben sich also doch entschlossen, Schloss Warenstein zu verkaufen?«

»Warenstein nicht. Oh nein. Ich denke an das Waldgrundstück am See.«

»Ach!« Das Lächeln erlischt auf dem Gesicht Heinrich Bärlaus. »Ich fürchte, Herr Baron, das dürfte schwierig werden.«

»Es könnte Bauland werden, Herr Bärlau.«

»Wenn man abholzt, warum nicht? Doch bevor ich Ihnen eine bindende Zusage gebe, muss ich natürlich das Grundstück erst in Augenschein nehmen. Sie werden das verstehen, Herr Baron.«

»Das steht Ihnen selbstverständlich zu, Herr Bärlau.«

»Wann in etwa erwarten Sie eine Antwort von mir, Herr Baron?«

»Eine baldige Entscheidung wäre mir lieb. Sollten Sie kein Interesse haben, muss ich mich anderweitig bemühen.«

Nur das nicht, denkt Heinrich Bärlau erschrocken und ärgert sich, dass er den Bogen überspannt hat.

»Aber ich bitte Sie, Herr Baron! Wo denken Sie hin?«, sagt er hastig und zwingt sich zu einem Lächeln. »Selbstverständlich werden wir uns einig werden. Das steht doch außer Frage. Ich möchte das Grundstück nur noch einmal kurz besichtigen. Das können Sie mir doch nicht verübeln. Können wir gleich hinausfahren?«

»Bitte, wenn Sie es mit Ihrer Zeit vereinbaren können.«

»Für Sie richte ich es gern ein, lieber Baron. Dann werde ich meine Termine verschieben.«

♥♥♥

Heinrich Bärlau sieht zu dem Baron hinüber, der unter den Bäumen nahe am Seeufer steht und über den dicken Stamm eines Baumes streicht, als wollte er Abschied nehmen.

Was bewegt den Baron dazu, plötzlich zu verkaufen?, überlegt Bärlau. Was hat er vor? Ich muss es herausbekommen.

»Irgendwie ist es schade um den herrlichen alten Baumbestand, nicht wahr, Herr Baron?«

»Sie sagen es, Herr Bärlau.«

»Wollen Sie es sich vielleicht nicht doch noch einmal überlegen? Ich gebe Ihnen eine gute Hypothek zu annehmbaren Zinssätzen.«

»Nein, Herr Bärlau. Ich verkaufe.«

»Wie Sie wollen, Herr Baron. Aber schade ist es doch.«

»Glauben Sie mir, Herr Bärlau. Ich habe triftige Gründe.«

»Das kann ich mir denken. Sicher Schloss Warenstein betreffend, nehme ich an«, sagt Heinrich Bärlau lauernd.

»Ja. Mein Sohn hat mir den Vorschlag gemacht, den Seitenflügel ausbauen zu lassen«, erwidert der Baron etwas unüberlegt.

»Ach was!«, ruft Heinrich Bärlau verblüfft. »Der junge Herr Baron hat Mut, muss ich sagen. Wollen Sie ein Hotel eröffnen?«

»So ähnlich, Herr Bärlau – Studentenquartiere.« Baron Heriberts Zunge scheint plötzlich gelöst. Fast eifrig berichtet er von seinen Plänen.

Heinrich Bärlau hört nur mit halbem Ohr zu. Baron Roland könnte mir gefährlich werden, denkt er, aber nur fast. Studenten sind arme Schlucker. Sie bringen nichts ein. Jedenfalls nicht so viel, dass die Settmers aus ihrer Misere kommen können.

Doch die Idee ist gar nicht schlecht. Wenn der Seitenflügel ausgebaut ist, kann ich ihn später leicht in ein Hotel umwandeln. Die Settmers zappeln sowieso in meinem Netz. Ob ich nun ein Jahr früher oder später Warenstein erwerbe, ist eigentlich egal.

»Hören Sie mir eigentlich zu, Herr Bärlau?«, reißt ihn die Stimme des Barons aus seinen Gedanken.

»Natürlich, Herr Baron. Es ist fantastisch, dass Ihr Sohn auf diese Lösung gekommen ist. Sie dürfen stolz auf ihn sein. Eigentlich hätte uns diese Idee auch kommen können, was?«

»Das mag schon sein.«