Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 744 - Ursula Fischer - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 744 E-Book

Ursula Fischer

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Beschreibung

Dr. Heidrun Reinhard ist Ärztin mit Leib und Seele. Tag für Tag begegnet sie Schicksalen, die sie persönlich berühren und emotional mitnehmen. Besonders ein Fall lässt sie nicht los: Eine junge Frau hat versucht, sich das Leben zu nehmen, aus Verzweiflung darüber, dass sie keine Kinder bekommen kann. Während der diensthabende Kollege die Hoffnung bereits aufgibt, kämpft Heidrun entschlossen um das Leben der Patientin - und schafft es, sie vom Abgrund zurückzuholen. Dabei hat Heidrun selbst genug private Probleme. Ihr Ehemann sitzt im Rollstuhl und lässt seine Bitterkeit darüber an ihr aus. Als sich endlich ein Hoffnungsschimmer abzeichnet und Peter in einer Spezialklinik für Querschnittsgelähmte aufgenommen wird, schöpft Heidrun neue Kraft. Sie hofft inständig, dass er dort die Hilfe findet, die er so dringend benötigt - und vielleicht auch der gemeinsame Weg eine neue Chance bekommt ...


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Seitenzahl: 119

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Die Braut des Verunglückten

Vorschau

Impressum

Die Braut des Verunglückten

Meisterwerk um eine dramatische Schicksalswende

Dr. Heidrun Reinhard ist Ärztin mit Leib und Seele. Tag für Tag begegnet sie Schicksalen, die sie persönlich berühren und emotional mitnehmen. Besonders ein Fall lässt sie nicht los: Eine junge Frau hat versucht, sich das Leben zu nehmen, aus Verzweiflung darüber, dass sie keine Kinder bekommen kann. Während der diensthabende Kollege die Hoffnung bereits aufgibt, kämpft Heidrun entschlossen um das Leben der Patientin – und schafft es, sie vom Abgrund zurückzuholen.

Dabei hat Heidrun selbst genug private Probleme. Ihr Ehemann sitzt im Rollstuhl und lässt seine Bitterkeit darüber an ihr aus. Als sich endlich ein Hoffnungsschimmer abzeichnet und Peter in einer Spezialklinik für Querschnittsgelähmte aufgenommen wird, schöpft Heidrun neue Kraft. Sie hofft inständig, dass er dort die Hilfe findet, die er so dringend benötigt – und vielleicht auch der gemeinsame Weg eine neue Chance bekommt ...

Hastig eilte Heidrun Reinhard die Straße hinunter, in jeder Hand trug sie eine schwere Einkaufstasche.

Schließlich bog sie in eine ruhige Seitenstraße ein und blieb aufatmend vor einem Mietshaus stehen. Während sie verzweifelt nach dem Schlüsselbund suchte, fuhr ein Möbelwagen vor.

»Ah, da sind die Schlüssel ja«, murmelte sie. Natürlich waren sie wieder einmal völlig in ihrer Handtasche verkramt gewesen. Ihre Hände zitterten, als sie die Haustür aufschloss.

Da klappte hinter ihr eine Tür. Heidrun drehte sich unwillkürlich um. Einige Männer stiegen aus dem Möbelwagen. Einer von ihnen stemmte die schwieligen Hände in die Hüften, sah zum Haus empor und nickte.

»Willi, hier sind wir richtig. Straße und Hausnummer stimmen, und in der ersten Etage steht die Wohnung leer.«

»Dann man ran, keine Müdigkeit vorschützen«, gab der andere darauf munter zurück.

Da verschwand Heidrun rasch im Haus. Hoffentlich sind die Neuen auch so angenehme Mieter, dachte sie, als sie die Wohnungstür aufschloss.

»Heidrun«, rief jemand.

Einen Moment schloss die junge Frau erschöpft die Augen. Dann zwang sie ein Lächeln auf ihre Lippen.

»Ja, ich bin es, Peter. Ich komme sofort, ziehe nur schnell meinen Mantel aus und trage die Taschen in die Küche.«

»Natürlich, ich bin dir nicht so wichtig wie die Lebensmittel«, erklang die Stimme wieder.

Um den fein geschnittenen Frauenmund zuckte es schmerzlich.

»Aber Peter, was redest du nur für einen Unsinn«, tadelte Heidrun ihn gutmütig.

Am Fenster stand ein Rollstuhl. In ihm saß ein noch junger Mann. Heidruns Mann!

Missmutig blickte er ihr entgegen.

»Du kommst heute wieder ziemlich spät nach Hause«, klagte er.

»Erst einmal guten Tag, Liebster«, rief Heidrun in bewusst fröhlichem Ton. Sie beugte sich zu ihrem Mann im Rollstuhl hinab und berührte seine Wange, doch im gleichen Augenblick zuckte sie zurück.

Peter hatte sich heute wieder nicht rasiert. In letzter Zeit kam das immer häufiger vor.

»Ich bin vor Hunger fast gestorben«, klagte Peter Reinhard, ohne den Gruß zu erwidern. »Aber an mich denkst du nicht, wenn du nicht zu Hause bist. Du hast ja unterwegs alles, was du brauchst.«

Die junge Ärztin schluckte. Sie hätte sich inzwischen längst an die ungerechten Vorwürfe gewöhnen müssen.

»Es dauert nicht lange, Peter, dann habe ich das Essen zubereitet. Es gibt heute auch etwas besonders Delikates: Beefsteak mit Pilzen. Das isst du doch so gern.«

»Nicht, wenn das Fleisch wieder so zäh ist wie beim letzten Mal«, brummte er unwirsch.

»Kann ich jetzt noch schnell etwas für dich tun?«, fragte Heidrun und sah sich hastig um. Neben Peter lagen Bücher und Illustrierte, sogar der Obstkorb war noch halb gefüllt. Verhungert wäre er heute sicher nicht.

Aber Heidrun hütete sich, ihre Gedanken laut werden zu lassen.

»Was kann man schon für mich tun«, sagte er wehleidig.

Heidrun ging in die Küche, verstaute die mitgebrachten Lebensmittel, putzte die Champignons und schälte schnell ein paar Kartoffeln.

Peter Reinhard hatte seinen Rollstuhl zur Küche gelenkt und blickte Heidrun stumm bei der Arbeit zu.

Wie oft hatte sie ihm vorgeschlagen, wenn sie in der Küche arbeitete, ihr ein wenig zur Hand zu gehen, denn seine Hände waren ja nicht gelähmt. Doch er hatte jedes Mal empört abgewehrt.

»Willst du mich zur Küchenmagd erniedrigen, Heidrun?«, hatte er gesagt.

Schweigend arbeitete Heidrun weiter.

Plötzlich begann es über ihnen zu poltern und zu dröhnen.

»Was ist denn das?«, fragte Peter unwillig.

»Der neue Mieter zieht ein«, erklärte Heidrun ruhig und stellte die Kartoffeln auf den Herd.

»So spät?« Er warf einen empörten Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk. »Das ist ja unerhört.«

»Ich sah zufällig den Möbelwagen vor der Tür, Peter. Ich glaube, er kommt aus einer Stadt in Süddeutschland.«

»Du nimmst diese Ruhestörer noch in Schutz?« Jetzt hatte er wieder etwas, an dem er sich reiben konnte.

Er blickte noch immer mit bösem Gesicht zur Decke empor und merkte nicht, dass seine junge Frau den Kopf noch tiefer senkte.

Inzwischen polterte und dröhnte es unaufhörlich über ihnen.

»Heidrun, ich bin ein kranker Mann, der Ruhe nötig hat. Du als Ärztin weißt das besser als jeder andere Mensch«, jammerte der Gelähmte.

Heidrun umspannte den Messergriff so hart, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.

»Peter«, sagte sie mit mühsam erzwungener Ruhe, »die Leute müssen schließlich die Möbel aufstellen. Sie können doch unmöglich deinetwegen damit aufhören.«

»Du nimmst diese Leute schon wieder in Schutz?« Er war fassungslos, denn er war es nicht gewohnt, dass Heidrun ihm gegenüber einmal eine andere Meinung vertrat.

»Aber Peter!« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Ich versuche nur, dir klarzumachen, dass dein Ansinnen unmöglich ist.«

»Ich merke nur, dass du mit dem neuen Mieter sympathisierst und dich wieder einmal gegen mich stellst.«

»Es gibt gleich etwas zu essen«, sagte Heidrun freundlich und wandte sich dem Herd zu.

»Dich rührt meine Krankheit wohl überhaupt nicht«, fuhr er sie gereizt an. »Natürlich, ich bin ja auch nur dein Mann, dein nutzloser Mann, der dir nichts mehr sein kann.« Er sprach immer lauter, die letzten Worte schrie er förmlich heraus.

»Peter«, murmelte die junge Ärztin verzweifelt. Oh ja, sie konnte mit ihm fühlen. Es musste für ihn furchtbar sein, so nutzlos seine Tage zu verbringen. Aber es war doch unnötig, ihr fast täglich eine Szene ähnlicher Art zu machen.

♥♥♥

Später saß Heidrun mit ihrem Mann am nett gedeckten Tisch in der Essecke des Wohnzimmers. Während ihr jeder Bissen im Mund quoll und sie sich zum Essen zwingen musste, aß Peter mit gesundem Appetit.

»Das schmeckt wirklich gut«, lobte er sie und nahm sich noch Kartoffeln und Pilze.

»Es freut mich, wenn es dir schmeckt«, erwiderte Heidrun.

»Du, ist etwas? Du siehst mich so seltsam an«, fragte er sie und kniff die Augen zusammen. »Ach, ich verstehe! Die Frau Doktor gönnt mir wieder einmal nicht, dass ich mich satt esse. Dabei ist Essen wirklich noch mein einziges Vergnügen.«

Heidrun senkte den Kopf. Jetzt verliefen sogar schon die Mahlzeiten mit Streit!

»Ich ... ich habe noch Nachtisch.« Sie konnte den nörgeligen Kranken in diesen Sekunden nicht mehr ertragen.

Heidrun beeilte sich absichtlich nicht damit, die Dose Pfirsiche zu öffnen.

Sie sah mit einem Blick, dass Peter in der Zwischenzeit noch hastig den auf seinem Teller verbliebenen Rest hinuntergeschlungen hatte.

Nach kurzem Zögern füllte sie dem Kranken die Schale gehäuft voll Pfirsichhälften, während sie für sich selbst nur eine nahm.

Wieder ließ es sich Peter schmecken.

Etwas später stand Heidrun erschöpft in der Küche. Peter saß vor dem Radiogerät und schimpfte zwischendurch auf den neuen Mieter, der nach seiner Meinung nur aus Rücksichtslosigkeit zu bestehen schien.

»Musst du nun auch noch sauber machen?«, nörgelte er, als Heidrun nun anfing, Staub zu wischen.

Er sagte ihr jedoch nicht, wer wohl sonst für Sauberkeit sorgen sollte! Heidrun hatte zweimal eine Putzfrau für ein paar Stunden in der Woche eingestellt. Doch jedes Mal waren die Frauen nur einige Male gekommen.

»Möchtest du denn in Staub und Dreck ersticken?«, gab sie zurück.

»Natürlich nicht, aber wenn du schon einmal zu Hause bist, gebärdest du dich wie ein Putzteufel«, hielt Peter ihr vor und verzog mürrisch das Gesicht.

Als sich Heidrun endlich auf die Couch setzte, war sie am Ende ihrer Kräfte. Sie griff nach einer Zigarette.

»Möchtest du auch?«, fragte sie.

»Nein, ich bin doch dabei, mir das Rauchen abzugewöhnen. Das weißt du genau. Ich glaube, du bringst mich immer wieder absichtlich in Versuchung.«

»Entschuldige«, murmelte Heidrun. »Das hatte ich ganz vergessen.«

»Natürlich! Alles, was mit mir in Zusammenhang steht, ist dir einfach nicht wichtig genug«, bekam sie zur Antwort.

Da klingelte es.

»Nanu, wer mag denn das noch sein?«

»Wir werden gleich sehen, wer noch zu uns will«, sagte Heidrun und erhob sich. Die Zigarette drückte sie vorher im Aschenbecher aus. Sie fuhr sich flüchtig über ihr Haar und öffnete.

Vor ihr stand eine ältere Frau, die ein wenig verlegen wirkte.

»Entschuldigen Sie«, stammelte sie, »aber ich sah bei Ihnen noch Licht, da wagte ich es, Sie noch zu stören. Wir sind die neuen Mieter, das heißt, nicht ich, sondern mein Sohn.«

»Guten Tag, das freut mich«, entgegnete Heidrun in der ihr eigenen herzlichen Art. Über ihr Gesicht flog ein Lächeln, das es um Jahre verjüngte und noch verschönte. »Treten Sie doch näher. Mein Name ist Reinhard. Kann ich etwas für Sie tun?«

»Danke. Sie sind zu gütig«, murmelte die ältere Frau. »Ich bin Frau Jansen. Mir ist ein Malheur passiert. Ich habe die Thermosflasche mit dem warmen Tee zerschlagen. Nun jammert meine kleine Enkelin nach etwas Trinkbarem. Der Herd ist noch nicht aufgestellt und darum ...«

»Selbstverständlich habe ich für Ihre kleine Enkelin etwas zu trinken. Kommen Sie doch mit.« Sie führte die Besucherin in die Küche. »Ich kann Ihnen schnell Milch erwärmen«, bot Heidrun an.

»Das wäre sehr nett von Ihnen.« Die alte Dame machte einen erschöpften Eindruck. Man sah ihr an, dass sie heute schon viel geleistet hatte. »Eine Tasse warme Milch wäre für Uta gerade das Richtige.«

Heidrun schüttete Milch in einen Topf, stellte ihn auf den Herd und erwärmte die Milch.

»Haben Sie sich etwas zu essen mitgebracht?«, fragte sie. »Ich könnte ...«

»Nein danke«, wehrte Frau Jansen schnell ab. »Sie sind wirklich sehr gütig, aber belegte Brote habe ich noch.« Dann wandte sie sich zur Tür, bedankte sich noch einmal und ging mit der Milch davon.

Als die junge Frau zu ihrem Mann zurückkam, rollte er gerade auf das Radiogerät zu und schaltete es ab.

»Wer war denn das?«, wollte er wissen.

Heidrun sagte es ihm.

»Ich habe gleich geahnt, dass wir ganz rücksichtslose, unverschämte Mieter ins Haus bekommen haben.«

»Aber Peter! Sie haben ein kleines Kind, das sehr durstig war.«

»Hilft uns jemand?«, konterte er böse. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass schon einmal ein einziger Mensch zu uns gekommen wäre, der uns seine Hilfe angeboten hat.«

»Wir brauchen ja auch keine Hilfe, Peter«, entgegnete Heidrun geduldig.

»Gott sei Dank nicht. Pass auf, wenn erst mein Prozess entschieden ist, geht es uns blendend. Dann brauchst du nicht mehr zu arbeiten und kannst immer für mich da sein. Dann hast du es auch besser.«

Wahrscheinlich wurde ihm noch nicht einmal bewusst, dass er sich vor allem für sich selbst Besserung erhoffte!

Dabei hatte es gar nichts genützt, dass selbst sein Rechtsanwalt seine Ansprüche für fragwürdig hielt. Aber Peter beharrte darauf, dass dieser Prozess geführt wurde. Über die Gerichts- und Rechtsanwaltskosten ereiferte er sich zwar, doch er tröstete sich dann gleichzeitig mit dem Gedanken, dass das Geld ja tausendfach wieder hereinkomme.

Außerdem fragte er seine junge Frau gar nicht, ob es ihr überhaupt recht sei, wenn sie ihren Beruf aufgeben würde.

»Ich bin müde«, sagte Heidrun und gähnte wiederholt.

»Was, jetzt schon?« Peter blickte zur Uhr. »Es ist ja noch nicht einmal elf!«

»Hinter mir liegt ein langer, anstrengender Tag, Peter«, erklärte sie mit gequältem Lächeln.

»Willst du mir etwa zum Vorwurf machen, dass ich hilfloser Krüppel hier tatenlos im Rollstuhl sitzen muss?«

»Peter!« Er war wirklich überempfindlich und bezog jedes Wort auf sich und seinen körperlichen Zustand.

Heidrun schwieg und blieb noch eine halbe Stunde sitzen.

»Deine Schlaftabletten«, sagte sie, als er endlich auch einverstanden war, ins Bett zu gehen.

»Ja, gib nur. Du brauchst ja wohl keine, du schläfst wie ein Murmeltier«, stellte er dabei bitter fest. Er nahm das Glas mit den aufgelösten Tabletten und setzte es an die Lippen. »Scheußlich schmeckt das Zeug.« Er schüttelte sich ordentlich. »Warum müssen die nur so gallebittere Tabletten herstellen.«

Heidrun war total erschöpft, als sie endlich an der Seite ihres Mannes im Bett lag. Sie fragte sich, wie lange sie dieses Leben noch durchhalten würde.

♥♥♥

Als die junge Ärztin am nächsten Tag die Klinik betrat, war es ihr, als überschreite sie gleichzeitig eine Schwelle in ein anderes Leben.

Der Geruch von Desinfektionsmitteln, von Äther und Bohnerwachs war ihr vertraut. Heidrun meinte, es gäbe keine bessere Luft als die des Krankenhauses.

»Guten Morgen, Frau Doktor!« Eine junge Lernschwester grüßte bereits von Weitem.

Heidrun gab den Gruß freundlich zurück. Unterwegs begegnete ihr ein Kollege, der Nachtdienst gehabt hatte. Er sah müde und erholungsbedürftig aus. Er schüttelte seiner Kollegin kameradschaftlich die Hand.

»Was hat es gegeben?«, fragte Heidrun.

»Die Nacht war sehr turbulent«, erklärte er seufzend, »aber nun ist sie ja überstanden. Der Patient von Zimmer neun erlitt einen schweren Herzanfall. Frau Warnke ist aus dem Bett gefallen.«

»Mein Gott, wie konnte das denn passieren?«, fragte Heidrun entsetzt.

»Wenn man das später wüsste!« Der Kollege zuckte mit den Schultern. »Sie können sich ja denken, was für einen Wirbel das gegeben hat. Die übrigen Patienten waren alle hellwach und aufgeregt.«

»Ja, dann hatten Sie ja wirklich allerhand Theater heute Nacht.«

»Das war leider noch nicht alles. Ein schwerer Verkehrsunfall brachte uns fünf Patienten ein. Drei mussten sofort operiert werden.«

»Mein Gott, auch das noch!« Heidrun sah ganz erschrocken aus. Dann sprachen sie noch eine Weile sachlich über diese Fälle. Anschließend eilte sie ins Ärztezimmer.

Damit begann für sie wieder ihr schwerer Dienst. Aber sie tat ihn gern. Sie lächelte, wenn sie ein Krankenzimmer betrat, tröstete, wenn sie am Bett eines Patienten saß, gab Spritzen, untersuchte, eilte die langen Flure entlang und vertiefte sich während ihrer knappen Mittagszeit in Krankenberichte.

»Na, wieder einmal aktiv?«, spöttelte ein jüngerer Kollege.

Heidrun ließ das Blatt Papier sinken und blickte ihn ruhig an.

Er suchte nach seinem Zigarettenetui und wurde sichtlich verlegen.

»Wollen Sie?« Er reichte ihr das Etui.

Nach kurzem Zögern nahm Heidrun eine Zigarette. Kurz darauf gab ihr Roland Velten Feuer und grinste nun ein wenig erleichtert.