Die Welt verbeugt sich vor meinen Flammen (deutsche Light Novel): ep1. Ich hab mal das Schloss des Dämonenkönigs abgefackelt - Hiyoko Sumeragi - E-Book

Die Welt verbeugt sich vor meinen Flammen (deutsche Light Novel): ep1. Ich hab mal das Schloss des Dämonenkönigs abgefackelt E-Book

Hiyoko Sumeragi

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Beschreibung

Homura, eine Oberschülerin mit Pyrokinesefähigkeiten, die heimlich den Wunsch hegt, etwas in Brand zu setzen, gelangt plötzlich in eine andere Welt. Dort trifft sie auf eine Gruppe durchgeknallter anderer Oberschülerinnen, die alle besondere Fähigkeiten besitzen: Saiko, eine verrückte Wissenschaftlerin, Jin, ein Samurai-Mädchen, Tsutsumi, ein Biowaffen-Mädchen, und Proto, ein Dienstmädchen-Roboter.
Die Göttin der anderen Welt bittet sie, die Welt zu retten, da nach hundert Jahren ein Dämonenkönig wieder erwacht ist. Durch das entstandene Chaos treiben nun Monster und andere Schurken ihr Unwesen. Um die Unruhen in der Welt zu beenden, liegt das Schicksal nun in den Händen dieser speziellen Mädchen.
Doch es bleibt fraglich, ob die Göttin mit ihrer Entscheidung die richtige Wahl getroffen hat, da jedes der Mädchen seine eigenen Ziele verfolgt, die nicht gerade heldenhafter Natur sind …

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Seitenzahl: 271

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Farbseiten

Prolog: „Am Ende der Reise, am Anfang der Welt“

1. Kapitel: „Die falsche Wahl der Göttin einer anderen Welt“

2. Kapitel: „Die Passion des ehrbaren Mannes“

3. Kapitel: „Was ich tun will“

4. Kapitel: „Magisches Feuer (Molotowcocktail)“

5. Kapitel: „Drachenstecher“

6. Kapitel: „Erster Auftrag – Willkommen im Dorf Gadari“

7. Kapitel: „Der mächtige Wolf“

8. Kapitel: „Tödlicher Biss“

Epilog: „Auf verbrannter Erde“

Nachwort

Über JNC Nina

Impressum

Orientierungsmarken

Farbseiten

Inhaltsverzeichnis

Prolog: „Am Ende der Reise, am Anfang der Welt“

Es war das Ende einer Reise und der Beginn einer neuen Welt.

„Schon wieder hab ich es getan ...“, murmelte ein Mädchen mit feuerroten Haaren – Homura. Doch ihre Worte waren nur mit einem Hauch von Reue behaftet.

Vor ihr stand das lodernd brennende Schloss des Dämonenkönigs. Es war ein Szenario wie aus einer Themenparkattraktion, bei dem fünf mit Wunden übersäte Mädchen – genauer gesagt vier Mädchen und ein mädchenhaftes mechanisches Lebewesen – emporblickten. Das hoch emporragende Gebilde zwischen gewaltigen Burgmauern, die sich auftürmten, als würden sie die Erde teilen, war ein riesiges Schloss, das jeden Betrachter zu erdrücken schien. Das Schloss des Dämonenkönigs, das sich nach vorne heraus erstreckte, als wäre es in die Burgmauern eingebaut, verkörperte durch seine Struktur deutlich die Überzeugung des Dämonenkönigs, persönlich jeden Eindringling in dem von ihm beherrschten Land zu eliminieren.

„Sag das nicht so, als ginge es dich nichts an! Ich hab doch gesagt, besieg den Dämonenkönig und nicht, dass du das ganze Schloss niederbrennen sollst!“

Abgesehen von der Überzeugung des Dämonenkönigs war das solide Schloss, auf welches das Wort „uneinnehmbar“ zutreffen sollte, nunmehr seinem Herrscher beraubt und stieß von allen Seiten Rauch und Flammen aus.

„Du hast unsere wertvolle Beute ruiniert. Kümmere dich um deine Sucht, Feuer zu legen, du Idiotin!“, schnauzte die verrückte Wissenschaftlerin – Saiko – die Brandstifterin an.

„Aber es lässt sich halt nicht ändern! Irgendwie macht es mich einfach glücklich!“

„Wenn du es noch einmal tust, bohre ich ein fettes Piercingloch in deine Stirn, du Verrückte!“

„Verrückte? Das sollte gerade jemand wie du, die Menschenversuche liebt, nicht sagen!“

„Ach Mensch, du Quassel-Titte!“

Während sie sich das an den Kopf warfen, nahmen die beiden Abstand voneinander. Ihre niveaulose Auseinandersetzung der menschlichen Unterschicht eskalierte schnell in eine „Phase, in der man versuchte, die anderen durch Schläge zum Schweigen zu bringen“.

„Ich bin jetzt echt wütend. Zum Wohle der gesamten Menschheit werde ich deinen unverschämten Mund verbrennen“, drohte Homura, deren Hände schwarz wie Kohle brannten.

Die Flammen erhellten die Umgebung grell und die Hitze ließ die Landschaft flimmern.

„Komm nur her. Ich werde dich in eine B-Horror-Kreatur verwandeln und in meinem Sammelraum ausstellen“, sprach Saiko trotzig, während sie einen unheilvoll geformten Dolch schwang. Doch dabei blieb es nicht. Ihre Klinge riss einen Spalt in den leeren Raum. Aus dem plötzlich entstandenen Riss spähte Dunkelheit hervor. Die verzerrte, große Hand, die nicht menschlich zu sein schien, legte sich an den Rand des Risses und begann ihn geräuschlos aufzubrechen. In diesem Moment, als jemand aus einer anderen Dimension zu erscheinen drohte, schaltete sich bei ihrem fruchtlosen Streit ein Dritter ein.

„Na gut! Dann mische ich auch mal mit!“

In der angespannten Stimmung verkündete das enthusiastische, mädchenhafte mechanische Lebewesen – Proto – freudig seine Teilnahme am Kampf.

 „Es wird Zeit, klarzustellen, wer hier unterlegen ist – ihr niederen Kreaturen oder ich“, sagte sie, während sie ihren Arm hob und die Metallstücke in ihrem Armband anfingen, bläulich-weiß zu leuchten.

Doch das unbedeutende Geplänkel derjenigen, die ganze Länder zerstören könnten, wenn sie es ernst meinten, kam zu einem Ende, noch bevor es richtig begonnen hatte.

„Oh ... Wenn es darum geht, einen Schlussstrich zu ziehen, sollte ich mich vielleicht auch einmischen.“

„Für heute lasse ich es darauf beruhen.“

„Nächstes Mal bring ich euch um.“

„Puh, da habt ihr ja noch einmal Glück gehabt.“

 Aus Angst vor dem mörderischen Mädchen Jin beschlossen die drei sofort einen Waffenstillstand und auch der Riss in eine andere Dimension wurde hastig geschlossen. Obwohl sie ihre Blicke sanft von den gezogenen Klingen und den unheimlich glühenden roten Augen abwandten, waren sie innerlich überaus in Eile.

„Mensch ... Hört auf mit diesem sinnlosen Quatsch. Tsutsumi ist hungrig. Wir sollten es schnell erledigen.“

„Ich habe mich aufgeregt ... und jetzt bin ich hungrig“, meldete sich das Biowaffen-Mädchen – Tsutsumi – mit einem knurrenden Magen und einer Stimme, die trotz ihrer Zerbrechlichkeit eine unerschütterliche Entschlossenheit verriet, etwas essen zu wollen.

„Nun gut, dann erledigen wir das, was zu tun ist. Die Göttin möchte, dass wir den Dämonenkönig besiegen und die Welt retten, richtig?“

„Ja, jetzt müssen wir nur noch die Welt retten. Jetzt, wo uns dieses Halsband abgenommen ist, können wir endlich nach Herzenslust die Welt retten“, sagte eine andere und die Mädchen lächelten vor Freude.

Die Welt retten. Sie verstanden die tiefere Bedeutung dieser Worte, auch ohne sie auszusprechen. Es war klar, welchen Weg sie beschreiten mussten.

„Jetzt können wir nach Herzenslust die Ungerechtigkeit vollständig niederbrennen.“

„Du denkst wirklich immer nur an das Eine.“

„Natürlich, so bin ich eben.“

„Na gut, wenn du meinst.“

Getränkt in ihrem unermesslichen Ego und auf ihre eigene unnachahmliche Weise wollten diese Nonkonformen durch die Rettung der Welt ihre eigene traumhafte Geschichte wahr werden lassen.

„Also gut, dann lasst uns erst mal ein Erinnerungsfoto machen, mit dem brennenden Schloss des Dämonenkönigs im Hintergrund“, schlug Saiko vor und zog ihr Smartphone aus der Tasche.

Sie sahen den Weg, den sie beschreiten mussten, doch wichen sofort auf einen Nebenpfad ab.

„Ein Erinnerungsfoto vor dem brennenden Haus einer Person zu machen, ist das nicht völlig absurd?“

Es war ein Ausdruck von großer Unvernunft.

„Es ist gerade beleuchtet, und das macht es doch fotogen, oder?“

Das Schloss des Dämonenkönigs war im Licht der Morgensonne und der lodernden Flammen hell erleuchtet.

„So eine barbarische Art von Fotogenität habe ich ja noch nie gesehen ...“, bemerkte Homura, während sie ihr im Kampf zerzaustes Haar zu ordnen begann.

Jedes Fünkchen Schuldgefühl, das sie möglicherweise empfunden hatten, war längst verflogen.

„Aber sag mal, warum hast du überhaupt ein Smartphone dabei?“

„Wann, wenn nicht jetzt, soll ich es denn benutzen? Ich hab den Akku extra für diesen Moment aufgespart“, prahlte sie, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt.

Saiko machte es sich zum Grundsatz, dass man bei keiner schändlichen Tat unvorbereitet sein sollte.

„Du hast jegliche Menschlichkeit abgeworfen, was?“, äußerte jemand, während er sie ansah, als würde er auf Müll blicken.

„Dir zeige ich die Fotos sowieso nicht.“

„Ein Erinnerungsfoto vor einem abgebrannten Haus, großartig!“, rief sie und schlug in die heiße Handfläche. Ihre menschliche Würde schien mit jedem Moment zu schwinden.

„Du hast echt deine Menschlichkeit verloren.“

Sie betrachteten einander als untergeordnet, doch in Wahrheit befanden sie sich beide am Boden. Es gab keinen Unterschied. Die fünf rückten zusammen und lächelten vor der Kulisse des vom Morgenlicht und den Flammen hell erleuchteten Schlosses des Dämonenkönigs. In dieser anderen Welt gab es keine Möglichkeit, Fotos zu entwickeln, und wenn dieser Akku leer war, konnte man sie nicht mehr betrachten.

„Sagt ‚Cheese‘!“, rief eine von ihnen, und das Klicken des Auslösers ertönte.

Dennoch hielten die Mädchen den Moment ihrer großen Leistung und der zukünftigen Taten fotografisch fest.

„Aber wenn man bedenkt, wie lange es gedauert hat, bis wir hierhergekommen sind ...“

„Stimmt.“

Nachdem sie das Foto geschossen hatten, überkam sie plötzlich ein Gefühl der Nostalgie. Ihre Reise durch diese fremde Welt war blutig und alles andere als einfach gewesen.

Dennoch tauchten die Erinnerungen an diesen Weg aus den Tiefen ihres Gedächtnisses auf und wurden als etwas Gutes empfunden, denn sie hatten alles gegeben und sich durchgesetzt, um auf ihre eigene Art leben zu können.

Die Mädchen blickten zurück auf den Weg, den sie gegangen waren, vor dem Hintergrund des brennenden Schlosses des Dämonenkönigs.

1. Kapitel: „Die falsche Wahl der Göttin einer anderen Welt“

Ein sich unendlich weit erstreckender, strahlend weißer Raum umgab sie. Asahi Homura bemerkte, dass sie sich plötzlich dort befand.

„Äh ... Was? Wo bin ich hier?“

Ihre Augen – das eine durch ihr rötliches Haar verdeckt – überblickten die Umgebung. Es war alles so weiß, dass man nicht einmal erkennen konnte, ob es Wände oder eine Decke gab. Nur der feste Boden, den sie unter ihren Füßen spürte, verriet, dass es überhaupt einen gab. An diesem Ort schien das Raumgefühl und Gleichgewicht außer Kraft gesetzt worden zu sein, und doch stand sie seltsamerweise fest auf ihren Beinen.

Vielleicht war dies der Himmel, dachte sie. Sie fuhr sich über den Kopf; kein Blut, nichts aufgeschlagen. Und doch war das Bild von einem Gefühl der Schwerelosigkeit und dem Schulgebäude, das auf dem Kopf stand, deutlich in ihrem Kopf eingebrannt. Wenn dies keine andere Welt war, dann musste es das Jenseits sein.

Als sie aufblickte, hätte sie schwören können, dass eine göttliche Gestalt auf sie herabsah. Gedankenverloren hob sie den Blick und ...

„Was ...?“

Plötzlich hatte sich vor ihr ein riesiges einzelnes Auge materialisiert, das sie nun direkt anstarrte. Es schien ebenso überrascht zu sein wie sie und blinzelte. Das blasse, goldfarbene Auge war wie der Mond und unheimlich, doch strahlte es eine gewisse Göttlichkeit aus. Seltsamerweise empfand sie keine Angst. Aber der Moment dieses angespannten Blickwechsels wurde abrupt unterbrochen.

„Was? Für einen Eingang zur Hölle sieht es hier ziemlich schön aus. Wird hier gerade sauber gemacht?“, bemerkte eine raue Stimme und im nächsten Moment war das im Himmel schwebende Auge verschwunden.

Außer ihr waren noch vier andere Mädchen anwesend, die aufgrund ihrer Schuluniformen und Statur alle wie Mittel- oder Oberschülerinnen wirkten. Allerdings sahen sie etwas ungewöhnlich aus.

Die Stimme gehörte dem auffälligsten Mädchen der Gruppe, das offenbar realisierte, dass es in der Hölle gelandet sein könnte. Hier war also vielleicht doch nicht der Himmel. Sie hatte kurz geschnittene, wilde, blonde Haare, doch ihr nicht japanisches Aussehen ließ vermuten, dass es ihr Naturhaar war. Aber es war ihre auffällige Erscheinung, die Aufmerksamkeit erregte, wodurch ihre blonden Haare in den Hintergrund traten. Ihre Ohren, die die Bügel einer schlichten, schwarzen Brille verdeckten, waren mit gefährlich aussehenden, stacheligen Piercings übersät und am Hals lugte unter ihrer Schuluniform ein schwarzes Tattoo hervor. Zudem steckte sie ihre Hände in die Taschen eines weißen Kittels. Man lernt in der Schule, dass man Menschen nicht nach ihrem Aussehen beurteilen soll, aber in diesem Fall schien es angebracht zu sein. Diese Person war gefährlich, ganz sicher.

Während sie sich noch ängstlich fragte, was als Nächstes kommen würde, erreichte eine klare Stimme ihre Ohren.

„Dies ist weder die Hölle noch der Himmel. Aber es ist ein Ort, getrennt von der irdischen Welt. Ihr seid bereits verstorben.“

Die Antwort kam von einem sechsten Mädchen, das plötzlich erschienen war. Sie hatte geflochtene blonde Haare und schöne Augen wie der Mond, trug eine weite, weiße Robe und sprach auf eine reife, erwachsene Art. Sie war niedlich.

„Was ist das hier dann? Bist du die Führerin ins Jenseits?“, fragte das Mädchen mit den Piercings, als würde es sich beschweren. Sie schien nicht der ängstliche Typ zu sein und war unbeeindruckt von der plötzlich erschienenen Fremden und der Tatsache, dass sie bereits tot war.

Ich und das kleinste Mädchen mit einer kränklichen Hautfarbe scheinen die Einzigen zu sein, die diese Folge von rasanten Entwicklungen verwirren. Die anderen verhalten sich ganz gelassen. Wie können sie in dieser Situation nur so ruhig sein?

„Nein, ich bin die Schöpferin dieser Welt – eine Göttin, wie ihr es nennen würdet, allerdings von einer anderen Welt als der, aus der ihr stammt.“

Als Homura sich fragte, was sie da eigentlich sagte, erinnerte sie sich an das eben noch im Himmel schwebende Auge. Ein außergewöhnliches Wesen war zweifellos zugegen, und auch die Augen des Mädchens vor ihnen glichen dem Mond. Vielleicht war sie tatsächlich das schwebende Auge am Himmel.

Währenddessen, vielleicht weil sie es absurd fand, seufzte das Mädchen mit den Piercings und setzte sich mit ausgestreckten Beinen auf den Boden.

„Also, was will eine Göttin aus einer anderen Welt von mir bzw. von uns?“

Obwohl sie nicht hinterherkam, schien es, als wolle das Mädchen mit den Piercings das Gespräch einfach vorantreiben und stellte ihre Frage mit einer gewissen Gleichgültigkeit.

Die Göttin atmete tief durch, blickte sie alle fest an und sprach: „Könntet ihr vielleicht meine Welt vor den Händen des Dämonenkönigs retten?“

Vermutlich stoppten die Gedanken aller Anwesenden für einen Moment. Dennoch fuhr die Göttin fort.

„In meiner Welt zeichnet sich gerade eine große Bedrohung ab – die Wiederkehr des Dämonenkönigs. Es fällt mir schwer, so etwas normale Mädchen wie euch zu bitten, aber könntet ihr vielleicht den Dämonenkönig besiegen und meine Welt retten?“

In der Stimme der Göttin schwang ein flehender Unterton mit. Homura hatte zwar noch nicht ganz begriffen, was vor sich ging, aber sie verstand, dass ihre Bitte ernst gemeint war. Dennoch gab es auch diejenigen, die das Gesagte nicht ernst nahmen.

„Was ist das denn für eine billige Entwicklung? Kommt das aus einem B-Movie?“

„Da es um die Wiedergeburt in einer anderen Welt geht, wohl eher aus einer Light Novel, oder?“, mischte sich jemand ein angesichts der Entwicklung, die aus einer dieser derzeit beliebten Reinkarnationsgeschichten entsprungen sein könnte.

„Na ja, soll mir egal sein, aber normale Mädchen wie ich sind dafür echt nicht geeignet. Frag jemand anderen. Was mit den Bewohnern einer anderen Welt passiert, ist mir egal.“

„Das ... dachte ich mir ...“, sagte die Göttin und senkte ihren Blick.

Homura wollte helfen, aber die Last wog zweifellos schwer. Wie konnte man auch von gewöhnlichen Oberschülerinnen erwarten, dass sie die Welt retten? Trotzdem wollte sie etwas zu der respektlosen Bemerkung der Piercing-Trägerin sagen. Doch bevor sie es tat, griff eine andere ein.

„Ach, du hältst dich für ein normales Mädchen? Ich erkenne es in deinen Augen. Ich kenne solche Augen. Du bist ein Ungeheuer, das andere nicht als Menschen betrachtet. Du wirkst wie eine Wissenschaftlerin, aber wie viele Leute hast du bereits bis zur Erschöpfung ausgenutzt?“, äußerte das bis dahin schweigende Mädchen, das ihre Arme verschränkte.

Sie hatte schmale Augen und ihr glänzendes langes Haar war am Hinterkopf zusammengebunden. Mit einer Art altertümlichem Tonfall und einem Schwert, das an ihrer Hüfte hing, fixierte sie nun mit stechendem Blick das Mädchen mit den Piercings.

Es war das erste Mal, dass sie so etwas wie eine Tötungsabsicht verspürte. Die Anspannung wurde unerträglich.

„Was ist, Samurai-Mädchen? Was ist falsch daran, Leute bis zur Erschöpfung auszunutzen? Du betrachtest die Menschen, die du als Abschaum betrachtest, doch auch nicht als solche, oder? Wie viele hast du bisher getötet?“

Langsam erhob sie sich und erwiderte den Blick.

„Menschen ausnutzen oder töten ... Über was sprechen wir hier eigentlich? Das Einzige, was klar ist, ist, dass das ein Teil der dunklen Seite Japans ist.“

„Ich zähle nicht jedes Mal, ... aber jetzt steigt die Summe um eine Person“, erwiderte sie und zog das Schwert aus ihrer Scheide.

Die schwarze, matt glänzende Schwertklinge hatte ein ungewöhnliches Design, es war aber zweifellos ein japanisches Schwert.

Mordlust und Hass prallten aufeinander. Allein durch die Anwesenheit in diesem Raum fühlte man sich von der angespannten Atmosphäre erdrückt. Ob es nun aus Furcht vor den beiden war oder nicht, das kleine Mädchen suchte Schutz, indem es sich hinter den anderen versteckte. Die andere hingegen, die so etwas wie seltsame Kopfhörer trug, blieb völlig regungslos, beinahe unheimlich ruhig. In dem Moment, der den Beginn eines tödlichen Ausgangs zu markieren schien, wurde der Göttin plötzlich ihr Irrtum bewusst.

„Äh ... Habe ich vielleicht einen Fehler gemacht?“

„Das kann man wohl sagen, und wie ...“

Es waren fünf Mädchen, die zusammengefunden hatten. Zumindest zwei von ihnen waren weit entfernt von dem, was man sich unter normalen Mädchen vorstellen würde. Sie waren regelrechte Inkarnationen der Gefahr, umhüllt in der Haut junger Mädchen. Es bestand nicht der geringste Zweifel, dass die Göttin die falsche Wahl getroffen hatte.

Ein Schritt, dann noch einer. Die spürbare Tötungsabsicht wurde immer greifbarer. Jemand musste etwas tun, bevor der weiße Boden rot gefärbt werden würde.

„Ä-Ähm! Wie wäre es vorerst mit einer Vorstellungsrunde? Vielleicht liegen hier einfach nur verschiedene Missverständnisse vor, richtig?“

Die beiden hielten inne, richteten jedoch scharfe Blicke aufeinander. Es war zum Sterben ungemütlich. Auf Wiedersehen, Gefühl des Lebens. Hallo, Vorgefühl des Todes. Der stille Druck schien unaufhörlich die Magensäure zurück in die Speiseröhre zu drängen. Wenn nichts unternommen wurde, würde der weiße Boden bald vom Erbrochenen gelb gefärbt sein. Der verzweifelte Vorschlag einer Vorstellungsrunde zur Vermeidung von Blutvergießen wurde überraschenderweise von dem Mädchen mit den Piercings angenommen.

„Ach ... Na gut. Saiko“, sagte sie, während sie sich genervt am Kopf kratzte.

„Hä?“

„Mein Name, das ist mein Name.“

„Psycho ... Ah, verstehe ...“

Psycho. Ist das einer dieser Fälle, bei dem der Name das Äußere widerspiegelt?

„Was verstehst du? Mein Name wird mit den Zeichen für Genie und Kind geschrieben und lautet Saiko. Ich bin Halbjapanerin!“

„Oh! Entschuldigung!“

Sie hatte das Gefühl, etwas ziemlich Unhöfliches gesagt zu haben.

„Na ja, ich habe Menschen für meine Forschung zwar nicht immer als solche behandelt, ... aber meine Versuchspersonen waren Todeskandidaten, also kein Problem, oder?“

„Hmm, so ist das also ... Nein, aber trotzdem ...“

Das Böse mit Bösem zu bekämpfen schien eine Grauzone zu sein und es war schwierig zu entscheiden, ob es verurteilt werden sollte. Persönlich hielt sie es aber für schlecht.

„Ich bestrafe sie einfach, während ich meine Forschung durchführe, so können sie vor ihrer Ermordung der Welt noch einen Dienst erweisen. Ich wünsche mir, dass das vielmehr als gute Tat bewertet wird.“

Sie zuckte die Schultern, als wäre es unerhört, ihre Handlungen als böse zu bezeichnen, aber sie meinte es nicht ernst und lächelte verschmitzt.

„Eine gute Tat kann ich darin zwar nicht erkennen, aber deine Argumente sind nicht völlig unbegründet. Lass uns diesen Fall einstweilen ruhen lassen. Und ich sollte mich für meine unhöflichen Worte entschuldigen. Es tut mir leid.“

„Schon okay, ich hab ja provoziert. Tut mir auch leid.“

Das Samurai-Mädchen steckte das Schwert zurück in die Scheide, und Saiko lächelte frivol.

„Hä? Echt jetzt? Und es geht gerade um eine Erzählung aus Japan, oder?“

Die umstehenden Zuhörer waren nur verwirrt von der Unterhaltung. Die Missverständnisse waren größtenteils wahr und es fühlte sich an, als ob sie Einblicke in Japans dunkle Seiten bekamen. Was für Forschungen wurden mit den Todeskandidaten betrieben? Es schien fast so, als hätte das Samurai-Mädchen sich überzeugen lassen.

„Mein Name ist Jin. Man schreibt mich mit dem Zeichen für Klinge.“

„Was für ein bedrohlicher Name. Hey.“

„Er ist ein Alias, unter dem ich als Attentäterin bekannt bin. Ich bin an ihn gewöhnt.“

„Hey, ihr sprecht hier über Japan, oder?“

Experimente mit Todeskandidaten und eine Attentäterin. Ehrlich gesagt konnte man den Geschichten nicht folgen. Homura war bereits genug von Fantasiegeschichten über andere Welten und Dämonenkönige bombardiert worden und jetzt kam noch eine reale Dunkelheit hinzu.

„Ganz egal, wo man auch hinhört, das hier ist doch ein Mädchentratsch, wie er in Japan allgegenwärtig ist.“

„Nur weil Mädchen darüber reden, bedeutet das nicht, dass es gleich Mädchentratsch ist.“

„Haha, war doch nur ein Scherz, ein Scherz. Also, einäugige Titte, wie heißt du?“

„Titt...!“

Instinktiv bedeckte sie ihre Brüste mit den Armen. Abgesehen davon, dass sie ein Auge verbarg, war ihre auffälligste Eigenschaft ihre großen Brüste – zumindest hatte sie in dieser Runde die größten, obwohl sie nicht übermäßig groß waren.

„Ich bin Homura ... Und mein Vorname lautet Asa...“

„‚Homura‘, ja? Der Name ist überraschend cool. Und wie heißt du Kleine dahinten?“

„Nein, das ist mein Nachname und ... Ah, du hörst mir schon nicht mehr zu ...“

Sie versuchte sie zu korrigieren, aber das Interesse von Saiko hatte sich bereits verlagert und ihre Korrektur verpuffte ungehört. Es fühlte sich für sie seltsam an, dass ihr Nachname für einen Vornamen gehalten wurde, aber er klang tatsächlich cool.

Na ja, was soll’s. Homura ist auch okay.

„Und dein Name ... Aber sag mal, diese Hautfarbe, bist du überhaupt ein Mensch?“

Mit einem misstrauischen Gesicht schaute Saiko drein und das angesprochene Mädchen versteckte sich vollständig hinter Homura.

„Was sagst du da?! Sie ist nur blass, so blass, dass ihre Haut fast grau wirkt! Sie ist bestimmt ein Dämonenmädchen oder etwas Ähnliches! Ein Dunkelelf wäre auch möglich!“

„Dann wär sie ja kein Mensch!“

Das kleine Mädchen kauerte sich noch mehr zusammen und murmelte leise:

„Zweihundert...“

„Zweihundert? Was ist mit Zweihundert?“

„Mein Name ... Zweihundertdreiundzwanzig ...“

Ihr Name war Zweihundertdreiundzwanzig ...?

„Eine Seriennummer?“, fragte Saiko, als würde sie etwas ahnen.

Das Mädchen nickte mit dem Kopf, während sie immer noch an Homuras Rücken gedrückt war.

„Eine Seriennummer für was?“

„Na, für ein Experiment zur Entwicklung von humanoiden Biowaffen. Nach ihrem Aussehen zu urteilen, handelt es sich bei ihr um eine genetisch modifizierte Biowaffe. Ah, das erinnert mich an alte Zeiten. Dafür muss man wohl erst mal sterben.“

Saiko nickte nachdenklich.

„Ich war ein Fehlschlag, der zur Entsorgung bestimmt war.“

„Schon wieder eins dieser dunklen Geheimnisse Japans ...“

Es war vielleicht ein Segen, dass man solche Dinge erst nach dem Tod erfährt. Hätte sie es zu Lebzeiten gewusst, hätte sie sicherlich in Angst gelebt. Aber auch so ein Biowaffen-Wesen sollte nicht immer nur mit einer Nummer gerufen werden.

„Stimmt, es wäre blöd, dich nur bei deiner Nummer zu nennen. Ich gebe dir einen Namen“, meinte Homura und drehte sich um, um die Hand des Mädchens zu ergreifen.

„Wirklich?“

„Wirklich, wirklich.“

Als sie hörte, dass sie einen anderen Namen als ihre Seriennummer bekommen würde, hellte sich ihr Gesicht ein wenig auf. Es war ein unschuldiges Gesicht. Ihre neugierigen Augen, die zwischen zerzausten Haaren hervorlugten, fixierten Homura.

„Also, da du ‚223‘ bist ... Wie wäre es mit ‚Tsutsumi‘, weil man die Zahlen so lesen kann? Niedlich, oder?“

„‚Tsutsumi‘, ja? Ist das nicht ein bisschen willkürlich?“

Das blonde Mädchen wurde laut.

„Tsutsumi ... Tsutsumi ... Ja, Tsutsumi.“

Das Biowaffen-Mädchen murmelte mehrmals, als würde sie auf etwas herumkauen und lächelte dann heiter.

„Freut mich, Tsutsumi!“

Homura umarmte Tsutsumi, die daraufhin ebenfalls ihre Arme um sie legte. Tsutsumis schmaler Körper fühlte sich kühl an, doch war da auch eine Wärme spürbar.

„Okay, okay, genug der Rührseligkeiten. Es bleibt noch eine übrig ... Hm? Hey, ist die auch ein Mensch?“

„Hör schon auf, so etwas zu sagen. Wenn du weiterhin so unhöfliche Dinge sagst, hasst man dich noch.“

„Nein, nein, darum geht es nicht. Schau sie dir mal an.“

Homura löste die Umarmung und richtete ihren Blick auf die letzte Person.

Sie war zwar nicht so klein wie Tsutsumi, aber immer noch zierlich. Ihr kurz geschnittenes silbernes Haar, das einen blauen Schimmer hatte, verlieh ihr ein jungenhaftes Aussehen. Trotz der Situation bewahrte das Mädchen absolute Ruhe. Doch es fühlte sich komplett falsch an.

„Wie man sie auch betrachtet, sie ist ein süßes Mädchen ... Oder doch nicht ...? Ist sie eine Puppe?“

„Seht ihr?“

Auch bei näherer Betrachtung regte sie sich nicht. Es gab keine Anzeichen dafür, dass sie atmete, und sie war vollkommen regungslos.

Homura beugte sich vor, um ihr Gesicht zu betrachten. Ihre Gesichtszüge waren erstaunlich präzise gestaltet und sahen auf den ersten Blick aus wie die eines echten Menschen. Aber dennoch gab es Teile, die nicht das lebendige Fleisch nachbilden konnten. Die Haut, die erst weich aussah, wirkte aus der Nähe betrachtet hart. Ihre großen Augen, umrandet von langen Wimpern, hatten einen künstlichen Glanz und in ihren Pupillen flackerte ein Licht, als ob es pulsieren würde.

„Was ist das hier überhaupt?“

Homura tippte auf das Gesicht der Puppe. Die Oberfläche war weich, doch darunter spürte man wirklich eine harte Schicht.

„Es ist unhöflich, während eines Updates ins Gesicht zu tippen. Typisch für untergeordnete Lebensformen ...“

„Wie bitte?!“

Überrascht sprang Homura zurück, als die plötzlich mürrisch dreinblickende Puppe zu sprechen begann. Das Mädchen (?) bewegte sich nun fließend, zeigte jedoch immer noch keine Anzeichen von irgendeiner Atmung.

„Ich habe übrigens zugehört. Wir sollten uns vorstellen, richtig? Ich bin ein Prototyp einer Dienstmädchen-Roboterpuppe. Ich habe noch keinen Namen.“

„Jetzt mal echt, was macht Japan da nur wieder?“

„Dass hier ein Android auftaucht, hätte ich wirklich nicht erwartet. Was ist das hier für eine bizarre Party?“

Der Dienstmädchen-Roboter war wahrlich reich an Merkmalen. Das bedeutet, dass das Gerät an ihrem Kopf wahrscheinlich auch kein Kopfhörer war. Und ihre leicht arrogante Art gab ihr zusätzliche Punkte.

„Ich bin kein Android, aber egal. Jeder Name ist mir recht, solange er leicht zu rufen ist.“

„Dann nennen wir dich, weil du ein Prototyp bist, ‚Proto‘.“

„Ist das nicht ein bisschen zu willkürlich?“

„Aber lässt sich doch leicht rufen.“

„Wenn es euch recht ist, dann ist es für mich auch in Ordnung.“

Homura beschwerte sich bei Saiko, die ihr binnen Sekunden einen Namen gab. Sie hätte ihr gerne einen süßeren Namen gegeben.

„Also, sollen wir lustigen fünf Mitglieder den sogenannten Dämonenkönig besiegen?“

„J-Ja! Ich wäre wirklich dankbar, wenn ihr zusammenarbeiten könntet ...“

Die Göttin, die bisher völlig übergangen worden war, hatte endlich das Wort ergriffen. Doch ihre zögerlichen Worte verrieten deutlich ihre Verwirrung und Angst.

„Es sieht so aus, als könnte nur Jin kämpfen, ist das in Ordnung?“

„Ich kann auch locker mit Menschen fertig werden.“

Sie war ein recht bedrohlicher Dienstmädchen-Roboter.

„Oh, und eine Tötungsmaschine hat sie auch integriert. Gefällt mir.“

Könnten sie wirklich mit solch einer Gruppe den besagten Dämonenkönig besiegen?

Auch wenn ich selbst nicht normal bin, weiß ich nicht, ob ich nützlich bin.

„Ich habe euch ausgewählt, weil ich glaubte, dass ihr das Potenzial habt, den Dämonenkönig zu stürzen. Ich weiß, es ist eine egoistische Bitte. Aber ich möchte meine Welt retten.“

„Hm ... Na ja, ich bin ja sowieso schon tot, warum also nicht den Dämonenkönig vernichten? Könnte spaßig werden.“

Ich glaube nicht, dass das spaßig ist. Oder vielleicht doch?

„Es kommt mir etwas komisch vor, wie leicht ihr das akzeptiert ... Aber ich kann euch vertrauen, richtig?“

„Klaro, klaro, vertrau mir.“

Saiko antwortete mit einem äußerst zwielichtigen Lächeln und die Göttin sah aus, als hätte sie etwas aufgegeben.

Ich hoffe, sie bleibt stark.

„Aber da es sich nicht um eine Bitte handelt, die mit Worten allein erledigt werden kann, müsstest du erst einmal knien.“

Aufs Schändlichste verwandelte sie ihr zwielichtiges Lächeln plötzlich in ein böses Grinsen, das sie der Göttin zuwandte.

„W-Wohl wahr, mit Worten allein wäre das nicht gerecht ...“

Zu allem Überfluss nahm die Göttin die absurden Worte ernst und begann sich hinzuknien.

„W-Warte, warte mal bitte! Das ist nicht nötig!“

Bevor die Göttin vollständig in die Knie ging, eilte Homura herbei und half ihr auf.

„Es gibt gute und auch schlechte Scherze!“

„Ich sage es ja gerade, weil ich weiß, dass er schlecht war!“

„Mit dieser Person stimmt irgendwas nicht!“

Angesichts der drohenden Schwierigkeiten konnte Homura nicht anders, als ihre Stimme zu erheben.

„Es ist sehr lange her, dass ich mal wieder jemandem sagen wollen würde, dass ich ihn hasse.“

„Geliebt zu werden, ist nicht alles im Leben. Wenn es darum geht, wichtigere Dinge zu schützen, ist es mir egal, ob ich gehasst werde!“

Sie sagte das mit einer theatralischen Geste, aber Homura war klar, dass es gelogen war.

„Das sagst du doch nur, um es zu überspielen! Du willst sie einfach nur ärgern, oder?“

„Hehe!“

Saiko streckte mit einem albernen Gesicht die Zunge heraus.

„Du ...!“

Unwillkürlich drohte ihr die Sprache zu entgleiten.

Was ist nur mit der los?

„Das ist in Ordnung, wenn es nur das ist. Ich weiß selbst, um was ich euch bitte.“

„Das ... ist zwar richtig, aber ...“

Es war eine überwältigend schwere Entscheidung. Eine Entscheidung, die selbst, wenn sie zusagen würden, keinen Nutzen für sie bringen würde.

Homura konnte der Göttin nichts entgegnen. Ehrlich gesagt war es wirklich nicht passend, dafür einfach auf die Knie zu gehen.

Und dennoch ...

„Und dennoch nehme ich an. Ich wollte mich ohnehin gerade Menschen als nützlich erweisen.“

Die Miene der Göttin hellte sich unvermittelt auf.

„Nun, ich hänge nicht an meinem früheren Leben. Und den Dämonenkönig zu besiegen und die Welt zu retten, klingt wie ein Spiel und spaßig ... Das ist auch ein Grund.“

„...“

Die Göttin verdüsterte wieder ihr Gesicht.

„Und wie sieht es bei euch anderen aus?“

„Soll mir recht sein. Ich möchte in meinem Leben nichts bereuen.“

Tsutsumi und Proto nickten schweigend.

„S-So ist das also ...“

Die Unsicherheit der Göttin über ihre Wahl der Personen wuchs exponentiell. Die Mädchen waren irgendwie unnormal und es fehlte ihnen an etwas.

„Ich habe euren Willen klar verstanden. Bitte öffnet nun diese Tür.“

Neben der Göttin breitete sich ein sanftes Licht aus und aus diesem trat eine strahlend weiße Tür hervor.

„Mensch. Was für eine schlampige Einführung. Hoffentlich ist das nicht eine B-Rang-Welt voller Haie und Zombies.“

„Also es gibt schon welche ...“

„Was, echt jetzt?“

Saiko trat voran und öffnete die Tür, aus der ein strömendes Licht austrat. Das Licht, das immer größer wurde, umhüllte schließlich alle fünf. Es war warm und zog sie hinein.

Zusammen mit einer Bande von Nichtsnutzen reiste sie in eine erbärmliche Welt. Sie hatte schon eine Vorahnung, dass nichts Gutes auf sie warten würde, aber Homura war dennoch aufgeregt.

Sicherlich würde diese Reise unterhaltsam werden.

2. Kapitel: „Die Passion des ehrbaren Mannes“

Als sie wieder zu sich kam, war sie dort. Sie befand sich in einem Wald. Die durch die Bäume scheinenden Sonnenstrahlen waren warm und der kühlende Wind, der hindurchzog, trug den Duft von Gräsern und Blättern mit sich. Der Ort, an dem sie stand, schien eine Art Ruine mit einem moosbedeckten kreisförmigen Steinboden und mehreren eingestürzten Säulen zu sein.

„Ehe man sich versieht, ist man in einer anderen Welt ...“, murmelte sie und überprüfte ihren Körper und ihre Kleidung.

„Oh, ich habe immer noch meine ursprüngliche Gestalt ...“

Sie war einmal gestorben, schien aber mit derselben Gestalt in einer anderen Welt gelandet zu sein. War dies eine Art Wiedergeburt in einer anderen Welt, ein Übergang in eine andere Welt oder vielleicht eine Beschwörung in eine andere Welt? Was es für ein Genre auch genau war, es bestand kein Zweifel, dass es sich hierbei um wahrgewordene Fantasy handelte.

„Von einer anderen Welt erwartet man sich eigentlich etwas Unglaublicheres, aber die Aussicht hier ist langweilig. Ist das hier wirklich eine andere Welt?“, fragte sie und schaute sich um.

Es gab tatsächlich keine besonderen Merkmale einer anderen Welt. Sie atmete wie gewohnt, es gab Natur und die Sonne stand am Himmel.

„Es fängt doch gerade erst an. Bestimmt werden bald Schleim-Monster oder Goblins auftauchen“, vermutete Homura mit einem Anflug von Hoffnung.

„Nein, am Anfang wird man nur kurz eine Haifischflosse durch das Gras huschen sehen. Und später tauchen dann wirklich miese CGI-Haie auf.“

„Das ergibt keinen Sinn, Haie gibt es doch nicht an Land ...“

Was redete diese dumme Brillenträgerin da eigentlich?

Es schadete jedoch nicht, vorsichtig zu sein, und sie schaute weiterhin umher. Plötzlich bemerkte sie ein leichtes Unwohlsein in ihrem Körper. Sie konnte nicht genau sagen, was es war, aber ihr Körper fühlte sich merkwürdig leicht an, als ob eine Kraft in ihr pulsierte. Von diesem seltsamen Gefühl gelenkt, richtete Jin plötzlich ihren Blick in die Ferne.

„Ich höre Geräusche eines Kampfes. Ich gehe voraus.“

Als sie lauschten, konnten sie tatsächlich ein Geräusch hören, das sich von den natürlichen Lauten unterschied.

„Hey, nicht einfach alleine losrenn... Wie schnell sie ist!“, rief Saiko.

Doch Jin hatte sich bereits in den Wald gestürzt und war schnell aus ihrem Blickfeld verschwunden. Ihre Geschwindigkeit übertraf die eines gewöhnlichen Menschen. Vielleicht war es für eine Attentäterin selbstverständlich, diese Fähigkeit zu besitzen. In ihrer derzeitigen Lage war es allerdings gefährlich, sich zu trennen, da sie die Situation nicht einschätzen konnten.

„Ähm, mein Sensor scheint defekt zu sein. Ich kann keine Lebenszeichen richtig erfassen, also ist die Situation um uns herum schwer zu beurteilen“, sagte Proto und klopfte auf ein Gerät an ihren Ohren, das wie Kopfhörer aussah.

Obwohl Sci-Fi-Begriffe ihr Herz höherschlagen ließen, war dies gerade ihre geringste Sorge.

„Wir sollten auch los!“

„Was wir auch tun, es wird nichts bringen“, erwiderte Homura, doch auch sie lief los.

Die eigenartige Leichtigkeit ihres Körpers und Jins ungewöhnliche Schnelligkeit ließen sie vermuten, dass ihre körperlichen Fähigkeiten in dieser anderen Welt gesteigert worden sein könnten. Allerdings war das nicht der Fall. Plötzlich begann sie stürmischer zu laufen, wodurch sie schmerzhaftes Seitenstechen hatte.

„Ich hab Seitenstechen!“

Sie wollte unbedingt verstehen, warum ihr das Laufen Schmerzen in der Seite verursachte.

Ein Pfad, der keiner war. Fast zum ersten Mal lief sie auf einem Weg, der nicht gepflegt worden war. Nie hätte sie gedacht, dass Gräser und Sträucher so sehr beim Laufen stören könnten.

Als sie schließlich aus dem Wald herauskam, erblickte sie eine Kutsche, die auf dem Weg stand, sowie mehrere Leichen ...

„Oh, oh. Nicht schlecht, Herr Specht ...“