Die Wupper - Else Lasker-Schüler - E-Book
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Else Lasker-Schüler

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Beschreibung

In Else Lasker-Schülers Werk 'Die Wupper' wird die Geschichte einer unkonventionellen und faszinierenden Liebesbeziehung zwischen einer jungen Frau und einem alternden Künstler in den Wirren des expressionistischen Berlins des frühen 20. Jahrhunderts erzählt. Durch die poetische Sprache und die experimentelle Erzähltechnik der Autorin wird der Leser in eine Welt der Kreativität, Leidenschaft und Melancholie eingeführt. Lasker-Schüler schafft es, die Zerbrechlichkeit der menschlichen Seele und die Suche nach Identität und Liebe auf eindringliche Weise darzustellen. Das Buch ist ein bedeutendes Werk der literarischen Moderne und ein Zeugnis für die Kraft der Kunst, die über alle gesellschaftlichen Grenzen hinausgeht. Else Lasker-Schüler, selbst eine renommierte Dichterin und Künstlerin, schöpft aus ihrer eigenen Erfahrung und schafft eine bewegende und tiefgründige Geschichte, die den Leser auf intellektueller und emotionaler Ebene anspricht. 'Die Wupper' ist ein Buch für all diejenigen, die sich von der Kraft der Poesie und der Kunst inspirieren lassen wollen und bereit sind, sich auf eine literarische Entdeckungsreise zu begeben, die ihr Denken und Fühlen nachhaltig beeinflussen wird.

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Else Lasker-Schüler

Die Wupper

Schauspiel in 5 Aufzügen
 
EAN 8596547072829
DigiCat, 2022 Contact: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

PERSONEN
ERSTER AKT
ZWEITER AKT
DRITTER AKT
VIERTER AKT
FÜNFTER AKT
II. SCENE.

PERSONEN

Inhaltsverzeichnis
FRAU CHARLOTTE SONNTAG (Fabrikbesitzerin)HEINRICH}ihre KinderEDUARDMARTADR. JUR. BRUNO VON SIMONGROSSVATTER WALLBRECKERAMANDA PIUS, seine TochterCARL PIUS, sein EnkelMUTTER PIUS (Carls Großmutter väterlicherseits)DER PENDELFREDERECH}Drei HerumtreiberLANGE ANNADER GLÄSERNE AMADEUSAUGUST PUDERBACH, FärberLIESCHEN, sein SchwesterchenGRETE STOMMS, Lieschens FreundinWILLEM, Zuhälter, ehemaliger WeberROSA, die RiesendameDIE HERREN MIT DEN GRAUEN CYLINDERNAUGUSTE}Dienstboten im Hause SonntagBERTA

Fabrikarbeiter, Fabrikarbeiterinnen, Herumtreiber, Kroatenjungen, Jahrmarktleute, Kinder etc.

Der erste und vierte Aufzug spielen im Arbeiterviertel, der zweite im Garten vor einer Villa, der dritte auf dem Jahrmarkt, der fünfte in einer Art Gartenzimmer derselben Villa. Die Schlußverwandlung des fünften Aufzuges spielt im Arbeiterviertel.

ERSTER AKT

Inhaltsverzeichnis

Arbeiterviertel einer Fabrikstadt im Wuppertale.

Hintergrund bergiger Wald. Links im Tal fließt ein schmaler Wupperarm nach hinten in einer Biegung auslaufend. Über den Fluß führt eine Brücke zu einem Weg, an dem Pius zerfallenes, einstöckiges Häuschen liegt. Rechts hinten ein Gäßchen mit hohen, alten, schmutzigen Arbeitermietshäuschen. Im ersten, nur noch halb sichtbaren Hause, wohnen im obersten Stockwerk Puderbachs.

Links von der Wupper eine Wiese — in der Ferne sieht man dampfende Schornsteine von Fabriken und andere Häuser etc.

Vor Pius’ Häuschen steht eine Bank, neben dieser ein breiter Strauch. Vor einem Steg, der im Hintergrund in den Wald führt, brennt eine alte Laterne, die während des ersten Aufzuges langsam erbleicht.

Großvatter Wallbrecker, Carl Pius, Frau Amanda Pius, Mutter Pius, Lieschen Puderbach, August Puderbach, der Pendelfrederech, Lange Anna, der gläserne Amadeus, zwei Helfershelfer, Kroatenjungen.

Großvatter WALLBRECKER: Hör auf Dein alten Großvatter, Carl, schmeiß den Gelehrtenkrams beis Gerömpel. Du bist man so recht was für’n Meister, Gesellen müßt De unter Dein Kommando hab’n.

CARL: Laß mich man erst Pastor sein, Großvatter, dann werden die Meisters meine Gesellen.

Gr. W.: Und das Liesken drüben sollst Du doch frein.

CARL (Überlegen wie zu einem Kind): Die heirat’ mich um so lieber.

Gr. W.: Fünfundzwanzig Jahr hab ich mit dem Liesken sein Großvatter am Webstuhl gesessen, und doch war das Leichentuch zu klein für uns zwei. (Pause). Es nimmt en Pastor schon, aber, zum gelehrten Mann gehört en feines Weib un zum Pastor eine Pastorin — un der alte Großvatter gehört auch nicht rein in’s Treibhaus!

CARL: ’N en bequemen Sorgenstuhl kauf ich Dir, Großvatter, auf einem weichen Polster sitzt Du und tust den ganzen Tag niks andres wie schlafen, spazierengehen und schmöken. Was sagst De dazu, Vatter Wallbrecker?

Gr. W.: Mit die Kaplans komm ich in Kollektion, daß Vatter Wallbreckers Enkelsohn Pastor is, sie haben mich schon das Haus eingelaufen wegen Dein Vater sein lutherschen Glaubens.

CARL: An was Du alles denken tust.

Gr. W.: Tum Tingelingeling, Carl, die alte Truthenne hat auch Dein Vater immer in die Ohren gelegen. Ein fleißiger Färber wars; (zeigt auf das Wasser der Wupper) da rinnt sein Blut. — Fällt dem mit einmal ein, er taucht für die Arbeit nich mehr, un giftig is er geworden auf sein Herrn und seine Gemahlin. Aufgeblasen war se ja man mit die seidene Röck, aber en Hochmut darf sie ja hab’n bei so viel Geld. Am hellen Tag auf dem Marktplatz hat er ihren adeligen Blossen verhauen.

CARL: Das hat Dir wol großen Kummer gemacht, Großvatter, weil Du es nich vergessen kannst.

Gr. W.: Tum Tingelingeling, ein Jahr hab’n sie ihm für seine Missetat ins Loch gesteckt.

CARL: (Beileid bezeugend).

Gr. W.: Er war ja sonst ein ehrlicher Arbeiter gewesen.

CARL: (Nickt).

Gr. W.: Un die alte Truthenne hat ihm bald besucht. Mit ihre Quacksalben hat sie eine feine Madame den Brand an de Waden geschmiert. Siehst De, Carl, un nu meint Amanda, Dir steckt man auch mal rein wie Dein überdrüssiger Vatter und Deine studierte Großmutter.

CARL: Die Zeiten hab’n sich geändert, Großvatter.

Gr. W.: Siehst De, da hab’n wir’s, bald denkst De auch an Dein alten Großvatter Taback nich mehr. (Kindlich schlau).

CARL: Laß man gut sein.

Gr. W.: Wie alt bist De nu, Jung! Puderbachs Aujust bringt schon zehn Taler nach Haus. Da läuft er mit seine Schwester, wie mit sein Schatz.

(Man sieht beide geschwisterlich vom Wald heimwärts kommen.)

CARL: Und ich werd’ das Dreifache verdienen, laß mich man Zeit, bin ich erst Pastor, tust De alle Tage Dein Leibgericht knappern.

Gr. W.: (bedenklich) Wenn es de alte Truthenne mich nich auffressen tut.

CARL: Die bleibt hier an der Wupper in ihr Haus wohnen.

Gr. W.: Und Du willst in de fremde Residenz predigen? Tum Tingelingeling, in die luthersche Lutherkirche hier mußt De von de Kanzel herunter auf all die reichen Muckerköppe brüllen: (kleine Pause) Und ich werd auch auf meine alten Tag en Ketzer werden, wenn es not tut — Dich zu Lieb, Carl. Ich hab das (schlägt ein Kreuz) doch verlernt (weinerlich), wenn man so immer dran hängen tut.

CARL: Es ist schon spät, Großvatter, ich bring Dich in de Klappe.

Gr. W.: Jung, Jung, Jung, wenn ich es erleben tu.

(Sie schreiten ihrem kleinen Häuschen zu, im Begriff einzutreten, umhalst hinterrücks den Großvater Lieschen Puderbach, die ihrem Bruder vorangesprungen ist. Arbeiter sieht man in der Ferne und hört ihre rauhen Stimmen.)

Gr. W.: Was willst De vom Großvatter, kleines, leckeres Dier? Seh Se Dich mal an, Carl, die meint es mit dem alten Großvatter gut.

LIESCHEN: (vergnügt) Kriegst morgen zu Dein Geburtstag ’ne neue Piepe von mich, ich hab dem Aujust seine kleine im blauen Sametetui weggekläut un sie Herr Stomms gebracht heut. Ich kann mich für sie eine lange aussuchen wie Deine is, eine nagelneue, Großvatter, (ganz hoch zu sprechen) mit en Hirschkopf drauf.

Gr. W.: (freut sich wie ein Kind) Die meint es gut mit dem alten Großvatter, Carl. (Er kitzelt Lieschen am nackten Hälschen) Ich klopf’ ihm auch immer, wenn der junge Herr Eduard kommen tut, was Liesken?

LIESCHEN: (schämt sich).

Gr. W.: (Blinzelt Lieschen vertraulich an) Er fragt mir immer nach es.

LIESCHEN: (altklug zu Carl) Herr Eduard sagt, ich wär seine Königsbraut.

CARL: (sagt, um etwas zu erwidern) Un mich willst De also nich heiraten.