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Im Dorf heißt es, Naomi Teedle wäre eine Hexe. Alle gehen ihr aus dem Weg. Außer natürlich, wenn sie ihre Heilkräuter brauchen. Naomi lebt allein am Ortsrand von Merrychurch. Da sie keine sehr liebenswerte Zeitgenossin ist, hat damit niemand ein Problem. Aber dann wird ihre Leiche gefunden - den Mund vollgestopft mit ihren eigenen Heilkräutern - und plötzlich hat niemand mehr ein böses Wort über sie zu sagen. Jonathon de Mountford gewöhnt sich langsam an das Leben in dem großen Herrenhaus, das er von seinem Onkel geerbt hat. Und es ist kein einsames Leben: Dafür sorgt Mike Tattersall, der Besitzer des örtlichen Pubs. Jonathon ist über den Mord entsetzt, wundert sich aber auch über den plötzlichen Meinungsumschwung der Dorfbewohner. Hatte niemand im Dorf einen Grund, Naomi Teedle den Tod zu wünschen? Er und Mike beschließen, die Sache nicht einfach auf sich beruhen zu lassen, sondern stattdessen der örtlichen Polizei bei den Ermittlungen zu helfen. Das Problem ist nur, dass ihre "Hilfe" mehr als nur einen Verdächtigen zutage fördert. Und je länger sie ermitteln, umso länger wird die Liste …
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Seitenzahl: 362
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Inhalt
Zusammenfassung
Widmung
Danksagung
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Epilog
Biographie
Von K.C. Wells
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Copyright
Von K.C. Wells
Mord in Merrychurch: Buch 2
Im Dorf heißt es, Naomi Teedle wäre eine Hexe. Alle gehen ihr aus dem Weg. Außer natürlich, wenn sie ihre Heilkräuter brauchen. Naomi lebt allein am Ortsrand von Merrychurch. Da sie keine sehr liebenswerte Zeitgenossin ist, hat damit niemand ein Problem. Aber dann wird ihre Leiche gefunden – den Mund vollgestopft mit ihren eigenen Heilkräutern – und plötzlich hat niemand mehr ein böses Wort über sie zu sagen.
Jonathon de Mountford gewöhnt sich langsam an das Leben in dem großen Herrenhaus, das er von seinem Onkel geerbt hat. Und es ist kein einsames Leben: Dafür sorgt Mike Tattersall, der Besitzer des örtlichen Pubs. Jonathon ist über den Mord entsetzt, wundert sich aber auch über den plötzlichen Meinungsumschwung der Dorfbewohner. Hatte niemand im Dorf einen Grund, Naomi Teedle den Tod zu wünschen? Er und Mike beschließen, die Sache nicht einfach auf sich beruhen zu lassen, sondern stattdessen der örtlichen Polizei bei den Ermittlungen zu helfen. Das Problem ist nur, dass ihre „Hilfe“ mehr als nur einen Verdächtigen zutage fördert. Und je länger sie ermitteln, umso länger wird die Liste …
In Erinnerung an meinen Vater, Peter Jones. Ich bin froh, dass wir noch über dieses Buch sprechen konnten.
Ihr habt das Gefühl, dass jemand hinter euch steht und über eure Schulter mitliest, aber es ist niemand da? Keine Panik. Es ist nur mein Dad. Er korrigiert Stil und Grammatik. ;)
WIE BEI jedem Buch, danke ich auch dieses Mal meinem Beta-Team. Euch entgeht nichts.
Mein besonderer Dank gilt meinen Ehemann Andrew. Dieses Buch enthält so viel von dir – deine Ideen, deine Dialoge, deinen Humor und deine Intrigen. Ich hätte es ohne dich nicht schreiben können.
Samstag, 4. November 2017
JONATHON DE Mountford umkreiste grinsend den riesigen Stapel aus Holz und anderen brennbaren Materialien, den sie für das große Freudenfeuer aufgerichtet hatten. „Das wird prima.“ Seit er angekündigt hatte, auf dem Anwesen wieder eine Halloween-Party zu veranstalten, war der Stapel von Tag zu Tag höher und breiter geworden. Es war ein Gemeinschaftsunternehmen und Jonathon freute sich sehr, dass so viele im Dorf dazu beigetragen hatten. „Nur noch sechs Stunden!“ Er blieb bei Mike stehen und bewunderte den Anblick.
„Du bist im Herzen immer noch ein kleiner Junge.“ Mike Tattersall stieß ihn spielerisch mit dem Ellbogen an. „Jetzt freust du dich sogar schon über einen Haufen Müll.“
Jonathon kniff die Augen zusammen. „Müll nennst du das? Müll?“ Mike schien sich prächtig zu amüsieren. „Du bist auch nicht viel besser als ich“, sagte Jonathon grinsend. „Ich habe dein Gesicht gesehen, als du die Liste für das Feuerwerk durchgelesen hast. Und sag jetzt nicht, du hättest dabei nur an die öffentliche Sicherheit gedacht. Ich kann mich nämlich noch gut daran erinnern: Oh, Feuerräder. Wie cool! Das warst doch du, oder?“
Mike warf ihm einen düsteren Blick zu. „Damit bestätigst du nur meinen schlimmsten Verdacht: Du hast wirklich Ohren wie eine Scheißhausratte.“
Jonathon stöhnte resigniert. „Womit die Flitterwochen endgültig vorbei wären.“
Mike schnaubte. „Schatz, unsere Flitterwochen waren schon vorbei, als du dich morgens im Bett das erste Mal an mich gekuschelt und gefurzt hast.“
Jonathon schenkte ihm das süßeste Lächeln, das er im Repertoire hatte. „Wie heißt es doch so schön? Wenn du sie nicht besiegen kannst, schlage dich auf ihre Seite. Und mehr habe ich nicht getan.“
Mike hob beschwichtigend die Hände. „Okay, schon gut. Ich gebe mich geschlagen. Von uns ist einer so schlimm wie der andere.“ Er schaute auf den hoch aufgetürmten Holzstapel. „Es ist wirklich beeindruckend, was die Leute uns alles gebracht haben.“
Das Freudenfeuer war Jonathons Idee gewesen, aber er wollte nicht als Gutsherr auftreten, sondern das ganze Dorf beteiligen. Es sollte ein Gemeinschaftsunternehmen werden. Also hatten Mike (im Pub), Rachel Meadow (in ihrer Teestube) und Mikes Schwester Sue (überall sonst) alle im Dorf eingeladen, sich an dem Feuer zu beteiligen. In den ersten Tagen war der Stapel nur langsam gewachsen, aber das hatte sich bald geändert. Mehr und mehr Leute waren vorbeigekommen und luden alles Brennbare ab, was ihnen unter die Hände gekommen war.
Und damit hatte es nicht aufgehört. Paul Drake, ein örtlicher Schweinezüchter, verkündete, er würde seinen großen Drehspieß zur Verfügung stellen und das dazugehörige Schwein spendieren. Rachel wollte sich um Tee, Kaffee und heiße Schokolade kümmern und Mike plante einen Stand mit Bier und Glühwein. Das Women’s Institute beschloss, sich mit gebackenen Kartoffeln, Hotdogs und Hamburgern zu beteiligen, und die Blaskapelle von Merrychurch wollte für die musikalische Unterhaltung sorgen.
Es war fantastisch. Jonathons ursprüngliche Erwartungen waren weit übertroffen worden. Das ganze Dorf hatte sich zusammengetan, um das Freudenfeuer zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Er konnte kaum erwarten, dass es endlich losging.
„Wenigstens gibt es keinen Regen“, meinte Jonathon. Die Wolken hatten sich wieder verzogen und der Himmel war klar. „Aber das hätte sowieso nichts ausgemacht. Dann hätten wir die Party einfach auf morgen verschoben.“
Mike hüstelte. „Äh … nein. Wenn wir morgen feiern, geht der Kirchenvorstand auf die Barrikaden. Was meinst du wohl, warum ich dir vorgeschlagen habe, die Party auf den 4. November zu legen?“
„Das habe ich mich auch schon gefragt.“ Mike hatte ihm versichert, dass es nicht anders ginge, und Jonathon hatte kein Problem damit.
„Es war schon immer so. Wenn Guy Fawkes’ Night auf einen Sonntag fällt, wird die Feier verschoben. Schließlich begehen wir den Jahrestag eines vereitelten Sprengstoffanschlags aufs Parlament“, erklärte Mike in übertrieben geschliffenem Englisch. „Es wäre höchst unpassend, dieses Ereignis an einem Sonntag zu feiern, nicht wahr?“
Jonathon seufzte. „Woher sollte ich das wissen? Ich habe diesen Tag noch nie gefeiert und erst recht nicht organisiert.“ Er sah sich auf dem Gelände um. „Vielleicht ist dieses Freudenfeuer mein Versuch, Versäumtes nachzuholen.“
„Dann müssen wir es erst recht zu einem denkwürdigen Erlebnis machen.“ Mike grinste. „Habe ich dir schon gesagt, dass Sue und Andrew ein Apfelfischen geplant haben? Das wird bestimmt gut. Und Doris aus dem Dorfladen veranstaltet eine Tombola. Die Erlöse gehen an wohltätige Zwecke. Sie sagt, die Leute hätten sehr großzügig gespendet und es gäbe viele Preise zu gewinnen. Und ich soll dir ihren Dank ausrichten, weil du offensichtlich auch dazu beigetragen hast.“
Jonathon nickte. „Ja. Ich habe einen großen Fresskorb mit lokalen Erzeugnissen zusammengestellt. Das Fleisch stammt vor allem von den Bauern des Anwesens, aber ich habe auch drei Tage damit verbracht, die anderen Produzenten zu besuchen und um Spenden zu bitten. Ich will noch zwei Flaschen Champagner und die handgemachten Pralinen dazu packen, die ich aus London mitgebracht habe. Das gibt dem Ganzen einen Hauch Luxus.“ Er zwinkerte Mike zu. „Und was macht dein Stand? Alles vorbereitet?“
„Fast. Nur die Orangen und die Zimtstangen für den Glühwein fehlen noch. Den Pub lasse ich heute Abend geschlossen. Es wird sowieso niemand kommen, weil alle hier sind.“
Jonathon drückte die Daumen. Melinda Talbot, die Frau des Vikars, war für das Sommerfest zuständig gewesen, aber das Freudenfeuer was sein Baby und die erste Veranstaltung, die er für das Dorf organisierte. Sie sollte ein Erfolg werden. Jonathon hatte schon viele der Einwohner von Merrychurch kennengelernt, aber manchen – darunter auch einem Teil seiner Pächter – war er noch nie begegnet. Was kein Wunder war, denn er lebte ja noch nicht lange hier. Diese Party würde ihm helfen, mehr Menschen kennenzulernen. Auch deshalb hatte er sich entschlossen, sie zu organisieren.
Es wird bestimmt ein Erfolg. Solange wir die Gäste nicht in Brand setzen …
„WAS FÜR ein großartiger Guy Fawkes“, freute sich Melinda, ihre dürren, behandschuhten Finger fest um einen Plastikbecher mit Glühwein gewickelt. „Ich muss zugeben, mir wäre fast das Herz stehengeblieben, als er ins Feuer geworfen wurde. Er war so realistisch!“
„Meinst du, es ist ein Erfolg?“ Jonathon sah sich nervös um. Noch zwanzig Minuten bis zum Feuerwerk, das um neun Uhr beginnen sollte. Das ganze Dorf schien gekommen zu sein. Bevor Jonathon das Freudenfeuer anzündete, hatte Graham Billings, der Constable von Merrychurch, den Holzstapel mehrfach überprüft, um sicher zu gehen, dass sich keine Tiere darin versteckt hielten. Dann hatte er den Bereich mit einer Schnur abgesperrt. Momentan war er damit beschäftigt, ihn zu umkreisen und einigen Kindern, die ihr eigenes Feuerwerk veranstalten wollten, strenge Blicke zuzuwerfen. Lachende Menschen standen um das Feuer herum. Ihre Gesichter glänzten im Schein der Flammen.
Melinda tätschelte ihn am Arm. „Keine Angst, Jonathon. Es ist wunderbar geworden. Besonders, wenn man bedenkt, wie wenig Zeit du für die Vorbereitungen hattest.“ Sie legte ihm die Hand an die Wange. „Dominic wäre jetzt sehr stolz auf dich.“
Ihre Bemerkung tat ihm gut – ebenso wie der Applaus und der Jubel, nachdem er das Feuer angezündet hatte.
Die Blaskapelle spielte die ersten Takte von Light My Fire und alle brachen in Gelächter aus. Fire von Arthur Brown und Play with Fire von den Rolling Stones hatten sie auch schon gespielt. Aber die Musiker hatten nicht nur Humor, sondern waren auch mit viel Engagement dabei, denn offensichtlich hatten sie die Stücke extra für diesen Anlass einstudiert.
Jonathon sah sich suchend um. „Wo ist Lloyd? Ist er nicht mit dir gekommen?“
Melinda seufzte. „Er lässt sich entschuldigen, weil er noch die Predigt für morgen vorbereiten muss. Und dann ist da noch Jinx. Die Katze fürchtet sich zu Tode, wenn es ein Feuerwerk gibt. Als ich heute Abend bei Lloyd vorbeigeschaut habe, saß sie hinter ihm auf dem Stuhl und hat sich an ihn gekuschelt. Lloyd meinte, es wäre nicht sehr bequem, aber er brächte es nicht übers Herz, sie von dort zu verjagen.“
Mike kam zu ihnen und drückte Jonathon einen Becher mit Glühwein in die Hand. „Immer noch kein Glück mit einem neuen Vikar?“
Melinda schüttelte den Kopf. „Das Interesse an einer kleinen Gemeinde, in der nichts passiert, hält sich in Grenzen.“
Mike lachte. „Das trifft auf Merrychurch wohl kaum zu. Besonders nicht nach diesem Sommer.“
Melinda warf ihm einen irritierten Blick zu. „Daran will ich nicht mehr erinnert werden. Ich werde jetzt noch ständig danach gefragt, ob wir wirklich nicht geahnt hätten, dass Sebastian zu einem Mord fähig sein könnte. Obwohl es schon drei Monate zurückliegt!“ Sie schüttelte sich.
Jonathon legte den Arm um sie. „Ignoriere sie einfach. Niemand von uns konnte es ahnen. Wie auch?“
Melinda lächelte dankbar. „Es war nicht gerade ein guter Start für dein Leben im Dorf.“
Jonathon fiel es schwer, die Sache zu vergessen. Das Leben im Herrenhaus war nicht immer einfach. Es gab so viele Dinge, die ihn an Dominic erinnerten, wie zum Beispiel die Bibliothek. Sie war wunderschön, aber er brachte es nur selten übers Herz, sie zu betreten. Die Blutflecke auf dem Marmorboden würden nie verblassen. Deshalb lebte er überwiegend im Westflügel. Er hatte sich in einem der großen Räume ein Fotostudio eingerichtet, das er bald in Betrieb zu nehmen hoffte.
„Diese Party war eine wunderbare Idee!“
Die laute Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und brachte ihn in die Gegenwart zurück. Eine kleine Menschengruppe hate sich um ihn, Mike und Melinda versammelt. Einige von ihnen waren ihm noch fremd, aber den Sprecher erkannte er sofort. Es war ein distinguiert gekleideter Mann in den Vierzigern.
„Vielen Dank.“ Jonathon räusperte sich. „Muss ich heute Herr Bürgermeister sagen?“
Der Bürgermeister lachte. „Das gilt nur für offizielle Anlässe. Heute Abend bin ich John Barton, der mit seiner Familie gekommen ist, um Guy Fawkes‘ Night zu feiern.“ Er nickte der gut gekleideten Frau an seiner Seite zu, die sich bei ihm untergehakt hatte. „Haben Sie meine Frau Debra schon kennengelernt? Und das ist unser Sohn, Jason.“
Jonathon schüttelte Debra die Hand. „Es ist mir ein Vergnügen.“ Er nickte Jason zu. Jason war noch ein Teenager, aber ein sehr gut aussehender Junge mit wunderschönen grünen Augen.
Zu Jonathons Überraschung griff Jason nach seiner Hand und schüttelte sie begeistert. „Ich kenne Ihre Bücher. Die Fotos sind supercool.“
„Vielen Dank.“ Jonathon hörte solche Komplimente oft, wurde aber immer noch rot vor Verlegenheit und wusste nicht, wie er darauf antworten sollte.
„Ay-up mi-duck.“ Eine ältere Frau mit faltigem Gesicht und leuchtend blauen Augen lächelte Jason strahlend an. „Du wirst von Tag zu Tag hübscher. Ganz wie dein Vater.“
Jason lächelte höflich. „Guten Abend, Mrs. Teedle.“
Seine Mutter versteifte sich, bekam sich aber schnell wieder in den Griff und nickte Mrs. Teedle höflich zu. Viele der Anwesenden reagierten ähnlich.
Jonathon mochte mit dem Vokabular nicht vertraut sein, erkannte aber sofort den Akzent. „Ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet.“ Er hielt ihr die Hand hin. „Jonathon de Mountford.“
„Mrs. Teedle, wie Jason schon festgestellt hat.“ Keckernd schüttelte sie Jonathon die Hand. „Glaube nicht, dass Sie schon alle Mieter und Pächter kennen.“
Er neigte den Kopf zur Seite. „Nein, wahrscheinlich nicht. Aber ich weiß, dass Sie einige Zeit in Australien verbracht haben.“
Sie johlte vor Lachen. „Dreißig Jahre. Ay-up-mi-duck. Dreißig Jahre lang habe ich dort gelebt. Aber so richtig australisch höre ich mich nicht an, oder?“
Er lachte. „Nein. Nur hier und da betonen Sie ein Wort etwas ungewöhnlich. Australisch eben.“
„Ich bin schon seit zwanzig Jahren wieder zurück. Hier und da hört man es noch, aber auf Dauer kommen die alten Wurzeln wieder durch.“ Sie schaute zum Feldrand, wo das Feuerwerk vorbereitet wurde. „Wann geht es dort los? Damit ich mich vorher verdrücken kann.“
Jonathon runzelte die Stirn. „Oh. Das Feuerwerk ist doch der Höhepunkt!“
Mrs. Teedle schüttelte den Kopf. „Nicht für mich. Ay-up-mi-duck.“ Sie hob die Hand und schob sich die weißgrauen Haare hinters Ohr. „Als ich noch ein Kind war, ist eine Rakete zu froh losgegangen und hat einen Teil meines Ohrs mitgenommen.“
Jonathon sah sich ihr Ohr genauer an. Es sah merkwürdig spitz aus, fast elfenhaft. „Das tut mir leid.“
Sie zuckte mit den Schultern und ließ die Hand wieder fallen. „Ist schon lange her. Aber seitdem gehe ich Feuerwerken aus dem Weg. An das Ohr habe ich mich gewöhnt. Wenn mich jemand danach fragt, sage ich, ich wäre die Zweitbesetzung für Mr. Spock.“ Sie grinste und die Falten um ihre Augen wurden tiefer.
Mike kicherte. „Haben Sie schon ein Los für die Tombola gekauft, Mrs. Teedle? Es gibt tolle Preise zu gewinnen.“
Sie brach wieder in ihr johlendes Gelächter aus. „Nur dafür bin ich gekommen. Ay-up-mi-duck, ich habe einige Gläser Marmelade gestiftet.“ Sie musterte Jonathon eindringlich. „Aber da der werte Herr mein Vermieter ist, sollte ich wohl höflicherweise auch ein Los kaufen. Außerdem habe ich die Kisten mit dem Champagner gesehen. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für einen Schampus.“
Mike zog den Umschlag mit den Losen aus der Tasche. „Es sind nur noch wenige übrig, aber … wer weiß. Vielleicht ist eines davon der Hauptgewinn.“
Mrs. Teedle fischte eine Pfundnote aus der Tasche. „Hier. Mein letztes Kleingeld.“ Sie riss das rosa Los auf, schaute auf die Nummer und hielt es Mike hin. „Gut merken, ay-up-mi-duck. Schreib’s dir für mich auf, weil ich mich jetzt auf die Socken mache. Ich bin zwar hier aufgewachsen, aber in meinem Alter spürt man die Kälte in den Knochen. Ich sehne mich nach meinem warmen Bett.“
Mike notierte sich die Nummer ihres Loses. „Alles erledigt. Viel Glück.“
Mrs. Teedle musterte ihn fröhlich. „Ich wusste schon immer, dass aus dir was wird.“ Ihr Grinsen wurde breiter. „Und ich hatte schon immer mehr Glück als Verstand.“ Sie nickte Jonathon kurz zu. „War mir ein Vergnügen, den werten Herrn kennenzulernen. Gute Nacht, meine Damen und Herren.“ Und damit schlurfte sie davon.
Jonathon konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ist sie das, was man ein Original nennt?“ Mrs. Teedle mochte in den Siebzigern, vielleicht sogar schon Achtzigern sein, war schwarz gekleidet und für ihr Alter noch erstaunlich lebhaft.
Melinda räusperte sich. „Ja, so kann man sie wohl nennen. Man könnte aber auch sagen, dass sie unsere Dorfhexe ist.“
Er blinzelte. „Wirklich?“
„Hexe ist richtig.“ Eine Frau, die neben Melinda stand, sah Mrs. Teedle mit zusammengekniffenen Augen nach. „Ihre Heiltränke und Tees … Nie weiß man, was sie da alles reinmischt.“ Sie warf sich die blonde Mähne über die Schultern.
Der Mann an ihrer Seite rollte mit den Augen. „Um Himmels willen, Dawn … Lass das bitte, ja? Es ist schon drei Jahre her.“
Dawn warf ihm einen wütenden Blick zu. „Ja? Und wo könnte ich ohne ihre Einmischung jetzt sein?“
„Das kannst du nicht wissen“, erwiderte der Mann leise und zog sie am Arm. „Komm jetzt, wir holen uns noch ein Sandwich. Der Schweinebraten war köstlich.“
Grummelnd folgte sie ihm zu Paul Drakes Bratenstand.
Jonathon war immer noch etwas verwirrt. „Aber … sie ist doch nicht wirklich eine Hexe, oder?“
Jason lachte. „Sie ist eine alte Schrulle, die in einem Cottage am Waldrand lebt. Ich weiß, dass über sie viele Gerüchte im Umlauf sind, aber ich kenne sie schon mein ganzes Leben. Die Leute finden immer einen Grund für Klatsch und Mrs. Teedle macht es ihnen leicht. Sie ist etwas exzentrisch und lebt sehr zurückgezogen.“
Sein Vater warf ihm einen liebevollen Blick zu. „Und manche Menschen sehen immer nur das Gute in ihren Mitmenschen.“
Jason wurde rot und hustete verlegen. „Geht das Feuerwerk bald los?“
Jonathon lachte. „Das war wohl mein Stichwort.“ Er drehte sich zu den Versammelten um. „Ich bitte, mich zu entschuldigen. Ich muss einen wichtigen Knopf drücken.“
„Und ich muss dafür sorgen, dass er sich nicht versehentlich in die Luft sprengt“, fügte Mike augenzwinkernd hinzu und löste damit allgemeines Gelächter aus.
„Ich richte Graham aus, dass er das Feuerwerk ankündigen soll“, rief Melinda den beiden Männern nach, die übers Feld zur Kontrollkonsole gingen, um das Feuerwerk zu starten.
Als sie dort ankamen, drehte Jonathon sich um und schaute zurück zum Herrenhaus. Es wurde von Laternen beleuchtet, die unheimliche Schatten warfen. Das Feuer loderte und würde noch stundenlang brennen.
Mike stieß ihn mit dem Ellbogen an. „Bist du bereit? Mehrere tausend Pfund warten nur darauf, von dir in die Luft gejagt zu werden.“
Jonathon lachte. „Es ist jeden Penny wert, das ganze Dorf zusammenzubringen und so fröhlich feiern zu sehen.“ Er verstummte und hörte Graham zu, der das Feuerwerk über ein Megaphon ankündigte. Als der Countdown begann, zählten die Gäste laut mit.
„Fünf … vier … drei … zwei … eins!“
Jonathon drückte auf den Knopf und rannte übers Feld zurück, um besser sehen zu können. Laute Ohs und Ahs ertönten, als der Himmel sich zischend und knallend mit Farben füllte. Es war wunderschön. Mike drückte ihm schweigend die Hand und sie sahen gemeinsam zu, wie eine Rakete nach der anderen explodierte und ihren bunten Funkenregen versprühte.
Ja. Das war jeden Penny wert.
JONATHON WACHTE auf und drehte sich zu Mike um. Mike lag mit dem Rücken zu ihm und schlief noch. Leider übernachteten sie nicht immer zusammen. Jonathon freute sich jedes Mal, wenn er abends den Kies in der Einfahrt knirschen hörte, weil Mike in seinem Geländewagen vorfuhr. Bei dem Geräusch lief ihm ein wohliger Schauer über den Rücken.
Ich würde so gerne jeden Morgen neben ihm aufwachen.
Jonathon hatte nicht viel Erfahrung mit festen Beziehungen und sie kannten sich erst seit einigen Monaten, aber die Zeichen standen gut. Und das, obwohl Jonathons Vater Mike nicht gerade freundlich behandelt hatte. Glücklicherweise war Thomas de Mountford beruflich sehr eingespannt und seine Besuche in Merrychurch würden sich in Grenzen halten.
Jonathon rutschte hinter Mike, legte ihm den Arm über die Hüfte und küsste ihn zärtlich zwischen die Schultern.
Mike wachte auf und brummte genießerisch. „Guten Morgen“, flüsterte Jonathon ihm ins Ohr und küsste ihn am Hals. „Es ist erst sieben Uhr. Wir haben noch Zeit.“
Mike drehte sich um, drückte Jonathon auf den Rücken und rollte sich auf ihn. „Zeit wofür?“, fragte er und sah ihm in die Augen. Seine Mundwinkel zuckten amüsiert.
Jonathon seufzte zufrieden. „Das überlasse ich ganz dir.“
Mike seufzte gleichermaßen zufrieden. „Das hört sich gut an“, sagte er und zog ihnen die Decke über den Kopf. Eng aneinander geschmiegt lagen sie in ihrem Kokon aus weicher Baumwolle, Matratze und Küssen, die mehr und mehr versprachen.
Jonathon liebte es, mit Mike zusammen aufzuwachen. Punkt.
„WENN SIE wünschen, kann ich Ihnen und Mr. Tattersall noch Toast bringen, Sir“, sagte Janet, während sie die Teller einsammelte. „Und Ivy hat noch eine zweite Kanne Kaffee aufgesetzt.“ Ihre Wangen glänzten rosa.
Jonathon überlegt kurz, dann lächelte er. „Das wäre sehr nett. Vielen Dank, Janet.“
Sie nickte und verschwand aus dem Speisezimmer.
Jonathon seufzte. „Ist es wirklich so viel verlangt? Ich bin Jonathon, du bist Mike.“ Janet war seit einem Monat bei ihm und hatte die Botschaft immer noch nicht verstanden.
Mike sah ihn amüsiert an. „Du kannst sie nicht überzeugen. Sie ist deine Haushälterin. Du wirst für sie immer Sir sein.“
„Ich weiß immer noch nicht, warum ich eigentlich eine Haushälterin brauche“, grummelte Jonathon.
Mike lachte. „So weiß ich wenigstens, dass jemand für dich sorgt, wenn ich nicht da bin. Dass du genug isst, dass deine Wäsche gewaschen wird und so weiter.“ Er schmunzelte. „Das brauchst du nämlich.“
Jonathon richtete sich auf. „Ich habe sehr gut selbst für mich …“
„Ja, ja. Ich weiß. Du hast die ganze Welt bereist, Herr Entdecker. Aber jetzt bist du zuhause, nicht in einer billigen Absteige, einem Zelt oder was auch immer. Aus dem Entdecker ist ein Gutsherr geworden. Du lebst in einem Herrenhaus, und auch wenn du nur einen kleinen Teil davon tatsächlich bewohnst, muss sich jemand um das Haus kümmern. Und um dich. Damit musst du dich abfinden – ob es dir gefällt oder nicht.“ Mike verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn streng.
Jonathon seufzte resigniert. Widerspruch war offensichtlich zwecklos. „Als ich ein Kind war, hatten wir eine Köchin, eine Haushälterin und einen Gärtner. So bin ich aufgewachsen. Wahrscheinlich muss ich mich nur wieder an dieses Leben gewöhnen.“
Mike lächelte zustimmend. „Genau. Und Ivy ist direkter als Janet. Sie scheut nicht davor zurück, dir ihre Meinung zu sagen, oder?“
Jonathon musste lachen. Ivy war eine Frau in mittleren Jahren, deren Mann oft geschäftlich unterwegs war. Weil mittlerweile auch die Kinder aus dem Haus waren, suchte – und fand – sie Beschäftigung als Jonathons Köchin. Und ihre Kochkünste mehr als nur beeindruckend. Sie waren sogar hervorragend. Jonathon hatte noch nie so gut gegessen.
„Ivy ist wunderbar. Und Janet auch.“
Jonathon hatte mit ihnen über Mike gesprochen, bevor er sie einstellte. Das Letzte, was er wollte, waren Angestellte, die sich bei einem schwulen Arbeitgeber nicht wohlfühlten. Und er hatte Glück gehabt. Ivys älterer Bruder war schwul, wie sie ihm umgehend mitgeteilt hatte, und Janet hatte ihm errötend versichert, sie würde gerne für ihn arbeiten. Ben Threadwell, der alte Gärtner, hatte Mike den einen oder anderen merkwürdigen Blick zu geworfen, aber selbst das hatte sich bald gelegt.
Janet kam mit einer Kanne Kaffee ins Esszimmer und füllte Toast nach. „Darf ich Ihnen sagen, wie gut ich mich gestern amüsiert habe, Sir? Das Freudenfeuer war wunderschön und ich habe noch nie ein so prächtiges Feuerwerk gesehen. Und ich habe bei der Tombola einen Preis gewonnen.“ Sie strahlte. „Handschuhe und einen hübschen, weichen Schal in Regenbogenfarben. Perfekt für den nächsten Winter.“
Mike lächelte. „Das hat meine Schwester gestrickt.“
Jonathon freute sich über die vielen Lose, die sie verkauft hatten. Bis auf den Fresskorb waren alle Preise abgeholt worden. „Was mich daran erinnert, dass ich die Gewinnerin des Hauptpreises noch benachrichtigen muss.“
„Wer ist es?“
„Die Dorfhexe“, erwiderte Jonathon grinsend. „Sorry, aber so wurde Mrs. Teedle mir gestern beschrieben. Ich habe mir vorgestellt, wie sie vor ihrem brodelnden Kessel hockt und in einer geheimnisvollen Flüssigkeit rührt …“
Zu seiner Überraschung schürzte Janet die Lippen. „Kein Rauch ohne Feuer. Sie mögen es für einen Scherz halten, Sir, aber ich könnte Ihnen Geschichten über sie erzählen …“ Sie verstummte und richtete sich kerzengerade auf. „Aber ich will hinter ihrem Rücken nicht schlecht über sie reden.“ Und damit marschierte sie aus dem Zimmer.
Jonathon starrte auf die geschlossene Tür. „Wow. Ich habe wohl einen Nerv getroffen.“ Er sah Mike fragend an. „Was weißt du über Mrs. Teedle?“
Mike kicherte. „Du vergisst, dass ich auch erst seit einem guten Jahr hier lebe. Ich habe sie ein- oder zweimal im Dorf gesehen, das ist alles. Sie kommt nicht in den Pub und ist auch ansonsten noch nie auf meinem Radar aufgetaucht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist es so, wie der junge Jason gestern gesagt hat: Sie ist eine harmlos alte Frau, die sehr zurückgezogen lebt.“
„Und was sagt Sue dazu?“, fragte Jonathon grinsend.
Mike warf ihm einen scharfen Blick zu. „Wie du weißt, hat meine Schwester zu allem und jedem im Dorf etwas zu sagen, also auch zu Mrs. Teedle. Sie hält sie für eine unheimliche alte Frau. Wahrscheinlich liegt es an dem alten Cottage, in dem sie lebt. Es steht sehr abseits in einer … etwas unheimlichen Umgebung.“
Jetzt war Jonathons Neugier geweckt. „Und wo ist das?“
„Kennst du den Wald, der direkt hinterm Dorf beginnt? In der Nähe von Bens Haus? Von dort führt ein kleiner Pfad in den Wald, direkt zu ihrem Cottage.“
„Sie wohnt im Wald?“ Jonathon schüttelte sich theatralisch. „Dann muss ich Sue rechtgeben. Das hört sich unheimlich an.“
Mike biss sich auf die Lippen. „Nun, darüber kannst du dir heute persönlich ein Bild machen. Da sie vor der Verlosung gegangen ist, hast du die große Ehre, ihr den Hauptpreis zu überreichen. Schließlich ist sie eine deiner Pächterinnen.“ Er nickte, als Jonathon verblüfft blinzelte. „Ihr Haus gehört zum Anwesen, also bist du ihre Vermieter. Das hat sie gestern Abend doch erwähnt“, fuhr er lächelnd fort. „Aber du hattest wohl nach deiner Ankunft so viel um die Ohren, dass du noch nicht ganz den Überblick hast. Jetzt verstehst du vielleicht, warum ich dir geraten habe, einen Verwalter einzustellen. Du kannst dich nicht allein um alle Details kümmern.“
Mike hatte nicht ganz unrecht. „Ja, da ist was dran.“ Jonathon schaute auf den Tisch mit seinem schneeweißen Tischtuch. „Ich besuche sie im Laufe des Vormittags.“
„Und warum nicht jetzt gleich?“
Jonathon grinste. „Weil es noch Toast und frischen Kaffee gibt.“
MIKE PARKTE den Geländewagen am Waldrand und stellte den Motor ab. „Okay, hier sind wir. Schnapp dir den Fresskorb, damit wir es endlich hinter uns bringen.“ Er öffnete die Tür und stieg aus.
Jonathon lachte. „Niemand hat dich gezwungen, mich zu begleiten. Du bist freiwillig hier.“
Mike zuckte mit den Schultern. „Warum auch nicht? Abi öffnet heute den Pub und ich werde nicht gebraucht.“ Er grinste. „Was hätte ich an einem Sonntagnachmittag denn sonst machen sollen?“ Jonathon hüstelte. „Außer dem natürlich“, sagte Mike und warf ihm einen gespielt empörten Blick zu. Dann zeigte er auf den kleinen Pfad, der in den Wald führte. „Hier entlang.“ Er schüttelte sich.
„Ich dachte, es wäre Sue, die es hier unheimlich findet.“
„Wälder sind immer unheimlich. Punkt. Sie sind zu still. Was meinst du wohl, warum die Häuser in Horrorfilmen immer in einem dunklen Wald stehen? Es ist der Stoff, aus dem Albträume gemacht sind.“
Jonathon musste sich ein Lachen verkneifen. Er holte den großen Korb aus dem Auto, hielt ihn mit beiden Armen vor der Brust und schaute aufmerksam auf den Boden, um nicht zu stolpern. „Dieser Pfad ist aber sehr ausgetreten.“
„Er wird oft von Wanderern benutzt. Wenn man ihm bis ans Ende folgt, kommt man auf die andere Seite deines Anwesens.“
„Wirklich?“ Jonathon fiel es schwer, sich die Topografie des Geländes vorzustellen.
Mike seufzte. „Ich dachte, du wärst gut in Geografie, Herr Weltreisender. Der Wald legt sich in einem Bogen um dein Anwesen.“ Er schüttelte den Kopf. „Irgendwo im Haus gibt es bestimmt ein Luftbild. Damit kannst du dir die Lage des Herrenhauses und seine Umgebung besser vorstellen. Du lernst doch visuell, oder?“ Er wackelte mit den Augenbrauen.
Jonathon hatte das Gefühl, als würde Mike damit nicht unbedingt auf seine geografischen Kenntnisse anspielen.
„Das ist es.“ Mike blieb stehen und zeigte nach vorne. „Es gibt hier auch irgendwo einen Brunnen.“
Das kleine Haus aus dunkelgrauen Steinen hatte schon bessere Tage gesehen. Das Dach war moosbedeckt, die Mauern dicht mit Efeu bewachsen. Nur Fenster und Türen – es gab zwei davon – waren sichtbar. Es hatte keine Firstziegel mehr und auch einige Dachziegel fehlten. Alles war sehr vernachlässigt.
Ihm fiel ein Tisch auf, der neben einer der Türen stand. Auf dem Tisch standen Einmachgläser mit bunten Etiketten und eine Metallbox mit Schlitz. Sie war mit einem Vorhängeschloss gesichert. An der Tischkante war ein Klemmbrett befestigt, an dem ein Bleistift hing. Jonathon stellte den Fresskorb auf der Türschwelle ab und schaute auf den Tisch.
„Ah. Die Marmeladen hat sie gestern erwähnt“, sagte er zu Mike.
„Ja. Das machen hier viele. Sie stellen ihre Marmeladen und eine Vertrauenskasse vors Haus und verlassen sich auf die Ehrlichkeit der Käufer.“ Mike zeigte auf das Klemmbrett. „Hier kann man Kommentare hinterlassen, und es gibt auch eine Preisliste.“ Er nahm ein Glas vom Tisch. „Das hört sich gut an. Mango mit Pfirsichen.“ Auf dem Etikett stand ein handgeschriebenes Datum.
Jonathon schüttelte ungläubig den Kopf. „Das funktioniert bestimmt nicht überall. Woanders als hier würde das Geld wahrscheinlich gestohlen. Und woher weiß man, dass die Leute ehrlich bezahlen?“
Mike klopfte ihm auf den Rücken. „Deshalb wird es Vertrauenskasse genannt, ja? Das System basiert auf gegenseitigem Vertrauen.“ Er zeigte auf den Korb. „So. Jetzt lass uns den Fresskorb abliefern. Wenn du brav bist, schenke ich dir danach ein Glas Marmelade fürs Frühstück.“
Jonathon bückte sich und hob den schweren Korb wieder auf. „Wenn ich brav bin …“, grummelte er leise.
Mike klopfte an die alte Holztür, aber niemand antwortete. Er klopfte etwas lauter. Immer noch keine Reaktion.
Jonathon lachte. „Ich glaube, ich habe ein Déjà-vu-Erlebnis.“
Mike drehte wortlos an dem schweren Türgriff. Die Tür schwang mit einem lauten Knarren auf. „Mrs. Teedle?“, rief er ins Haus.
Jonathon kam es vor, als wäre es auf einmal mucksmäuschenstill geworden. Die Vögel waren verstummt, und selbst der Wind rauschte nicht mehr durch die Bäume. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. „Ich habe plötzlich ein schlechtes Gefühl.“
Mike hielt den Finger vor die Lippen und ging vorsichtig ins Haus. Jonathon folgte ihm. Sie kamen in einen großen Raum, der auf den ersten Blick an eine Küche erinnerte. An der einen Wand standen Regale mit Gläsern und Flaschen. An der gegenüberliegenden befand sich ein langer Arbeitstisch mit einem Keramikspülbecken. Darüber hingen ebenfalls Regale. Die Arbeitsfläche war bedeckt mit Gläsern, Etiketten, Schüsseln, Mörsern, Messern und …
„Jonathon.“ Mike fasste ihn am Arm.
Jonathon folgte seinem Blick. „Scheiße.“
Mrs. Teedle saß an dem schweren Küchentisch auf einem Stuhl, zurückgelehnt und mit weit geöffneten Augen. Ihr Mund war bis zum Bersten mit knorrigen Wurzeln gefüllt.
Zögernd ging Jonathon auf sie zu. Mike war schneller und legte Mrs. Teedle vorsichtig zwei Finger an den Hals. Es wäre nicht nötig gewesen. Sie war offensichtlich tot. Auf dem Tisch vor ihr lagen ein Schneidebrett und ein kleines Häuflein gehackter Pflanzenstängel, daneben noch mehr Stängel und Blätter. Und dann lagen da noch schwarze Handschuhe und ein großes Küchenmesser. Die silberglänzende Schneide war …
„Ist das Blut?“ Jonathon holte tief Luft. „Ich muss den Korb abstellen. Er ist tonnenschwer.“ Er schob die Stängel und Blätter mit der Handkante zur Seite und stellte den Korb auf den Tisch. Dann richtete er sich auf. Seine Hand fühlte sich klebrig an und er wischte sie an der Hose ab. „Was zum Teufel ist das hier?“
Mike starrte ihn fassungslos an. „Das kann ich dir genau sagen. Es ist ein Tatort. Also behalte deine Hände bei dir. Von mir aus kannst du sie in die Hosentaschen stecken. Was auch immer. Aber rühre hier nichts an.“
Jonathon zog eine Grimasse. „Ich habe nur das Grünzeug weggeschoben. Keine Ahnung, was das für ein Unkraut ist.“
Mike verdrehte die Augen. „Genau deshalb sollst du nichts anrühren. Ich muss sofort Graham verständigen. Wir müssen gehen. Jetzt sofort.“
Das war Jonathon nur recht. „Graham wird es nicht glauben wollen.“ Er warf einen letzten Blick auf Mrs. Teedle und schüttelte sich. „Das kann unmöglich ein Unfall gewesen sein.“
Mike machte ein ernstes Gesicht. „Nein. Das war Mord.“
„Aber … wer würde eine alte Frau ermorden wollen?“ Seine Hand fing zu jucken an. „Und was zum Teufel hat sie da gehäckselt?“
„Gute Frage. Aber das muss warten, bis wir hier raus sind. Ich brauche jetzt einen heißen Kaffee.“ Mike sah sich noch einmal in der Küche um. „Lass uns jetzt von hier verschwinden.“ Er verließ das Haus. Jonathon folgte ihm. Er fühlte sich immer noch wie betäubt.
Ein Mord in ihrem kleinen Dorf war schon schlimm genug gewesen.
Aber zwei?
MIKE MUSSTE zugeben, dass Graham Billings keine Zeit verschwendet hatte. Schon zehn Minuten nach seinem Anruf bei der Polizeiwache von Merrychurch kam der Constable auf seinem Fahrrad angeradelt, bog in den kleinen Pfad ab und verschwand im Wald. Mike und Jonathon hatten in ihrem Auto gewartet und folgten ihm nun zu dem Cottage. Als sie dort ankamen, lehnte Graham gerade sein Fahrrad an die Hauswand.
Er sah Jonathon amüsiert an. „Ist das ein Hobby von dir? Leichen zu finden?“
Jonathon schüttelte sich. „Sie ist nicht gestürzt, das kannst du mir glauben. Sie wurde ermordet.“
Graham wandte sich an Mike. „Ich weiß, was du mir am Telefon gesagt hast. Aber bist du dir sicher?“
Mike zeigte auf die Tür. „Schau da rein, Kumpel. Ein kurzer Blick reicht und du weißt Bescheid.“
Graham zückte seinen Notizblock. „Wartet hier.“ Er stieß die Tür auf und betrat das Haus.
Mike legte Jonathon den Arm auf die Schulter. „Alles okay bei dir?“
„Nicht wirklich.“ Jonathon schüttelte sich wieder. „Bei Dominic war es anders.“
Das konnte Mike gut nachvollziehen. Seinen Onkel tot am Fuß der Treppe vorzufinden, war die eine Sache. Damals wusste Jonathon wenigstens, dass es ein Unglücksfall gewesen war. Aber das hier? „Es ist ein Mord. Und all das Zeug in ihrem Mund? Wie kann ein Mensch so … boshaft sein?“
Bevor Jonathon ihm antworten konnte, kam Graham aus dem Cottage zurück. Er sah sie ernst an. „Ihr habt da drin hoffentlich nichts angefasst, oder?“
„Ich habe den Türgriff berührt“, sagte Mike. „Aber nur außen. Nichts im Haus.“
Graham machte sich eine Notiz, dann drehte er sich zu Jonathon um und sah ihn fragend an.
Jonathon biss sich auf die Unterlippe. „Nur das Grünzeug, das auf dem Tisch liegt. Ich wollte den Korb abstellen.“ Er riss die Augen auf. „Der Fresskorb!“
„Kann vorläufig bleiben, wo er ist“, sagte Graham knapp.
„Aber da ist frisches Fleisch drin und …“ Jonathon verstummte, als Graham ihm einen strengen Blick zuwarf.
„Ich verständige die Gerichtsmedizinerin. Sie wird nicht sehr begeistert sein, wenn ich ihren Sonntag ruiniere. Aber mir geht es schließlich genauso. Ihr beide werdet dieses Haus nicht betreten, bevor die SOCO nicht alle Spuren gesichert hat. Und das ist wahrscheinlich erst morgen der Fall. Ich vermute, dass sie uns die Jungs aus Winchester schicken.“ Er machte ein enttäuschtes Gesicht. „Ja, so ist das. Sie können eine Mordermittlung unmöglich einem einfachen Dorfpolizisten überlassen, nicht wahr?“
Mike stöhnte. „So lange sie uns nicht wieder diesen Gorland schicken, wie beim letzten Mal …“
Jonathon schnaubte. „Der Fall ist ihm bestimmt nicht wichtig genug.“
„Ja, stimmt. Wahrscheinlich schicken sie jemanden von der Kripo“, sagte Graham niedergeschlagen.
„Hast du eine Vermutung zur Todesursache?“ Mike hatte nicht die Zeit gehabt, sich die Leiche genauer anzusehen, aber die Haut an ihrem Hals war ihm etwas seltsam vorgekommen.
„Sie hat Blut am Hinterkopf. Vielleicht wurde ihr der Schädel eingeschlagen. Aber es gibt auch noch einige andere Auffälligkeiten, die wir überprüfen müssen.“ Graham verzog das Gesicht. „Und warum hat sie den Mund voller Ingwer?“
„Das ist Ingwer? Ich habe mir das Zeug nicht genauer angesehen.“ Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, Jonathon aus dem Haus zu bringen.
„Auf dem Arbeitstisch liegt noch mehr davon. Aber sie hat noch andere Wurzeln im Mund, die ich nicht erkannt habe.“ Er lachte, als Mike einen neugierigen Blick auf die Tür warf. „Du wirst dich gedulden müssen, Sherlock. Es dauert noch eine Weile, bevor ihr dort rumstöbern könnt.“
„Wie kommst du auf die Idee, dass wir so was vorhaben?“, fragte Mike indigniert.
Graham zog die Augenbrauen hoch. „Weil ich euch kenne? Jetzt tu mir den Gefallen und bring deinen Mann nach Hause, während ich hier auf die Gerichtsmedizinerin warte. Oder lade ihn zu einem Kaffee ein oder einem Tee. Er sieht aus, als könne er eine Portion Zucker vertragen.“
Mike warf einen Blick auf Jonathons bleiches Gesicht und kam zu einem Entschluss. „Komm jetzt“, sagte er und zog ihn am Arm. „Lass uns zu Rachel fahren.“ Er nickte Graham zu. „Hältst du mich auf dem Laufenden?“
Graham machte ein gequältes Gesicht. „Natürlich.“
Mike wollte Jonathon wegführen, aber Jonathon entwand sich seinem Griff. „Ich brauche keine Glucke. Ich habe nicht vor, in Ohnmacht zu fallen oder hysterisch zu werden oder so.“
„Ja, ich weiß“, erwiderte Mike ruhig. „Aber wir fahren trotzdem zu Rachel.“
„Warum?“
Mike grinste. „Weil sie alles sieht und hört. Und ich habe einige Fragen zu Mrs. Teedle.“
Jonathon lächelte. „Ah. Wir beginnen mit den Ermittlungen. Das hört sich schon besser an. Los geht’s.“ Jonathon am als Erster beim Auto an und wippte aufgeregt auf und ab, während Mike die Tür aufschloss.
Mike grinste. „Immer mit der Ruhe, junger Mann. Sei nicht so ungeduldig.“
Jonathon stieg ein. Als Mike den Schlüssel einsteckte und den Motor anließ, lehnte er sich über die Konsole und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Und genau das gefällt dir an mir.“
Mike konnte ihm nicht widersprechen. Ihre Beziehung war erst drei Monate alt und sie mussten noch viel übereinander lernen, aber er wusste jetzt schon, dass es eine gute Sache war. Sie passten zusammen und es würde immer besser werden. Davon war er fest überzeugt.
RACHEL BEGRÜßTE sie mit einem strahlenden Lächeln, als sie die Teestube betraten. „Wenn das nicht der Organisator des besten Dorffestes aller Zeiten ist! Und sein Anhängsel hat er natürlich auch mitgebracht.“ Sie schwenkte den Arm. „Ihr habt freie Tischwahl, Jungs. Ich werde momentan nicht gerade von Gästen überrannt.“ Sie rollte mit den Augen. „Ich weiß nicht, warum ich heute überhaupt geöffnet habe. Sonntags ist nie viel los.“
Mike schmunzelte. „Das kann ich dir sagen. Du hast die Ausflügler im Dorf gesehen und dir gedacht, sie bräuchten vielleicht eine Erfrischung.“
Sie lachte. „Verdammt, du hast mich durchschaut. Was kann ich euch bringen? Das Übliche? Zwei Kaffee und dazu vom besten Kuchen des Tages?“
„Das hört sich perfekt an.“ Mike wartete, bis Rachel hinter der Tür zur Küche verschwunden war, dann beugte er sich vor. „Geht es dir wirklich gut?“, fragte er leise.
Jonathan schüttelte sich. „Ich sehe sie immer noch vor mir, das ist alles. Ihre aufgerissenen Augen und dieser fürchterliche starre Blick …“
Mike griff über den Tisch nach Jonathons Hand. „Ich weiß.“
Rachel kam mit zwei Tellern an ihren Tisch zurück. „Es ist dein Lieblingskuchen“, sagte sie zu Jonathon und stellte ein Stück Karottenkuchen vor ihm ab.
Jonathon lächelte freundlich. „Genau das habe ich gebraucht. Rachel?“ Er sah sie an. „Was weißt du über Mrs. Teedle?“
Rachel grinste. „Ah, ihr habt sie endlich kennengelernt. Eine sehr bemerkenswerte Persönlichkeit, wie? Ich würde sagen, wir vertragen uns. Vermutlich liegt es vor allem daran, dass ich meinen Gästen ihre Marmeladen serviere. Ich ziehe lokale Produkte vor, aber damit bin ich in der Minderheit. Noch.“ Sie schnalzte mit der Zunge. „Ich höre oft, sie wäre unhöflich und grob. Sie kann … brüsk sein, das stimmt. Aber es ist einfach ihre Art. Habt ihr das Cottage schon gesehen, in dem sie lebt?“
„Heute früh, als ich ihr den Preis bringen wollte, den sie in der Tombola gewonnen hat. Mir sind die vielen Gläser und Flaschen aufgefallen.“
Rachel nickte bedächtig. „Ich hole kurz euren Kaffee“, sagte sie und verschwand wieder in der Küche.
„Du hast ihr das kleine, aber nicht unbedeutende Detail ihres gewaltsamen Dahinscheidens verschwiegen“, bemerkte Mike trocken.
„Ich weiß. Ich wollte erst herausfinden, was sie uns sagen kann.“ Jonathon verstummte, als Rachel mit der Kaffeekanne und einem kleinen Kännchen Sahne zurückkam. Sie stellte beides auf den Tisch und setzte sich dann zu ihnen.
„So …“, sagte sie und beugte sich verschwörerisch vor. „In den Gläsern und Flaschen bewahrt sie ihre Ingredienzien auf.“
„Für die Marmelade?“ Mike konnte sich nicht genau erinnern, was sich in den Behältern befunden hatte, aber Rachels Erklärung hörte sich nicht sehr glaubhaft an.
Rachel brach in lautes Gelächter aus. „Oh mein Gott… nein. Mrs. Teedle stellt homöopathische Heilmittel her.“
„Und die wirken?“ Jonathon hörte sich skeptisch an.
Rachel zuckte mit den Schultern. „Wer weiß? Ich sage immer, wenn man nur genau hinsieht, hat die Natur für alles ein Heilmittel – von der harmlosen Erkältung bis hin zu Krebs.“ Sie kicherte. „Wenn ich sie besuche, um meine Marmeladen abzuholen, geht manchmal die Fantasie mit mir durch. Dann stelle ich mir vor, sie würde vor ihrem Kessel hocken und in einer merkwürdig stinkenden Brühe rühren, in der eine menschliche Hand schwimmt. Wie in einem Horrorfilm.“
Jonathon war baff. „Genau das habe ich heute früh auch gedacht. Bis auf die Hand. Die hat gefehlt.“
„Hat sie viele Kunden?“ Mike konnte sich nicht vorstellen, dass mit ihren Produkten in Merrychurch viel zu verdienen war.
„Mehr als man denkt. Nathan Driscoll, der Apotheker, beschwert sich immer über sie. Wahrscheinlich ärgert er sich über die Konkurrenz. Sie verschickt auch Heilmittel mit der Post, also kann sie nicht alles falsch machen.“
„Wie lange lebt sie schon in Merrychurch?“, fragte Mike und schob sich ein Stück Schokoladenkuchen in den Mund.
Rachel rieb sich übers Kinn. „Lass mich nachdenken … Jason Barton ist jetzt siebzehn. Sie ist einige Jahre vor seiner Geburt ins Dorf gekommen, also müssten es ungefähr zwanzig Jahre sein.“
„Das hat sie gestern Abend auch gesagt“, mischte sich Jonathon ein. „Erinnerst du dich? Sie sagte, sie sei seit zwanzig Jahren aus Australien zurück, aber ihren Akzent habe sie immer noch nicht ganz verloren.“
Mike warf ihm einen stolzen Blick zu. „Gutes Gedächtnis.“ Dann runzelte er die Stirn. „Warum hast du Jason Barton erwähnt?“, fragte er Rachel.
Rachel lachte. „Weil sie ihn auf die Welt geholt hat. Es war während des Sommerfests 2000. Debra Barton war auch zum Fest gekommen und Jason schon seit einigen Wochen überfällig. Dann setzten plötzlich Wehen ein und die Fruchtblase platzte. Mrs. Teedle war wunderbar. Sie hat Debra sofort ins Erste-Hilfe-Zelt gebracht und allen möglichen Leuten Anweisungen gegeben, als wäre es für sie vollkommen alltäglich, bei einer Entbindung zu helfen. Im Dorf wurde noch monatelang darüber gesprochen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich das einzig Positive, das ich jemals über sie gehört habe.“
„Es gibt also auch weniger positive Geschichten?“ Mike wünschte, er könnte sich Notizen machen. Glücklicherweise hatte Jonathon ein gutes Gedächtnis.
Rachel schürzte die Lippen. „Das meiste ist nur Gerede. Sie lebt in diesem unheimlichen Haus mitten im Wald, geht Menschen aus dem Weg und ist … etwas barsch. Ja, es gibt solche Geschichten. Beispielsweise über Dawn Dangerfield. Dawn war vor einigen Jahren unsere Miss Merrychurch.“
Jonathon grinste. „Merrychurch hat eine Schönheitskönigin?“
„Aber sicher. Und dann wollte sie Miss Wiltshire werden, um sich für die nationale Ausscheidung zu qualifizieren. Dawn war fest davon überzeugt, eine gute Chance zu haben. Nur … sie bekam kurz vorher diesen Ausschlag, den sie mit einer Heilsalbe von Mrs. Teedle behandelt hat.“ Rachel zog eine Grimasse. „Dummerweise hat die Salbe eine allergische Reaktion ausgelöst und ihr Gesicht … Es war nicht sehr schön. Dawn macht Mrs. Teedle immer noch Vorwürfe, weil sie deswegen nicht an dem Wettbewerb teilnehmen konnte. Sie ist sehr verbittert.“
Jonathon machte ein nachdenkliches Gesicht. „Ich glaube, wir haben Dawn gestern kennengelernt.“