Dirty Rich - Verbotenes Begehren - Lisa Renee Jones - E-Book
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Dirty Rich - Verbotenes Begehren E-Book

Lisa Renee Jones

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Beschreibung

Eine unwiderrufliche Entscheidung. Ein hinterhältiger Betrug. Und eine große Liebe.

Grayson Bennett ist Milliardär, Anwalt und bekennender Junggeselle. Ein Mann, der aus der kleinen Firma seines Vaters ein Imperium gemacht hat. Jetzt wird dieses Imperium bedroht. Und es gibt nur eine Person, die ihm helfen kann.

Mia Cavanaugh ist Strafverteidigerin, ehemalige Ex-Geliebte von Grayson und fest davon überzeugt, dass er sie verraten hat. Aber sie kennt nicht die ganze Wahrheit über die Vergangenheit.

Und es wird Zeit, dass sie sie erfährt. Also legt er seine Zukunft in ihre Hand. Er gibt ihr die Chance, ihn zu vernichten. Er lässt sie den Menschen hinter der Fassade sehen, den niemand wirklich kennt.

Aber das Risiko ist hoch: Wird Mia ihn lieben oder zerstören?

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Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin:

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Kapitel Eins

Kapitel Zwei

Kapitel Drei

Kapitel Vier

Kapitel Fünf

Kapitel Sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Kapitel Neun

Kapitel Zehn

Kapitel Elf

Kapitel Zwölf

Kapitel Dreizehn

Kapitel Vierzehn

Kapitel Fünfzehn

Kapitel Sechzehn

Kapitel Siebzehn

Kapitel Achtzehn

Kapitel Neunzehn

Kapitel Zwanzig

Kapitel Einundzwanzig

Kapitel Zweiundzwanzig

Kapitel Dreiundzwanzig

Kapitel Vierundzwanzig

Kapitel Fünfundzwanzig

Kapitel Sechsundzwanzig

Kapitel Siebenundzwanzig

Kapitel Achtundzwanzig

Kapitel Neunundzwanzig

Kapitel Dreißig

Kapitel Einunddreißig

Kapitel Zweiunddreißig

Kapitel Dreiunddreißig

Kapitel Vierunddreißig

Kapitel Fünfunddreißig

Kapitel Sechsunddreißig

Kapitel Siebenunddreißig

Kapitel Achtunddreißig

Kapitel Neununddreißig

Kapitel Vierzig

Kapitel Einundvierzig

Kapitel Zweiundvierzig

Kapitel Dreiundvierzig

Kapitel Vierundvierzig

Kapitel Fünfundvierzig

Weitere Titel der Autorin:

»Amy’s Secret«-Reihe:

Entfacht

Entflammt

Entfesselt

Enthüllt

»Tall, Dark and Deadly«-Reihe:

Riskantes Verlangen

Riskante Verführung

Riskante Hingabe

Riskantes Geheimnis

»Dirty Money«-Reihe:

Hard Rules – Dein Verlangen

Hard Rules – Dein Begehren

Hard Rules – Dein Versprechen

Hard Rules – Deine Liebe

»Dirty Rich« -Reihe:

Dirty Rich – Verbotene Leidenschaft

Dirty Rich – Verbotenes Verlangen

Dirty Rich – Verbotene Sehnsucht

Über dieses Buch

Eine unwiderrufliche Entscheidung. Ein hinterhältiger Betrug. Und eine große Liebe.

Grayson Bennett ist Milliardär, Anwalt und bekennender Junggeselle. Ein Mann, der aus der kleinen Firma seines Vaters ein Imperium gemacht hat. Jetzt wird dieses Imperium bedroht. Und es gibt nur eine Person, die ihm helfen kann.

Mia Cavanaugh ist Strafverteidigerin, ehemalige Ex-Geliebte von Grayson und fest davon überzeugt, dass er sie verraten hat. Aber sie kennt nicht die ganze Wahrheit über die Vergangenheit.

Und es wird Zeit, dass sie sie erfährt. Also legt er seine Zukunft in ihre Hand. Er gibt ihr die Chance, ihn zu vernichten. Er lässt sie den Menschen hinter der Fassade sehen, den niemand wirklich kennt.

Aber das Risiko ist hoch: Wird Mia ihn lieben oder zerstören?

Über die Autorin

Mit ihren Liebesromanen hat Lisa Renee Jones eine große Leserschaft gewonnen und wurde mehrfach mit Genrepreisen ausgezeichnet. Die New-York-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin hat bereits diverse Serien veröffentlicht, die ebenfalls bei beHEARTBEAT erschienen sind, darunter »Tall, Dark and Deadly« sowie »Amy's Secret« und »Dirty Money«. Jones lebt mit ihrer Familie in Colorado Springs, USA.

Lisa Renee Jones

Dirty Rich – Verbotenes Begehren

Aus dem Amerikanischen von Michaela Link

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2018 by Julie Patra Publishing/Lisa Renee Jones

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Dirty Rich Betrayal«

Originalverlag: Julie Patra Publishing, Colorado Springs

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Clarissa Czöppan

Covergestaltung: Birgit Gitschier, Augsburg unter Verwendung von Motiven © 1. © Krasovski Dmitri/shutterstock; azure1/shutterstock

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7517-0282-9

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Kapitel Eins

Mia

Am Tor von Grayson Bennetts Strandvilla in den Hamptons halte ich den Mietwagen an und starre auf das Tastenfeld. Der Code wird nicht mehr derselbe sein. Es ist jetzt ein Jahr her. Mit Sicherheit hat er ihn geändert. Doch statt zum Klingelknopf wandert meine zitternde Hand zu den Tasten. Ich tippe den Code ein, wie ich es früher so oft getan habe, und das Tor öffnet sich langsam. Ich umklammere das Lenkrad und würde so gern glauben, dass Grayson den Code nicht geändert hat, weil er hoffte, ich würde zurückkommen. Was lächerlich ist. Der Mann hat mich betrogen. Er hat mich nie geliebt. Er hat mich verletzt, und doch bin ich hier, werde gleich vor seiner Tür stehen und darum bitten, in sein Haus, sein Reich, eingelassen zu werden.

Mit der einfachen Limousine, die ich mir in der Stadt gemietet habe, um keinen Privatjet in Anspruch nehmen zu müssen, fahre ich die Auffahrt entlang und parke vor dem Haus unter meiner Lieblingsweide. Mit wild klopfendem Herzen schalte ich den Motor aus. Ich kann kaum glauben, dass ich das hier tue, aber ich bin hier. Ich tue es. Ich hänge mir meine Handtasche über die Schulter. Ich werde jetzt keinen Rückzieher machen.

Als ich aus dem Wagen steige, weht mir ein kühler Oktoberwind direkt vom Meer entgegen. Die Bö fährt mir durch das hellbraune Haar, den Hals entlang, und ich kuschele mich tiefer in meinen hellblauen Pulli. Ich atme die frische Meeresluft ein, und schon habe ich den Geschmack von Salz auf meinen Lippen, eine Erinnerung an diesen Ort, an mich und Grayson. Ich kann nicht fassen, wie sehr mich das aufwühlt. Warum bloß komme ich nicht über diesen Mann hinweg? Ich bin über ihn hinweg. Das hier ist nur eine Reaktion auf eine Zeit in meinem Leben, in der dieser Mann mir noch den Atem geraubt hat. Sie gehört zu mir, genau wie er immer zu mir gehören wird.

Mit diesem Mantra im Kopf eile ich die Treppe der eleganten Villa mit den drei Giebeln und der Holzverkleidung hinauf. Es versetzt mir einen Stich, dass ich das letzte Mal hier war, als Grayson das Haus gerade erst von seinem verstorbenen Vater geerbt hatte, den ich geliebt und respektiert habe. Er war ein guter Mensch mit exquisitem Geschmack und ehernen Grundsätzen. Raymond Bennett schuf nichts Geringeres als Perfektion, was auch auf dieses atemberaubende Haus zutrifft.

Ich bleibe an der Tür stehen und will schon klingeln, lasse aber meine Hand wieder sinken und schließe die Augen. Ein Sturm der Erinnerungen fegt mir durch den Kopf: der Streit, der Betrug, die Tränen, so viele verzweifelte Tränen, die er gar nicht verdient hat. Aber dahinter steckt noch viel mehr – die ganze Vorgeschichte. Dass er mir das Gefühl gab, sein Ein und Alles zu sein, obwohl das offensichtlich nicht der Fall war, aber das scheint nicht zu zählen. Irgendwie kann ich ihn nicht vergessen, und während ich jetzt hier stehe, kann ich immer noch sein herbes Rasierwasser riechen und seine Leidenschaft schmecken, und mein Gott ... Ich reiße die Augen auf. Was tue ich hier? Ich dürfte gar nicht hier sein.

Ich hätte einfach anrufen sollen.

Ich drehe mich um und gehe die Treppe wieder hinunter, aber mein Fluchtversuch kommt zu spät. Das Röhren eines starken Motors ist zu hören, und gleich darauf kommt ein schwarzer Porsche Boxster, Graysons Lieblingsauto, um die Biegung der Auffahrt herum auf mich zugerast. Ich bleibe abrupt stehen, und Grayson parkt den Wagen direkt vor mir. Mit angehaltenem Atem mache ich mich auf die heftige Wirkung gefasst, die dieser Mann schon immer auf mich hatte, und rede mir gleichzeitig ein, dass er sie nicht mehr haben wird. Ich bin nicht mehr dieselbe wie damals, als wir noch zusammen waren. Ich bin stärker. Härter. Abgebrühter.

Bei Grayson Bennett werde ich nicht mehr dahinschmelzen.

Er macht den Motor aus und öffnet die Fahrertür. Offensichtlich hat er nicht vor, in die Garage zu fahren. Ich bin hier. Er will wissen, warum. Er steigt aus und richtet sich zu seiner vollen Größe von muskelbepackten eins zweiundneunzig auf, und der Wind fährt durch seine vollen, dunklen Locken, wie es früher meine Finger so oft getan haben. Beim Schließen der Wagentür schmiegen sich seine ausgewaschenen Jeans und das langärmelige schwarze Shirt an jeden Zentimeter eines Körpers, der jetzt mit achtunddreißig noch genauso perfekt ist, wie er es bei unserer ersten Begegnung mit fünfunddreißig war. Da war ich siebenundzwanzig und bewunderte noch seine Klugheit und sein Selbstbewusstsein, fühlte mich davon angezogen.

Er kommt auf mich zu geschlendert, lässig, aber dennoch raubtierhaft, voller Kraft und Anmut. Dann bleibt er vor mir stehen. Er überragt mich, obwohl ich mich auf der letzten Treppenstufe befinde. Er steht sehr nah bei mir, und mir fällt der Anflug von Grau in seinem ordentlich gestutzten Kinnbart auf, der mir eine Spur zu gut gefällt. Ich senke den Blick und atme aus, bevor ich mich zwinge, ihn anzusehen und direkt in seine grünen Augen starre. Und trotz meines heimlichen Schwurs, mich nicht von ihm aus dem Konzept bringen zu lassen, tue ich genau das. Ich spüre jede Berührung, die mich je mit diesem Mann in Verbindung gebracht hat, spüre sie hier und jetzt.

»Mia«, sagt er leise, und ich schwöre, seine Stimme ist wie eine Liebkosung seiner Hand.

»Grayson«, erwidere ich, und sein Name fühlt sich zugleich richtig und falsch auf meiner Zunge an. So richtig. So falsch.

»Mit dir habe ich nicht gerechnet«, bemerkt er. »Nie wieder gerechnet.« In seinem Ton liegt plötzlich eine Kälte, die sich mir ins Herz bohrt wie ein Messer.

Ich bin Rechtsanwältin und verstehe mein Geschäft. Normalerweise habe ich mich gut im Griff, aber jetzt, da ich gefasst sein will, bin ich es nicht. »Das hier ist ein Fehler«, murmele ich. »Vergiss, dass ich hier war.« Ich gehe an ihm vorbei die letzte Stufe hinunter, aber er packt mich am Arm und dreht mich zu sich um. Die Hitze seiner Hand überträgt sich auf meinen Arm, wandert bis zu meinem Oberkörper hinauf, und, o Gott, meine Brustwarzen werden hart.

»Zwischen uns ist so viel schiefgelaufen«, sagt er. »Mach nicht damit weiter, indem du hier auftauchst und dann gleich wieder kneifst.«

Er hat recht, aber das ist der einzige Gedanke, zu dem ich fähig bin. Ich kann nicht denken, wenn dieser Mann mich berührt. Das konnte ich noch nie. »Würdest du mich bitte loslassen?«, flüstere ich.

Er tut es, als hätte er sich verbrannt, obwohl er derjenige ist, der mich verbrennt. Seine Miene verhärtet sich, sein Blick wird eisig. »Lass uns reingehen«, sagt er, und ich durchschaue diesen Mann. Ich kenne ihn immer noch so gut. Ich habe ihm gerade wehgetan. Doch warum kümmert es mich überhaupt? Er selbst hat mir praktisch ein Messer ins Herz gestoßen.

Aber es kümmert mich durchaus. »Grayson«, beginne ich, unsicher, was ich sagen soll und ob ich es bereuen werde, aber er unterbricht mich.

»Lass uns reingehen, Mia«, befiehlt er, seine Stimme rau vor Ärger, obwohl er nur selten seinen Ärger zeigt. Aber ich war schon immer die Einzige, die seine eiserne Selbstbeherrschung ins Wanken bringen konnte. Doch vielleicht stimmt das gar nicht. Vielleicht habe ich es nur geglaubt, denn mit Grayson war immer alles anders, als es schien.

Ich gehe die Treppe hinauf, und er verzichtet auf das Machtspiel, direkt hinter mir herzugehen. Das wäre nicht sein Stil. Er geht neben mir her auf die Veranda, was mir die Illusion vermittelt, als hätten wir beide Kontrolle über die Situation. Doch man teilt nicht die Kontrolle mit Grayson. Man denkt es nur. Das ist der Punkt, in dem ich mich bei diesem Mann geirrt habe. Ich dachte, ich sei anders, und glaubte, die Kontrolle mit ihm zu teilen. Ich glaubte, eine Menge mit ihm zu teilen, aber damit lag ich völlig falsch. Ich gehörte ihm, und das Problem war, dass ich ihm gehören wollte, aber das liegt hinter mir. Das wird mir nie wieder passieren.

Er öffnet die Haustür, und ich weiß nicht, warum, aber ich schaue zu ihm hinüber. Als unsere Blicke sich treffen, tue ich genau das, wovon ich gesagt habe, ich würde es nicht tun: Ich versinke in der glühenden Hitze unserer gemeinsamen Geschichte und schmelze dahin, wie ich es bei keinem anderen Mann je getan habe. Ich hasse ihn. Ich liebe ihn. Ich hasse ihn. Und als würde mich das irgendwie vor ihm schützen, trete ich hastig ins Haus.

Kapitel Zwei

Mia

Zweieinhalb Jahre zuvor

Nach meinem ersten Arbeitstag in der neuen Kanzlei schwirrt mir der Kopf. Die Kanzlei Bennett ist ein riesiges Unternehmen, das weltweit expandiert, sogar über das juristische Feld hinaus, was, wie ich jetzt weiß, von dem Sohn und zukünftigen Erben vorangetrieben wird. Grayson Bennett strebt anscheinend nach der Weltherrschaft, und er hat offenbar Erfolg damit. Es ist aufregend, so viele Möglichkeiten zu haben, nachdem ich vorher in einer kleinen Kanzlei, wo mir enge Grenzen gesteckt waren, festsaß. Das hatte ich meiner finanziellen Situation zu verdanken, durch die ich gezwungen war, mein Jurastudium an einer kleinen Hochschule zu absolvieren. Doch jetzt hat sich mir endlich die Tür zu einer besseren Zukunft geöffnet. Endlich habe ich die Chance, meinen Vater aus seiner desolaten Lage in Brooklyn zu befreien.

Als ich aus dem Aufzug steige, denke ich über den Fall nach, den man mir heute zugeteilt hat, und wie ich vorgehen könnte, um ihn zu gewinnen. Ein Plan muss her, der den Partner, dem ich zuarbeite, unterstützt. Ich muss beweisen, dass ich eigene Fälle übernehmen kann, so wie ich es in meiner alten Kanzlei getan habe. Ich eile auf den Ausgang zu und trete entschlossen durch die Glastür. Nach Hause. Arbeiten. Recherchieren. Ich wende mich nach rechts und pralle mit solcher Wucht gegen eine Wand, dass meine Zähne aufeinanderschlagen.

»O mein Gott«, stoße ich hervor, als sich starke Hände auf meine Schultern legen, während meine eigenen Hände inzwischen auf der breiten Brust eines Mannes in einem teuren Dreiteiler ruhen. »Verzeihung. Ich war ...« Der Gedanke kommt mir abhanden, als ich zu seinen grünen Augen aufschaue, und ich bin so geschockt, dass mir der Mund offen stehen bleibt. Der Mann ist umwerfend. Perfekt. Überwältigend perfekt.

»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagt er sanft und sehr vertraulich, oder vielleicht bilde ich mir das nur ein, denn bitte. Welche Frau würde sich nicht wünschen, dass dieser Mann mit ihr und nur mit ihr spricht? »Tatsächlich«, fügt er hinzu, »glaube ich, dass dies das Beste ist, was mir an diesem wirklich miesen Tag passiert ist.«

Ich schlucke. »Ich, ähm, weiß nicht, was ich darauf antworten soll.«

Der Mann zu seiner Rechten räuspert sich. »Wir warten oben auf dich«, sagt er, und erst da bemerke ich überhaupt, dass dieser umwerfende Mann zwischen zwei anderen Männern steht, aber ich sehe die beiden gar nicht an. Nicht, solange er mich noch immer anschaut und die beiden ignoriert. Und solange seine Hände immer noch auf meinen Schultern liegen. Die beiden anderen gehen weiter.

»Trinken Sie nachher etwas mit mir«, sagt mein sexy Fremder mit einem solchen Nachdruck in der Stimme, dass es fast wie ein Befehl klingt. Er ist älter als ich, Mitte dreißig, schätze ich – ich selbst bin siebenundzwanzig –, und er strahlt die Art von Selbstbewusstsein aus, wie ich sie gerne hätte. Er kann unmöglich Angestellter der Kanzlei sein. Dieser Mann lässt sich von niemandem sagen, was er zu tun hat, und das gefällt mir an ihm.

»Ich kenne ja nicht mal Ihren Namen«, sage ich.

Er verzieht seinen wunderschönen Mund zu einem schiefen Grinsen und erwidert: »Den werden Sie heute Abend erfahren. Falls Sie auftauchen. Kommen Sie um acht in die Morrell Wine Bar. Dafür, dass Sie mich fast umgerannt haben, schulden Sie mir ein Date, aber ich zahle den Wein.« Er hebt die Hand und streichelt mir über die Wange. »Sie haben übrigens wunderschöne blaue Augen.« Und dann lässt er mich stehen, benommen und erhitzt.

Als ich endlich in der Lage bin weiterzugehen, bin ich unschlüssig, was ich tun soll. Er muss für Bennett arbeiten. Darf ich mich überhaupt mit einem Kollegen verabreden? Ich weiß es nicht. Auf dem Weg zur U-Bahn versuche ich es mit Logik. Vielleicht arbeitet er gar nicht für Bennett. Möglicherweise ist er nur ein Mandant der Kanzlei. Seit einem Jahr hatte ich kein Date mehr. Ich war zu beschäftigt. Ich bin auch jetzt zu beschäftigt, aber ... dieser Mann hat etwas. Er verkörpert alles, was ich mir wünsche und sein will. Er steht zu dem, wer und was er ist. Das weiß man, auch ohne ihn zu kennen. Genau davon würde ich mir gern eine Scheibe abschneiden, und deshalb muss ich einfach ein Glas Wein mit diesem Mann trinken.

Grayson

Gerade will ich mich aus dem Büro verabschieden und habe nur eins im Kopf – die Frau mit den wunderschönen blauen Augen –, als Eric hereinkommt. Er trägt kein Jackett und hat die Ärmel hochgekrempelt, sodass man seine tätowierten Arme sieht. Eric hätte es zum Hauptinvestor und Projektmanager bringen können, weil seinem Vater ein ganzes Imperium gehört. Doch dem hat er den Rücken gekehrt. Mein Vater hasst diese Tattoos. Sie repräsentieren seine Jahre beim Militär, während sein Harvard-Abschluss das Ergebnis seines genialen Sinns für Zahlen und Strategien ist, den er schon sehr oft unter Beweis gestellt hat. Doch vor allem machen ihn seine Ehrlichkeit und sein Charakter zu einem Freund, dem ich völlig vertraue.

»Dein Vater tobt«, sagt er. »Er ist sauer wegen – nun ja – allem.«

»Das bedeutet normalerweise, dass die Betroffenen es beim nächsten Mal richtig hinkriegen.«

»Stimmt«, pflichtet er mir bei. »Allerdings bevorzuge ich deine stille Missbilligung.« Ich komme hinter dem Schreibtisch hervor, und Eric hält mir einen Ordner hin. »Das sind die Zahlen zum Erwerb des Gebäudes in Atlanta, die du haben wolltest. Sie sehen gut aus. Ich würde es tun.«

»Dann tun wir es. Kümmere dich drum.«

»Wenn du die Zahlen durchgegangen bist. Wir sind so ein gutes Team, weil wir auf dem Papier verschiedene Dinge sehen. Ich will nicht unterschreiben, bevor ich deine Meinung kenne.«

Ich nicke. »In Ordnung. Ich gebe dir morgen früh Bescheid.«

»Du wirst dich mit dieser Frau treffen.«

»Ja.«

»Sie ist eine neue Anwältin.«

Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Du hast das überprüft?«

»Natürlich habe ich es überprüft. Du bist der verdammte Erbe eines Milliardärs, der gerade seine erste eigene Milliarde verdient hat.«

»Mit deiner Hilfe«, räume ich ein. »Wir haben zusammen aus einem Haufen Kleingeld eine ganze Menge mehr gemacht, für diesen Laden und für uns selbst. Für mich bedeutet das, dass ich den Erwartungen meines Vaters gerecht werde. In deinem Fall ist es ein ›Du kannst mich mal‹ an deinen Vater.«

»Und das will ich noch ganz oft erleben«, erklärt er. »Mein Job ist es, dir den Arsch zu retten. Ich habe dir ihre Personalakte per E-Mail geschickt und noch ein paar weitere Informationen.«

»Die werde ich mir nicht ansehen. Wenn ich sie treffe, erfahre ich schon alles, was ich wissen muss.« Ich setze mich in Bewegung. Dass sie für die Kanzlei arbeitet, habe ich bereits vermutet, was der Grund ist, warum ich unser Treffen in meinem Apartmentgebäude und nicht in der Firma stattfinden lassen will.

»Nur fürs Protokoll«, ruft Eric hinter mir her, »auf dem Papier ist sie entweder das Beste, was dir je passiert ist, oder das Schlimmste.«

An der Tür bleibe ich stehen und sehe ihn an. »So ist es immer, wenn etwas Neues beginnt.« Dann drehe ich mich um und verlasse das Büro, und ich denke nicht einmal daran, mir die E-Mail anzusehen. Diese Frau hat etwas an sich, das mich anspricht. Ich kann es nicht erklären, aber ich will nicht, dass es verdorben wird. Es soll unverfälscht bleiben und ich will von ihr selbst mehr über sie erfahren.

Unten wartet mein Fahrer auf mich, und nach knapp zehn Minuten steige ich vor meinem Apartmentgebäude am Central Park aus. Ich reiche dem Pförtner meine Aktentasche und gebe ihm ein großzügiges Trinkgeld, um sicherzustellen, dass meine Tasche unbeschadet in meiner Wohnung ankommt. Nix ist ein guter Mann, der schon die ganzen fünf Jahre hier ist, seit ich hier wohne. Ich vertraue ihm. Ich umgebe mich immer mit Menschen, denen ich vertraue.

Die Bar ist ein intimes Lokal mit tief hängenden Lampen, einer dreieckigen Theke und Sitznischen entlang der Wände. Statt eine der Nischen wähle ich einen Platz am Tresen, was mir einen Blick auf das ganze Lokal ermöglicht und mir somit die Kontrolle gibt. Ich entscheide mich immer für die Kontrolle. Kaum sitze ich, als der Barkeeper mir meine übliche Bestellung bringt, einen teuren Whisky, den sie eigens für mich vorhalten. Eigentlich bin ich kein verschwenderischer Typ, aber dieser Whisky ist jeden Dollar wert, den ich dafür ausgebe.

Sie kommt herein, bevor ich auch nur an meinem Glas nippen kann, immer noch in dem gleichen dunkelblauen Kostüm, das zwar für die Arbeit angemessen konservativ ist, vorne aber einen durchgehenden Reißverschluss hat. Das ist mir aufgefallen, aber mir ist ja auch die winzige Sommersprosse in ihrem Augenwinkel aufgefallen. Sie schaut sich um, auf der Suche nach mir, und die geballten Fäuste verraten mir, dass sie nervös ist. Als sie mich entdeckt, holt sie tief Luft. Ja, sie ist nervös.

Sie kommt auf mich zu, und ich beobachte jeden ihrer Schritte und bewundere ihre langen, schlanken Beine und ihre sich wiegenden Hüften. Ich will diese Frau. Ich will sie nackt. Unter mir. Ich will wissen, was für ein Mensch sie ist, und das muss ich auch wissen. Schließlich habe ich viel zu verlieren, und sie ist mir und meiner Kanzlei zu eng verbunden, als dass ich blind in irgendetwas hineingeraten dürfte. Vor dem Barhocker neben mir bleibt sie stehen.

»Hallo«, begrüßt sie mich.

»Hallo«, sage ich und finde sie so entzückend und süß wie selten eine andere Frau. Gleichzeitig wirkt sie intelligent, das sehe ich an ihren Augen. »Freut mich, dass Sie gekommen sind.«

Sie macht keine Anstalten, sich zu setzen. »Beinahe hätte ich es nicht getan.«

»Warum nicht?«

»Weil für mich viel auf dem Spiel steht. Ich darf mir diesen Job nicht vermasseln. Ich habe darüber nachgedacht, und ich muss wissen, warum Sie im Bennett-Gebäude waren.«

»Warum spielt das eine Rolle?«

»Weil ich neu dort bin und nicht gegen irgendwelche Regeln verstoßen will. Also, bevor ich mich setze, muss ich wissen, ob ich es wirklich tun sollte.«

Ich bin ein Mann, der anderen Menschen nicht bloß vertrauen möchte. Ich erwarte von anderen, dass sie ehrlich sind. Denn genau wie mein Vater bin auch ich ehrlich, obwohl mir das mein Leben nicht leichter macht. Bisher gefällt mir, was sie sagt, aber das bedeutet nicht, dass es nicht eine Seite an ihr hervorbringen könnte, die mir nicht gefällt, wenn ich ihr meinen Namen nenne.

Ich stehe auf und lege ihr die Hände um die Taille. Dann drehe ich sie um, sodass sie mit dem Rücken zur Theke steht und ich sie dagegen drücken kann. »Ich weiß Ihren Wunsch zu schätzen, sich an die Regeln zu halten. Bei Bennett sind Beziehungen unter Kollegen erlaubt, denn ich glaube nicht, dass es realistisch wäre davon auszugehen, die Leute könnten siebzig Stunden die Woche in einer so großen Firma zusammenarbeiten, ohne jemals diese Grenze zu überschreiten. Ich erwarte lediglich, dass Sie das professionell handhaben und es die Personalabteilung wissen lassen.«

Sie blinzelt. »Ich bin verwirrt. Sie glauben und erwarten?«

»Wie heißen Sie?«, frage ich.

»Mia«, antwortet sie, und wie es sich für eine gute Anwältin gehört, kommt sie sofort auf ihre Frage zurück. »Ich bin verwirrt. Sie haben gesagt ...«

»Ich bin Grayson.«

Ihre Augen weiten sich. »Grayson? Sie meinen ...«

»Grayson Bennett«, helfe ich ihr auf die Sprünge.

»O mein Gott.« Sie wird blass. »Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?«

»Hätte es eine Rolle gespielt?«

»Hätte es eine Rolle gespielt?«, wiederholt sie ungläubig. »Natürlich hätte es eine Rolle gespielt. Ich habe nicht vor, die Karriereleiter emporzusteigen, indem ich mit Ihnen ins Bett steige.«

Ich lache. »Ist das so?«

»Ja, ist es. Bitte, lassen Sie mich los. Ich muss gehen. Bitte, Grayson. Ich meine, Mr Bennett.«

Ich drehe uns so, dass wir nebeneinanderstehen und sie nicht mehr gefangen ist, aber meine Hände bleiben auf ihrer Taille liegen, ihre auf meiner Brust, auch wenn ich sie lieber überall auf meinem Körper spüren würde. »Grayson«, sage ich. »Ich hasse es, Mr Bennett genannt zu werden. Und ich will nicht, dass Sie gehen, Mia. Sie haben mein Interesse geweckt. Ich hoffe, Sie sind ebenfalls interessiert – und das nicht nur, weil ich bin, wer ich bin.«

»Das bin ich. War ich, aber ich kann doch nicht einfach darüber hinwegsehen, wer Sie sind.«

»Ich bin auch nur ein Mensch.«

»Ein Milliardär.«

»Ich bin nur ein Mann, der Sie kennenlernen will. Der Sie wirklich kennenlernen will, und ich kann Ihnen versprechen, dass nichts, was zwischen uns passiert, jemals Konsequenzen für Ihren Job haben wird. Das Gleiche gilt, wenn Sie jetzt auf der Stelle gehen.« Endlich lasse ich sie los, aber unsere Beine berühren sich immer noch, und sie nimmt die Hände nicht von meiner Brust.

»Ich bin im Moment sehr durcheinander.« Sie lehnt sich zurück und lässt die Hände sinken, aber sie zieht sich nicht zurück. »Ich wollte Sie näher kennenlernen, sonst wäre ich nicht hergekommen, aber da Sie sind, wer Sie sind, muss ich erst darüber nachdenken.«

»Mit dieser Antwort kann ich leben. Ich gebe Ihnen meine Nummer. Dann können Sie mich anrufen. Sie entscheiden, was als Nächstes passiert.«

»Aber Sie sind mein Chef.«

»Nicht Ihr direkter Chef. Geben Sie mir Ihr Handy.« Sie zögert. Es gefällt mir ganz und gar nicht, dass sie zögert, aber dann greift sie in ihre Handtasche und reicht mir ihr Telefon. Es klingelt, und Dad erscheint auf dem Display.

»Entschuldigung«, murmelt sie und drückt den Anruf weg.

»Sie hätten rangehen können«, sage ich. »Väter sind wichtig.«

Sie legt den Kopf schräg und mustert mich. »Haben Sie auch ein enges Verhältnis zu Ihrem Vater?«

»Ein sehr enges. Genau wie zu meiner Mutter, die ich schon vor viel zu langer Zeit verloren habe.«

Sie antwortet nicht sofort und scheint ihre Worte abzuwägen, bevor sie sagt: »Ich habe meine im vergangenen Jahr verloren. Ich weiß – es tut weh. Mein Dad hat damit immer noch zu kämpfen.«

»Meiner ebenfalls«, erwidere ich in dem Bewusstsein, dass mein Vater weit über ein Jahr gebraucht hat, um wieder einigermaßen er selbst zu sein. »Sie sollten Ihren Vater zurückrufen. Sie wollen doch nicht, dass er sich Sorgen macht.«

»Ich rufe ihn in ein paar Minuten zurück. Er weiß, dass ich lange arbeite. Sehen Sie, genau das ist es. Das müssen Sie wissen, bevor ich diese Bar verlasse. Dass ich nicht gehen will. Ich muss es tun. Während meines gesamten Studiums habe ich gearbeitet. Von zwei Ivy-League-Colleges wurde ich angenommen, aber ich konnte weder in Teilzeit studieren noch die Studiengebühren bezahlen. Ich musste zwei Jahre lang in einer kleinen Kanzlei arbeiten, um zu beweisen, dass ich Prozesse gewinnen kann, nur um diesen Job zu bekommen. Und ich kann gewinnen. Es war eine kluge Entscheidung, mich einzustellen. Ich werde gute Arbeit für Sie leisten. Und das will ich nicht vermasseln oder es riskieren, indem ich in juristischen Kreisen als ›das Mädchen‹ bekannt werde.«

Ich lasse ihre Geschichte auf mich wirken. Sie könnte ohne Weiteres jemand sein, der auf schnelles Geld aus ist, aber das ist sie nicht, und das hier ist keine Show. Sie spielt nicht mit mir. Vielmehr weist sie mich ab, und ich habe nicht vor, das zuzulassen. Ich halte immer noch ihr Telefon in der Hand und tippe meine Nummer ein, aber ich gebe es ihr noch nicht zurück. »Weder schlafe ich mit Frauen aus meiner Firma noch gehe ich mit ihnen aus.«

»Und was wollen Sie dann von mir?«

»Sie interessieren mich, und jetzt sogar noch mehr.« Ich umfasse mit beiden Händen ihr Gesicht. »Ich werde Sie jetzt küssen, es sei denn, Sie sagen mir, dass ich es lassen soll.«

»Ich denke, dass Sie das nicht tun sollten.«

»Das ist kein Nein, Mia.«

»Ich weiß«, flüstert sie. Unsere Lippen berühren sich, und sobald ich sie auf meiner Zunge koste, weiß ich, dass ich mehr will. Und als sie ein ganz leises Seufzen von sich gibt und sich an mich drückt, weiß ich, dass sie es ebenfalls will, aber trotzdem löse ich mich von ihr und drücke ihr das Telefon in die Hand.

»Du hast meine Nummer. Ruf mich an, aber eins solltest du wissen, Mia. Wenn ich dich das nächste Mal küsse, werde ich nicht so schnell wieder aufhören.«

Kapitel Drei

Mia

Gegenwart

Ich bleibe nicht im Eingangsbereich stehen, wo es zu eng ist, um Grayson nicht unangenehm nah zu kommen. Schnell durchquere ich den kleinen Vorraum und trete in den offenen Wohnbereich mit dem dunklen Holzboden, der hohen Decke und den Hängelampen. Dort verweile ich, auf der Schwelle zu einem Wohnzimmer, das nicht mehr so aussieht wie früher. Die schwarzen Sofas wurden durch graue Ledersofas ersetzt und passen zu der Kücheninsel auf der linken Seite. Ich schlucke bei dem Gedanken, wie schwer es Grayson gefallen sein muss, dieses Haus zu übernehmen, ganz zu schweigen von der Entscheidung, ob er es so lassen sollte, wie es war, oder ob er es verändern sollte. Er hat seinen Vater sehr geliebt.

Grayson tritt neben mich, und während wir uns beide im Raum umschauen, frage ich mich, ob auch er an die Beerdigung denkt und an das allerletzte Mal, dass wir uns berührt haben. Der Verrat war an diesem Tag vergessen, aber der Schmerz nicht. »Ich werde nicht sagen, was ich denke«, erkläre ich leise, und meine Stimme zittert kaum merklich.

»Das brauchst du auch nicht. Ich weiß, was du denkst.« Er deutet nach links. »Lass uns nach unten gehen.«

Nach unten zur Bar und in den Entertainment-Bereich des Hauses. Nach unten, weit weg von der Haustür. Ich frage mich, ob er diesen Raum gewählt hat, um eine schnelle Flucht meinerseits zu verhindern, aber dies ist immer noch sein Zuhause. Es ist seine Entscheidung. Ich nicke, und natürlich geht er neben mir her, aber sobald wir an der grauen Wendeltreppe aus Stahl ankommen, die nach unten führt, ist nur noch für eine Person Platz, und er tut das, was sich für einen Gentleman gehört, er lässt mich vorangehen. Nur kurz zögere ich, aber dann setze ich mich in Bewegung und halte mich am Geländer fest. Ich nehme jede Stufe sehr vorsichtig und bin mir mit jeder Faser meines Körpers Graysons Nähe bewusst. Bin mir auch dessen bewusst, dass er mich nicht gefragt hat, warum ich hier bin.

Im unteren Stockwerk angekommen, finde ich mich in einem Raum mit Couchgarnitur, einem riesigen Fernseher auf der linken und einer schicken, halbmondförmigen Theke auf der rechten Seite wieder. »Lass uns etwas trinken«, schlägt Grayson vor, als er sich neben mich stellt. Seine Schulter streift meine, und die Berührung ist ein solcher Schock, dass ich nach Luft schnappe und den Blick abwende.

Ich sehe ihn nicht an, aber ich spüre, dass er mich anschaut, bevor er zur Theke geht. Ich folge ihm und wähle einen Barhocker ihm gegenüber, während er um die Theke aus Eichenholz herumgeht. »Stehst du immer noch auf Brandy Alexander?«

»Ja, aber ich sollte besser darauf verzichten. Ich fahre heute Abend noch zurück. Du weißt, dass ich nicht viel vertrage.« Der Hinweis darauf, wie gut er mich kennt, rutscht mir heraus, bevor ich mich bremsen kann.

»Und ob ich das weiß«, sagt er und stellt ein Glas vor mich hin, um dann eine Flasche Brandy hervorzuholen.

Er macht sich daran, mir einen Drink zu mixen, bevor er sein eigenes Glas füllt, bestimmt mit seinem fünfzehn Jahre alten Lieblings-Scotch. »Aber im Moment brauchen wir beide einen Drink.« Er greift nach seinem Glas, leert es und schenkt sich nach, dann kommt er hinter der Theke hervor und stellt sich neben mich. So verdammt nah, dass ich seine Körperwärme spüren kann. Und als unsere Blicke sich treffen, brenne ich schon wieder lichterloh und bin zugleich wie zu Eis erstarrt.

»Grayson ...«

»Nimm dein Glas«, befiehlt er leise. »Lass uns auf die Terrasse gehen, wo du dich nicht so gefangen fühlst wie jetzt gerade.« Er setzt sich in Bewegung.

Er kennt mich zu gut. Er kennt mich immer noch, wie niemand sonst auf dieser Welt, aber es hat nichts zu bedeuten. Grayson beobachtet die Menschen. Er liest in ihnen. Ich greife nach meinem Getränk und stehe auf. Grayson ist links von mir und zieht die Vorhänge auf. Als er die Terrassentür öffnet, trete ich unter die Markise auf die in Stein eingefasste, geschützte Terrasse mit Blick aufs Meer. Die Sonne hat sich hinter Wolken versteckt, und in der Ferne rumpelt ein Gewitter. Ich liebe Gewitter am Meer. Der Kamin in der Ecke erwacht flackernd zum Leben, und Grayson tritt neben mich.

Ich leere mein Glas. »Jetzt kann sich der Alkohol wieder abbauen, bevor ich losfahre.« Ich stelle das Glas auf den Tisch zu unserer Linken, an dem zwei Leute sitzen können, und der zu dem auf unserer Rechten passt, dann gehe ich zu der Steinmauer direkt vor uns und lege die Hände auf das polierte Holzgeländer darüber.

Ich höre, wie Grayson sein Glas auf dem Tisch abstellt, bevor er mir folgt und ebenfalls die Hände aufs Geländer legt. »Rede mit mir, Mia.«

Ich sehe ihn an. »Ich bin gekommen, um dich zu warnen.«

»Was soll das heißen?«

»Ri hat es auf dich abgesehen«, sage ich.

Er lacht. »Ri hatte es schon immer auf mich abgesehen. Das ist seit dem Jurastudium so, als ich ihn schlecht habe dastehen lassen, und jetzt, da wir beide unsere Familienimperien führen, versucht er immer noch, mich zu übertrumpfen. Er hat gewonnen, als er dich bekommen hat.«

Ich drehe mich zu ihm und er tut das Gleiche. »Das stimmt so nicht einmal ansatzweise. Er hat mich nicht bekommen.«

»Er ist mein Feind, und du hast mich, mein Bett und mein Unternehmen verlassen, um zu ihm zu gehen, in sein Bett und in sein Unternehmen.«

»Das ist nicht wahr. Ich brauchte einen Job, und daran warst du schuld.«

»Du brauchtest verdammt noch mal keinen Job«, presst er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Ich fahre mir mit den Fingern durchs Haar. »Das ist nicht der Grund, warum ich hier bin. Du musst mir zuhören.«

»Du willst mir erzählen, was der Mann, mit dem du es treibst, mit mir treiben will?«

»Ich treibe es nicht mit Ri. Lass das. Hör mir zu, Grayson. Du musst mir zuhören.«

»So wie du mir zugehört hast? Denn ich habe mir wirklich verdammt viel Mühe gegeben, dich dazu zu bringen, mir zuzuhören, Mia. Erinnerst du dich? Denn ich weiß es noch ganz genau.«

Ich schlinge die Arme um mich, trete zurück und lehne mich an den Betonpfeiler hinter mir. »Ich habe zugehört. Vielleicht nicht lange genug, aber du musst jetzt mir zuhören. Ich habe mir gerade eine Woche freigenommen, um einen neuen Job zu finden. Ich hatte ein Vorstellungsgespräch bei der Staatsanwaltschaft.«

»Bei der Staatsanwaltschaft? Da wirst du kein Geld verdienen. Warum ziehst du das überhaupt in Erwägung? Du bist zu gut für die Staatsanwaltschaft.«

»Ich habe genug von dem Thema Geld. Deinem Geld. Ris Geld. Ich will irgendwo hin, wo es nicht um Geld und Macht geht, nur dass ich gerade einmal fünfundvierzig Minuten dort war und dann wusste, dass es da auch nicht anders zugeht. Alle sind auf Macht aus, Macht, wie du sie hast, weshalb sie alle dich hassen.«

»Was soll das bedeuten?«

»Ich saß bei offener Tür in einem Büro. Im Konferenzraum mir gegenüber unterhielten sich mehrere Männer, vier, glaube ich. Sie sprachen über den Milliardär, der vorgibt, so moralisch und perfekt zu sein. Der fälschlicherweise denkt, er sei unantastbar. Dann sagten sie noch, sie hätten Leute in dein Unternehmen eingeschleust. Sie würden dich vernichten und dann triumphieren.«

»Ist mein Name gefallen?«

»Nein, aber ...«

»Ich tue nichts Illegales. So bin ich nicht.«

»Das weiß ich. Und deshalb bin ich hier. Ich hatte Angst, dass deine Telefone abgehört werden, denn, Grayson, sie haben über dich gesprochen. Ich weiß es. Das habe ich gespürt, und ich erinnere mich an eine Visitenkarte von einem Detective auf Ris Schreibtisch. Irgendwie versucht er, dir etwas anzuhängen.«

Er betrachtet mich aus zusammengekniffenen Augen. »Und das erzählst du mir – dem Mann, von dem du behauptest, er hätte dich betrogen – warum genau?«

»Du bist kein Krimineller. Und das ist alles, was ich dazu zu sagen habe.« Ich stoße mich von dem Pfeiler ab und versuche an Grayson vorbeizugehen, aber er hält mich am Arm zurück und zieht mich an sich.

Wir sehen uns an, unsere Körper berühren sich, und auch wenn unsere Vergangenheit zwischen uns steht, zieht sie uns in diesem Moment eher zueinander hin, statt uns auseinanderzubringen. Über uns kracht Donner, und der Regen bricht aus den Wolken hervor, trommelt auf das Dach über uns und auf den Boden jenseits der Terrasse. Grayson schiebt seine Finger in mein Haar, während er mir die andere Hand zwischen die Schulterblätter legt. »Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass ich dich gehen lasse, ohne das hier zu tun, oder?«, fragt er, und drückt seinen Mund auf meinen.

Kapitel Vier

Mia

Kaum, dass Graysons Mund auf meinem liegt und er sich an mich drückt, vergesse ich alles außer ihm. Es ist, als würde ich endlich wieder atmen können, als hätte ich bis zu dieser Sekunde kaum gelebt. Ich will es nicht, aber ich liebe ihn immer noch, und ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn je wieder küssen oder ihn berühren würde. Er presst mich gegen den breiten Betonpfeiler zwischen Geländer und Wand, gräbt die Finger in mein Haar und schiebt die Hand unter meinen Pullover. Erst als seine Hand meine Brust umschließt, kehre ich mit einem Ruck in die Wirklichkeit zurück.

»Stopp«, sage ich, packe seine Hand und schiebe ihn von mir weg. »Stopp. Ich kann das nicht.«

Er steht ganz still da, lässt mich aber nicht sofort los. Gott, ich will nicht, dass er mich loslässt, aber wenn ich jetzt nicht aufhöre, werde ich den Sturm der Gefühle, den er in mir entfesselt, nicht überleben. Ich kann nicht mit ihm schlafen. Ich kann einfach nicht. »Ach, richtig«, sagt er, lässt die Hand sinken und stemmt dann beide Hände links und rechts von mir gegen den Betonpfeiler. »Du bist ja mit Ri zusammen.«

»Ich bin nicht mit Ri zusammen, und wenn ich mit ihm oder irgendjemand anderem zusammen wäre, ginge es dich nichts an. Wir sind schließlich kein Paar mehr.«

»Du bist von mir zu ihm gegangen; du bist zu meinem Feind gegangen. Weißt du, wie sehr du mich damit verletzt hast? Das war der Moment, in dem ich aufgehört habe, mich um dich zu bemühen. Der Moment, in dem ich dich losgelassen habe.«

»Ich habe nur versucht zu überleben. Du warst verletzt? Ich bin verblutet. Und glaubst du wirklich, ich würde zu dir kommen, wenn ich mit Ri zusammen wäre? Ich bin treu. Ich habe dich nie betrogen. Ich würde nie jemanden betrügen, mit dem ich zusammen bin.«

»Im Gegensatz zu mir, nicht wahr?«, fragt er herausfordernd.

»Ich habe dich nicht betrogen. Das habe ich doch schon versucht zu erklären.«

»Ich bin nicht hier, um darüber zu reden. Das werde ich auch nicht noch einmal tun. Es tut immer noch weh, und dass ich dir das sage, ist mehr, als du verdienst.«

Er starrt mich an, seine grünen Augen unergründlich, aber seine Gefühle prasseln auf mich ein, so wie der Regen gerade auf das Dach prasselt. Er stößt sich vom Pfeiler ab und entfernt sich einen Schritt, legt die Hand auf das Geländer und senkt den Blick.

Immer noch spüre ich seine Hand auf meiner Brust. Ich kann ihn immer noch schmecken, und es bringt mich schier um. »Ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Ich sollte jetzt gehen.« Aber ich rühre mich nicht, sondern lehne weiter an dem Pfeiler.

»Nicht«, sagt er und schaut mich an. »Geh nicht.«

In seiner Stimme liegt eine Qual, ein kehliges Flehen, das allem widerspricht, was er mir angetan hat. Das weiß ich, aber ich bewege mich nicht. Ich kneife die Augen zusammen. »Ich habe keine Ahnung, warum ich noch immer hier stehe.« Ich hebe den Blick. »Ich kann nicht bleiben. Ich muss gehen.« Dann bewege ich mich endlich und versuche an ihm vorbeizugehen, aber er verstellt mir den Weg.

»Eric und Davis werden gleich hier sein«, sagt er. Er spricht von seinem besten Freund und Geschäftsführer sowie seinem Anwalt. »Ich hätte gern, dass sie hören, was du zu sagen hast.«

»Dann erzähl es ihnen.«

»Ich hätte gern, dass sie es von dir hören.«

»Ich muss zurück.«

»Bleib über Nacht hier, dann kannst du morgen mit dem Hubschrauber mit mir zurückfliegen.«

»Ich habe einen Mietwagen«, wende ich ein.

»Darum kümmere ich mich für dich.«

Ich schlinge die Arme um mich. »Das ist weder nötig, noch will ich es. Du brauchst dich nicht um mich zu kümmern.«

Er schaut gen Himmel, dann wirft er mir einen aufgewühlten Blick zu. »Du kommst, um mir zu helfen. Es ist das Mindeste, was ich tun kann.«

Ich hole tief Luft. »Ich werde mir ein Zimmer nehmen und morgen zurückfahren.«

»Dieses Haus ist lächerlich groß. Du kannst in einem anderen Stockwerk schlafen. Du würdest überhaupt nicht merken, dass ich da bin.«

»Aber ich wüsste, dass du da bist.« Ich wende mich von ihm ab und lege die Hände aufs Geländer. Er tut es mir gleich, und wir stehen da, Seite an Seite, während der Regen heftig aufs Dach trommelt.

»Du hast es immer geliebt, wenn es am Meer regnet«, murmelt er einige Sekunden später.

Als ich noch mit ihm zusammen war, habe ich es geliebt. Ich habe gute Erinnerungen daran, dass wir es zusammen geliebt haben. »Ich werde nicht zulassen, dass du mir noch einmal wehtust«, flüstere ich.

Wir sehen uns stumm an, und dann sagt er: »Es war nie meine Absicht, dir wehzutun. Ich würde für dich sterben, Mia. Daran hat sich nichts geändert.«

Ich wende den Blick ab, schrecklich verwirrt, weil ich ihm glaube und das unsere Trennung so irrational macht, zumindest für mich, zumindest für meine Art, jemanden zu lieben. Ich verstehe seine Liebe nicht, und doch brauche ich sie so sehr. »Wenn ich bleibe, möchte ich ein Glas von diesem Scotch.«

Ich spüre den Blick seiner perfekten, intelligenten grünen Augen, bevor er sagt: »Den sollst du haben.« Er stößt sich vom Geländer ab. »Ich bin gleich wieder da.«

Ich nicke, aber ich schaue ihm nicht nach, als er davongeht. Stattdessen blicke ich in den Regen hinaus, und meine Gedanken kehren zu einem anderen Tag zurück, zu der Beerdigung, als ich im Wagen saß und auf die Kirche starrte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich Grayson seit sechs schmerzhaften Monaten nicht gesehen. Ich hatte mir gesagt, dass ich nicht mehr Teil seines Lebens sei, dass er mich nicht würde dort haben wollen, aber sein Vater war mir wichtig, und ich liebte ihn noch immer. Und so bin ich aus dem Wagen gestiegen und hineingegangen.

Graysons Schritte sind hinter mir zu hören, und ich drehe mich um, als er die Flasche auf einen Tisch zwischen den beiden Sesseln vor dem Kamin stellt. Er füllt zwei Gläser, meins mit Eis, weil er weiß, dass ich Eis mag, und dann reicht er mir meinen Drink. Ich weiß, dass er mich berühren wird, aber ich leiste keinen Widerstand. Ich greife nach meinem Glas, und als unsere Hände sich treffen, hält er meine fest und zieht mich zu sich.

Von dort, wo er mich berührt, strahlt Hitze meinen Arm hinauf, und ich weiß, wenn ich ihn jetzt ansehe, werde ich vergessen, warum der Kuss eben eine schlechte Idee war, obwohl er sich so verdammt gut angefühlt hat. Sekundenlang stehen wir einfach nur da, verloren im Regen und in unserer gemeinsamen Geschichte, bis er die Hand hebt und mir über die Wange streichelt. Die Berührung schockiert mich, und ich schaudere und reiße den Kopf zu ihm herum.

»Komm, setzen wir uns ans Feuer«, sagt er leise.

»Gerne.«

Er scheint zu zögern, meine Hand loszulassen, aber sie entgleitet ihm langsam, und keiner von uns rührt sich. Der Wind frischt auf, und das bringt uns endlich in Bewegung. Ich gehe um die Sessel herum, setze mich vors Feuer und nehme einen Schluck aus meinem Glas. »Ziemlich stark«, sage ich, als er neben mir Platz nimmt, und stelle das Glas auf den Tisch zwischen uns. »Vielleicht musst du meinen trinken. Es wird nicht leicht für mich sein, Eric und Davis gegenüberzutreten.« Ich beuge mich vor und halte die Hände übers Feuer, die Ellbogen auf die Knie gestützt.

Grayson beugt sich ebenfalls vor, nur dass er das Feuer ignoriert. »Sie haben dich immer gemocht, Mia. Das weißt du.«

»Sie sind deine Freunde, deine engsten Freunde. Sie werden dich beschützen, und das ist gut. Deshalb bin ich gekommen. Damit du dich rüsten kannst.«

»Ich dachte eigentlich, das hätte ich getan«, erwidert er. »Und dann bist du vor meiner Tür aufgetaucht.« Graysons Handy summt wegen einer ankommenden Nachricht, und er zieht es aus seiner Tasche und schaut auf das Display. »Eric«, sagt er. »Sie sind gleich da.« Er steckt sein Handy wieder ein, trinkt aus und steht auf. »Lass sie uns oben begrüßen.«