Disrupted Heartbeats - Lili B. Wilms - E-Book
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Lili B. Wilms

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Beschreibung

Leif: Eine Nacht, in der ich nicht der perfekte Anwalt, der perfekte Sohn, der perfekte Freund sein muss. Eine Nacht, in der ich loslasse und mir die Freiheit gönne, nur meiner Lust zu folgen. Eine Nacht, die mich bei meinem neuen Job verfolgt, sobald Gael dort vor mir steht. Statt sich an meine Anweisungen zu halten, legt mir dieser selbstgefällige und verteufelt heiße Oberarzt Steine in den Weg und bringt mich zur Weißglut. Bis ich wieder vergesse, perfekt zu sein und dem Rausch erliege, die Verantwortung abzugeben. Gael: Diese Nacht hatte eine Aufgabe: für Entspannung zu sorgen. Stattdessen reibt Leif mir nun täglich unter die Nase, was ich nicht haben kann: ihn. Zudem stellt er dauernd meine fachliche Kompetenz in Frage. Unsere ständigen Auseinandersetzungen bieten Zündstoff in jeder Hinsicht. Es ist nur ein Funken notwendig und wir fangen Feuer. Ein Feuer, das Leif jedes Mal wieder austrampelt. Aber ich werde nicht mehr zulassen, für ihn ein Grund für Reue zu sein. Auch, wenn das mehr erfordert, als ich je bereit war, zu geben. Disrupted Heartbeats lässt eure Herzen bei Leifs und Gaels explosiver Anziehung schneller schlagen und schenkt euch romantische Momente, wenn die beiden endlich Nähe zueinander zulassen. Knisternde Treffen, leidenschaftliche Küsse, eine ordentliche Portion Humor, tiefes Vertrauen, große Gefühle zeigen, dass Hass und Liebe verwandte Emotionen sind und nahe beieinander liegen. „Lawyers & Lovers“ ist eine gefühlvolle und prickelnde MM-Romance-Reihe. In jedem Band findet ein anderer Anwalt seinen Mann fürs Leben, sodass alle Bände der Reihe unabhängig voneinander gelesen werden können. Hier und da tauchen jedoch bekannte Gesichter am Rande wieder auf.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Für Natalie
Impressum
Inhalt
Vorwort
Content Notes
Kapitel 1 – Gael
Kapitel 2 – Leif
Kapitel 3 – Gael
Kapitel 4 – Leif
Kapitel 5 – Gael
Kapitel 6 – Leif
Kapitel 7 – Leif
Kapitel 8 – Gael
Kapitel 9 – Leif
Kapitel 10 – Gael
Kapitel 11 – Gael
Kapitel 12 – Leif
Kapitel 13 – Leif
Kapitel 14 – Leif
Kapitel 15 – Gael
Kapitel 16 – Leif
Kapitel 17 – Gael
Kapitel 18 – Leif
Kapitel 19 – Leif
Kapitel 20 – Gael
Kapitel 21 – Gael
Kapitel 22 – Leif
Kapitel 23 – Gael
Kapitel 24 – Gael
Kapitel 25 – Gael
Kapitel 26 – Leif
Kapitel 27 – Leif
Kapitel 28 – Gael
Kapitel 29 – Gael
Kapitel 30 – Leif
Epilog
Noch nicht genug?
Über die Autorin
Ebenfalls erhältlich
Danke

Für Natalie

 

Einmal Haare verwuscheln und einmal völlig aus der Fassung bringen!

Impressum

 

Lili B. Wilms

c/o Blutvoll Media Agentur UG (Haftungsbeschränkt)

Wildenrother Str. 26

81245 München

 

Pakete können nicht angenommen werden.

 

E-Mail: [email protected]

 

 

Text: © Lili B. Wilms

 

Coverdesign: Fenja Wächter

https://fenjas-coverdesign.de/ 

Bildrechte: © Gorgev- shutterstock.com; © digitizes - stock.adobe.com

 

Korrektorat: Bernd Frielingsdorf

 

Buchsatz: Annette Juretzki

 

 

 

 

 

Copyright © Lili B. Wilms

Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlungen entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig. Dieses Buch darf ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin weder in seiner Gesamtheit noch in Auszügen auf keinerlei Art mithilfe elektronischer oder mechanischer Mittel vervielfältigt oder weitergegeben werden. Ausgenommen hiervon sind kurze Zitate in Buchrezensionen. Markennamen sowie Warenzeichen, die in diesem Buch verwendet werden, sind Eigentum der rechtmäßigen Eigentümer.

Inhalt

 

Leif:

Eine Nacht, in der ich nicht der perfekte Anwalt, der perfekte Sohn, der perfekte Freund sein muss. Eine Nacht, in der ich loslasse und mir die Freiheit gönne, nur meiner Lust zu folgen.

Eine Nacht, die mich bei meinem neuen Job verfolgt, sobald Gael dort vor mir steht. Statt sich an meine Anweisungen zu halten, legt mir dieser selbstgefällige und verteufelt heiße Oberarzt Steine in den Weg und bringt mich zur Weißglut. Bis ich wieder vergesse, perfekt zu sein und dem Rausch erliege, die Verantwortung abzugeben.

 

Gael:

Diese Nacht hatte eine Aufgabe: für Entspannung zu sorgen. Stattdessen reibt Leif mir nun täglich unter die Nase, was ich nicht haben kann: ihn. Zudem stellt er dauernd meine fachliche Kompetenz infrage.

Unsere ständigen Auseinandersetzungen bieten Zündstoff in jeder Hinsicht. Es ist nur ein Funken notwendig und wir fangen Feuer. Ein Feuer, das Leif jedes Mal wieder austrampelt. Aber ich werde nicht mehr zulassen, für ihn ein Grund für Reue zu sein. Auch, wenn das mehr erfordert, als ich je bereit war zu geben.

 

Disrupted Heartbeats lässt eure Herzen bei Leifs und Gaels explosiver Anziehung schneller schlagen und schenkt euch romantische Momente, wenn die beiden endlich Nähe zueinander zulassen. Knisternde Treffen, leidenschaftliche Küsse, eine ordentliche Portion Humor, tiefes Vertrauen, große Gefühle zeigen, dass Hass und Liebe verwandte Emotionen sind und nahe beieinander liegen.

 

„Lawyers & Lovers“ ist eine gefühlvolle und prickelnde MM-Romance-Reihe. In jedem Band findet ein anderer Anwalt seinen Mann fürs Leben, sodass alle Bände der Reihe unabhängig voneinander gelesen werden können. Hier und da tauchen jedoch bekannte Gesichter am Rande wieder auf.

Vorwort

 

Liebe:r Leser:in,

ich freue mich, dass du Leif & Gael kennenlernen und ihre gemeinsame Geschichte begleiten möchtest. Bevor du mit dem Roman startest, möchte ich dich auf ein paar Dinge hinweisen:

Dieser Roman ist Teil der lose zusammenhängenden Reihe »Lawyers & Lovers«, die ich gemeinsam mit Svea Lundberg schreibe. In jedem Band findet ein anderer Anwalt seine Liebe fürs Leben. Das bedeutet, dass jeder Band der Reihe eine in sich abgeschlossene Geschichte mit jeweils eigenen Protagonisten behandelt. Du kannst also jedes Buch ganz für sich allein stehend lesen. Allerdings wirst du in einigen Romanen Figuren aus den anderen Bänden treffen. In diesem Fall hier haben sowohl Dean und Arjen aus Sveas Roman »Intoxicated Love – Spiel (nicht) mit einem Anwalt« einen Auftritt als auch Étienne und Julian, die du möglicherweise bereits aus Sveas Roman »Limits of Law – Wie Sand im Wüstenwind« kennst. Auch wirst du Dennis und Alek aus meinem Buch »Vergelten und Vergeben« treffen. Mehr Infos zu diesen Büchern findest du am Ende des Romans.

Content Notes

 

Auf folgende Romaninhalte möchte ich dich hinweisen:

Krankenhaussetting, Notaufnahme, Tod eines Patienten (not on page/retrospektive Erwähnung, Kapitel 13 und 14), Szene während einer geplanten erfolgreichen Operation, Kontaktabbruch zu einem Elternteil, Tod eines Ex-Verlobten in der Vergangenheit (not on page/retrospektive Erwähnung; Kapitel 14 und 16), Pflegschaftsübernahme für minderjährige Kinder nach dem Tod deren Mutter (not on page/retrospektive Erzählung Epilog, Perspektive Leif), Alkoholmissbrauch, mental Health.

Falls du mit diesen Themen nicht in Berührung kommen möchtest, kannst du gegebenenfalls die Kapitel überspringen oder vom Buch Abstand nehmen. Alle erwähnten Themen sind Teil der Rahmenhandlung und stehen nicht im Fokus des Buches.

Allen anderen wünsche ich viel Spaß mit Leifs und Gaels Geschichte!

Eure Lili!

Kapitel 1 – Gael

 

September

 

»Gehen wir zu mir oder zu dir? Das ist so ziemlich die einzige Frage, die mich heute noch interessiert!« Ich hatte meine Stimme gerade so leicht angehoben, dass nur er mich über den Lärmpegel der Party hören konnte und sonst niemand.

Leif drehte seinen Kopf wie in Zeitlupe zu mir und sah mich aus seinen wachen und klaren Augen betont gleichgültig an.

Der Jagdinstinkt in mir war geweckt. Keine andere Reaktion hätte ihn mehr beflügeln können als Leifs Kampf, sein Interesse an mir geheim zu halten.

»Und wie kommst du darauf, dass mich diese Frage in irgendeiner Form interessieren würde?« Während er sprach, lehnte sich Leif mir entgegen. So nah, dass ich sein Aftershave riechen konnte. Und sein Deo. Und … verdammt, er roch gut. Das! Genau das! Deine Haltung, deine Augen!, wollte ich siegessicher rufen. Doch ich behielt mein süffisantes Lächeln auf den Lippen und musterte ihn von meinem Platz gegen den Türrahmen gelehnt.

Leif schob seinen Fuß ein paar Zentimeter in meine Richtung.

»Sagen wir, meine Gabe, Menschen zu lesen, hilft mir dabei. Du bist für mich ein offenes Buch.«

Ein helles Lachen legte sich auf sein symmetrisches Gesicht wie eine Maske und sein Interesse, das definitiv den ganzen Abend da gewesen war, verschwand dahinter.

Er reckte seinen Kopf nach oben. Da er mittlerweile so nah an mir stand, war das notwendig, wenn er mir ins Gesicht sehen wollte. Die aufgesetzte Mimik verrutschte und da war sie wieder. Die Lust, mit der er mich schon angesehen hatte, als ich Dennis’ und Aleks Wohnung betreten hatte.

»Ist das so? Wann habe ich dir jemals ein Zeichen gegeben, dass du mich in irgendeiner Weise interessierst?«

Ich leckte über meine Lippen und senkte meinen Blick in dieses wunderschöne Gesicht. »Bisher nicht. Als wir uns vor zwei Jahren kennengelernt haben, hast du mir klipp und klar gesagt, was du von mir hältst.« Der Hieb hatte kurzzeitig gesessen. Aber ich verschwendete meine Zeit nicht mit Leuten, die nichts von mir wissen wollten. Leif hatte nicht mit harscher Kritik an mir und meiner Person gespart. Dass er nicht ganz unrecht damit gehabt hatte, stand auf einem völlig anderen Blatt. Ich flirtete gern. Ich kämpfte gern um die Oberhand in der Annäherungsphase und im Bett. Aber ich ließ mich nicht dazu herab, jemanden, der mich nicht wollte, so in Bedrängnis zu bringen, dass er nachgeben musste.

»Und seitdem hast du deine höfliche Distanz gehalten. Aber heute ist etwas anders. Dein Blick verrät dich. Du schaffst es nicht, auch nur zwei Minuten nicht zu mir zu sehen. Du stehst seit einer geschlagenen halben Stunde neben mir und fragst dich, wie du von deiner ersten Einschätzung, dass ich ein nichtssagendes Großmaul sei, runterkommst.«

Ich streckte eine Hand aus und zog an seinem Shirt. »Mach dir nicht so viele Gedanken. Du kannst einfach sagen, dass du dich getäuscht hast und nehmen, was ich dir gebe.«

Leifs Mundwinkel zuckten. Weil ich überzogen hatte und er sich ein Lachen verkniff oder weil er mir Kontra geben wollte, würde sich zeigen.

»Genau diese Selbstüberschätzung ist es, die mich so unfassbar abtörnt.« Er kam mir bis auf wenige Zentimeter zwischen uns entgegen. Meine Hand schob sich mit seiner Bewegung auf seine Hüfte.

»Ist das so? Deine Handlungen stehen dafür aber stark im Widerspruch zu deinen Worten.« Vorsichtig fuhr ich mit einem Finger über seine Seite. »Soll ich meine Hand wegnehmen?«

»Ist egal. Und zur Klarstellung: Ich kann auch abgetörnt sein, obwohl ich so nahe bei dir stehe.«

»Kannst du. Ich sage aber, du bist es nicht.«

Seine Augen wurden größer. »Weil du allwissend bist?«

»Nein, weil deine Körpersprache und dein Verhalten heute Abend mir recht geben. Wäre es nicht so, wärest du bereits über alle Berge.«

»Heißt das, du hast mich über zwei Jahre so genau beobachtet, dass dir diese winzigen Details an mir sofort auffallen?« Er verzog sein Gesicht so, wie wenn infantile Menschen auf kleine Hundewelpen starrten und sich in Uh-, Oh-, und Ah-Lauten ergingen. »Gael, ich weiß nicht, ob ich geschmeichelt sein oder die Polizei rufen soll, weil ich seit zwei Jahren einen Stalker habe, der mir bisher nicht aufgefallen ist.«

Oh! Widerworte! Mein Schwanz zuckte. Jedes Wort Leifs hatte er verstanden und wusste, Leif würde ein Feuerwerk im Bett sein. Er schaffte es, wirklich jeden meiner Knöpfe zu drücken.

»Ganz im Gegenteil, Leif. Du warst völlig von meinem Radar verschwunden. Erst dein Eifer heute hat dich wieder dorthin zurückgebracht. Dass mir der Unterschied zu unserem ersten Treffen so deutlich auffällt, ist meinem außerordentlichen Gedächtnis geschuldet. Dein kleines, hübsches Köpfchen muss sich darüber keine Gedanken machen.« Ich ließ sein Shirt los und wartete. »Über was du dir Gedanken machen solltest, ist, wo du die Nacht deines Lebens verbringen willst.«

Nun lachte Leif los. Und ich musste schmunzeln. Er sollte öfter lachen. Es stand ihm. Schließlich sah er mich gequält ernst an. »Das sind ja Versprechen, Herr Doktor. Aber du weißt ja, wie es heißt. Große Worte …« Er hielt seine Hand hoch und deutete mit seinem Daumen und Zeigefinger einen winzigen Abstand an.

Mein Mund klappte auf, bevor ich mich kontrollieren konnte. Der Kerl schaffte es, mich aus der Fassung zu bringen.

»… kleine Taten!« Leifs Augen funkelten und er strahlte mich an. »Was dachtest du denn, was ich sage? Wolltest du etwas anderes bestätigen?« Er sah auf meinen Schritt, wo mein Schwanz weiter anschwoll. »Hm …« Abwägend neigte er den Kopf.

Ich schob mein Becken vor und räusperte mich. »Nur keine Scheu. Ich schlage vor, wir gehen zu mir. Das ist um die Ecke. Bis wir bei dir sind, ist die Nacht rum.«

»Woher weißt du, wo ich wohne?«

Tja … Ich hatte nicht die geringste Lust, die Stimmung zu versauen. Meine Kenntnis war rein zufällig. Mein Blick wanderte zu den Gastgebern. Leif sah mir hinterher und anscheinend sah er auch auf Dennis.

»Oh. Ach ja.« Er spitzte die Lippen leicht und richtete sich auf.

Soweit ich wusste, war das kurze Intermezzo zwischen Leif und Dennis ohne weitere Konsequenzen in deren Freundeskreis vorübergezogen. Auch Alek, Dennis’ Freund, verstand sich wohl bestens mit Leif.

Alle verstanden sich bestens mit Leif. Nur mich hatte er gemieden. Aber das würden wir heute Nacht ändern.

»Also? Ich verspreche, du wirst es nicht bereuen!«

»Ts, ts, ts. Schon wieder diese Luftschlösser.« Er sah sich im Raum um. »Wäre es nicht unhöflich, jetzt zu gehen? Die Feier ist doch noch komplett am Laufen.«

Ich schaute mich um. Auf die Gäste. Meine Freunde. Auf die billige Wohnungseinrichtung. Das herzhafte Büfett und die Kuchen.

Unter einem gedehnten Ausatmen drehte ich mich zu Leif. »Nichts hier ist für dich interessant. Die beiden Turteltauben haben eh nur Augen für sich. Das Essen ist so mittelmäßig wie die Einrichtung. Von der Gesellschaft will ich gar nicht erst anfangen.«

»Was hast du gegen die Gesellschaft?«

»Gar nichts. Aber viel lieber würde ich meinen Kontakt zu einer ganz bestimmten Person hier vertiefen. Einer Person, die mir heute viel lockerer erscheint als sonst.« Ich musterte ihn erneut. Ich würde Leifs entspannte Art heute ausschließlich auf meine Person zurückführen. Da lag ich vermutlich falsch. »Du bist heute gechillter als sonst.«

Er bewegte seine Schultern leicht im Rhythmus der Musik. »Kann sein.«

Diesmal betrachtete ich ihn genauer. »Das liegt doch nicht daran, dass du nicht mehr einwilligungsfähig bist?«

»Was?« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin völlig nüchtern. Bis auf das Bier. Und einen Sekt zuvor. Und … jedenfalls bin ich voll funktionsfähig.« Überrascht hob er den Kopf, dachte wohl über seine Worte nach und lachte dann.

Meine Mundwinkel zuckten. Sein enges Shirt zeigte jede Kontur seines durchtrainierten Körpers. Obwohl er mir nur bis zu den Schultern ging, hatte er eine Ausstrahlung, die einen einnahm. Er war gewitzt und schnell im Kopf. Dass er einen Arsch zum Niederknien hatte, setzte dem Ganzen nur die Krone auf. Zwischen Top und Hose blitzte immer wieder ein feiner Streifen Haut hervor, wenn er sich bewegte.

»Na? Satt gesehen?« Leifs Frage kommentierte ich nur mit einem müden Lächeln.

»Nein, so simpel bist du nicht.«

Er verdrehte die Augen, setzte seine Bierflasche an und trank sie aus. »So. Jetzt können wir.«

Erhobenen Hauptes spazierte er durch die Menge. Verteilte Küsschen, bis er bei Dennis und Alek war. Was sie redeten, konnte ich nicht verstehen.

»Wir sind dann mal weg«, sagte ich zu einem meiner engsten Freunde. Alek sah mich mit gehobenen Augenbrauen an.

»Bist du dir sicher?«, fragte er.

Was sollte denn diese Frage? Wenn ich Leif haben konnte, würde ich ihn nehmen. End of Story. Ich ignorierte Alek. Dennis, wie immer kein Mann von vielen Worten, sah höchst gespannt zwischen Leif und mir hin und her.

Als sich Leif umwandte und zum Ausgang ging, lief ich ihm schlicht hinterher.

Draußen vor der Wohnung nahm uns die kühle Herbstluft in Empfang. Es war nicht wirklich kalt. Aber der Sommer war ganz offensichtlich vorbei.

Wir liefen ein Stückchen die engen Altstadtgassen entlang. Die mittelalterlichen, wuchtigen Bauten erstreckten sich links und rechts von uns in den Nachthimmel. Neben mir rieb sich Leif über die Oberarme.

»Ist dir kalt? Wir sind gleich da.«

»Ich weiß«, meinte er nur knapp und warf mir einen spöttischen Blick zu.

Erneut rieb er über seinen Oberkörper. Ich legte meinen Arm um ihn. »Ist das okay?«

Leif spitzte die Lippen und sah mich von unten an. »Sagt dir das Ampel-System was?«

»Grundsätzlich ja? Grün heißt weiter so, Gelb ist okay, aber nur weiter mit Vorsicht und Rot bedeutet Stopp.«

»Sehr gut, Herr Doktor. So können wir das heute handhaben. Ich spiele gern ein bisschen und habe eigentlich keine Lust, dauernd was zu erklären.« Er lehnte sich leicht an mich.

»Ist auch sicherer, wenn man sich nicht kennt.«

Leif nickte.

»Also?«, fragte ich.

Er sah erneut zu mir hoch. »Arm um meine Schultern?«

Ich senkte mein Kinn.

»Grün«, sagte Leif bestimmt.

»Wunderbar«, murmelte ich. So würden wir hervorragend klarkommen.

In meiner Wohnung zog sich Leif sofort die Schuhe aus und stellte sie neben die Tür. Danach machte er sich auf Erkundungstour durch die Räume.

Amüsiert beobachtete ich ihn, wie er durch die Zimmer zog, bis er in meinem Schlafzimmer landete und sein Shirt abstreifte. Er legte es fein säuberlich über die Sessellehne und blieb mit verschränkten Armen mitten im Raum stehen.

»Möchtest du was trinken?«

»Mhm?« Er sah mich zweifelnd an.

»Okay. Auf was hast du Lust?«

Leif verdrehte die Augen. »Zu viele Fragen.«

Unfassbar. Ich öffnete die Knöpfe meines Hemdes an den Handgelenken und faltete genüsslich die Ärmel bis jeweils zur Mitte meiner Unterarme nach oben.

Leifs Blick fiel darauf und er verharrte. Leckte über seine Lippen und seine Finger zuckten. Na also. Ich hatte ihn im Nu dort, wo ich ihn haben wollte.

»Ausziehen!«

Ruckartig hob er den Kopf und sah mir direkt in die Augen. »Nein!« Fest schaute er mich an.

Kurzfristig überlegte ich, ob ich ihn falsch gelesen hatte, doch ein anderer Gedanke kam mir in den Sinn. »Farbe?«

»Grün!«, sagte er im selben harschen Tonfall. So als wollte er mich herausfordern.

Ein Grinsen brach aus mir hervor. »Du wirst dich jetzt, hier vor mir, bis auf die Haut ausziehen! Jedes einzelne Kleidungsstück wird auf dem Boden landen, bis du so vor mir stehst, wie ich es will. Nackt.«

»Zwing mich doch!« Er hatte Nerven.

Ich war versucht, mich in meiner Hose zurechtzurücken. Jedes Wort war wie ein Brandbeschleuniger. Doch die Genugtuung wollte ich ihm nicht geben. Noch nicht.

»Nun muss ich Hand anlegen, um zu bekommen, was ich will?« Langsam ging ich auf ihn zu. Und Leif wich im selben Tempo vor mir zurück. Bis er am Bücherregal ankam. Der Abstand zwischen uns schrumpfte.

»Typen wie dich kenne ich«, flüsterte er herausfordernd. »Du bist es nicht gewohnt, irgendetwas tun zu müssen. Du bist ein typisch fauler Top, der das, was er im Bett fabriziert, dann auch noch aktiv nennt.«

»Und er redet und redet, statt zu tun, was ich ihm sage.« Mittlerweile stand ich direkt bei ihm, beugte mich zu ihm und flüsterte in sein Ohr: »Ich werde dich jetzt anfassen. Farbe?«

»Grün!«, zischte er mich an. Sein Atem fuhr heiß über mich. »Mach endlich. Ich weiß, in deinem Alter geht nicht mehr alles so schnell, aber …«

Diesmal ließ ich ihn nicht ausreden. Ich packte ihn an den Hüften und hob ihn auf das Bett hinter mir. Leif sank zurück, sah mich aus großen Augen an und atmete schwer. Seine Beine waren gespreizt. Und die Socken an seinen Füßen verschwunden.

Ich warf einen flüchtigen Blick über meine Schulter. Dort lagen sie. Zusammengeknüllt vor meinem Regal. Hatte ich gar nicht mitgekriegt.

Als ich mich zurückdrehte, stellte er seine Beine auf.

Schnell packte ich seine Fußgelenke und zog ihn zu mir ans Bettende. »Du bleibst hier.« Er funkelte mich mit eingezogener Unterlippe an und stützte sich auf seinen Unterarmen ab.

Mit einer Hand fuhr ich über seinen flachen Bauch. Die zarten Haare unterhalb seines Nabels. Unter seinem Hosenbund blitzte schwarze Unterwäsche hervor. Klassisch. Wie der ganze Mann. Ungeduldig öffnete ich den Knopf und zog die Hose auf. Seine Erektion wölbte sich daraus hervor. Eingepackt in den weichen, dunklen Stoff. Mit einem Finger fuhr ich darüber und Leif sog scharf die Luft ein.

Ich schaute auf in sein Gesicht, während ich die Hose von seinen Beinen zog und achtlos auf den Sessel zu seinem Shirt warf.

»Schaffst du es jetzt, zu tun, was ich dir sage?«

»Ich schaffe alles. Es ist allerdings fraglich, ob ich Lust dazu habe.«

Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an.

»Grasgrün!«, antwortete er wie selbstverständlich. »Wenn es sich ändert, melde ich mich.« Er sah auf meinen Schritt.

Ich fuhr darüber. Leif ging auf seine Knie und meine Matratze sank leicht darunter ein. »Du willst meinen Schwanz?«

Sofort hob er den Blick und sah mich eifrig an. Er zögerte. So als ob er mit sich kämpfte, was er preisgeben wollte. Und nickte schließlich.

»Zieh dich aus!«

Er kniff die Augen leicht zusammen und seine Mundwinkel zuckten. Die Widerworte waren ihm ins Gesicht geschrieben. Vorsichtig kroch er auf den Knien auf mich zu, doch ich schüttelte den Kopf. »Ausziehen!«

Mit dem Knurren eines Babylöwen hakte er seine Finger in den Bund seiner hautengen Pants und zog sie langsam, oh, so langsam, über seine Hüften. Haarlos. Der ganze Typ. Bis auf den hauchzarten Flaum an seinem Bauch. Meine Finger zuckten. Ich wollte ihn anfassen. Wollte über die rasierten Seiten seines Kopfes streichen. Durch das so perfekt arrangierte Haar fahren, das wie ein Kunstwerk auf seinem Kopf drapiert war. Er war so perfekt. Ich musste Unordnung in diese Perfektion bringen.

Leif hob den Blick und ich schaute auf seinen Ständer. Seine Vorhaut hatte sich bereits über die Eichel zurückgeschoben, so hart war er.

»Willst du dich anfassen?«

Er schüttelte den Kopf und sah wieder zwischen meine Beine.

»Du willst meinen Schwanz lutschen. Willst ihn in deinem Rachen spüren. Willst, dass ich deinen Mund ficke.« Keine Fragen. Gewissheit, dass wir beide einer Meinung waren.

»Ja«, hauchte er. Kratzig, als hätte ich all das, was ich in den Raum gestellt hatte, bereits getan.

Mit gekrümmtem Zeigefinger lockte ich ihn zu mir und eifrig folgte er.

»Auf den Boden. Auf deine Knie.«

Leif kniete sich vor mich und ich hatte Mühe, mich zu beherrschen. Mit bloßen Händen fuhr er über meine Beine, die noch in meiner Hose steckten. Seine nackten Knie nur Zentimeter von meinen Schuhen entfernt. Der Gegensatz ließ mich erregt erschaudern.

Er griff zu meinem Gürtel, zog ihn leicht auf, öffnete meine Hose und sah zu mir hoch.

»Du schaffst es also, mich auszuziehen, nur bei dir selbst hast du Probleme?«

»Keine Probleme. Nur die Frage, ob es den Aufwand wert ist, was du vorschlägst.«

Erneut zuckte mein Schwanz. Dieser Typ war das Beste, was ich seit Monaten – seit Jahren – zwischen die Laken bekommen hatte. Ich sah hinter Leif. Bis in die Laken hatten wir es nicht geschafft. Normalerweise legte ich auch keinen Wert darauf, dass irgendwer sein Lager in meinem Bett aufschlug. Dort schlief ich sehr gut allein. Aber diese natürliche Aufsässigkeit war ein himmlisches Aphrodisiakum. Leif brauchte keinen großen, vorgegebenen Rahmen. Wie von selbst reagierte er perfekt auf jedes meiner Worte.

Ich griff in meine Briefs und zog meinen Ständer hervor, während ich mit dem Handrücken meine Hosen leicht nach unten schob. Nur so weit, dass Leif Zugang fand. Er beobachtete jede meiner Bewegungen. Sein Mund öffnete sich.

Meine Beherrschung war dahin. Leifs große blaue Augen, seine vermeintliche Ergebenheit gaben mir den Rest und statt eines weiteren Spruchs drückte ich ihm meine Spitze gegen die Lippen.

Sofort leckte er darüber und stöhnte. Mit kreisenden Bewegungen seiner Zunge sog er mich in seinen Mund. Das Gefühl samtiger Wärme fuhr mir direkt in die Knie. Ich wackelte leicht und Leif sah auf. Mit meinem Schwanz zwischen seinen Lippen.

Die ungeschminkte Freude über meine Reaktion blitzte aus seinen Augen.

Ich ergriff seinen Kopf und fuhr mit den Fingern in seinen Haaransatz.

Sofort verfinsterte sich sein Blick und er ließ mich aus seinem Mund gleiten.

»Rot. Feuerrot. Fass meine Haare nicht an! Nie!« Bitterböse funkelte er mich an.

Irritiert zog ich meine Hände zurück und hielt sie zwischen uns hoch. »Okay.«

Leif senkte seinen Kopf wieder leicht und ich führte meine Hände zu seinem Gesicht.

Er rutschte von mir weg. »Was verstehst du an Rot nicht?«

»Ich kann dich meine kleine Schlampe für meinen Schwanz nennen, aber deine Grenze ist bei deinen Haaren erreicht?« Anscheinend brauchte ich diese Klarstellung.

»Wenn es dir nicht passt, kann ich gehen. Ich habe klar gesagt, dass Rot meine Grenze bedeutet.« Er machte Anstalten, sich hochzurappeln.

Mit einem Griff und so bestimmt wie möglich, griff ich sein Kinn und hielt ihn fest. »Nicht so schnell. Ich fasse deine Haare nicht an. Gesicht okay?«

Leif musterte mich skeptisch. »Grün«, murmelte er.

»Wangen?« Ich strich mit meiner Hand über seine rechte Wange.

»Grün«, sagte er diesmal etwas fester.

Mit einem Finger fuhr ich weiter seine Ohrmuschel entlang. »Ohren?«

Vor mir verspannte er sich erneut. »Versprich mir, dass du meine Haare nicht anfasst!«

»Ich fasse deine Haare nicht an. Ich habe mich nur gewundert.«

»Okay. Grün.«

»Dann komm her und leck meinen Schwanz! Lenk nicht dauernd ab! Du willst ihn. Mit allem, was du hast. Seit zwei Jahren wartest du darauf, ihn in dir zu haben.«

Leifs Mundwinkel zucken, seine Augen wurden glasig und schließlich kam er auf Knien auf mich zu. Er griff nach mir, nippte an der Vorhaut und ließ seine Zunge hervorblitzen. Wie einen samtigen Peitschenschlag ließ er seine Spitze über meine Eichel fahren. Zungenschlag kam mir das Wort in den Sinn. Ein absurder Gedanke.

Mit geöffneten Lippen nahm mich Leif in seinen Mund und saugte. Zuerst leicht. Dann wölbten sich seine Wangen nach innen und der Sog fuhr mir durch den ganzen Körper.

Er schaute auf – direkt in meine Augen. Und versenkte meine Erektion in seinem Rachen. Seine Lippen wie eine Umarmung um meinen harten Schwanz.

Vorsichtig, damit ich nicht in die Nähe seines Haaransatzes kam, umgriff ich seine Wangen, wobei ich meine Finger zu seinem Hals ausrichtete.

Genüsslich schloss Leif die Augen und bewegte seinen Mund auf und ab, meinen Ständer entlang. Knapp bis zum Anschlag. Seine Nase kam einen Hauch vor meinem Bauch zum Halten. Der Moment, den er verharrte, war geladen von süßester Spannung. Der Wunsch, mich in ihn zu rammen, hielt sich die Waage mit der Aufregung, was mich als Nächstes erwartete.

Der Drang, einzugreifen, siegte schließlich. Ich führte ihn leicht, hielt ihn. Und war doch nur voller Bewunderung für das Feuerwerk zu meinen Füßen. Seine hellen Haare ein starker Kontrast zu meiner dunklen Kleidung. Sein Eifer wie aus einer anderen Welt zu meiner Beherrschung. Nackt und verletzlich zu mir, voll bekleidet. Perfektion in diesen Gegensätzen.

Ein weiteres Wimmern Leifs drang durch mich. Wenn ich ihm nicht tief in die Kehle fahren und kommen wollte, musste ich an unserer Position etwas ändern.

»Stopp.«

Leif sah auf und lockerte seine Lippen.

»Komm hoch!« Ich griff nach ihm und in einer Mischung aus Heben meinerseits und Klettern seinerseits kam Leif kniend vor mir aufs Bett.

Meine Hände machten sich selbstständig und strichen über Leifs Seiten, Arme, seinen Hals. Er war so weich und fest und fühlte sich so kostbar wie ein Goldschatz unter meinen Fingern an. Wie Magnete klebten meine Finger an ihm.

Ich lehnte mich ihm entgegen und sprach gegen seine Wange. »Passiv okay?«, fragte ich ihn.

»Was auch immer du unter passiv verstehst«, konterte er sofort und leckte über meinen Mundwinkel.

Ein Lachen drang aus mir. »Anal, du Schlauberger?«

»Ich war auf eine heiße Nacht vorbereitet. Nun bin ich zwar bei dir gelandet, aber ich nehme, was ich kriege.«

»Dir gehört der Hintern versohlt.« Lachend strichen meine Lippen über seine Haut, schwebten über seinem Mund.

»Hm … orange«, wisperte er. »Verbaler Schlagabtausch funktioniert gut mit Leuten, die ich nicht kenne. Physischer … hm.«

Himmel, er war ein Juwel. Vorsichtig umschloss ich seinen Mund. Die Berührung war ein elektrischer Schlag, der mich wie eine Feder streichelte. Atemlos griff ich nach ihm. Mit meinen Lippen. Meinen Händen. Wurde von ihm eingenommen. Sein Kuss eine Forderung. Ein Geschenk. Eine Offenbarung. So süß und weich. So stur und stark. Gleichzeitig. Er verwirrte mich. Der Kuss. Und Leif. Er war anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Ihn mir hatte vorstellen können.

Überfordert von meinen eigenen Gefühlen vergrub ich meine Hände in seinen Seiten und löste uns voneinander. Leif wimmerte. Er hatte die Augen geschlossen. Die Lippen leicht geöffnet. Rot und feucht. Seine Nasenflügel blähten sich sanft. In Erwartung, was als Nächstes kommen würde. Ein Hinauszögern dessen, was gerade passiert war.

Ich musste die Oberhand zurückgewinnen. »Auf alle viere. Arsch zu mir!«, herrschte ich ihn an.

Mit einem hämischen Grinsen öffnete er die Augen. »Nein!«

Ein erleichtertes Flattern flirrte durch meinen Körper. Dieses Nein hatte ich gebraucht. Und dennoch brachte es mich um den Verstand.

Ich ließ ihn stehen und ging zu meinem Sideboard. Leif sah mir fragend hinterher. Ich holte Gleitgel, Kondome und eine Packung Einmaltücher.

Wissend schmunzelte er und ließ sich auf seine Fersen sinken.

»Hintern hoch!«, befahl ich erneut.

»Aber nur, weil du so schön bittest.« Leif wandte sich elegant wie eine Katze auf alle viere, ließ seine Stirn auf den Handrücken sinken und reckte seinen Arsch in die Luft.

Ich ließ meine Utensilien auf das Bett fallen, packte ihn an den Hüften und zog ihn zu mir, sodass seine Füße über den Bettrand hinausragten.

Mit breiten Handflächen strich ich über seine Beine, über seinen Hintern zu seinem unteren Rücken. Verdammt. Jeder Hautkontakt war wie Balsam und Aufputschmittel gleichzeitig. Die Mischung wühlte mich auf. Nichts wühlte mich auf. Nichts.

Ich träufelte Gel in Leifs Poritze. Er zischte vor sich hin. Das erregte meine Aufmerksamkeit und zog mich näher zu ihm. Vorsichtig strich ich es zu seinem Loch. Fuhr darüber und kreiste um den Eingang. Leif wippte unruhig auf seinen Knien und bewegte seine Hüften zu den Seiten.

»Du solltest dich sehen!«, entfuhr es mir. Leif drehte den Kopf leicht und unsere Blicke trafen sich und wir verharrten. Was sah er? Was wollte ich, dass er sah?

Schließlich schloss er seine Augen. »Grün«, flüsterte er so leise, dass ich es eher von seinem Mund ablas, als dass ich es hörte.

Richtig. Dafür waren wir hier.

Ich versenkte einen Finger in ihm und Leif stöhnte genießerisch auf. Ich fuhr zurück und rieb die feinen Nervenzellen um seinen Muskelring. Brachte einen zweiten und dritten Finger hinzu. Dehnte Leif vorsichtig. Die Haut spannte sich um meine Gliedmaßen. Verengte sich, wenn ich es zuließ. Der Anblick raubte mir den Atem. Hastig zog ich mich aus ihm zurück und wischte meine Hände an den Tüchern ab.

Ich riss eine Kondompackung auf und streifte mir eines über.

Langsam atmete ich auf und strich über die verlockende Haut vor mir.

»Komm hoch!« Meine Stimme war rau.

Leif blinzelte mich herausfordernd an und ich vergrub meine Finger an seinen Seiten. Hob ihn an den Hüften auf alle viere, was ihn fast ideal auf meine Höhe brachte.

Mit beiden Händen an seinen Seiten führte ich ihn zu mir und griff dann nach meinem Schwanz. Während ich mich Zentimeter um Zentimeter in ihn schob, richtete sich Leif weiter auf und lehnte sich vollständig gegen mich.

So eng. So heiß. So perfekt.

Testweise rollte ich meine Hüften. Die samtige Reibung war paradiesisch. Ich schlang meine Arme um Leifs Oberkörper und drückte ihn eng an mich. So, als wollte ich sicherstellen, dass er mir nicht entwischte.

Willig ließ er sich sofort gegen mich sinken. Gab sein Gewicht ab. Sein ganzer Widerstand schmolz dahin. Er wurde weich gegen mich. Hob seine Arme und legte sie über seinem Kopf in meinen Nacken.

Fast panisch strich ich über seinen Oberkörper. Ich musste ihm näher sein. Kratzte über seine Rippen, seine aufgerichteten Brustwarzen. Lockte das süßeste Zischen aus ihm. Gleichzeitig stieß ich in ihn. Ohne nachzudenken. Verloren in dem Sturm meiner Empfindungen.

Als sich meine Finger um Leifs Schwanz legten, begann er, seine Hüften in die Faust zu rollen. Sofort hielt ich ihn enger an mich gedrückt. Zwang ihm meinen Rhythmus auf. Seine Finger strichen ziellos durch meine Haare, meinen Nacken.

Über den schmalen Streifen der oberen Knöpfe meines Hemdes, die ich nicht geschlossen hatte, konnte ich ihn fühlen. Konnte seine Haarspitzen auf meiner Haut spüren. Und seinen Nacken gegen meinen Hals.

Ich verfluchte mich. Warum hatte ich mich nicht ausgezogen? Ich musste ihm näher sein. Dass wir uns gegenseitig auf unseren Höhepunkt zutrieben, war nicht genug. Der Stoff meines Hemdes beraubte mich einer Intimität, die ich seit Jahren nicht vermisst hatte. In dem Moment bereute ich, wie der Abend gelaufen war.

Wir hätten das auch alles haben können, wenn wir in meinem Bett lagen. Haut an Haut. Wirklich miteinander, nicht nur ineinander.

Gierig versuchte ich alles aufzunehmen, was sich mir bot. Kopflos, weil es zu wenig war. Frustriert, weil ich mir selbst den Verlauf zuzuschreiben hatte. Genervt, weil ich nie wieder so fühlen wollte. Überfordert, weil das Bedürfnis, von Leif eingehüllt zu werden, größer war als alle Bedenken, die ich mir jetzt qualvoll aus meinem Gedächtnis rufen konnte.

»Ga-el«, wisperte Leif und meine letzten Synapsen brannten durch.

»Ich bin hier«, raunte ich sinnlos. Stieß in Leif, rieb ihn, rieb mich an ihm. »Ich hab dich!«

»Ga-el«, wiederholte er. Lehnte seinen Kopf weit zurück. Streckte seinen eleganten Hals. Es fühlte sich an, als ob er sich mir wirklich hingab. Als ob er mir gehörte.

Meine Arme waren voll von ihm. Sein Geruch in meiner Nase. Mein gewisperter Name in meinem Ohr. Er hatte Besitz von mir ergriffen.

In diesem Augenblick konnte ich mir nichts Besseres vorstellen.

Ich fühlte, wie sich meine Eier zusammenzogen. Meine letzten klaren Gedanken verließen meinen Verstand und ich ergoss mich ins Kondom. Im selben Moment zog sich Leifs Loch um mich zusammen und er kam in Schüben über meine Hand.

Hätte ich einen romantisch-kitschigen Knochen in meinem Körper, hätte ich vermutlich gesagt, in dieser Sekunde waren wir wirklich verbunden. Aber da ich ein realistischer Arzt war, wusste ich, als sich unsere Atmung langsam beruhigte, dass ich vermutlich zu lange keinen Sex gehabt hatte. Dass ich nach Berührung lechzte und in letzter Zeit viel zu viel gearbeitet hatte.

Eine Stimme aus meiner Herzgegend protestierte. Verhöhnte mich. Sagte mir, dass ich ein Feigling war, der es sich einfach machte.

Und ich konnte ihr recht geben. Das, was gerade passiert war, war außergewöhnlich gewesen. Aber es half nichts, den Kopf zu verlieren. Unter meinen Händen bewegte sich Leif. Holte mich aus meiner Gedankenspirale hervor. Ich musste ihn loslassen. Ich musste. Auch, wenn sich in mir alles dagegen wehrte. Aber es war vernünftig, mit klarem Verstand an die Sache zu gehen.

Ich ließ ihn los und wischte meine Hand an den vorbereiteten Tüchern ab. Vorsichtig zog ich meinen Schwanz aus ihm und nahm das Kondom ab. Leif stand auf und sah an sich herab.

Absurd. Ich war immer noch komplett bekleidet und er wirkte mit diesem verklärten Blick, seinem Sperma auf seinem Bauch, seinem halb harten Schwanz wie eine Offenbarung. Ich wollte ihn in meine Arme ziehen. Aber das würde nicht nur meine Klamotten ruinieren, sondern auch falsche Signale aussenden.

Vernunft und Kontrolle. Wie im Flugzeug. Zuerst musste ich mich selbst sammeln. Dann konnte ich mich um ihn kümmern. Um uns. Also nicht uns im Sinne eines Uns. Sondern im Sinne eines … was auch immer das war, das sollten wir genauer betrachten.

Dazu musste ich zunächst die Zügel in die Hand nehmen. Dann konnte ich uns durch dieses seltsam emotionale Kuddelmuddel führen.

»Ah … kann ich …?« Leifs Stimme war fein und weich. Fuck. Er redete so, wie er sich anfühlte.

»Bad ist schräg gegenüber vom Schlafzimmer links. Kannst du nicht verpassen.«

»Okay. Ich geh schnell.« Er deutete auf seinen Körper hinab. Nicht, dass damit irgendwas nicht in Ordnung gewesen wäre, aber ich verstand das Bedürfnis nach Reinlichkeit.

Ich hörte, wie er die Badtür schloss, und ich atmete schwer aus. Was hatte er mit mir angestellt? Niemand brachte mich derart aus dem Konzept. Das Wasser ging im Bad an.

Leif war ein gewisses Mysterium. Alles an ihm war … perfekt. Von seinen Haaren bis zu seinem kleinen Zeh. Zumindest hatte ich nicht den Hauch eines noch so kleinen Makels feststellen können. Das war es wahrscheinlich, was mich so durcheinanderbrachte.

Die Zeit, die er im Bad war, würde ich nutzen, meine Fassung wiederzuerlangen, um das hier zu einer Fortsetzung zu bringen.

Kapitel 2 – Leif

 

 

Sofort ging mein Blick in den Spiegel. Verdammt. Ich hatte mich ein bisschen verloren. Gael hatte es mir zu leicht gemacht, mich zu öffnen. Nervös zupfte ich an meinen Haarsträhnen. Zum Glück konnte ich sie mit ein bisschen Wasser wieder perfekt stylen.

Das Wichtigste war geschafft.

Während ich mir die Körpersäfte von der Haut wusch, wurde mir kalt. Die Hitze unseres kleinen Spielchens verdunstete aus mir wie Wasser, das von der Sonne aus der Erde gesaugt wurde, und ließ mich wie eine ausgelaugte Hülle zurück. Mit jeder Sekunde wurde mir meine Umgebung bewusster. So ließ ich für gewöhnlich nicht los. Der Zustand war berauschend, aber mein Kopf schaffte es normalerweise kaum, sich so auf einen Fremden einzulassen. Fuck. Das war intensiv gewesen. Und wie immer, wenn die Intensität ein gewisses Level erreichte, brauchte ich Halt. Wollte ich wenigstens kurz im Arm gehalten werden. Brauchte ich die Anerkennung, die Bestätigung, wie gut es gewesen war. Dass ich, egal was ich gesagt und getan hatte, immer noch wunderbar war. Danach. Wenn wir fertig waren. Miteinander.

Dass ich diesen Zustand erreichte, hatte ich nicht erwartet. Vermutlich hatte ich deshalb gar nicht daran gedacht, das Thema anzusprechen.

Shit. Mit einem Schwung kalten Wassers ins Gesicht versuchte ich das Bedürfnis abzuschütteln. Needy.

Dass ich ein klitzekleines bisschen verzweifelt nach Körperkontakt und Anerkennung nach dem Sex war, konnte ich im Regelfall gut verstecken. Es war nicht nötig, irgendetwas zu besprechen. Trotzdem bereute ich in dem Moment, vorher nichts gesagt zu haben. Doch es war mir gar nicht in den Sinn gekommen.

Der ganze Tag war zu ideal gewesen. Ich hatte meine korrigierte Doktorarbeit zurückerhalten. Mein Vater hatte mir meine Wohnung offiziell überschrieben. Mein Vertrag am Lehrstuhl war verlängert worden. Ich war so entspannt gewesen wie schon lange nicht mehr und hatte mir eine kleine Belohnung verdient. Ausnahmsweise wollte ich mir etwas gönnen. Jemanden gönnen. Das Geflirte mit Gael hatte mich abgelenkt.

Obwohl ich mir bei einem Typ wie ihm hätte denken können, dass ich jetzt so dastehen würde. Kopflos war ich ins Bad gelaufen. Meine Klamotten waren noch draußen.

Vielleicht überraschte mich Gael ja. Vielleicht erwartete er mich hinter der Tür, in seinem Bett liegend. Und war offen für das, was ich jetzt brauchte. Den Funken Hoffnung erlaubte ich mir. Schließlich war mir an diesem Tag alles zuvor geglückt.

Ich öffnete seinen Schrank und schnappte mir sein Deo. Hugo Boss. Wahrscheinlich passend zu seinem Parfüm. Ich gönnte mir einen Spritzer unter meine Arme.

Zögerlich atmete ich tief ein. Na toll. Jetzt roch ich auch noch nach ihm.

Erhobenen Hauptes öffnete ich die Tür und ging zurück ins Schlafzimmer.

Beim Anblick Gaels sank mein Herz durch meinen Magen auf das edle Parkett.

Er war nicht nur vollständig bekleidet, sondern er hatte auch das Hemd einen Knopf weiter zugeknöpft als zuvor. Sosehr ich darauf stand, von einem Typen im Anzug genommen zu werden, so sehr verunsicherte es mich, wenn er sich nach unserem Spiel im wahrsten Sinne zuknöpfte und vor mir verschloss.

Warum hatte ich etwas anderes erwartet? Das war auch der Grund gewesen, wieso ich vor zwei Jahren einen Rückzieher bei Gael gemacht hatte. Er war mein Typ. Jede Facette an ihm. Etwas älter. Selbstsicher. Immer gut gekleidet. Fest im Leben. Umgeben von einem Hauch Arroganz.

Viele verloren sich aber genau in dieser Haltung nach außen. Gut, ich hätte es vorher ansprechen können. Hatte ich nicht.

Er lehnte am Fensterrahmen neben dem Regal. Vorsichtig suchte ich seinen Blick.

Vielleicht war noch was zu retten.

»Na siehst du, das hättest du schon vor zwei Jahren haben können. In Anbetracht der Sache würde ich mich glatt zu einer Wiederholung überreden lassen.«

Nein. Nichts zu retten. Seine Worte waren ein Eisregen auf meiner verdammten Bedürftigkeit. Er war genau das Arschloch, für das ich ihn vor zwei Jahren gehalten hatte. Sexy Arschloch. Half mir nur in dem Moment rein gar nichts.

Wie er mich noch vor wenigen Minuten gehalten hatte, wie er mir versichert hatte, da zu sein, die Berührungen so sicher und so stark, waren nur eine Fassade. Teil des Spiels. Nicht außerhalb von Sex zu finden und nicht Teil unseres Deals.

Aber er hatte sich geschnitten, wenn er glaubte, ich würde mich hinreißen lassen, dieses Spielchen mitzuspielen.

»Du würdest dich überreden lassen?« Und was war mit mir? Mich zu fragen, wie es mir gefallen hatte, kam dem Arsch gar nicht in den Sinn. Betont langsam sammelte ich meine Sachen auf. Was er nämlich nicht hinter seiner arrogant gleichgültigen Fassade verbergen konnte, war, dass ihm sehr gefiel, was er da vor sich sah.

Wie ein umgekehrter Striptease zog ich mir mein Shirt an. Lehnte mich entspannt gegen seinen Sessel, während ich meine Pants in den Händen hielt.

»War es so gut für dich?« Ich war stolz darauf, wie ruhig und entspannt meine Stimme klang. Eine triumphierende Geste konnte ich kaum zurückhalten.

Sein Mund klappte leicht auf. Ein Funken Weiß seiner perfekten Zähne blitzte hervor.

»Was meinst du damit?« Er lachte anzüglich. »Das war der beste S…« Hektisch fuhr er sich durch die schwarzen Wellen, an deren Seiten minimales Grau durchblitzte, wie ich heute aus der Nähe betrachten konnte. Völlig untypisch unterbrach er sich selbst. Stockte.

Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Konnte ich Gael den Großen wirklich so leicht aus der Fassung bringen? Ein durchaus adäquater Ersatz für eine Umarmung, der mich fast genauso zufriedenstellte.

»Was? Das war dein bester Sex?« Ich tauchte meine Worte in einen warmen, gönnerhaften Ton und konnte mir kaum verkneifen, hämisch zu grinsen.

»Das habe ich nicht gesagt«, herrschte er mich an. »Aber du willst mir doch nicht erzählen, dass das business as usual war.«

War es nicht gewesen. Ganz und gar nicht. Das Spiel. Wie er uns zum Sex geführt hatte. Wie er mich gehalten hatte. So, dass ich mich in meinem Orgasmus hatte verlieren können. Dass ich vergessen hatte, mich um meine Haare zu sorgen, als ich gegen seine Schulter lehnte, war alles außergewöhnlich gewesen. Aber das würde ich diesem arroganten Pinsel, der mich nur ficken und dann nicht kuscheln wollte, nicht sagen.

»Natürlich nicht«, sagte ich in meiner möglichst gönnerhaften Stimme weiter. »Das war solider Durchschnitt.«

Abrupt schob er sich aus seiner angelehnten Haltung hoch. »Durchschnitt?«

Ah. Der Onkel Doktor wollte kein Durchschnitt sein? Er wollte der Beste sein.

Ich winkte ab und lachte leise. Langsam stieg ich in meine Unterwäsche, richtete sie zurecht, sehr wohl bewusst, dass Gael mich mit Argusaugen beobachtete.

»Nun – oberer Durchschnitt. Sechs von zehn?«

Als hätte ich ihm eine gewischt, wich er einen Schritt zurück. »Das ist doch ein Witz?«

Leider musste ich mich neben ihm bücken, um meine Socken aufzuheben, aber mit der mir größtmöglichen Würde und Gleichgültigkeit schaffte ich das.

Ich legte sie zu meiner Hose und stieg in diese.

»Natürlich nicht. Wieso sollte ich darüber Witze machen?« Ich setzte mich in den Sessel und zog mir schnell die Socken an. Mit einer wegwerfenden Handbewegung stand ich auf. »Was ich nur zum Ausdruck bringen wollte, ist, dass ich mir nicht die Mühe machen werde, irgendjemanden zu mittelmäßigem Sex zu überreden.«

Im ersten Moment schien Gael zu verarbeiten, was ich gesagt hatte. Diese Sekunde nutzte ich und eilte in den Flur zu meinen Schuhen.

»Leif. Warte. Habe ich irgendetwas getan …?«

Ich drehte mich zu ihm um. Echte Sorge zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Ach verdammt. Deshalb war Sex mit Fremden schwierig. Für Dom/Sub-Pairings war ich nicht geeignet. Ich war weder das eine noch das andere. Mein Mundwerk vertrug auch nicht jeder. Viele Dinge ließen sich nicht abschließend vorab besprechen. Uns beiden tat ich einen Gefallen, wenn ich das Gespräch an dieser Stelle wieder auf unser Niveau von vor unserem sexuellen Intermezzo zog.

»Das hast du.« Ich blitzte ihn hitzig an. »Du hast mir eine unvergessliche Nacht versprochen. Und du hast nicht wirklich abgeliefert. Aber das hatte ich dir ja schon vorhergesagt, mit den kleinen Taten. Von daher bin ich nicht enttäuscht. Also mach dir keine Sorgen. Du findest sicher jemanden, den du damit beeindrucken kannst.«

»Aber …« Er sah mich ungläubig an. Das war Gael dem Großen sicher noch nie passiert, dass jemand nicht auf Knien um eine Wiederholung gebettelt hatte.

Ich warf ihm eine Kusshand zu und eilte durch die Tür hinaus.

Schnellen Schrittes lief ich die Treppen hinab in die Nacht. Ein Lachen stieg in mir auf. Was für ein Abend.

Automatisch ging ich alles an mir durch. Geldbeutel und Handy ertastete ich dort, wo sie sein sollten, in meiner Gesäßtasche. Mein Shirt und Hose hatten keine Flecken abgekriegt. Meine Haare saßen perfekt und niemand konnte mir ansehen, was ich in der letzten Stunde getrieben hatte. So wie es sein sollte. Ich wirkte, als hätte ich gerade frisch fertig gemacht das Haus verlassen.

Erleichtert stieg ich auf meinem Weg nach Hause an einer Haltestelle in einen Bus ein, der mich fast bis vor die Haustür brachte.

Vor die Wohnung, die nun mir gehörte. Mein Vater hatte sie angeschafft, als ich noch klein gewesen war. In der Voraussicht oder Hoffnung, dass ich in Regensburg bleiben würde?

Jedenfalls versetzte mich seine Vorausplanung in die angenehme Position, dass ich außer den Nebenkosten keine Miete zahlen musste. Luxus.

An meiner Haltestelle stieg ich aus und ging auf das schlichte Mehrfamiliengebäude zu. Vielleicht lebte ich nicht wie Gael. Umhüllt von Designermöbeln und quasi keimfrei. Aber ich hatte mir mit meinem Budget eine stylishe Einrichtung in klaren Linien gegönnt. Niemandem, außer einem Kerl wie Gael, fiel auf, dass meine Teile nicht von den angesagtesten Marken, sondern einfache Nachbauten waren.

Warum dachte ich überhaupt noch an ihn? Unwillkürlich schüttelte ich den Kopf.

Ich schloss die Wohnungstür hinter mir, stellte die Schuhe ordentlich in den Schuhschrank und setzte mich sofort an meinen Schreibtisch. Handy und Geldbeutel legte ich darauf ab und schaltete meinen Laptop an.

Mein Telefon vibrierte und automatisch schaute ich darauf. Eine Nachricht von Dennis. Hastig öffnete ich sie.

Alles in Ordnung?

Kopfschüttelnd antwortete ich.

Klar. Warum?

Gael ist wieder da.

Mein Mund klappte auf und das Kinn schlug sinnbildlich auf der Tischplatte auf. Er war zurückgegangen? Warum? Um sich noch jemanden aufzureißen, der sich ihm weiter beugte? Wut brodelte in mir hoch. Energisch schluckte ich sie hinab. Sie brachte rein gar nichts und es ging mich nichts an.

Mein Finger zuckte über dem Antwortfeld. Ich wollte es wissen.

Nein. Die Genugtuung würde ich ihm nicht gönnen. Auch wenn er nie erfahren würde, dass ich bei Dennis nachgefragt hatte.

Bin daheim. Mach dir keine Sorgen. Habe noch Arbeit.

Ok.

Dennis. Knappe, klare Worte. Oder Buchstaben.

Mit dem Finger fuhr ich über das Touchpad meines Laptops, der vor mir flimmernd erwachte. Mein Blick fiel auf meine Doktorarbeit in eleganter Bindung auf dem Tisch und unwillkürlich musste ich grinsen. Das war es, was wichtig war. Summa cum laude für den schriftlichen Teil. Nur noch das Rigorosum. Nach der mündlichen Prüfung hatte ich alles geschafft, was ich mir für mein Studium vorgenommen hatte. Studium, Referendariat, Promotion in Bestzeit. Mit Bestnoten.

Die Freude waberte durch mich, aber nicht annähernd so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Die überschwängliche Euphorie, die ich erwartet hatte, wenn ich die Ergebnisse schwarz auf weiß vor mir hatte, blieb aus. Seltsam. Wahrscheinlich, weil es noch nicht offiziell war. Solange die mündliche Verteidigung meiner Promotion nicht stattgefunden hatte, war das vor mir nichts als ein schöner, nichtssagender Zettel. Das war es wohl.

Mit dem Datum des Rigorosums vor Augen hob sich sogleich meine Laune. Die Vorbereitung dafür würde mich noch einiges an Zeit und Anstrengung kosten. Die Aussicht darauf beruhigte mich. Dieses Gefühl, ein weiteres Ziel zu haben, war fast besser als Freude. Freude war so unstet. Nicht greifbar und … ich musste weder mir noch sonst wem was beweisen. Schon gar nicht Gael.

Verdammt und zugenäht. Wie war ich jetzt wieder zu dem zurückgekehrt? Das hier, meine Arbeit, hatte überhaupt nichts mit Gael oder sonst wem zu tun. Das hier war ich.

Ich rief meine Liste mit Verlagen auf, denen ich meine Arbeit zur Veröffentlichung anbieten wollte.

Dazu öffnete ich ein Standardschreiben, das ich überarbeiten würde, um meinen Wunschverlag anzuschreiben.

Ein Gefühl tiefer Zufriedenheit senkte sich über mich. Es würde eine lange Nacht werden. Genau so, wie ich es wollte. Es fehlte mir an nichts. Ein kalter Schauer zog über meinen Rücken. Ich zog besser einen Pulli an. Hier war alles, was ich brauchte. Umarmungen waren völlig überschätzt.

Kapitel 3 – Gael

 

November

 

»Was machen die ganzen Heteros hier?« Ich hatte nicht vorgehabt, das laut zu sagen. Aber die normalerweise sehr ausgewogene Mischung aus Bekannten, jungen Frauen, die halb absichtlich da waren, Leuten, die sich in unser schwules Lokal verirrt hatten, und einfach ein paar Unentschlossenen, die den ersten Schritt in ein queeres Leben – oder zumindest eine Nacht – wagten, war heute gestört. Durch einen unangenehm hohen Anteil von männlichen Heteros.

»Sei nicht so. Es sind doch nur eine Handvoll Jungs«, meinte Alek.

Unwirsch sah ich mich um. »Mit einer Handvoll fängt es an. Und schon bald können wir nicht mehr herkommen.«

»Yusuf hat es genehmigt«, fuhr mir mein Kumpel dazwischen. »Das sind nur die Leute von Leifs Doktorfeier. Seine Studentenkollegen.«

Mein Kopf schnellte herum. Leif war hier? Wieso reagierte ich immer noch so heftig, wenn ich nur seinen Namen hörte?

»Ach ja? Den hab ich lange nicht mehr gesehen.« Hörte ich mich gleichgültig genug an?

»Hat wohl nur noch gelernt. Wegen der mündlichen Prüfung, die er heute hatte«, klärte mich Alek auf. »Hat sogar seine Trainingssessions mit Dennis im Gym ausfallen lassen.«

Deshalb war er also von der Bildfläche verschwunden. Die Info beruhigte mich ganz ungemein. Es war nicht so, dass ich mir Sorgen gemacht hätte. Er hatte mir mehr als deutlich klargemacht, dass er kein Interesse an weiteren Treffen hatte. Dazu konnte ich stehen, wie ich wollte. Selbstverständlich hielt ich mich an seinen Wunsch. Auch wenn ich immer noch nicht glauben konnte, dass der Sex für ihn so nichtssagend gewesen war, wie er behauptet hatte. Zumindest hatte er mich nicht gemieden. Oder nicht mehr gemieden, als er es die Jahre, seit wir uns kannten, getan hatte.

In der Menge konnte ich ihn zunächst nicht entdecken. Aber er war hier.

Und es war mir egal.

Oder so.

Ich drehte mich zur Theke und winkte Yusuf zu mir. »Ein Bier, bitte.«

Nur Sekunden später stand eine Flasche vor mir und sofort nahm ich einen Schluck.

Sosehr ich auf Leifs Streitereien während unseres Abends gestanden hatte, so sehr gingen mir seine letzten Worte nicht aus dem Kopf.

So, wie er sie mir entgegengeschleudert hatte, hatte ich sie nicht gemeint. Es hätte kein Überreden gebraucht, um ein weiteres Treffen mit ihm auszumachen. Das sagte man so. Das wusste er doch. Oder hatte er mich nicht verstehen wollen?

Und schon steckte ich wieder in der schönsten Spirale, aus der ich wie immer ohne Ergebnis aussteigen musste.

Und mit dem ganzen studentischen Gemüse heute hier würde ich auch niemanden abschleppen können. Nur wenige Stammgäste waren da und Neuankömmlinge nicht in Sicht. Ruhelos schaute ich über die Gäste. Mein Blick blieb an einem niedlichen Twink hängen. Sofort lächelte er mich ergiebig an, wie ich etwas enttäuscht feststellte. Keine Arbeit, ihn in mein Bett zu bekommen, aber vermutlich eine ganze Menge während des Sex und um ihn wieder loszuwerden.

Hatte Leif recht damit, dass ich faul war im Bett?

Nicht schon wieder! Ich sah zurück zu meinem Objekt der Begierde – zumindest Objekt eines gewissen Interesses – und wägte ab. Besser als nichts.

Aus dem Augenwinkel sah ich Leifs perfekten Haarschopf. Automatisch wanderte mein Blick zu ihm. Er strahlte ein Mädchen an, das um ihn herumhüpfte. So sah es also aus, wenn er ehrlich und offen lachte.

Unsere Blicke kreuzten sich und er zog eine Augenbraue hoch. Zum Gruß hob ich meine Flasche und Leif senkte leicht sein Kinn.

Seine Begleitung zog an seinem Arm und er schaute zu ihr. Damit war seine ganze Aufmerksamkeit verschwunden.

Genau wie vor zwei Jahren. Er war höflich und distanziert. Gleichgültig und ein bisschen abweisend. Auf eine ätzende, freundliche Art.

Mir war nicht an Menschen gelegen, denen ich zuwider war. Für so was hatte ich gar keine Zeit.

»Dich habe ich aber auch lange nicht gesehen?«, fragte mich Alek und riss mich komplett aus meinen Gedanken.

Entschlossen drehte ich mich zu ihm. »Musste viel arbeiten. Tatsächlich werde ich zum neuen Jahr die Stelle wechseln.«

»Hat es geklappt?«

»Yep!« Meine Freude war echt. »Keine Fahrerei mehr. Der Weg zum Städtischen Klinikum Mitte ist von meiner Wohnung aus nur knappe zehn Minuten zu Fuß. Und das Beste ist, dass ich die Rufbereitschaft daheim ableisten kann. Fantastisch.«

»Dann bist du jetzt Chefarzt?« Alek schlug mir auf die Schulter.

Ah. Das war ein kleiner Wermutstropfen. »Noch nicht.«

»Hattest du nicht gesagt …«

Ich winkte ab. »Ja. Ich muss nur ein knappes Jahr absitzen und dann werde ich befördert. Es ist quasi eine Formalität.«

»Ah. Okay.« Alek sah mich nun etwas zweifelnd, aber immer noch sehr enthusiastisch, an.

»Die Stelle ist ein Traum. Dass ich einen weiteren kleinen Zwischenstopp als Oberarzt einlege, nehme ich für die Annehmlichkeiten, die der Job mit sich bringt, gern in Kauf. Und stressig ist es in der Klinik so oder so. Da ist es fast egal, wo ich bin.«

»Ich freu mich für dich! Hast du verdient!«

Mit einem schiefen Grinsen sah ich Alek an. »Woher willst du das wissen?«

Kopfschüttelnd wandte er sich von mir ab. »Du bist und bleibst ein Arsch.«

»Dass du es auch nie vergisst!«

»Wie könnte ich?« Alek grinste mich schelmisch an.

»Hi, Gael!« Dennis, Aleks Freund, kam zu uns und küsste diesen zärtlich.

»Wie am ersten Tag«, sagte ich gespielt gequält.

Alek grinste mich an und zog Dennis zu sich, der über Aleks Schulter an mir vorbeisah.

»Nur kein Neid, mein Lieber«, flötete mein Freund.

Sofort hob ich die Hände und wackelte mit meiner Bierflasche. »Oh, nein! Ich kriege alles, was ich will. Und ihr zwei seid es nicht.« Das war keine Lüge. Die beiden interessierten mich herzlich wenig. Aber anscheinend …

»Hey, Leif!« Dennis schob sich durch die Leute auf den frischgebackenen Doktortitelträger zu.

Wir sahen den beiden zu, wie sie sich unterhielten.

»Was ist da eigentlich zwischen euch passiert?« Alek lehnte sich in meine Richtung.

»Nichts«, erwiderte ich kurz angebunden.

Dennis und Leif kamen auf uns zu. Alek umarmte Leif. »Herzlichen Glückwunsch.«

»Danke dir! Wie schön, dass ihr gekommen seid.« Leif schaute mich an. »Gael. Was für eine Überraschung.«

»Ich habe gehört, Glückwünsche sind angebracht, Leif.«

»Nicht angebracht. Du kannst mich beglückwünschen oder nicht. Das bleibt völlig dir überlassen.« Da war es wieder. Die Herausforderung in seinen Augen. Anscheinend war ich ihm doch nicht so gleichgültig, wie er vorgab.

»Dann gratuliere ich natürlich zu deiner Promotion!«

»Danke!«, erwiderte er trocken.

Nett. »Bei meiner Promotionsfeier waren wir auch hier.«

»So lange gibt es die Pinke Tür schon? Ist schon ein Weilchen her, oder?«

Unfassbar, dieser Bengel.

»Egal wie lange es her ist, wie du weißt, bin ich mit einem ausgezeichneten Gedächtnis gesegnet.«

Leif nickte schmunzelnd. »Kommt mir bekannt vor. Könnte mich aber auch täuschen. Das ganze Ereignis scheint mir relativ flüchtig gewesen zu sein. Ich muss dann auch wieder zu meinen Leuten. Dennis, Alek, kommt doch mit. Ich gebe eine Runde aus.«

Die drei zogen tatsächlich davon und ließen mich stehen. Mit einer Mischung aus Erheiterung und Ungläubigkeit sah ich dem Trupp hinterher.

»Hallo.«

Ich schaute zur Stimme neben mir. »Oh. Hallo!« Der Twink lächelte mich an. Na also. Es gab also noch Menschen, die sich über meine Anwesenheit freuten.

»Bist du allein hier?«, fragte er.

Ich deutete auf meine ehemaligen Freunde, die mich einfach hatten stehen lassen. »Jetzt ja. Was hast du vor?«

Neben mich schob sich Leif an die Theke. Er gab bei Yusuf seine Bestellung auf, zahlte und drehte sich zu mir. Mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte er den Twink und schaute mir dann mitten ins Gesicht. »Übernimm dich nicht wieder!« Mit einem Zwinkern machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte zu seiner Gruppe zurück.

Gefolgt von Yusuf, der ein Tablett mit Getränken hinterhertrug.

Ein Grinsen zog an meinen Mundwinkeln. Und gleichzeitig frustrierte mich sein Spruch. Unser Sex war nicht schlecht gewesen. Er war … außergewöhnlich gewesen. Außergewöhnlich gut. Vielleicht nur für mich. Nicht für ihn. Wer konnte das schon sagen.

»Alles klar?« Der Twink sah mich an. Ich sollte endlich nach seinem Namen fragen.

Ich schüttelte den Kopf. Ich würde nicht mit jemandem ins Bett gehen, nur um mir selbst etwas zu beweisen.

Wenn ich jemandem etwas beweisen wollte, war es Leif. Doch der zog es vor, mich dumm dastehen zu lassen.

Fuck, wenn ich ihn nur noch einmal haben könnte, würde ich feststellen, dass das alles nur Einbildung gewesen war. Ich mir diese kratzbürstige Harmonie, diese widersprüchliche Anziehung nur eingebildet hatte.

Es wurde Zeit, dass ich meine neue Stelle antrat und mir die neuen Herausforderungen Leif aus dem Kopf trieben.

Kapitel 4 – Leif

 

Dezember

 

Silke ließ den Korken knallen und das Gesöff sprudelte über den Flaschenhals heraus.

»Nein! Verdammt!« Sie hob den Flaschenhals an, was nicht viel brachte.

Ich schüttelte den Kopf. »Zum Glück ist das kein teurer Champagner.« Alkohol war im Frauenhaus nämlich nicht erlaubt. Auch nicht an Silvester. »Ich hol ’nen Lappen.«

Auf dem Weg zur Putzkammer summte ich vor mich hin. Das verdammte Lied verfolgte mich schon den ganzen Tag. Seit ich hierhergefahren war.

Vollbepackt mit Eimer, Mopp und Putzmitteln kam ich zurück in unsere kleine Mitarbeiterküche. Trotz der Partymusik dort kaute sich mein Ohrwurm durch mein Gehirn und während ich die klebrigen Flecken aufwischte, wippte ich zu meinem inneren Rhythmus.

Silke goss den Rest der Flasche in die Wassergläser.

Annika und Doro füllten das kleine Buffet auf, das wir uns für den Silvesterabend gönnten, und Micha stopfte sich einen Windbeutel in den Mund. Das Nottelefon hatte sie fest in der Hand. Just in dem Moment begann es zu klingeln.

Sie deutete auf ihren Mund, verdrehte die Augen und reichte das Telefon an Doro weiter. Diese verschwand damit im Flur und von dort ins Büro. Ich ahnte ihre Worte mehr, als ich sie hörte.

Frauenhaus Ehrlichstraße, hier ist Doro! Hallo. Wie kann ich Ihnen helfen?

Auch wenn ich selbst als Mann nicht den Telefonnotdienst übernehmen konnte, hatte ich die Begrüßung des Frauenhauses, in dem ich pro bono Rechtsberatung übernahm, unzählige Male gehört.

Ich schaute auf die Uhr in der Küche. 23:15 Uhr. Was die Anruferin bewegte, so kurz vor dem Jahreswechsel anzurufen, konnte ich mir nicht ausmalen. Zum Glück nicht. Die Geschichten der Frauen und Kinder, die zu uns kamen, kannte ich nur aus deren Erzählungen. Und diese waren schauerlich genug.

Die Besetzung heute war bei dem Anruf leiser geworden. Es war Alltag hier. Trotzdem konnte sich niemand davon freimachen, warum wir alle hier waren.

Ich räumte die Putzsachen weg und Silke hielt mir bei meiner Rückkehr in die Küche ein Glas hin. »Hier, lass uns die gerade ruhige Zeit nutzen, um zu feiern.

---ENDE DER LESEPROBE---