Dolor et Peccatum - Carl R. Wolff - E-Book

Dolor et Peccatum E-Book

Carl R. Wolff

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Beschreibung

Prolog: Dieses Wochenende war viel zu schön um schlecht zu enden. Die Sonne verwöhnte jeden Besucher und Einheimischen dieses kleinen Dorfes. Der Sonnenuntergang weckte verborgene Sehnsüchte und schuf neue unerreichbare Träume. Die Luft schmeckte nach Wald, Moor und Bier. Das Festival war noch voll im Gang. Der weiträumig abgezäunte Kurpark trennte das zahlende vom nichtzahlenden Volk. Doch das machte nichts, es gab genügend Anhöhen hier, man saß etwas weiter weg, dass brachte die gute Stimmung nicht zum Kippen. Musik schwängerte Berg und Tal, verzückte das Publikum, lies Menschenleiber nach dem Takt des Meisters zucken... Doch von all diesen schönen Dingen bekam sie nichts mit. Eine andere Welt war ihr Zuhause, eine kleine Welt in der es weder Sonne noch Hoffnung gab... Fern jener realen Welt ließ sie ihrer Fantasie freien Lauf, für Evara gab es nichts schöneres, doch für andere war es der reinste Horror...

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Seitenzahl: 166

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Vom Autor ist bereits erschienen:

Hirngeflüster 355 Seiten (Teil 1)

Beginn der Traurigkeit 250 Seiten (Teil 2)

Die Christoph Grant Reihe:

Klostermond 188 Seiten (Teil 1)

Dolor et Peccatum 204 Seiten (Teil 2)

Kein Beben erahnt, kein Sturm gebannt, grausamer Tod im Kamin keuchenden Vulkane... ein Ascheregen aus verbrannter Hoffnungen und Träume...

Der Tag wird kommen, an dem die Natur dem Menschen zeigte, wer Herr im Erdenhause war.

Diese Tage kommen und werden Schmerzen säen.

Man möge sagen, hoffentlich trifft es eine andere Generation, nur bitte nicht mich...

Die Welt wird sich verändern...

Die Natur wird siegen, der Mensch vergeht...

denn die Hoffnung starb zuerst...

Prolog:

Dieses Wochenende war viel zu schön um schlecht zu enden.

Die Sonne verwöhnte jeden Besucher und Einheimischen dieses kleinen Bergdorfes. Der Sonnenuntergang weckte verborgene Sehnsüchte und schuf neue weite unerreichbare Träume.

Die Luft schmeckte nach Wald, Moor und Bier.

Das Festival war noch voll im Gang. Der weiträumig abgezäunte Kurpark trennte das zahlende vom nicht zahlenden Volk. Doch das machte nichts, es gab genügend Anhöhen hier, man saß etwas weiter weg, dass brachte die gute Stimmung nicht zum Kippen.

Musik schwängerte Berg und Tal, verzückte das Publikum, lies Menschenleiber nach dem Takt des Meisters zucken...

Doch von all diesen schönen Dingen bekam sie nichts mit.

Eine andere Welt war ihr Zuhause, eine kleine winzige Welt, in der es weder Sonne noch Hoffnung gab...

Fern jener realen Dimension lies sie ihrer Fantasie freien Lauf, für Evara gab es nichts schöneres, doch für andere war es der reine abgrundtiefe Horror...

XXX

Die warme Morgensonne durchbrach den grauen Dunstschleier dieses wundervollen Oktobertages und zauberte ein fantastisches Farbenspiel in die herbstliche Berglandschaft.

Langsam fuhr Jon Halldurson durch die engen Straßen direkt neben dem bewaldeten Berghang und in unmittelbarer Nähe zur Grenze des weitläufigen Braunlager Kurparks. Sein Weg führte ihn in ein Hotel etwas außerhalb Braunlages.

Traumhafte Bilder, wie aus einem Urlaubskatalog entnommen sah er, und dennoch trübte sich seine Stimmung ein.

Jon`s Gedanken verfingen sich in ein noch nicht sehr lang zurück liegendes Thema, was ihm dunkle Albträume bescherte und ihn tagträumen lies...

Der Dom zu Köln...

Dieser erste Einsatz bescherte ihn einen großen Wandel in seiner bisherigen Weltanschauung, einen grundlegenden Wandel...

Es gab sie also, diese andere Welt, die andere Seite... das abgrundtiefe Böse. Noch gemeiner, perfider, hässlicher, perverser als der Mensch selbst.

Doch war es der Mensch nicht selbst der diese Kräfte heraufbeschwor? Der Mensch, der innerhalb einer Sekunde hunderttausende seiner Artgenossen in zwei Nuklearexplosionen verdampfte oder viele Millionen in Lagern über Jahre ohne erbarmen hinrichtete... diese „andere Seite“ musste demnach sehr grausam sein um jene widerlichen Abscheulichkeiten noch zu toppen.

Es gab leider immer wieder „freiwillige“ die die Drecksarbeit für die zum kotzen gelangweilte Obrigkeit verrichteten, selbst jetzt noch und jeden Tag, in den staubigen Amtsstuben der heutigen Gegenwart...

Sein ganzes Leben, sein Denken, seine Gefühlswelt stand Kopf, und nicht nur seine. Jeder seiner Kollegen und Kolleginnen die in diesem kleinem Ermittlerteam täglich ihre Arbeit verrichteten ging es ähnlich. Schnelle Autos, wilde Partys, tolle Häuser... ein Leben im puren Luxus, dass war nun nicht mehr wichtig, es gab diese Wesen, das Andere dort draußen, es war da, präsent und es befand sich mitten unter uns.

Ähnlich würde es den Menschen ergehen sollten eines Tages außerirdische Lebensformen plötzlich und unerwartet auf der blauen Erde landen und Kontakt aufnehmen, wie auch immer...

Doch diese neu Weltanschauung war auch spannend, interessant und eine willkommene Herausforderung.

Halldurson war beinahe besessen davon bis an seine Grenzen zu gehen und probierte es immer wieder, auch scheiterte er dann und wann, und begann von vor. Jon und sein Vorgesetzter, gleichzeitig sein bester Freund, Christoph Grant, machten sich bereitwillig auf um weiteren dunklen Mysterien nach zu gehen. Kennengelernt hatten sie sich als tapfere „Kriegsdienstverweigerer“ bei ihrer Aufgabe im hingebungsvollen und weit aus wichtigerem Ersatzdienst, ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht bei dem Gedanken daran was sie dort alles gemeinsam erlebten, fortan hielten sie Kontakt, bis sie Kollege Zufall wieder zusammen brachte. Eine gewachsene Männerfreundschaft.

Chris fuhr also nach Hannover, einem alten Zisterzienserkloster einen Besuch abzustatten. So sollte eine steinalte Dame aus einem Altersheim kurz vor ihrem letztem Atemzug etwas von Hexen und Wiederauferstehung gefaselt haben, eben genau an diesem Ort den sein Kumpel nun besuchte. Das Gruselige an der Sache war, die alte Frau hatte seit mehreren Jahren kein Wort gesprochen.

Er selbst fuhr derweil in den Harz um ein spezielles „Gerücht“ zu überprüfen.

So soll es in einem Hotel im beschaulichen Harzer Bergdörfchen Braunlage ein gewisses anstößiges „Merkwürdikum“ geben.

Brave Bürger, mit wohl angeborener besonders ausgebildeter Beobachtungsgabe wollen gesehen haben, dass skurril gekleidete Gäste im Hotel eincheckten, es aber manches Mal nicht mehr verließen.

Und genau „Das“ wollte sich Jon einmal ansehen, natürlich nicht ohne einen schnell erdachten Plan.

Sein Gedanke, es sollte etwas unauffälliges sein, als Gast einchecken wäre in Ordnung, doch so bekäme er nicht den vollen Zugang zu allen Bereichen des Hotels.

Kollege „Zufall“ half hier kräftig mit. Jon durchstöberte die Jobbörse der hiesigen Arbeitsagentur und wurde prompt fündig.

„Suchen eine(n) Allrounder zur Mitarbeit im Hotel. Befristeter Arbeitsplatz, nicht sozialversicherungspflichtig...“

Sein „neuer“ „Arbeitsplatz“ auf Zeit versprach also ein außergewöhnliches Ambiente und war von dieser Seite her für ihn durchaus gewöhnungsbedürftig.

Gab es im Hotel eventuell Kollegen, Kolleginnen? Oder war er die einzige „Hilfskraft“, eigentlich kaum vorstellbar... was würde Jon vorfinden?

Stach er in ein Wespennest oder gab es nur Gerüchte gelangweilter Herrschaften aus der Nachbarschaft die für wenige Augenblicke im Rampenlicht stehen möchten?

Diese und tausend weitere Gedanken rasten durch sein Hirn kurz bevor er seine elfhunderter Honda Shadow in die letzten Kurven zu einem weiteren Abenteuer legte.

>>Es wird schon irgendwie schief gehen...<< mit diesen Worten beruhigte er sich bereits zum hundertsten Mal an diesem noch jungen Tag, doch das nervöse Flattern seiner Hände war nicht zu unterdrücken.

Die Nervosität rauschte durch seinen Körper, hier halfen auch seine 25 Jahre Diensterfahrung nicht viel. So bald etwas neues, etwas was er nicht kannte oder einschätzen konnte auf ihn zu kam, trieb ihn sein eigenes Adrenalin beinahe in die Ohnmacht.

Für diese Art von Aufgaben die in Zukunft auf ihn zukamen war sein „Handikap“ äußerst unangebracht, doch kein Arzt der Welt war in der Lage ihm zu helfen und das wollte er auch nicht, mit seinem „Stigma“ musste er allein zurecht kommen.

Es war keine Angst die ihn packte und ihn auf die Knie zwang, einfach nur das pure Stresshormon... oder gab es dafür doch eine Pille? Betablocker ohne Ende?

Jon war stets bereit immer wieder über seinen eigenen Schatten zu springen, es sich selbst zu beweisen, seine Stärken auszuloten und seine Schwächen auszublenden. Das gelang natürlich nicht immer.

Der Job des Ermittlers war sein Ein und Alles.

Aus finanziellen Gründen ging Jon nicht zur Polizei denn monetäre Mittel brauchte er eigentlich nicht, Geld besaß Halldurson genug, naja, es reichte zum Leben. Einen Teil seiner Bezüge spendete der Kommissar für gute Zwecke, es gab genug Elend in der Welt.

Ein Traum sollte irgendwann in Erfüllungen gehen, da Jon bereits ein halbes Jahrhundert sein eigen nannte oder es bereits hinter sich brachte, sollte in naher Zukunft ein Ruhesitz her und das schwor er sich, war auf keinem Fall Deutschland, nie und nimmer... das Mittelmeer... das war sein Ziel, am liebsten Spanien irgendwo in Peniscola... vielleicht doch Fuerteventura, oder die ganz andere Richtung, Island, die alte Heimat? Eigentlich war er bereits auf dem Weg, beziehungsweise der Vervollständigung seines Planes sehr nahe, da kam ihm die neue Abteilung mit den neuen hoch interessanten Herausforderungen dazwischen.

Seine Gedanken froren ein, sein Ziel lag nun vor ihm.

Den Blinker setzte er rechts und fuhr vorsichtig einen langen unbefestigten Weg zum Hotel hinunter. Große Buchen standen rechts und links des Weges, spendeten Schatten und es sah einfach wundervoll aus.

Den Schlüssel nach links gedreht und das harte Vibrieren der schweren Maschine erstarb.

Seine Ankunft blieb mit Sicherheit nicht ungehört und wurde prompt mit dem Öffnen der Eingangstür bestätigt, dass sah er aus den Augenwinkeln.

Jon zog den ledernen Schutz von seinen Händen, den Halbschalenhelm nahm er ab, stopfte die Handschuhe hinein, steckte ihn auf den breiten Lenker der Shadow, setzte die Sonnenbrille ab, zog das Tuch von seinem Mund und wuschelte schnell sein langes Haar zu einer ansehbaren Frisur zurecht, dass es „ansehbar“ aussah hoffte er jedenfalls.

Das geräumige, ausladende Hotel lag etwas außerhalb Braunlages in einem Tal, direkt an einem schmalen Bach, die „kalte Bode“ genannt. Von außen machte es nicht viel her, mit den Jahren hinterließen Wind und Wetter sichtbare Spuren. Stein und Holz waren auch hier die dominierenden Baumaterialien.

Die Gestaltung erschien ihm einfach und schlicht, eine Typisch Harzer Architektur.

Nach dem das gewaltige Endrohr der Shadow keinen Rauch mehr entließ, eroberte sich eine würzige, herbstlich kühle Luft ihren Platz zurück, eigentlich ein schöner Ort zum verweilen.

Ein über zwei Meter großer, breit gewachsener älterer Herr, schritt langsam auf ihn zu.

Sein Haupt leuchtete rot- blond genau wie sein buschiger spitz zulaufender Bart.

Ein wissendes Lächeln entstand auf dem kantigen Gesicht des Älteren, erstarb jedoch sofort wieder als er Jon erreichte, den Arm ausstreckte und ihm die mit derben Schwielen gespickte, mit Altersflecken übersäte Hand entgegen hielt.

>>Hans, meine Name ist Hans, mir gehört das Ganze hier und ich denke mal du bist die neue Hilfskraft?<< schrammelte es im Bariton aus seinem Mund.

>>So ist es, mein Name ist Jon, Jon Halldurson...<<

>>Ok Jon, stammst du ursprünglich aus dem Nordischen? Dänemark vielleicht?<< brummelte Hans und drückte seine ebenfalls rot- blonden buschigen Brauen aufwärts.

>>Nein nein, etwas weiter Nord-westlicher... meine Familie stammt aus Island.<< erklärte Jon und musste feststellen das Hans den Händedruck eines elektrischen Schraubstocks mit einem dazugehörigen Kraftwerk besaß.

>>Nun Jon, dann komm mit hinein, es gibt eine Menge zu zeigen und zu erzählen.<<

>>Dann folge ich ihnen gern...<< er schüttelte seine malträtierte Hand aus...

>>Nicht „ihnen“, wir sagen hier du, dass reicht...<< kam es grantig aus Hans´s Mund, den er dabei kaum bewegte.

Der alte Riese ging voraus, stapfte schwerfällig den Weg zurück, den er gerade gekommen war. Jon folgte ihm in einem respektierlichem Abstand und musterte ihn von hinten. Eine wahrlich große Erscheinung dieser Hans, mit seinen einmeter-fünundachtzig war Jon auch nicht gerade klein, doch gegen seinen neuen Chef wirkte er wie ein leidender unterernährter Zwerg. Die braune schmuddelige Cordhose stammte seiner Schätzung nach aus den Siebzigern, ebenso das dunkelrot karierte Stehkragenhemd.

Die Schuhe dagegen waren das genaue Gegenteil. Schwarz und glänzend geputzt, man hätte sie auch als Spiegelersatz nehmen können, keine Frage.

Das gesehene zwang ihn zu einem unhöflichen Grinsen, verzog sogleich wieder sein Gesicht als ein widerlicher Geruch seine Nase erklomm, Hans hatte doch wohl nicht... oder doch?

Ja, er hatte... und das ohne Geräusch...

Halldurson betrat nach seinem Boss in spe das Haus und erblickte zu aller Erst den wuchtigen unaufgeräumten Eichentresen der wohl als Rezeption diente. An der rechten Wand hing eine alte fleckige Harzer Wanderkarte, der vergilbte Schirm der Deckenbeleuchtung erfuhr mit Bestimmtheit auch schon bessere, saubere Tage und das Fenster direkt gegenüber wartete garantiert seit zwanzig Jahren auf jemanden der es putzte.

Die Tür fiel hinter ihm zu.

Schlagartig verstummte das entspannt klingende Vogelgezwitscher, und eine merkwürdige Stille umfing ihn, die eine Ameisenarmee über seinen Rücken laufen ließ, auch die Luft änderte sich zum Schlechten, es roch modrig, feucht, gammelig und da war noch etwas anderes, unnatürliches... süßliches...

Das sanfte Ticken einer alten verstaubten stand Pendeluhr drängelte sich in den stillen Vordergrund.

>>Na dann komm mal ran an den Tresen...<< sprach Hans hob dabei die erbärmlich knarzende, zerbrechlich wirkende Holzschranke um hinter der Rezeption zu gelangen.

>>Ich denke mal, du möchtest wissen was es zu verdienen gibt oder?<<

>>Ja, dass in Erfahrung zu bringen wäre schon gut... und noch ein paar andere Dinge auch.<< erwiderte Jon und lächelte dabei gequält.

>>Na dann, quatschen wir mal nicht um den heißen Brei herum was? Eine Woche machst du hier Probearbeit, kannst hier Essen und Trinken, Schlafen meinetwegen auch, bekommst etwas Kohle so auf die Hand, je nach dem wie du dich anstellst. Danach, also wenn es mit uns klappt, gibt es für sechs Monate den Mindestlohn, dann sehen wir weiter...<< Hans sah Jon fragend an, hob dabei eine Augenbraue.

Halldurson war überrascht, überlegte kurz, versuchte sich dabei nichts anmerken zu lassen, was ihm irgendwie nicht ganz gelang... ein merkwürdiges Angebot... er verzog sein Gesicht.

>>Ich erkenne Zweifel in deinen Gesichtszügen lieber Jon, nimm es oder lass es, is mir egal...<< brummelte Hans mehr zu sich selbst.

>>Eine Woche Probearbeit...<< wiederholte Jon langsam.

>>Jaja, ist gut, ich nehme dein Angebot an... es wird sicher kein Arbeitsvertrag geben oder?<<

>>Wozu ein Arbeitsvertrag? Ist doch alles gesetzlich geregelt, und wenn du mich verarschst, fliegst du raus, ganz einfach. Wenn du gut arbeitest, bekommst du deinen Lohn auf die Hand, hier wird nichts überwiesen und fertig, alles klar?<<

>>Alles klar, ich kapiere... was muss ich also tun, was sind mein vorrangigen Aufgaben hier bei dir?<<

>>Vorrangig, quatsch hier nich so geschwollen rum... Was du zu tun hast, dass erkläre ich dir jetzt und alles Weitere bei einem kurzen Rundgang durchs Haus...<<

>>Also, kämm dein Haar zurück, spitz deine Ohren und hör genau zu... erste Lektion, dass hier ist ein Hotel... sagen wir mal für ganz spezielle Gäste. Wie speziell, dass erkläre ich die später genauer.

Ich sage nur so viel, es sind Menschen hier mit gewissen Neigungen...

>>Ich verstehe, zum Perversen?..<< warf Halldurson mutig ein.

>>Die einen sagen pervers, für die anderen ist es normal... mir ist es egal was die Gäste machen, ich verdiene hier gutes Geld.<<

>>Also, viel Leder, schwere Dildos und mächtige Gummipeitschen?<< lachte Jon auf...

>>Es ist ein Geschäft, und ein wahrhaft lukratives, darüber lachen wir nicht...<< Hans fuchtelte wild mit seiner Hand in der Luft herum, mit dieser Geste unterstrich er seine Worte.

>>Schon gut..<< Halldursons Mundwinkel fielen wieder herab.

>>Es geht weiter, unterbrich mich nicht ständig... hör zu... meine Hotelgäste wünschen aus diesem Grunde höchste Diskretion... es wird nichts herum getratscht.<< Hans sah Jon strafend an, der Kommissar nickte kurz.

>>Das Hotel ist nicht in dem besten Zustand, aber auch das wird von meinen „Feriengästen“ gewünscht, dass hebt den Kick und es gibt hier noch weitere Möglichkeiten sich auszuleben, dazu kommen wir noch.<<

„Irgendwie konnte man sich ja alles schön reden...“ dachte Halldurson und war dem Grinsen nahe. Eigentlich gab es bisher nichts zu bemäkeln. Vielleicht war es nicht ganz legal was sich hier abspielte, Konzessionen sollten mal überprüft werden, die Zahlungsmodalitäten, da würde ein Finanzamt oder der Zoll mal die Finger drauf halten müssen, aber kriminelles gab es noch nichts zu entdecken.

Hans holte tief Luft, es rasselte dabei beängstigen in seinen Lungen.

>>Wie du siehst, hier oben gibt es nur die Rezeption, hier hängen die Zimmerschlüssel, dort liegt das Gästebuch, die restlichen Räume im Erdgeschoss gehören mir, die Gäste werden tief unten untergebracht, dort gibt es auch eine Küche und so weiter... vielleicht, und das wirst du... gibt es auch mal das ein oder andere Geräusch oder einen Laut der dir mehr oder weniger bekannt vorkommt... nicht erschrecken, es geht alles mit rechten Dingen zu, jedenfalls hoffe ich das und es ist mir auch letztlich egal, wenn nur die Kasse am Ende des Monats stimmt. Immer noch interessiert?<<

Jon zögerte mit einer Antwort... das gehörte zum Spiel.

>>Jetzt darfst du reden... also was is?<<

>>Klingt interessant und spannend, bis jetzt bin ich noch dabei. Ein Frage hätte ich doch, bin ich dein einziger Mitarbeiter...

...oder gibt es andere Aushilfen die von Zeit zu Zeit hier sind?<<

>>Fragen über Fragen hat er, aber darum stehen wir ja hier... ab und an kommt noch jemand, hilft etwas... ein Hausmädchen...<< brummelte Hans kaum verständlich.

>>Wer ist denn das...?<<

>>Das geht dich nichts an, und du brauchst es nicht zu wissen...<< kläffte es aus seinem Mund.

>>OK..<< Halldurson schüttelte den Kopf.

>>Jetzt erkläre ich dir was du zu tun hast und danach machen wir unseren kleinen Rundgang...<< Die dunkle Reibeisenstimme seines neuen „Chefs“ dröhnte in seinem Kopf herum. Er erzählte etwas von Betten beziehen, Flecken entfernen, Wischen, Putzen und Wienern. Was kam hier nur auf ihn zu, der Rundgang durch die untere Ebene versprach einiges und weckte aufs Neue seine Neugier.

>>Dann komm mit...<< Hans zog den Bauch ein, zwängte sich erneut durch die Holzschranke und deute mit dem Zeigefinger in die zu gehende Richtung.

>>Zur Wiederholung... der Zustand des Hotels ist so wie er ist, erwünscht... beziehungsweise, wurde von einigen Hotelgästen nachträglich bemängelt, den meisten ist es so gerade richtig.

Also werden wir uns demokratisch verhalten und uns der Masse der Zustimmenden zuwenden.

Die Masse, also der überwiegende Teil der Besucher die nun Regelmäßig zu unseren Stammgästen zählen, fand die Atmosphäre... „genial...“ wie sie sagten. Darum ließ ich alles etwas verkommen, es soll einen gewissen Grusel- ausstrahlen... verstanden?<<

>>Der Effekt ist dir gelungen Hans, also der gruselige Teil... auch mit dem Verkommen, dass toppt so schnell niemand.<< Jon nickte anerkennend, wusste aber noch nicht wirklich was er von all dem hier halten sollte.

Waren es doch nur Hirngespinste einiger Anwohner, missgünstige Neider, oder steckte doch mehr hinter diesen Fassaden? Gäste reisen an und nicht wieder ab?

Waren diese ominösen Gäste vielleicht zur nachtschlafenden Zeit abgereist? Im Hotel verschwunden? Ein Dämonenportal? Um das zu klären war er ja hier und begab sich weiter in seine Rolle als neuer treuer Hilfsarbeiter.

>>Tja, manches mal liegt das Geld einfach so auf der Straße. Da macht man mit Dreck Gewinn, schöne verrückte Welt, nicht war?<<

>>Da muss ich mich beim Putzen wohl zurück halten...<<

>>Papperlapapp... es gibt genug zu tun, wirst schon ausreichend Schwitzen, glaube mir.<<

Hans erklomm die ersten Stufen zum Untergeschoss.

Die alte Spinnenweb- behangene Holzwendeltreppe führte direkt in das gut ausgebaute Kellergewölbe.

„Tief unten flammten, nein, Korrektur... es flammte nichts auf...“dachte Jon, eigentlich änderte sich nur etwas der Zustand der Schwärze.

Kaum nennenswertes mattgelbes Lampenlicht erhellten das was es zu sehen gab wirklich nur spärlich.

Wände und Decken, alles mit Holz verkleidet.

Dazu die feuchte Wärme, man konnte den Schimmel hinter der Holzfassade förmlich schmecken... oder, wenn man die Ohren spitzte, hören wie er sekündlich weiter wuchs...

Elektrofackeln gab es an den Wänden, sie glimmten schwach vor sich hin, die Batterien sollten demnach schleunigst getauscht werden, wohl auch einer seiner zukünftigen Aufgaben. Den Bodenbelag mochte er nicht bei Tageslicht sehen, der reine Gedanke an den Zustand des Teppichs begrub bei ihm das Verlangen nach baldiger Nahrungsaufnahme.

>>Keine Angst, nur künstliche Spinnweben...<< grummelte Hans erneut und Jon konnte sich die Frage sparen, ob er den Spinnenbehang entfernen sollte.

Der Gang war gut drei Meter breit. Nach zehn Metern ging es rechts ab in den nächsten Gang und der hatte es in sich.

Jon war nicht in der Lage das Ende des Ganges zu sehen. Wohl auch den schlechten Lichtverhältnissen geschuldet.

>>Hier sind die ersten „Hotelzimmer“.

Zur Zeit haben wir zwei Pärchen hier. Ein weiteres Paar reist morgen an.<< erklärte Hans mit gedämpfter Stimme.

Kaum ein Geräusch entstand als sie den Weg weiter gingen.

>>Auf den einzelnen Zimmern gibt es keine Badezimmer oder Duschen. Leider existieren es nur Gemeinschaftsduschen, natürlich mit abgeschlossenen Kabinen.<<

>>Ok...<< gab Jon zurück und fing es langsam an zu bereuen, dass er seiner Meinung nach viel zu schnell „ja“ zur Übernahme des Falles sagte. Aber die Neugierde war einfach zu groß und es klang viel zu interessant und lies sich nur mit dem Hierbleiben bekämpfen.

>>Ich zeig dir jetzt mal eines der Aktivitätszimmer, aber nicht erschrecken...<<

In der Mitte des scheinbar unendlich langen Ganges blieb Hans plötzlich stehen.

>>Hier ist es...<<

Hans schloss die Tür auf und drückte sie nach innen. Das war nun also eines der „Aktivitätsräume“ und das erste was Jon bemerkte ohne das Hans das Licht oder wie man es nennen mochte, einschaltete... hier roch es penetrant nach Urin und zweifelsohne auch noch nach anderen Fäkalien.