Hirngeflüster - Carl R. Wolff - E-Book

Hirngeflüster E-Book

Carl R. Wolff

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Beschreibung

Diese friedlich, harmonievoll erscheinende Internet-Dating Welt. Menschen lernen sich kennen, sie treffen sich, verlieben sich. Wirklich friedlich und voller Harmonie? Ein verschmähter Liebhaber, sein Hobby um ein längst vergessenes Volk und ein Singleportal, sie wurden zu Werkzeugen seiner perfiden Spielchen. Ganz langsam verschlangen seine perversen Fantastereien Mensch um Mensch, sie verfingen sich im wilden Strudel aus Liebe, Sex und Verzweiflung. Auch die Liebe suchenden Katharina und Alexander, sowie ein Aachener Ermittlertrio, waren außerstande sich dem Ereignishorizont zu entziehen. Hier regierte nicht mehr die Normalität. Was blieb, war das Chaos...

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Seitenzahl: 365

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Diese friedlich, harmonivoll erscheinende Internet-Dating

Welt.

Menschen lernen sich kennen, sie treffen sich, verlieben sich.

Wirklich friedlich und voller Harmonie?

Ein verschmähter Liebhaber, sein Hobby um ein längst

vergessenes Volk und ein Singleportal, sie wurden zu

Werkzeugen seiner perfiden Spielchen.

Ganz langsam verschlangen seine perversen Fantastereien

Mensch um Mensch, sie verfingen sich im wilden Strudel aus

Liebe, Sex und Verzweiflung.

Auch die Liebe suchenden Katharina und Alexander, sowie ein

Aachener Ermittlertrio, waren außerstande sich dem

Ereignishorizont zu entziehen.

Hier regierte nicht mehr die Normalität.

Was blieb, war das Chaos...

Kapitelübersicht:

Kapitel 1 Galaxie of Love

Kapitel 2 Begierde

Kapitel 3 Susanne

Kapitel 4 Erste Begegnung

Kapitel 5 Wollust

Kapitel 6 Verschwörungstheorien I

Kapitel 7 Erwachen

Kapitel 8 Verschwörungstheorien II

Kapitel 9 Evelyn

Kapitel 10 Verlockung

Kapitel 11 Albtraum im Piazza Rossa Berlin

Kapitel 12 Ermittlungen

Kapitel 13 Verführung

Kapitel 14 Püppchen

Kapitel 15 Kalte Fakten

Kapitel 16 Tod im Alcazar

Kapitel 17 Feierabend

Kapitel 18 Katharina & Alexander

Kapitel 19 Kopfwäsche

Kapitel 20 Alte Wölfe sterben einsam

Kapitel 21 Chaos

Kapitel 22 Offene Wunden

Kapitel 23 Vorahnungen

Kapitel 24 Der lange Weg

Kapitel 25 Erinnerung

Kapitel 26 Das Hotelzimmer in Orvieto

Kapitel 27 Über den Wolken

Kapitel 28 Befreiung

Kapitel 29 Endspiel

Kommt Herbei...

All ihr unter Zurückhaltung leidende oder doch bereits gemeldete

Protagonisten und Antagonisten, Profiteure, Verlierer, Vergessene,

der Verrohung einer wohl Kapital geprägten, verschnellten,

gnadenlosen Ellenbogengesellschaft.

Euer verzweifelter Schrei nach Liebe, Geborgenheit, Zärtlichkeit oder

gar Abenteuer?

Findet hier Gehör.

Entschnellt Euer Leben, hört auf Euer Herz.

Galaxie of Love...

Der Singeltreff

365 Tage im Jahr online!

Seit willkommen im virtuellen Universum der gefolterten Herzen

und genarbten Seelen.

Tritt ein und verabschiede Deinen Schmerz...

Prolog:

Ferne Stimmen in dunkelster Nacht,

vergessene Schatten zum Leben erwacht.

Vier rote Lichter in der Ferne verloren,

tief in Mutter Erden Schoß verborgen.

Wild triumphierend tanzend,

das Zeitentor zersprang.

Das dämonisch-göttliche Spiel begann...

Abgrundtief schwarzes Nichts, was allmählich verblasste, schuf Platz für graue, vertrautere Schatten. Noch vom unruhig honigsüßen Schlaf wohlig benommen, öffnete Katharina langsam ihre Augen.

Etwas störte, riss sie aus einem wunderschönen Traum... oder träumte sie etwa immer noch?

Sie lag im Bett, auf dem Rücken, blickte hinauf zur Zimmerdecke, eigentlich wirkte alles normal. Dennoch... irgendetwas war heute anders.

Es schimmerte ein fremdes, unbekanntes orange-rotes Licht über ihr. „Wie die ersten Strahlen einer wunderbar aufgehenden Sonne... dämmert bereits der frühe Morgen?“ grübelte Kathi immer noch schlaftrunken. Der sehr schwere, aus kobaltblauem Stoff gefertigte Fensterbehang, ließ für gewöhnlich keinerlei störenden Straßenlampen- oder gar romantisch anmutenden Mondschein zur Nacht passieren. Was war also der Grund?

Ihr Körper fühlte sich träge und fiebrig an, als wäre er mit heißem Quecksilber vergossen, dicke Schweißperlen klebten auf ihrer Stirn. Nur mit einer übermenschlichen Anstrengung schaffte sie es ihren Kopf etwas nach rechts zu drehen.

Der Schreck war gigantisch...

Ströme aus Tränen der Hilflosigkeit flossen aus ihren Augen. Das imaginäre, flüssige Metall in ihren Venen erstarrte, Schweißtropfen verwandelten sich zu salzigem Eis...

Keine noch so kleine Regung wollte ihr gelingen, starr vor Angst, musste sie zwanghaft das betrachten was neben ihr lag.

Ein kahlköpfiger älterer, nackter Mann.

Lang hing seine schwarze Zunge unnatürlich weit zwischen den wulstigen, rissigen Lippen hervor, als versuchte er sich das stoppelige, unrasierte Kinn zu lecken. Der Schädel erstrahlte von innen heraus in dunklem Rot, wohl der Grund für das rätselhafte Deckenlicht... hell leuchtete es jetzt auch aus den weit aufgerissenen Mund und augenlosen Höhlen. Eng um seinen dürren Hals gewickelt, glühte eine schmale geflochtene neonfarbene Kordel.

Ihr Entsetzten steigerte sich ins Unermessliche als Kathi erkannte, dass die Bauchdecke des Körpers zur Seite geklappt war. Blutfontänen schossen pulsierend aus zerschnittenen Adern und Venen der Wunde… auf seinen hoch erhobenen Händen lag bluttriefend ein großes Stück dunkles Fleisch...? Sein Herz, seine Leber??

“Mi marisch... mi aisna...” wehte ihr eine raue, kaum hörbare Stimme entgegen.

Katharina schrie...

Das Licht im Inneren wurde apokalyptisch hell, blendete, peinigte, verschlang sie und explodierte.

Trippelnde Schritte... ein Kind weinte, eine Tür knallte ins Schloss.

Dunkelheit...

XXX

Kapitel 1: Galaxy of Love

Porta Westfalica Montag 7. Dezember 23:30Uhr

Ein Schneesturm tobte über das Land.

Böe um Böe peitschte der Wind die weiße Flockenwand vor sich her, zerrte brutal an winterlich, blattlosen Bäumen, rüttelte wild an vereisten Häuserfassaden, erschütterte sie dabei in ihren Grundfesten, vertrieb und fegte die Menschen von den Straßen und Plätzen.

Nur wenige Fahrzeuge mit wohl äußerst mutigen Insassen versuchten sich den entfesselten Naturgewalten entgegen zu stellen, größtenteils mit nur mäßigem Erfolg.

Hoch oben auf dem Findelberg, in einem uralten und verwunschen wirkenden Haus, mietete sich Alexander Kohnen schon vor geraumer Zeit eine im Erdgeschoss gelegene Wohnung an. Es sollte ein unerwarteter Glücksgriff sein, so stand das Obergeschoss leer und er wohnte hier praktisch allein.

Das Grundstück blieb dank des schon waldähnlichen und parallel zum Gehweg verlaufenden Fichtenbestandes von der Straßenseite her kaum einsehbar. Es lag dadurch wünschenswert versteckt. Ein natürlicher Sichtschutz vor allzu neugierigen Blicken, was ihm durchaus sehr gefiel. Der frisch gefallene, glitzernde Schnee auf dem Grundstück, die weiß überzuckerten Bäume, sorgten für ein friedliches, vorweihnachtliches Bild. Die sechs auf dem schmalen Weg zum Hauseingang verteilten Barocklaternen leuchteten in mattem gelblichen Schein, schufen dekorative Lichtinseln und schenkten dem Anwesen ein würdevolles, herrschaftliches Ambiente. Eine Industriellenfamilie bewohnte das Herrenhaus noch bis vor ein paar Jahren.

Durch zugesagter Mitarbeit in der Pflege, Reinigung und Instandhaltung des Haus und Gartens, vermochte Alexander den Mietzins auf ein für ihn erträgliches und vor allem finanzierbares Niveau zu drücken.

Mit schnellen Schritten näherte sich unaufhaltsam der Abend und löste die graue Dämmerung ab, die schwarze Nacht eroberte das Land. Bitterkalt war es draußen, es stürmte fürchterlich. Der Eiswind tobte um das alte Haus, verfing sich dabei in Ritzen und Mauervorsprüngen und sang dabei sein einsames, trauriges Lied. Wann zuletzt hatte es auf dem Punkt Anfang Dezember geschneit? Eine geschlossene Schneedecke, Verkehrschaos und Rutschpartie mit allem Drum und Dran. Seit Stunden schon saß Alexander mit geröteten, brennenden Augen am Computer, die Mitternacht näherte sich bereits. Sein Laptop und er selber brauchten dringend eine Pause.

Ungeduldig trippelten seine Finger auf der Schreibtischplatte herum. Die immer wieder einmal schwächelnde Funk-Onlineverbindung verhinderte ein schnelleres öffnen der letzten Mail in seinem Postfach. Mit klopfendem Herzen wartete Alex auf die Zeilen einer seiner Angebeteten.

Guten Abend mein liebster Unbekannter, nun ist es so weit, endlich können wir unsere sanft aufblühende Beziehung vertiefen. Morgen Nachmittag also... Ich kann es kaum noch abwarten und wünsche mir sehnlichst, dass Du endlich bei mir bist... Du weißt doch hoffentlich noch, was ich für Dich tragen werde? Mein nachträgliches Nikolaus Geschenk, ich werde sehr sexy aussehen... nur für Dich und das ist ein Versprechen. Eine gute Nacht wünsche ich Dir. Einen lieben, zärtlichen Schmatzer, träume süß... träume von mir...

Deine Susi

Lachend sprang er von seinem alten Schreibtischstuhl auf, der zur Seite kippte und krachend zu Boden fiel, applaudierte sich selber und fing leichtfüßig zu tänzeln an.

Immer schneller und schneller sich drehend, bis der Schwindel oder der Alkohol?... ihn neben seinem Sitzmöbel warf. Der dicke, weiche und im fahlen Licht gräulich, fleckig wirkende Orientteppich dämpfte den Aufprall. Auf dem Rücken blieb Alexander liegen und lachte immer noch.

“Es klappt doch immer wieder... diese süßen, ahnungslosen Schäfchen. Warum geht das nur so einfach?” lachte er laut auf. Wie ein großer Fischteich eines Züchters, vollgestopft mit braunschuppigen Forellen, blonden Karpfen und herrlich rosahäutigen Lachsen, mit den Händen konnte man sie willig aus dem Wasser ziehen... “Eine super Erfindung, dieses Internet.” stellte Alex nüchtern, (oder doch nicht mehr so nüchtern) fest.

Er freute sich auf dieses Date. Vielleicht fand er bei Susi, was er so lang suchte... die Liebe...

Ja, die Liebe, die Leidenschaft...

War doch die Liebe nicht die größte Geißel der Menschheit? Ging es uns nicht bald so wie den Bewohnern des Planeten Vulcan?

Alex musste Schmunzeln als er daran dachte. Ja, ein ganzes Leben ohne Emotionen, wie langweilig so etwas doch wäre... Hatten Religionen schon gewonnen? Konnten wir Menschen wirklich nur noch in Frieden miteinander, nebeneinander koexistieren, wenn es Emotionen nicht mehr gab, man Gefühle unterdrückte, oder gar bei Todesstrafe verbot?

Stirbt die Liebe, so stirbt die Menschheit...

Dunkle Nischen in seinem geräumigen Wohnzimmer und sehr warm, schon beinahe zu warm.

Nur sein Laptop und das flammende Feuer, Herz der ewigen Hölle, spendeten Licht, ließ Schatten eilig über Wände huschen und zuckend ihren Tango tanzen. Dabei prasselte und knackte es im offenen Kamin, sorgte für eine romantisch, wohlige Behaglichkeit, sorgte dabei auch für einen angenehmen Gestank nach schwarz verkohlter Buche.

So langsam konnte er sich wieder beruhigen, schüttelte seine Grübeleien ab und stand wie von Fäden gezogen schwankend auf. Unternehmerisch und emotionsgeladen stolzierte er schließlich wieder Richtung Schreibtisch. Die Literflasche billigen Merlots auf dem kleinen runden Glastisch daneben war bereits zu zwei Drittel geleert. Ein blass-roter, verschwommener Kreis markierte den genauen Standort des Weinglases, was noch gut gefüllt da stand, fasste es am schlanken Stiel und leerte schlurfend den Inhalt mit einem ordentlichen Schluck.

Seine Gedanken schweiften abermals ab... zurück in die Vergangenheit...

Alexander bewohnte die Fünfzimmerwohnung allein. Seine Beziehung vor Monaten längst zerbrochen. Nichts erinnerte mehr an sein fortgezogenes Glück, alle lieb gewonnenen Gegenstände waren zerschlagen, aus seinem Gedächtnis verbannt, für immer... tja, wenn es so einfach wäre... sechzehn Jahre teilte man Freud und Leid, ging durch Dick und Dünn, weinte und lachte miteinander. Dann schlich sich nach so langer Zeit doch noch der graue Alltag ein. Wurde ein einfaches Frühstück am Sonntag zur stillen Qual. Man lebte nebeneinander, nicht miteinander. Nichts körperliches mehr. Keine Gespräche, kaltes Schweigen. Morgens ein Hallo, abends ein gute Nacht. Das war alles.

Der gewaltige Eisblock zwischen ihren Herzen hätte gereicht, um zwei Mal die Titanic zu versenken.

Die gewachsene Seelenkälte vertrieb auch noch die letzten übrig gebliebenen Freunde und Bekannte. Zu zweit allein. Es war vollbracht.

Eine Geisterliebe...

Sicher hatte auch Alex Fehler gemacht, dass mochte er sich ehrlich eingestehen. Für eine gescheiterte Beziehung war selten einer allein zuständig. Eine sehr erwachsene Erkenntnis.

Als schlussendlich bei ihm auch noch das Geld und der Erfolg ausblieben, wurde er kalt fallen gelassen wie nasses, totes Laub im Oktobersturm. Das ist nun bereits über zwei Jahre her. Seinen Job verlor er im Zuge einer Unternehmensstraffung und seine, für ihn durchaus lukrative Geschäftsidee, wurde zum Spielball der Banken, Behörden, Vorschriften und zerplatzte wie eine bunte übergroße Seifenblase im stacheligen Kakteenfeld. Die Zukunftsaussichten waren auch nicht mehr das was er sich vorgestellt hatte. Doch das Wort “Aufgeben” kam in seinem Sprachgebrauch nicht vor, das redete er sich jedenfalls ein. Immer wieder der mühselige Versuch etwas auf die Beine zu stellen. Sich lethargisch fallen lassen, das konnte er nicht.

Irgendwann einmal, nur einmal wollte Alexander der Gewinner sein. In den Sonnenuntergang fahren und einmal das Wort “Yes” herausschreien... ich habe es geschafft, ich habe gewonnen.

Mit seinen sechsundvierzig Jahren gehörte er zwar noch lange nicht zum alten Eisen, doch so langsam musste ihm etwas gelingen. Zur Zeit sammelte, kaufte und verkaufte er Münzen, schlug sich auch mit Börsentermingeschäften durchs Leben. Ein kleiner Gewinn hier, ein kleiner Verlust da. Letztendlich reichte es zum Überleben.

Einen neuen Impuls, frischen Wind brauchte sein Leben, zumindest erst einmal sein Sexleben oder wollte er sich einfach nur an der Frauenwelt rächen? Alex zuckte mit den Schultern.

Vielleicht wurde es eine Mischung aus beidem.

Wie fühlte sich noch die wahre Liebe an?

Er hatte es vergessen...

Alle guten Vorsätze jedoch halfen irgendwann auch nichts mehr. Die Depressionen und der tägliche Alkohol zerstörten jeden hoffnungsfrohen Fortschritt im Ansatz. Der Zerfall seines Selbst begann schleichend und nahm stetig zu.

So konzentrierte Alexander sich auf das, was er noch einigermaßen kontrollieren konnte, ihm Abwechslung und Spaß bereitete, die Frauensuche.

Diese Internet-Partnervermittlung kannte er aus dem Fernsehen. Galaxy of Love. Die Werbung hörte sich vielversprechend an, und ein kleiner Versuch konnte ja vermutlich nicht schaden. Also meldete Alexander sich unter falscher Identität und Namen vor drei Wochen probehalber einmal an.

Auch die Tatsache, dass er im “normalen Leben” niemals so eine Menge, eine Masse von potenziell zum Date bereite Frauen getroffen hätte, spornte und trieb ihn an.

Sein Pseudonym „Sommerherz...“

Sein Profilfoto „fertigte“ Alexander vor dem Spiegel.

Das harte Halogenlicht ließ sein Gesicht etwas kantiger erscheinen, der Hintergrund verschwand im Schatten.

Das eingestellte Foto konnte sich sehen lassen und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.

“Suche sportliche, jung gebliebene Frauen zwischen fünfunddreißig und neunundvierzig Jahren, blond, braun, schwarz, nichtraucherin, für eine feste Beziehung”.

Diese Zeilen und viel mehr konnte die Damenwelt, unter anderem, in seinem für alle sichtbaren Profil erlesen.

Außerdem durften natürlich verschiedene Angaben wie Daten zum äußeren Erscheinungsbild, Neigungen, sportliche Aktivitäten, Hobbys und so weiter, nicht fehlen.

Das Foto jedoch blieb das wichtigste Kriterium. Jeder Kontakt minimierte sich zunächst auf das Wesentliche, den visuellen Eindruck eben. Sicher ein übrig gebliebenes Relikt der Steinzeit, wo doch heutzutage überwiegend oder ausschließlich, nur die inneren Werte zählten. Ja, ja, wer es glauben möchte...

Profil um Profil saugte Alexander in sich auf und schrieb Dutzende von Frauen an. Blond, Braun, Schwarz, rothaarig, klein oder groß, eigentlich war ihm alles egal. Nur Kinder durften sie keine haben und eine gewisse Kilo-zahl, bei entsprechender Größe natürlich, nicht überschreiten. Auswahl gab es genug. Der Vergleich mit einem türkischen Basar konnte locker standhalten. Hier wurde die lebende Ware Frau und Mann kalt zum Handel angepriesen und jedes Mittel schien gerechtfertigt zu sein, um sich handelseinig zu werden. Bei den Angaben zur Person wurde teilweise gelogen, dass sich nicht nur Balken und Fußnägel zu Spiralen aufbogen. Jeder versuchte seine „Bewerbung“ im besten Lichte zu Präsentieren, sein gescheitertes Liebesleben hinter sich zu lassen und neu zu Starten. Welch aussichtsloses Unterfangen...

Im Angesicht der enormen Schlagzahl seiner Postings und Nachrichten war sein Postfach immer recht gut gefüllt. Natürlich hagelte es auch Absagen, doch damit kam Alex sehr gut zurecht.

Susanne.

Eine nette Frau aus Kassel, ebenfalls sechsundvierzig Jahre alt, mit dunkelbraunen, langen, lockigen Haaren, hatte es ihm angetan. Die Entfernung war ihm eigentlich egal. Doch eine gewisse räumliche Grenze gab es schon.

Es kam auch immer ein wenig auf den jeweiligen Frauentyp an. Für manch eine Dame lohnte es sich etwas weiter ins Land zu fahren. Jedoch München, da hörte der Spaß auf... das wäre dann doch eine Nuance zu weit entfernt.

Sie hatten mittlerweile zwei oder drei Mal miteinander telefoniert. Ihre Stimme klang zart und hörte sich warm an, doch neigte sie dazu einem permanent ins Wort zu fallen. Alexander schob es auf die anfängliche Nervosität.

„Das was er mit ihr vorhatte, da kam sie sowieso nicht zum Reden...“ dachte er und grinste dabei teuflisch...

Behutsamer Umgang mit Informationen zur eigenen Person im Internet, nichts lag Alex mehr am Herzen. Niemals zu viel über sich, seinem Leben, Hobbys, seinen Neigungen preisgeben. Was überhaupt nicht ging, Handynummern herausgeben, so das eine dritte Person eventuell Rückschlüsse auf die Wohnanschrift oder den Namen ziehen konnte, jedenfalls nicht sofort. Doch besaß er noch extra für dieses Vorhaben, eine ältere SIM-Karte die noch nicht im Internet angemeldet werden musste und konnte die Nummer bedenkenlos verraten. Es gab noch die Funkortung, nur wer machte sich die Mühe...

Mit einem kleinen raffinierte Trick hatte Alexander es geschafft sich eine “Fake-Webadresse” inklusive einer Scheinanschrift zu erschwindeln. Vielleicht wirkte es ein wenig übertrieben, doch wurde man nicht täglich gewarnt, vor Abzockern im WWW? Und mit seiner Methode glaubte er sich letztendlich auf der sicheren Seite.

In einem Land, in dem die “scheinbare Sicherheit” immer mehr zu einem käuflichen Gut verkam, musste man versuchen sich so gut es eben ging selber zu schützen. Überall steckten „Sie“ doch mit ihren Abhörgeräten und Scannern um „ihn“ zu beobachten, auszuspionieren, zu durchleuchten...

Alles unter dem patriotischen Deckmantel der Terrorabwehr.

Wie sträflich nachlässig gerade sehr viele Damen mit ihren persönlichen Daten und der damit einhergehenden eigenen Sicherheit umgingen, das war der pure Leichtsinn... einfach unglaublich, unverständlich, nicht nachvollziehbar.

Auch war aus vielen Chatgesprächen die er führte herauszulesen, wie manche Männer sich den Frauen gegenüber benahmen.

Eben wie die Berühmte “Axt im Walde”. So erzählten sie von Dates, die nach dem dritten Satz nur noch auf das “Eine” abzielten. Ohne Umschweife kam “Mann” direkt zum Punkt. Doch aus eigener Erfahrung wusste er nur zu gut, dass gewisse Frauen “Das” auch ganz gut konnten...

Alexander verstand es sehr schnell, seine Taktik und Vorgehensweise bestimmten Damen anzupassen. War sie ein Hausmütterchen, die Intellektuelle oder vielleicht eine Mischung aus beidem?

Das wichtigste Kriterium neben dem Foto, natürlich die beruflichen Angaben. Im Profil musste Bankmanager, Unternehmer oder Angestellter im öffentlichen Dienst zu lesen sein. Am besten noch mit dem Porsche im Hintergrund eines Fotos. Daraufhin konnte “Mann” sich wirklich benehmen wie das Schwein im Stall oder Aussehen wie der berühmte Räuber Hotzenplotz, da war plötzlich alles Andere zweitrangig. Danach nur noch zwei, drei Nachrichten austauschen, einfach nur schreiben, wie wunderhübsch umwerfend ihre Fotos waren, dass verzaubernde, ansteckende Lächeln.

Jeder Sternenglanz verblasste, verbrannte im Diamantfeuer ihrer Augen aus Tausend und einer Nacht... ein intelligenter Satz zur Tagespolitik, etwas Literatur, Theater, eine Frage dabei, was sie den Tag so gemacht hatte...

Alles mit leicht dosiertem (nicht zu viel!!!) Süßholz garnieren und schon kamen die Damen und Daten von ganz allein.

Das ganze Leben und mehr wurde einem nach dem ersten, zweiten Telefonat angetragen. Der Nachname, der genaue Wohnort, die Größe der Wohnung, Kosten, Essgewohnheiten, wie viele Kinder, wie lange verheiratet... warum und wann sie sich getrennt hatten, selbst intimste und untergürtelligste Geheimnisse des Schlafzimmers wurden ohne Druck preisgegeben. Das wäre ein Rezept für einen One Night Stand, nur war diese ausgeklügelte Masche nicht seine Art. Alexander bevorzugte die ehrliche Vorgehensweise, und natürlich funktionierte diese “Methode” nicht bei jedem Objekt der Begierde. Manches mal biss er, bis zum ersten Morgengrauen, auf hartem Granit. Vielleicht mochten einige wenige Frauen doch gern belogen werden?

So war es ihm möglich einzutauchen, zu baden, in dem riesigen Pool aus potenzieller Liebe, Lust und Leidenschaft.

Diese Dating oder Singletreffportale mussten seiner Ansicht nach viel mehr unternehmen, um einen gewissen Grundschutz, wenigstens für die Damen der Schöpfung zu gewährleisten. Kriminellen Machenschaften waren hier doch Tür und Tor weit geöffnet. Wäre es denn zu viel verlangt bei einer Anmeldung, ein persönliches Führungszeugnis vorzulegen? Und ein “Date” müsste bei dem jeweiligen Betreiber des Portals angezeigt werden, zum Schutz der Mitglieder. Übertrieben?

Ihm konnte es egal sein, ein Bösewicht war er nicht, oder noch nicht? Vielleicht ein Liebespirat oder besser... ein Sexpirat...?

“Keine Angst verehrte Damen, der Wind steht günstig, hoch die weißen Segel, auf Piraten der Herzen... johooo um die Welt... “ lallte er, die Hände zum Schalltrichter um den Mund gelegt.

Ungewöhnlich freizügig zeigte sich auch Susanne mit ihren Daten und Fotos.

Die komplette Anschrift, Wohnungseinrichtung, private Telefonnummer alles war ihm bestens bekannt und das nicht nur bei Susanne. Vier weitere Kandidatinnen standen zur Auswahl. Evelyn wohnte in Berlin, Milena in Hannover, Petra in Hamburg und Katharina in Köln.

Mit Evelyn verbrachte Alexander bereits ein erstes „Abtasten“ hinter sich. Eine beinahe Katastrophe, doch das zweite Treffen gab es schon in zwei Tagen.

Jedes Profil dieser Frauen kannte er beinahe auswendig. Auch ihre Stimmen waren ihm bekannt, Fotos sowieso. Die kleine braunhaarige Katharina aus Köln belegte bei ihm den ersten Platz. Nach Susanne musste Alexander sich unbedingt mit ihr treffen, doch sträubte sie sich noch ein wenig. Angeblich hätte Kathi viel zu tun, war nicht gut drauf, schlief nicht viel und so weiter... nur eine Ausrede?

Das leere Glas nach-schenkend, grübelte er über die Kölnerin nach.

Eine wundervolle Frau. Braunes, weit über die Schulter fallendes, glattes Haar, nicht gerade groß mit ihren Einmeterachtundfünfzig aber gerade das reizte ihn an dieser hübschen Frau.

Diese großen Reh-braunen, ausdrucksstarken Augen... diese zierliche Stupsnase, das schmale Gesicht. Vielleicht war es nur Einbildung, doch er glaubte, er hätte sie irgendwo schon einmal gesehen.

Nach dem viel zu hastig getrunkenen Schluck Rotwein brannte seine Kehle lichterloh und aß zum Ablöschen schnell ein Stückchen Käse hinterher. Der mittelalte, zu augenlosen Würfeln geschnittene Gouda steckte an einem Plastikspieß, garniert mit einer kernlosen grünen Weintraube und stach sich bei dem Versuch den Mund zu treffen in die Oberlippe.

Nach einem laut gebrüllten Kraftausdruck starrte Alexander weiter kauend auf dem Bildschirm und rief das Profil mit dem Foto der wunderhübschen Katharina auf. Es ließ ihn nicht los, wo habe ich diese Frau schon einmal gesehen? Im Fernsehen? Zeitschrift? Ladentheke? Viele Fragen, keine Antworten. So fiel seine Aufmerksamkeit wieder auf Susanne.

Gegen vierzehn Uhr wollte Alexander los fahren, gegen sechzehn Uhr müsste er sein Ziel, je nach Wetterverhältnissen, erreicht haben. Kassel war nun mal kein Steinwurf entfernt.

Langsam wurde es Zeit für ihn ins Bett zu gehen. Die restlichen Vorbereitungen konnte er morgen erledigen. Die Kerzen im Wohnzimmer löschen, die Kamintüren schließen. Schließlich schlurfte Alexander selig angetrunken ins angrenzende Schlafzimmer, warf sich angezogen auf sein kuscheliges Bett. Keine zehn Sekunden später schlief er ein, und träumte von einer wilden, ausschweifenden Nacht mit Susanne.

XXX

Kapitel 2: Begierde

Köln Eschweiler-Straße 16 Montag 7. Dezember 10:25Uhr

Normalerweise fiel Jennifer so etwas im Traum nicht ein.

Doch, die sechzig Euro in der Geldbörse ihrer Mutter lächelten sie unglaublich verführerisch an. Außerdem war der Betrag gut angelegt, so brauchte sie das Geld für ein passendes Weihnachtsgeschenk an Oma. Genau das wollte sie gleich besorgen, in der traumhaften und wunderschönen Kölner Altstadt, mit den endlos langen verführerischen Einkaufsmeilen. Hier stand zur Auswahl natürlich die Hohe-Straße, die lebhafte, immer gut besuchte Schildergasse, oder im wuselig, künstlerisch angehauchtem Belgischen-Viertel. Etwas westlich der Altstadt, die Breite-Straße, die Brüsseler-Straße oder die Ehrengasse, hier reihte sich Geschäft an Geschäft und Boutique an Boutique.

Ihre Mutter wollte und mochte Jenny nicht nach dem Geld fragen. Seit Wochen war Maam kaum ansprechbar, gereizt, genervt, wanderte nachts unruhig in der Wohnung umher. Etwas Schlimmes musste ihr passiert sein, litt sie an Depressionen oder gar Schlimmeren? Eine Menge Ärzte suchte ihre Mutter auf, doch niemand konnte wirklich helfen. Schlaftabletten und tröstende Worte waren alles was die Götter in Weiß zurzeit machen konnten. Einer dieser Weißkittel schickte Maam zu einem guten Freund und Kollegen, einem Psychotherapeuten oder so, zwei bis drei Mal die Woche hatte sie einen Termin, mit Jennifer sprach sie aber selten darüber. Seit gut vier oder fünf Wochen war es besonders schlimm, und ihre Launen kaum noch zu ertragen.

Im schmalen Flur vor dem großen Garderobenspiegel stand Jenny nun und musterte ihr Outfit. Sie war eine modebewusste junge Frau, gern zog sie sich elegant an.

Das lilafarbene Melrose langarm Strickkleid, die schwarze blickdichte Baumwollstrumpfhose ihrer Mutter (pssst... nur geliehen...) ein Muss bei dem Wetter. Flache passende Stiefel, dazu der schwarze, knielange warm gefütterte Buffalo Mantel, und als Farbtupfer zum Schluss die weiße Ballonstrickmütze.

Eine tolle Figur sah Jenny. Schlank und groß, sie überragte ihre Mutter um fast einen Kopf, die Größe musste sie demnach von ihrem Dad bekommen haben. Dennoch viel zu dünn. Bei ihren Einmeter-vierundsiebzig wog Jennifer “nur” ganze magere zweiundfünfzig Kilogramm. Ihr Hausarzt hob schon derweil des Öfteren mahnend den Zeigefinger. Ihr Busen dagegen war dabei das genaue Gegenteil. Eine recht ansehnliche Größe, da war gentechnisch ihre Maam wohl Schuld daran, und hatte in ihrer Abi-Klasse sicher so manch männlichem Kommilitonen schlaflose Nächte oder gar feuchte Träume beschert. Unter den gelegentlichen fiesen, abschätzenden Blicken der Jungs litt Jenny Höllenqualen, stecken die Spinner tuschelnd ihre Köpfe zusammen und viel zu oft hatte sie in den vergangenen Monaten deshalb bitterlich geweint. Nicht selten wurde die Aufmerksamkeit in der lieben “Männerwelt” auf ihre körperlichen Reize, eben der herausragenden Oberweite minimiert. Doch das war Vergangenheit, die Tage wo sie stolz auf ihre Figur sein konnte, waren nun in der Mehrzahl und so setzte Jenny geschickt ihre fraulichen Rundungen selbstbewusst in Szene. Die “Eroberer” standen mittlerweile Schlange und überhäuften sie mit zuckersüßen Komplimenten. Ein paar Klamotten zum Wechseln hatte Jenny in ihrer großen Ledertasche verstaut, denn sie übernachtete ein weiteres Mal bei Oma, wie so viele Tage zuvor. Maam schenkte ihr kaum oder nur noch wenig Beachtung. Bei Oma war es anders, dort fühlte sie sich geborgen und wohl, jedenfalls im Moment.

Jetzt konnte es endlich losgehen.

>Ich gehe jetzt zu Oma!! OK?< rief Jennifer laut und schulterte dabei ihre Tasche.

>Jaha... ist guhuut. Bis später, und ruf mich bitte an wenn du angekommen bist und sag mir wann du wieder zurückkommen möchtest.< rief Katharina ihrer hübschen Teenagertochter hinterher.

Eine Tüte raschelte, ein Schlüsselbund klingelte, und die Haustür wurde mit einem Klack sanft in das Schloss gezogen.

Katharina hielt den Atem an.

Kam ihre Tochter doch noch einmal zurück? Sie lauschte sekundenlang in die Stille hinein, doch nichts geschah.

Die Tür blieb verschlossen.

Nur das feine, ferne Rauschen der Fahrzeuge draußen war als leises stetes Hintergrundgeräusch, durch die angeblich neuen, schalldichten und sehr teuren Fenster zu hören.

Endlich allein...

Erleichtert klappte sie das Laptop wieder auf. Ihre Jenny würde erst morgen nach Hause kommen. Sie war gerade siebzehn geworden und Oma hielt noch einige Geschenke in der Hinterhand. Bestellungen, die viel zu spät geliefert wurden. Ihr Töchterchen würde sich bestimmt freuen.

Eigentlich war Katharina froh darüber, dass Oma sich in dieser Zeit etwas mehr um Jenny kümmerte. Sie selbst quälten im Moment andere Probleme und stand ihrer Tochter vermutlich nur im Weg. Außerdem endete jede zweite Diskussion in einem handfesten Streit. Kathis Nerven lagen einfach blank.

Der Bildschirm wurde hell. Das was zu sehen war ließ ihr Herz augenblicklich schneller schlagen.

Ja, endlich allein... seit zwei Stunden sehnte sie sich danach was jetzt kommen sollte. Jede Faser in ihrem Körper vibrierte wie die hart angeschlagene Saite einer Harfe.

Seit einigen Wochen ging es nun schon so. Mit Krankschreibungen und Urlaub brauchte Kahti dieses Jahr nicht mehr zu arbeiten. Der Hausarzt und ein weiterer Kollege wussten nicht weiter.

Litt sie an dem berühmten Burn-out Syndrom? Einen Psychologen sollte sie aufsuchen, hatte auch gleich eine entsprechende Adresse bekommen. Albträume nahmen oft Besitz von ihr. Ja, es waren sich ständig wiederholende “Sexalbträume”.

Abartigste Visionen menschlicher Gelüste, immer und immer wieder, nächtelang. Die qualvolle süße, fiebrige, zitternde Lust, wie von einem Dämon besessen, überfiel sie nun täglich in jeder Situation. Schwer, ja beinahe unmöglich wurde es für sie, sich auf die Dinge des normalen Alltags zu konzentrieren. Es passierte einfach, kam über sie wie ein Raubüberfall. Sich gegen diese Art von “Sucht” zu wehren, hatte nur am Anfang geklappt. Ihre “Festung” wurde eingenommen, einfach überrannt, nun ließ sie es einfach ein weiteres Mal geschehen, kämpfte nicht mehr dagegen an, auch jetzt wieder und etwas Starkes zur Betäubung musste her.

Der silberfarbene Schraubverschluss der halb- Liter Flasche feinsten Wodkas, den sie in weiser Voraussicht gut versteckt hatte, kratze beim Öffnen am Glashals, gab ein Gänsehaut erregendes Geräusch von sich, erinnerte sehr stark an kreischende Fingernägel auf der Kreidetafel... sie schüttelte sich. Kathi nahm einen sehr, sehr kräftigen Schluck und einen zweiten viel größeren hinterher, verstaute danach die Flasche mit dem viel zu warmen Inhalt im Holzschubfach ihres wuchtigen Eichenschreibtisches. Das farblose Getränk brannte sich den Weg bis zum Magen frei, und sterilisierte dabei ihre Speiseröhre. Sie musste husten.

>Morgen Abend sehe ich dich Süßer...< Ihre vom Wodka betäubten Stimmbänder klangen heiser und langsam fuhr Kathi die Konturen des Bildes, was der Monitor ihres Laptops zeigte, mit dem Zeigefinger nach.

Heiß war Katharina auf das Treffen... heiß, zu heiß... etwas schien in ihr zu kochen, wie in einem alten Dampfkessel.

Es brodelte, Druck, Spannung baute sich auf, wollte sich entladen und ein wohliges Gefühl breitete sich in ihren Eingeweiden aus, der gute Alkohol tat sein übriges.

Das Bild weiter verträumt lächelnd betrachtend, krabbelte ihre rechte Hand langsam hinab, schob sich genüsslich den kurzen, schwarzen Mini etwas herauf, eine Strumpfhose trug sie nicht und zog an ihrem schneeweißen String. In den Kniekehlen blieb er schließlich hängen. Sie hob ihre Beine an, platzierte ihre schmalen nackten Füße auf die Kante des Schreibtisches. Ihr Mittelfinger fuhr vom Knie aufwärts über ihre glatte glänzende, frisch rasierte Haut am Oberschenkel entlang, tastete nun sekundenlang herum um das leicht geschwollene Zentrum ihrer Lust, dann tauchte er zielstrebig hinein ins Glück. Feucht warme und weiche, weibliche Herrlichkeit... Katharina zitterte, verdrehte die Augen, stöhnte kurz auf, presste ihre Beine zusammen. Sie musste sich dem Rausch hingeben, sich ihm sklavisch unterwerfen. Warum tat es nur sooooo guuuuut...

Doch das war ihr jetzt längst nicht genug. Vorsichtshalber deponierte sie, für gewisse einsame Stunden und vor neugierigen Blicken hervorragend geschützt, etwas auf der Heizung unter dem Fenster. Der Schreibtisch stand direkt davor, nur ein Griff und das gut verborgene Stück kam zum Vorschein. Beim Betrachten des warmen, lachsfarbenen durchaus sehr gut proportionierten Lustfingers, wuchs ihre unersättliche Wollust noch mehr.

>Da bist du ja mein Schätzchen< hauchte Sie, spürte das Zittern, Brennen und Pochen zwischen ihren Beinen, die Gier nach Befriedigung. Erst langsam, dann immer stärker drückte sie sich das auf der Heizung vorgewärmte Etwas in ihr mit scheinbar dunkler, dämonischer Energie geladene Epizentrum des Verlangens.

Der winzige Schalter an der Seite war schnell gefunden.

Die sofort einsetzende, mächtig starke Vibration raubte ihr für Augenblicke den Atem... Katharina stöhnte laut auf, schloss ihre Augen, drückte die Knie zusammen, während sie die nach Latex stinkende fünfundzwanzig Zentimeter lange, moderne Errungenschaft der Technik, noch tiefer in sich aufnahm.

Es klingelte laut... noch einmal... dann noch zwei Mal...

Katharina zuckte heftig zusammen, öffnete weit ihre Augen, ihr Herz raste wild... es paukte laut und pumpte heiß und gierig süßen Himbeersirup durch ihre Venen...

„Wer stört denn ausgerechnet jetzt?? Ist das Jennifer? Schlüssel vergessen? Verdammt... So ein Mist aber auch...“ dachte sie gehetzt.

Kathi stand mit Pudding weichen Knien auf, kickte den herabgefallenen Slip hastig tief unter den Schreibtisch, zog ihren Mini zurecht und versuchte, während sie zur Tür ging, ihren schon fast hyperventilierenden Atem unter Kontrolle zu bringen, schluckte trocken den winzigen Rest Speichel herunter, räusperte sich zwei Mal.

Es klingelte wieder...

>Ja doch... ich komme schon...< rief sie mit zitternder Stimme.

Und flüsterte leise... >Hatte ich eigentlich vor gehabt...< sie lächelte verträumt.

Der Türspion war nicht ganz auf Augenhöhe und sie musste sich, um etwas zu sehen, schon auf die Zehenspitzen stellen. Eine Frau stand vor der Tür, ihre Nachbarin. Wie ein Computer rief sie im Bruchteil einer Sekunde ihre Daten ab. Sandra Limbacher, sechsunddreißig, Single, rotblonde, sehr kurze Haare, einen guten halben, beinahe einen ganzen Kopf größer als Kathi. Sie öffnete und tat überrascht.

>Sandra du?<

>Hallo Kathi, oh... störe ich dich etwa? Hast du Besuch?<

>Ich? Wieso? Quatsch... Nein, nein... hab ich nicht, du störst nicht, ich habe ein wenig äh, geschlafen. Was kann ich für dich tun?< Katharina fühlte sich irgendwie ertappt und errötete noch mehr.

>Soso... geschlafen hast du. Du riechst nach Schnappes meine Liebe...< Sandra grinste beinahe im Kreis.

>Warte, du hast da was an der Wange...< Sandy wischte mit zwei Fingern über Katharinas glühend heiße Haut. Kathi überkam das Gefühl gleich aufstöhnen zu müssen, schloss die flatternden Augenlider für einen Moment. Es fühlte sich fantastisch an, als würde ihr Sandra direkt zwischen... “jetzt ist aber gut” dachte sie erschreckt.

>Schnaps, ja... den brauchte ich für meinen Kreislauf...<

>Ok, das nächste Mal, lädst du mich aber ein... du, warum ich hier bin, ich brauche ein paar Clooneys... what else... habe ich beim Einkauf vergessen, ne Freundin ist bei mir... naja und ohne Kaffee, geht ja gar nicht, bekommst du morgen wieder, wirklich, ist hoch und heilig versprochen.< Sandra hob die Rechte zum Schwur.

Sandra wohnte noch nicht lang im Haus. Doch entwickelte sich relativ schnell eine gewisse Freundschaft zwischen den beiden. Naja... jedenfalls kamen sie gut miteinander aus. So teilten sie beinahe das gleiche Schicksal.

Die Männer hatten sie beide im Stich gelassen, eine Jüngere musste jeweils her. Nur hatte ihre Nachbarin eben keine Kinder.

>Ist kein Problem, komm rein aber nicht umschauen, der gute Vorsatz des Aufräumens ist heute Morgen verpufft wie der alltägliche Traum vom großen Reichtum, recht unordentlich eben.< Katharina verbeugte sich leicht und Sandra betrat die Wohnung.

Die Küchentür stand offen, Kathi ging hinein und nahm mit immer noch feuchten, zitternden, weiblich duftenden Fingern ein frisches Päckchen Kaffeepads aus dem Vorratsschrank.

Ihr immer noch hämmernder Puls beruhigte sich nur langsam.

>Bitte, hab ich immer in Reserve.<

>Dank dir, das mache ich wieder gut und...< Sandra beugte sich zu Kathi herab, berührte dabei mit ihren Lippen Katharinas knallrotes glühendes Ohr und flüsterte...

>Viel Spaß noch bei dem, was du gerade machst...< sie warf Kathi eine Kusshand zu und ging hinaus.

„Hatte sie mich durchschaut?“ dachte Katharina lächelnd und schloss die Tür, ach egal... ihr fiel ein das sie keinen Slip mehr trug, drückte kurz eine Hand auf ihre Scham, presste ihre Schenkel wieder aneinander... wühlte sich mit den Fingern fahrig durchs Haar, zog die Schultern hoch, streckte sich... ja, es machte ihr Spaß etwas Verruchtes zu tun... “Ich bin eine guuut aussehende Frau verdammt, ich darf das...”

Sich drehend, lachend und tänzelnd betrat Kathi das Wohnzimmer. Bei jedem Schritt zum Schreibtisch überkam sie das Gefühl von tausend kleinen Federn gekitzelt zu werden. Der heiße Himbeersirup überfiel sie erneut, erklomm ihr Rückenmark, färbte ihr Hirn rosarot. Schnell nahm Katharina Platz als wäre nichts geschehen.

Sie fing an sich wieder sanft zu berühren, dann heftiger, schneller und verlor sich bald in brennender Begierde.

Dabei dachte sie nicht mehr an ihr Date, sondern ertappte sich dabei an Sandra zu denken... huch...

Ihr Atem kam stoßweise. Eine Haarsträhne vor ihren feucht glänzenden Lippen wippte im Takt auf und ab. Eine Hand fand sich unter dem Pullover wieder und spielte ein wildes Spiel mit ihrer warmen Brust und der steinharten Knospe. Den vibrierenden Luststab drückte Katharina nun direkt auf ihren glühenden, hellrot geschwollenen Vulkan.

Ihre Hand tanzte mit ihm einen wilden Lambada, solange bis eine heiße Woge sie endlich, unendlich lang fasst zerriss. Sie flog zu den Sternen eines weit, weit entfernten Universums...

Ein kurzer spitzer Schrei, ein feiner kochend heißer Strahl ihres weiblichen Liebessaftes ergoss sich aus ihrem Lustzentrum und benetzte die Unterkante des Schreibtisches.

Sie schrie noch einmal kurz auf, ein lang gezogenes Stöhnen, die Beine zuckten wild. Beinahe bewusstlos hob sie die Arme an, die Handflächen zeigten nach oben. Ja, frei wie ein Vogel fühlte Kathi sich jetzt. Das batteriebetriebene Gerät fiel ihr aus der Hand und rollte widerwillig brummend unter die Heizung. Ein urgewaltiges Meer, ein Ozean der Lust, und Kathi Schwamm inmitten des Stroms aus reißender Begierde, den süßesten aller Gipfel hatte sie erklommen. Weibliche Ejakulation... davon hatte sie gehört, in Frauenzeitschriften gelesen. Jede Frau konnte, nein sollte ihn haben. Doch soll es tatsächlich Frauen geben, die es krampfhaft zurückhielten, sich dessen schämten und so brachten sie sich um die schönsten Hochpunkte ihres Lebens. Noch nie hatte Kathi so etwas aufregendes, folternd lustvolles gespürt.

Diese wochenlangen, größtenteils langweiligen Therapiestunden und der überaus nette schwarzhaarige Therapeut mit seiner sonoren, dunklen, magisch anmutenden Bassstimme hatte es doch etwas Gutes an sich? Sie befand sich im siebten Himmel, völlig entspannt, schloss die Augen, dachte an ihn und lächelte.

Immer noch nach Atem ringend, wohlig benommen und zitternd stand Katharina auf. Sie klappte mit halb geschlossenen Liedern ihr Laptop zu, zupfte abermals vergeblich ihren Rock züchtig zurecht, trippelte mit wackeligen Knien zur Wohnzimmercouch und ließ sich auf das kühle Leder fallen.

Eine bereitliegende Fleecedecke umarmte ihren schnell auskühlenden kleinen, bebenden Körper.

„Ja“ dachte sie. „So soll es morgen sein.“

Ihre Augenlider fielen ganz herab. Katharina schlief sofort ein und der böse Albtraum kam zurück...

XXX

Kapitel 3: Susanne

Autobahn A44 wenige Kilometer vor Kassel Dienstag 8. Dezember 16:40 Uhr

Ein Navigationsgerät besaß Alexander nicht, brauchte er auch nicht wirklich. Im “barfuß” Kartenlesen machte ihm garantiert niemand so leicht etwas vor. Diese elektronischen Hilfsmittel, sie lenkten ihn während der Fahrt nur ab und sorgten seiner Meinung nach für ständig potenzielle Unfallgefahr. Warum sollte man diese Dinge im Fahrzeug auch verbieten, wenn eine ganze Schar von Unternehmen nach einem Crash damit ihr Geld verdiente. Die Elektroindustrie, die Metallbranche, die Fahrzeugindustrie, die Autoverwerter, Krankenhäuser, Abschleppunternehmen und selbst bis zu den allgegenwärtigen Beerdigungsinstituten konnte man ohne Umschweife den makaberen Bogen spannen. Unfallstatistiken sprachen hier Bände. Das Telefonieren mit dem Handy verbot man unter strenger Bußgeldandrohung. Das Rauchen, Essen, Trinken, Singen und Quasseln in Fahrzeugen erlaubte man dagegen oder war eben noch nicht verboten. Wenn jemandem also eine brennende Zigarette zwischen den Beinen fällt... ist das wohl keine Ablenkung? Er lachte verächtlich. Warum gab es keine Helmpflicht im Auto? Wenigstens einen Fahrradhelm? Wie viele Leben hätten so gerettet werden können? Dann der größte Witz... circa dreihundert Drogentote im Jahr in Deutschland. Vier- fünftausend Tote und zwanzigtausend verletzte Menschen jährlich im Straßenverkehr, in der europäischen Union zusammen beinahe fünfundzwanzigtausend Verkehrstote. Vor wem also mussten wir die Bevölkerung schützen? Vor den sogenannten Drogen??

Er mochte sich nicht vorstellen, wie schnell Politiker reagierten, wenn in Deutschland Monat für Monat ein voll besetzter Jumbo der Marke 747 vom Himmel fiele...

Wie so oft verstand Alexander die Umstände und Logik für solch eine Gesetzgebung nicht.

Steckte ein größerer Sinn hinter diesen gesetzgeberischen Handlungen, den er nicht in der Lage war zu begreifen? Schon eher hinter irgendwelchen verschlossenen Türen, perfide ausgeklügelte Absprachen mit der Industrie. Hier ging es eben um Jobs nach einer Politikkarriere.

Schröder, Wissmann, Koch, Beck... usw... usw... Prominente Beispiele gab es da ja genug.

>Die machen mit uns doch was sie wollen...< grummelte Alex und zerquetschte bei seinen Grübeleien beinahe das Lenkrad, den Gedanken hinein zu beißen, verwarf er jedoch, zog seine Stirn in tiefe Falten und brummelte leise, nicht jugendfreie Flüche vor sich her, während eine unschuldig wirkende, weiße Winterlandschaft im Schneckentempo an ihm vorbei rauschte.

Diese, und noch noch viele andere Themen, er liebte Verschwörungstheorien über alles, beschäftigten Alexander, während er in das kleine längst von der aufkommenden Abenddämmerung umarmte und tief verschneite Dörfchen hinein rollte, welches Susanne ihren Heimatort nannte. Einen Steinwurf entfernt jener Straße, in der sie wohnte, parkte er seinen betagten, roten Porsche 944 in der Nähe eines kleinen und überschaubaren Supermarktes.

Das Internet spielte Schicksal und brachte zwei einsame Liebessuchende zusammen. Bei einer Single Datingagentur wurde Alexander auf seiner Susi aufmerksam.

Galaxie of Love... so nannte sich die Internetsite, eine von vielen. Doch ragte diese dank zahlreicher und durchweg positiver Bewertungen aus der Masse der Datingportale heraus. Der Grund für ihn es hier einmal zu versuchen.

So viele Menschen konnten sich doch nicht irren. Oder?

Ihr Bild mit der langen Wuschelmähne, ihr geschriebenes Profil, Vorlieben, Hobbys, gefielen ihm. Der fröhliche Gesichtsausdruck, feine Lachfältchen waren der Beweis, dass ihr das Wort Humor nicht fremd war. Seine jüngste Eroberung war nicht gerade sehr schlank, doch immer noch im Rahmen seiner selbst erdachten Kriterien. Sie liebte Pferde über alles, verbrachte den größten Teil ihrer Freizeit an der frischen Luft, sonnen gebräunte Haut, eben ein Naturkind.

Alexander stieg aus, bog seinen Rücken durch, bis herausgesprungene Wirbel gut hörbar wieder einrasteten, sah sich kurz um. Nur wenige Menschen waren unterwegs, es war zu kalt, zu rutschig. Er packte seine schwarze Sporttasche und verschloss den Porsche. Die wenigen restlichen Meter konnten gut zu Fuß zurückgelegt werden und die kühle frische, klare Luft machte den Kopf frei.

Zwölf, Vierzehn, Sechzehn... hier wohnte Susanne also. Ein dunkelroter modern aussehender Ziegelsteinbau, sicher noch nicht sehr alt. Er hatte es also geschafft, ging die vier spiegelglatt vereisten Stufen mit Bedacht zum Eingang hinauf und legte seinen Finger auf den nicht nur unnatürlich warmen, sondern auch sehr weichen Plastikklingelknopf. Ein schriller Ton erklang sofort, der im Hausflur mehrmals nachhallte. Ein heller Lichtschein flammte auf, eine schattenhafte Bewegung im Inneren.

Hinter der dunkelbraunen, vergitterten Milchglasscheibe zeigten sich die weiblichen Rundungen einer Frau, das musste sie sein. Eine leichte Nervosität, gepaart mit einem heftigen Adrenalinstoß erfasste ihn. Die Spannung stieg, die Tür schwang auf und da stand sie nun...

Eine beinah greifbare Parfümwolke hüllte ihn explosionsartig ein und reizte seine, von heiß-trockener Gebläseluft vorgeschädigten, sehr empfindlichen Nasenschleimhäute.

“Eine Spur zu blumig” dachte Alex sofort und musste sich beinahe einem Niesanfall ergeben.

Beide musterten sich für einen ewig langen, intensiven Moment. Susanne fand als Erste ihre Sprache wieder.

>Hey... Frank, ich freue mich, da bist du ja endlich, wollte schon nenn Suchtrupp losschicken, gut siehst du aus.< Susanne lächelte, ließ ihn nicht antworten, schlang ihre Arme um seinen Hals und krallte ihre langen spitzen, knallrot lackierten Fingernägel in seinen Rücken, drückte ihn herzlich an sich. Alex war in diesem Moment froh, dass er eine gefütterte Jacke trug.

Außerdem musste er sich zusammenreißen, um sich nicht zu verplappern. So gab Alexander doch einen falschen Namen an, nicht nur aus Sicherheitsgründen. Den Umstand wollte er ihr zu einer vorgerückteren Stunde erklären. Hoffentlich machte sie ihm keine allzu großen Vorwürfe oder gar eine hässliche Szene. Hatte die nähere Vergangenheit doch gezeigt, dass einige Damen negativ auf seine doppelte Namensführung reagierten. Andere dagegen taten es ihm gleich. Und... naja, so ganz ehrlich war sie ja auch nicht, wie Alex mit einem zweiten prüfenden Blick auf Susis Hüfte feststellte.

„Da hatte sie doch das ein oder andere Kilo unterschlagen, grenzwertig schon, war aber alles noch im Rahmen... naja, egal...“ dachte er und sprach sie ebenfalls an.

>Hallo Susanne, glaub mir, ich bin auch froh... ich habe mich doch zeitlich etwas verschätzt. Ein langer Weg... zweihundert Kilometer... ja, ich bin durstig, geschafft und völlig am Ende. Die Fahrt war ein brutaler Höllenritt. Das intensive, konzentrierte Lenken, bei diesen miesen Wetterverhältnissen, glaub mir, das laugt dich komplett aus.< Alex verzog sein Gesicht und es war nicht einmal gespielt.

>Ach du Armer, das kann ich mir vorstellen... komm bitte rein, kannst dich bei mir ausruhen, so lang du möchtest, los komm...< sie lachte, fasste ihn an die Hand und zog Alexander mit sich. Auf dem Flur blieb sie stehen und nickte zur blank polierten Holztreppe, die in einem weiten Linksbogen nach oben zur nächsten Wohnung führte.

>Hier geht es zu meinen Nachbarn hoch, das sind auch gleichzeitig meine Vermieter... übrigens, sehr nett die beiden Herren... aber “noch” nicht verheiratet die Süßen. So, bitte schön.< Susanne gab den Blick auf ihre Wohnung frei. Alexander ging voran und sah sich erstaunt um. Ein riesengroßes, in verschiedenen Blau und Grüntönen gehaltenes Wohnzimmer. Ein Fußboden aus hellen beigefarbenen Fliesen, nur unterbrochen von nachgedunkelten Fugen, zahlreiche bunte Brücken und Läufer lagen streng angeordnet darauf.

Eine Menge Bilder mit Pferdemotive hingen an den Wänden. Die Rahmen der Bilder dem Wandbehang farblich angepasst. Alexanders wacher Blick wanderte sofort zum offenen Kaminofen aus Speckstein. “Fast wie Zuhause” dachte er. Sie führte ihn einmal herum.

Die angrenzende offene Küche war ihm zu schlicht, zu klein, zu dunkel. Eiche rustikal eben, nicht so sein Ding. Es roch nach scharfen Putzmitteln. Susi hatte anscheinend wohl bis zuletzt ordentlich den Putzlappen rotieren lassen. Nächste Station. Das Schlafzimmer war recht geräumig, die hell rosa-weiß getupfte Tapete? Reine Geschmackssache. Am Ende des Flurganges befand sich das zweite jedoch weitaus kleinere Schlafzimmer.

Wie es aussah, diente es wohl hauptsächlich als Kaninchenzimmer.

Nachdem ihr Ex auszog, blieb eben ein Zimmer unbelegt und unbenutzt, wie Susanne erklärte. Zwei kleine, süße Hoppelhäschen fanden jetzt hier ihr kuscheliges Zuhause.