Klostermond - Carl R. Wolff - E-Book

Klostermond E-Book

Carl R. Wolff

0,0

Beschreibung

Darf die Sonne lachen? Darf das Schicksal hassen? Darf der Nachtmond traurig sein? Warmer Herbstwind umschmeichelte sanft die Kronen der alten knorrigen Bäume des verwunschenen Waldes. Kleine Wellen jagten sich in einem endlos verspielten Reigen über das Wasser und verloren sich am moorigen Ufer der kleinen, karg bewachsenen Insel im Klostersee. Verträumte Dunkelheit, funkelndes Sternenlicht lauschte der raschelnden Sinfonie des langsam sterbenden Herbstlaubes. Die endlos strömende Zeit, verbrannte Gedanken, Hoffnung und Liebe. Generationen kamen und gingen. Alles veränderte sich, nur nicht dieser magische Ort. Hier spielte Zeit keine Rolle, sie gefror im Nebelhauch der Beständigkeit. Der zwölfte Schlag ... längst verhallt, die Turmuhr begrüßte die einsame Nacht. Berauscht vom Licht ... voller Sehnsucht, blickte die weiß verschleierte Frau zum runden Mond hinauf und lauschte den vertrauten, so geliebten Geräuschen ... Ein Wispern, leises Kichern, Lachen schälte sich aus dem grauen Nebelvorhang ... dem Leben entrissen, im Tode vereint, auf ewig zusammen und niemals entzweit ... ... Singt, meine lieben Kinder, hört nicht auf ... singt doch weiter, nur für mich allein ... leise, fast andächtig verließen die Worte den bleichen Totenschädel ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 157

Veröffentlichungsjahr: 2018

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Mir wurde gesagt, ich besäße eine ausgeprägte Fantasie. Zusammen mit meiner beruflichen Qualifikation würde ich ausgezeichnet in ihr Team passen.

Keine zwei Wochen später saß ich in meinem Büro dieser eiligst neu geschaffenen Behörde, acht Stockwerke tief unter einem Frankfurter Hochhaus. Streng geheim? Selbstverständlich.

Eine Organisation die nicht weiter im Rampenlicht stehen mochte, bezahlte den überwiegenden Teil der Rechnungen. Mehr wurde uns nicht verraten. Nur meine engsten Mitarbeiter und ich wurden in den tatsächlichen Tätigkeits- und Aufgabenbereich dieser Sonderkommission eingeweiht.

Das Paranormale.

Wir arbeiteten eng mit weltlichen Kirchenvertretern zusammen. Doch nicht nur die christliche, nein... alle bekannten Weltreligionen wurden von uns überwacht. Jedenfalls versuchten wir es. Jedem noch so kleinen Hinweis auf Aktivitäten jenseits der Vorstellungskraft gingen wir akribisch nach. So viele Bücher gelesen, mehr oder weniger spannende Filme gesehen. Das es da doch etwas geben könnte? Vielleicht. Aber die brutale Realität? Niemals. Anfangs belächelten wir uns sogar selbst, sortierten Hinweise und es schlich sich so etwas wie Langeweile in unser Alltagsgeschäft. Doch das sollte sich schlagartig ändern und das Lachen verging uns schneller als wir dachten...

Darf die Sonne lachen? Darf das Schicksal hassen? Darf der Nachtmond traurig sein?

Warmer Herbstwind umschmeichelte sanft die Kronen der alten knorrigen Bäume des verwunschenen Waldes. Kleine Wellen jagten sich in einem endlos verspielten Reigen über das Wasser und verloren sich am moorigen Ufer der kleinen, karg bewachsenen Insel im Klostersee.

Verträumte Dunkelheit, funkelndes Sternenlicht lauschten der raschelnden Sinfonie des langsam sterbenden Herbstlaubes. Die endlos strömende Zeit, verbrannte Gedanken, Hoffnung und Liebe. Generationen kamen und gingen. Alles veränderte sich, nur nicht dieser magische Ort. Hier spielte Zeit keine Rolle, sie gefror im Nebelhauch der Beständigkeit.

Der zwölfte Schlag... längst verhallt, die Turmuhr begrüßte die einsame Nacht.

Berauscht vom Licht... voller Sehnsucht, blickte die weiß verschleierte Frau zum runden Mond hinauf und lauschte den vertrauten, so geliebten Geräuschen...

Ein Wispern, leises Kichern, ein Singsang schälte sich aus dem grauen Nebelvorhang. „dem Leben entrissen, im Tode vereint, auf ewig zusammen und niemals entzweit...“

»Singt, meine lieben Kinder, hört nicht auf... singt doch weiter, nur für mich allein...« leise, beinahe andächtig verließen die Worte den bleichen Totenschädel...

XXX

Die Geburt... das Leben... der Tod...

Unumstößliche Gesetzmäßigkeiten für jeden Menschen.

Gut und Böse.

Definiere Gut und definiere Böse.

Sollte ein Mensch nicht manches Mal etwas böse sein um sich als „guter“ Mensch Geltung zu verschaffen?

Gut und Böse waren Auslegungssache. Die Hexenverfolgung der Katholischen Kirche zum Beispiel. Die einen sagten gut... weil so das Böse bekämpft werden sollte. Die anderen sagten böse, es starben so vielen unschuldige Frauen und Männer in dieser dunklen Zeit und verachteten das bestialische Gemetzel und ihre Auftraggeber, die Kirche...

Die Religionen besaßen das Geld und Geld war Macht. So wurde die Hexenverfolgung und Teufelsaustreibung als etwas gutes verkauft, nach dem üblichen Motto, wir beschützen euch doch und vertreiben nur das Übel von dieser Welt, von Kollateralschäden einmal abgesehen...

Auf diese Weise wurde weiteres Geld in die schweren Eichentruhen der himmlischen Herrscher auf Erden gespült, auch wenn die „ein“ oder „andere“ Frau als Hexe oder der Mann als Hexer, dran „glauben“ musste.

In jeder vergangenen Zeitepoche der noch jungen Menschheitsgeschichte gab es grausame Zeiten die sich über Jahrzehnte hinwegzogen.

So gab es seit beginn der Zeitenrechnung düstere Herrscher die sich einen Dreck um das Wohlergehen ihres Volkes kümmerten.

Der stärkere dominiert den schwächeren, ein Naturgesetz also?

Doch jedem dieser selbsternannten „Herrscher“ widerfuhr letztendlich das gleiche Schicksal wie das seines Volkes was er quälte... er starb.

Unterdrückung, Sklaverei, Folter und Terror hinterließen Spuren, sichtbare Spuren. Menschen der gequälten, der drangsalierten, Hinterbliebene der getöteten trafen sich, bildeten Geheimbünde und beschworen Mächte um ihnen in ihrer Not beizustehen. So entstanden schwarze Rieten, Orte der Zusammenkunft wilder Rachegedanken und erste zaghafte Religionen...

Religionen versuchten unerklärbare Phänomene erklärbarer zu gestalten, Himmelserscheinungen, die Sonne, der Mond, die Sterne oder die singenden Dünen des Death Valley zum Beispiel.

Dunkle Schwüre, Singsang um Tote zum Leben zu erwecken, den einst so geliebten Menschen zurück zu bekommen.

Magische Formeln überdauerten die Jahrtausende, so viele unruhige Seelen wanderten auf Erden, begleiteten den lebenden Menschen als Spiegelbild in seinem Streben nach perfekter Vollendung.

Dann erfolgte die Absolute Katastrophe.

Millionen Menschen wurden in zwei Weltkriegen geopfert, sie wurden zum Spielball der Macht, Politik und einer erbärmlichen Langeweile der herrschenden Oberklasse.

Stirb als Held für dein Land und du bist für fünfzehn Minuten Ruhm ein guter Mensch. Die Soldaten gingen dahin, gaben ihr junges unvollendetes Leben für die Ehre, Mut und Tapferkeit... was für eine antiquierte verpestete Weltanschauung.

Die ewigen Hallen der viel zu früh gestorbenen, der in grausamer Verzweiflung umgekommenen, sie füllten sich und sprengte letztendlich Raum und Zeit. Es entstanden Lücken, Risse in der Unendlichkeit und fremde Geistergestalten betraten die Welt der Lebenden um die Rache zu nehmen, die ihnen bislang verwehrt blieb.

Geburt... Leben... und der Tot. Genau wie diese drei Tatsachen, so gab es auch die Seite des Bösen.

Das Böse gehörte zu uns, war Bestandteil des Lebens, nur mochten wir uns das nicht eingestehen.

Wesen, Gestalten wandelten unter uns, die unser Leben verändern, unser Tun und Streben bestimmen werden.

So auch diese Geschichte die ich ihnen nun erzählen möchte. Es ist eine wahre, fantasievolle Geschichte, erfüllt von süßer erfüllter Liebe, schwarzer Trauer und weltumspannendem Schmerz.

Es begann dabei wie immer...

einfach so unglaublich friedlich...

XXX

Mein Gemütszustand befand sich am Gefrierpunkt, so oder ähnlich erging es auch der Nadel meiner Tankanzeige, die unablässig Richtung Null tendierte. Ein kurzer Boxenstopp an der nächsten Autobahn-Raststätte ließ sich also nicht mehr lang umgehen.

Schon sehr weit fortgeschritten dieser herrliche Nachmittag, die Sonne verabschiedete unaufhaltsam den Tag. Der kurze, flinke Blick zur Armbanduhr erzählte mir dabei stumm, dass der lebenspendende Glutball in mehr oder weniger als drei Stunden langsam den Horizont berührte, bis dahin sollte mein Fahrtziel längst erreicht sein.

So war der Plan.

Die Landschaft an der ich einigermaßen zügig vorbeirauschte gefiel mir außerordentlich gut. Dieses Farbenspiel und das magische Licht im Herbst waren einfach wunderschön, man konnte schon ins Schwärmen geraten, doch zu sehr ablenken lassen durfte ich mich nicht, Konzentration war angesagt, denn der kleinste Fehler führte bei diesem Fahrzeuggewusel zur Katastrophe.

Feierabendverkehr... na klar...

Wie einer Schlange gleich kroch das schwarze Teerband der Autobahn über Hügel und Täler.

Gewaltige Lastkraftwagen, die meiner Meinung nach immer größer wurden, fuhren zu dutzenden hintereinander her.

Der Vergleich mit einem metallenem Bandwurm passte hier vorzüglich. Eine große Zahl der „Brummis“ kamen aus den osteuropäischen Ländern.

Die gute A2, eben die berühmte „Warschauer Allee“.

Die unmittelbare Natur links und rechts der Fahrbahnen hatte hier wahrlich nichts zu lachen.

Und wer hier an dieser enormen Steigung zu spät Gas gab, verlor schon im Ansatz. Eine immer wiederkehrende Gesetzmäßigkeit.

Raststätte Herford las ich auf dem überdimensionierten Verkerhsschild, hier ging es wirklich steil bergan und ich saß hinter einem Sattelschlepper fest, den Blinker links setzen und rüber ziehen war aufgrund der vorbeirasenden hoch-motorisierten Fahrzeuge nicht möglich. So ein vollbeladener Vierzigtonner war nun mal kein „Beschleunigungsmonster“ und so ging es mit knapp fünfzig Stundenkilometern den Berg hinauf.

Monster...

Ja... Monster, womit wir also wieder beim leidigen Thema wären... Bei dem Wort flog mir sofort unser erster gemeinsamer Fall „Schatten-gleich“ durch die Hirnwindungen und verursachte bei mir abermals ein faltiges Stirnkräuseln.

Eine rätselhafte Mordserie im Kölner Raum beschäftigte die dortige Kriminalpolizei. Mehrere stark verweste Leichen wurden zudem im Kölner Dom gefunden.

Das Rätselhafte daran, sie waren an den Füssen gefesselt, verkehrt herum aufgehängt worden und allesamt besaßen sie keinen Tropfen Blut mehr.

Wie im Schlachthof wurde ihnen der rote Lebenssaft entnommen. Die nach den „Horror“ Funden einberufene Sonderkommission stand vor einer unlösbaren Aufgabe.

Der Ruf unserer jungen Spezialabteilung für außergewöhnliche Phänomene eilte uns voraus und so klang der Anruf des Kölner Chefermittlers beinahe wie ein verzweifelter Hilferuf.

Keine Frage, Köln war eine bezaubernde Metropole, doch irgendwie auch eine magische Hochburg. Es gab viele solcher mystischen, übersinnlichen Hochburgen, die Externsteine hier in Deutschland oder Stonehenge in Schottland zum Beispiel.

Orte wo sich ein ums andere Mal die Geisterwelt mit der realen Welt überschnitten.

Finstere, dunkle Brutstätten der Verdammnis, in denen der Schrecken herrschte und das Grauen regierte.

Immer wieder manifestierten sich die Reiche der Finsternis in unsere Menschenwelt, öffneten sich dämonische Portale.

Heerscharen von bösen Gestalten rannten wieder und wieder gegen unsichtbare magische Barrieren an, mit der Absicht sie zu durchbrechen und um Tod und Verderben unter uns Sterbliche zu tragen, um den Lebenden zu beherrschen und zu versklaven...

Das waren die mahnenden Worte unseres „Aufklärers“, Frederico Mascarello, einem alten italienischen, weißhaarigen Mönch, der sein bisheriges langes Leben der Jagd nach den realen Albträumen widmete.

Er wurde dankenswerter Weise unser Berater in der Abteilung und bald ein guter Freund. Der weise und greise Frederico, niemand wusste eigentlich genau wo er her kam und wie alt er wirklich war.

Ein groß gewachsener Mann war er, sein faltiges, von tiefen Furchen durchzogenes Gesicht strahlte trotz allem Wärme, Liebe und Weisheit aus, seine Stimme zog einem in seinen Bann. Man fühlte sich in seiner Nähe wohl. Um sein Wissen über die Religionen der Welt, bis zu den Anfängen der Zeitrechnung beneidete ich ihn.

Frederico verdankte ich auch meinen runden Glücksbringer. „Er wird das Böse von dir fern halten...“ sagte er und übergab mir beinahe feierlich die gut acht Zentimeter durchmessende Scheibe eines unbekannten Metalls. Geschmiedet aus den Trümmern eines Meteoriten, sagte er mir nur. Was es mit den einzelnen Buchstaben, Zeichen und Symbolen auf sich hatte, erklärte er mir nicht oder hielt sich bedeckt. Die Keilschrift war zu erkennen, die Urschrift der Uruk, der Sumerer. Ein Geheimnis verriet er mir dann doch noch, auf Jahrtausende alten Steintafeln, die er kaum in der Lage war zu entziffern, stand so etwas wie eine „Gebrauchsanweisung“.

Ich sollte dieses Wort nicht benutzen und mehr Respekt vor diesen Dingen an den Tag legen, so sprach Frederico und hob erzieherisch den Zeigefinger. So sollte mich dieses Amulett in einer ausweglosen Situation und wenn tote, wieder zum Leben erwachte Wesen einer fremden Zwischenwelt mich bedrohten, vor ihnen Schützen.

„Hoch in der Luft...“ und „Schwebt in der Zeit“ was diese Worte bedeuteten, konnte der alte Mönch mir nicht sagen, oder noch nicht, oder wollte es nicht oder was auch immer...

Zu viel Wissen macht zu viel Sorgen... wie er sagte...

Eine Ausweglose Situation also...

Ich dachte in diesem Zusammenhang an mein weiteres „Waffenarsenal“ .

Da verließ ich mich doch lieber auf meine Dienstpistole, Hochgeschwindigkeitsbleibohnen konnten schon etwas ausrichten. Dann gab es noch die neueste Errungenschaft aus unserem hochtechnisierten Wissenschaftslabor. Einem im Mikrowellenbereich arbeitenden Ultraschallresonator. Ein Metallzylinder, der Ähnlichkeit mit einer „Phaserwaffe“ aus dem Star Trek Universum besaß, eine verglaste Mündungsöffnung die sich nach vorn verengte, einer Taschenlampe gleich. Ein Schieberegler für die Intensität der Schallwellen, als Sicherung diente ein Daumenabdruckscanner. Ausprobiert hatte ich dieses Gerät noch nicht.

Es sendete einen gebündelten hochfrequenten Schallimpuls von circa drei Sekunden aus, je nach Stärke eine Sekunde länger oder kürzer. Für einen zweiten Schuss lud sich die Waffe selbst auf. Das dauerte fünfzehn Sekunden, danach war Schluss.

Trafen diese Wellen auf Materie, so wurden Moleküle, Atome in heftige Schwingungen versetzt, die Vibrationen sorgen für ein schlagartiges Erhitzen des getroffenen Gegenstandes oder Körpers, so erzählte man es mir, und ich musste es glauben, ein Experte in solch einer Thematik war ich nun nicht gerade.

Es handelte sich hierbei um ein sogenannte Nahkampfwaffe. Benutzen konnte ich sie nur im Umkreis von gut drei Meter. Sicherlich irgendwann einmal ein nützlicher Helfer.

Weiter erinnerte ich mich an die Worte des weisen Mannes...

»Noch bist du nicht reif und erfahren genug für alle Geheimnisse des Rakkahals... und hüte dich vor der Überheblichkeit, unterschätze nie das Böse dieser Welt.

Wie das Vergangene, die Gegenwart, die Zukunft untrennbar miteinander verbunden sind, so ist es mit der Wissenschaft und dem Glauben. In den vergangenen Jahrhunderten haben viele mehr oder weniger kluge Köpfe versucht beides voneinander zu trennen, jedoch letztendlich vergeblich. Beides wird, wie bisher, die Jahrhunderte, die Jahrtausende überstehen.

Königreiche, Diktatoren, selbsternannte Kanzler werden kommen und gehen. Wissenschaft und Glaube wird den Sturm der Zeit überstehen. Der Mensch steckt noch in den Kinderschuhen. Man sagt wir leben in der „Neuzeit“... ich sage, wir leben immer noch im tiefsten Mittelalter. Nur erscheint es für uns in dieser Gegenwart etwas moderner als vor fünfhundert Jahren. Aber sagten das die Menschen vor fünfhundert Jahren nicht auch? Und wird es in besagter Zeitspanne, in Zukunft nicht wiederholt?

Erst wenn der Mensch gelernt hat das Böse, also sich selbst, zu kontrollieren, sich selbst nicht mehr zu zerstören, das Universum und die Natur als Religion, als heiliges Gesetz anzuerkennen, dann beginnt die Neuzeit... dann beginnt der Friede und der Wohlstand für alle Menschen.

Und was Dämonen für dem Einen grauenhaft erscheinen mag... ist in einer Welt des Horrors, so ein abartiges Wesen vielleicht die Normalität. Niemand ist in der Lage das zu verneinen.

Achte auf meine Worte... habe Respekt vor der Wissenschaft und dem Glauben.«

Ich stand damals mit offenem Mund da, als er mir die Sätze mit glänzenden, glühenden Augen „predigte“ und ich konnte doch nicht ahnen wie viel Wahrheit in seinen Worten steckte.

Ich konzentrierte mich weiter auf den Verkehr vor mir und dachte wieder an unseren ersten Einsatz.

Dieser erste Fall hatte es in sich und unsere Abteilung wurde ins kochende Wasser geworfen. Wir hatten doch keinerlei Ahnung was da auf uns zu kam...

Mein Vorgesetzter, Harald Wiegand, unterrichtete uns also ausführlich über den Sachverhalt und über die anstehende Vorgehensweise.

Tja, und schon gab es das erste Problem. Was für eine Vorgehensweise?

Es gab keinen Plan, keine Erfahrungswerte, es gab nichts. Wir versuchten es mit professioneller Polizeiarbeit und mussten feststellen, dass es für solch eine Art von Einsätzen keine Vorbereitungen gab. Wir versuchten erst gar nicht zu verstehen was hier vor sich ging, es war einfach nur grauenhaft. Mein sehr guter Freund und Kollege aus Studienzeiten, Jon Halldurson begleitete mich, sowie zwei weitere Mitarbeiter unseres Teams.

Bald fegte durch den Kölner Dom eine wilde, mörderische Jagd. Zwei „untote“ bereits halb verweste Gestalten mit löchrigen Wangen, ohne Nase und Augenlidern, gekleidet in schwarzen Gewändern, die das Symbol der Christen verkehrt herum trugen und sich in den Gewölben des Doms versteckten.

Wir gaben ihnen den Namen „Vampir- Priester“,

Es gab sie also doch...

Geschöpfe der Nacht ohne Gefühl und Erbarmen, mit einer unheilvollen hypnotischen Kraft machten uns das Leben zur Hölle und nein... sie sahen nicht wundervoll aus und sie „glitzerten“ nicht im Sonnenlicht...

Es gab einen Kampf auf Leben und Tod. Wir trieben sie geschickt in die Enge, es gab für diese Monster nun kein Entkommen mehr. Nach dem „Warum“ oder nach dem Motiv zu fragen schien aussichtslos, denn eine Kommunikation mit diesem Abschaum war nicht möglich. Letztendlich vernichteten wir diese sich uns gnadenlos zeigende Brut, dass Feuer war unser Verbündeter und selbst jetzt noch stieg mein Blutdruck, mein Puls ins unermessliche als ich daran dachte...

Bei dem Kampf zerbrach leider auch ein wertvolles Stück alter Geschichte.

Der sechzig Jahre alte Klöppel der St. Petersglocke, liebevoll auch der dicke Pitter genannt, zerbrach bei unserer “Säuberungsaktion”.

Wie mir jemand mitteilte, war die St. Petersglocke des Kölner Doms mit ihren vierundzwanzig Tonnen Gewicht, die größte freischwingende Glocke der Welt.

Der Klöppel selbst wog gut achthundert Kilogramm und verursachte einen Höllenlärm als er durch den Glockenturm fiel, den Boden durchbrach und weiter herab stürzte. Bei meinem „Hechtsprung“ zur Seite zerbeulte ich meinen Kopf, meine Schulter und ramponierte mir ordentlich die Rippen.

Im Krankenhaus verpasste man mir eine wirklich eng anliegende Bandage, so war ich wenigstens in der Lage einigermaßen mehr oder weniger schmerzfrei Luft zu holen.

Natürlich gab es auch hier Fragen über Fragen. Mein Chef leistete Überstunden ab, und wusste mit viel Fingerspitzengefühl einige hitzige Gemüter zu beruhigen.

Nach diesem „Erfolg“ in Köln, der natürlich nicht öffentlich propagiert wurde, stieg unsere Neugier auf das Kommende.

Kaum im Büro angekommen bekamen wir neue Aufträge oder Anfragen, ob wir gegebenenfalls Spuren nachgehen könnten. Eine neunzig-jährige Dame aus einem Pflegeheim in Leverkusen faselte etwas von Hexen und Auferstehung, erwähnte ein Kloster in unmittelbarer Nähe und süd-westlich der Stadt Hannover, bevor sie verstarb. Eigentlich nichts ungewöhnliches, doch wie eine Pflegerin des Wohnheims uns versicherte, hätte die Dame seit gut fünf Jahren kein einziges Wort gesprochen...

Es klang für mich nach Abwechslung, einem Hauch von Urlaubstrip und ruhiger Recherche. Genau dort wollte ich also hin, mich einmal ungezwungen umsehen.

Meinen Kumpel Jon Halldurson verschlug es nach Braunlage, „die“ Hexenstadt im Harz. Dort sollte es unnatürliche Vorkommnisse in einem Hotel geben.

Wir rollten bei der Anfrage mit den Augen, war uns doch zu sehr „Klischee“ behaftet. Der Rest der Truppe kümmerte sich um den Bürokram, der ja auch zu erledigt, und nicht zu unterschätzen war.

Nach der Aktion in Köln waren wir im eingeweihten Kollegenkreis so etwas wie Helden.

Helden?... wie aus dem Comic entsprungen? Das waren wir keinesfalls.

Und nein, wir besaßen auch keine automatischen, elektronischen „Geistervernichter“, wenn es denn so etwas gab.

Das gute alte Eichenholz, die Bibel, der Glaube, die Liebe und Hoffnung... das waren unsere „Wunderwaffen“, naja und vielleicht doch ein paar mehr. Auch Theologen, Gelehrte, Philosophen, Wissenschaftler aus aller Welt die uns zur Seite standen, forschten und berichteten uns. Selbst Kontakte zur NASA bauten wir auf.

So gab es Studien und Theorien über Auswüchse der unbekannten dunklen Materie. Sie war nicht zu fassen, kaum zu erdenken und noch schwerer zu erklären. Doch umgab sie uns ständig, sorgte für den Zusammenhalt im Universum.

Im Zusammenspiel mit der Gravitation unserer Sonne und starken elektromagnetischen Kraftfeldern, war die dunkle Materie vielleicht in der Lage Hirnströme anzuregen und tote, nicht zerfallene Körper wiederzubeleben.

So absurd es auch klang... so gab es neben schwarzen Löchern auch weiße Löcher... die „Hawking- Strahlung“ oder auch „Schwarzkörper-strahlung“ genannt zum Beispiel besaß die Eigenschaft schwarze Löcher zu verlassen, obwohl doch nichts einem schwarzen Loch entkommen konnte, nicht einmal das Licht. War denn heutzutage alles möglich? Nichts mehr tabu? So sollte das auch die Erklärung für manch magisches Zentrum sein oder Orte mit erhöhter Zahl gewalttätiger Exzesse auf der ganzen Welt.

Frederico Morietti schüttelte angesichts solcher Erklärungen einfach nur mit dem Kopf und widmete sich lieber weiter seinen Studien alter Schriften aus grauer Vorzeit.

Das war sein Leben, sein Glaube. Doch wie er mir immer wieder aufs Neue einbläute, war die Wissenschaft nie zu unterschätzen und unbedingt zu tolerieren.

Die Kölner Kreaturen, nennen wir sie Vampire, besaßen keinerlei übermenschliche Fähigkeiten, nun gut... waren sie dem „normalen“ Menschen an Körperkräften durchaus überlegen, doch sie krabbelten nicht an Wänden und Decken herum, sie warfen einen Schatten und ihr Abbild präsentierte sich im Spiegel. Die Waffen dieser Wesen waren ihre Grausamkeit, ihre Gefühlslosigkeit. Skrupellose Geschöpfe die im Dunkel der Nacht ihre Opfer suchten.

Jetzt meine Frage...