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ein Versuch, aus der vergangenen Welt seine Dichtung und Aussagen Gestalt annehmen zu lassen, das Nicht-Hörbare zu hören, das Nicht-Sehbare zu sehen, beides zu verstehen, um der sein zu können, der er ist.
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Seitenzahl: 52
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Wolfram von Eschenbach …
eine Vergegenwärtigung 2017
von peterdreyling
ein Versuch,
aus der vergangenen Welt seine Dichtung
und Aussagen Gestalt annehmen zu lassen,
das Nicht-Hörbare zu hören,
das Nicht-Sehbare zu sehen,
beides zu verstehen,
um der sein zu können,
der er ist.
Don‘t worry,
be Wolfram
AngeDACHT 2017
von peterdreyling
gewidmet meiner Frau
Waltraud Burger-Dreyling:
»Danke für die Hilfe
und die Sympathie für das Thema!«
und meinem Schwiegervater Josef Stellwag,
dem Wolfram von Eschenbach
in den Wolframs-Festspielen 1952/53 in
Wolframs-Eschenbach
»und ich selbst bin parzival!«
Sein Wort: »Unsere Zukunft
bestimmt der mündige Besucher
aus seiner Zeit!«
Einleitung
Don‘t worry, be Wolfram – eine Vergegenwärtigung
Don‘t Worry‚ be Wolfram – be Parzival …
Introduction to »Don‘t Worry, be Wolfram«, – better be Parcival!
Holen wir Wolfram in unsere Zeit zurück?
Don‘t worry‚ be Wolfram or better be Parzival
Glauben und Frömmigkeit im Parzival
Parzival – König des Grals
Suddenly don‘t worry: Be the King of Grail!
Gedanken zum Literatourweg Franken ab 19.06.2016
Bildverzeichnis
Wolfram von Eschenbachs Lebenszeit, vor 1200 – nach 1217, fällt in die Regierungsepoche der Hohenstaufen: Kaiser Barbarossa Friedrich I., Kaiser Heinrich VI., Kaiser Friedrich II.
Man spricht in dieser Epoche von der Glanzzeit des Rittertums.
Beinahe 800 Jahre nach Wolfram von Eschenbach, dem größten Epiker des Hochmittelalters, dem »Erzähler« des Parzivals, des Titurels und des Willehalms nehmen sich Poeten unserer Zeit erneut dieser Stoffe an und bearbeiten sie – auch in eigenen Werken, führen seine Aussagen gedanklich weiter, deuten sie – und deuten sie auch um, wie Richard Wagner: Parsifal, Adolf Muschg: Der Rote Ritter, Dieter Kühn: Der Parzival des Wolfram von Eschenbach.
Hat Wolfram uns denn heute noch etwas zu sagen? Ist der Parzival noch modern?
Ich befasse mich nachfolgend mit dem »Parzival«, Wolframs höfischem Roman mit 24810 Versen, der schon von seinen Zeitgenossen gerühmt worden ist »ob seiner Form, Sprache, seines Inhalts« ein Bildungsroman par excellance, kurz eine Auseinandersetzung des Menschen mit sich, der Welt und Gott, dargestellt innerhalb einer hochdramatisch verlaufenden Entwicklung vom »tumben toren« zum Gralskönig. Wolfram zeigt sich in der Werkform und dem Inhalt als Neuerer, Grenzen-Überschreiter, ja »Provokateur«. Das macht dieses Epos aus dem Hochmittelalter für die heutige Zeit interessant, zu einem immer modernen Kunstwerk, und im neuzeitlichen Sinn kommt dem Typus des Bildungsromans Wolframs Parzival am nächsten: »Der Romanheld ist prinzipiell ein Suchender!« Dies hat Wolfram in seinen Parzival hineinverwoben und damit seine Zeitgenossen besonders angezogen. Den Erfolg bezeugt die Fülle der überlieferten 75 Handschriften und Bruchstücke von Handschriften bis 1477 zum ersten Druck des Parzivals durch den Straßburger Drucker Mentelin, gleich nach der Bibel.
Fazit: Die Menschen seiner und unserer Zeit sind einander verwandt, denn sie leben in ähnlich unruhigen Zeiten und Veränderungen.
Ihre »art«, ihre Veranlagungen und Verhaltensweisen haben sich nicht verändert.
So bleibt Parzivals Lebensweg zeitlos modern als Lebensweg eines Menschen, der sich verantwortlich fühlt für seine Mitmenschen und seine Umwelt, verantwortlich nicht schon als »tumber tor«, sondern der nach einem langen, bitteren Weg des Lernens, der Selbsterkenntnis die Verantwortlichkeit erkennt und entsprechend handelt.
Wolfram schaut aus seinem Werk»Parzival« mit vielen Gesichtern: Es gibt Selbstbildnisse, keine Urkunden. Das Spiel der Fragen und das Spiel vom Fragen zieht uns an. Fragen entdecken ist der Anfang allen Wissens.
Daher ist und bleibt der »Parzival« des Wolfram von Eschenbach so modern und für uns so interessant.
peterdreyling
»Eschenbach, verträumte Stadt,
ewig wirst du leben,
der ein deutscher Dichter hat
hellen Glanz gegeben …«
(Dr. Otto Großmann, 1916)
Ich bin 80 Jahre alt geworden,
für mich eine Wende, ziehe Bilanz und empfinde,
dass ich lange genug gewartet habe,
dass ich genug Rücksicht auf das »man(n)« und andere genommen habe.
Ich habe mein Pensum an Zurückhaltung erfüllt,
habe imerzu gesagt, dass ich noch zu jung sei,
habe es geglaubt – auch gegen besseres Wissen –,
habe mir Unfähigkeit eingeredet, die ich nicht hatte,
um andere nicht zu schocken.
Um meine Noch-Lebenslänge geht es schon länger nicht mehr,
nur noch um Qualität.
Deutlicher als je zuvor geht mir auf,
dass ich bestimmte Arten des Wartens nicht mehr üben will:
Es will hinaus und leben, was in Jahren gewachsen ist:
»Wege laden mich ein,
stille und einsame,
leichte und schöne!
Mit anderen –
aber auch allein
kann ich sie gehen.
Jetzt kann zusammenkommen,
was bisher vereinzelt war!«
Ich wende mich den Grenzen zu, die ich früher eingehalten habe,
um sie jetzt zu überspringen oder zu versetzen,
weil ich nichts mehr als vorgegeben annehme.
I‘m looking for Wolfram,
WAITING and TRYING –
das Nicht-Hörbare zu hören
und das Nicht-Sehbare zu sehen,
um möglichste der zu sein,
der ich wirklich bin!
Don‘t worry, be Wolfram!
Ich hülle die Geschichte in der Dichtung Schleier ein
und will in Euch die Liebe zu unserer Heimat nähren.
Was einst gewesen, soll Euch Nachgebornen Spiegel sein,
soll Euch der Heimat Bild ins Überzeitliche verklären.
So klinge wieder durch die deutschen Gauen
du Heimatlied, das nie im Herzen schweigt,
das stets uns wieder neues Morgengrauen
nach langen Lesenächten zeigt!
Beginne wieder deine »Aventiure«-Fahrten
im Sehnsuchtssturme über Berg und Tal
und jag den Zielen nach, die deiner warten,
du alter, ewig junger Parzival.
Das sollt Ihr Nachgebornen wissen: Der Held
Wolfram von Eschenbach ritt durch uns‘re Fluren,
trug in sich des Grales wunderreiche Welt,
und ich führ‘ Euch heut auf längst verwehten Spuren.
Keine leichte Aufgabe war es für König Ludwig III. von Bayern, die Stadt Obereschenbach nach einem Dichter zu benennen, der noch aus dem Mittelalter, »der Prähistorie des modernen Individuums« (Adolf Muschg) stammt.
Muschg sagt 1995 in seiner Laudatio »Abdruck einer Spur« zur Eröffnung des Wolfram von Eschenbach-Museums: »Wolfram ist weit weg, nur deshalb ist er uns so nah – oder kann uns so nah kommen.
Wolfram hat kein Eschenbach nötig – und Eschenbach ihn umgekehrt auch nicht.
Wer ihn zu verstehen sucht, wohnt nicht nur in Eschenbach, denn Nähe und Ferne, die Wolfram zu bieten hat, kann an jedem Erdenort als Guckkasten in ein entferntes Kunst-Universum verstanden werden, nicht nur hier zum Ruhm von Blut und Boden.«
Wolfram von Eschenbach hat in und um Eschenbach mit tief eingerammten Herkunftspfählen (Franken) seine Herkunft unmittelbar gemacht.
Wolfram von Eschenbach liegt im Raum, wie ein Jubiläum in der Zeit liegt: Der Stadtnamengebungstag »Wolframs-Eschenbach« ist der 19.05.1917, die 100-Jahrfeier.