Dorian Hunter 123 - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 123 E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

»Wir müssen in den Kreis treten«, sagte Olivaro.
Wir pressten uns eng aneinander. Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Nachdem alle Tore zur Januswelt unterbrochen waren, konnten die Janusköpfe, die sich auf der Erde aufhielten, nicht zurück in ihre Welt.
Einige Minuten lang geschah nichts. Dann wurden meine Beine auf einmal gefühllos. Sekunden später konnte ich mich nicht mehr bewegen. Angst stieg in mir auf, denn ich fürchtete, dass wir in eine Falle getappt waren.
Irgendetwas explodierte in meinem Hinterkopf. Mein Körper schien in tausend Stücke zu zerplatzen. Dann wurde ich bewusstlos ...

Dorian Hunter hat in der Januswelt all seine magischen Gegenstände verloren. Lediglich noch mit dem Ys-Spiegel bewaffnet, will er nach Indien aufbrechen, um Unga und Donald Chapman zu helfen. Doch um die Reise antreten zu können, muss er nicht nur Olivaro vertrauen, sondern auch dem Chakravartin ...


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

SCHWUR IN DER OPFERHALLE

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Kurz nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin versteckt Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Bald darauf veranlassen die Erinnerungen an seine Existenz als Michele da Mosto Dorian, nach der Mumie des Hermes Trismegistos zu forschen. Er findet jedoch »nur« den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon einst gedient hat und der sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst. Auf Island gewinnt Dorian den Kampf um das Erbe des Hermes Trismegistos.

Kurz darauf erwachen in Dorian Erinnerungen an sein fünftes Leben. Als Samurai Tomotada war er damals im Auftrag des Januskopfes Olivaros aktiv, der in der Gegenwart kurzzeitig als Oberhaupt der Schwarzen Familie agierte. Olivaros Nach-Nachfolger, der Erzdämon Luguri, unternimmt derweil alles, um den Bayerischen Wald in eine Brutstätte des Bösen zu verwandeln, wird aber von Coco und Dorian zurückgeschlagen. Im Tempel des Hermes Trismegistos erhält Dorian einen Hinweis auf das Wirken von Janusköpfen in Indien. Coco und er müssen jedoch Olivaro folgen, der von »Psychos« in das irische Dorf Cranasloe gebracht wurde. Dort wechseln sie in die Januswelt Malkuth über, die sich von der Welt der Menschen grundlegend unterscheidet. Von Sri Mahadev, den es ebenfalls nach Malkuth verschlagen hat, erfährt Dorian, dass Donald Chapman und Unga inzwischen nach Indien aufgebrochen sind. Dorian, Coco und Olivaro können Malkuth verlassen, doch um Don und Unga nach Indien zu folgen, sind sie auf ihre schlimmsten Feinde angewiesen – die Janusköpfe ...

SCHWUR IN DER OPFERHALLE

von Neal Davenport

Ich warf die Zigarette zu Boden und trat sie mit dem Absatz aus. »So etwas Ähnliches habe ich vermutet«, sagte ich leise.

Wir hatten uns in einer halb verfallenen Hütte in der Nähe von Macao einquartiert, um uns von unserem Abenteuer mit Kether junior zu erholen. Ein paar Stunden Schlaf und eine ordentliche Mahlzeit hatten unsere Lebensgeister wieder geweckt.

Das schreckliche Monster war tot. Doch die Gefahr, die der Menschheit von den Janusköpfen drohte, war noch nicht gebannt. Von Olivaro hatte ich weitere Informationen über die Januswelt erhalten. Olivaro selbst konnte nach seinen eigenen Angaben nicht mehr von seinen Artgenossen manipuliert werden. Und angeblich war es auch nicht mehr möglich, ihn zum Bösen hin zu beeinflussen. Ich stand diesen Behauptungen skeptisch gegenüber. Es war durchaus möglich, dass Olivaro sich nur verstellte.

Olivaro hob beschwörend die Hände, beugte sich nieder und malte mit der rechten Hand magische Zeichen auf den Boden. Sein grünblau schimmerndes Totenkopfgesicht sah im Mondlicht noch unmenschlicher aus.

1. Kapitel

Seit seiner Rückkehr aus der Januswelt konnte der ehemalige Herr der Schwarzen Familie kein Scheingesicht mehr bilden und auch den Kopf nicht mehr um 180 Grad drehen. Er war gezwungen, ständig sein wahres Gesicht zu zeigen.

Ich trat einen Schritt vom Fenster zurück und zog an der Zigarette, die ich in der Innenhand verborgen hatte.

»Olivaro scheint mit seiner Beschwörung keinen Erfolg zu haben«, stellte ich fest.

Coco legte einen Arm um meine Schulter und blickte aus dem Fenster ins Freie. »Er scheint seine magischen Fähigkeiten verloren zu haben«, meinte sie und blickte mich an. »Ist dir auch aufgefallen, dass von Olivaro keine dämonische Ausstrahlung mehr ausgeht?«

»Das habe ich auch bemerkt«, antwortete ich. »Aber ich bin mir noch nicht klar darüber, ob wir Olivaro trauen dürfen.«

»Darüber denke ich auch schon die ganze Zeit nach«, meinte Coco. »Olivaro hat sich geändert, das steht eindeutig fest. Ob er aber jetzt tatsächlich auf unserer Seite steht, das muss er erst beweisen. Wir müssen ihm gegenüber vorsichtig sein.«

Gedankenverloren spielte ich mit dem Ys-Spiegel, der einzigen magischen Waffe, die mir geblieben war. Mein anderes magisches Werkzeug hatte sich in der Januswelt einfach aufgelöst. Vor allem vermisste ich den Magnetstab, mit dem ich weite Entfernungen in wenigen Augenblicken überwinden konnte. Im Tempel des Hermes Trismegistos hätte ich mir diese Gegenstände besorgen können. Doch wie sollte ich von Brasilien aus rasch nach Island gelangen? Außerdem schien es mir wichtiger zu sein, sofort nach Indien zu fliegen, da ich von Mahadev Singh erfahren hatte, dass sich Unga und Don Chapman in Indien aufhielten.

Olivaro hatte uns die Hilfe seiner Dämonendiener angeboten. Sie hätten uns nach Indien bringen können. Doch wie es jetzt aussah, konnte Olivaro nicht einen einzigen seiner Diener rufen.

Ich schob den Ys-Spiegel zurück ins Hemd, trat ans Fenster und blieb stehen.

Olivaro hockte auf dem Boden und wandte mir den Rücken zu. Mit den Händen fuchtelte er in der Luft herum, und er sagte etwas in einer unverständlichen Sprache.

Für einen kurzen Augenblick wurde seine Gestalt in ein fahlgelbes Licht getaucht. Um den magischen Kreis, den Olivaro in den Sandboden gemalt hatte, loderten plötzlich giftgrüne Flammen. Ein dumpfes Beben erschütterte den Boden.

Olivaro stand auf, trat zwei Schritte zurück und hob die Arme über den Kopf. Im magischen Kreis flimmerte es jetzt. Eine schemenhafte Gestalt, die karminrot glühte, fauchte auf. Olivaro schien einen Gasgeist gerufen zu haben.

»Wozu hat er dieses Monster gerufen?«, fragte Coco verwundert.

»Wahrscheinlich ist etwas mit seiner Beschwörung schiefgegangen«, brummte ich und öffnete das Fenster.

Der Gasgeist schrumpfte langsam, und eine halbe Minute später war seine Gestalt deutlich zu erkennen. Er war etwa einen Meter groß und dünn wie eine Bohnenstange. Aus seinem Körper wuchsen seltsam verkrüppelte Arme und Beine, die ständig in Bewegung waren und ihre Form änderten. Der hässliche Schädel war eiförmig, hatte lange, spitz zulaufende Ohren und drei farblose Augen.

»Du hast mich gerufen, Herr«, zischte der Gasgeist.

»Zyto!«, rief Olivaro überrascht. »Ich habe doch Balaam ...«

Der Gasgeist bewegte sich rascher im magischen Kreis. Seine unzähligen Hände griffen nach Olivaro. Dieser sprang zur Seite.

Stirnrunzelnd beugte ich mich aus dem Fenster. Der magische Kreis hätte Zyto zurückhalten sollen. Es hätte ihm nicht gelingen dürfen, seine Arme durch die magische Sperre des Bannkreises zu schieben. Doch es gelang ihm.

»Der Geist geht auf Olivaro los«, sagte ich rasch und trat zur Seite.

Coco blieb neben mir stehen und beugte sich über das Fensterbrett. Ich blickte in ihr mondbeschienenes Gesicht. Das pechschwarze Haar umrahmte ihr ausdrucksvolles Gesicht mit den hohen Backenknochen und den dunklen, unergründlichen Augen. Ihr Mund stand halb offen, und die oberen Zähne waren zu sehen.

Rasch wandte ich meinen Blick Olivaro zu, der vor den langen Armen des Gasgeistes die Flucht ergriff. Zyto trat einen Schritt näher an den magischen Kreis heran. Dann noch einen. Schließlich verließ er den Kreis.

Zyto stieß ein durchdringendes Lachen aus.

»Du entkommst mir nicht, Olivaro!« Wieder kicherte er. »Du verfügst über minimale magische Fähigkeiten, die mir nichts anhaben können. Ich werde dich töten!«

Olivaro blieb stehen und fixierte seinen Diener, der langsam auf ihn zukam.

»Kannst du das Biest erledigen, Coco?«

Meine Gefährtin nickte leicht. »Olivaro ist völlig hilflos«, flüsterte sie. »Ich will noch warten, bevor ich eingreife. Ich möchte die Gewissheit haben, dass sich Olivaro nicht verstellt.«

Der Gasgeist hatte Coco und mich nicht bemerkt. Dies war ein Zeichen dafür, dass auch er nur über schwache magische Fähigkeiten verfügte. Mit einem solchen Geist hätte Olivaro früher keinerlei Schwierigkeiten gehabt. Er hätte ihn mit einer Handbewegung erledigt.

Zyto sprang Olivaro an. Seine flammenartigen Arme packten den Januskopf und hoben ihn hoch. Olivaro strampelte verzweifelt mit Armen und Beinen. Doch all seine Bemühungen, sich aus der Umklammerung zu lösen, waren vergeblich. Ein Arm des Geistes presste sich um Olivaros Kehle.

»Hilfe!«, gurgelte der ehemalige Herr der Schwarzen Familie. »Coco, Dorian, so helft ...«

Coco sprang auf das Fensterbrett und streckte den rechten Arm gegen Zyto aus. Mit dem Daumen tupfte sie rasch zweimal gegen den Zeigefinger, und ihre Lippen bewegten sich leicht. Sie flüsterte einen uralten Bannspruch.

»Lass Olivaro los, Zyto«, sagte Coco.

Der Gasgeist gehorchte augenblicklich. Sanft stellte er Olivaro auf den Boden und blieb ruhig stehen.

Olivaro rieb sich den Hals und kam auf uns zu. »Danke«, sagte er leise.

Coco sprang ins Freie, und ich folgte ihr.

Olivaro wandte den Kopf zur Seite, als wir auf ihn zugingen. Es war ihm sichtlich peinlich, dass wir mit angesehen hatten, wie hilflos er gewesen war. Wäre Zyto ein mächtiger Dämon gewesen, wäre seine Schwäche noch erklärlich gewesen. Doch dass er diesen harmlosen Dämonendiener nicht hatte beherrschen können, stellte ihm ein Armutszeugnis aus. Olivaro stellte keine Gefahr mehr dar. Er war hilflos wie ein neugeborenes Kind.

»Ich muss Zyto töten«, sagte Coco. »Wenn ich ihn freilasse, dann wird er überall erzählen, dass du über keine magischen Fähigkeiten mehr verfügst.«

»Töte ihn«, flüsterte Olivaro. »Du brauchst ihm nur zu befehlen, dass er sich selbst verbrennen soll.«

Coco sah Zyto an und erteilte ihm den Befehl. Aus Zytos Körper schienen Flammen zu schlagen. Sekunden später hatte sich der Gasgeist aufgelöst.

Ich starrte Olivaro nachdenklich an. Nur zu gut konnte ich mir vorstellen, was in ihm vorging. Vor gar nicht so langer Zeit war er einer der mächtigsten Dämonen gewesen, den die Welt gekannt hatte. Eine Zeit lang hatte ich ihn für meinen Freund gehalten, doch er war es nie gewesen, denn er hatte seine eigenen Pläne verfolgt und nach Asmodis Tod sein wahres Gesicht gezeigt. Seither waren wir erbitterte Gegner gewesen. Ich hatte mir geschworen, ihn zu töten. Jetzt war er mir hilflos ausgeliefert, doch ich spürte kein Verlangen mehr nach seinem Tod.

»Ich bin ein Schwächling«, flüsterte Olivaro. »Ohne Cocos Eingreifen wäre ich jetzt tot.«

»Vielleicht erhältst du deine Fähigkeiten irgendwann einmal zurück«, sagte ich.

Olivaro schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«

»Wie kommen wir jetzt nach Indien?«, fragte Coco.

»Mit dem Flugzeug«, antwortete ich.

»Es gibt noch eine Möglichkeit«, sagte Olivaro und blickte mich an. »Was meinst du?«

»Meine Artgenossen wissen nicht, dass ich mich geändert habe. Ich werde sie täuschen und ihnen vormachen, dass ich noch immer auf ihrer Seite bin. Wenn ich dann noch angebe, dass ihr ebenfalls zu einer Zusammenarbeit mit den Janusköpfen bereit seid, werden sie uns sicherlich helfen. Und der Ys-Spiegel wird der beste Köder sein.«

»Das hört sich recht gut an«, meinte ich. Aber ich blieb misstrauisch.

»Ich muss eine Beschwörung durchführen.«

»Hoffentlich gelingt dir diese besser, Olivaro«, sagte ich skeptisch.

»Sie wird gelingen«, sagte Olivaro zuversichtlich. »Lasst mich bitte eine halbe Stunde allein. Wenn es so weit ist, werde ich euch rufen.«

Wir betraten die Hütte, und ich zündete eine verrußte Petroleumlampe an und setzte mich an den Tisch. Coco nahm mir gegenüber Platz.

Ich hing meinen Gedanken nach und versuchte, die Informationen zu verarbeiten, die mir Olivaro gegeben hatte, nachdem das Monster getötet worden war.

Die Menschen waren für die Psychos auf der Januswelt verantwortlich. Und je zivilisierter und humaner die Menschen wurden, desto schrecklicher waren die Wirkungen auf die Januswelt. Die Menschen hatten in der Januswelt sozusagen ein Ventil für ihre Aggressionen.

Malkuth, wie die Januswelt hieß, bestand aus neun Häusern, von denen Kether eines war. Je drei Häuser waren zu einer Einheit zusammengeschmolzen. Kether, Chochmah und Binah bildeten zusammen die Ideenwelt. Außerdem gab es die Seelenwelt und die Materiewelt. Und alle Häuser vereinten sich zur Januswelt Malkuth. In den Häusern herrschte noch eine magische Ordnung, doch außerhalb dieser Häuser tobte das totale Chaos. Dort befanden sich die Psychos und tausend andere Schrecken.

»Worüber denkst du nach, Dorian?«, fragte Coco.

»Über die Januswelt«, antwortete ich. »Die Janusköpfe müssen endlich etwas Entscheidendes unternehmen. Die magische Verbindung, die zwischen ihrer und unserer Welt besteht, muss von ihnen ausgeschaltet werden. Und jetzt frage ich mich, was geschehen wird, sollte ihnen das tatsächlich gelingen.«

»Darüber müssen wir uns mit Olivaro unterhalten. Vielleicht weiß er mehr darüber.«

»Wahrscheinlich weiß er darauf auch keine Antwort. Wir sind nur auf Vermutungen angewiesen, und alle sind wenig erfreulich für die Menschheit.«

Ich stand auf, als Olivaro die Hütte betrat.

»Alles ist zur Beschwörung vorbereitet«, sagte der Januskopf. »Ihr dürft zusehen, doch sprecht auf keinen Fall ein Wort. Vielleicht brauche ich deine Hilfe, Dorian. Mit den Kräften des Ys-Spiegels könntest du die Beschwörung verstärken.«

Wir verließen die Hütte. Draußen wurde es allmählich hell. Auf dem freien Platz vor der Hütte hatte Olivaro Kreise, Quadrate und Rechtecke gezeichnet. Dazwischen waren überall die seltsamen Janus-Schriftzeichen zu erkennen.

Olivaro kniete vor einem Kreis nieder und hob den Kopf der aufgehenden Sonne entgegen. Bei Tageslicht wirkte sein Gesicht erschreckend. Die Sonne spiegelte sich in seinen dunklen Augenhöhlen.

»Nimm den Ys-Spiegel ab, Dorian. Halte ihn so gegen die Sonne, dass sich die Lichtstrahlen darin brechen, und richte ihn dann auf die Schriftzeichen.«

Gehorsam löste ich den schweren Spiegel. Ich nahm ihn in die rechte Hand und befolgte Olivaros Befehl. Die Janus-Schriftzeichen schienen von selbst zu leuchten.

Olivaro hob die Hände, schlug sie einmal zusammen und verbeugte sich so tief, bis seine Stirn fast den Boden berührte. Er sprach in der Janussprache. Einige Bruchstücke verstand ich.

»Steck jetzt den Ys-Spiegel ein«, sagte Olivaro. »Wir müssen warten, bis sich der Chakravartin meldet.«

Ich hängte den Spiegel um den Hals und schob ihn unter das Hemd. Stirnrunzelnd dachte ich nach. Von Sri Mahadev, den ich in der Januswelt getroffen hatte, hatte ich vom Kampf zwischen den Chakras und den Padmas gehört. Chakravartin – was so viel wie Weltherrscher hieß – musste demnach der Anführer der Chakras sein.

Eine Sandfontäne stieg plötzlich hoch und drehte sich um die eigene Achse.

»Du hast mich gerufen, Varo«, meldete sich plötzlich eine Stimme, die nur sehr schwach zu verstehen war.

»Ich brauche deine Hilfe, Chakra«, sagte Olivaro.

Bedauerlicherweise verstand ich nicht alles. Der unsichtbare Sprecher machte Olivaro für den Tod des Riesenmonsters verantwortlich, doch Olivaro beteuerte, dass er damit nichts zu tun gehabt hatte. Dann wurde von mir gesprochen. Olivaro behauptete, dass ich mit dem Ys-Spiegel Schlimmeres verhindert hätte.

Der Chakra schien an dem Ys-Spiegel sehr interessiert zu sein, denn bereitwillig ging er auf Olivaros Vorschlag ein, uns zu helfen. Und dann fiel eine Bemerkung, die mich aufhorchen ließ. Der Unsichtbare sagte, dass durch eine Panikreaktion beim Ausbruch von Kethers Krise alle Tore zur Januswelt geschlossen seien. Trotzdem wollte er uns helfen und uns nach Indien bringen.

Die Stimme verstummte, und Olivaro stand auf.

»Wir müssen in diesen Kreis treten«, sagte er.

Der Kreis war ziemlich klein. Wir pressten uns eng aneinander. Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Nachdem alle Tore zur Januswelt unterbrochen worden waren, konnten die Janusköpfe, die sich auf der Erde aufhielten, nicht zurück in ihre Welt. Jetzt wurde mir auch klar, weshalb der Unsichtbare so schnell auf Olivaros Vorschlag eingegangen war. Er wollte unbedingt den Ys-Spiegel haben, denn er stellte das einzige Verbindungsglied zur Januswelt dar. Chakra würde alles daran setzen, um in den Besitz des Ys-Spiegels zu gelangen. Ich musste vorsichtig sein.

Einige Minuten lang geschah nichts. Dann spürte ich ein leichtes Kribbeln auf den Fußsohlen, das rasch stärker wurde. Ein sanftes Brennen war in meinen Waden, und dann wurden meine Beine gefühllos. Sekunden später konnte ich mich nicht mehr bewegen. Angst stieg in mir auf, denn ich fürchtete, dass wir in eine Falle des Unsichtbaren gegangen waren.