Dorian Hunter 14 - Horror-Serie - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 14 - Horror-Serie E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

DER KOPFJÄGER
von Neal Davenport

Vergebens versuchte Pierre Gormat, den Kopf zu bewegen. Er konnte sich nicht erklären, weshalb er seinen Körper nicht spürte.
Vor seinem Bett stand eine kleine Frau, deren blauer Morgenrock offenstand. Ihr Haar war zerzaust. »Ich bin Madelaine Dupont. Sie haben mich eingesperrt, aber ich konnte die Schwester ausschalten. Ich will fliehen. Kommen Sie mit?«
»Ich kann mich nicht bewegen.«
»Ach was!«, sagte sie. »Ich wette, Sie sind überhaupt nicht verletzt.« Sie riss die Bettdecke zurück und erstarrte.
Pierre Gormat hatte keinen Körper mehr.


Die unberechtigten Anschuldigen des Secret Service haben Spuren hinterlassen: Dorian Hunter beschließt, seinen Kampf allein fortzusetzen. Auf Umwegen und ohne Wissen der Inquisitionsabteilung begibt er sich nach Paris, um den letzten seiner Brüder zu stellen - Fredric de Buer ...

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Seitenzahl: 130

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Inhalt

Cover

Impressum

DER KOPFJÄGER

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

mystery-press

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Mark Freier

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7762-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Auf Schloss Lethian an der österreichisch-slowenischen Grenze gerät der Reporter Dorian Hunter in ein Abenteuer, das seinen Verstand übersteigt. Die acht Männer, die seine Frau Lilian und ihn begleiten, sind seine Brüder – gezeugt in einer einzigen Nacht, als die Gräfin von Lethian, selbst eine Hexe, sich mit dem Teufel Asmodi vereinigte! Dorians Brüder nehmen die Offenbarung euphorisch auf. Nur Dorian will sein Schicksal nicht akzeptieren. Er tötet seine Mutter und eröffnet die Jagd auf seine Brüder. Danach steckt er das Schloss in Brand und flieht mit seiner Frau. Aber Lilian hat bei der Begegnung mit den Dämonen den Verstand verloren. Übergangsweise bringt Dorian sie in einer Wiener Privatklinik unter, die auf die Behandlung psychischer Störungen spezialisiert ist – und begegnet kurz darauf der jungen Hexe Coco Zamis, die von ihrer Familie den Auftrag erhalten hat, Dorian zu töten. Doch Coco verliebt sich in den Dämonenkiller und wechselt die Seiten, wodurch sie nicht nur ihre magischen Fähigkeiten verliert, sondern darüber hinaus aus der Schwarzen Familie ausgestoßen wird.

Coco wie auch Dorian sind nun gleichzeitig Jäger und Gejagte, denn Dorian hat sich geschworen, seine Brüder, die das Feuer auf Schloss Lethian offenbar allesamt überlebt haben, zur Strecke zu bringen. In London tötet er Roberto Copello, nachdem dieser den Secret-Service-Agenten Donald Chapman auf Puppengröße geschrumpft hat. Mit Hilfe des Secret Service gründet Dorian die »Inquisitionsabteilung«, der nicht nur er selbst, sondern auch Coco und der Puppenmann Chapman fortan angehören. Ein weiteres »inoffizielles« Mitglied ist der geheimnisvolle Hermaphrodit Phillip, dessen Adoptiveltern von Dämonen getötet wurden. Zum Hauptquartier der Inquisitionsabteilung wird die Jugendstilvilla in der Baring Road, in der Phillip aufgewachsen ist, doch gleichzeitig stöbert Dorian Hunter weiter in der Bibliothek seines alten Reihenhauses in der Abraham Road nach Hinweisen auf dämonische Umtriebe – und stößt auf das Tagebuch des Barons Nicolas de Conde, der auf dem Eulenberg nahe Nancy im Jahr 1484 seine Seele dem Teufel verkaufte. De Conde bereute, wurde zum Hexenjäger und Mitautor des »Hexenhammers« und starb als angeblicher Ketzer. Der Fluch erfüllte sich. Seither wird de Condes Seele nach jedem Tod in einem neuen Körper wiedergeboren, in dem er zunächst mühsam seine verschütteten Erinnerungen freilegen muss. Und tatsächlich gelingt ihm als Dorian Hunter, woran er in allen früheren Inkarnationen gescheitert ist: Asmodi zu vernichten!

Aber das Oberhaupt, das Hunter alias de Conde damals das ewige Leben versprochen hatte, war in der Gegenwart nur noch ein armseliges, schwaches Geschöpf. Auf dem Thron der Schwarzen Familie sitzt längst sein Nachfolger – Asmodi II.! Er ist Dorians Vater, und so bleibt die Rache des Dämonenkillers weiterhin unerfüllt …

DER KOPFJÄGER

von Neal Davenport

»Fahren Sie langsamer!«, sagte Sybill Ferrand ängstlich.

Der Regen peitschte wie verrückt gegen die Windschutzscheibe. Pierre Gormat lenkte rasant in eine Kurve.

»Keine Angst!«, sagte er grinsend. »Ich kenne die Strecke wie meine Hosentasche.«

Der Renault lag gut in der Kurve, doch plötzlich brach er nach rechts aus und raste auf die Leitplanke zu. So sehr sich Gormat auch bemühte, er konnte den Wagen nicht mehr unter Kontrolle bringen. Eine unsichtbare Hand steuerte ihn.

Er nahm den Fuß vom Gaspedal, doch der Wagen wurde noch schneller. Krachend zersplitterte die Leitplanke, und der Renault rumpelte die Böschung hinunter. Er wurde immer rascher und schoss zwischen zwei Bäumen hindurch. Sybill Ferrands Augen waren vor Entsetzen geweitet. Gormat stand der Angstschweiß auf der Stirn. Er konnte nichts tun; die unsichtbare Hand, die den Wagen steuerte, war stärker.

1. Kapitel

Der Kühler prallte gegen eine Tanne. Die rechte Tür sprang auf, und Sybill Ferrand wurde herausgeschleudert. Sie flog einige Meter weit und blieb benommen hinter einem Gebüsch liegen. Pierre Gormat hatte nicht so viel Glück. Er spürte den bohrenden Schmerz, als sein Brustkorb zusammengedrückt wurde. Dann wurde es schwarz um ihn. Ohnmächtig hing er über dem Lenkrad.

Sybill Ferrand hörte nur noch das gleichmäßige Prasseln des Regens. Vorsichtig richtete sie sich auf, und da sah sie zwei Männer, die sich rasch näherten. Sie wollte ihnen etwas zurufen, doch ihre Stimme versagte. Sie saß zusammengesunken hinter dem Gebüsch und zitterte. Die beiden Männer waren konturlose Schatten. Sie trugen weite Regenmäntel und breitkrempige Hüte. Einer der beiden lachte zufrieden, als er neben dem Renault stehenblieb.

»Es hat prächtig geklappt«, sagte er. »Sehen wir mal nach, ob der Kerl noch lebt.«

»Verdammt!«, fluchte der zweite. »Die Tür klemmt.«

»Aber die Tür des Beifahrersitzes ist offen, du Trottel. Holen wir ihn heraus. Hoffentlich lebt er noch, sonst brauchen wir ihn gar nicht mitzunehmen.«

Sybill Ferrand hatte verwundert zugehört. Was hatten die beiden Männer vor? Sie duckte sich tiefer und hielt den Atem an. Abgesehen von einigen Prellungen und Hautabschürfungen war der Unfall für sie harmlos verlaufen. Sie sah, dass die Männer den Bewusstlosen aus dem Wagen hoben.

»Er lebt.«

»Gott sei Dank! Ich packe ihn an den Beinen. Mach rasch! Er ist verletzt. Wir müssen uns beeilen, sonst stirbt er uns noch unter den Händen.«

Ein Grunzen kam als Antwort.

Sekunden später waren die Männer verschwunden. Sybill nahm ihren ganzen Mut zusammen und folgte ihnen. Nach wenigen Schritten blieben die beiden vor einem Krankenwagen stehen. Sie öffneten die hinteren Türen und legten Gormat hinein. Die Türen wurden geschlossen, und der Wagen fuhr langsam an.

Sybill Ferrand versuchte, die Wagennummer zu erkennen, doch es war zu dunkel und der Fahrer hatte die Scheinwerfer nicht eingeschaltet. Nachdenklich sah sie dem Wagen nach.

Sybill war zweiundzwanzig, groß und schlank und trug einen dunkelblauen Hosenanzug, der mit ihrem schulterlangen blonden Haar kontrastierte. Sie hatte in Versailles eine Freundin besucht und war nach zwanzig Uhr losgefahren, doch nach wenigen Kilometern hatte ihr altersschwacher kleiner Citroën den Geist aufgegeben. Sie hatte sich angestrengt bemüht, das Vehikel wieder in Gang zu bringen, was ihr aber nicht gelungen war. Schließlich hatte ein Wagen angehalten, und der Fahrer hatte ihr seine Hilfe angeboten.

Doch auch ihm war es nicht gelungen, ihr Auto zu reparieren. Er hatte ihr vorgeschlagen, mit ihm nach Paris zu fahren, und sie hatte eingewilligt.

Der Mann hatte sich als Pierre Gormat vorgestellt und angegeben, dass er Handelsvertreter einer Lederwarenfabrik sei. Mehr wusste sie über ihn nicht.

Sie stand im Schutz einiger Bäume und überlegte. Eigentlich hätte sie die Polizei verständigen müssen, doch etwas hielt sie davon ab.

Das Verhalten der beiden Männer war merkwürdig gewesen. Sie waren nur an dem Verletzten interessiert gewesen. Außerdem hatte der Krankenwagen bereits dort gestanden. Als hätten sie gewusst, dass der Unfall stattfinden würde.

Sybill Ferrand war noch immer unschlüssig, was sie tun sollte.

Als Pierre Gormat erwachte, wunderte er sich, dass er keinerlei Schmerzen hatte. Deutlich konnte er sich erinnern. Er hatte eine Frau mitgenommen; sie hatte ihn gebeten, nicht so schnell zu fahren, und dann war es passiert. Der Wagen hatte sich selbständig gemacht und war gegen einen Baum geprallt. Gormat hatte den stechenden Schmerz in der Brust gespürt und war ohnmächtig geworden.

Als er die Augen aufschlug, war es finster. Es dauerte einige Sekunden, bis er begriff, dass man ihm die Augen verbunden hatte. Er blähte die Nasenflügel; der Geruch war unverkennbar; er musste sich in einem Spital befinden. Er versuchte sich zu bewegen, doch das ging nicht; er spürte seine Glieder nicht. Er versuchte zu sprechen, doch es kamen nur krächzende Laute über seine Lippen.

»Ruhig«, sagte eine sanfte Frauenstimme. »Seien Sie ganz ruhig! Ich hole den Arzt.«

Die Schritte dröhnten überlaut in seinen Ohren. Eine Tür wurde geöffnet, dann war es still. Er versuchte noch einmal zu sprechen, hatte jedoch wieder keinen Erfolg damit. Nach wenigen Augenblicken kehrten die Schritte zurück.

»Der Arzt kommt sofort«, sagte die Frauenstimme. »Versuchen Sie, nicht zu sprechen. Bleiben Sie ganz ruhig!«

Pierre Gormat wollte aber sprechen. Er wollte wissen, wie es um ihn stand, ob er schwer verletzt war. Plötzlich hatte er entsetzliche Angst. Er befürchtete, blind zu sein.

Schwere Schritte näherten sich, und dann hörte er eine unangenehm krächzende Stimme: »Sie hatten einen schweren Unfall, Herr Gormat, aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wir werden Sie wieder auf die Beine bringen.«

Er konnte noch immer nicht sprechen; nur unverständliche zischende Laute kamen über seine Lippen.

»Es wird noch einige Zeit dauern, bis Sie sprechen können, Herr Gormat. Versuchen Sie es aber ruhig weiter! Bilden Sie zuerst nur kurze Wörter.«

Gormat folgte dem Rat, doch seine Zunge und seine Lippen schienen sich zu weigern, Worte zu formen.

»Schwester«, sagte der Arzt, »lassen Sie die Apparate nicht aus den Augen! Herr Gormat soll üben. Sobald er wieder sprechen kann, geben Sie mir Bescheid!«

Die schweren Schritte entfernten sich. Pierre Gormat fühlte sich müde, doch seltsamerweise hatte er keinen Hunger und keinen Durst. Er spürte auch seinen Körper nicht; nur die Binde über seinen Augen drückte unangenehm. Er bewegte die Augäpfel. Hoffentlich bin ich nicht blind, dachte er erneut. Einige Zeit später versuchte er wieder zu sprechen. Diesmal ging es schon besser.

»Schwester«, sagte er langsam. »Bin ich … bin ich blind?«

»Nein«, sagte die Schwester. »Sie sind nicht blind, Herr Gormat.«

»Weshalb – weshalb habe ich eine Binde vor den Augen?«

»Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Anordnung des Arztes. Ich hole ihn jetzt.«

Einige Sekunden herrschte Stille, dann vernahm Gormat wieder die krächzende Stimme des Arztes. »Das ist ja prächtig! Sie können schon sprechen! Wie fühlen Sie sich?«

»Ganz gut, Doktor«, sagte Gormat. »Warum habe ich eine Binde vor den Augen?«

»Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wir können sie jetzt ruhig entfernen.«

Finger glitten über sein Gesicht, dann wurde die Binde gelockert und abgenommen.

»Lassen Sie die Augen noch einige Augenblicke geschlossen, Herr Gormat«, sagte der Arzt. »Haben Sie Schmerzen?«

»Nein«, sagte Gormat. Er konnte nun schon bedeutend besser sprechen. »Überhaupt nicht.«

»Gut«, sagte der Arzt. »Öffnen Sie die Augen! Aber nur zu ganz schmalen Schlitzen!«

Gormat gehorchte. Das Licht war unangenehm, und er schloss die Augenlider rasch wieder.

»Ziehen Sie die Jalousien herunter, Schwester!«, sagte der Arzt.

Es wurde dämmrig im Zimmer. Gormat schlug die Augen erneut auf. Vor ihm stand ein kleiner Mann, der einen knielangen weißen Mantel trug. Alles an ihm wirkte aufgedunsen. Das runde, schwabbelige Gesicht war hässlich. Der Schädel war bis auf einen schmalen Kranz aschblonder Haare kahl. Seine Augen waren klein und stechend. Neben dem Arzt stand eine junge Frau in einer adretten Schwesternuniform. Ihr Haar war unter einem Häubchen verborgen, und ihr Gesicht wirkte recht hübsch. Gormat versuchte, den Kopf zu bewegen, aber irgendetwas hielt ihn fest; er konnte den Kopf nur etwas anheben.

»Bewegen Sie sich nicht, Herr Gormat!«, sagte der Arzt.

»Habe ich schwere Verletzungen, Herr Doktor?«, erkundigte sich Gormat ängstlich.

»Ja.« Der Arzt lächelte und entblößte dabei kräftige gelbe Zähne. »Aber keine Bange! Wir bekommen Sie schon wieder hin.«

Der Arzt trat einen Schritt zur Seite und aus Gormats Gesichtsfeld. Plötzlich fühlte Gormat sich müde. Seine Gedanken drehten sich im Kreis, und dann umgab ihn Finsternis.

Als er wieder erwachte, war es dunkel im Zimmer. Nur das rote Nachtlicht über der Tür brannte.

»Schwester?«

Er bekam keine Antwort. Vergebens versuchte er, den Kopf zu bewegen. Hilflos lag er da und dachte nach. Er konnte sich nicht erklären, weshalb er seinen Körper nicht spürte. Er konnte die Lippen bewegen; er konnte auch die Augen öffnen und schließen, aber er konnte seine Arme und Beine nicht bewegen.

»Schwester!«, rief er noch einmal so laut er es konnte. »Schwester!«

Die Tür wurde geöffnet. Wegen des düsteren Lichts konnte er nicht viel erkennen. Die Gestalt kam näher auf ihn zu.

»Wer sind Sie?«, fragte Gormat.

Die Gestalt blieb vor ihm stehen, und er konnte jetzt Einzelheiten erkennen. Es war eine kleine Frau, die einen blauen Morgenrock trug, der über der Brust weit aufklaffte. Ihr Haar war kastanienbraun und zerzaust.

»Ich bin Madelaine Dupont«, sagte die Frau. »Sie haben mich eingesperrt, aber ich konnte die Schwester ausschalten. Ich will fliehen. Kommen Sie mit?«

»Ich kann mich nicht bewegen«, sagte Gormat.

»Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu«, sagte Madelaine Dupont. »Das ist ein gespenstisches Sanatorium.«

»Was meinen Sie damit?«, erkundigte sich Gormat neugierig.

Die Frau beugte sich vor und senkte ihre Stimme. »Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen, da würden Ihnen die Haare zu Berge stehen. Der Arzt ist ein Teufel. Eine Reihe von Patienten, die alle angeblich schwerkrank sein sollen, sind offensichtlich kerngesund.« Sie flüsterte: »Sie bekommen alle Injektionen. Dann können sie sich nicht bewegen. Der Arzt ist verrückt.«

Gormat hatte eher den Eindruck, dass diese Frau einen Dachschaden hatte. Er fühlte sich in ihrer Gegenwart unbehaglich.

»Weshalb sind Sie hier?«, fragte er.

Sie kicherte und beugte sich noch weiter vor. »Das würden Sie niemals erraten.« Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer abstoßenden Fratze.

Gormat hatte plötzlich Angst. Diese Frau war ihm nicht geheuer.

»Ich werde es Ihnen sagen«, flüsterte sie verschwörerisch. »Ich habe vor ein paar Tagen meinen Mann erschlagen. Er hat mit mir gestritten. Da habe ich das Beil gepackt und ihm den Schädel eingeschlagen.« Sie kicherte wieder.

Gormat schloss die Augen.

»Ich bin geflohen«, fuhr Madelaine Dupont fort. »Ich habe mich hier im Sanatorium versteckt. Dem Arzt gegenüber habe ich mich als verrückt ausgegeben. Aber ich will nicht hierbleiben. Da stelle ich mich lieber der Polizei.«

Gormat hatte schaudernd zugehört. Er wollte nach der Schwester rufen, doch er hatte Angst, es zu tun, da er nicht beurteilen konnte, wie die Wahnsinnige darauf reagieren würde. Sie streckte ihm ihre Hand entgegen.

»Ich habe die Schwester an der Kehle gepackt, als sie mir eine Spritze geben wollte. Wir haben nicht viel Zeit. Sie sind sicherlich auch durch Spritzen gelähmt worden.«

»Ich hatte einen Autounfall«, sagte Gormat schwach.

»Ach was!«, sagte sie. »Ich wette, Sie sind überhaupt nicht verletzt.«

Um ihre Behauptung zu beweisen, packte sie die Bettdecke und riss sie weg. Da prallte sie auf einmal entsetzt zurück. Ihre Augen weiteten sich, und sie schlug die Hände vors Gesicht. Gormat drückte den Kopf nach unten – und da sah er es selbst: Er hatte keinen Körper. Von seinem Schädel liefen dicke Schnüre in einen kleinen Kasten, der in der Mitte des Bettes stand – und aus dem Kasten führten weitere Schläuche und Drähte.

»Sie haben keinen Körper«, keuchte Madelaine Dupont. »Nur einen Kopf!«

Ich hatte mir ein Zimmer in einem Mittelklassehotel in der Avenue de Verdun, unweit des Gare de l’Est, genommen und mich nicht als Dorian Hunter angemeldet, sondern als Peter Garner. Auf diesen Namen lautete mein falscher Pass. Nach meiner letzten Auseinandersetzung mit der Schwarzen Familie war ich von London nach Zürich geflogen. Ich hatte von meinem Schweizer Konto eine größere Summe abgehoben und war dann noch zwei Tage in der Schweiz geblieben. Nachdem ich mich neu eingekleidet hatte, war ich mit der Bahn nach Paris gefahren.

Auf die Hilfe des Secret Service konnte ich im Augenblick nicht zählen. Ich wollte meinen Kampf gegen die Schwarze Familie allein fortführen. Niemand wusste, dass ich mich in Paris aufhielt, nicht einmal Coco, meine Lebensgefährtin. Ich hatte alle meine dämonischen Brüder ausgeschaltet – bis auf einen: Dr. Frederic de Buer. Durch den Secret Service wusste ich, dass er sich in Paris aufhalten sollte, aber ich hatte keinerlei Ahnung, wo genau.

Mein Aussehen hatte ich in London geändert; der Schnurrbart war abrasiert, das Haar kurz geschnitten. Ich sah wie ein lungenkranker Vierzigjähriger aus und gefiel mir gar nicht, aber eine Zeitlang wollte ich diese hässliche Aufmachung ertragen.