Dorian Hunter 38 - Horror-Serie - Earl Warren - E-Book

Dorian Hunter 38 - Horror-Serie E-Book

Earl Warren

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Beschreibung

Ich habe Coco Zamis verloren, die Geliebte meines Herzens und die unerschrockene Gefährtin im Kampf gegen die Schwarze Familie.

Ich verlor Coco auf einer der über dreitausend kleinen und kleinsten Bahamainseln, auf einer Insel, deren Namen niemand kennt, die auf keiner Seekarte eingezeichnet und normalen Menschen nicht ohne magisches Wirken zugänglich ist.

Auf der Insel des Dämons Asmagon.

Zum Schmerz über den Verlust kommt noch die Ungewissheit. Habe ich sie verloren, weil sie sich für mich, für Donald Chapman, Marvin Cohen und die anderen von der früheren Inquisitionsabteilung aufopferte? Oder weil sie das Leben an meiner Seite nicht mehr ertragen konnte?

Alles begann an einem sonnigen Märztag in einer Villa in Nassau, der Hauptstadt der Bahamas, auf der Insel New Providence ...

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Inhalt

Cover

Impressum

SIEG DER SCHWARZEN MAGIE

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

mystery-press

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Mark Freier

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9193-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Auf Schloss Lethian an der österreichisch-slowenischen Grenze gerät der Reporter Dorian Hunter in ein Abenteuer, das seinen Verstand übersteigt. Die acht Männer, die seine Frau Lilian und ihn begleiten, sind seine Brüder – gezeugt in einer einzigen Nacht, als die Gräfin von Lethian, selbst eine Hexe, sich mit dem Teufel Asmodi vereinigte! Dorians Brüder nehmen die Offenbarung euphorisch auf. Nur Dorian will sein Schicksal nicht akzeptieren. Er tötet seine Mutter und eröffnet die Jagd auf seine Brüder. Danach steckt er das Schloss in Brand und flieht mit seiner Frau. Aber Lilian hat bei der Begegnung mit den Dämonen den Verstand verloren. Übergangsweise bringt Dorian sie in einer Wiener Privatklinik unter, die auf die Behandlung psychischer Störungen spezialisiert ist – und begegnet kurz darauf der jungen Hexe Coco Zamis, die von ihrer Familie den Auftrag erhalten hat, Dorian zu töten. Doch Coco verliebt sich in den Dämonenkiller und wechselt die Seiten, wodurch sie nicht nur ihre magischen Fähigkeiten verliert, sondern darüber hinaus aus der Schwarzen Familie ausgestoßen wird.

Coco wie auch Dorian sind nun gleichzeitig Jäger und Gejagte, denn Dorian hat sich geschworen, seine Brüder, die das Feuer auf Schloss Lethian offenbar allesamt überlebt haben, zur Strecke zu bringen. In London tötet er Roberto Copello, nachdem dieser den Secret-Service-Agenten Donald Chapman auf Puppengröße geschrumpft hat. Mit Hilfe des Secret Service gründet Dorian die »Inquisitionsabteilung«, der nicht nur er selbst, sondern auch Coco und der Puppenmann Chapman fortan angehören. Ein weiteres »inoffizielles« Mitglied ist der geheimnisvolle Hermaphrodit Phillip, dessen Adoptiveltern von Dämonen getötet wurden. Zum Hauptquartier der Inquisitionsabteilung wird die Jugendstilvilla in der Baring Road, in der Phillip aufgewachsen ist, doch gleichzeitig stöbert Dorian Hunter weiter in der Bibliothek seines alten Reihenhauses in der Abraham Road nach Hinweisen auf dämonische Umtriebe – und stößt auf das Tagebuch des Barons Nicolas de Conde, der auf dem Eulenberg nahe Nancy im Jahr 1484 seine Seele dem Teufel verkaufte. De Conde bereute, wurde zum Hexenjäger und Mitautor des »Hexenhammers« und starb als angeblicher Ketzer. Der Fluch erfüllte sich. Seither wird de Condes Seele nach jedem Tod in einem neuen Körper wiedergeboren – und tatsächlich gelingt es ihm als Dorian Hunter, nicht nur sieben seiner Brüder, sondern schließlich auch seinen Vater Asmodi zu vernichten!

Als Trevor Sullivan, der Leiter der Inquisitionsabteilung, entführt wird, stoßen Coco und Dorian auf den Arzt Leonhard Goddard, der Menschen opfert, um seinen greisen Klienten durch ein magisches Ritual die Jugend zurückzugeben. Dorian befreit Sullivan, aber der Dämon, der hinter Goddard steht, lebt – und es scheint, als habe auch Asmodis Nachfolger Olivaro in diesem Spiel ein Wörtchen mitzureden …

SIEG DER SCHWARZEN MAGIE

von Earl Warren

Ich habe Coco Zamis verloren, die Geliebte meines Herzens und die unerschrockene Gefährtin im Kampf gegen die Schwarze Familie. Früher selbst eine Hexe, verliebte sie sich in mich und machte meine Ziele und Anschauungen zu den ihren. Leicht ist es ihr sicher nicht gefallen. Auch das Zusammenleben mit mir war nicht einfach, denn ich bin ein unbeugsamer und in vielem widerspenstiger Charakter. Ich bin der Dämonenkiller, kein Heiliger.

Aber über alle Streitigkeiten und Zerwürfnisse siegte unsere Liebe. Manchmal stritten und trennten wir uns, doch unsere Gefühle füreinander führten uns immer wieder zusammen, ließen uns unsere Zwistigkeiten vergessen. Die meisten der wenigen Stunden des Glücks und der Entspannung, die mir in diesem Leben beschieden waren, seit ich meine Bestimmung erkannte und den Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen aufnahm, verdanke ich Coco Zamis.

Ohne sie wird es nie wieder so sein wie früher.

1. Kapitel

Ich verlor Coco auf einer der über dreitausend kleinen und kleinsten Bahamainseln, auf einer Insel, deren Namen niemand kennt, die auf keiner Seekarte eingezeichnet und normalen Menschen nicht ohne magisches Wirken zugänglich ist. Auf der Insel des Dämons Asmagon.

Zu dem Schmerz über den Verlust kommt noch die Ungewissheit. Habe ich sie verloren, weil sie sich für mich, für Donald Chapman, Marvin Cohen und die anderen von der früheren Inquisitionsabteilung aufopferte? Oder weil sie das Leben an meiner Seite nicht mehr ertragen konnte?

Alles begann an einem sonnigen Märztag in einer Villa in Nassau, der Hauptstadt der Bahamas, auf der Insel New Providence.

Nassau, Bahamas

»Aaaahhh! Aaaaahhh! Ich sterbe! Helft mir doch, steht mir bei, im Namen Gottes oder aller Dämonen!«

Julio Estaban Maria Ruiz, Ex-Diktator einer südamerikanischen Bananenrepublik, jetzt ein steinalter Mann im luxuriösen Exil, sank röchelnd in seinen bequemen Armstuhl zurück. Sein runzeliges Gesicht war verzerrt und blaurot angelaufen, die Adern am Hals und an den Schläfen wollten die welke Haut sprengen. Die blutunterlaufenen Augen starrten nun hervorquellend die anderen drei Alten an der reichgedeckten Prunktafel an. Ruiz’ Hand verkrallte sich im Tischtuch, zerrte es mitsamt den goldenen Bestecken, silbernen Kandelabern und erlesenen Köstlichkeiten herab.

»Hil…«, röchelte Ruiz.

Er starb, bevor er das Wort beenden konnte.

Der schwarze Butler mit der geschmackvollen roten Livree erstarrte bei dem Anblick, der sich ihm bot. Die drei Alten an der nun kahlen Tafel unter dem kristallenen Prachtlüster schauten voller Abscheu, Ekel und Entsetzen auf Ruiz, ihren Schicksalsgenossen.

Sein Leichnam alterte in Minutenschnelle um ganze Jahrhunderte. Eine giftige Wolke von Verwesungsgasen schwebte durch den großen, prunkvoll eingerichteten Raum, während Ruiz’ Körper zu einer Mumie verwelkte und verdorrte. Ein fleischloses, schwärzlich braunes Ding ohne Augen, mit wenigen Haarsträhnen auf dem Mumienschädel und mit bleckenden Zähnen blieb im Stuhl hängen.

Die Zähne des Butlers klapperten wie Kastagnetten. Der Champagner in den hohen Gläsern auf seinem Tablett schwappte über.

»Heilige Mutter Gottes«, betete er, »bewahre mich vor diesem Höllenspuk! Ich will dir auch eine große Kerze stiften. Das schwöre ich dir. Ganz bestimmt.«

»Den Champagner her, du schwarzer Taugenichts!«, schrillte Lydia Goldsteins Greisinnenstimme. »Aber dalli!«

Der Butler servierte.

»Hol Stanweli und Agathe«, befahl die alte Frau mit den scharfen Gesichtszügen. Mit ihrer zu kurzen Oberlippe, dem hervorspringenden Kiefer und den bleckenden Zähnen erinnerte sie an eine Hyäne. »Schafft das da weg und vergrabt es im Garten!«

Das da waren die sterblichen Überreste des Ex-Diktators.

Der Butler war froh hinauszukommen. Fünf Minuten später kehrte er mit zwei Dienstboten zurück: einem dürren, grauhaarigen Schwarzen und einer fülligen Mulattin. Sie wollten die Mumie Ruiz’ zunächst nicht anfassen, aber Lydia Goldstein brachte sie schnell zur Räson. Vor ihrer Herrin hatten die drei Dienstboten der Luxusvilla am Stadtrand von Nassau mehr Angst als vor jeder Mumie. Sie schleppten hinaus, was von Julio Estaban Maria Ruiz übrig geblieben war.

Silvio Pereira kicherte dünn.

»Was gibt es da zu lachen, Pereira?«, herrschte die Goldstein ihn an. »Das Gleiche kann uns anderen auch jeden Augenblick blühen.«

»Ich dachte an das prächtige Mausoleum, das Ruiz sich auf der Insel Andros hat bauen lassen«, sagte der dreiundachtzigjährige Brasilianer Pereira. »Jetzt bleibt es leer. Ruiz wird genauso verscharrt wie die vielen tausend Opfer, die sein Terror- und Korruptionsregime forderte, ehe ihn die Militärjunta stürzte.«

»Was soll der Unsinn?«, fauchte Lewis D. Griffith, der Älteste der drei. »Ich finde nichts Erheiterndes an Ihren Gedanken, Pereira, und wir haben wahrhaftig keine Zeit, lange solchen Stuss zu reden. Wie Lydia sagte, uns kann es in der nächsten Minute genauso gehen wie Ruiz. Und ich für meinen Teil möchte noch sehr lange leben und mein Geld genießen.«

»Wer von uns möchte das nicht?«, fragte Pereira. »Aber Dr. Leonhard Godard ist nun einmal tot. Er kann uns nicht mehr die Lebenskraft junger Leute übertragen und uns damit die ewige Jugend schenken.«

»Goddard ist hin«, krächzte Griffith. Seine Stimme hatte unter dem Alterungsprozess schwer gelitten. Er konnte nicht mehr normal sprechen. Er hörte sich wie eine uralte verstaubte Schallplatte mit Fehlern in allen Rillen an. »Daran ist nur dieser verdammte Dorian Hunter schuld.«

»Ihm möchte ich bei einer Schwarzen Messe die Lebenskraft aussaugen«, giftete Lydia Goldstein voller Bosheit. »Es wäre mir eine doppelte Genugtuung. Ich möchte sehen, wie seine Haut welk und faltig wird, sein Haar schlohweiß, wie seine Gestalt krumm und gebeugt wird, wie seine Gelenke vor Ischias und Arthritis knacken und seine Hände zittern. Und dann möchte ich neben ihm stehen, jung und voller Lebenskraft, und lachend zusehen, wie er elend an Altersschwäche krepiert.« Ihr Hyänengesicht nahm einen verzückten Ausdruck an, als sähe sie eine Vision. Sie goss ein Glas Champagner die Kehle hinunter.

Die dicke Agathe und der Butler Robair kamen zurück und fingen an aufzuräumen.

»Hat noch jemand Hunger?«, fragte die Goldstein die beiden alten Männer.

Beide schüttelten den Kopf.

»Dann wollen wir uns auf die Terrasse begeben. Sonne und Champagner tun mir gut. Sie sind doch einverstanden, Mr. Griffith?«

Griffith nickte. Pereira fragte die Goldstein gar nicht erst. Er war ein widerlicher, buckliger alter Knacker mit bräunlichen Pigmentflecken im runzeligen Gesicht, einer Glatze und gichtigen Fingern. Er konnte sich nur humpelnd am Stock fortbewegen.

Die beiden Bediensteten hoben Lydia Goldstein in den Rollstuhl. Leise summend glitt er durch die sich elektronisch öffnende Glastür hinaus auf die Terrasse. Pereira musste von Robair gestützt werden; trotzdem brauchte er eine Ewigkeit, um die paar Meter zurückzulegen.

Griffith mit seinen fast hundert Jahren war noch der Rüstigste. Er trug einen hellen Anzug und hatte ein eingefallenes Ledergesicht mit groben Poren, einer hohen Stirn und schlohweißem Haar. Obwohl er gebeugt und am Stock ging, wirkte er immer noch sehr groß. Er war ein uralter, böser Mann ohne jegliche Skrupel. Als kleiner Waffenhändler aus dem Mittleren Westen der Staaten hatte er seinen Aufstieg begonnen und seither an allen großen und kleinen Kriegen und Konflikten auf der Welt Geld verdient. Jetzt war er Milliardär, einer der reichsten Männer der Welt. Er besaß Flugzeugwerke, Waffen und ganze Ketten von Maschinenfabriken, auch Elektronikwerke und maßgebliche Anteile an Chemiekonzernen. Der Griffith-Trust, vor zwanzig Jahren wegen der Steuer in eine Stiftung umgewandelt, lieferte Waffen an jeden, der genug bezahlen konnte, war aber andererseits auch maßgeblich am Bau von Weltraumprojekten der NASA beteiligt.

So reich und mächtig wie Griffith waren weder die Goldstein noch der alte Knacker Pereira, aber sie waren mindestens ebenso zynisch und skrupellos.

Sie saßen auf der Terrasse von Lydia Goldsteins weißer Luxusvilla und blickten über den parkähnlichen Garten, über den nierenförmigen Swimming-Pool mit der Umrandung aus schwarzem Marmor. Die Goldstein dachte daran, dass sie vor drei Wochen noch wie eine junge Frau im Pool hatte schwimmen können. Jetzt benutzte sie den Rollstuhl, um sich fortzubewegen, weil sie das weniger anstrengte, denn jede Anstrengung zehrte an dem kärglichen, ihr verbliebenen Rest Leben.

»Ich will nicht sterben«, sagte sie leise und wie in Gedanken. »Leben will ich. Leben, leben, leben! Und ich will jung, schön und gesund sein – um jeden Preis. Ich will es einfach. Es muss einen Weg geben. Haben denn Ihre Experimente noch keinen Erfolg gezeigt, Griffith?«

Der uralte Milliardär schüttelte den Kopf. »Schwarze Magie will gelernt sein.« Seine Stimme knarrte wie eine rostige Türangel. »Wir brauchen einen Fachmann. Dr. Goddard konnte uns mit seinen magischen Künsten die ewige Jugend geben. Es ist also möglich, das wissen wir. Es müsste auch anderen außer Goddard gelingen. Aber uns fehlen die Kenntnisse dazu. Ich habe viele sogenannte Magier, Zauberer und Hexen von meinen Leuten befragen lassen und auch selber mit manchen gesprochen, aber es waren alles Stümper und Scharlatane.«

»Also keine Hoffnung?«, fragte Pereira.

»Das habe ich nicht gesagt. Es gibt einen Mann, der uns sicher helfen kann. Aber er wird nicht zur Zusammenarbeit bereit sein.«

»Wer ist es?«, fragte die Goldstein. In ihrem Hyänengesicht zuckte es. »Bringen Sie mir den Kerl oder nennen Sie seinen Namen! Ich bringe ihn so weit, dass er darum fleht, uns zu Diensten sein zu dürfen.« Sie nannte ein paar Dinge, die sie anwenden wollte, scheußliche Folter und Grausamkeiten. Nicht einmal der härteste Mann würde ihnen widerstehen, davon waren Lydia Goldstein und Silvio Pereira überzeugt.

»Gebt ihn nur den Aufsehern auf meinen Plantagen in Brasilien«, sagte der alte Pereira. »Die bringen sogar Taubstumme zum Heulen und Schreien.«

Griffith schüttelte den Kopf. »Der Mann, den ich meine, ist auch von Ihren Hodenquetschern und Nägelausreißern nicht kleinzukriegen, Pereira«, knarrte er.

»So? Wer ist es denn? Rücken Sie endlich damit heraus!«

»Dorian Hunter, der Dämonenkiller.«

Die Goldstein spuckte auf den Boden, und Pereira schlug mit dem goldenen Griff seines Krückstocks auf das kleine Tischchen, dass es krachte.

»Sie wollen uns wohl auf den Arm nehmen, Griffith!«, rief er. »Der Dämonenkiller ist der letzte Nagel an unserem Sarg. Wie soll der uns helfen?«

»Nun, er ist der Fachmann für Schwarze Magie. Er könnte das Gleiche erreichen wie Dr. Goddard, davon bin ich überzeugt, wenn er nur wollte. Gewiss, er würde vielleicht andere Methoden anwenden, aber das kann uns egal sein, solange der Effekt der gleiche ist.«

»Ausgerechnet Dorian Hunter!«, sagte die Goldstein. »Dieser widerliche Hund! Unser Todfeind!«

»Sie sollen ihn ja nicht heiraten, liebste Lydia«, krächzte Griffith zynisch. »Er bekämpft die Dämonen schon seit langer Zeit, wie wir hörten, und er kennt die Fähigkeiten, die Tricks, Schlichen und Künste seiner Feinde wie kein Zweiter. Er soll sogar selber Schwarzes Blut in den Adern haben. Wenn uns einer helfen kann, dann er.«

»Wahr ist es«, sagte die Goldstein nach einer Weile. »Man müsste ihn nur dazu kriegen. Ich schlage immer noch die Folter vor. So hart kann er gar nicht sein.«

»Mir schwebt eine weit raffiniertere und sicherere Methode vor«, ächzte Griffith mühsam. »Wenn er uns nämlich bei der Folter stirbt, ist unsere letzte Chance dahin. Wir haben keine Zeit zum Experimentieren. Lasst mir freie Hand und gebt mir alle Unterstützung, die ich brauche. Ich werde den Dämonenkiller dahin bringen, wo wir ihn haben wollen.«

Lydia Goldstein und Silvio Pereira schauten ihn an, überlegten, tauschten Blicke miteinander aus.

Die Goldstein war sechsundsiebzig, sah aber wie neunzig aus. Sie war die Tochter und Erbin von Samuel Goldstein, dem Besitzer von Film- und Fernsehstudios sowie Zeitungsverlagen. Die Goldstein wurde »die Menschenfresserin« genannt, und das nicht nur, weil sie geschäftlich über Leichen zu gehen pflegte.

Silvio Pereira war ein Menschenschinder und Ausbeuter übelster Provenienz. Er besaß in Brasilien Kaffee-, Kautschuk-, Baumwoll-, Zuckerrohr- und Tabakplantagen und einige Bergwerke. Auf seinen Plantagen und in den Bergwerken war die Sterbequote höher als im dichtesten Dschungel des Mato Grosso. Pereira war auch maßgeblich an der Ausrottung eines ganzen Stammes von Amazonasindianern beteiligt. Die Weltöffentlichkeit hatte nur am Rande davon erfahren. Pereiras Name war nie genannt worden. Jetzt besaß er große Plantagen in dem riesigen Gebiet, das früher diesem Stamm gehört hatte.

Die verübten Gräuel konnten Silvio Pereiras Ruhe jedoch nicht stören. Ihn interessierte nur das eigene Wohlergehen. Und jetzt sah er sein kostbares Leben bedroht. Nur wenige Jahre hatte er sich der köstlichen ewigen Jugend erfreuen können.

Das Alter und der nahende Tod trafen Pereira wie auch Griffith und die Goldstein doppelt hart. Sie wussten, dass dieses Schicksal nicht unabwendbar war; wussten, dass sie jung und schön und gesund sein konnten, wenn es nur richtig angefangen wurde. Es war ihnen kein Opfer zu groß dafür, besonders, wenn es von anderen gebracht wurde.

»Gut«, sagte die Goldstein. »Tun Sie, was Sie für richtig halten, Griffith. Ich baue auf Sie.«

Pereira reichte Griffith die knochige Rechte und schüttelte seine Hand. »Zu bestechen ist dieser Narr Hunter leider nicht. Bringen Sie ihn nur so weit, dass er auf unsere Wünsche eingeht. Sollten Sie ihm wider Erwarten nicht beibringen können, dass er uns armen alten hilflosen und kranken Menschen Hilfe schuldet, dann bleiben immer noch meine Aufseher.«

Griffith lächelte zynisch. »Sie kennen den alten Lewis D. noch nicht, Pereira. Ich habe Methoden, die sogar Ihre vielgepriesenen Aufseher zum Flennen und Kotzen bringen würden.«

London, Großbritannien

»Pfoten hoch, oder es knallt!«, schrie eine Stimme hinter meinem Rücken.

Der neben mir sitzende Marvin Cohen fuhr sofort blindwütig wie ein Stier hoch und zog seinen .38er. Ich ließ mich vom Stuhl fallen. Eine Waffe trug ich nicht bei mir, denn schließlich saßen wir friedlich in der Jugendstilvilla in der Baring Road zusammen.

In der Tür stand Phillip, der Hermaphrodit, eine merkwürdig aussehende Pistole in der Hand. Er drückte ab. Eine rote Flüssigkeit spritzte aus der Wasserpistole und bekleckerte Cohens Gesicht.

»Peng, peng!«, rief Phillip.

Cohen lief rot an vor Wut. Er fuchtelte mit dem Revolver herum. »Ich möchte dir am liebsten den Kopf von den Schultern schießen, verdammter Narrenkopf.«

Phillip bespritzte ihn wieder mit dem roten Zeug, und das war zu viel für Cohen. Der bullige Mann steckte den .38er weg und ging mit einem Wutschrei auf Phillip los. Ich sprang auf, aber schon fuhr Miss Pickford dazwischen. Wie eine Megäre stellte sie sich vor Phillip.

»Wagen Sie es nicht, Phillip auch nur ein Haar zu krümmen!«, keifte sie. »Sie brutaler Wüstling!«