Dorian Hunter 58 - Horror-Serie - Earl Warren - E-Book

Dorian Hunter 58 - Horror-Serie E-Book

Earl Warren

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Beschreibung

»Lieber Captain Sullivan, ich schreibe Ihnen, weil Sie der Einzige sind, an den ich mich wenden kann. Die nachstehende Geschichte wird Ihnen wirr und grausig vorkommen, aber es ist die reine Wahrheit. Ich, Bernd Sommer, bin ein Werwolf. Ich war jener Wolf, der im Kriegsgefangenenlager gesehen wurde, und ich habe die vier Männer umgebracht. Ich konnte nicht anders, der Fluch des schwarzen Blutes zwang mich dazu.«
Trevor Sullivan liest die erschütternde Geschichte seines Bekannten Bernd Sommer, dem er kurz nach Kriegsende in Deutschland begegnet ist. Am Ende des Briefes bittet Sommer Trevor Sullivan darum, noch einmal nach Deutschland zu kommen und ihn zu töten.
Tatsächlich macht sich der Leiter der Mystery Press gemeinsam mit Dorian Hunter und Coco Zamis auf den Weg. Vor Ort jedoch bewahrheiten sich ihre Befürchtungen: Der Keim des Werwolfs hat sich bereits verbreitet ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah

DIE TOCHTER DES WERWOLFS

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Mark Freier

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0542-4

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen. Unterstützung in seinem Kampf erhält er zunächst durch den englischen Secret Service, der auf Hunters Wirken hin die Inquisitionsabteilung gründete.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

In der Folge beginnt Dorian die Dämonen auf eigene Faust zu jagen. Als die Erfolge ausbleiben, gerät Trevor Sullivan, der Leiter der Inquisitionsabteilung, unter Druck. Die Abteilung wird aufgelöst, und Sullivan gründet im Keller der Jugendstilvilla die Agentur Mystery Press, die Nachrichten über dämonische Aktivitäten aus aller Welt sammelt. Hunter bleibt nur sein engstes Umfeld: die junge Hexe Coco Zamis, die selbst ein Mitglied der Schwarzen Familie war, bis sie wegen ihrer Liebe zu Dorian den Großteil ihrer magischen Fähigkeiten verlor; weiterhin der Hermaphrodit Phillip, dessen hellseherische Fähigkeiten ihn zu einem lebenden Orakel machen, sowie ein Ex-Mitarbeiter des Secret Service namens Donald Chapman, der bei einer dämonischen Attacke auf Zwergengröße geschrumpft wurde.

Trotz der Rückschläge gelingt es Dorian, Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, zu vernichten. Doch mit Olivaro steht schon ein Nachfolger bereit, der die schwangere Coco Zamis zur Rückkehr in die Schwarze Familie zwingt. Es gelingt Dorian, Coco zu retten. Nach einer Flucht um den halben Erdball bringt sie ihr Kind in London zur Welt, und Olivaro muss den Thron räumen. Coco versteckt das Neugeborene an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Zurück im »Alltag«, befasst sich Dorian unter anderem mit dem Fall des unglücklichen Mörders Mike »Cleanhead« Hyde. Zusammen mit Coco vernichtet er außerdem den ägyptischen Hohepriester Nefer-Amun alias Kadron. Da erhält Trevor Sullivan den Brief eines alten Bekannten namens Bernd Sommer, und bald darauf machen Sullivan und der Dämonenkiller Bekanntschaft mit der Tochter des Werwolfs ...

DIE TOCHTER DES WERWOLFS

von Earl Warren

Auszug aus einem Sitzungsprotokoll der Spiritistischen Gesellschaft, Frankfurt am Main. Es handelt sich um Aussagen des Mediums Madame Blavarsky im Trance-Zustand. Die Sitzung fand im Juli statt.

»Ich habe Kontakt, etwas materialisiert sich aus dem Nichts. Ein Geist ruft mich. Ja, ja, jetzt verstehe ich ihn. Wer bist du, Fremder?«

Anmerkung des Protokollführers: Madame Blavarsky spricht mit tiefer, männlicher Stimme.

»Ich heiße Jürgen Henicke und bin ein Werwolf. Ich trage in mir den fluchwürdigen Keim des schwarzen Blutes. Ein schreckliches Schicksal hat mich ereilt. In meinem früheren Leben war ich ein Zuhälter, der fast alle Verbrechen begangen hatte, die es gibt.

Aber diese Strafe habe ich nicht verdient, es ist die Hölle und schlimmer als die Hölle. Ich würde mich umbringen, wenn ich es könnte, ohne einen Augenblick zu zögern. Aber die schwarze Magie lässt es nicht zu, denn sie will die volle Erfüllung ihrer Rache.

1. Kapitel

Glaubt nicht, dass ihr in Sicherheit seid, weil Hunderttausende oder gar Millionen Menschen mit euch in der Stadt wohnen! Glaubt nicht, dass ihr in Sicherheit seid, weil Neonlicht nachts die Straßen erhellt, und weil ihr euch in himmelragenden Betonburgen verbergt, in Wolkenkratzern und Hochhäusern!

Es gibt keine Sicherheit vor der schwarzen Magie. Seid vorsichtig in den Nächten, vor allem wenn bleich der Vollmond über den Dächern glüht. Auch in den Straßenschluchten der Großstadt sind sie zu Hause, die Werwölfe und Vampire, die Wiedergänger und Dämonen der Nacht.

Die Anonymität der Großstadt breitet ihren schützenden Mantel über sie, an der einsamen U-Bahn-Station wie im verlassenen Großraumbüro finden sie ihre Opfer. Oh, verschließt nicht die Augen vor dem Übernatürlichen, vor dem, was eure Ahnen zu Recht fürchteten und was die Hunde in kalten, hellen Nächten jaulen macht. Verschließt die Tür, sonst kann die kalte Knochenhand oder der fetzende Biss eines Werwolfes sie euch öffnen.«

Anmerkung des Protokollführers:

Madame Blavarsky spricht wieder mit ihrer eigenen Stimme.

»Wo bist du, wer bist du, was bist du? Gib uns nähere Informationen. Können wir dir helfen?«

Anmerkung: Die Männerstimme spricht.

»Mir kann keiner mehr helfen, ich bin verflucht bis in alle Ewigkeit. Wenn ich einmal sterbe, gehe ich nur von einer Hölle in die nächste über. Mehr kann ich auf diesem Weg nicht sagen. Ich wünschte, ich wäre nie geboren. Ich war ein Mensch, ich bin ein Werwolf, ein Verfluchter.

Hütet euch vor der schwarzen Magie, ihr, die ihr unverdorbenes Blut in den Adern habt. Denn letzten Endes wird jeder ihr Opfer, so oder so ...«

Anmerkung: Madame Blavarsky gerät in schwere Erregung. Ihre Augen verdrehen sich, Blut tritt aus Augen und Nase, Schweißausbrüche, Schüttelfrost. Dem bei jeder Séance anwesenden Arzt gelingt es nur mit großer Mühe, sie mit Medikamenten und Hypnose zu betäuben und ihre Lebensfunktionen zu normalisieren.

Die Séance wird beendet, ein weiterer Kontakt mit diesem Geist muss unterbleiben.

Der Cadillac mit den getönten Scheiben rollte durch die Moselstraße. Im Fond saß Jürgen Henicke, der König der Zuhälter von Frankfurt. King Jürgen oder Der Berliner, wie er in den eingeweihten Kreisen genannt wurde, trug einen cremefarbenen Anzug mit schwarz abgesetzten Revers, weiße, handgearbeitete italienische Schuhe und eine Krawatte mit Diamantnadel.

Er sah genauso aus wie das, was er war ... ein Zuhälter der Spitzenklasse.

»Lass uns hier aussteigen, Adi«, sagte er zu dem Fahrer. »Wenn ich nicht ständig nach dem Rechten sehe, hauen sie mich in der Bar übers Ohr, und die Miezen glauben, sie gehen zum Spaß auf den Strich.«

Henicke war guter Laune. Er stieg aus, und auf der Beifahrerseite kletterte ein sehniger Mann aus dem Wagen. Henicke nannte ihn seinen Sekretär, aber in Wirklichkeit war er sein Leibwächter, ein Nahkampfexperte und todsicherer Pistolenschütze.

Henicke sah sich um. Es war Februar, und ein kalter Wind wehte durch die Straßen. Trotzdem standen ein paar Straßenmädchen da, die Gesichter stark geschminkt, teure Pelzjacken um die Schultern. Auf beiden Straßenseiten standen parkende Autos, rot glühte die Neonreklame der Bar, die Jürgen Henicke gehörte.

Im ersten und zweiten Stock befand sich ein Bordell, im Hinterzimmer wurde gespielt. Jürgen Henicke fröstelte, er wollte so schnell wie möglich in die warme Bar kommen.

Da ratterte hinter dem Bauzaun auf der anderen Straßenseite eine Maschinenpistole. Die erste Garbe riss Henicke die Beine unter dem Leib weg. Er fiel auf den Bürgersteig.

Sein Leibwächter wirbelte herum, einen kurzen Revolver in der Faust. Drei Schüsse krachten, dann peitschte ein kurzer Feuerstoß der Maschinenpistole auf, und der hagere Mann stolperte rückwärts gegen den Cadillac. Er glitt zu Boden, sein Revolver fiel auf das Pflaster. Sterbend blieb er sitzen.

Henicke lag hinter einem auf dem Bürgersteig parkenden Wagen. Adi, sein Chauffeur, gab Vollgas. Der Motor heulte auf, der chromglänzende Cadillac raste davon und verschwand mit kreischenden Reifen um die Ecke.

Hinter dem Bauzaun rief eine Stimme: »Henicke, du Dreckskerl, das ist für die Blonde.«

Drei Schüsse peitschten, Einzelfeuer. Henicke spürte die Einschläge der Kugeln in Unterleib und Schenkeln, er richtete sich auf und kroch hinter den Wagen.

Kein Schuss fiel mehr, aus der Bar drangen erregte Stimmen. Passanten, die wie angewurzelt stehen geblieben waren, kamen langsam näher, Freudenmädchen traten aus Hausnischen und Einfahrten. Ein kräftiger Mann, der Rausschmeißer der Bar, wagte sich als Erster zu dem blutenden, stöhnenden Henicke.

»Otto«, rief er dem Geschäftsführer zu, der ängstlich aus der Tür lugte, »das ist der Chef. King Jürgen ist zusammengeschossen worden.«

»Ist er tot?«

»Verdammt«, schrie der Verwundete. »Holt einen Krankenwagen. Schnell, oder soll ich auf der Straße krepieren?«

Neugierige Zuschauer sammelten sich an. Aus der Bar stürzte die rote Babs. Sie schrie: »Jürgen, Jürgen!«, setzte sich neben dem Verwundeten auf den Gehsteig und bettete seinen Kopf in ihren Schoß.

Sirenengeheul kam näher, zwei Streifenwagen rasten heran, wenig später kam der Notarztwagen. Jürgen Henickes Leibwächter war auf dem nassen Asphalt verblutet. Der Mordschütze, den die Polizei vergebens hinter dem Bauzaun suchte, war längst über alle Berge.

Jürgen Henicke wurde in den Notarztwagen getragen. Die schluchzende Babs musste mit Gewalt daran gehindert werden, mit einzusteigen. Henicke nahm alles wie durch einen Nebel wahr. Er hörte die Stimmen der beiden Ärzte, verstand aber nicht, was sie sagten.

Blutplasma rann durch eine Kanüle in seine Venen. Er merkte kaum, wie er mit Blaulicht und Sirene über den Main in die Universitätsklinik gefahren wurde. Um 21:43 Uhr war Henicke angeschossen worden, eine halbe Stunde später lag er schon in der Uni-Klinik auf dem Operationstisch.

Der Professor überprüfte die Untersuchungsergebnisse, ehe er mit der Operation anfing. Er stieß einen höchst unakademischen Fluch aus.

»Blutgruppe A 5, ausgerechnet! Das ist extrem selten. Davon haben wir meines Wissens keine Blutkonserven in Deutschland. Dr. Feyad, prüfen Sie das sofort nach.«

Der Assistenzarzt ging nebenan ans Telefon. Der OP-Raum war bereits sterilisiert worden. Die Operationsschwester, der Narkosearzt und der zweite Assistenzarzt umstanden den Mann auf dem OP-Tisch.

Wie von fern hörte Henicke die Stimmen der Ärzte.

»Das ist dieser Henicke, der größte Zuhälter Frankfurts. Die Boulevardpresse feiert ihn als eine Art Helden, ein paarmal schon hat er der Polizei mit cleveren Anwälten ein Schnippchen geschlagen. Aber in Wirklichkeit ist er ein ganz mieses Schwein.«

»Wie er jetzt aussieht, mit dem bleichen Gesicht und dem blondierten, gewellten Haar«, sagte die OP-Schwester. »Richtig makaber.«

»Um den wäre es nicht schade, wenn er hopsginge«, meinte der Assistenzarzt, der zuerst gesprochen hatte. »Es heißt, dass er schon Dutzende von Mädchen mit Drogen und Schlägen so weit gebracht hat, dass sie für ihn auf den Strich gingen. Kaputtgemacht hat er sie.«

»Ich darf Sie daran erinnern, dass wir Mediziner sind und einen Eid geschworen haben«, sagte der Professor. »Wir sind verpflichtet, jedem nach bestem Wissen und Können zu helfen, Kollege Jordan. Sei er nun Zuhälter oder Pfarrer.«

Er machte eine kleine Pause.

»Aber vielleicht geht Ihr frommer Wunsch schon bald in Erfüllung. Henicke hat eine sehr seltene Blutgruppe. Ich glaube nicht, dass wir sie in einer Blutbank haben. Wenn sich nicht in Kürze ein Spender findet, ist es vorbei mit dem Zuhälterkönig von Frankfurt. Exitus!«

Der Assistenzarzt kam herein. Er schüttelte bedauernd den Kopf.

»A 5 ist nicht vorhanden, Professor. Was nun?«

»Dann brauchen wir mit der Operation erst gar nicht anzufangen. Über Rundfunk und Fernsehen muss sofort ein Aufruf an die Bevölkerung durchgegeben werden. Wir brauchen einen Spender.«

Henicke begriff jäh, dass es um sein Leben ging. Er riss mühsam die Augen auf, sah grelles Licht, weiße Kittel und Gesichtsmasken, verschwimmende Gesichter.

»Ich zahle«, lallte er. »Setzt eine Belohnung aus, hunderttausend für den Spender. Der King von Frankfurt zahlt alles.«

Der Spender meldete sich sofort nach dem Aufruf. Er rief aus einem kleinen Taunusstädtchen an. Obwohl er von einem Funkstreifenwagen mit Blaulicht in die Uni-Klinik gefahren wurde, kam er erst, als Henicke schon im Koma lag.

In aller Eile wurde die Bluttransfusion vorbereitet. Der Mann musste fast drei Liter opfern. Es hatte sich kein weiterer Spender gemeldet.

Die Ärzte kämpften zäh um Jürgen Henickes Leben, und sie hatten Erfolg. Am späten Abend des nächsten Tages lag er auf der Intensivstation in seinem Einzelzimmer, noch blass und mitgenommen, aber guter Dinge. Der Spender musste für zwei Tage im Krankenhaus bleiben. Er erhielt vom Stationsarzt die Genehmigung, Jürgen Henicke unter vier Augen zu sprechen.

Die beiden Männer musterten einander. Der Blutspender, der von einem Pfleger hereingeführt worden war, setzte sich auf einen Stuhl. Henicke hatte großes Glück gehabt, eine Kugel war aus seinem Unterleib und sechs aus seinen Beinen entfernt worden.

Sein Zustand war kritisch, aber es galt als sicher, dass er durchkommen würde. In ein paar Wochen würde er wieder auf den Beinen sein.

»Sie haben mir also Blut gespendet und das Leben gerettet«, sagte Henicke zu dem unscheinbar aussehenden Mann mit der randlosen Brille. Der Blutspender war ein alter Mann. »Sie wollen sicher das ausgeschriebene Geld?«

Der Alte schüttelte den Kopf.

»Weshalb sind Sie dann hier? Sie haben den Oberarzt dringend gebeten, mich zu sprechen. Nicht einmal die Polizei hatte bis jetzt Zutritt. Na ja, die Bullen kriegen den Kerl ohnehin nicht, der mich umgemäht und meinen Leibwächter erschossen hat. Das besorge ich auf meine Art.«

»Du bist ein Schwein, Henicke. Ich hasse dich.«

Der Zuhälter stutzte.

»Wie war das? Mann, ich höre wohl nicht recht. Du hasst mich, und trotzdem spendest du mir dein Blut, rettest damit mein Leben? Du tickst wohl nicht richtig?«

Der Besucher in Bademantel und Pyjama lachte leise, aber weder Freundlichkeit noch Humor lagen in seinem Lachen.

»Ich habe den Killer bezahlt, der auf dich schoss, Henicke. Er hatte strikte Order, dich nur schwer zu verwunden. Ich kenne deine Blutgruppe. Es war gar nicht leicht, an die Unterlagen der Kriminalpolizei heranzukommen. Mein Blut ist von ganz besonderer Art. Du wirst sehr bald gesund werden, viel schneller, als die Ärzte es für möglich halten. Du fühlst dich jetzt schon besser, als du solltest, sonst könntest du nicht ein so langes Gespräch führen.«

»Was soll der Käse, Opa? Drück dich gefälligst vernünftig aus, ich kenne dich überhaupt nicht. Was willst du von mir?«

»Mich kennst du nicht. Aber du kennst Petra, das hübsche blonde Mädchen, das du mit Gewalt dazu brachtest, für dich auf den Strich zu gehen. Die kleine Petra, die dir arglos vertraute, die dir helfen und dich bessern wollte.«

»Keine Ahnung, wovon du sprichst. Ich kenne eine Menge Weiber.«

»Du weißt genau, wovon ich rede, Henicke. Petra war vor dir geflüchtet, sie wagte sich nicht nach Hause und hielt sich versteckt. Damals war dir die Polizei hart auf den Fersen, Henicke. Du durftest kein Risiko eingehen. Petra musste stumm gemacht werden. Sie wurde mit zerschnittenem Gesicht auf einer Müllhalde gefunden, eine Berettakugel im Kopf. Wie ein Stück Dreck war sie dort hingeschmissen worden.«

»Ich erinnere mich an den Fall, ich habe in der Zeitung davon gelesen. Aber damit habe ich nicht das Geringste zu tun. Zu der Ansicht kam auch die Polizei.«

»Die Kripo konnte dir nichts nachweisen, Henicke, aber du warst es. Jeder in der Unterwelt weiß das, ich weiß es, und du weißt es auch.«

Henicke schwieg, sein Besucher wurde ihm unheimlich. Der Zuhälter erinnerte sich nur zu gut an die Studentin Petra. Mit Hilfe seines Leibwächters, der am Vorabend erschossen worden war, und eines anderen Zuhälters hatte er sie umgebracht.

»Ich bin Petras Vater«, sagte der Alte. »Sie war mein einziges Kind. Wir haben sehr an ihr gehangen, meine Frau und ich. Sie war unser spätes Glück. Bis du kamst, hatten wir nie Ärger mit Petra.«

Henicke sagte mürrisch: »Ich habe sie nicht umgebracht.«

»Deine Lügen ändern nichts mehr. Du brauchst keine Angst zu haben, ich tue dir nichts. Jetzt nicht mehr, denn meine Rache ist erfüllt. Du wirst die Folgen zu spüren bekommen, Henicke. Ich sagte dir bereits, dass ein ganz besonderes Blut in meinen Adern fließt. Ich bin ein Werwolf, und du bist auch einer, nachdem dir mein Blut übertragen wurde. Der Fluch des schwarzen Blutes wird dir das Leben zur Hölle machen, so wie er es mir zur Hölle gemacht hat. Ein Werwolf der Großstadt sollst du sein, ein Verfluchter, vom nächsten Vollmond an. Das ist meine Rache.«

Den Zuhälter überlief es kalt, der alte Mann hatte mit großem Ernst und sehr eindringlich gesprochen.

»Du spinnst ja, Opa. Ein Werwolf willst du sein? Dass ich nicht lache. Wenn mit dir was nicht in Ordnung wäre, hätten die Ärzte das bei der Untersuchung festgestellt.«

»Nein, so einfach ist das nicht. Der magische Keim lässt sich mit wissenschaftlichen Mitteln nicht nachweisen. Ein Werwolf kann sein Blut jeder Blutgruppe anpassen. Ich habe an alles gedacht. Wir sind nun Brüder, Jürgen Henicke, Mörder meiner Tochter, Brüder des schwarzen Blutes.«