Dorian Hunter 66 - Horror-Serie - Earl Warren - E-Book

Dorian Hunter 66 - Horror-Serie E-Book

Earl Warren

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Beschreibung

Jeanette stöhnte auf, wandte den Kopf. Der Tod stand über ihr. Jetzt sah sie sein Gesicht im Dunkeln leuchten, wie von einem schwachen goldenen Schimmer übergossen. Oder war es eine Maske, die sein wahres Gesicht verdeckte? Ein letztes Mal schrie Jeanette auf. Ein schauriges Geschrei aus vielen Kehlen antwortete ihr. Die goldene Sense funkelte im bleichen Licht des Mondes. Wahnsinn, Kälte und Grauen waren das Letzte, was Jeanette in diesem Leben empfand. Die goldene Sense sauste herab.


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

RENDEZVOUS MIT DEM SENSENMANN

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen. Unterstützung in seinem Kampf erhält er zunächst durch den englischen Secret Service, der auf Hunters Wirken hin die Inquisitionsabteilung gründete.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

In der Folge beginnt Dorian die Dämonen auf eigene Faust zu jagen. Als die Erfolge ausbleiben, gerät Trevor Sullivan, der Leiter der Inquisitionsabteilung, unter Druck. Die Abteilung wird aufgelöst, und Sullivan gründet im Keller der Jugendstilvilla die Agentur Mystery Press, die Nachrichten über dämonische Aktivitäten aus aller Welt sammelt. Hunter bleibt nur sein engstes Umfeld: die junge Hexe Coco Zamis, die selbst ein Mitglied der Schwarzen Familie war, bis sie wegen ihrer Liebe zu Dorian den Großteil ihrer magischen Fähigkeiten verlor; weiterhin der Hermaphrodit Phillip, dessen hellseherische Fähigkeiten ihn zu einem lebenden Orakel machen, sowie ein Ex-Mitarbeiter des Secret Service namens Donald Chapman, der bei einer dämonischen Attacke auf Zwergengröße geschrumpft wurde.

Trotz der Rückschläge gelingt es Dorian, Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, zu vernichten. Doch mit Olivaro steht schon ein Nachfolger bereit, der die schwangere Coco Zamis zur Rückkehr in die Schwarze Familie zwingt. Es gelingt Dorian, Coco zu retten. Nach einer Flucht um den halben Erdball bringt sie ihr Kind in London zur Welt, und Olivaro muss den Thron räumen.

Coco versteckt das Neugeborene an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält – und ihre Vorsicht ist berechtigt, da bald eine neue, »alte« Gegnerin auf sich aufmerksam macht, die Dorian aus seinem Leben als Georg Rudolf Speyer kennt: Hekate lockt den Dämonenkiller in ein lebensfeindliches, fantastisches Reich außerhalb der Realität, in dem er ihren Aufstieg zum neuen Oberhaupt der Schwarzen Familie erlebt. Mit knapper Not entkommt Dorian und kehrt nach London zurück. Um Abstand zu gewinnen, reist er gemeinsam mit Coco nach Antibes. Aber statt eines Urlaubs erwartet die beiden dort ein Rendezvous mit dem Sensenmann ...

RENDEZVOUS MIT DEM SENSENMANN

von Earl Warren

Im Kamin brannte ein Feuer, obwohl Mitte Juli an der Côte d'Azur Temperaturen von weit über dreißig Grad im Schatten herrschten. Nachts war es kühler, doch man konnte mit einer dünnen Decke, ohne zu frieren, im Freien schlafen. Die vier altertümlich gekleideten alten Frauen standen um das Telefon neben der Tür herum. Eine hielt den Hörer ans Ohr gepresst. Ihr Gesicht war eine Grimasse der Missbilligung und Empörung.

»Skandalös«, flüsterte sie ab und zu. »Oh, oh, pfui, dieses schamlose Ding! Wie kann man so etwas nur aussprechen! Nie hätten wir das zu unserer Zeit gewagt.«

»Was hat sie gesagt, Lucia?«, fragten die drei anderen Alten, die vor Neugier fast platzten.

Lucia machte abwehrende Gesten.

»Seid still, ich kann sonst nichts verstehen.« Sie kreischte auf. »Nein, wie anstößig! Alma, mein Riechfläschchen! Mir wird übel.«

»Dann gib mir den Hörer.«

1. Kapitel

»Nein, ich will das Gespräch abhören, das diese ... diese Dirne mit ihrem Liebhaber führt. Monsieur Beaufort will es so. Wenn er das erfährt, wird Jeanettes Schicksal besiegelt sein.«

Die vier nickten eifrig.

Sie blickten zu dem Lehnstuhl, der am prasselnden Kaminfeuer stand. Eine Gestalt saß darin, doch die hohe Rückenlehne verdeckte sie, und man sah nur eine runzlige dunkle Hand an der Seite herabhängen. Ein prächtiger Ring mit einem schwarzen Stein, an dessen vier Ecken große Brillanten funkelten, steckte am Ringfinger. In den Stein war eine sich windende Schlange mit kleinen Rubinaugen eingemeißelt. Es war ein schweres, wuchtiges Schmuckstück, aber äußerst kunstvoll.

Lucia legte nun auf.

»Sie hat das Gespräch beendet. Entsetzlich, welche Sachen dieser schamlose Mensch, mit dem sie sich eingelassen hat, gesagt hat. Und Jeanette hat noch darüber gelacht und in der gleichen Weise geantwortet. Die heutige Jugend ist völlig verdorben.«

Die drei anderen alten Frauen stimmten Lucia zu.

»Wir dürfen dieses Flittchen nicht mehr länger unter unserem Dach dulden«, sagte Camilla, die Energischste der vier. »Das sind wir Monsieur Beaufort schuldig.«

Die alten Frauen sahen zu dem Lehnstuhl. Der Sitzende antwortete nicht.

»Monsieur«, sagte Lucia schließlich schüchtern und leise, »es ist wieder so weit. Jeanette Bengtsson hat gegen die Regeln des Hauses verstoßen. Wir jagen sie fort.«

»Ihre Vogelscheuche ist gestern fertig geworden, Monsieur«, sagte die alte Sabrina im gleichen ehrerbietigen Ton.

Sie warteten, aber es kam keine Antwort. Die Luft im Zimmer war trocken und heiß, doch den Frauen war plötzlich, als spürten sie einen kalten Hauch. Triumphierend sahen sie sich an und nickten. Die alte Lucia trippelte zum Lehnstuhl, ergriff die runzlige Hand und küsste den Schlangenring.

»Verlassen Sie sich ganz auf uns, Monsieur«, flüsterte sie.

Eilig verließen die vier nun das Zimmer. Es gab viel zu tun. Die Hand mit dem auffälligen Ring bewegte sich nicht, aber es schien, als winde sich die Schlange, als funkelte Leben aus ihren Rubinaugen.

Jeanette Bengtsson war wütend wie schon lange nicht mehr. Sie knallte die Eingangstür der Villa hinter sich zu, hob ihren Rucksack auf den Rücken und ging eilig davon. Es war unerhört. Diese vier alten Schrullen hatten sie mitten in der Nacht hinausgeworfen, nur weil sie am Strand einen jungen Mann kennengelernt hatte. Natürlich hatten sie geküsst und geschmust, und sie war mit ihm ins Bett gegangen. Aber war das ein Verbrechen? Schließlich war sie zwanzig Jahre alt, ungebunden und eine hübsche junge Frau. Sie war nicht an die Côte d'Azur gekommen, um hier wie eine Nonne zu leben.

Aber diese bigotten Schachteln hatten sich angestellt, als ginge die Welt unter wegen eines One-Night-Stands. Ihr Telefongespräch mit Paul hatten sie abgehört und so getan, als habe sie etwas Fürchterliches verbrochen. Auf der Stelle hatte sie gehen müssen. Um elf Uhr abends.

Jeanette zitterte vor Wut. Jetzt erst fiel ihr ein, was sie den vier Alten hätte sagen sollen. Worte mit Widerhaken und Dornen kamen ihr in den Sinn.

Aber dazu war es jetzt zu spät. Sie drehte sich noch einmal zu der weißen Villa um. Das Mondlicht beschien den Prunkbau und ließ ihn fast wie ein Märchenschloss erscheinen.

»Ich bin froh, dass ich endlich weg bin aus diesem – diesem Zuchthaus«, schimpfte die blonde Jeanette. »Ich frage mich, wie die anderen Mädels das überhaupt aushalten. Auf Schritt und Tritt wird man bevormundet. Diese Runzelweiber neiden uns unsere Jugend und Schönheit. Ach, was rege ich mich denn auf! Mir können die vier Alten mit ihrem Monsieur Beaufort und ihrer Villa und allem Drum und Dran gestohlen bleiben.«

Jeanette ging weiter. Zwischen den Bäumen sah sie nun die Vogelscheuchen. Von einem inneren Zwang getrieben, marschierte sie über den Rasen darauf zu.

Betritt den Rasen nicht, Jeanette! Sie hörte Almas Stimme im Ohr klingen.

Ständig hatten die Besitzerinnen der Villa Vorschriften gemacht. Mach dies, mach das, tu dies, lass jenes! Zum Trotz trampelte Jeanette mitten durch ein Blumenbeet. Nun hatte sie die Vogelscheuchen erreicht. Sie sah sofort, dass ihre fehlte. Wahrscheinlich hatten die vier alten Weiber sie entfernt, weil sie nichts mehr in der Villa haben wollten, was an Jeanette Bengtsson erinnerte. Die anderen Vogelscheuchen waren noch nicht fertig gestellt. Jeanette sah noch das Loch im Boden, wo ihre Vogelscheuche gestanden hatte. Sie bemerkte auch Spuren im Gras. Sie konnte erst vor Kurzem abgeholt worden sein. Ein kalter Lufthauch streifte die junge Frau. Im Mondlicht erschienen ihr die Vogelscheuchen plötzlich bedrohlich. Ihr war, als grinsten sie sie an, als rückten sie näher und wollten sie mit den ausgestreckten Armen umarmen.

Jeanette wich zurück. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Als sie wieder hinsah, standen die Vogelscheuchen wie zuvor. Aber der Schwedin war es hier nicht mehr geheuer. Eilig lief sie unter den Bäumen hindurch zum Weg, zur Mauer mit dem großen schmiedeeisernen Tor und hinaus. Die Villa Daimon lag an der Südostspitze des Cap d'Antibes, direkt an der Steilküste. Hinter der Villa führte eine Steintreppe hinab zu einer kleinen Bucht, in der ein Motorboot vertäut war. Jeanette stand vor dem Villengelände. Sie konnte das Meer und die Lichter von Antibes nicht sehen. Sie wollte zur Küstenstraße, dort ein Auto anhalten und sich nach Cap d'Antibes bringen lassen. Paul würde nicht schlecht staunen, wenn sie plötzlich bei seinem Bungalow erschien. Aber sie wollte schon dafür sorgen, dass die Überraschung eine angenehme war. Das Grauen, das Jeanette im Park der Villa empfunden hatte, wich allmählich. Schon konnte sie über ihr Erschrecken lachen. Sie hatte noch fünf Urlaubswochen vor sich, bevor das nächste Semester in Stockholm begann. Fünf fröhliche, unbeschwerte Wochen. Tage am Strand, Nächte voller Trubel und Amüsement und nicht zuletzt Liebe.

Da raschelte etwas vor Jeanette im Gebüsch am Wegrand. Sie erstarrte und schlug die Hand vor den Mund.

»Hallo? Ist da jemand? Sie, kommen Sie sofort hervor!« Jeanette sprach Französisch mit einem drolligen Akzent. Sie spürte, dass jemand in dem Gebüsch steckte. »Kommen Sie heraus! Was soll das?«

Eine Gestalt trat aus dem Gebüsch. Im Mondlicht erkannte Jeanette den Mann. Eine Zentnerlast fiel ihr vom Herzen. »Adolphe, mein Gott, hast du mich erschreckt!«

Adolphe Guiata war ein großer schlanker junger Mann, bleich, mit einem Mittelscheitel, schwarzem Haar und dunkler Kleidung. Er galt als Sonderling. Keine der bildhübschen jungen Frauen, die die Côte d'Azur im Sommer überschwemmten, hätte sich mit ihm eingelassen. Jeanette hatte ein paarmal einige Worte mit ihm gewechselt. Sie war nett und freundlich zu ihm gewesen.

»Adolphe, was machst du denn hier?«

Er legte den Finger an die Lippen. »Nicht so laut, Jeanette. Die Nacht hat Ohren. Ich habe gehört, dass du aus der Villa ausziehst, und ich will dir ein Andenken mit auf den Weg geben.«

»Ein Andenken? Du? Woher weißt du überhaupt, dass ich ausziehe?«

Adolphe beantwortete die Frage nicht. Er schlug das Tuch auseinander, das er in den Händen hielt, und Jeanette sah, dass es eine knapp zwanzig Zentimeter große Tonpuppe verhüllt hatte. Mit schüchternem Lächeln reichte Adolphe ihr die Puppe. Jeanette betrachtete sie im Mondlicht, und jetzt erkannte sie, dass die Puppe ein genaues Abbild von ihr selbst war. Es war ein Kunstwerk.

»Hast du das selbst gemacht, Adolphe?«

Der junge Mann nickte. Er hielt den Kopf gesenkt.

»Du bist ja ein Künstler, Adolphe. Vielen Dank. Ich muss jetzt aber weiter. Leb wohl!«

»Leb wohl, Jeanette! Verliere die Puppe nicht, hörst du? Sie soll uns verbinden, auch wenn wir voneinander getrennt sind. Sie wird dir Glück bringen.«

Jeanette wollte das Gespräch rasch beenden. »Ich danke dir nochmals, Adolphe. Natürlich werde ich auf die Puppe aufpassen. Ich werde sie sogar mitnehmen nach Stockholm und dort anmalen lassen.«

Adolphe Guiata rieb sich die Hände. Er deutete eine Verbeugung an, trat zur Seite und war im nächsten Augenblick in den Büschen verschwunden. Jeanette schüttelte den Kopf.

»Komischer Kauz.« Sie eilte weiter, ihrem Liebhaber entgegen. Doch sie sollte nie zu ihm gelangen. An der nächsten Wegbiegung ereilte sie ihr Schicksal.

Jeanette kam um die Biegung und sah sich völlig unverhofft einer bizarren und grauenhaften Gestalt gegenüber. Sie wankte und wurde totenbleich. Der Tod selbst war es, der vor ihr stand, hochgewachsen und drohend. Eine schwarze Kapuze beschattete sein Gesicht, ein schwarzer Umhang verdeckte seine knöcherne Gestalt. Jeanette sah bleiche Zahnreihen in einem fleischlosen Kiefer grinsen. Hände mit goldenen Handschuhen hielten eine kunstvoll verzierte goldene Sense umklammert.

»Ich habe auf dich gewartet, Jeanette«, sagte der Tod mit knarrender Stimme.

Jetzt erst schrie Jeanette auf. In Windeseile warf sie Rucksack und Tonpuppe weg und flüchtete durch die Hügel zur Straße.

Der Tod folgte ihr gemessenen Schrittes und trotzdem mit erschreckender Schnelligkeit. Jeanette wagte es nicht, auch nur zurückzusehen. Zu grässlich war der Anblick, der sich in ihr Gehirn eingebrannt hatte. Sie rannte über Stock und Stein, keuchend, der Schmerzen in ihrer linken Seite nicht achtend. Sie hörte Stimmen. Gewisper und höhnische Rufe, die sie aber nicht verstehen konnte. Ein kalter Hauch traf ihren Nacken, und etwas sauste über sie hinweg. Der Wahnsinn griff nach ihr, und grässliche Vorstellungen marterten ihr Gehirn. Sie flüchtete einen steilen Berghang hinauf. Ein Schatten tat sich wie ein aufgerissenes Maul vor ihr auf, und sie warf sich hinein, atemlos, völlig erledigt. Sie konnte nicht mehr. Ihre Knie gaben nach, und wimmernd blieb sie liegen. Im nächsten Augenblick schon berührte sie etwas. Der Tod stand bei ihr.

»Warum bist du vor mir geflüchtet, Jeanette? Weißt du nicht, dass mir niemand entkommen kann?«

Jeanette stöhnte auf, wandte den Kopf. Der Tod stand über ihr. Jetzt sah sie sein Gesicht im Dunkeln leuchten, wie von einem schwachen goldenen Schimmer übergossen. Oder war es eine Maske, die sein wahres Gesicht verdeckte? Ein letztes Mal schrie Jeanette auf. Ein schauriges Geschrei aus vielen Kehlen antwortete ihr. Die goldene Sense funkelte im bleichen Licht des Mondes. Wahnsinn, Kälte und Grauen waren das Letzte, was Jeanette in diesem Leben empfand. Die goldene Sense sauste herab.

Die Hexe Hekate alias Alraune war tatsächlich zur Herrin der Finsternis gekrönt worden. Einige Dämonen verhielten sich abwartend, aber im Großen und Ganzen war ihre Stellung gefestigt. Der Kampf gegen die Mächte der Finsternis würde weitergehen, härter und schonungsloser als je zuvor. Doch zuerst brauchten Coco Zamis und ich ein wenig Erholung – auch wir waren nur Menschen. Deshalb hatten wir beschlossen, für zwei oder drei Wochen an die Côte d'Azur zu gehen. Wir hatten Glück gehabt. Uns war etwas ganz Besonderes angeboten worden. Ein Bungalow für zwei Personen in einer Lagunenstadt bei Antibes.

Um 12 Uhr 15 sollte unsere Maschine von Heathrow aus starten. Jetzt war es kurz vor neun. Wir packten die letzten Kleinigkeiten zusammen und waren guter Dinge. Mindestens zwei herrliche Wochen ohne Dämonen, Schrecken, Arbeit und Hektik lagen vor Coco und mir. An diesem Morgen war ich sogar zu Miss Martha Pickford freundlich, dem Hausdrachen der Jugendstilvilla in der Baring Road. Ich scherzte mit dem Puppenmann Don Chapman, flirtete und alberte mit Coco und versuchte sogar, mit Phillip zu spaßen. Aber an ihm glitt alles ab. Phillip lebte in seiner eigenen Welt. Meine gute Laune verging, als Trevor Sullivan hereinkam, ein Blatt Papier in der Hand. Ihn hatte ich an diesem Morgen noch nicht gesehen. Er hatte sich im Keller verkrochen, wo die Räume der Mystery Press lagen, der Presseagentur, die er mit viel Eifer aufgebaut hatte. Ich war sofort misstrauisch, als ich den Ausdruck in seinem Geiergesicht sah. Er war ganz einfach zu freundlich. Plötzlich erschien mir der Tag nicht mehr so schön.

»Hallo, Trevor, wie geht es Ihnen?«

»Mir geht es gut, auch wenn ich mir nicht erlauben kann, Urlaub zu machen.«

»Weshalb denn eigentlich nicht?«

»Wer sollte sich denn in meiner Abwesenheit um die Mystery Press kümmern? Nein, nein, das ist völlig ausgeschlossen.«