Dorian Hunter 76 - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 76 E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

»Ein Spinnenbiss!« Zymunts Stimme schnappte vor Entsetzen über. Er packte das Bettlaken und schleuderte es zu Boden, doch die Spinnen sah er nicht. Sie hatten sich rechtzeitig versteckt.
Miriam konnte sich Zymunts Hysterie nicht erklären. Sie war schon öfter von Spinnen gebissen worden; das war nichts Außergewöhnliches.
»Rasch!«, schrie Zymunt. »Das Fenster! Wir müssen das Fenster schließen, sonst ...«
Da spürte er bereits den Schmerz, der seinen ganzen Körper durchraste. Vor seinen Augen schienen Schleier zu wogen. Schweiß rann über seine Stirn.
»Der Spinnenküsser«, flüsterte Zymunt mit versagender Stimme. »Mein Onkel hat ...« Mehr konnte er nicht sagen. Er krachte zurück aufs Bett. Vergeblich kämpfte er gegen die Lähmung seiner Glieder an.
Einige Sekunden später konnte er sich nicht mehr bewegen ...


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DER SPINNENKÜSSER

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen. Unterstützung in seinem Kampf erhält er zunächst durch den englischen Secret Service, der auf Hunters Wirken hin die Inquisitionsabteilung gründete.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

In der Folge beginnt Dorian die Dämonen auf eigene Faust zu jagen. Als die Erfolge ausbleiben, gerät Trevor Sullivan, der Leiter der Inquisitionsabteilung, unter Druck. Die Abteilung wird aufgelöst, und Sullivan gründet im Keller der Jugendstilvilla die Agentur Mystery Press, die Nachrichten über dämonische Aktivitäten aus aller Welt sammelt. Hunter bleibt nur sein engstes Umfeld: die junge Hexe Coco Zamis, die selbst ein Mitglied der Schwarzen Familie war, bis sie wegen ihrer Liebe zu Dorian den Großteil ihrer magischen Fähigkeiten verlor; weiterhin der Hermaphrodit Phillip, dessen hellseherische Fähigkeiten ihn zu einem lebenden Orakel machen, sowie ein Ex-Mitarbeiter des Secret Service namens Donald Chapman, der bei einer dämonischen Attacke auf Zwergengröße geschrumpft wurde.

Trotz der Rückschläge gelingt es Dorian, Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, zu vernichten. Doch mit Olivaro steht schon ein Nachfolger bereit, der die schwangere Coco Zamis zur Rückkehr in die Schwarze Familie zwingt. Es gelingt Dorian, Coco zu retten. Nach einer Flucht um den halben Erdball bringt sie ihr Kind in London zur Welt, und Olivaro muss den Thron räumen.

Coco versteckt das Neugeborene an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält. Ihre Vorsicht ist berechtigt, da bald eine neue, »alte« Gegnerin auftaucht: Hekate hat Dorian einst in seinem Leben als Georg Rudolf Speyer abgöttisch geliebt. Dass sie ihn jetzt ebenso abgrundtief hasst, ist nicht allein auf ihre Krönung zum neuen Oberhaupt der Schwarzen Familie zurückzuführen. Dorian hat sie in seinem vierten Leben Michele da Mosto verraten und dem Verderben preisgegeben. Als Donald Chapman verschwindet, folgt Dorian der Fährte ins Baskenland, während Coco ihren Sohn besucht und auf dem Rückweg an einem magischen Kongress teilnimmt ...

DER SPINNENKÜSSER

von Neal Davenport

Die beiden Kugelspinnen krochen die Hauswand hoch. Eines der Fenster im ersten Stock stand offen. Ein schmaler Lichtstreifen fiel ins Freie. Leise Stimmen waren zu hören. Neben dem offenen Fenster blieben die Spinnen hocken. Sie bewegten sich nicht mehr. In Italien werden diese Spinnen Malmignatte genannt. Normalerweise werden sie kaum größer als zwei Zentimeter, ihr Biss gilt als äußerst gefährlich und schmerzhaft. Nach einigen Minuten bewegte sich eine Kugelspinne. Sie schob sich langsam aufs Fensterbrett und hielt wieder inne. Die Spinne war unnatürlich groß: fast fünf Zentimeter lang. Die dreizehn roten Flecke auf ihrem schwarzen Hinterleib schimmerten unheimlich.

Leises Keuchen kam aus dem Zimmer, in das sich sanftes Stöhnen mischte. Dann war es ruhig. Nur noch das regelmäßige Atmen einer Frau und eines Mannes war zu hören. Minuten später wurde das Licht gelöscht.

Die Spinnen warteten weiterhin. Sie gehörten zu den Giftspinnen, deren Biss nur in den seltensten Fällen zum Tod führt. Ihr Biss verursacht heftige Schmerzen, die sich innerhalb von einer halben Stunde über den ganzen Körper ausbreiten.

1. Kapitel

Eine Starre der Gelenke erschwert jede Bewegung.

Diese beiden Exemplare verfügten jedoch über ein stärkeres Gift, das sehr wohl tödlich sein konnte.

Plötzlich bewegten sich die Spinnen rasch – so als hätten sie einen Befehl erhalten. Sie krochen durch den schmalen Spalt, erreichten den Vorhang und kletterten ihn hinunter. Zielstrebig huschten sie zum französischen Bett und verharrten davor. Ein eng umschlungenes Paar lag im Bett. Der schwarzhaarige mittelgroße Mann lag auf dem Rücken. Seine Brust hob sich regelmäßig. Der Mund stand halb offen, und er schnaubte im Schlaf. Die blondhaarige Frau hatte sich eng an ihn geschmiegt. Ihr kurz geschnittenes Haar war zerrauft. Sie öffnete die Augen, blickte in das Gesicht des schlafenden Mannes und lächelte leicht.

Komisch, dachte Miriam, jetzt hat es Zymunt doch geschafft, dass ich mit ihm gegangen bin.

Sie war nicht der Typ, der gleich mit einem Mann ins Bett ging, den sie vor wenigen Stunden kennengelernt hatte. Doch bei Zymunt war es anders gewesen. Er hatte sie augenblicklich gefangen genommen – weshalb, konnte sie sich nicht erklären. Eigentlich war er überhaupt nicht ihr Typ; dazu war er zu klein und zu wenig gut aussehend. Aber jetzt bereute sie es nicht, dass sie mitgekommen war. Er war ein traumhafter Liebhaber. Sie lächelte zufrieden, schloss die Augen und legte ihren Kopf an seine Schulter.

Die Spinnen krochen geräuschlos über das Bettlaken. Eine wandte sich Zymunt zu, die andere Miriam. Sie bissen zur gleichen Zeit zu. Miriam stieß einen Schmerzensschrei aus und richtete sich auf. Mit beiden Händen griff sie sich an den Hals.

»Was ist?«, fragte Zymunt verschlafen; er hatte den Spinnenbiss nicht gemerkt.

»Irgendetwas hat mich gebissen.«

Zymunt streckte die rechte Hand aus und knipste die Nachttischlampe an. Er kniff die Augen zusammen und musterte Miriam, die sich den Hals rieb.

»Lass sehen«, sagte Zymunt und setzte sich auf. »Ein Spinnenbiss!« Seine Stimme schnappte vor Entsetzen über. Er packte das Bettlaken und schleuderte es zu Boden, doch die Spinnen sah er nicht. Sie hatten sich rechtzeitig versteckt.

»Du hast auch einen Biss«, stellte Miriam fest, die sich Zymunts Hysterie nicht erklären konnte. Sie war schon öfter von Spinnen gebissen worden; das war nichts Außergewöhnliches.

»Rasch!«, schrie Zymunt. »Das Fenster! Wir müssen das Fenster schließen, sonst ...«

Das Spinnengift begann zu wirken. Die beiden spürten einen Schmerz, der ihren ganzen Körper durchraste. Vor ihren Augen schienen Schleier zu wogen. Miriam ließ sich zurückfallen. Sie schloss die Augen und keuchte. Ihre Arme konnte sie kaum noch bewegen.

Zymunt stemmte sich mühsam hoch und presste die Lippen zusammen. Schweiß rann über seine Stirn. Er stand schwankend auf, sackte zusammen und klammerte sich an einem Stuhl fest. Er musste das Fenster schließen. Das war seine einzige Chance.

»Der Spinnenküsser«, flüsterte Zymunt mit versagender Stimme. »Mein Onkel hat ...« Mehr konnte er nicht sagen. Er krachte zurück aufs Bett. Vergeblich kämpfte er gegen die Lähmung seiner Glieder an. Einige Sekunden später konnte er sich nicht mehr bewegen.

Die Kugelspinnen krochen aus ihrem Versteck hervor und verließen das Zimmer.

Zymunt und Miriam waren bei Bewusstsein. Die Schmerzen waren stärker geworden. Sie hatten die Augen offen, konnten aber nur schlecht sehen. Der Raum schien in Nebel getaucht zu sein.

Miriam sah den Vorhang. Er bewegte sich leicht. Irgendetwas kroch ins Zimmer, doch sie konnte nicht erkennen, was es war. Zymunt lag auf dem Rücken und starrte die Decke an. Er brauchte nichts zu sehen, um zu wissen, was geschehen würde.

Das junge Mädchen wollte schreien, als sie das Dutzend riesiger Kreuzspinnen sah, die auf das Bett zukrochen. Eine hockte sich auf ihr Gesicht. Aus den Spinndrüsen tropfte ein dünnes Sekret. Innerhalb von wenigen Augenblicken war Miriams Gesicht mit einem Spinnennetz bedeckt. Doch die meisten Kreuzspinnen, die so groß wie Vogelspinnen waren, konzentrierten sich auf Zymunt. Sein Körper war mit Spinnenleibern übersät. Es dauerte kaum zehn Minuten, da war sein Körper von einem dichten, klebrigen Spinnennetz umgeben. Die Kreuzspinnen zogen sich zurück. Ein scharrendes Geräusch war zu hören. Das Fenster war weit geöffnet worden. Etwa zwanzig rattengroße Vogelspinnen drangen ins Zimmer ein. Sie krochen ins Bett und umringten den in ein gewaltiges Spinnennetz eingewobenen Zymunt. Die Vogelspinnen griffen mit ihren Mundwerkzeugen zu. Sie packten die hart gewordenen Spinnenfäden und zogen daran. Es war ein unglaublicher Anblick. Die Vogelspinnen zerrten den gelähmten Mann vom Bett und schleppten ihn über den Boden zum Fenster. Sie hoben ihn aufs Fensterbrett, dann ging es die Hauswand hinunter und quer durch den Garten.

Miriam hatte alles mit angesehen. Sie glaubte, den Verstand zu verlieren. Jeden Augenblick erwartete sie, dass die Spinnen zurückkehren und auch sie davonschleppen würden. Doch sie kamen nicht zurück.

Die DC-10 war bis auf den letzten Platz besetzt. Die Chartermaschine hatte eine beträchtliche Verspätung. Bei der Zwischenlandung in Miami hatte sich ein Motorschaden herausgestellt, dessen Behebung einige Stunden gedauert hatte.

Harald Gottlieb war über die Unterbrechung nicht ungehalten gewesen. Sie hatte ihm die Gelegenheit geboten, sich mit einigen Teilnehmern bekannt zu machen. Harald Gottlieb hatte vor drei Jahren von einer Tante ein beträchtliches Aktienpaket geerbt, das es ihm ermöglichte, seinen Hobbys zu frönen. Seit einiger Zeit interessierte er sich für okkulte Dinge. Er hatte einige Artikel für esoterische Zeitschriften geschrieben und war jetzt dabei, weitere Informationen zu sammeln, die er später in einem Buch veröffentlichen wollte. Er war fünfundzwanzig Jahre alt. Sein dunkelblondes Haar war leicht gewellt und ziemlich lang. Sein Gesicht mit dem kleinen Mund, der aufgestellten Nase und den weit auseinander stehenden, braunen Augen war sympathisch – mehr nicht; es war ein Dutzendgesicht, das erst einnehmender wurde, wenn er lachte; und das tat er oft.

Vor einem halben Jahr hatte Harry, so nannten ihn all seine Freunde, von einem Weltkongress für schwarze und weiße Magie gelesen, der vom 2. bis 9. November in Port-au-Prince auf Haiti stattfinden sollte. Er hatte sich sofort angemeldet. Und jetzt war er unterwegs nach Haiti.

Er saß zwischen zwei ungewöhnlich attraktiven Frauen, während den äußersten Sitz ein missmutig dreinblickender älterer Mann eingenommen hatte, der nur wenig sprach.

Rechts neben ihm saß Beatriz da Costa, eine Cafuso. Ihr Vater war Indianer, die Mutter eine Farbige. Sie war in Harrys Alter und klein und zierlich wie eine Puppe. Das schwarze Haar war kurz geschnitten; es lag wie eine Kappe an ihrem Kopf an. Ihr Körper war gut proportioniert, die spitzen Brüste waren hoch angesetzt, die Hüften wohlgerundet und die Beine lang. Sie trug einen hellblauen Jeansanzug und extrem hohe Schuhe. Beatriz stammte aus Rio de Janeiro und hatte sich breit lächelnd als Zauberin vorgestellt.

Die Frau zu seiner Linken hieß Coco Zamis. Sie war fast so groß wie er, Anfang zwanzig und ungewöhnlich gut aussehend. Das lange, schwarze Haar trug sie aufgesteckt, was die hoch angesetzten Backenknochen noch betonte. Die dunkelgrünen Augen waren schräg gestellt, der volle Mund war fast immer leicht geöffnet. Die knapp sitzende Bluse umspannte aufreizend ihre festen Brüste, die fast zu üppig für ihren Körper waren.

Harry hatte die beiden Frauen in eine Unterhaltung zu ziehen versucht. Bei Coco Zamis hatte er damit nur wenig Glück gehabt; die junge Frau hatte nur einsilbig auf seine Fragen geantwortet. Nach ihren Angaben stammte sie aus Wien, lebte aber in London und war Reporterin für eine Presseagentur namens Mystery Press. Mehr hatte er über sie nicht erfahren.

Beatriz da Costa war ganz anders. Sie hatte nichts gegen eine Unterhaltung, und die Blicke, die sie ihm zuwarf, sprachen eine eindeutige Sprache. Er gefiel ihr.

Der ältere Mann am äußersten Rand der Reihe hieß Barrabas Abadie, war Franzose und wenig gesprächig. Er war klein und hager. Sein Kopf war für den kurzen Leib viel zu groß. Sein Schädel war bis auf einen schmalen Kranz eisgrauer Haare kahl. Sein Blick war stechend, und die Haut war grau und faltig.

»Glauben Sie an Magie, Harry?«, fragte Beatriz da Costa. Sie sprach französisch, da sie nicht Deutsch konnte, und Harry nicht Portugiesisch sprach.

»Nein«, antwortete Harry grinsend. »Und Sie?«

»Muss ich doch.« Beatriz kicherte. »Ich bin doch eine Zauberin.«

»Was können Sie zaubern?«

»Alles«, meinte Beatriz. Wieder kicherte sie.

»Kaninchen aus dem Hut und so?«

»Nein«, gurrte Beatriz. »Mit solch kindischen Dingen gebe ich mich nicht ab. Hüten Sie sich vor mir, Harry! Ich bin gefährlich.«

»Sie sehen aber nicht so aus«, stellte Harry sachverständig fest.

»Der äußere Schein täuscht«, sagte Beatriz. Für einen Augenblick schienen ihre schwarzen Augen zu flackern, und ihre Oberlippe hob sich und entblößte ein kräftiges Gebiss. »Ich warne Sie, Harry!«

»Danke für die Warnung.« Harry lachte. »Ich kann auf mich aufpassen.«

Beatriz kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Sie lächelte seltsam. »Sie wollen doch ein Buch über Okkultismus und Magie schreiben, nicht wahr?«

Harry nickte.

»Schreiben Sie da auch über Vampire und Werwölfe?«

»Nein«, sagte Harry und schüttelte den Kopf. »Daran glaubt heute kein Mensch mehr.«

Das Lächeln des Mischlings wurde breiter. »Lassen Sie sich überraschen, Harry. Ich bin sicher, dass Sie auf Haiti einige Dinge sehen, die Ihnen unglaublich erscheinen werden.«

Harry hob die Schultern. »Ich bin skeptisch. Wahrscheinlich ist alles Schwindel, geschickt gemacht, aber es hat sicherlich nichts mit echter Magie zu tun.« Er wandte Coco den Kopf zu. »Was meinen Sie dazu, Coco?«

»Beatriz hat recht«, antwortete sie. Dann sprach sie deutsch weiter. »Ich gebe Ihnen einen guten Rat, Harry, obwohl ich sicher bin, dass Sie ihn nicht befolgen werden. Lassen Sie die Finger von Beatriz! Diese Frau ist gefährlich.«

Harry blickte Coco verdutzt an, die den Kopf Barrabas Abadie zuwandte und ihn in ein Gespräch verwickelte.

»Was hat Coco Ihnen gesagt?«, fragte Beatriz neugierig.

»Sie glaubt ebenfalls an Magie«, antwortete Harry ausweichend.

Was hatte diese Warnung zu bedeuten?, fragte er sich. Beatriz ist doch völlig harmlos. Er warf Coco einen raschen Blick zu, dann grinste er. Das wird es sein, dachte er zufrieden. Coco hat ein Auge auf mich geworfen, und es passt ihr nicht, dass ich mich so mit Beatriz beschäftige. Zufrieden unterhielt sich Harry weiter mit Beatriz. Der Kongress ließ sich ja recht gut an. Sie waren noch nicht einmal auf Haiti, und er hatte bereits bei zwei hübschen Frauen Chancen.

Coco Zamis betrat mit den anderen Passagieren die Abfertigungshalle. Harry Gottlieb und Beatriz da Costa standen neben ihr, während sich Barrabas Abadie im Hintergrund hielt. Einige der Mitglieder der Reisegesellschaft kannte Coco. Sie gehörten zur Schwarzen Familie. Als Hexe hatte sie jedoch keine Angst vor Angriffen. Im Augenblick drohte ihr keine Gefahr. Doch das konnte sich bald ändern. Sie hatte vor Jahren einmal an solch einem Kongress teilgenommen, der von Sterblichen organisiert worden war, die sich für Magie und Okkultes interessierten. Aber an solchen Kongressen nahmen natürlich auch Mitglieder der Schwarzen Familie teil. Hier konnten sich auch verfeindete Familien treffen; die Streitigkeiten wurden für die Dauer des Kongresses begraben. In der Vergangenheit war es oft vorgekommen, dass sich bei so einer Gelegenheit verfeindete Familien versöhnten und Geheimpakte eingingen. Die Zusammenkünfte der Dämonen fanden natürlich hinter den Kulissen statt, doch sie mischten sich unter die normalen Menschen und amüsierten sich oft in grausamer Weise auf deren Kosten.