Dorian Hunter 86 - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 86 E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

Armand Melville folgte Magnus Gunnarson über die Türschwelle und blieb stehen. Vor ihm lag eine Alchimistenküche - und sie war leer!
»Gunnarsson?«, rief Melville verblüfft.
Der Isländer hatte sich anscheinend in Luft aufgelöst, da der Raum fensterlos war und nur diese eine Tür besaß. Überall auf den Tischen standen alchimistische Apparaturen herum, und Melville erkannte unzählige Glasröhren, Öfen, Retorten und Kolben.
Plötzlich sah Melville ein tiefblaues Licht, eine leuchtende Kugel, die rasch größer wurde. Blaue Flammen hüllten seinen Körper ein. Die Taschenlampe entfiel seinen Fingern, dann wurde er bewusstlos.

Über den Reporter Armand Melville erhält Dorian einen Hinweis auf Magnus Gunnarson - nachdem auch schon in Trevor Sullivans Mystery Press mehrere Meldungen über den Isländer eingegangen sind. Verfügt Gunnarson tatsächlich über magische Kräfte? Dorian unternimmt alles, den geheimnisvollen Mann kennenzulernen ...


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Seitenzahl: 139

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DER MANN AUS DER RETORTE

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

In der Folge beginnt Dorian die Dämonen zu jagen – doch diese schlagen zurück und zersetzen die »Inquisitionsabteilung« des Secret Service, der Dorian vorübergehend unterstützt hat. Der ehemalige Leiter der Inquisitionsabteilung, Trevor Sullivan, gründet die Agentur Mystery Press, die Nachrichten über dämonische Aktivitäten aus aller Welt sammelt. Hunter bleibt nur sein engstes Umfeld in der Jugendstilvilla in der Londoner Baring Road: die Hexe Coco Zamis, die selbst ein Mitglied der Schwarzen Familie war, bis sie wegen ihrer Liebe zu Dorian den Großteil ihrer magischen Fähigkeiten verlor; der Hermaphrodit Phillip, dessen Fähigkeiten ihn zu einem lebenden Orakel machen, sowie ein Ex-Mitarbeiter des Secret Service namens Donald Chapman, der bei einer dämonischen Attacke auf Zwergengröße geschrumpft wurde.

Beinahe wird die schwangere Coco Zamis ein Opfer der Machtkämpfe innerhalb der Schwarzen Familie, doch nach einer Flucht um den halben Erdball bringt Coco ihr Kind in London sicher zur Welt – und versteckt es an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält. Cocos Vorsicht ist berechtigt, da bald eine neue, »alte« Gegnerin auftaucht: Hekate, die Fürstin der Finsternis, wurde von Dorian einst in seinem vierten Leben als Michele da Mosto verraten, sodass ihre frühere Liebe sich in glühenden Hass verwandelt hat.

Die Erinnerung an seine Existenz als Michele da Mosto veranlasst Dorian, sich mit Alchemie zu beschäftigen. In Andorra kauft er mit dem Geld seines alten Freundes Jeff Parker eine Burg als Rückzugsort für Mitglieder des Dämonenkiller-Teams sowie der verbündeten Magischen Bruderschaft. Deren Pariser Großmeister Guillaume Fernel entpuppt sich jedoch als künstlicher Mensch – als Humunkulus, der Donald Chapman seine ursprüngliche Größe zurückgibt. Die Begegnung mit dem »Mann aus der Retorte« erinnert Dorian an ein ähnliches Abenteuer, das er als Michele in Prag erlebt hat ...

DER MANN AUS DER RETORTE

von Neal Davenport

Armand Melville wurde langsam ungeduldig.

Seit mehr als zwei Stunden saß er in seinem Peugeot und beobachtete den Tempel der Magischen Bruderschaft in der Rue Beranger. Die Straße lag im Süden von Paris und war nur wenige Häuserblocks lang. Der Tempel, eine zweistöckige Villa, stand in einem gepflegten Garten, der von einem eisernen Zaun umgeben war.

Seit Melville wartete, hatte kein Mensch das Haus betreten oder verlassen. Mit dem Warten vergeude ich nur sinnlos meine Zeit, dachte er. Ich werde mir mal den Tempel ansehen.

Er stieg aus dem Wagen, blickte sich rasch um und schritt auf das schwere Eingangstor zu, das zu seiner Überraschung nicht abgesperrt war.

Zwei Minuten später stand er vor dem Tempel. Es war dunkel. Die Straßenbeleuchtung erhellte den Garten nur dürftig. Im Haus brannte kein Licht.

Einen Augenblick zögerte Armand Melville, dann stieg er die Stufen hoch, die zu einer kunstvoll verzierten Eichentür führten.

1. Kapitel

Wieder erlebte er eine Überraschung: Die Tür stand einen Spalt offen. Vorsichtig drückte er die Tür auf. Sie quietschte. Aus der Rocktasche holte er eine Taschenlampe und knipste sie an. Misstrauisch trat er in die Diele. An der linken Wand befand sich eine Kleiderablage, davor standen ein kleiner Tisch und zwei Stühle. Rechts waren drei schmale Türen zu sehen.

»Ist da jemand?«, fragte Armand laut. Ganz wohl fühlte er sich nicht in seiner Haut. Nach drei Schritten blieb er wieder stehen. »Niemand zu Hause?«

Er bekam keine Antwort.

Er erinnerte sich kurz an Dorian Hunters Warnung, auf keinen Fall den Tempel zu betreten, hob die Schultern und ging weiter.

Armand Melville war Reporter des France-Soir. Er war mittelgroß, sein Gesicht hager und braun gebrannt.

Vor vierzehn Tagen war er von seiner Hochzeitsreise zurückgekommen.

Er hatte Sybill Ferrand geheiratet, die er bei einer Séance kennengelernt hatte, an der er zusammen mit dem Dämonenkiller teilgenommen hatte. Sybill und er hatten einige unglaubliche Abenteuer zu bestehen gehabt und waren im letzten Augenblick von Dorian Hunter gerettet worden. Dem Dämonenkiller verdankte Armand seine sensationellste Reportage über das Auftauchen der Mumie. Zu seiner Hochzeit hatte er von Hunter ein Glückwunschtelegramm und ein hübsches Geschenk bekommen. Vor drei Stunden war er nach Hause gekommen. Das Telefon hatte geläutet, und Dorian Hunter war am Apparat gewesen. Er hatte ihn gebeten, den Tempel der Magischen Bruderschaft zu beobachten und ihm dann später Bericht zu erstatten.

Armand war aus den Worten des Dämonenkillers nicht recht klug geworden. Hunter hatte von Guillaume Fernel gesprochen, der der Großmeister der Pariser Loge gewesen war. Fernel sollte unter reichlich seltsamen Umständen gestorben sein. Hunter wollte eigentlich nur wissen, ob im Tempel in Paris alles in Ordnung war.

Der Reporter wusste über die Magische Bruderschaft Bescheid. Es handelte sich dabei um eine internationale Verbindung mit magischem Bildungsprogramm, deren oberstes Ziel die Verwirklichung humanitärer Programme war und die der Dämonologie und der schwarzen Magie den Kampf angesagt hatte. Melville hatte kein Interesse gehabt, der Bruderschaft beizutreten. Er war Kriminalreporter und beschäftigte sich nur sehr selten mit okkulten Dingen.

Armand durchquerte die Diele und öffnete die hohe Tür an der Schmalseite des Raumes. Ein breiter schmuckloser Gang zog sich tief ins Gebäude hinein. Armand schlug einen dicken Vorhang zurück und hob die Taschenlampe.

Was er zu sehen bekam, wollte ihm gar nicht gefallen. Alle Einrichtungsgegenstände waren zertrümmert. Eine der weißen Wände hatte Rußflecke. Es sah aus, als wäre ein Tornado durch den großen Raum gerast und hätte alles verwüstet.

Jetzt erwachte sein Reporterinstinkt. Er witterte eine Story. Rasch stieg er über die zerbrochenen Möbelstücke und strebte einer Tür zu, auf die ein Teufelskopf gemalt war. Überrascht blieb er stehen und rieb sich mit der linken Hand das Kinn. Der Teufelskopf passte so gar nicht in einen Tempel der Magischen Bruderschaft.

Ohne zu zögern, öffnete Armand die Tür. Das muss der sogenannte Meditationsraum sein, dachte er. Auch hier sah es wüst aus. Ein Schrank war umgekippt, kostbare Becher lagen auf dem Boden verstreut, Wein war verschüttet, in dem einige Oblaten schwammen; eine der Wände war mit obszönen Ausdrücken bemalt.

Hinter dem Meditationsraum befand sich der eigentliche Tempel, der nur von Mitgliedern der Bruderschaft betreten werden durfte. Doch Armand hatte keinerlei Skrupel, den kreisrunden Raum zu betreten.

Auf der kuppelartigen Decke waren die zwölf Zeichen des Tierkreises abgebildet. Alle Schränke waren aufgerissen, ein Großteil der Gegenstände war zertrümmert worden.

»Da haben die Vandalen gehaust«, flüsterte Armand. Kopfschüttelnd verließ er den Tempel, durchquerte den Meditationsraum und betrat den Vorhof. Ein süßlicher Geruch hing in der Luft. Armand spürte plötzlich einen Luftzug und wandte rasch den Kopf herum.

Für einen kurzen Augenblick sah er eine Gestalt, die ihn aber nicht beachtete. Er kannte diesen Mann; er hatte erst vorgestern mit ihm gesprochen. Es war Magnus Gunnarsson.

»Warten Sie!«, rief Armand, als Gunnarsson hinter einer Tür verschwand.

Doch der Isländer hatte ihn nicht gehört oder nicht hören wollen.

Armand folgte ihm. Er rannte durch die Tür und blieb überrascht stehen. Vor ihm lag eine Alchimistenküche.

»Gunnarsson!«, schrie Armand.

Der Isländer hatte sich anscheinend in Luft aufgelöst, da die Alchimistenküche fensterlos war und nur die eine Tür besaß.

Armand ging weiter. Überall auf den Tischen standen alchimistische Apparaturen herum, und er sah unzählige Glasröhren, Öfen, Retorten und Kolben.

Verwundert blieb Armand in der Mitte des Raumes stehen. Vielleicht hat sich Gunnarsson unter einem Tisch versteckt?, dachte er.

Er bückte sich. Und plötzlich sah er ein tiefblaues Licht, eine leuchtende Kugel, die rasch größer wurde. Sie raste auf Armand zu, der sich blitzschnell zur Seite warf. Die Kugel explodierte, und blaue Flammen hüllten seinen Körper ein. Eine eisige Kälte sprang auf ihn über.

Armand stieß einen schrillen Schrei aus. Irgendetwas platzte in seinem Hirn. Er konnte sich nicht mehr bewegen, und die Kälte wurde immer unerträglicher. Die Taschenlampe entfiel seinen klammen Fingern, dann wurde er bewusstlos.

Vor wenigen Minuten waren Dorian Hunter, Coco Zamis, Don Chapman und Dula, die in einer großen Tasche steckte, in Paris gelandet. Jetzt waren sie mit einem Taxi in die Rue Beranger unterwegs. Von Castillo Basajaun waren sie mit einem Hubschrauber nach Toulouse geflogen, von dort aus hatten sie die Reise mit einer Linienmaschine fortgesetzt.

Der Dämonenkiller sorgte sich um Armand Melville. Von Toulouse aus hatte er mit seiner Frau telefoniert, die ihm mitgeteilt hatte, dass Armand nicht nach Hause gekommen war.

Der Dämonenkiller steckte sich eine Zigarette an. Dabei musterte er aus den Augenwinkeln Don, der starr geradeaus blickte. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos.

Dorian inhalierte den Rauch und blies ihn langsam durch die Nasenflügel aus. Don wandte den Kopf herum, und sein Blick blieb an der Tasche hängen, in der Dula lag. Dons Miene veränderte sich; seine Züge verzerrten sich. Dorian unterdrückte einen Seufzer. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, was in Don vorging. Endlich hatte er seine über alles geliebte Dula gefunden, und nun konnte er mit ihr nur wenig anfangen.

Nach ein paar Zügen drückte Dorian die Zigarette aus und lehnte sich zurück. Er war ein Meter neunzig groß, und seine Figur war sportlich. Das schwarze Haar trug er mittellang. Langsam strich er sich über den buschigen Schnurrbart, dessen Enden nach unten gezwirbelt waren.

»Wie lange dauert es noch, bis wir die Rue Beranger erreicht haben?«, fragte Coco.

»In fünf Minuten sind wir dort«, antwortete der Fahrer.

Er warf Coco einen bewundernden Blick zu. An solche Blicke war Coco schon seit langer Zeit gewöhnt. Sie war ein auffallendes Mädchen. Das faszinierende Gesicht mit den hoch angesetzten Wangenknochen wurde von den großen Augen beherrscht, die dunkelgrün waren. Um ihre Figur hätte sie jeder Filmstar beneidet. Eine einfache Bauernbluse betonte ihre großen Brüste, während der Hosenrock ihre Beine nicht voll zur Geltung brachte. So wie die anderen hatte Coco keine Lust auf eine Unterhaltung. Auch sie machte sich um Don Chapman Sorgen. Coco war es vor allem gewesen, die Don seinen Lebensmut zurückgegeben hatte, als er in einen fußgroßen Zwerg verwandelt worden war.

Das Taxi bog in die Rue Beranger ein und blieb vor dem Tempel der Magischen Bruderschaft stehen. Der Dämonenkiller und seine Gefährten stiegen aus. Dorian zahlte und wartete, bis das Taxi losgefahren war.

»Ihr wartet einstweilen!«, sagte Dorian. »Ich gehe ins Haus.«

»Ich komme mit«, sagte Coco.

Doch der Dämonenkiller schüttelte entschieden den Kopf. Er ging in den Garten und betrat das Haus. Sein Gesicht verfinsterte sich, als er die Verwüstung im Vorhof sah. Hastig ging er weiter. Er warf einen flüchtigen Blick in den eigentlichen Tempel, dann sah er sich etwas genauer im Meditationsraum um. Es sah ganz so aus, als hätte irgendjemand etwas gesucht.

Nachdenklich betrat er den Vorhof. Sein Blick fiel auf eine offen stehende Tür. Entschlossen steuerte er auf sie zu, drückte sie weiter auf und stieß einen überraschten Pfiff aus, als er in die Alchimistenküche sah. Neben einem Tisch stand Armand Melville.

»Armand!«, rief Dorian und lief auf den Reporter zu.

Vor ihm blieb er stehen und blickte ihm ins Gesicht. Armands Gesicht war ausdruckslos, die Augen hatte er geschlossen. Er stand bewegungslos wie eine Statue da.

Der Dämonenkiller griff nach Armand. Seine Hand zuckte jedoch augenblicklich zurück. Es schien ihm, als hätte er in eine Tiefkühltruhe gegriffen. Langsam trat er einen Schritt zurück und hob die Taschenlampe auf, die zu Armands Füßen lag. Die Lampe brannte nicht mehr, die Batterie war leer.

Dorian legte die Taschenlampe auf einen Tisch, dann musterte er wieder Armand. Der Reporter atmete nicht.

Hastig lief der Dämonenkiller in den Garten.

»Hast du Melville gefunden?«, fragte Coco.

Dorian nickte.

»Ich fürchte, er ist tot«, sagte er leise.

Coco blickte ihn verwirrt an. »Ist er nun tot?«

»Kommt mit!«, keuchte Dorian. »Der Tempel ist völlig verwüstet.«

Normalerweise hatten Frauen keinen Zutritt, aber in diesem Fall war es egal; der Tempel war ohnehin entweiht.

Dorian führte Coco in die Alchimistenküche, während Don im Vorhof stehen blieb. Er öffnete die Tasche und holte Dula heraus. Sie war kaum fußgroß. Ihr dunkelhäutiges Gesicht war von pechschwarzem Haar umrahmt. Für Don war sie das hübscheste Mädchen, das er je gesehen hatte.

Dula lächelte schwach.

»Wo sind wir?«, fragte das fußgroße Mädchen.

»Im Tempel der Magischen Bruderschaft«, antwortete Don tonlos.

Sein Mund bebte. Sooft er Dula ansah, krampfte sich sein Inneres zusammen.

Coco ging einmal um Armand Melville herum. Sie schloss die Augen halb und hob die Hände hoch.

»Er ist nicht tot«, sagte sie.

»Gott sei Dank!«, meinte Dorian erleichtert.

»Ich bin sicher, dass er in eine magische Falle lief«, sprach Coco weiter. »Wir werden einige Mühe haben, ihn daraus zu befreien.«

»Kannst du feststellen, um welche Falle es sich handelt?«

»Ich werde es versuchen«, seufzte das Mädchen.

»Kann ich dir helfen, Coco?«

»Nein. Lass mich bitte allein! Schließ die Tür ab!«

»Soll ich dir meine Taschenlampe dalassen?«

»Nicht notwendig«, sagte Coco ungeduldig.

Sie wartete, bis Dorian die Alchimistenküche verlassen hatte. Im Raum war es nun völlig dunkel. Coco konzentrierte sich. Deutlich war die Kälte zu spüren, die Armand Melville ausströmte. Sein lebloser Körper war in ein kaum wahrnehmbares blaues Licht gehüllt, das schwach flackerte.

Die ehemalige Hexe der Schwarzen Familie überlegte ein paar Minuten. Aus eigener Erfahrung wusste sie, dass es unzählige magische Fallen gab, aber es gab nur wenige, mit denen man quasi einen Menschen in einen leblosen Eisblock verwandeln konnte. Es schien, als wäre Armand innerhalb weniger Augenblicke lebendig eingefroren worden. Sie musste vorsichtig vorgehen, denn sonst konnte es passieren, dass Armands Körper langsam zerschmolz.

Coco legte sich auf den Boden und entspannte. Für wenige Minuten versetzte sie sich in einen tranceähnlichen Zustand, der ihre schlummernden magischen Kräfte mobilisierte. Die gnostische Gemme, die sie um ihren Hals trug, schien zu pulsieren. Das Amulett lud sich mit geheimnisvollen magischen Kräften auf.

Geschmeidig sprang sie wieder auf. Ihr Körper schien von innen her zu strahlen. Der Raum wurde in ein mattgelbes Licht getaucht. Alle ihre Sinne waren auf das Äußerste geschärft. Sie nahm Gerüche, Laute und Bewegungen wahr, die ihr normalerweise verborgen blieben. Mit beiden Händen vollführte sie schlangenartige Bewegungen. Die Luft schien dickflüssig zu werden. Eine heiße Welle schwebte von ihrem Amulett langsam auf Armand Melville zu und hüllte seinen Körper ein. Der Körper des Reporters war jetzt in blaues Licht getaucht.

Zögernd kam Coco näher. Ein beißender Geruch ging von Armand aus. Mit einer Hand berührte sie flüchtig Armands Stirn. Sie war immer noch eisig.

»Eine Zeitfalle«, flüsterte Coco.

Ihre Augen weiteten sich unwillkürlich. Nur wenige Dämonen verfügten über die Fähigkeit der Zeitmanipulation; dazu gehörte Coco, die gewissermaßen die Zeit schneller oder langsamer ablaufen lassen konnte. Irgendjemand hatte Armand Melvilles Körper in einen langsameren Zeitablauf versetzt. Für Armand stand die Zeit im Augenblick still.

Den rascheren oder langsameren Zeitablauf wandte Coco normalerweise nur sehr selten an, da sie dabei all ihre Kräfte mobilisieren musste und danach einige Zeit völlig erschöpft war. Doch ihr blieb keine andere Wahl; sie musste Armand helfen, musste die Zeitfalle außer Kraft setzen.

Ohne Hast ging sie nochmals rund um Armand herum, dann blieb sie hinter ihm stehen, schloss die Augen, und unerklärliche Kräfte wurden frei. Ein eiskalter Hauch ging von ihrem Körper aus und verschmolz mit Armand Melville. Coco legte beide Hände auf Armands Schultern und ließ sich schwer gegen seinen Körper fallen. Der körperliche Kontakt half ihr bei ihren Bemühungen, Armand aus der Falle zu befreien.

Für einen Augenblick glaubte Coco, ihr Körper würde in Stücke gerissen. Ihre Finger verkrallten sich stärker in Armands Schultern, und ein Zittern durchlief ihren Körper.