Dorian Hunter 95 - Earl Warren - E-Book

Dorian Hunter 95 E-Book

Earl Warren

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Beschreibung

Ich bin Luguri, der Erzdämon. Seit Jahrtausenden war mein Geist in einem Hügelgrab gefangen. Ich schlief, und mein Geist dämmerte und feierte fantastische Traumorgien der Grausamkeit und Dämonie.
Und dann vernahm ich die Rufe: »Luguri, erwache! Beende deinen Schlaf, Urvater der schwarzen Magie, Erzdämon!«
Mein Geist erstarkte durch Opfer, durch die Magie jener, die mich riefen. Sie entsetzten mich, denn sie waren schwächliche, dekadente Kreaturen! Ich war der letzte echte Dämon auf Erden!
Denn ich bin Luguri, und das Grauen und der Tod sind meine Gefährten.
Ich bin Luguri und werde die Anarchie über die Welt bringen.
Ich - Luguri.

Luguri ist erwacht - und sein Wirken übertrifft alle Befürchtungen, die Hekate, die bisherige Fürstin der Finsternis gehegt hat. Wie werden die Dämonen, wie wird die Welt auf Luguri reagieren? Und wird es für Hekate noch einen Platz unter ihm geben ...?


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DER ERZDÄMON

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

In der Folge beginnt Dorian die Dämonen zu jagen – doch diese schlagen zurück und zersetzen die »Inquisitionsabteilung« des Secret Service, der Dorian vorübergehend unterstützt hat. Der ehemalige Leiter der Inquisitionsabteilung, Trevor Sullivan, gründet die Agentur Mystery Press, die Nachrichten über dämonische Aktivitäten aus aller Welt sammelt. Hunter bleibt nur sein engstes Umfeld in der Jugendstilvilla in der Londoner Baring Road: die Hexe Coco Zamis, die selbst ein Mitglied der Schwarzen Familie war, bis sie wegen ihrer Liebe zu Dorian den Großteil ihrer magischen Fähigkeiten verlor; der Hermaphrodit Phillip, dessen Fähigkeiten ihn zu einem lebenden Orakel machen, sowie ein Ex-Mitarbeiter des Secret Service namens Donald Chapman, der bei einer dämonischen Attacke auf Zwergengröße geschrumpft wurde.

Beinahe wird die schwangere Coco Zamis ein Opfer der Machtkämpfe innerhalb der Schwarzen Familie, doch nach einer Flucht um den halben Erdball bringt Coco ihr Kind in London sicher zur Welt – und versteckt es an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält. Cocos Vorsicht ist berechtigt, da bald eine neue, »alte« Gegnerin auftaucht: Hekate, die Fürstin der Finsternis, wurde von Dorian einst in seinem vierten Leben als Michele da Mosto verraten, sodass ihre frühere Liebe sich in glühenden Hass verwandelt hat.

Die Erinnerung an seine Existenz als da Mosto veranlasst Dorian, nach der Mumie des Dreimalgrößten Hermes Trismegistos zu forschen, der sich mit seinem Wissen als Hilfe im Kampf gegen die Schwarze Familie und insbesondere Hekate entpuppen könnte. Im Golf von Morbihan stößt Dorian auf die versunkenen Stadt Ys und birgt aus ihr einen Zauberspiegel. Kurz darauf erscheint die Hexe Ys-Dahut, die Dorian gerade noch zurückschlagen kann. Doch es scheint, als sei sie nur die Vorhut gewesen für eine noch größere Bedrohung aus der Vergangenheit: den Erzdämon Luguri ...

DER ERZDÄMON

von Earl Warren

Ich bin Luguri, der Erzdämon. Seit Jahrtausenden war mein Geist in einem Hügelgrab gefangen. Ich schlief, und mein Geist dämmerte und feierte fantastische Traumorgien der Grausamkeit und Dämonie. Nur manchmal erwachten Teile meines schlummernden Gehirns für kurze Zeit aus dem magischen Schlaf, um mir die notwendigste Lebensenergie zuzuführen. Irgendetwas Lebendiges musste es sein, ein Tier oder besser noch ein Mensch. Ich lockte es her, in meine Höhle, tötete es grausam und nahm die Lebensenergien in mich auf.

Manchmal hatte ich Albträume. Ich war gezwungen, Gutes zu tun, oder Kräfte der weißen Magie attackierten mich. Das Furchtbarste, was ein Dämon sich vorstellen konnte. Dann hallte ein Heulen über die Insel, die einmal der höchste Berg des nun versunkenen Landes bei der Stadt Ys gewesen war.

So war mein Leben ein Traum vom Bösen all die Zeit. Mein Geist dämmerte, und irgendwann hätte er die Bereiche des Diesseits ganz verlassen. Dann aber hörte ich die Rufe. Dämonische Kräfte rüttelten an den magischen Schranken meines Grabgefängnisses und drangen in mein schlafendes Bewusstsein vor.

1. Kapitel

»Luguri, erwache!«, riefen sie. »Beende deinen Schlaf, Urvater der schwarzen Magie, Erzdämon!«

Es dauerte lange, bis mein Geist in die Realität zurückfand. Ich trieb den schwarzen Fluss der Unterwelt zurück in die Richtung des Lichts. Lange und qualvoll war die Fahrt. Für mich währte sie Ewigkeiten, denn ich legte die Reise nicht in den Zeitbegriffen dieser Welt zurück. Nach diesen mögen es nur wenige Stunden gewesen sein.

Mein Geist erstarkte durch Opfer, durch die Magie jener, die mich riefen, und durch dämonische Kräfte.

Ich begann, meine Umgebung wahrzunehmen. Traum und Bewusstsein trennten sich.

Oh, es war schlimm, aus dem Jahrtausendschlaf zu erwachen! Die Bereiche der Finsternis und des Bösen, in die Hermes Trismegistos' weiße Magie mich gebannt hatte, spien mich aus, zurück ins Leben.

Ich erkannte jene, die mich riefen. Dämonen waren es. Aber was für Dämonen! Ich lachte bitter über jene schwächlichen, dekadenten Karikaturen von Schwarzblütigen.

Ich las in ihrem Geist und erstaunte mehr und mehr.

Es gab keine Dämonen mehr. Jene da draußen waren Degenerierte, die ich nur verachten konnte. Ich war der letzte echte Dämon auf einer Welt, die in den letzten Jahrtausenden eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht hatte.

Doch immerhin hatten jene mich erweckt und meinen Geist davor bewahrt, ganz ins Jenseits hinüberzutreiben. Nun spürte ich starke Kräfte, die gegen uns wirkten, den Anprall einer ungeheuerlichen Energie, eines mächtigen Kampfmittels der weißen Magie. Das erstaunte mich, denn in den Geistern der degenerierten Dämonen hatte ich gelesen, dass die weiße Magie so gut wie vergessen war.

Die Degenerierten verloren den Kampf gegen ihre Feinde und entflohen. Das sah diesen Schwächlingen ähnlich. Auch ich beschloss, mich hinwegzubegeben, denn ich kannte die Verhältnisse noch zu wenig und war nach dem langen Schlaf noch zu verwirrt und geschwächt, um eingreifen zu können.

So verließ ich mein Grab, in dem ich all die Jahrtausende hindurch geruht und geschlafen hatte, seit die Stadt Ys im Meer unterging. Kraft meiner Magie hob ich mich hinweg. Ich wollte jene aufsuchen, die mich erweckt hatten. Von ihnen würde ich alles erfahren, von diesen Schwächlingen; und dann würde ich selbst wieder das Zepter der schwarzen Magie ergreifen.

Ich bin Luguri, der Erzdämon. Furchtbar habe ich die Welt geplagt, als ich vor Jahrtausenden lebte. Nun, da ich wiedererweckt bin, werde ich sie noch viel schrecklicher heimsuchen, peinigen und verwüsten.

Ich bin Luguri, und das Grauen und der Tod sind meine Gefährten.

Ich bin Luguri und werde die Anarchie über die Welt bringen.

Ich – Luguri.

Der Dämon saß auf einem Thron aus menschlichen Gebeinen. Seine Gestalt war die einer menschenähnlichen Bestie. Er war über und über schwarz behaart und hatte Krallen, spitze Ohren und gelb glühende Augen. Seine Nase war platt wie die eines Affen, und ein mörderisches Gebiss blitzte in seinem Maul.

Hekate und zwei ihrer getreuesten Anhänger standen vor ihm im Thronsaal des Dämonenschlosses in den Hängen des Rif-Gebirges nahe Tanger. Schwarze Vorhänge vor den tiefen Fensternischen schlossen das Tageslicht aus. Diffuses Zwielicht herrschte im Saal, in dem es nach Blut und den üblen Ausdünstungen des Furchtbaren stank. Eine nackte schwarze Sklavin fächelte ihm mit einem Fächer aus schwarz gefärbten Pfauenfedern Luft zu.

»Wir hoffen, du hast alles, was du begehrst, großer Luguri«, sagte Hekate, die Herrin der Finsternis, Herrscherin der Schwarzen Familie der Dämonen. »Zwei Wochen sind vergangen, seit du aus deinem Todesschlaf erweckt wurdest.«

Luguri sagte nichts, nur seine Augen glühten stärker.

»Wie bist du zufrieden mit der Welt, die du vorgefunden hast, Luguri?«, fragte Hekate. »Die Menschen haben eine technische Zivilisation aufgebaut, von der man zu deinen Zeiten nicht zu träumen gewagt hätte. Aber wir Dämonen sind immer noch unter ihnen und haben große Macht.«

Luguri winkte ab und blies eine stinkende gelbe Schwefelwolke in Hekates Richtung. Sie war ebenso unangenehm berührt wie ihre beiden Begleiter. Es waren Männer. Der eine trug einen Wolfskopf, der andere war ein hoch gewachsener bleicher und grauhaariger Mann mit Vampirzähnen.

Hekate, die als dämonisch schöne Frau mit rotem Haar und gewagtem, hautengem grünem Kleid auftrat, verabscheute Luguri innerlich. In ihren Augen war er eine stinkende, grobe Bestie. Es wäre das Beste gewesen, ihn ruhen zu lassen. Die Dämonen, die sich von diesem grobschlächtigen Primitivling etwas erhofften, würden noch bitter enttäuscht werden. Heutzutage hatten solche barbarischen Anachronismen wie Luguri in der dämonischen Hierarchie nichts mehr verloren.

Luguri las Hekates Gedanken und war amüsiert. Er wusste jetzt über diese neue Zeit, seine Menschen und seine Dämonen Bescheid.

Nun begann er zu sprechen.

»Die Technik und die Zivilisation beeindrucken mich überhaupt nicht«, grollte der Erzdämon. »Es gibt mehr Menschen, als zu meiner Zeit, doch das kann nur gut sein. Je mehr Schafe, umso besser für den Wolf. Über die Maschinen und die Waffen des Atomzeitalters lache ich nur. Was den sogenannten Fortschritt angeht, so stört er mich weder noch freut er mich. Eine Weiterentwicklung des Menschen war zu erwarten.«

Luguris gleichgültige Worte erzürnten Hekate. Dieser grobe Tölpel hatte offenbar gar nicht erfasst, welche Veränderungen eingetreten waren und worauf es heutzutage ankam.

»Diese Zeit ist so gut für die schwarze Magie wie jede andere«, sagte Luguri weiter. »Wir Dämonen haben sogar einen großen Vorteil: Die weiße Magie ist praktisch in Vergessenheit geraten.«

»Die Neuzeit hat auch ihre Tücken«, erwiderte Hekate. »Die Menschheit ist organisierter denn je und verfügt über eine Wissenschaft und Machtmittel, die der Schwarzen Familie sehr wohl gefährlich werden könnten, wenn sie gezielt gegen uns eingesetzt würden. Aber zum Glück beschäftigen sich die Menschen mit ganz anderen Dingen. Sie können heute auf dem Mond landen, aber von den ewigen Gesetzen und Kräften der Magie haben sie keinen blassen Schimmer – bis auf wenige unbedeutende Ausnahmen. Sie glauben nicht mehr daran, dass es Dämonen gibt, und das ist gut so.«

»Warum?«

Luguris grollende Frage brachte Hekate einen Moment aus dem Konzept. »Nun, wir können verborgen in der menschlichen Gemeinschaft leben und mit unseren Mitteln unsere Ziele erreichen. Mit etwas Diplomatie und Täuschung können wir alle unsere Interessen durchsetzen.«

»So!« Aus Luguris Augen züngelten kleine Flammen. Auf metaphysische Weise hatte er die Sprachen der Neuzeit gelernt, sodass er sich auch mit Worten mit Hekate verständigen konnte. »Was sind denn eure Ziele und Interessen? Ihr habt euch in die menschliche Gemeinschaft eingefügt, anstatt sie zu zerschlagen und die Herrschaft des Bösen zu errichten. Ihr lebt unter den Menschen und strebt nach materiellen Werten, statt eurer dämonischen Bestimmung gerecht zu werden. Ihr seid feige, faule und bequeme Schwächlinge, nicht würdig, überhaupt noch Dämonen zu heißen!« Die letzten Worte hatte Luguri gebrüllt.

Hekate wich zwei Schritte zurück. Ihre Lippen pressten sich aufeinander. Einen anderen hätte sie auf der Stelle zum Freak gemacht oder grausam getötet. Doch bei Luguri konnte sie das nicht. Er war zu stark für sie.

»Wie kannst du so etwas sagen, Luguri?«, fragte sie bebend.

Ihre beiden Begleiter, selber mächtige Dämonen, standen wortlos dabei wie gescholtene Schuljungen.

»Ich sage es, weil es wahr ist. Ihr seid noch nicht einmal fähig, mit Dorian Hunter fertig zu werden, diesem erbärmlichen Wurm, der der Dämonenkiller genannt wird. Welche Erklärung hast du dafür, Hekate?«

Hekate begriff, wie mächtig und brutal Luguri war. Sie musste sich vor ihm rechtfertigen, sonst konnte es sein, dass er sogar vor einem Angriff auf sie, die Fürstin der Finsternis, nicht zurückschreckte. Er war der einzige Dämon, vor dem Hekate Angst hatte.

Luguri spürte Hekates Angst und fletschte die Zähne.

»Dorian Hunter wurde zuerst unterschätzt«, antwortete sie. »Asmodi, der damals der Fürst der Finsternis war, fand es amüsant, mit ihm sein Spiel zu treiben. Das kostete ihn dann das Leben. Verschiedene Dämonen versuchten, Dorian Hunter auf raffinierte Art und Weise zu erledigen. Bisher ohne Erfolg.«

»Da sieht man, wie verweichlicht und unfähig ihr alle miteinander seid. Der Dämonenkiller ist sterblich. Er wird nicht wiedergeboren werden, wie es früher der Fall war. Ihr hättet ihn längst töten müssen.«

»Wir müssen uns an die Gesetze der schwarzen Magie halten«, antwortete Hekate förmlich. »Wir sind Dämonen, also müssen wir Dorian Hunter auf dämonische oder magische Weise töten. So verlangt es unsere Natur. Wir können nicht einen menschlichen Killer auf ihn ansetzen oder sonst einen schäbigen Trick anwenden. Das wäre, als wolltest du von einem Tiger verlangen, ein Lamm mit seinen Pfoten zu erwürgen, statt ihm die Kehle durchzubeißen.«

»Das weiß ich auch, du Närrin. Aber das sind alles Ausflüchte. Du und die andern, die sich Dämonen schimpfen – ihr seid satt und träge geworden. Ein bequemer Platz in der menschlichen Gesellschaft war euch lieber als die Herrschaft und der damit verbundene Kampf und die Gefahr. Jetzt, wo Dorian Hunter den Spiegel der Macht besitzt und Hermes Trismegistos wieder in Erscheinung getreten ist, wusstet ihr euch keinen anderen Rat mehr, als mich zu erwecken.«

Hekate verriet nicht, dass sie keineswegs dafür gewesen war, Luguri dem Leben wiederzugeben.

Sie sagte nur: »Wir können den Dämonenkiller immer noch jederzeit erledigen.«

Luguri lachte so dröhnend, dass Verputz von der Decke rieselte und die Fensterscheiben klirrten. Eine Wolke von Kälte und üblem Gestank strömte von ihm aus. Luguri trat absichtlich als wildes, stinkendes Ungeheuer auf, um die Dämonen zu schockieren.

»Früher hätte man Dorian Hunter mit einem massiven Einsatz der ganzen Macht der Schwarzen Familie leicht erledigen können«, sagte der Erzdämon. »Aber jetzt, wo der Spiegel ihn schützt, nicht mehr. Jetzt müssen wir vorsichtig ans Werk gehen. Noch hat Dorian Hunter die Macht und die Bedeutung dieses Spiegels nicht erkannt, aber lange werden ihm dessen Geheimnisse nicht verborgen bleiben.«

»Was sollen wir tun?«, fragte der Dämon mit dem Wolfskopf.

Hekate hätte ihn auf der Stelle umbringen können. Er fragte Luguri, statt sich an sie zu wenden. Es war ungeheuerlich.

»Wir werden der Welt ein Signal geben«, rief Luguri. »Ein Fanal des Bösen und der schwarzen Magie soll sich in die Schafsgehirne der Menschen einbrennen. Ich bin noch nicht wieder völlig der Alte, und meine Kräfte sind nicht in vollem Umfang zurückgekehrt nach dem jahrtausendelangen Schlaf. Aber dazu bin ich schon imstande. Und bald werde ich wieder völlig im Besitz all meiner Fähigkeiten und Kräfte sein. An dieser Aufgabe werde ich erstarken.«

»Es wäre nicht schlecht, der Welt ein Signal zu geben«, sagte Hekate. »Man müsste eine große Stadt dazu aussuchen, einen Ort, auf den die Menschheit blickt. Wenn Dorian Hunter von der Sache hört, wird er gewiss auch dort auftauchen, und dann kannst du dich an ihm versuchen, großer Luguri.«

Der Erzdämon sah Hekate voll Verachtung an. »Ich werde mich nicht an ihm versuchen, sondern ihn zertreten wie einen Wurm, wenn er mir in die Quere kommt. Wir müssen eine Millionenstadt aussuchen. Welche schlägst du vor, Hekate?«

»New York. Es ist eine Stadt der Superlative. Ein Coup dort wäre am spektakulärsten.«

»Also gut, New York. Ich will sehen, was ich dort anrichten kann. Ich brauche etwa zwanzig der wildesten und bösartigsten Dämonen. In etwa weiß ich schon, wie ich vorgehen werde.«

»Wie, mächtiger Luguri?«

»Ein Mensch soll das magische Medium sein, der Katalysator des infernalischen Geschehens. Die Konstellation der Gestirne soll mir diesen Menschen zeigen, und dann wird das Schicksal den von mir bestimmten Lauf nehmen. Die Menschen sollen wieder lernen, die Dämonen zu fürchten, und der Name Luguri soll sie erzittern lassen.«

Hekate war nicht wohl zumute. Luguris glühender Blick durchschaute sie, und sie wusste es. Er schob sie, die Herrin der Finsternis, einfach zur Seite, und sie hatte nicht die Kraft und nicht die Unterstützung der anderen Dämonen, ihm ihren Willen aufzuzwingen oder ihn aus dem Weg zu räumen.

Es kostete Hekate einige Anstrengungen, sich zu beherrschen. »Wann willst du mit dem Werk beginnen, Luguri?«, fragte sie.

»Bald. Aber zuvor will ich noch eine wilde, dämonische Orgie feiern, denn ich habe viel nachzuholen nach den Äonen in dem öden Felsengrab. Schick mir schöne Weiber, berauschende Getränke und ein paar zügellose Dämonen als Kumpane! Aber schnell! Sonst lasse ich von diesem Schloss keinen Stein auf dem anderen.«

Hekate neigte leicht den Kopf und wollte gehen. Aber Luguri hielt sie zurück. »Du bist natürlich mein Ehrengast, Fürstin der Finsternis. Ich will sehen, wie dir ein Dämonenfest nach alter Art gefällt.«

Wenig später war im Saal nebenan alles vorbereitet. Luguri, das stinkende, zottige Ungeheuer, nahm an der Stirnseite der Tafel Platz. Zu seiner Rechten saß Hekate, und zu ihnen gesellte sich der Abschaum der Dämonen. Wilde und zügellose Schwarzblütige waren es. Luguri feuerte sie noch an.

Drei Dutzend ausgewählt schöne Mädchen kamen in den Saal, der von schwarzen Wachskerzen erhellt wurde. Sie waren nur spärlich bekleidet, und ihre Augen hatten einen besonderen Glanz. Drogen und schwarze Magie machten sie willenlos. Aber irgendwann würde ihnen Luguri das Bewusstsein wiedergeben, um sich an ihrem Entsetzen zu weiden. Die wüste Dämonenfeier begann.