Dragon Ninjas, Band 4: Der Drache der Erde - Michael Petrowitz - E-Book

Dragon Ninjas, Band 4: Der Drache der Erde E-Book

Michael Petrowitz

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Beschreibung

Diese Ninjas sind drachenstark! Die Dragon Ninjas sind fassungslos: Der böse Drache O-Gonsho hat drei der magischen Ninja-Waffen in seine Gewalt gebracht! Lian, Sui und Pepp müssen die vierte Waffe unbedingt vor ihm finden, sonst ist alles verloren. Sofort begeben sich die Freunde in die Wälder von Chipanea – dort bewacht der Drache der Erde die magische Armbrust Yuki, deren Pfeile Erdbeben auslösen können … Ein geheimes Ninja-Internat. Vier magische Waffen. Und ein böser Drache, der sie in seinen Besitz bringen will ... Nur die Ninja-Schüler Lian, Sui und Pepp können seine Pläne durchkreuzen. Denn sie sind Dragon Ninjas! Entdecke alle Abenteuer der "Dragon Ninjas"-Reihe: Band 1: Der Drache der Berge Band 2: Der Drache des Feuers Band 3: Der Drache des Himmels Band 4: Der Drache der Erde Band 5: Der Drache der Schatten Band 6: Der Drache des Wassers

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Seitenzahl: 117

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Die Print-Ausgabe erscheint im Ravensburger Verlag© 2021 Ravensburger VerlagText © Michael PetrowitzVermittelt durch die Literaturagentur Arteaga, BerlinUmschlaggestaltung und Illustrationen: Marek BláhaAlle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbH, Postfach 2460, D-88194 Ravensburg.ISBN 978-3-473-47196-6www.ravensburger.de

EIN NEUER HERRSCHER

Die Tiger Ninjas hatten sich im Höhlensaal von Ei-Nori-Mur versammelt. Sie jubelten und feierten, denn sie hatten bei ihrem letzten Raubzug zwei der magischen Ninja-Waffen aus Chipanea erbeutet: das Schwert Katana-O und das Blasrohr Fukiya. Zwei der vier Bu-shu-kai waren damit in ihrem Besitz! Noch dazu machte das Gerücht die Runde, dass auch die dritte magische Waffe ihren Weg in den schwarzen Berg gefunden hatte: die Shuriken des Sturms.

Der Jubel verstummte, als mit einem Furcht einflößenden Zischen sämtliche Fackeln aufflammten und O-Gonsho in seiner menschlichen Gestalt den Saal betrat. Morog, sein einäugiger Diener, hinkte ihm ehrfürchtig hinterher.

Die Tiger Ninjas tuschelten leise, als ihr Gebieter vor sie trat. O-Gonsho war in seinen schwarzen Umhang gehüllt. Sein Gesicht war wie immer im Schatten der Kapuze verborgen. Auf ein Zeichen verstummten seine Anhänger und O-Gonsho sprach: „Wie ich sehe, seid ihr bereits in Feierstimmung. Und ihr habt allen Grund dazu! Ich kann euch heute verkünden, dass drei der vier magischen Waffen in meinem Besitz sind!“ O-Gonsho griff unter seinen Umhang, zog das magische Schwert darunter hervor und streckte es in die Höhe. „Katana-O!“

Die Tiger Ninjas jubelten.

O-Gonsho griff erneut unter seinen Umhang, zog das magische Blasrohr hervor und streckte es ebenfalls in die Höhe. „Fukiya!“

Die Tiger Ninjas grölten vor Begeisterung. Der Jubel wurde noch lauter, als O-Gonsho ein drittes Mal unter seinen Umhang griff und die Shuriken des Sturms präsentierte.

„Wir sind kurz vor dem Ziel“, peitschte O-Gonshos Stimme durch den Höhlensaal. „Wir müssen jetzt alles dafür tun, um auch die vierte und letzte magische Waffe in unsere Hände zu bekommen. Dann gehört diese Welt uns und ihr werdet alle reich und mächtig sein!“

„Wir werden alles tun, was Ihr verlangt, Meister!“, riefen die Tiger Ninjas.

O-Gonsho erhob die Hand und alle waren augenblicklich still.

„Ich möchte euch heute ein bisher gut gehütetes Geheimnis verraten“, sagte O-Gonsho. „Es geht um einen tapferen, treuen Mitstreiter aus unseren Reihen. Ihr kennt ihn bereits.“

Morog musste lächeln. Er dachte, dass O-Gonsho von ihm sprach. Schließlich war er es gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass die Shuriken des Sturms ihren Weg nach Ei-Nori-Mur gefunden hatten. Nun erwartete er, für seine Taten und seine Treue belohnt zu werden. Vorsichtig schlich Morog an die Seite seines Gebieters.

Doch O-Gonsho stieß ihn beiseite und ließ stattdessen einen gefesselten Ninja in den Saal bringen. Es war Hiro.

O-Gonshos Schergen hatten ihn am Tor von Chipanea in einer verdeckten Aktion entführt.

Sofort herrschte im Saal gespenstische Stille.

Hiro zitterte vor Angst. „Bitte, werft mich nicht in das ewige Verlies!“, flehte er. Diese Strafe hatte O-Gonsho ihm nach der Niederlage mit Katana-O angedroht. „Beruhige dich!“, fauchte O-Gonsho. „Ich hatte niemals vor, dich in das ewige Verlies zu werfen. Schließlich bist du …“

O-Gonsho machte eine Pause und beendete den Satz mit einer für ihn ungewohnt sanften Stimme: „… mein Sohn!“

Ein Raunen ging durch den Höhlensaal.

„Ja, Hiro ist mein Sohn“, sprach O-Gonsho zu seinen Anhängern. „Durch seine Adern fließt mein Blut. Und deshalb wird er von nun an eng an meiner Seite regieren.“

Hiro konnte es kaum glauben. Gerade noch hatte er um sein Leben gefürchtet. Und nun erfuhr er, dass ausgerechnet O-Gonsho sein Vater war!

Morog wurde bleich und zeigte mit dem Finger auf Hiro. „Aber … aber … er hat uns verraten! Er hat sich den Dragon Ninjas angeschlossen. Ich habe es genau gesehen, im Himmelsgebirge!“

„Schweig, du Made!“, fuhr O-Gonsho Morog an. „Niemand schimpft mein eigen Fleisch und Blut einen Verräter!“

„Aber Herr, ich war es, der die Shuriken des Sturms für Euch nach Ei-Nori-Mur geholt hat. Ich …“, versuchte Morog, sich zu rechtfertigen.

Doch O-Gonsho ließ ihn nicht weiter zu Wort kommen. „Schweig endlich! Wir beide wissen, dass weder du noch ich die volle Macht der Bu-shu-kai entfesseln können. Dafür benötigen wir meinen Sohn. Denn er ist ein Drachenblut. Nur er kann für meine Macht garantieren! Ohne ihn sind diese Waffen wertlos für uns!“

Morog schüttelte verständnislos den Kopf. „Aber wie könnt Ihr ihm trauen? Ich habe mit meinem eigenen Auge gesehen, wie er sich mit diesem Lian Flemming verbrüdert hat!“

O-Gonsho wandte sich an Hiro. „Stimmt das, mein Sohn?“

Hiro bekam Angst. Er wollte um keinen Preis zugeben, dass er sich auf die Seite der Dragon Ninjas geschlagen hatte. Er schüttelte den Kopf. „Nein, nein! Ich … ich habe doch nur so getan! Schließlich bin ich ein Ninja. Ein Tiger Ninja! Ich weiß, wie ich unsere Feinde täuschen und austricksen kann.“

„Er lügt!“, schrie Morog verzweifelt.

O-Gonsho fauchte zurück: „Zügle deine Zunge! Du kannst froh sein, dass ich dich für diese unverschämten Anschuldigungen gegen meinen Sohn nicht gleich zurück in die Untenwelt stoße.“ O-Gonshos Augen glühten im Dunkel der Kapuze. Er wandte sich wieder an Hiro. „Mein Sohn! Eines Tages wird all das dir gehören!“ Mit einer ausladenden Geste präsentierte er ihm die Tiger Ninjas, die sich nun ehrfürchtig verneigten. „Und all diese Ninjas werden auf deine Befehle hören! Wir sind nun fast am Ziel unseres Vorhabens. Wir brauchen nur noch Yuki, die letzte der Bu-shu-kai.“

Hiro nickte. Das war seine Chance, die Flucht zu ergreifen! „Mein Vater, großer O-Gonsho, ich werde dafür sorgen, dass auch die letzte magische Waffe nach Ei-Nori-Mur kommt. Soll ich mich sofort auf den Weg machen?“

„Nein, nein, mein Sohn“, säuselte O-Gonsho. „Du wirst Ei-Nori-Mur nicht mehr verlassen! Einige unserer stärksten Männer werden dich von nun an bewachen. Es ist nur zu deinem Schutz!“

„Aber … aber ich muss doch die letzte der magischen Waffen besorgen“, stammelte Hiro.

„Das wird nicht nötig sein“, lachte O-Gonsho. „Du wirst sehen, dieser Lian Flemming ist so eifrig, er wird uns Yuki direkt frei Haus liefern!“

Hiro ließ den Kopf hängen. Er hatte verstanden, dass er in der Falle saß.

DIE SCHWARZE ROSE

Lian stand auf dem Platz der himmlischen Tugenden. Eigentlich sollte jetzt die Morgenversammlung stattfinden, aber weit und breit waren weder andere Schüler noch die Lehrer zu sehen.

„Hallo? Wo seid ihr? Ist denn niemand hier?“, rief Lian und schaute sich um.

Da entdeckte er, dass er doch nicht allein war. Auf dem Podest, von dem aus Sensei Sun jeden Morgen seine Worte an die Schüler von Chipanea richtete, stand eine Gestalt, die in einen schwarzen Umhang gehüllt war. Das Gesicht war unter einer Kapuze verborgen.

„Lian Flemming!“, raunte der Unbekannte mit furchterregender Stimme. „Endlich habe ich dich! Jetzt gehörst du mir!“

Lian bekam eine Gänsehaut. Es gab keinen Zweifel: Das war O-Gonsho in seiner menschlichen Gestalt!

Der Unbekannte zog ein langes, scharfes Schwert unter dem Umhang hervor, stieg Stufe für Stufe von dem Podest herunter und kam bedrohlich auf Lian zu.

Lian drehte sich um und wollte fliehen, aber eine unsichtbare Macht schien ihn festzuhalten. So sehr er auch kämpfte, er kam keinen Schritt vorwärts! Es fühlte sich an, als würden seine Füße am Boden festkleben.

O-Gonsho holte mit dem Schwert aus. Panisch suchte Lian die Innentaschen seiner Wickeljacke nach einer Waffe zur Verteidigung ab – aua! Was war das? Er hatte sich an irgendetwas gestochen. Vorsichtig zog Lian es heraus: eine Rose mit langem schwarzem Stiel, schwarzen Dornen und einer schwarzen Blüte. Noch nie zuvor hatte er eine solche Blume gesehen.

Reflexartig hielt Lian O-Gonsho die Rose entgegen und parierte damit den Angriff wie mit einem Schwert. Von der sonderbaren Blume schien eine geheimnisvolle Macht auszugehen.

O-Gonsho setzte zu einem weiteren Schlag an. Wieder parierte Lian ihn mit der schwarzen Rose.

Doch dieses Mal verhakte sich ein Dorn in O-Gonshos Kapuze. Mit einem gekonnten Schwung riss Lian sie ihm vom Kopf. Zum Vorschein kam ein ihm wohlbekanntes Gesicht. Lian wurde bleich und schrie. Es war das Gesicht des Großmeisters von Chipanea: Sensei Sun!

Lian fuhr aus seinem Traum hoch. Er war schweißgebadet. Verwirrt sah er sich um. Als er erkannte, dass Pepp neben seinem Bett stand und ihn besorgt musterte, beruhigte er sich langsam wieder.

„Mann, was war das denn für ein Traum?“, fragte Pepp. „Du hast ja geschrien, als wollte man dich aufspießen. War fast unmöglich, dich zu wecken. Ich musste dich rütteln wie eine Dattelpalme. Los, komm jetzt! Gleich ist Morgenversammlung!“ Er reichte seinem Freund die Wickeljacke und scherzte: „Eigentlich bin ich ja der Langschläfer. Aber schön, dass du endlich anfängst, dir ein Beispiel an mir zu nehmen.“

Lian musste schmunzeln und zog sich seine Jacke an. Er war erleichtert, dass alles nur ein Traum gewesen war. Als er sich die Jacke zubinden wollte, bemerkte er, dass etwas in der Innentasche steckte. Vorsichtig tastete er danach. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. In Lians Innentasche steckte eine schwarze Rose – dieselbe schwarze Rose wie in seinem Traum.

„Wo bleibst du?“, drängelte Pepp und machte sich auf den Weg. „Komm, schnell! Sonst sind wir wieder zu spät!“

Ohne weiter nachdenken zu können, schloss Lian seine Wickeljacke und rannte Pepp hinterher.

RAT AUF CHIPANEA

Schüler und Lehrer hatten sich bereits auf dem Platz der himmlischen Tugenden versammelt, als Lian und Pepp in letzter Minute dort ankamen. Sensei Sun stand auf dem Podest und schaute mit ernster Miene in die Gesichter der Versammelten. Lian wartete zusammen mit Sui und Pepp in der vordersten Reihe auf die Worte des Großmeisters.

Alle waren mucksmäuschenstill. Lian drehte sich um. Die Gesichter seiner Mitschüler waren von Angst erfüllt. Niemand lächelte. Niemand machte wie sonst ein paar Witze. Nicht einmal Pepp. Nur Mister Nox schlich Lian um die Füße und schnurrte genüsslich. Ihn schien der Ernst der Lage nicht sonderlich zu berühren.

Sensei Sun räusperte sich. „Wie ihr wisst, mussten wir in der Geschichte Chipaneas noch nie einer solchen Bedrohung ins Gesicht schauen. Noch nie stand die Welt, wie wir sie kennen, so nah am Abgrund wie heute.“ Sensei Sun machte eine lange Pause. „Deshalb habe ich beschlossen, dass der Schulbetrieb hier auf Chipanea für einige Zeit ausgesetzt werden muss. Ebenso werden sämtliche Missionen und Unterweisungen bis auf Weiteres abgesagt.“

Ein Raunen ging durch die Schülerschar. Kein Unterricht? Keine Unterweisungen? Keine Missionen?

„Wir werden uns stattdessen auf den Wiederaufbau und die Reparaturen unserer Gebäude und Pavillons konzentrieren. Die einzelnen Arbeitsgruppen werden nach der Morgenversammlung eingeteilt. Mehr bleibt uns erst einmal nicht zu tun.“ Aus der Stimme des Sensei klang Enttäuschung.

„Wieso trainieren wir nicht weiter? Wieso bereiten wir uns nicht auf den Kampf vor? Wieso gehen wir nicht alle nach Ei-Nori-Mur und holen uns die Bu-shu-kai zurück?“, rief Maarten, einer der älteren Schüler.

„Ja, genau! Wir holen uns die magischen Waffen zurück!“, pflichteten andere ihm bei.

Sensei Sun lächelte milde. „Ich kann eure Wut und euren Tatendrang verstehen. Auch ich würde nichts lieber tun, als diese Bedrohung so schnell wie möglich abzuwenden. Aber unsere Welt ist kompliziert. Und manchmal muss man Entscheidungen treffen, die man nicht sofort versteht.“

Plötzlich wurde das große Eingangstor aufgerissen und Kunoichi Synjawa, die Lehrerin für Täuschung und Tarnung, stürmte zusammen mit einer Gruppe älterer Schüler auf den Platz der himmlischen Tugenden. Sie kam offenbar von einer geheimen Mission zurück und eilte auf direktem Weg zu Sensei Sun auf das Podest. Sie flüsterte dem Großmeister etwas ins Ohr. Dieser nickte nur und wandte sich umgehend wieder an die versammelten Schüler.

„Wie mir soeben zu Ohren gekommen ist, sieht es noch schlimmer aus als erwartet. Unsere Spione haben herausgefunden, dass O-Gonsho tatsächlich im Besitz von drei der vier magischen Waffen ist.“

Ein Raunen und Tuscheln ging durch die Menge.

„Ruhe!“, beschwichtigte Sensei Sun. „Wir müssen vor allem Ruhe bewahren. Auch wenn die Situation aussichtslos erscheinen mag, hilft es uns keinesfalls weiter, wenn wir Zorn in uns aufsteigen lassen.“

Lian war wie gelähmt. Er vernahm die Geräusche um sich herum nur noch gedämpft. Nur seinen eigenen Herzschlag hörte er laut und deutlich. Vor einigen Monaten war er hier auf Chipanea angekommen. Auch damals hatte er Angst gehabt: Angst, dass er versagen würde. Dass er nicht schaffen würde, was man von ihm erwartete. Angst, dass die Tiger Ninjas ihn nach Ei-Nori-Mur verschleppen würden.

Auch wenn er es geschafft hatte, drei der magischen Waffen für Sensei Sun und die Dragon Ninjas zu erbeuten – jetzt waren die Bu-shu-kai in den Händen der Tiger Ninjas. Sollte nun tatsächlich alles verloren sein?

Lian schaute zu seinen Freunden Sui und Pepp. Er konnte auch in ihren Gesichtern die Angst erkennen. Trotzdem beruhigte ihn der Anblick seiner Freunde. Auf ihre Hilfe konnte er immer zählen. Sie hatten ihn schon aus so mancher ausweglosen Situation gerettet und würden ihn nie im Stich lassen, da war er sich sicher.

Ganz anders sah es mit Hiro aus. Was war mit ihm geschehen? Wieso war er auf einmal wie vom Erdboden verschwunden? Nach der Begegnung im Himmelsgebirge hatte Lian geglaubt, dass Hiro sich wirklich ändern wolle. Doch offenbar hatte er sich wieder einmal in dem älteren Schüler getäuscht. Und dann dieser Traum! Wie war die schwarze Rose bloß in seine Tasche gekommen? Und was hatte sie zu bedeuten? Lian fasste in die Innentasche seiner Wickeljacke. Aber die Blume war nicht mehr da. Alles, was er aus der Tasche herausholen konnte, war eine Handvoll schwarzer Asche.

„Lian!“, riss Sensei Sun ihn in diesem Moment aus seinen Gedanken. Die Versammlung war gerade beendet worden. „Ich erwarte dich gleich nach dem Frühstück im Pavillon der zehntausend Blumen – oder dem, was davon noch übrig ist.“

Lian ließ die Asche auf den Boden rieseln und schlenderte zusammen mit den anderen Schülern zum Frühstück.

DER LETZTE AUFTRAG

Als nach dem Frühstück alle anderen Schüler in Arbeitsgruppen eingeteilt wurden, eilte Lian zum Pavillon der zehntausend Blumen. Das Gebäude war nicht mehr wiederzuerkennen. Das Dach war fast vollständig eingestürzt, alle Fensterscheiben zerbrochen und die Einrichtung über den ganzen Boden verteilt.

Sensei Sun war gerade dabei, einige Gefäße, die den Überfall heil überstanden hatten, in eine Holzkiste zu verpacken, als Lian am Pavillon ankam. Lian eilte sofort zu seinem Meister und half ihm, die schwere Kiste auf einen Karren zu laden.

„Danke“, sagte Sensei Sun.

Lian wollte sogleich eine weitere Kiste packen, aber der Sensei hielt ihn zurück.