Drei Freundinnen im Liebeschaos - Monika H. Sommerland - E-Book

Drei Freundinnen im Liebeschaos E-Book

Monika H. Sommerland

5,0

Beschreibung

Sandra, Laetitia und Martha sind beste Freundinnen und arbeiten in der internationalen Werbeagentur Wincox & Atherton. Sie genießen ihre Unabhängigkeit, Partys und das Großstadtleben. Wären da nicht der Millionenauftrag, der alles gehörig durcheinanderbringt, und der unsympathische, aber verdammt gut aussehende Sohn des neuen Großkunden! Da ist auch noch der nette Kerl von der geplatzten Party und natürlich der Chef der Agentur. Der Roman von Monika H. Sommerland besticht durch witzige und spritzige Dialoge und eine Handlung, ganz im Stil einer guten alten Hollywood Screwball-Komödie.

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Monika H. Sommerland

Drei Freundinnen im Liebeschaos

Roman

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Die Personen und die Handlung sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

Der Verlag behält sich die Verwertung des urheberrechtlich geschützten Inhalts dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor.

Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Copyright © 2024 by Monika H. Sommerland

Copyright © 2024 by:

Everweard Media & Publishing

Frédéric R. Bürthel

Friedrich-Naumann-Allee 29, 19288 Ludwigslust

www.everweard-publishing.com

Everweard Publishing ist ein Imprint

von

Everweard Media & Publishing

Covergestaltung: FRB

Coverabbildungen: iStock (d1sk & Hibrida13)

ISBN 978-3-911352-01-7 (E-Book)

Der Pianist spielte 'As Time Goes By', 'Night and Day' und lauter so alten Kram - schön gefühlvoll wie die musikalische Begleitung zu einer alten Stummfilmromanze. Das Lokal war auch entsprechend abgedunkelt. Auf jedem Tisch standen Kerzen und Kristallkaraffen mit Wasser. Die Kellner in schwarzem Frack und glänzend pomadisiertem Haar standen aufgereiht vor einem langen Büfett, als wollten sie jeden Augenblick anfangen, Operette zu singen.

Laetitia wurde nervös. Ihre Neugierde hatte sie wieder einmal dazu getrieben, viel zu früh zu einem Treffen zu kommen. Welche tolle Neuigkeit hatte Martha dazu veranlasst, sie und Sandra zu einem exklusiven Abendessen einzuladen? Konnte man das nicht zu Hause erledigen, bequem im Sessel, die Beine hochgelegt ohne diese Schuhe, die wieder vorne und hinten drückten? Schließlich wohnten sie alle zusammen und sahen sich jeden Tag.

Eine Zigarette! Ich brauche jetzt eine Zigarette. Sie wühlte in ihrer Tasche. Ganz unten war noch eine angebrochene Schachtel.

Sie wollte sich gerade eine Zigarette in den Mund stecken, da kam auch schon ein Kellner auf sie losgestürzt.

"Verzeihen Sie, gnädige Frau! In unserem Restaurant besteht Rauchverbot. Bitte nehmen Sie darauf Rücksicht. Außerdem ist Nikotin..."

"Noch ein Wort..."

"Ah, da bist du ja!" Sandra ließ sich auf den Stuhl neben ihr fallen. Ihr Kostüm war zu eng, es drückte um die Hüfte. "Ich glaube, ich habe schon wieder zugenommen. Was Martha auch vorhat, ich werde auf keinen Fall etwas essen! Du siehst natürlich wieder scharf aus. Bei deiner Figur brauchst du dir auch keine Gedanken ums Essen zu machen. Ich..."

"Liebe Sandra, sei still! Ich will diesen Kellner mit der Gabel erstechen und dem Pianisten jeden Finger einzeln brechen. Und dann will ich mir eine Zigarette anzünden, damit Feuer an den Gardinen legen, damit es hier endlich etwas hell wird. Dann möchte ich dieses Messer schleifen, um es Martha in die Gedärme zu stoßen, weil sie mir dies alles zugemutet hat!"

Sandra seufzte.

"Du hast ganz recht! Ich kann auf gar keinen Fall ein großes Menü verzehren. Aber vielleicht gibt es hier einen guten Salat. Saison Salat nennen die das, glaube ich. Und Mineralwasser! Das ist aber das Äußerste, was ich heute Abend zu mir nehmen kann. Wenn man essen geht, dann gerät alles außer Kontrolle. Zu Hause weiß ich genau, wie viele Kalorien und Brennwerte und so weiter alles hat. Aber in einem fremden Restaurant, na weißt du!"

"Liebe Sandra, ich bin in einer MORDSstimmung! Deshalb sag ich dir's ins Gesicht. Du spinnst! An deiner Figur ist überhaupt nichts auszusetzen. Du hast kein Pfund zu viel, eher zu wenig. Wenn du Kleider in deiner Größe anziehen würdest, dann könnte es sogar dir dämmern, dass mit deiner Figur alles in bester Ordnung ist."

Ein Kellner trat an den Tisch.

"Kann ich der jungen Dame die Karte bringen oder möchten Sie vorweg etwas trinken?"

Laetitia spielte mit der Gabel. Lichtreflexe wurden von der Kerze auf ihr rotes Haar geworfen. Es sah aus, als würde es jeden Augenblick anfangen zu brennen.

Sandra legte ihre Hand auf Laetitias Arm und sagte zu dem Kellner:

"Bringen Sie mir bitte ein Tafelwasser ohne Kohlensäure. Mit der Karte warten wir noch, bis unsere Gastgeberin eingetroffen ist. Danke!"

Sandra war eine richtige Schönheit, hellbraunes Haar, braune Augen, ein Profil wie eine griechische Göttin und eine Aura von Unerschütterlichkeit, die sie überall zum Mittelpunkt machte, um den sich alles abspielte.

Laetitia dagegen war eine ständige Bedrohung jeder Konvention. Rote Haare und weiße Haut, übersät mit Sommersprossen, ließen sie aussehen, als habe sie ständig Sonnenbrand. Sie konnte nicht längere Zeit ruhig dasitzen, immer musste sie etwas tun, wie jetzt - mit der Gabel auf den Tisch zu klopfen.

"Ist es nicht schön, dass wir einmal aus unserem Trott herauskommen?", sagte Sandra in beruhigendem Tonfall. "Wie lange waren wir schon nicht mehr zusammen ausgegangen!"

"Sandra, ich halt's nicht mehr aus!"

Der Pianist hieb auf die Tasten, die Tonleiter hinauf und hinunter, immer lauter und lauter, dann brach er abrupt ab.

In der plötzlichen Stille trat Martha an den Tisch. Sie strahlte.

"Hallo, Girls! Wir haben es geschafft!"

Martha trug ihr dunkelblaues Chanel Kostüm und diese teuren Schuhe mit den hohen Absätzen, die sie sich ja gar nicht leisten konnte.

"Herr Ober, bringen Sie uns doch gleich die Karte!" Sie setzte sich. "Ein Festessen, meine Lieben, das wir uns verdient haben!"

"Aber Martha, du weißt doch, mein Gewicht..."

"Papperlapapp, Sandra, Ausnahmesituationen erfordern außerordentliche Maßnahmen. Da gibt es kein Kneifen!"

Laetitia war nun wirklich am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Ihre Augenbrauen zuckten. Ohne jede Betonung sagte sie:

"Martha, was zum Teufel ist los?"

"Wir wollen jetzt erst einmal in aller Ruhe dinieren und das alles so richtig genießen..."

"Martha, wenn du die nächsten Sekunden noch erleben willst, sagst du sofort, was los ist!"

Jetzt erst fiel Martha auf, unter welcher Anspannung Laetitia stand. Und auch Sandra sah nicht besonders festlich gestimmt aus.

Ein Kellner brachte Sandra das bestellte Wasser und gab jeder eine Speise- und Getränkekarte.

"Na gut, dann will ich gleich berichten. Zuerst muss ich aber etwas trinken. Ah ja!" Mit einem Zug leerte sie Sandras Mineralwasser. "Jetzt geht's!"

Triumphierend schaute sie ihre beiden Freundinnen an.

"Wir sind jetzt ein Team!"

"Das waren wir doch schon immer", sagte Sandra. "Was ist daran neu?"

"Wir sind jetzt das Super-Spitzen-Team bei Wincox & Atherton! Wir drei machen den Echternach Auftrag!"

"Seit wann weißt du das?", fragte Laetitia.

"Seit heute Nachmittag. Ich habe euch sofort angerufen, damit wir gebührend feiern können. Nun, was sagt ihr dazu?"

Laetitia zündete sich eine Zigarette an.

Sandra öffnete einen Seitenknopf am Rock ihres Kostüms und sagte lässig: "Ja, wir haben es geschafft! Andererseits sind wir ja auch die Besten und es ist nicht mehr als gerecht. Martha, my dear, dann wollen wir ein richtiges Festmenu bestellen."

* * *

Am nächsten Morgen saß Martha in einem kleinen Café am alten Marktplatz und wartete. Die Sonne überlegte noch, ob sie sich wirklich die Mühe machen sollte, diese traurige Ansammlung dilettantisch zusammengezimmerter Verkaufsstände und die mürrischen Gesichter der Händler eines bedeutungslosen Flohmarkts in helles Tageslicht zu rücken. Außerdem nieselte es.

Der Kaffee war bitter und trotz drei Löffel Zucker nicht zu genießen. Heiß war er auch nicht, aber teuer.

Ein junger Mann kam herein. Er trug einen langen, schwarzen Ledermantel und einen breitrandigen Filzhut, Cowboystiefel, ohne Sporen – die musste er sich wohl erst noch verdienen – und einen langen, knallroten Wollschal, den er sich umgelegt hatte wie eine Schärpe. Sein Blick aus hellblauen Augen fiel auf Martha, die der einzige Gast in dem Lokal war. Sie zuckte unwillkürlich zusammen. Es war, als wolle jemand Besitz von ihrer Seele ergreifen. Ärgerlich schüttete sie noch einen Beutel Zucker in den inzwischen eiskalten Kaffee.

Der junge Mann nahm am anderen Ende des Raumes Platz, nachdem er sich überzeugt hatte, dass die Oberfläche des Stuhles der Kehrseite seines Körpers würdig war.

„Gibt es hier eine Bedienung?“, rief er.

Geschirrklappern im Nebenraum, dann kam die Bedienung hinter einer Klapptür hervor. Sie trocknete sich noch die Hände an ihrer Schürze ab, blickte auf den neuen Gast, hielt kurz inne, dann trat sie entschlossen an seinen Tisch.

"Frühstück?", fragte sie mit belegter Stimme. Sie war noch sehr jung, ein Lehrmädchen vielleicht oder Tochter der Besitzer. Die Haare waren kurzgeschnitten. In ihrem rundlich rosigen Gesicht gingen die kleinen Augen ängstlich hin und her.

Der junge Mann sah sie an wie der böse Wolf das Rotkäppchen, so, als wolle er sie gleich auffressen. Aber zuerst wollte er seine Vorspeise. Er bestellte Toast, Butter und Ei, halbweich, und - das geschah im recht - ein Kännchen Kaffee.

Das musste natürlich alles zubereitet werden.

"Wo bleibt mein Frühstück? Was ist das nur für ein Saftladen!", rief er schon nach wenigen Minuten.

Es kam keine Antwort. Dafür wurde das Radio eingeschaltet. Fröhliche Volksmusik lustiger Musikanten ertönte.

"Kann man nicht einmal am frühen Morgen seine Ruhe haben! Schalten Sie sofort dieses primitive Gedudel ab! Und wo bleibt mein Kaffee?"

Die Musik verstummte. Die Klapptür wurde aufgestoßen. Das Frühstück kam auf einem Plastiktablett in leicht zitternden Händen. Mit einem "Guten Appetit!" landete es mit etwas zu viel Schwung auf dem Tisch. Der Eierbecher kippte um, das Kaffeekännchen legte sich nach einiger Überlegung ebenfalls zur Seite. Braune Brühe ergoss sich über Toast und Ei.

Der junge Mann sagte kein Wort. Sein Blick hätte eine Legion römischer Söldner zur Umkehr gezwungen. Die junge Dame, die gerade die Funktion einer Kellnerin ausübte, nahm das überflutete Tablett und trug es vorsichtig zur Küche. Dabei versuchte sie, ein Grinsen zu unterdrücken. Dieser Anblick versöhnte Martha ein wenig. Vielleicht wird es doch noch ein unterhaltsamer Tag, dachte sie.

Der junge Mann war wohl total ausgehungert. Er schlug mit der Hand auf den Tisch.

"Wo bleibt mein Frühstück?"

Jetzt fiel ihm ein, dass da noch ein Gast im Lokal war. Zum Gruß klopfte er mit den Fingerspitzen an den Rand seines Hutes. Bin ich nicht ein gutaussehender, fescher Kerl, sollte diese Geste wohl bedeuten. Martha hatte wirklich genug. Das war der Augenblick, in dem sie am liebsten aufgesprungen wäre, um nach Hause zu gehen und unter die Bettdecke zu schlüpfen. Es war gestern doch etwas spät geworden. Aber sie hatte Marianne ein Versprechen gegeben. Es half nichts, sie musste warten.

Die Klapptür klapperte. Ein Frühstück schwebte herein und wurde behutsam abgestellt. Diesmal gab es keine Katastrophe, aber auch kein "Guten Appetit!".

Nachdem er das Besteck gründlich untersucht hatte, bestrich der junge Mann eine Toastscheibe mit Butter. Entweder war er sehr geübt oder der Toast nicht knusprig genug, auf jeden Fall zerbröckelte das Brot nicht. Mit Messer und Gabel zerlegte er die Scheibe in neun kleine Quadrate. Dann spießte er ein Quadrat auf und führte es zum Mund. Das macht der alles nur, um vor mir anzugeben, dachte Martha angewidert. Das Brotstückchen war kaum im Mund angekommen, da wurde es schon wieder herausgenommen.

"Bedienung! Das ist doch wirklich die Höhe! Die Butter ist ranzig!"

Der junge Mann nahm nun einen kräftigen Schluck Kaffee. Jetzt konnte Martha wahres Entsetzen auf seinem Gesicht sehen. Es war ein wunderschöner Anblick.

"Bedienung! Gift! Wollen Sie mich vergiften?"

Vorwurfsvoll starrte er Martha an, als sei sie Teil einer Verschwörung gegen die körperliche Unversehrtheit von Herrn Wohlgeboren.

Aus der Küche kam kein Laut. Die Klapptür klapperte nicht.

"Mir reicht’s!"

Der junge Mann stand auf und verließ das Lokal. Die Tür ließ er sperrangelweit offenstehen. Draußen hämmerten seine Stiefel auf dem Kopfsteinpflaster. Den roten Schal hatte er jetzt um den Hals geschwungen. Welch ein aufgeblasener Gockel, dachte Martha, ein Gockel mit rotem, geschwollenem Kamm!

* * *

Dann kam endlich Marianne. Mit einem lauten Seufzer ließ sie sich auf den Stuhl neben Martha fallen.

"Das wird ein einziger Reinfall! Ich spüre das. Schön, dass du gekommen bist, Martha, aber das wird nichts. Wie konnte ich mich auch nur auf so etwas einlassen!"

Rosaroter Regenmantel, roter Regenhut, rote Gummistiefel, Marianne war für die Sintflut gerüstet.

"Gehen wir!", sagte Martha und stand auf. Etwas zu unternehmen, war die einzige Möglichkeit, nicht dem Trübsal zu verfallen.

Marianne zog sie wieder zurück auf den Stuhl.

"Ich habe noch keinen Kaffee gehabt. Ohne Kaffee bin ich zu nichts zu gebrauchen!"

"Diesen Kaffee willst du bestimmt nicht."

Aber Marianne hatte schon die Bedienung herbeigewunken, die zaghaft den Kopf die Tür herausgestreckt hatte.

"Bringen Sie mir bitte ein Kännchen Kaffee, schwarz und ohne Zucker. Danke!"

Wenn ich es recht bedenke, dachte Martha, so gut kann ich Marianne auch wieder nicht leiden. Schließlich habe ich es ihr zu verdanken, dass ich jetzt hier sitze, statt in meinem warmen Bett zu liegen.

"Wo hast du deine Sachen?"

"Es ist noch alles im Kofferraum meines Bienchens." Bienchen war Mariannes Auto und gelb gestrichen mit weißen Streifen. "Ich habe die ganze Nacht nicht schlafen können. Das muss ich mir doch gar nicht antun, Martha! Ich lasse alles im Auto. Wir trinken gemütlich einen Kaffee. Dann gehen wir wieder nach Hause. So machen wir's! Jetzt bin ich wirklich erleichtert."

Der Kaffee kam. Marianne schenkte sich eine Tasse ein. Sie schaute hinaus auf den Marktplatz. Bewegungen waren zu sehen, schemenhaft wie ein Schattenspiel hinter einem grauen Schleier. Der Kaffee war heiß. Sie merkte nicht, wie ihr Magen sich zusammenzog, so sehr war sie in Gedanken versunken. Ich bin die Chefsekretärin von Wincox & Atherton. Ich habe hier überhaupt nichts verloren. Das ist nicht meine Welt.

"Ich bewundere dich," sagte Martha, "wie du dieses ekelhafte Zeug vertragen kannst!"

In diesem Augenblick kam die Botschaft ihres Magens in Mariannes Gehirn an. Sie wurde blass.

"Entschuldige mich einen Augenblick!", murmelte sie. Dann eilte sie zur Toilette.

Martha stand auf und ging zur Küche. Sie öffnete die Klapptür. Die junge Bedienung saß an einem kleinen Tisch, eine Zigarette im Mund und las die Horoskopseite der Tageszeitung.

"Ich möchte Sie nicht stören ..." Die junge Dame zuckte zusammen. "Ich bin halt etwas neugierig. Sagen Sie mir, wie bringen Sie es fertig, einen solchen Kaffee zu produzieren?"

"Er schmeckt nicht!" Die Bedienung drückte ihre Zigarette aus. "Ich weiß! Aber was soll ich machen? Ich verabscheue Kaffee. Ich trinke nur Tee. Da kenne ich mich aus. Ist es wirklich so schlimm?"

Martha setzte sich auf einen Stuhl. Die junge Dame war keine Schönheit, hatte aber eine gewinnende Ausstrahlung. Sie war der mütterliche Typ, den manche Männer so sehr mochten, und höchstens achtzehn.

"Wie heißen Sie? Ich bin Martha!"

"Ich heiße Giovanna! Meine Eltern hatten dieses Lokal vor zwei Jahren übernommen. Ich gehe aufs Gymnasium. Das ist der ganze Stolz meiner Eltern. Deshalb heißt es immer nur Lernen und Lernen. Ich soll es einmal besser haben. Im Lokal wollten sie mich nie sehen. Aber nun ist eine Schwester meiner Mutter gestorben. Da müssen sie zur Beerdigung nach Bergamo. Das Café wollten sie nicht schließen, soviel verdienen sie ja auch nicht. Da bin ich in die Bresche gesprungen. Das ist mir auf jeden Fall lieber, als auf eine Beerdigung zu gehen."

Marianne erschien in der Tür.

"Ah, da bist du!"

"Marianne, komm her! Darf ich dir Giovanna vorstellen? Giovanna, das ist Marianne."

Marianne nickte.

"Marianne," sagte Martha, "wie wär's, wenn du dieser jungen Dame zeigst, wie man einen richtigen Kaffee macht? Im Kaffeekochen bin ich eine Dilettantin im Vergleich zu dir."

"Nach diesem Schock bleibt mir gar nichts anderes übrig. Das wäre ja unterlassene Hilfeleistung und strafbar, wenn ich das nicht täte! Also, junge Verbrecherin, wo sind die Tatwaffen?"

Giovanna starrte die beiden verblüfft an, dann strahlte sie.

"Kommen Sie, Marianne! Ich zeige Ihnen alles."

Marianne begutachtete die Gastronomie Kaffeemaschine und die Kaffeesorten.

"Sie haben hier alle Voraussetzungen für einen exzellenten Gaumengenuss, junge Dame. Ich frage mich, wie kann das schiefgehen? Führen Sie mir einmal vor, wie Sie Kaffee machen."

Giovanna nahm eine Packung gemahlenen Kaffee und schüttete ihn in den Filterbehälter der Kaffeemaschine. Dann goss sie Wasser darüber und schaltete die Maschine an.

"Stop! Sofort ausschalten!" Marianne war entsetzt.

Giovanna erschrak. Man sah ihr an, dass sie nur mühsam die Tränen zurückhielt.

"Kindchen, Kindchen! Das kann man doch alles lernen. Also, das ist der Filter, da kommt pro Tasse ein Messlöffel gemahlenen Kaffee hinein. Das hier ist der Messlöffel. Hier ist die Kanne, da füllen Sie Wasser hinein. An diesen Markierungen können Sie ablesen, wieviel Wasser Sie für wie viele Tassen brauchen. Alles klar? Dann machen Sie einmal drei Tassen Kaffee!"