Dreizehn Welten - Emilie Vollmond - E-Book

Dreizehn Welten E-Book

Emilie Vollmond

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Beschreibung

Dieses Buch könnte eine Reise durch die Gedanken einer Person sein oder eine Reise durch dreizehn verschiedene Welten. Die kurzen Geschichten sind wie Tunnel in andere Sphären, in denen es andere Gesetze und Gedanken gibt. Für poetisches Tagträumen oder lachendes Wegdriften. Dieses Buch wird Menschen gefallen, die sich in einem Museum erst das Bild angucken und dann die Beschreibung dazu (oder gar nicht erst die Beschreibung). Hören Sie gerne Vogelzwitschern? Verstehen Sie jemals ein Wort? Na also, hören Sie auf diese Beschreibung zu lesen, lassen Sie sich einfach darauf ein. Wer sich für die poetischen Gedanken eines Haares interessiert, das im Begriff ist auszufallen, sollte dieses Buch kaufen.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Emilie Vollmond

Dreizehn Welten

Inhaltsverzeichnis

Impressum

13 Welten entdecken

1. DIE SPIEGELWELT

Wer denkt, dass es einfach sei, ein Spinnrad zu benutzen, hatte sicherlich noch nie die Bürste von Smarlie verwendet. Smarlie nutze sie jeden Tag um sich ihre Schuppen auszukämmen und dann fein säuberlich in ihr Bett zu hüpfen. Doch heute war ein Tag, der so seit mindestens 43 Wochen nicht vorgefallen war. Als Smarlie wie gewohnt durch ihr müdes, graugrünesBadezimmer tanzte und mit geschlossenen Augen nach der Bürste griff, staunte sie nicht schlecht: statt ihrer Bürste hielt Smarlie nun einen kleinen goldenen Spiegel in der Hand. Ein verschnörkelter Spiegel mit Handgriff, der wie ein feiner, dünner Ast aussah, der zu einer Festlichkeit eingeladen wurde. Smarlie schämte sich kurz, dass ihre langen Krallen diesen schönen Spiegel so unsanft seinem Platz entrissen hatten. „Oh.“ flüsterte sie nur, doch der Spiegel wusste, dass es eine Entschuldigung war, die ganz tief aus ihrem Herzen kam. Er leuchtete kurz blau auf, um es ihr zu verstehen zu geben, doch er wusste auch, dass fast niemand Spiegel sprach. Es war eher ein Art höfliche Floskel von Spiegeln. Spiegel konnten sich nämlich nicht einmal untereinander verständigen, das sie sich immer nur selbst spiegelten und dann ihre eigenen Worte sahen. Es war zum verrückt werden. Zum Glück sind Spiegel eher Einzelgänger. Wer zwei Spiegel in einem Raum hat, sollte am besten sehr schnell einen der beiden entfernen. Es wird direkt weniger rauschen in diesem Zimmer. Smarlie wusste, wie kompliziert Spiegel sind, deswegen hatte sie nie einen besessen. Doch da ihr Badezimmer aktuell immer so müde war, wunderte sie es nicht sonderlich, dass hier fremde Gegenstände auftauchten und dann einfach wieder verschwanden. Sie nahm es nicht so genau und wollte auch nicht so streng mit ihrem Badezimmer sein. Auch sie pflegten einen sehr freundlichen Umgang miteinander, indem sie kaum sprachen - es war immer mehr ein Gefühl oder höchstens ein Jucken unter ihrer Kralle am Zeigefinger. Ansonsten lies man sich jeweils seiner Wege gehen. Anders sah es da mit Smarlie´s Küche aus - seit sich ihr Kühlschrank nämlich so

erschreckt hatte, wurden alle ihre feinen Gurken ganz gummiartig. Wie glibberige, tiefgefroren grüne Schlangen lagen sie in Smarlie´s Kühlschrank - die besten und giftigsten Tage längst hinter sich gelassen. Doch das ist eine andere Geschichte, für die es jetzt schon zu nah am nächsten Tag ist. Smarlie stand also mit diesem kleinen, goldenen Spiegel in der Hand in ihrem Badezimmer, das sie keinesfalls aufwecken wollte. Sie drehte den Spiegel in ihrer Hand und betrachtete ihn von allen Seiten, bis ihm ganz schwindelig wurde, was der Spiegel sofort mit lilagrünen Warnsignalen zu verstehen gab. Doch auch Smarlie verstand leider nur ein winziges bisschen Spiegel und dafür reichte es noch nicht aus. Den Finger mit der längsten, pastellblauen Kralle ließ Smarlie langsam am Griff des Spiegels entlang fahren. Wie ein kleines Boot, das in einem unruhigen Meer schwimmt, floss ihr Finger entlang des Spiegels, so viele Verzierungen hatte der Griff des Spiegels. Man sollte ihn einfach nicht zu lange in der Hand halten, es war eigentlich eine Art Sicherheitsvorkehrung, die der Spiegelmacher damals in großer Mühe hineingearbeitet hatte. Seine Frau hatte sich nämlich einst in einem seiner Spiegel verloren. Seitdem baute der Spiegelmacher nur noch Spiegel, die entweder sehr schwer waren oder sehr verziert, sodass man sie nicht lange halten mochte. Doch Smarlie´s pastellblaue Kralle wusste das alles nicht und fuhr weiter über die feinen Rillen, die wie Rosen oder wie Efeu an dem Griff entlang wuchsen. Glänzend und matt zugleich und der Griff des goldenen Spiegels ist warm und gleichzeitig kalt, dachte Smarlie. Ihre Schuppen wollten auch den Griff anfassen und alle Finger gleichzeitig wollten einmal um den runden Spiegel greifen, einmal den goldenen Bogen am Rand außen entlang tanzen, wie auf einer endlosen Rutsche, wie ein kleines Boot auf einem viel zu wilden Ozean. Smarlie´s Kralle, die pastellblaue, war so fasziniert, dass sie das Jucken nicht einmal mehr bemerkte…

2. DIE GÖTTERWELT

Herr Siebert zählte sein letztes Kleingeld, das er in seiner rechten Faust gesammelt hielt. Es war vielleicht so etwas wie ein besonderes Talent von ihm, dass er auf den Cent genau bestimmen konnte, welche und wie viele Münzen er in der Hand hielt. 93 Cent lagen zwischen den tiefen Falten und Rillen seiner Hand, die in diesem Moment vielleicht ein bisschen zu feste zu einer Faust geballt war. Herr Siebert erinnerte an einen sehr weisen, alten Ritter. Er trug einen löchrigen, silbriggrauen Anzug und darüber einen meeresblaugrauen Pullunder. Er stand immer sehr gerade, wie eine festliche Kerze, die eine Flamme, auf die sie ungewöhnlich stolz ist, trägt. In diesem Moment stand er genau so da, von leichtem Nieselregen umhüllt, inmitten der kleinen, grauen Stadt, zu den Füßen das zarte Regenmeer der vorbeifahrenden Autos. Da es in diesem Moment recht windstill war, prasselte der feine Regen gerade auf seine langen, weißen Haare herunter und ließen sie in dicken Strähnen herunterhängen. Ein uralter Ritter aus dem Meer. Der humorvolle, milde Berater von Poseidon oder ein Riesenkraken-Dompteur. Jeder kannte Herrn Siebert hier, zumindest vom sehen. An der Ecke zwischen der Bushaltestelle „Zum Gans“ und der kleinen Postfiliale konnte man ihn jeden zweiten Tag vormittags und am späten Nachmittag stehen sehen. Manchmal saß er im Schneidersitz auf dem Gehweg und manchmal sah er aus, als würde er in Zeitlupe Seifenblasen blasen. Jeder hielt ihn für ein bisschen verrückt, doch da er schon weit über 70 Jahre alt war, störte sich niemand daran. Die Turmglocke in der Ferne schlug 16 Uhr. Die Faust, in der die 93 Cent lagen, lockerte sich und Herr Siebert ließ die Münzen in ihr tanzen, sodass eine leise Melodie entstand. An dem Mülleimer der Bushaltestelle flogen orangenbraune Blätter in die Luft, fast bis zum Dach des Bushaltestellenhäuschens. Herr Siebert lächelte ganz milde, als er die fliegenden Blätter bemerkte. Er drehte sich einmal um sich selbst und warf eine der Münzen hoch in die Luft, bevor er sie mit der anderen Hand wieder auffing. Die ältere Dame, die an Herrn Siebert vorbei ging, musste ihren Hut festhalten, damit er ihr von dem plötzlichen Windstoß nicht vom Kopf flog und das Fell ihres Langhaardackels kam ein wellenartiges Muster, das hin und her rauschte.

---ENDE DER LESEPROBE---