Drunger u drüber - Walter Däpp - E-Book

Drunger u drüber E-Book

Walter Däpp

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Beschreibung

Fragt man ihn nach seiner Berufsbezeichnung, antwortet Walter Däpp, er sei Journalist. Die Antwort ist unvollständig. Wohl hat er viele Jahrzehnte lang erfolgreich als Journalist gearbeitet. Aber eigentlich ist Walter Däpp ein Poet.Zu diesem Schluss kann schon kommen, wer Däpps Reportagen liest, wer sein Flair für eine genaue, fliessende Sprache erkennt, wer spürt, wie Däpp das vermeintlich Alltägliche durch sein Schreiben verwandelt. Doch bei der Lektüre seiner hier vorliegenden Morgengeschichten drängt sich eine solche Erkenntnis geradezu auf: Jede dieser Geschichten ist zunächst und vor allem Poesie. Meist packt er mich bereits mit dem Anfangssatz: 'Z Oschtermundige gits e Steibruch', kann so ein Satz lauten oder: 'Itz heig ers guet, het er gseit, dä alt Maa.' Bei solchen Eingangssätzen brauche ich als Leser keine Vorrede, da bin ich von allem Anfang an mittendrin in einer Geschichte. Danach muss ich freilich neugierig und aufmerksam bleiben, denn meist führt mich die Geschichte, die so vertraut angefangenhat, in ein unbekanntes Feld. Das macht für mich die Stärke des Geschichtenerzählers Walter Däpp aus: dass er seinem Stoff vertraut, ganz gleich wie unbedeutend er auf den ersten, flüchtigen Blick erscheinen mag. Er kann dem Alltäglichen vertrauen, weil er etwas zu erzählen hat.Es gibt Bücher, die hätte man gerne selber geschrieben. Diese Sammlung von wunderbaren Geschichten gehört zweifellos dazu. Das schreibe ich ohne Neid, sondern voller Respekt für einen Poeten, der sich selber Journalist nennt, was in seinem Fall das Gleiche ist.Pedro Lenz

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Walter Däpp

Drunger u drüber

2. Auflage 2015

Alle Rechte vorbehalten

Copyright Zytglogge Verlag, 2010

Lektorat: Hugo Ramseyer

Korrektorat: Monika Künzi, Jakob Salzmann

Umschlagfoto: Walter Däpp

Gestaltung/Satz: Zytglogge Verlag

ISBN 978-3-7296-0817-7

eISBN (ePUB) 978-3-7296-2196-1

eISBN (mobi) 978-3-7296-2197-8

E-Book: Schwabe AG, www.schwabe.ch

Zytglogge Verlag, Steinentorstrasse 11, CH-4010 Basel

[email protected], www.zytglogge.ch

Inhalt

Vorwort von Pedro Lenz: Von der Poesie der Einfachheit

Drunger u drüber

Schritt für Schritt

Flüge

Hunderternötli

Gheimnisvoll

Schoggijob

Rychtum

Obenabe

Chnächt

Eddy

Glückssträhne

Meh u weniger

Weniger isch mängisch meh

Trendsetter

Aafang

Award

Insekte

Wydehopf

Sand

Flöige

Fridenstube

Singe

Klipp u klar

Mues i das wüsse?

Chasch mi gärn ha

Feriesprachbilder

Panorama

Schwalbe

Päch

Z spät

Läbesqualität

Mir stinkts

Gseh u ghöre

Schlächt u rächt

Das chunnt dervo

Nachhaltigkeit

Hüttegi Jugend

Alls im Griff

Rasemääier

Füür

Lifestyle

Vertroue

Rede

Stress

Hert u weich

Drüminuten-Ei

Schlachttransport

Läbesleischtig

Chueproduktion

Prachtsmuni

Alpebock

Sandstei

Rose

Nid nötig

Wiehnachtsstärn

Offe u ehrlech

Zum Lache

Lachmuskle

Grüesse

Liebesbrief

Sammle

Facebook

Spaziergang

Harmonie

Überfluss

Usflug

Fix u fertig

Im Bild sy

Hello

Defragmäntiere

Universalärde

Grüene Duume

Wandervögu

Cool

Alltagsproblem

Rue

Zwängerei

Immer u ewig

Fridensstei

Elter wärde

Diakonissegreber

Bärgfridhof

Glasbrunne

Nüt

Beweglech

Hundertachti

Urne

Fabio

Hie u dert

Wältall

Insle

Cho u gah

Heimat

Strassemusig

Läse

Fernweh

Souvenirs

Hamburger

Züpfe

Churz u bündig

Wie geits?

Gartekunscht

Outäntisch

Morgetou

Wasser

Muus

Entsorgt

Bim Zahnarzt

Es chönnt ja sy

Wenn

Von der Poesie der Einfachheit

Fragt man ihn nach seiner Berufsbezeichnung, antwortet Walter Däpp, er sei Journalist. Die Antwort ist unvollständig. Wohl hat er viele Jahrzehnte lang erfolgreich als Journalist gearbeitet. Aber eigentlich ist Walter Däpp ein Poet. Zu diesem Schluss kann schon kommen, wer Däpps Reportagen liest, wer sein Flair für eine genaue, fliessende Sprache erkennt, wer spürt, wie Däpp das vermeintlich Alltägliche durch sein Schreiben verwandelt. Doch bei der Lektüre seiner hier vorliegenden Morgengeschichten drängt sich eine solche Erkenntnis geradezu auf: Jede dieser Geschichten ist zunächst und vor allem Poesie.

Warum behaupte ich das? Weil für mich als Leser Poesie mit der Verwandlung des Alltags zu tun hat. Das hat mit der Gabe des genauen Hinsehens und Hinhörens zu tun. Die Butter im Kühlschrank beispielsweise gehört zunächst zum Alltag. Aber wenn Walter Däpp eine Geschichte mit der Butter im Kühlschrank anfängt, dann weiss ich mit Bestimmtheit, dass mir diese Butter am Ende der Geschichte etwas Neues sagen wird. Genauso verhält es sich, wenn Däpp mir anfängt vom «Behelf 58.8 für den Brieftaubensoldat» zu erzählen. Noch habe ich keine Ahnung, wo die Geschichte hinführt, aber ich bin bereits eingetaucht in einer poetischen Welt. Diese Fähigkeit Däpps, Gegenstände oder Gedanken, von denen wir glaubten, sie seien banal, auszubreiten und in ein neues, unvermutetes Licht zu stellen, verändert uns als Leserinnen und Leser, weil wir lernen, im Kleinen das Grosse zu sehen. Unaufdringlich, fast beiläufig nimmt uns Däpp bei der Hand und führt uns vom Erwarteten ins Unerwartete, von der Oberfläche in die Tiefe. Dabei operiert der Poet nicht mit Sensationen oder Pointen. Sein Vorgehen ist viel subtiler. Allerdings könnte ich hier nicht genau beschreiben, mit welchen Kunstgriffen es Walter Däpp immer wieder schafft, mich zu verzaubern. Liesse es sich einfach so beschreiben, dann würde ich es nachmachen.

Meist packt er mich bereits mit dem Anfangssatz: «Z Oschtermundige gits e Steibruch», kann so ein Satz lauten oder: «Itz heig ers guet, het er gseit, dä alt Maa.» Bei solchen Eingangssätzen brauche ich als Leser keine Vorrede, da bin ich von allem Anfang an mitten drin in einer Geschichte. Danach muss ich freilich neugierig und aufmerksam bleiben, denn meist führt mich die Geschichte, die so vertraut angefangen hat, in ein unbekanntes Feld. Das macht für mich die Stärke des Geschichtenerzählers Walter Däpp aus, dass er seinem Stoff vertraut, ganz gleich wie unbedeutend er auf den ersten, flüchtigen Blick erscheinen mag. Er kann dem Alltäglichen vertrauen, weil er etwas zu erzählen hat.

Es gibt Bücher, die hätte man gerne selber geschrieben. Diese Sammlung von wunderbaren Geschichten gehört zweifellos dazu. Das schreibe ich ohne Neid, sondern voller Respekt für einen Poeten, der sich selber Journalist nennt, was in seinem Fall das Gleiche ist. Pedro Lenz

DRUNGER U DRÜBER

Schritt für Schritt

Es git Reiseleiterinne, Stadtfüererinne, Lokomotivfüerer, Betriebsfüerer, Museumsfüerer – Lüt, wo eim fachkundig öppis zeige oder eim sicher irgendwo härefüere. Ei Gruppe vo Füerer het aber e ganz spezielli Usstrahlig: d Bärgfüerer. Ir Schwyz gits öppe 1500 Bärgfüerer u zwöi Dotze Bärgfüererinne. Mit es paarne bin i scho ungerwägs gsi u dank ihne a Orte härecho, wo für mi alei unerreichbar wäre gsi. Si sy voruus ggange, Schritt für Schritt – u eine het einisch gseit, der nächscht Schritt syg gäng der wichtigscht. U de wider der nächscht.

Es sy düretrainierti Manne u Froue, d Bärgfüerer, vor Sunne bbrüünt u vo Wind u Wätter zeichnet. U si trage gäng relativ chlyni Ruckseck, obschon si näb ihrne pärsönleche Sache o Seili, Picku, Funkgrät, Erschthilfe-Material und so wyter by sech hei. Bärgfüerer beydrucke mi, wül si alls so überleit u bedächtig mache. Wül si o i luftiger Höchi gärdet blybe. Wül si sicher über schmali Grät göh u de schwindufrei ganz oben uf em Gipfu stöh. Wül si dert der Überblick hei: u ringsetum jede Bärg kenne – vom Matterhorn bis zum Gspaltehorn, vom Morgebärghorn bis zum Wätterhorn. U d Bärgfüerer gfalle mer o, wül si normalerwys nid meh säge als das, was es z säge git – aber das de präzis u klar.

U si beydrucke mi o denn, we si über eim stöh – u sogar o denn, we si eim am Seili abelö.

Flüge

Wär da jede Tag ir Wältgschicht umeflügt. I anderthalb Stund flügt me vo Züri nach Berlin, i eir Stund 45 Minute nach Amschterdam, i 6 Stund isch me z Dubai oder i 12 z Hongkong.

Für d Weschtschwyzer isch ds Ängadin wyter ewägg als di arabischi Wüeschti, d Basler sy fasch ender z London als im Ämmetal, d Gänfer ender z Casablanca als im Centovalli. D Wält isch chlyner worde, d Gränze verwüsche sech. U d Flughäfe sy wi Trichter, wo jede Tag abertuusegi vo Mönsche ufsuge u de i alli Himmelsrichtige wider usspöie.

Lüt us aller Wält.

Wo warte, wo aastöh, läse, luege, wo sech irgendwie ablänke, no öppis shoppe. Wo ufgregt sy, glängwylet oder erwartigsfroh. Oder verergeret, wüls nid rächt wytergeit: vor der Passkontrolle, vor em Sicherheits-Check, bim Ystyge – oder Boarding, wie me seit.

Letschthin, z Helsinki, hei sech vor der Passkontrolle längi Kolonne bbildet. 16.25 isch der Abflug nach Moskou gsi, 16.30 nach Züri, 16.50 nach Hongkong, de nach Split, Tokio u Nagano. E Huuffe hei fasch der Flug verpasst.

Aber für nes paar Ching isch ds Warte plötzlech es Vergnüege gsi. Si hei sech um Kolonne u Kontrolle foutiert, hei sech hinger Rollköfferli versteckt, sy unger Abschrankige düregschnaagget, hei glachet u ggugelet. U sech uf ihri Art, i de verschidenschte Sprache, verstange.

Bis o si uf di einzelne Gates sy ufteilt worde: di einte für nach Moskou, di angere nach Hongkong, nach Züri oder Tokio.

Aber am liebschte hätte si alli zäme der glych Flüger gno.

Hunderternötli

«Eigetlech verruckt», het si gseit. Aber itz wüss si nid so rächt, warum si die hundert Franke zrügg bbracht heig – usgrächnet uf ne Bank, u ersch no uf eini vo dene, wo Milliarde vo Franke verjublet hei.

Si het am Bankoutomat wölle Gäld usela. U wo si ds Chärtli het wölle ynestecke, isch no e Hunderternote im ungere Schlitz gsteckt.

Das cha eim ja passiere, het si ddänkt, dass me einisch nid bir Sach isch, ds Chärtli nimmt u geit – ohni ds Gäld, wos usegspöit het. Si heig die Hunderternote gseh – de e Momänt überleit, umegluegt, aber es syg niemmer meh da gsi. Drum heig si di Note gno, syg yne, i d Bank, u heig se am Schalter abggä – für dass me se em Bsitzer chönnt zrügg gä.

Aber itz wüss si äbe würklech nid so rächt: Sogar Lüt, wo süsch nie öppis unehrlechs mieche, heige re gseit, si wäre ämu nid so blöd gsi u hätte usgrächnet ere Bank es Hunderternötli ynegschoppet. Der rächtmässig Bsitzer heig das Gäld sicher nie zrügg übercho.

Drum heig si sech itz gfragt, wäm si die Hunderternote de würklech hätt wägg gno, we si se heimlech hätt mitgno. Der Bank oder em zerströite Bankchund? Öbs drum nid gschyder wär gsi, die hundert Fränkli eifach z näh u z gah?

Aber nei, heig si sech de gseit, wül: Bankmanager heige ohni rot z wärde Millione-Boni kassiert u Milliarde-Pleitene hingerla – da wett si itz nid wäg emne einzige gchlaute Hunderternötli es schlächts Gwüsse müesse ha.

Gheimnisvoll

Alli rede vor Finanz- und Wirtschaftskrise. Vo Milliarde vo Franke, wo i schwarze Löcher verschwunde sy. Vo unmoralische Manager-Boni. Vo de Stüürzaler, wo de alls müesse bläche. U vom Wohlstand, won is chönnt abhande cho.

Es geit aber o no öppis angers verlore – wo niemmer drüber redt: E ganzi Reihe vo schöne, gheimnisvolle Wörter verlüüre ihres Gheimnisvolle.

Bim Wort ‹Oase› zum Byspil sy doch gäng Bilder vo Palme vor eim uftoucht, mit süesse Dattle. Vo Fernweh. Vom ne grüene Bitz Land zmitts ir Wüeschti. Oase het me o öppe als Freizytoase bbruucht. Oder als Wohlfüel-Oase, oder als Oase vor Rue.

U itz, plötzlech, bruucht me ds schöne Wort Oase fasch nume no, wes um Stüüroase geit. Oder um Schwarzgäld-Oase. Der Oase het me ihre Zouber gno.

Glych geits mit em Paradies, wo ursprünglech schynts doch Adam und Eva isch vorbehalte gsi – u de o üs Mönsche, we mer is am nen Ort bsungers wohl gfüelt hei: wes rundum fridlech, idyllisch, harmonisch oder beglückend isch gsi – paradiesisch äbe. U itz, plötzlech, bruucht me ‹Paradies› fasch nume no, wes um Stüürparadies geit – um öppis Unrächtmässigs, wo sech die drinn tummle, wo grad im Paradies nüt z sueche hätte.

U o ds gheimnisvollschte Wort, wos überhoupt git, gits fasch nümm: ds Wort Gheimnis. Das, wo mer als Ching aube chrampfhaft hei probiert z bewahre, we mers enang aavertrout hei, ds Gheimnis. Us de glych, ganz im Gheime u ganz lysli, öpperem wyter verzellt hei. Aber grad das het äbe ds Gheimnisvolle vom Wort Gheimnis usgmacht. U itz, plötzlech, bruucht me Gheimnis fasch nume no, wes um ds Bankgheimnis geit – um öppis, wo, je nach Optik, z knacken oder z bewahren isch.

Stüüroase, Stüürparadies, Bankgheimnis – statt di wunderschöne, gheimnisvolle Wörter ‹Oase›, ‹Paradies› u ‹Gheimnis›.

Dene Wörter het me ihri Sinnlechkeit gstole.

Höchschti Zyt, se wider zrügg z hole.

Schoggijob

I ha mal wölle Beck wärde. U zwar drum, wül mer ir Neechi vo re Beckerei gwohnt hei un i als Ching aube zum Beck i d Bachstube ha dörfe ga luege, wie me Brot bachet u Crèmeschnitte u Nussgipfle u 25er-Stückli: Das sy die, wo hütt ähnlech süess si wi früecher, aber chli meh als 25 Rappe choschte (u drum o nümm 25er-Stückli heisse).

Beck-Konditor: Das isch i mynen Ouge e Schoggijob gsi, wüls dert gäng öppis Süesses het ggä: Schliesslech het men als Beck doch gäng müesse probiere. Schnouse isch also gwüssermasse Pflicht gsi.

Speter isch i mynen Ouge o Lokfüerer e Schoggijob gsi: Wül men eifach der ganz Tag chrüz u quer het chönnen im Züüg umefahre.

O Reiseleiter oder Pilot sy Schoggijöb gsi – wäg em ständig chönne reise u Ferie mache. Oder Skilehrer: Wäg em chönne skifahre vom Morge bis am Aabe. Oder Choch: Wäg em ständig guet chönnen ässe. Oder Chef vo re Schoggifabrik natürlech – we de das ke Schoggijob isch. Oder Bankdiräkter, wäg der tolle Müglechkeit, wi der Dagobert Duck der ganz Tag im Gäld chönne z schwümme.

Das sy früecher, als Ching, myni Schoggijöb gsi. Hütt weis i, dass e Reisebüroaagstellte näb em Feriemache mängisch o ganz gwöhnlech im Büro mues umehocke. Oder dass e Beck oder e Choch sech ir Chuchi oder ir Bachstube o nid eifach cha la gah. Oder dass der Diräkter vor Schoggifabrik us eigetem Inträsse pro Jahr wahrschynlech o chuum meh als 12,4 Kilo Schoggi isst, wi der Durchschnittsschwyzer.

U hütt weis i natürlech o, dass o ne Bankmänätcher afe schreg aagluegt wird, wen er – wi früecher der Dagobert Duck – drinn ume schwaderet i Badwanne voll Gäld.

Würklechi Schoggijöb ohni bittere Bygschmack gits äuä doch keni uf dere Wält.

Rychtum

Glück, Rychtum – das sy dehnbari Begriffe. E ryche Maa, e Multimillionär, het mer gseit, Glück syg für ihn nid e Frag vom Gäld. Är syg denn, won er no Muurer-Stift syg gsi u no kes Gäld heig gha, nid weniger glücklech gsi als itz. Glücklech sy: Dass heissi für ihn, zäme mit syr Familie oder mit Fründe e guete Tag ha.

Klar, han i ddänkt, dä cha scho säge – eine, wo so rych isch, wo sech immer alls cha leischte, linggs u rächts u mit vollne Häng cha Gäld usgä. U doch het er mi no beydruckt, dä Multimillionär: Är het nämlech o gseit, für ihn syg nid ds Vermöge wichtig, sondern d Tatsach, dass syni Aagstellte e sichere Arbeitsplatz hei u guet behandlet wärde. Für das syg er da, nid für sys Gäld z zelle.

En arbeitslosi Frou, Mueter vom ne chlyne Ching, het uf di glychi Frag nach Glück u Rychtum erstuunlecherwys Ähnlechs gseit wi der Multimillionär. Rychtum syg nid e Frag vom Gäld – ämu denn, wes grad längi zum Läbe. «I bi o ohni Vermöge rych», het si gseit. Aber si hoffi, gly wider Arbeit z ha. Rychtum syg für si vor allem d Vilfalt vom Läbe – d Natur, d Farbe. U d Gwüssheit, ybbettet z sy, nid alei dür ds Läbe müesse z gah.

Das isch doch ds Glyche wi das, wo der Multimillionär gseit het: Glück u Rychtum heissi, zäme mit syr Familie oder mit Fründe e guete Tag z ha.

Obenabe

Am Morge göng er aube ere Nachbere ga vorläse. Das mach er zwüschyne: alte Lüt ga vorläse. Aber am Namittag hätt er Zyt für nes Gspräch.

Das het mer vor nes paar Jahr der 105-jährig Fritz Sigethaler am Telefon gseit. U won i ne am nächschte Tag, nach em Mittag, troffe ha, het er grad d Escht vom nen alte Öpfuboum versaget u Wedele druus gmacht. «Di Handsagi da», het er gseit, «han i vo mym Vatter übercho, won i füüfjährig bi gsi – u si geit gäng no.» Är bruuch zwar für alls e chli lenger als früecher, scho nume für d Chnöpf am Hemmli yztue. Aber würklech chrank syg er scho lang nümm gsi: ds letschte Mal anno 1918, wo ne fürchterlechi Grippe umggange syg. «I bi so schwach gsi, dass i d Höigable nümm ha chönne häbe, un i ha nach Cademario müesse ga kure. Dert hei si mi mit ere Chaltwassertherapie wider zwäg gmacht.»

Der Fritz Sigethaler isch 47 Jahr lang Lehrer gsi i re Landschuel. Näbeby isch er Imker gsi, u als Aalagewärter vo re chlyne Elektrizitätsgnosseschaft syg er uf unzählegi Telefonstange ufe gchlätteret, heig ds Land vo oben aagluegt. U stolz het er verzellt, wien er jahrelang Relief bboue het – Kartonmodäll vo Landschafte: vom Ämmetal, vom Ängadin, vom Prättigou oder vom Bärner Oberland. Für nes Relief vo Grindelwald heig er drüehalbtuusig Stund bbruucht.

Zu sym 100. Geburtstag het er synerzyt e Helikopterflug gschänkt übercho – für dass er einisch vo obenabe het chönne gseh, was er sech vo ungenufe gäng nume het chönne vorstelle.

Är isch i ds Schwärme cho, won er dervo het afa verzelle.

Chnächt

Ferie? Das Wort het er nid kennt, es Läbe lang nid.

Är wird achtzgi, läbt itz im nen Altersheim. U der Dokter het ihm gseit, nach em Härzinfarkt müess er itz chli Sorg ha.

52 Jahr lang het er als Chnächt u Mälcher uf em glychlige Burehof gschaffet. Drei Generatione Meischterlüt het er erläbt.

Mängs Jahr het er no vo Hang gmulche, bis d Mälchmaschine cho isch. Am halbi füfi ufstah, fuetere, mischte, mälche – u de süsch als Chnächt uf em Hof schaffe – bis am Aabe spät. Das isch sys Läbe gsi – 52 Jahr lang.

U äbe: Ferie hets keni ggä. Zwüschyne syg er zwar es paar Mal ga Reise, mit em Töff, emne 125er. Aber gäng nume für nes paar Tag. Öppe i ds Wallis, einisch sogar nach Öschtrych. U am Sunntignamittag syg er öppe über Land gfahre - aber nume so wyt, dass er am halbi füfi wider zrügg isch gsi – rächtzytig zum Mälche.

Ja, das isch sys Läbe gsi. 52 Jahr lang. U wen er zrügg luegi, het er gseit, heig ers eigetlech guet gha. Nume mit de Froue heigs nid klappet. Als Burechnächt sygs unmüglech gsi, e Frou z finge.