steirych - Walter Däpp - E-Book

steirych E-Book

Walter Däpp

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Beschreibung

Alltagserforschung 'Noch habe ich keine Ahnung, wo die Geschichte hinführt, aber ichbin bereits eingetaucht in einer poetischen Welt.' Das schreibtPedroLenz im Vorwort zu Walter Däpps letztem Zytglogge-Büchleinmit Radio-Morgengeschichten – ‹Drunger u drüber›. In seinerersten Geschichtensammlung ‹We das jede wett› hat Kurt MartiDäpp als 'leisen, aber unbeirrten Humanisten und Alltagserforscher' bezeichnet, dessen Buch 'die eigene Lust weckt, achtsamerhinzuschauen, genauer hinzuhören'.Nun legt Däpp mit ‹steirych› sein drittes Buch mit hundert berndeutschenGeschichten vor. Eine reiche Auswahl von Lesehäppchen, dieFreude, Spass, aber auch Sinn machen.Da wird zum Ereignis, wenn Däpp Alltägliches beschreibt. Wenn er sichzum Beispiel die Brille aufsetzt. Oder wenn er sein Handy handhabt.Wenn er über ein Denkmal nachdenkt oder den Keller aufräumt. Wenner sich nach einem ganz gewöhnlichen Coiffeursalon umsieht, eineBergdohle beobachtet, an einem Altersnachmittag teilnimmt oder dasWörtchen 'so' unter die Lupe nimmt. Da wird der Bankdirektor plötzlichzum Bänklidirektor und der Kranführer zur 'VIP', zur 'Very ImportantPerson'. Da wird der Friedhof zum farbenfrohen Lebensraum. Dawird ein Pilzgericht nicht nur zum kulinarischen, sondern auch zumsprachlichen Leckerbissen. Und da fühlt sich einer reich, der Steine sammelt– steinreich eben.'Walter Däpps Fähigkeit, Gegenstände oder Gedanken, von denen wirglaubten, sie seien banal, auszubreiten und in ein neues, unvermutetesLicht zu stellen, verändert uns als Leserinnen und Leser, weil wir lernen,im Kleinen das Grosse zu sehen', schreibt Pedro Lenz. 'Unaufdringlich,fast beiläufig nimmt uns Däpp bei der Hand und führt uns vom Erwartetenins Unerwartete, von der Oberfläche in die Tiefe. Dabei operiert derPoet nicht mit Sensationen oder Pointen. Sein Vorgehen ist viel subtiler.Allerdings könnte ich hier nicht genau beschreiben, mit welchen Kunstgriffener es immer wieder schafft, mich zu verzaubern. Liesse es sicheinfach so beschreiben, dann würde ich es nachmachen.'

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Walter Däpp

steirych

WALTER DÄPP

steirych

MORGEGSCHICHTE

Alle Rechte vorbehalten

Copyright Zytglogge Verlag, 2013

Lektorat: Hugo Ramseyer

Korrektorat: Monika Künzi, Jakob Salzmann

Umschlagfoto: Walter Däpp

Gestaltung/Satz: Zytglogge Verlag

ISBN 978-3-7296-0869-6

eISBN (ePUB) 978-3-7296-2198-5

eISBN (mobi) 978-3-7296-2199-2

E-Book: Schwabe AG, www.schwabe.ch

Zytglogge Verlag, Steinentorstrasse 11, CH-4010 Basel

[email protected], www.zytglogge.ch

Inhalt

Vorwort von Ueli Mäder

Hert u weich

Steirych

Bärgkrischtall

Findling

Trochemüürli

Baggerfahrer

Sibeschläfer

Edelwyss

Symbol

Fridenslinde

Gedicht

Hie u dert

Telefonbuechwanderig

Charte

Wägwyser

Wandere

Bänkli

Kleewanderig

Klischee

Hornusser

Zämeläbe

Dienschtmaa

Matt u glänzig

Cent

Brülle

Lothar

Wiehnachtsboum

Nöijahr

Äxtratäg

Stilli

Stärnschnuppe

Fridhof

Himu

Dinne u dusse

Bschütti

Hündli

Cervelat

Waldwunderwält

Waldspinnele

Waldspilgruppe

Waldarbeiter

Waldjahr

Boum

Lilo

Alt u jung

Altersnamittag

Hunderti

Hundertsächsi

Läbe

Wurzuzwärge

Bedänke

Veränderig

Chorbmacher

Aatanze

Baby

Unge u obe

Ersatzgott

Kranfüerer

Salto

Niete

Alltag

Matterhorn

Wildstrubel

Bärgdohle

Luftposcht

Jungfrou

Ghoue u gstoche

Bluetorange

Star

Pfyfferei

Fuessballallergie

Wy

Blaui Zone

Finanzchinesisch

Gsponseret

Chopfnuss

Tätowiert

Hüscht u hott

Zouderi

Velohelm

Rückspiegu

Derby sy

Telefoniere

Handy

Verbott

Fescht

Gedankestrich

Vergässlech

So u so

Chlööne

Krücke

Kandidat

Kasärne

Schäri

Dänkmal

Schmätterling

Klangteppich

Ritterling

So

Putzt u gstrählt

Coiffeur

Schnäppli

Badhose

Feriefeeling

Millionär

Hörgrät

Socke

Abwäschmaschine

Uhr

Zytlos

Nachwort von Judith Giovannelli-Blocher

Alltagssoziologie – ein Vorwort

Der Alltag ist ‹steirych›. Reich nicht nur an Steinchen, reich auch an feinen Zeichen und Unterschieden. Sie dokumentieren, was sich in der Gesellschaft tut. Ob ein Coiffeur-Salon ‹Hair and Care› oder ‹Beauty Paradise› heisst, ist nicht beliebig. Der Name sagt, wie Walter Däpp andeutet, etwas über die Zeit aus, in der wir leben.

Das gilt auch für das Geschäft von Crista. Crista arbeitet schon über vierzig Jahre als Coiffeuse und liebt ihren Beruf. Im Coiffeurmeisterverband setzt sie sich für höhere Löhne ein. In ihrer Freizeit haut sie Steine. Sie ist reich an Steinen. Auch reich an Bildern. Sie malt. Und mit ihrem Partner spielt sie Golf. Trotz früherer Aversion «gegen alte, reiche Säcke, die Golf spielen». Einmal probierte sie dieses «blöde Spiel» selbst aus. Und jetzt ist sie halt eine Coiffeuse, die Golf spielt. Und als sie zu einem Interview ins Seminar für Soziologie kam, fuhr sie in einem Sportwagen vor. Sie entspricht so nicht dem Bild, das ich von Coiffeusen habe.

Was ein ‹Klischee› ist, führt Walter Däpp auch etwa in der Geschichte über eine Reise nach Sizilien aus. Ja, wir wollen auch Fremdes verstehen. Aber wie ist das möglich? Vielleicht ist ja fremd, was wir nicht verstehen? Vielleicht verstehen wir Fremdes am ehesten, indem wir es nicht verstehen? Walter Däpp hilft uns, das Eigene im Fremden und das Fremde im Eigenen zu entdecken. Es gibt jedenfalls viel Fremdes im Vertrauten und Vertrautes im Unvertrauten. Oft sehen wir aber nur, was wir sehen wollen. Wir projizieren innere Bilder in die Aussenwelt. So scheinen sich eigene Muster zu bestätigen. Und die Realität hat sich gefälligst an dem zu orientieren, wie wir sie konstruieren. Gerade in Reiseprospekten. Da wirbt zum Beispiel eine 35-Jährige, die im Bikini Tennis spielt, für Seniorenreisen. Ganz anders verhält es sich bei der ‹Modeschou im Altersheim›. Walter Däpp berichtet hier «vo Froue, wo weder jung, no sexy no rundum schlank sy gsi», aber trotzdem «gueti Figur gmacht hei».

Walter Däpp erhellt mit einfachen Begebenheiten, wie reich und lebendig der Alltag im gewöhnlichen Leben sein kann. Er veranschaulicht, was am Gewöhnlichen speziell und am Speziellen gewöhnlich ist. Er zeigt das Kleine im Grossen und das Grosse im Kleinen. Seine Geschichten regen zum Nachdenken an. Sie berühren auch deshalb, weil sie so sinnlich, leicht und witzig daherkommen. Sie lassen uns tiefgründige Wirklichkeiten entdecken, die sich hinter scheinbar oberflächlichen Fassaden verbergen. Wenn Walter Däpp eindrücklich von einem geduldigen und einfühlsamen Lehrer erzählt, dann fragen sich Lesende wohl, ob es sich bei diesem menschlichen Wesen eher um eine Ausnahme handelt und was es bräuchte, damit das Beispiel Schule machen könnte. Mir kommt dabei ein anderer Lehrer in den Sinn, der uns früher brutal schlug. Er tat das so lange, bis ihn die Schulpflege endlich entliess. Wir freuten uns über seinen Abgang. Bloss trat der Entlassene schon bald im Nachbarkanton als Vizedirektor einer Strafanstalt und Präsident der dortigen Schulpflege auf.

Vor ein paar Jahren untersuchten wir, wie «Reiche denken und lenken». Da fragte ich Matthias Eckenstein, der dem Zoologischen Garten schon viele Millionen Franken geschenkt hatte, warum er auf seiner Visitenkarte seinen Vornamen anders schreibe. Das sei ein Fehler, sagte er. Aber deswegen drucke er keine neuen Karten. Das sei ihm zu teuer und zeige, wie bescheiden er lebe. Warum sie sich als reiche Erbin sozial engagiere, interessierte mich ferner von Christine Cerletti-Sarasin. «Am Schluss hat man nur noch den Körper», antwortete sie, «aber auch den gibt man dann her. Das Geld nützt dabei überhaupt nichts.» Ja, man solle sich wieder mehr auf das besinnen, was wesentlich ist im Leben.

Wie wahr das ist, drückt Walter Däpp – stimmig und ‹läbig› – in seiner Alltagssoziologie aus.

Ueli Mäder, Professor für Soziologie an der Universität Basel und der Hochschule für Soziale Arbeit

HERT U WEICH

Steirych

Si sammlet Teddybäre. En angeri sammlet Ängeli. Eine Spinnele i allne Variatione. Eine Gartezwärge. Die fingt er zwar rächt kitschig, aber grad drum gfalli si nem. U was sölls: Mit syr Gartezwärg-Lydeschaft syg er nid alei. Letschthin heig er gläse, Dütschland syg ds Land vo de Gartezwärge. Öppe 25 Millione Gartezwärge stöngi dert desume. Är heig nume guet hundert. Aber wen er se im Garte schön näbenang stelli, syg das fei e grossi Zwärge-Tschuppele.

Gsammlet wird ja so zimlech alls, was cha gsammlet wärde. Briefmargge oder Ggaffeerahmdecheli, alti Münze oder Schallplatte, Paninibildli oder Barbiebäbi, Hufyse oder Spilzüügelefante, Nachthäfe oder Toteschädle. U eine, won i kenne, dä läbt buechstäblech ir Steizyt. Vo überall här het er gäng Steine mit hei gno. Ächti Trouvaille sy drunger. E tiefblaue Lapislazuli us Tadschikistan zum Byspil. E glasklare Bärgkrischtall us em Binntal. E Rosequarz us Madasgaskar. U i re Edelsteigruebe z Sri Lanka het er vor mängem Jahr, won er dür Südoschtasie trämpet isch, o nes speziells Schnäppli gmacht: Dert het er sys Hemmli gäg ne ächte gälbe Saphir chönne tuusche.

Aber o unschynbari Steine het er gsammlet. Glatt gschliffni Steine us em Meer. O gwöhnlechi Schottersteine us der Aare. O ne chlyne kantige Bitz vo re Ladig Granitsteine, wo me us China importiert het, für se hie im Strassebou z bruuche – wüls schynts billiger isch, die Chempe um di halbi Wält z transportiere, statt se vo üsne Bärge obenabe z hole.

Zu jedem Stei i sym steinige Sammelsurium chunnt em so ne Gschicht i Sinn. Är bruuchi kes Fotoalbum, het er gseit: D Steine syge syni Erinnerigsbilder. So läbt er itz also zmitts i Tuusige vo Steine. Uf em Stubetisch hets Steine, uf em Nachttischli hets Steine, näb em Telefon, uf em Chüelschrank u uf em Fernsehapparat: überall Steine.

U mittlerwyle heig er sech o dra gwöhnt, dass er wäg sym Stei-Tigg mängisch chli belächlet wird. Aber: Was angeri da drüber säge, syg em glych. Är syg rych. Steirych.

Bärgkrischtall

Der Fels i de Schwyzer Bärge isch hert. Steihert. Wär sech a nem z schaffe macht, bysst uf Granit. Zum Byspil uf de grosse Tunnel-Boustelle. D Tunnelbohrmaschine, wo sech hie wi ne Tatzuwurm mit scharfe Zähn i Bärg ynefrisst, chunnt pro Tag nume es paar Meter wyt.

Es isch ydrücklech gsi, mal chönne derby z sy, bi de Arbeiter vor Schicht 2. A däm Tag – oder vilech ischs o Nacht gsi, wär hie schaffet, het gäng Nacht – a däm Tag sys Arbeiter us Dütschland, Öschtrych, Italie, Portugal u us em ehemalige Jugoslawie. I däm Tunnelbouabschnitt sy vo de 260 Arbeiter nume 5 Schwyzer gsi, di angere 255 Ussländer. Ohni si würd me o hie, im Innerschte vor Schwyz, der Durchbruch nid schaffe.

Eine vo denen Arbeiter, der Sigmund Mende, e Familievatter us Dresden, het verzellt, win är scho sys ganze Läbe unger Tag schaffet. Sit der Lehr syg er ungerwägs, es paar Jahr hie, es paar Jahr dert. Es syg hert, d Tunnelarbeit bruuchi der Körper, me chönn chuum bis füfesächzgi schaffe. Aber es syg okay, är wüss nüt angers.

Won er d Tunnelbohrmaschine e Momänt abgestellt het, ischs unheimlech still gsi im Stolle. Bis plötzlech, mit emne lute Knall, vor Sytewang e Bitz schifrige Fels abgsplitteret isch. Der Mende het chuum häregluegt – nume gseit: «Gebirgsschlag. Fels, wo unger em Druck vom Bärg absprängt. Normal.»

Das isch vor mängem Jahr gsi. Un i weis no: Bim Adiösäge het er denn e winzige, glänzige Stei us em Hosesack gno, der Mende. E Bärgkrischtall. Dä heig er vori grad i de Steisplitter ufgläse, i chönn ne ha, er tüeg mer ne schänke.

Wen i itz öppe mit em Zug dür dä Tunnel fahre, isch klar, dass i gäng a dä Edustei u a Tunnelarbeiter Mende dänke.

Findling

S isch e rächte Broche gsi. E Steichlotz, e Riisechemp. Öppe angerhalb Meter hööch u guet zwe Meter breit. E Findling. Sit i mi ma bsinne, isch er vor em Ygang zum Schuelhuus gläge, grad näb der Stäge. D Ching sy aube uf em umegchlätteret. Mängisch sy si druf ghocket u hei zum Znüni en Öpfu ggässe oder e Nussgipfu. U speter hei si, im Versteckte, o d Zigarette drann usddrückt. U wahrschynlech isch er o im Ungerricht gäng wider es Thema gsi, dä Findling. We vom Aaregletscher d Red isch gsi, wo vor Tuusige vo Jahr schynts bis da häre cho isch.

S isch e grosse Broche us Chisuchalchstei gsi, het mer e Geolog gseit. Öppe hundert Millione Jahr alt. Öppe vor 25 000 Jahr heig ne der Gletscher hie häre transportiert. Är syg ke Sälteheit, aber doch e stumme Züge us der Zyt vor Alpefaltig gsi. Ja: Är isch ‹gsi›, dä Findling. S git ne nümm. Vor churzem isch er mit ere schwäre Boumaschine vertromet worde. I tuusig Stück. Är isch der nöie Gstaltig vom Schuelhuusplatz zum Opfer gfalle. Wül er offebar em Gartegstalter nid het gfalle. U wül dä alt Stei im moderne, nöie Platzkonzäpt ke Platz meh het gha. Ke Stung ischs ggange, bis dä Bagger di hundert Millione Jahr i so chlyni Stück zerleit het gha, dass me se problemlos het chönne uf ne Laschtchare verlade u abtransportiere. Hundert Millione Jahr i eire Stung. So schnäll chas gah, we mes so wott ha.

Trochemüürli

Dä Lehrer, wo isch pensioniert worde, het 35 Jahr am glychen Ort Schuel ggä. Ar Abschidsfyr het o ne ehemaligi Schüelere gredt. Nid vo Leischtige het si verzellt. O nid vo guete oder schlächte Note. Sondern vom Vertroue, wo dä Lehrer ne gschänkt heig. Är heig ne Freiheite zuetrout u zuegmuetet. Är syg eigetlech gar nid e Lehrer gsi, sondern e Lehrbegleiter, e Lehrberater. Si het verzellt, di ehemaligi Schüelere, wi mau e Schuelkolleg im ne Vortrag vor der ganze Klass isch i ds Schwümme cho. Win er plötzlech nümm wytergwüsst het. Es Blackout het gha. U wie dä Lehrer em de ganz ruehig wyterghulfe heig, ne nid heig la hange. Wien er ne «vor em totalen Absturz grettet» heig. Die Frou het das so verzellt, wie wes geschter wär gsi, obschons öppe zwänzg Jahr här isch. U si het gschwärmt. Dä Lehrer heig vorgläbt, was em syg wichtig gsi: Toleranz. Akzeptanz. Reschpäkt. Solidarität.

Vo Kolleginne u Kollege het er itz zur Pensionierig je e Stei übercho, wo si vo irgendwohär hei mitgno. So sy si uf ne Gschicht yggange, wo dä Lehrerkolleg ne het verzellt gha. Är heig z Südfrankrych mal wölle es kabutts Trochemüürli wider ufboue, aber d Steine heige eifach nid rächt wölle passe. Si syge uförmig gsi, z eggig oder z kantig, z gross oder z chly. Drum heig er e Muurer us der Gägend gfragt, öb er em nid besseri, gschliffneri Steine chönnt bringe, für das Müürli z boue. Aber dä heig nume gseit: «Monsieur, es git keni schlächte Steine. Nume schlächti Muurer.»

Das heig er sech denn z Härze gno, het dä früsch pensioniert Lehrer äben einisch verzellt. Nid nume, bis ds kabutte Trochemüürli wider gstange syg. O wes um syni Schüelerinne u Schüeler ggange syg.

Baggerfahrer

Es isch grad rächt lärmig gsi uf em Fridhof, a däm Namittag. Der Baggerfahrer isch bir Arbeit gsi. Är het Wintergrabschmuck entsorget, Tannescht u so, wo d Fridhofgärtner für e Wäggtransport ufgschichtet hei. Irgendwo het er Boumaterial müesse härebringe, für ne kabutti Muur z flicke. U de het er o e ganzi Zylete nöiji Greber müesse usgrabe. Är isch e fröhleche, ufgstellte Maa gsi i sym blaue Übergwändli, dä Baggerfahrer. U me het ds Gfüel gha, d Arbeit uf em Fridhof mach em Fröid.

Wo vo wyt unge e Truurzug ufe cho isch, e Gruppe vo schwarz aagleite Lüt, wo langsam hinger em Sarg zum Grab gloffe sy, het er sy Bagger uf d Syte gstellt, unger ne Boum, u der Motor abgstellt. De isch er häreghocket, het sech e Zigarette aazündet u gseit: «Vorschrift!» Gäng we ne Beärdigung oder en Urnebysetzig isch, müess er Pouse mache. U das syg uf däm grosse Fridhof rächt hüüffig der Fall. S het eim ddünkt, är mach nid ungärn Pouse. U wen öpper verby cho isch, het er ggrüesst u mängisch o chli afa rede. Hüüffig sy das da uf em Fridhof ja alti Lüt, wo verbychöme. U die schetzes bsungers, we me se grüesst u chli mit ne redt.

Aber dasmal ischs e Grosmueter mit ihrem Grossching gsi, emne vilech öppe zwöijärige Bueb, wo grad denn derhär cho isch, won er Pouse gmacht u eis gröiklet het. Der Giel isch voruus grennt zum Bagger, het das gälbe Riisegfährt, wo da so ganz naach vor ihm gstangen isch, aagstuunet. Der Baggerfahrer het Fröid gha an em – u het ne gfragt, öb er o mal wöll drufhocke. Dä chly Giel het de zwar kes Wort vüre bbracht, aber me het em aagseh, dass das natürlech scho ne tolli Sach wär. Är het sech de ämu gärn vo däm starche Maa la ufelüpfe i d Füererkabine. Dert obe het er wien e Grosse ds Stüürrad packt, stolz obenabe gluegt – u gstrahlet.

Der Baggerfahrer het unge guet ufpasst u zuen em ufegrüeft: «Muesch di de guet häbe!» U zur Grosmueter het er gseit: «Doch schön – we me o uf em Fridhof so Fröid cha ha am Läbe.»

Sibeschläfer

Lärme. Das isch es luts u wyts Thema. Der glych Lärme cha di einte störe, di angere gniesse ne. Luti Musig zum Byspil, wo für di einte äbe Musig isch i den Ohre, für angeri en akustischi Zuemuetig – Krach oder Gmöögg oder Gschrei. Verchehrslärme chan e Tortur sy, aber teu finges toll, wen e Motor so richtig ufhüület, röhret u motoret. Der Lärmpegu i re Beiz cha läschtig sy, we am Näbetisch jede der anger wott übertöne, so dass me chuum ds eigete Wort versteit. Chinderlärme isch gäng öppe wider es Thema. Ds Knarre vo re Tür cha eim uf d Närve gah oder ds Gyxe vo re Velochetti, wo wider mal chli Öl sött ha.

Letschthin han i nid so rächt gwüsst, öb mi e ganz spezielle Lärme söll störe oder öb i mi drüber söll fröie. Es sy Sibeschläfer gsi, wo nächtelang diräkt über üsne Chöpf Radou gmacht hei. I de Ferie z Südfrankrych, im nen alte Huus. Im Dachstock hei si ghuset, die Sibeschläfer, won is us em Schlaf bbracht hei statt dass si gschlafe hätte, wies ihrem Name doch entsproche hätt. Usgrächnet Sibeschläfer, wo eim wach bhalte. Die sy mängisch umegsecklet, vor allem gäge Morge. U mängisch hei si sech aagfuuchet, hei gchiflet u gstöhnet. Nume tagsüber sy si mucksmüüslistill gsi. Denn, we mir wach sy gsi, hei si ihre Sibeschläferschlaf gschlafe.

Gseh han i se nie, aber es müesse härzegi Vychli sy, mit grosse schwarze Chuguouge, runden Ohre u buschigem Schwanz. Ihre Name hei si schynts wäg ihrem usgibige Winterschlaf: Si pfuuse meh als sibe Monet. Aber we si wider erwache, i cha nech säge, de strotze si vor Läbe.

Üüs hei si ämu gäng wider us em Schlaf grisse. Aber itz, nach de Ferie, dünkts mi, i tüeg se scho fasch chli vermisse.

Edelwyss

Di roseroti Alperose mit ihrne dunkugrüen-roschtige Bletter, der blau Enzian, ds bruune Männertröi, wo nach Schoggi schmöckt: Das sy prächtegi Bärgblueme. Aber a ds Edelwyss chöme si nid häre.

I ha ne ämu bewunderet, u o chli benide – dä, wo letschthin verzellt het, är heig uf ere Bärgtour am ne gfährlech stotzige Hang e ganzi Zylete Edelwyss gseh: Wi schneewyssi Stärne syge si us em trochene Gras ringsum usegstoche. ‹Edel› äbe, wies der Name Edelwyss scho sägi. Är syg überwältiget gsi u chönn itz guet verstah, warum Schweiz Tourismus usgrächnet es Edelwyss als Logo het. U warum mängs Hotel, mängs Chalet u sogar e Fluggsellschaft Edelweiss heisst, warums Edelwyss als Ohrestecker oder Halsschmuck git, warum uf mängs Hemmli, mängs Bluusli, mängs Chäppi, Halstüechli, Täschli u Seckli Edelwyss gstickt sy. Är chönn o begryffe, warum sech mängi Musiggsellschaft u mängs Jodlerchörli der Name Edelwyss ggä heig. U warum e Gruppe vo Töfffahrer als ‹Edelweiss Riders› umefahrt u ne angeri als ‹Harley Group Edelweiss›. Är chönn o verstah, warum ds Edelwyss gäng wider besunge wird – Edelweiss, Edelweiss …

U wül ds Edelwyss so ne schöni, sälteni u reini Bluemen isch, erstuuns ne nid, dass es Putzinstitut ‹Edelweiss Cleaning› heisst. Oder dass es Taxiunternäme u ne Versicherigsgsellschaft u ne Veloklub u nes Kommunikationsbüro ‹Edelweiss› heisse. Dass es Edelwyss-Hutcreme, Edelwyss-Tee u Edelwyss-Schnaps git. U dass es ds Edelwyss o uf e Schwyzer Füflyber bbracht het.

Es isch es wärtvolls, sältnigs u symbolträchtigs Pflänzli, ds Edelwyss. Es wachst uf trochene, steinige Bärgmatte u a Chalchfelse. U es isch gschützt. Wär eis gseht, darfs nume aaluege u bewundere.

Nume: Sits o i Gärte züchtet, kultiviert u vermarktet wird, ischs nümm so rar u unerreichbar. Letschthin han is o bim Grossverteiler gseh, i Kunschtstofftöpfli à je öppe zwölf Edelwyss. Für sächsi nüünzg – zum Aktionsprys.

Symbol

Ja, ds Edelwyss. Ds Edelwyss uf em Füflyber. Ds Edelwyss als Ohrestecker oder Halsschmuck. Ds Edelwyss als öppis Urschwyzerisches. E sälteni Alpeblueme, sametweich u wunderschön – es Schwyzer Symbol. Aber wär weis scho, dass ds Edelwyss, di schwyzerischti vo allne Schwyzer Pflanze, gar ke würklechi Schwyzere isch. Das het mer e Botaniker gseit. Ds Edelwyss heig keni Schwyzer Wurzle. Es chömm vo wyt här, us de Gebirgsgägende z Asie.

S isch also ygwanderet, ds Edelwyss. Zwar scho vor mene Zytli. Sehr wahrschynlech nach der letschte Yszyt vor öppe 15 000 Jahr. Denn sy d Alpe blutt gsi. Steppenähnlech. Ds Ys, wo di meischte Bärge zueddeckt het, isch ersch grad gschmulze gsi.

Ds Edelwyss, het dä Botaniker no gseit, ghöri zu de Chorbblüetler mit öppe 25 000 Arte – das syg di gröschti Pflanzefamilie vor Wält. Zwüsche 30 u 60 dervo syge Edelwyss – wo houptsächlech im Himalaja, z Sibirie, z Japan oder z China vorchömi. Am schönschte blüeje si schynts im tibetische Hochland. Ds Edelwyss, wo mir kenne, isch ds einzige, wo i den Alpe wachst: ds Leontopodium alpinum. Äs chunnt also vo wyt här. U äs hets hie, im Gägesatz zu angerne Frömde i üsem Land, nid schwär. Äs isch aapassigsfähig u widerstandsfähig. Äs trotzt o am strübschte Bärgklima, schlat o dert Wurzle, wos mängisch stürmt u chuttet. Äs isch e Pracht. U äs isch nid nume akzeptiert bi üüs, es isch beliebt. U es hets im Louf vo de Jahr ganz ufe bbracht – isch vom Ydringling zum Schwyzer Symbol worde.

Ds ygwanderete Edelwyss lö mer is drum nümm la näh. Me sött ihm scho lengschtens ds Schwyzer Bürgerrächt gä.

Fridenslinde