We das jede wett - Walter Däpp - E-Book

We das jede wett E-Book

Walter Däpp

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Beschreibung

«Unaufdringlich wird dabei Däpps philosophisch ethische Sichtweise kenntlich: liebevoller Respekt vor den Menschen, vor ihrer individuellen Einzig- und Eigenartigkeit. Der Autor, dieser leise, aber unbeirrte Humanist und Alltagserforscher, formuliert jedoch nicht abstrakt begrifflich, er erzählt vielmehr höchst lebhaft und anschaulich.» Kurt Marti

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Walter Däpp

We das jede wett

Walter Däpp

We das jede wett

Wort zum Tag

Alle Rechte vorbehalten

Copyright by Zytglogge Verlag, 2006

Korrektorat: Monika Künzi, Jakob Salzmann

Umschlagfoto: Walter Däpp

Satz/Gestaltung: Zytglogge Verlag, Roland E. Maire

ISBN: 978-3-7296-0726-2

eISBN (ePUB): 978-3-7296-2194-7

eISBN (mobi): 978-3-7296-2195-4

E-Book: Schwabe AG, www.schwabe.ch

Zytglogge Verlag · Steinentorstrasse 11 · CH-4010 Basel

[email protected] · www.zytglogge.ch

Vorwort

Dieses Buch präsentiert die jeweils von Radio DRS ausgestrahlten Morgenworte «zum Tag» von Walter Däpp. Nein, ich habe sie damals nicht gehört. Bis um 9 Uhr bin ich, seit mehr als zwei Jahrzehnten pensioniert, sozusagen noch nicht da, auch nicht für Radio DRS. Das schläfrig Versäumte habe ich lesend nun aber gerne nachgeholt.

Däpps Miniaturen halten Alltägliches fest, das uns vertraut ist und dennoch oft unerkannt bleibt als jenes «Nächstliegende, das wir, weil es nur dieses ist, darum ständig schon übergangen haben» (Martin Heidegger). Geschildert werden Begegnungen mit Menschen, mit Land- und Stadtschaften, mit Redewendungen und Wörtern auch. Kleine Lesestücke in wohllautendem Stadtberner Dialekt. Ihre thematische Gruppierung misst eine Spannweite ab, die von «lut u lysli» über «unge u obe» etc. bis zu «natürlech u unnatürlech» reicht – Wortpaare, Wortpole gleichsam zur Kennzeichnung unserer kleinen Erlebniswelt, in der sich auf Schritt und Tritt aber die grössere Welt widerspiegelt. Oder zeitgemässer formuliert: Im Lokalen begegnen wir immer auch dem Globalen – und umgekehrt ebenfalls.

Unaufdringlich wird dabei auch Däpps philosophisch-ethische Sichtweise kenntlich. Am ehesten wäre sie vielleicht mit dem Begriff «liebevoller Respekt» zu umschreiben: Respekt vor den Menschen, vor ihrer individuellen Einzig- und Eigenartigkeit. Der Autor, dieser leise, aber unbeirrte Humanist und Alltagserforscher, formuliert jedoch nicht abstrakt begrifflich, er erzählt vielmehr höchst lebhaft und anschaulich. Leserinnen und Leser erwartet deshalb ein Lesevergnügen, das nicht zuletzt die eigene Lust wieder weckt, achtsamer hinzuschauen, genauer hinzuhören.

Kurt Marti

Inhalt

Lut u lysli

We das jede wett

Boumstamm – Stammboum

Hänkersglogge

Fluglärme

Füürwärch

Lied

Merci

Ouge 1

Ouge 2

Ouge 3

Modern u altmodisch

Computer

Abhängig

Webcams

Instant

Last Minute

Grilliere

Stelleninserat

Foto

AKW 1

AKW 2

Schnäll u langsam

Bärgstyger

Superstar

Fitness

Wältrekörd

Jogge

Fuessball

Warte

Lengsemer

Kamel

Gotthardposcht

Unge u obe

VIPs

Milliardäre

Millionärsvilla

Troumjob

Honig

Fritz

Böim

Bundesrät

Tänzere

Grüesse

Hütt u geschter

Quartier

Wurscht

Früecher

Rücksicht

Pilze

Hackfleisch

Brönnimaa

Was bringts?

Relatione

Chutzemischt

Schön u wüescht

Wasserspil

Miss Schwyz

Lache

Klee

Glehmt

WC-Rolle

Aprikose

Ghüder

Zahnarzt

Hänkersmahlzyt

Frömd u vertrout

Velotour

Theater

Alkoholiker

Limone-Cioccolata

Nachbere

Farbtupfer

www.follow-me

Hüratsaazeige

Grössi

Gwohnheite

Hie u dert

Wältwanderig

Uno

Aacho

Busfahrt

Lischetti-Wäg

Seminar

Tsunami

Nurfa 1

Nurfa 2

Nurfa 3

Starch u schwach

Sprayereie

Spitzeleischtig

Früe

Dörfe u chönne

Altersrabatt

Gsundheit

Rucksack

Pullover

Gwunger

Seniorereis

Natürlech u unnatürlech

Sunnenufgang

Davidia

Chuehorn

Mäders

Wasser

Lungeflächte

Aagsteckt

Ferie

Strand

Spure

Lut u lysli

We das jede wett

We das jede wett – wo chäme mer o häre?

Das isch so ne gäbige Begriff, für unverbindlech z säge, dass eim das, wo di angere mache, nid gfallt – wül: Wo chäme mer de äbe o häre, we das jede wett? We jede uf ds Matterhorn ufe wett oder am glyche Strand wett Badeferie mache? We jede wett der Chef sy? We jede überall grad das miech, was ihm würd passe? Ohni druf z achte, dass är angeri dermit chönnt störe, enttüüsche, fruschtriere oder irritiere.

«We das jede wett» isch mängisch vilech o nen Usdruck vo Nyd: We me merkt, dass eim das, wo di angere da mache, vilech es Nummero z gross isch oder z lut oder z dominant – oder chli z guet: oder ämu besser, als mes sälber chönnt – we me wett.

Nume: Eigetlech ischs überflüssig, we mes seit. Es isch nämlech nie so, dass es jede wett. Es wären also o keni Folge z befürchte. U drum wär o der zwöit Satz unnötig: d Frag «Wo chäme mer o häre?». Mir chieme niene häre – wül nie jede grad derthäre wett.

Aber abgseh dervo: Es gäb ja o Sache, wos toll wär, wes alli wette.

U wes de tatsächlech einisch jede wett: Was mi de wunger nähm – wo me dermit de würklech häre chäm?

Boumstamm – Stammboum

Dihr kennet das Spil sicher o – das Zämesetzspil mit Wörter: Das, wo me der zwöit Teil vom Wort übernimmt u druus es nöis macht – so, dass der zwöit Teil vom alte zum erschte Teil vom nöie Wort wird.

So, dass zum Byspil us em Wort «Morgesunne» i dreine Schritte ds Wort Gfächtspouse wird: Morgesunne – Sunneschyn – Schyngfächt – Gfächtspouse.

Oder dass zum Byspil i acht Schritt us em Wort Buschbrand ds Wort Schirmständer wird: Buschbrand – Brandaaschlag – Aaschlagbrätt – Brättspil – Spilcharte – Charteständer – Ständerlampe – Lampeschirm – Schirmständer.

U de chas natürlech vorcho, dass sech das Spili plötzlech im Kreis drääit: Dass us em Schirmständer gäng wider e Ständerlampe u us der Ständerlampe gäng wider e Schirmständer wird: Ständerlampe – Lampeschirm – Schirmständer – Ständerlampe – Lampeschirm – Schirmständer und so wyter.

So ischs letschthin emne Vatter mit sym Suhn ggange, wo si zäme – im Zugsabteil näbe mir – das Wortspili gspilt hei. Irgendwie sy si uf Boumstamm cho. U de ischs passiert: Us Boumstamm isch Stammboum worde, us Stammboum wider Boumstamm, us Boumstamm wider Stammboum und so wyter.

Die zwee sy hartnäckig bblibe. Im Chlyne hei si düregspilt, was angeri im Grosse hüüffig o dürespile: Politiker zum Byspil, wo uf Gwalt vor angere Syte gäng u gäng wider mit Gwalt reagiere, wos nid fertig bringe, druususe z cho, en angeri Sprach z rede, nöiji Wörter z finge.

I has denn nümm mitübercho, im Zug, aber i bi überzügt: Dä Vatter u sy Suhn sy ganz bestimmt wytercho – irgendeinisch isch us em Boumstamm vilech e Stammbeiz worde oder us em Stammboum e Boumchrone.

U sider, wär weis, hei si vilech o heikli Begriffe wi Chriegsspil fridlech gmeischteret: Chriegsspil – Spilzüüg – Züghuus – Husfride – Fridensschluss.

So eifach wärs – me müesst nume bereit sy, uf Stammboum nid stur gäng Boumstamm u uf Boumstamm gäng Stammboum z säge.

Hänkersglogge

Sit es paar Jahr lütet am Aabe am sibni z Bärn nümm d Bättglogge der Aaben y, sondern d Armsünderglogge oder d Hänkersglogge.

Es het chuum öpper öppis gmerkt, dass vom Münschter obenabe plötzlech ganz angeri Gloggetön z ghöre sy. We nid der alt Turmwart druf ufmerksam gmacht u Kritik güebt hätt – wär weis: Vilech hätts z Bärn bis itz no niemer gmerkt. Wär das so schlimm?

Ja u nei.

Nei – wüls ja würklech kes wältbewegends Problem isch, weli Glogge wo, wenn u wie lüte.

Ja – wüls mit der Armsünderglogge oder Hänkersglogge halt doch e gwüssi Bewandtnis het: Die Glogge het vorhär nämlech nie alei glütet – sit fasch 150 Jahr nid, sit z Bärn di letschte Mönsche si hiigrichtet worde. Im Ganze het die Hänkersglogge 65 Mal glütet, zwüsche 1735 u 1861 – immer denn, we me en arme Sünder, wo zum Tod isch verurteilt gsi, unger ir Stadt hiigrichtet het.

Da dra het der alt Münschterturmwart wölle erinnere. U är isch der Meinig gsi, me chönn nid eifach wi we nüt wär so ne Glogge wider la lüte – jeden Aabe, früschfröhlech.

Und är het vil erreicht. Zum Byspil, dass me sech wider dra erinneret het, dass no vor gar nid so langer Zyt bi üüs Mönsche sy gchöpft u ghänkt worde. Är het o erreicht, dass es paar Bärner Grichtspresidänte us pärsönlechem Inträsse die Hänkersglogge sy ga aaluege – u sech über das strube Kapitu vor Bärner Justizgschicht hei la informiere.

U är het schliesslech o erreicht, dass o i itz besser härelose, wen irgendwo e Glogge lütet – u dass es mi immer meh dünkt:

O ne Glogge, wo schwygt statt lütet, cha öppis bedüte u bewege. So, wi me mit Schwyge mängisch äbeso vil cha säge wi mit Rede.

Fluglärme

Letschthin han i d Schlagzyle gläse: «Günstiger Mietzins dank Fluglärm.»

Schön. Gottseidank gits also Fluglärme, süsch chäm me ja nid i Gnuss vo däm günschtige Mietzins.

«Dank Fluglärm» hets gheisse – nid öppe «wäg» Fluglärme oder «als positivi Folg oder Uswürkig vom negative» Fluglärme – nei: Dank em Fluglärme.

Nächschtens list me de vilech o: Me wärd de bim Bade u Sünnele schnäller schön rotbruun – dank em Ozonloch u der ungfilterete Sunnenystrahlig. Oder: D Unfallchirurge heige en erfröilech gueti Wintersaison gha – dank meh u schwärere Ski- u Snowboard-Unfäll.

Oder: Gly müess me gar nümm ga skifahre oder snowboarde, me chönn de grad diräkt mit em Outo zu de Cüpli-Bare fahre – dank der Erwermig vom Klima, wos de nümm so läschtig wyt löi la abeschneie.

Oder: Ir Schwyz gäbs erfröilecherwys immer meh Millionäre – dank däms o immer meh angeri gäb, wo z weni zum Läbe verdiene.

Schöni Ussichten also: Dank der Ärderwermig, dank de Skiunfäll, dank em Ozonloch, dank dene, wo weni verdiene, dank em Fluglärme cha me profitiere – ämu denn, we eim ke Widerspruch cha irritiere.

Füürwärch

D Freiheit vom einte, seit me, hört dert uuf, wo d Freiheit vom angeren aafat. Oder angers gseit: Es isch erloubt, solangs der Nachbar nid stört.

So heis zum Byspil üsi nördleche Nachbere jahrelang toleriert, dass der «Unique Airport» Züri-Klote vor allem über Süddütschland aagflogen isch worde – bis si itz verlange, dass e Teil vom Lärme o angerne zuegmuetet wird.

Lärmen isch aber nid eifach Lärme. Es git Lärme, wo nid ganz z vermyden isch: Zum Byspil äbe der Verchehrslärme. Üses Läbe hanget diräkt dermit zäme, dass Flugzüüg flüge, dass d Ysebahn u ne gwüssi Aazahl Outo fahre.

Bi angerem Lärme ischs angers: Bi däm, wo numen Einzelni drann Fröid hei, angeri aber gnötiget wärde, ne z ertrage. Letschthin han i am ne späte Samschtigaabe (weder am 1. Ouguscht no am ne Seenachtsfescht oder so) grad zwöi Füürwärch dörfe miterläbe: ke Ahnig für was, us welem Aalass, zum Vergnüege vo wäm. Vilech ischs für ne Füfzigschte gsi, a re Party oder süsch am ne Fescht. Es het gchlepft u zischt, knallt u gfüüret, dass es e Fröid isch gsi: e Fröid für die, wo gwüsst hei, für was.

Angeri sy vilech aber erchlüpft, erwachet. Eltere vo chlyne Ching hei sech ufgregt über die, wo zmittst ir Nacht mit settigne Knalleffekte irgendöppis fyre – wo meine, si müessi ihri privati Fröid so lut und explosiv zelebriere.

Lied

We men öpperem für öppis merci seit – un es ghört sech ja immer wider, für öppis merci z säge –, de cha me das uf verschideni Arte mache.

Me cha eifach merci säge oder danke – churz u bündig.

Me cha eim e Brief oder e Charte schrybe.

Me cha telefoniere, maile oder SMSle.

Me cha eim umarme – oder es Müntschi gäh.

Me cha eim Praliné schänke.

Oder e Bluemestruuss.

Oder e Fläsche Wy.

Oder es Buech.

Oder Honig, Güetsi, sälber gmachti Confi oder schön ypackte Tee.

Oder me cha eim säge: Itz wei mer de ändlech einisch zäme es Ggaffee ga trinke.

Aber letschthin het mer öpper uf ne ganz spezielli Art für öppis merci gseit – e jungi Frou. Si isch ufgstange (es isch im ne Café gsi) u het es Lied gsunge. Lut, klar, rein – wunderschön, äxtra für mi, für mer merci z säge. U nid öppe nume di erschti Strophe, sondern öppe drei Strophe.

Un ig? I ha nid rächt gwüsst, win i söll druf reagiere: Es het mi grüert u glychzytig o verläge gmacht. I ha nume halb zueglost, umegluegt – gluegt, wi di angere Lüt ächt reagiere. Es isch ja nid alltäglech, dass e jungi Frou ufsteit u eim es Lied singt – eifach so, als Dank. Vor allne Lüt. Ersch speter han i mi würklech drüber chönne fröie. Itz miechs mi äuä nümm so verläge.

Und uf däm Wäg wett i hie dere Frou für ihri schöni, ungwöhnlechi, verblüffendi u muetegi Art, merci z säge – merci säge.

Merci

We eim öpper es Lied singt, für eim für öppis merci z säge, de isch das ganz speziell.

Vil wichtiger aber, als öpperem uf ne müglechscht spezielli Art z danke, isch natürlech, überhoupt z danke. Mängisch han i ds Gfüel, dass ds Danke, ds Mercisäge, chli us der Mode cho isch – dass me eifach nimmt u geit.

I finges zum Byspil guet, we d Chünigin Elisabeth zu ihrem runde Thronjubiläum ihrne Untertane usdrücklech einisch für d Unterstützig u d Loyalität danket – ohni Volk gäbs ja ke Chünigin.

I finges guet, we me zwüschyne mal allne Freiwillige danket, wo taguus, tagy i de verschidenschte Sparte tätig sy – i soziale Bereiche, ir Kultur, im Sport, im Vereinsläbe, ir Arbeit mit Jugendleche oder mit alte Lüt. Wül: Ohni Freiwillegi gängs nid.

I finges ufmerksam, we öpper o mal öffentlech – im ne Läserbrief oder so – für öppis danket: Wen er zum Byspil im ne Spital bsungers ufmerksam isch betröit worde oder wen ihm öpper us ere schwirige Situation useghulfe het. Oder wen er zum Byspil den SBB für ihri Zueverlässigkeit wott danke. Und so wyter.

Wül: Öffentlech usgsprochene Dank erinneret eim dra, dass me sy eigeti Dankbarkeit vilech o chli meh chönnt zeige.

Ir Chloschterchilche z Müstair gits e Wand, wo d Bsuecher ihri Wünsch u ihre Dank chöi uf Zedle schrybe u ufhänke.

Dert han i zum Byspil gläse: «Bitte hilf, dass üse Suhn wider ganz gsung wird.»

Oder: «Danke, dass mer vo üser Reis gsund heicho sy.»

Öpper het gschribe: «I danke derfür, dass i no gäng unabhängig u sälbschtbestimmt cha sy.»

U öpper het eifach gross häregschribe: «Danke!»

U i bi sicher, dass o ig hütt öpperem begägne, won ihm scho lang für öppis ha wöue (oder hätt söue) merci säge.

Ouge 1

Letschthin isch mer öppis i ds Oug gfloge. I ha lang drinn gribe, es het mi bbisse. Nächhär hets o no tränet u wider bbisse – u i has läschtig gfunge, immer wider müesse drinn z rybe, obschon i ja gwüsst ha, dass genau das wahrschynlech ds Dümmschten isch gsi, won i ha chönne mache.

Uf all Fäll hets mi no e Morge lang gstört – ersch naadisnaa han i ds Bysse im Oug wider vergässe – u da dermit han i o ds Oug vergässe. Es isch wider sälbverständlech gsi, dass i ganz normal gseh.

E blindi Frou het mer einisch verzellt, si syg früecher en usgsprochene Ougemönsch gsi – bevor si als 16-jährigs Meitschi erblindet isch. Si mög sech zum Byspil no guet a ds Blau vom Gauloise-Bleu-Zigarettepäckli bsinne; si wüss no, wi ne Boum usgseht oder d Farbe – Rot, Blau, Gälb oder Grüen.

Nach ihrem Erblinde heig si lang gha, bis si dermit syg z Schlag cho. Ersch mit der Zyt syge di angere Sinne für si äbeso wichtig worde wi ds Gseh – ds Ghöre, ds Ertaschte, ds Schmöcke, ds Gspüre. Hütt gsei si als Blindi uf nen Art meh, als si früecher als Sehendi gseh heig.

Und: We si hütt no chönnt gseh, het si gseit, de müesst si (we si öppis würklech voll wett gniesse) wahrschynlech zwüschyne es Momäntli d Ouge zuetue.

So gseh ischs o bi mir vilech gar nid so schlächt gsi, dass mer letschthin äben öppis i ds Oug gflogen isch.

Wül i d Ouge wäg däm Bysse immer wider ha müesse zueha, hets mer se wider einisch richtig ufta.

Ouge 2

Di blindi Frou het mer Ydruck gmacht: Früecher, bevor si erblindet isch, isch si en usgsprochene Ougemönsch gsi. Si weis no, wi ne Boum usgseht. Oder d Farbe – Rot, Blau, Gälb oder Grüen.

Vo Bruef isch si Fürsprächere.

Si geit vil i Chino, für ga Filme «z lose», wi si verzellt het.

Si geit gärn ga reise: Si chönn d Umgäbig ja o lose u schmöcke.

U si geit zum Byspil o vil i Kunschtusstelige. Dert lat si sech vo Sehende Bilder la verzelle, lat sech der Arm la füere, für gwüssi Forme z erfasse. U di Bilder, wo da für si entstöh, tüeg si de mit ihrne eigete Farbe u Emotione usmale.

Si bruuchi Bilder um sech ume. Ohni Bilder chäms ere läär vor.

Denn, wo si erblindet isch, heig si nid akzeptiert, dass Tröim i ihrem Läbe ke Platz meh sölle ha. Oder dass itz äbe plötzlech keni Bilder meh sölle da sy.

Bilder wi die im Kunschtmuseum oder deheim ir Wonig – Bilder, wo si i Gedanke de Forme nachefahrt u wo si mit ihrne eigete Emotione usmalt. Für si sy Bilder so presänt, wül si nid sälbverständlech sy. Wül si se bewusst mues aaluege – we si se wott gseh.

Bi mir, han i mängisch ds Gfüel, isch z vil sälbverständlech – wüls eifach da isch. Aber: Was eifach da isch, isch plötzlech gar nümm richtig da.