Du bist mein fels - Dane Ortlund - E-Book

Du bist mein fels E-Book

Dane Ortlund

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Beschreibung

Die Psalmen erzählen von Gottes Größe und Fürsorge. Sie drücken die Gefühle und Erfahrungen des menschlichen Herzens aus und zeigen, wie man sich jederzeit an Gott wenden kann. »Du bist mein Fels« von Bestsellerautor Dane Ortlund ermutigt den Leser mit kurzen Andachten zum Nachdenken und Beten über jeden einzelnen Psalm. Es enthält zudem den Bibeltext der Psalmen und eine hilfreiche Einführung.

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Seitenzahl: 410

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über dnb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

Titel des englischen Originals

In the Lord I Take Refuge: 150 Daily Devotions through the Psalms

© 2021 by Crossway

Published by Crossway

a publishing ministry of Good News Publishers

Wheaton, Illinois 60187, U.S.A.

This edition published by arrangement with Crossway.

All rights reserved.

Übersetzung

Florian Gostner

Lektorat

Viktoria Schiller

Buchgestaltung

Karin Rekowski

Wenn nicht anders angegeben,wurde folgende Bibelübersetzung verwendet

Satz

Satz & Medien Wieser

Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Druck und Bindung

Finidr

© 2024Verbum Medien gGmbH

Bad Oeynhausen

verbum-medien.de

[email protected]

1. Auflage 2024

Best.-Nr. 8652 115

ISBN 978-3-98665-115-2

E-Book 978-3-98665-116-9

DOI 10.54291/q464495683

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Dane Ortlund

Du bist mein Fels

In 150 Andachtendurch die Psalmen

Inhalt

Einleitung

Erstes Buch

Psalm 1

Psalm 2

Psalm 3

Psalm 4

Psalm 5

Psalm 6

Psalm 7

Psalm 8

Psalm 9

Psalm 10

Psalm 11

Psalm 12

Psalm 13

Psalm 14

Psalm 15

Psalm 16

Psalm 17

Psalm 18

Psalm 19

Psalm 20

Psalm 21

Psalm 22

Psalm 23

Psalm 24

Psalm 25

Psalm 26

Psalm 27

Psalm 28

Psalm 29

Psalm 30

Psalm 31

Psalm 32

Psalm 33

Psalm 34

Psalm 35

Psalm 36

Psalm 37

Psalm 38

Psalm 39

Psalm 40

Psalm 41

Zweites Buch

Psalm 42

Psalm 43

Psalm 44

Psalm 45

Psalm 46

Psalm 47

Psalm 48

Psalm 49

Psalm 50

Psalm 51

Psalm 52

Psalm 53

Psalm 54

Psalm 55

Psalm 56

Psalm 57

Psalm 58

Psalm 59

Psalm 60

Psalm 61

Psalm 62

Psalm 63

Psalm 64

Psalm 65

Psalm 66

Psalm 67

Psalm 68

Psalm 69

Psalm 70

Psalm 71

Psalm 72

Drittes Buch

Psalm 73

Psalm 74

Psalm 75

Psalm 76

Psalm 77

Psalm 78

Psalm 79

Psalm 80

Psalm 81

Psalm 82

Psalm 83

Psalm 84

Psalm 85

Psalm 86

Psalm 87

Psalm 88

Psalm 89

Viertes Buch

Psalm 90

Psalm 91

Psalm 92

Psalm 93

Psalm 94

Psalm 95

Psalm 96

Psalm 97

Psalm 98

Psalm 99

Psalm 100

Psalm 101

Psalm 102

Psalm 103

Psalm 104

Psalm 105

Psalm 106

Fünftes Buch

Psalm 107

Psalm 108

Psalm 109

Psalm 110

Psalm 111

Psalm 112

Psalm 113

Psalm 114

Psalm 115

Psalm 116

Psalm 117

Psalm 118

Psalm 119

Psalm 120

Psalm 121

Psalm 122

Psalm 123

Psalm 124

Psalm 125

Psalm 126

Psalm 127

Psalm 128

Psalm 129

Psalm 130

Psalm 131

Psalm 132

Psalm 133

Psalm 134

Psalm 135

Psalm 136

Psalm 137

Psalm 138

Psalm 139

Psalm 140

Psalm 141

Psalm 142

Psalm 143

Psalm 144

Psalm 145

Psalm 146

Psalm 147

Psalm 148

Psalm 149

Psalm 150

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Psalmen sind anders als jeder andere Teil der Heiligen Schrift. Sie sind das einzige Buch der Bibel, das an Gott geschrieben wurde. Die Schrift lehrt uns an vielen Stellen, wie wir beten sollen. Jesus gab uns das Vaterunser (vgl. Mt 6,5–15). Paulus fordert uns auf, »ohne Unterlass« zu beten (1 Thess 5,17). Die Psalmen jedoch sind Gebete.

So eignen sich die Psalmen in einzigartiger Weise, unsere Gemeinschaft mit Gott zu stärken. Die Psalmen geben unseren Herzen eine Stimme. Die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle findet hier ihren konkreten Ausdruck. Wir erhalten Worte, um uns mit Dank und Lob an Gott zu wenden, aber auch mit unseren Gefühlen der Entmutigung, Verzweiflung oder überwältigender Schuld aufgrund unserer Sünde.

Durch all das hindurch sehen wir, wie der Erlöser durch die Psalmen schreitet. Er ist derjenige, der all das verkörpert und erfüllt, was wir in diesem Buch vorfinden. Er gibt uns den höchsten Grund, Gott zu danken und zu loben (vgl. Ps 107,1). Er ist derjenige, der wahre Trostlosigkeit und Verzweiflung erlebte und die Trennung von Gott ertrug, damit sein Volk niemals von ihm getrennt wird (vgl. Ps 22,2–3). Jesus wäscht uns durch sein Sühnewerk rein und versichert uns, dass er alle Schuld unserer Sünde weggewischt hat.

Diese tiefgreifenden und kostbaren Wahrheiten haben zur Entstehung von Du bist mein Fels geführt. Der Zweck dieses Buches ist es, die Beziehung zu Gott inmitten all der Höhen und Tiefen des täglichen Lebens in dieser gefallenen Welt zu pflegen. Der Inhalt der Andachten soll die Gemeinschaft mit Gott durch die Worte der Psalmen erleichtern. Die Andachten sollen daher nicht die tiefe Beschäftigung mit den Psalmen ersetzen, sondern dem Leser helfen, tief in dieses Buch der Bibel einzutauchen – und damit tief in die Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott. Ob man dieses Buch nun kontinuierlich Tag für Tag durchliest oder es weniger programmatisch aufschlägt, die Andachten werden den Blick des Lesers immer wieder auf die Worte der Psalmen selbst lenken und zum Nachdenken und Beten anregen.

Mögest du durch dieses Buch Trost und Ermutigung, Zuversicht und Gnade und sogar den Erlöser selbst finden, während du über Gott und seine Gegenwart in deinem Leben nachdenkst.

Erstes Buch

Psalm 1

1 Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen /

noch tritt auf den Weg der Sünder

noch sitzt, wo die Spötter sitzen,

2 sondern hat Lust am Gesetz des Herrn

und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!

3 Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, /

der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht.

Und was er macht, das gerät wohl.

4 Aber so sind die Gottlosen nicht,

sondern wie Spreu, die der Wind verstreut.

5 Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht

noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.

6 Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten,

aber der Gottlosen Weg vergeht.

Der erste Psalm dient als Einstieg in das Buch der Psalmen und betont, dass diejenigen, die Gott wirklich anbeten wollen, sein Gesetz beherzigen müssen – die Unterweisungen seines Bundes, die auf seiner erlösenden Gnade beruhen. Dieser Psalm greift Themen auf, die in der gesamten Weisheitsliteratur der Bibel zu finden sind, und macht sie zum Inhalt eines Liedes. Wenn wir diesen Psalm mit Freude singen, werden seine Werte zu den unseren und wir werden verändert.

Mit einem starken Kontrast erinnert uns Psalm 1 daran, dass es letztlich nur zwei Lebenswege gibt. Was auch immer sonst in unserem Leben geschieht, die entscheidende Frage lautet: Welchen der beiden Wege in diesem Psalm werden wir einschlagen? Unter der nicht enden wollenden Liste von Aufgaben, die um unsere Aufmerksamkeit buhlen, liegt die grundsätzliche Entscheidung, ob wir uns von Gott oder von Gottlosen leiten und beeinflussen lassen. Werden wir auf die Stimme des Lebens oder auf die Stimmen des Todes hören? Werden wir Gottes lebensspendende Unterweisung einatmen und tiefe Wurzeln schlagen (V. 3), oder werden wir die leere Unterweisung derer einatmen, die im Gericht nicht bestehen (V. 5)? Werden die Prüfungen, die in unserem Leben noch auf uns zukommen, uns als tief verwurzelte Bäume erweisen, die nicht umgestoßen werden können, oder wird sich durch sie zeigen, dass wir Spreu sind, die vom kleinsten Windhauch weggeweht wird?

Glücklicherweise geht es in diesem Psalm und seinen beiden Lebenswegen nicht um die Wahl zwischen stoischem Gehorsam und fröhlichem Ungehorsam. Die ersten Worte des Psalms (»Wohl dem …«) machen deutlich, dass wahres, beständiges Glück – was die Bibel »Glückseligkeit« nennt – in Gott und seinem Wort zu finden ist. Vers 2 bekräftigt, er »hat Lust am Gesetz des Herrn«. Nichts ist vergleichbar mit der Glückseligkeit – der Fruchtbarkeit, dem Aufblühen, dem Gedeihen, der Freude – eines Lebens, das vom Wort Gottes durchdrungen ist.

Wandle mit Gott. Nimm sein Wort in dich auf. Nimm sein Joch auf dich (vgl. Mt 11,29) und du wirst wahrhaftig glücklich sein und gesegnet mit einer Freude, die in allen Prüfungen besteht.

Psalm 2

1 Warum toben die Völker

und murren die Nationen so vergeblich?

2 Die Könige der Erde lehnen sich auf, /

und die Herren halten Rat miteinander

wider den Herrn und seinen Gesalbten:

3 »Lasset uns zerreißen ihre Bande

und von uns werfen ihre Stricke!«

4 Aber der im Himmel wohnt, lachet ihrer,

und der Herr spottet ihrer.

5 Einst wird er mit ihnen reden in seinem Zorn,

und mit seinem Grimm wird er sie schrecken:

6 »Ich aber habe meinen König eingesetzt

auf meinem heiligen Berg Zion.«

7 Kundtun will ich den Ratschluss des Herrn. Er hat zu mir gesagt:

»Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.

8 Bitte mich, so will ich dir Völker zum Erbe geben

und der Welt Enden zum Eigentum.

9 Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen,

wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen.«

10 So seid nun verständig, ihr Könige,

und lasst euch warnen, ihr Richter auf Erden!

11 Dienet dem Herrn mit Furcht

und freut euch mit Zittern.

12 Küsst den Sohn, dass er nicht zürne

und ihr umkommt auf dem Wege;

denn sein Zorn wird bald entbrennen.

Wohl allen, die auf ihn trauen!

Wenn wir als Volk Gottes Psalm 2 singen, erinnern wir uns daran, wie Gott David und seine Nachkommen zu Königen gemacht hat, die Gottes Absichten der Erlösung in der Welt verwirklichen sollten. Angesichts des überwältigenden Widerstandes jubelt dieser Psalm über die Verheißungen, die dem davidischen König bei seiner Krönung gegeben wurden. Mit seiner Aussicht auf eine weltweite Herrschaft des Hauses David blickt dieser Psalm auch in die Zukunft, in der Davids ultimativer Thronfolger, der Messias, diese Prophezeiung erfüllen wird.

Mit dem Kommen des Messias erhält die triumphale Darstellung des davidischen Throns in diesem Psalm eine noch größere Bedeutung und findet ihre endgültige Erfüllung. Die Gläubigen heute sind die Erben dieses Psalms, und seine Verheißungen stützen sich auf die weltweite Kirche, die im Glauben an den wahren und letzten davidischen Thronfolger lebt: Jesus. Diejenigen, die bei ihm Zuflucht suchen, haben den einzig wirklich sicheren Ort in dieser gefallenen Welt gefunden. Alle, die sich Gott und seiner Herrschaft hartnäckig widersetzen, werden schließlich abgewiesen und zu Recht vernichtet werden, seien es auch »Richter auf Erden« (V. 10).

Egal, wie unsere Umstände es aussehen lassen wollen, Jesus selbst, der größte Sohn Davids, ist als Herrscher der Welt eingesetzt. Eines Tages wird er seine Herrschaft für jeden offenbar werden lassen und in vollkommener Gerechtigkeit herrschen. Für den Augenblick können wir in der frohen Gewissheit leben, dass wir in Jesus die gegenwärtige Vergänglichkeit eines Tages für immer hinter uns lassen werden. Jede Ungerechtigkeit in unserem Leben wird ausgeräumt werden.

Nur Mut! Wir stehen auf der richtigen Seite.

Psalm 3

1Ein Psalm Davids, als er vor seinem Sohn Absalom floh.

2 Ach, Herr, wie sind meiner Feinde so viel

und erheben sich so viele wider mich!

3 Viele sagen von mir:

Er hat keine Hilfe bei Gott. Sela.

4 Aber du, Herr, bist der Schild für mich,

du bist meine Ehre und hebst mein Haupt empor.

5 Ich rufe mit meiner Stimme zum Herrn,

so erhört er mich von seinem heiligen Berge. Sela.

6 Ich liege und schlafe und erwache;

denn der Herr hält mich.

7 Ich fürchte mich nicht vor vielen Tausenden,

die sich ringsum wider mich legen.

8 Auf, Herr, und hilf mir, mein Gott! /

Denn du schlägst alle meine Feinde auf die Backe

und zerschmetterst der Frevler Zähne.

9 Bei dem Herrn findet man Hilfe.

Dein Segen komme über dein Volk! Sela.

Dies ist der erste Psalm mit einem Titel. David schrieb dieses Gebet als Reaktion auf die herzzerreißende Erfahrung, von seinem eigenen Sohn Absalom brutal verfolgt zu werden (V. 1, vgl. 2 Sam 15–16). Wir sehen in diesem Psalm, wie ein Mann Gottes echten Glauben inmitten widriger Umstände vorlebt. Wie muss es gewesen sein, von seinem eigenen Kind mörderisch gejagt zu werden?

David fühlte sich von der schieren Masse des Widerstandes völlig überwältigt: »Ach, Herr, wie sind meiner Feinde so viel und erheben sich so viele wider mich!« (V. 2); er berichtet von »vielen Tausenden, die sich ringsum wider mich legen« (V. 7).

David hofft jedoch nicht auf die Kraft, die er aus seinem Inneren schöpft. Was ihn stärkt, ist kein selbst erzeugter Optimismus. David weiß, dass irdische Hilfe wertlos ist, wenn die Flutwellen des Lebens uns zu überwältigen und zu ertränken drohen. Stattdessen blickt er auf Gott: »Aber du, Herr, bist der Schild für mich« (V. 4). Das ist die Haltung des Glaubens. Nur so kann Davids innere Unruhe abklingen, sodass er wieder ruhig schlafen kann (V. 6). Unser uneingeschränktes Vertrauen in Gott ist der Kanal, durch den die Befreiung und die Kraft Gottes fließen kann.

Was droht dich heute zu überwältigen? Wir haben eine noch größere Quelle der Ruhe als David damals, denn es gibt einen, der die Feinde Gottes nicht auf die Wange schlug (V. 8), sondern sich selbst auf die Wange schlagen ließ. Er erlebte sogar die ultimative Ablehnung, als er an ein römisches Kreuz genagelt wurde. Jesus ließ sich wahrlich von seinen Feinden überwältigen. Das hat zur Folge, dass Gläubige darauf vertrauen können, dass jede erdrückende Erfahrung, mit der sie konfrontiert werden, von einem liebenden Vater kommt und dazu dient, ihnen zu helfen.

Psalm 4

1Ein Psalm Davids, vorzusingen, beim Saitenspiel.

2 Erhöre mich, wenn ich rufe,

Gott meiner Gerechtigkeit,

der du mich tröstest in Angst;

sei mir gnädig und erhöre mein Gebet!

3 Ihr Herren, wie lange soll meine Ehre geschändet werden?

Wie habt ihr das Eitle so lieb und die Lüge so gern! Sela.

4 Erkennet doch, dass der Herr seine Heiligen wunderbar führt;

der Herr hört, wenn ich ihn anrufe.

5 Zürnet ihr, so sündiget nicht;

redet in eurem Herzen auf eurem Lager und seid stille. Sela.

6 Opfert, was recht ist,

und hoffet auf den Herrn.

7 Viele sagen: »Wer wird uns Gutes sehen lassen?«

Herr, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes!

8 Du erfreust mein Herz

mehr als zur Zeit, da es Korn und Wein gibt in Fülle.

9 Ich liege und schlafe ganz mit Frieden;

denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.

Dieser Psalm drückt stilles Vertrauen inmitten beunruhigender Umstände aus und verbindet die beiden Psalmkategorien der Klage und der Zuversicht. Viele halten diesen Psalm für ein Pendant zu Psalm 3, denn 4,9 scheint ein Echo von 3,6 zu sein. Vielleicht waren die beiden Psalmen dazu gedacht, am Anfang und am Ende eines einzigen Tages gelesen zu werden, wie es auch die Überschriften der Luther-Übersetzung nahelegen: »Morgenlied in böser Zeit« über Psalm 3 bzw. »Ein Abendgebet« über Psalm 4.

Psalm 4 greift das Gefühl der Überwältigung auf, das im vorhergehenden Psalm zum Ausdruck kommt. David ist nun jedoch nicht nur wegen der überwältigenden Widerstände in Angst und Schrecken versetzt, sondern auch wegen der Verleumdung und des Spottes seiner Feinde. Es ist nicht nur der Schmerz der Angst, sondern auch der Beschämung (V. 3).

David beschreibt damit den Kampf, der in unserem Herzen tobt, wenn wir uns abends schlafen legen. Auf der einen Seite türmen sich all die lautstarken Anschuldigungen, Missverständnisse und schmerzhaften Worte des Tages – verursacht von Menschen in unserem Leben, von dämonischen Angriffen oder von unserem eigenen gefallenen Verstand. Auf der anderen Seite steht der Herr. Beide winken uns herbei. Beide laden uns ein, zuzuhören. In der Dunkelheit dieses Augenblicks trifft David eine Entscheidung: Er wird auf den Herrn vertrauen (V. 6). Das Ergebnis? Eine Freude, die kein Wohlstand ihm jemals bieten könnte (V. 8); ein Friede, der für einen erholsamen Schlaf sorgt (V. 9).

Vertraue auf den Herrn. Du gehörst zu ihm und er leitet dich auf wunderbare Weise (V. 4). Du bist mit seinem Sohn vereint und die Leiden dieser Zeit können deine zukünftige Herrlichkeit und Freude nur vergrößern (vgl. Röm 8,18; 2 Kor 4,16–18). Heute Abend kannst du in Ruhe zu Bett gehen, denn du könntest nicht besser beschützt sein.

Psalm 5

1Ein Psalm Davids, vorzusingen, zum Flötenspiel.

2Herr, höre meine Worte,

merke auf mein Seufzen!

3 Vernimm mein Schreien, mein König und mein Gott;

denn ich will zu dir beten.

4Herr, frühe wollest du meine Stimme hören,

frühe will ich mich zu dir wenden und aufmerken.

5 Denn du bist nicht ein Gott, dem Frevel gefällt;

wer böse ist, bleibt nicht vor dir.

6 Die Ruhmredigen bestehen nicht vor deinen Augen;

du bist feind allen Übeltätern.

7 Du vernichtest die Lügner;

dem Herrn sind ein Gräuel die Blutgierigen und Falschen.

8 Ich aber darf in dein Haus gehen durch deine große Güte

und anbeten vor deinem heiligen Tempel in deiner Furcht.

9Herr, leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen;

ebne vor mir deinen Weg!

10 Denn in ihrem Munde ist nichts Verlässliches;

ihr Inneres ist Bosheit.

Ihr Rachen ist ein offenes Grab;

mit ihren Zungen heucheln sie.

11 Sprich sie schuldig, Gott,

dass sie zu Fall kommen durch ihr Vorhaben.

Stoße sie aus um ihrer vielen Übertretungen willen;

denn sie sind widerspenstig gegen dich.

12 Lass sich freuen alle, die auf dich trauen;

ewiglich lass sie rühmen, denn du beschirmest sie.

Fröhlich lass sein in dir,

die deinen Namen lieben!

13 Denn du, Herr, segnest die Gerechten,

du deckest sie mit Gnade wie mit einem Schilde.

Dieser Psalm ist ein weiterer Klagepsalm einer einzelnen Person und das erste Beispiel für einen Psalm, der das Gebet für den Untergang der Feinde enthält. Solchen Psalmen liegen keine belanglosen Ärgernisse oder Beleidigungen zugrunde. Sie sind vielmehr ein Schrei zu Gott um Gerechtigkeit angesichts blutrünstiger und hinterlistiger Verfolger.

Bei Versen wie diesen können wir durch die unverblümte Klarheit der Bibel sehr ermutigt werden. Obwohl sie als religiöses Buch Milliarden von Menschen erreicht, ist die Bibel weder abstrakt noch unnahbar. Auch ist sie nicht losgelöst von den unmittelbaren Gefühlen und Erfahrungen des Lebens in einer gefallenen Welt. Die Heilige Schrift ist konkret, greifbar und in der düsteren Wirklichkeit verwurzelt. David seufzt (V. 2). Angewidert von den betrügerischen Machenschaften der Gottlosen fleht er Gott um Gerechtigkeit an, um Wiedergutmachung des Unrechts und darum, dass ihre Bosheit auf sie selbst zurückfällt (V. 11). Eine solche Sprache – und insbesondere ein solches Gebet – klingt für uns heute falsch, weil unsere moderne Kultur Wert auf Toleranz und Nettigkeit legt. David weiß jedoch, dass es Gottes Charakter und seinen gerechten Absichten für die Welt widersprechen würde, wenn er Unrecht und Böses dulden würde.

Zufrieden damit, die Bestrafung alles Bösen in Gottes Hand zu lassen, richtet David sein Herz auf etwas anderes. Er lässt nicht zu, dass die Gedanken an die Übeltäter in seinem Kopf schwelen, sondern vertraut auf Gott, seine Zuflucht (V. 12–13), der das Richtige tun wird.

Genau das hat Gott getan. Auf dem Höhepunkt der Menschheitsgeschichte hat Gott uns gezeigt, wie konkret und greifbar er zu werden bereit war, um alles Unrecht endgültig wiedergutzumachen. Da er sich weigerte, abstrakt oder unnahbar zu bleiben, wurde die zweite Person der Dreieinigkeit einer von uns. Bis auf die Sünde erlebte er all unsere Schwächen.

Seufzt du heute? Dein Herr und Erlöser weiß, wie sich das anfühlt. Auch er seufzte am Kreuz, damit jedes Seufzen, das du jetzt erlebst, zu deiner endgültigen Stärkung führen kann.

Psalm 6

1Ein Psalm Davids, vorzusingen,

beim Saitenspiel auf acht Saiten.

2 Ach, Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn

und züchtige mich nicht in deinem Grimm!

3Herr, sei mir gnädig, denn ich bin schwach;

heile mich, Herr, denn meine Gebeine sind erschrocken

4 und meine Seele ist sehr erschrocken.

Ach du, Herr, wie lange!

5 Wende dich, Herr, und errette meine Seele,

hilf mir um deiner Güte willen!

6 Denn im Tode gedenkt man deiner nicht;

wer wird dir bei den Toten danken?

7 Ich bin so müde vom Seufzen; /

ich schwemme mein Bett die ganze Nacht

und netze mit meinen Tränen mein Lager.

8 Mein Auge ist trüb geworden vor Gram

und matt, weil meiner Bedränger so viele sind.

9 Weichet von mir, alle Übeltäter;

denn der Herr hört mein Weinen.

10 Der Herr hört mein Flehen;

mein Gebet nimmt der Herr an.

11 Es müssen alle meine Feinde zuschanden werden und sehr erschrecken;

sie müssen weichen und zuschanden werden plötzlich.

David leidet Qualen. Er befindet sich im finsteren Tal. Das Leben erdrückt ihn, offenbar aufgrund zwischenmenschlicher Konflikte (V. 9). Seine Seele ist betrübt und erschüttert (V. 4). Er leidet jedoch auch körperlich: Seine Gebeine sind »erschrocken« (V. 3). Wir können uns vorstellen, wie David allein auf seiner Liege bitterlich weint. Sein Leben ist aus den Fugen geraten. Zu allem Überfluss ist er sich seiner eigenen Sünde und Schuld zutiefst bewusst. Dies geht aus seinen Worten in Vers 2 hervor, in denen er den Herrn bittet, die himmlische Zurechtweisung und Züchtigung zurückzuhalten.

Wohin wendet sich David in einer solchen Notlage? »Der Herr hört mein Flehen; mein Gebet nimmt der Herr an« (V. 10). Inmitten des Sturmes blickt David weder auf die äußeren Umstände noch auf seine eigenen Ressourcen, sondern hinauf zum Herrn der Barmherzigkeit. Statt seinen Schmerz zu betäuben, wendet sich David im Gebet an den, bei dem er die Last seines Herzens wirklich abladen kann.

Wenn wir auf unserem Weg durch diese gefallene Welt in die dunklen Täler des Lebens geraten, haben und brauchen wir eines: Gott. Wir dürfen wissen, dass der Herr immer bei uns ist, der seinen eigenen Sohn in diese Welt mit all ihren Nöten gesandt hat. Er war »voller Schmerzen und Krankheit« (Jes 53,3). Warum? Damit Gott seinen »Zorn« und »Grimm« (Ps 6,2) von uns zurückhalten konnte, obwohl wir sie verdient hätten. Wenn wir unsere Beschwerden und Nöte in Jesu Namen zu Gott bringen, dürfen wir sicher sein: »Der Herr hört mein Flehen; mein Gebet nimmt der Herr an« (V. 10).

Psalm 7

1Ein Klagelied Davids, das er dem Herrn sang

wegen der Worte des Kusch, des Benjaminiters.

2 Auf dich, Herr, mein Gott, traue ich!

Hilf mir von allen meinen Verfolgern und errette mich,

3 dass sie nicht wie Löwen mich packen

und zerreißen, weil kein Retter da ist.

4Herr, mein Gott, hab ich solches getan

und ist Unrecht an meinen Händen,

5 hab ich Böses vergolten denen, die friedlich mit mir lebten,

oder geschädigt, die mir ohne Ursache feind waren,

6 so verfolge mich der Feind und ergreife mich /

und trete mein Leben zu Boden

und lege meine Ehre in den Staub. Sela.

7 Steh auf, Herr, in deinem Zorn,

erhebe dich wider den Grimm meiner Feinde!

Wache auf, mir zu helfen,

der du Gericht verordnet hast,

8 so werden die Völker sich um dich sammeln;

und über ihnen kehre zurück in die Höhe!

9 Der Herr wird richten die Völker.

Schaffe mir Recht, Herr, nach meiner Gerechtigkeit und Unschuld!

10 Lass enden der Gottlosen Bosheit,

den Gerechten aber lass bestehen;

denn du, gerechter Gott,

prüfest Herzen und Nieren.

11 Mein Schild ist bei Gott,

er, der den frommen Herzen hilft.

12 Gott ist ein gerechter Richter

und ein Gott, der täglich strafen kann.

13 Kehrt einer nicht um und wetzt sein Schwert

und spannt seinen Bogen und zielt,

14 so hat er sich selber tödliche Waffen gerüstet

und feurige Pfeile bereitet.

15 Siehe, er hat Böses im Sinn,

mit Unheil ist er schwanger und wird Lüge gebären.

16 Er hat eine Grube gegraben und ausgehöhlt –

und ist in die Grube gefallen, die er gemacht hat.

17 Sein Unheil wird auf seinen Kopf kommen

und sein Frevel auf seinen Scheitel fallen.

18 Ich danke dem Herrn um seiner Gerechtigkeit willen

und will loben den Namen des Herrn, des Allerhöchsten.

Die Gewissheit des zukünftigen Tages des Gerichts soll die Gläubigen nicht in Angst und Schrecken versetzen. Stattdessen soll sie ein Grund für tiefen Trost sein. David ist von einem Mann aus dem Stamm Benjamin verleumdet worden – ein israelitischer Mitbürger hat ihn verbal angegriffen. Vor allem Führungspersönlichkeiten wissen, wie sich das anfühlt, aber sicherlich können alle Gläubigen von Zeiten berichten, in denen sie missverstanden, falsch dargestellt oder auf andere Weise ungerecht behandelt wurden. Wie reagiert David darauf?

Beachte zunächst, wie er nicht reagiert. Er versucht nicht, sich vor Menschen zu rechtfertigen, indem er ihnen erklärt, wie falsch ihre Anschuldigung ist. Stattdessen wendet er sich mit seiner Klage an Gott und bittet um göttliche Rechtfertigung auf Grundlage einer objektiven Einschätzung der Dinge: »Der Herr wird richten die Völker« (V. 9). Befreit von dem Bedürfnis, sich selbst zu verteidigen, legt David das Gericht ganz in die Hände Gottes.

Es mag uns verwundern, dass David bittet, gemäß seiner eigenen Gerechtigkeit gerichtet zu werden (V. 9). Wir müssen jedoch verstehen, dass David in den Psalmen immer wieder deutlich macht, dass seine einzige Hoffnung von Gott freigesprochen zu werden, Gottes Barmherzigkeit ist (»Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit«, Ps 51,3; »vernimm mein Flehen um deiner Treue willen, erhöre mich um deiner Gerechtigkeit willen«, Ps 143,1). David sucht hier schlichtweg nach der Wahrheit. Beachte, dass er in den Versen 4–6 darum bittet, die Konsequenzen zu tragen, falls er tatsächlich im Unrecht ist. David blendet seine eigene Sündhaftigkeit nicht aus, sondern bittet um Wahrheit und Objektivität.

Wirst du derzeit missverstanden? Auch wenn du dir sicher bist, im Recht zu sein, warum lässt du dir nicht Unrecht tun und dich übervorteilen, anstatt dich – wenn auch nur auf subtile Weise – zu verteidigen (vgl. 1 Kor 6,7)? Schließlich war unser Herr Jesus selbst sein ganzes Leben lang im Recht und wurde doch so ungerecht behandelt, wie niemand sonst in der Menschheitsgeschichte. Dennoch tat er »seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird« (Jes 53,7). Warum? Damit wir immer dann, wenn wir tatsächlich im Unrecht sind, gewiss entlastet und wahrhaftig freigesprochen werden können – ungeachtet dessen, was wir eigentlich verdienen. Wenn wir uns auf diese Wahrheit des Evangeliums besinnen, sind wir nun davon befreit, uns verteidigen und rechtfertigen zu müssen.

Psalm 8

1Ein Psalm Davids, vorzusingen, auf der Gittit.

2Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen,

der du zeigst deine Hoheit am Himmel!

3 Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge /

hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen,

dass du vertilgest den Feind und den Rachgierigen.

4 Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk,

den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:

5 was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,

und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?

6 Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott,

mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.

7 Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk,

alles hast du unter seine Füße getan:

8 Schafe und Rinder allzumal,

dazu auch die wilden Tiere,

9 die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer

und alles, was die Meere durchzieht.

10Herr, unser Herrscher,

wie herrlich ist dein Name in allen Landen!

Die Bibel stellt unsere Menschenwürde, die durch den Sündenfall zwar beschädigt, aber nicht verloren ist, wieder her Mit einer Anspielung auf die ersten Kapitel der Bibel, in denen der Mensch als Herrscher über die Schöpfung eingesetzt wird, ruft David uns auf, Gott für die beachtliche Verantwortung zu preisen, die er uns anvertraut hat. Er ist der Gott des Himmels, der die Sterne in ihre Bahnen gelenkt hat. Dennoch hat er den Menschen die Sorge für die Erde anvertraut. Wenn David davon spricht, dass wir »mit Ehre und Herrlichkeit« gekrönt werden (V. 6), meint er damit, dass jeder Mensch im Ebenbild Gottes geschaffen wurde.

Die Verweise auf die »Feinde« und »Rachgierigen« in Davids Lobpreis für Gottes Schöpfung erinnern uns daran, dass der Mensch in Sünde gefallen ist (V. 3; vgl. 1 Mose 3,1–24). Trotz unseres Sündenfalls betrachtet Gott uns weiterhin als Verwalter seiner Schöpfung (Ps 8,6–9; vgl. 1 Mose 1,28–31). Allerdings brauchen wir einen Erlöser, um nicht nur die persönliche Sünde, sondern auch den gefallenen Zustand der Schöpfung zu überwinden (vgl. 1 Mose 3,15.18–19). Indem der Schreiber des Hebräerbriefes diesen Psalm zitiert, stellt er klar, dass Christus, unser Erlöser, die perfekte Verkörperung der in diesem Psalm beschriebenen Menschheit ist (vgl. Hebr 2,6–8).

Der Eine, durch den die Welt geschaffen wurde (vgl. Joh 1,3; Hebr 1,2), kam, um die durch den Sündenfall zerstörte Ebenbildlichkeit wiederherzustellen. Vers 10 dient nicht nur als Schlusswort dieses Psalms, sondern nimmt auch das Ende aller Dinge vorweg. Die Feinde Christi werden unter seine Füße getan und sein Name auf der ganzen Erde verherrlicht (vgl. Eph 1,22).

Psalm 9

1Ein Psalm Davids, vorzusingen,

nach der Weise »Schöne Jugend«.

2 Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen

und erzähle alle deine Wunder.

3 Ich freue mich und bin fröhlich in dir

und lobe deinen Namen, du Allerhöchster,

4 dass meine Feinde zurückweichen mussten;

sie sind gestürzt und umgekommen vor dir.

5 Denn du führst mein Recht und meine Sache,

du sitzest auf dem Thron, ein rechter Richter.

6 Du schiltst die Völker und vernichtest die Frevler;

ihren Namen vertilgst du auf immer und ewig.

7 Der Feind ist vernichtet, zertrümmert für immer,

die Städte hast du zerstört; jedes Gedenken an sie ist vergangen.

8 Der Herr aber thront ewiglich;

er hat seinen Thron bereitet zum Gericht,

9 er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit

und die Völker regieren, wie es recht ist.

10 Der Herr ist des Armen Schutz,

ein Schutz in Zeiten der Not.

11 Darum hoffen auf dich, die deinen Namen kennen;

denn du verlässest nicht, die dich, Herr, suchen.

12 Lobet den Herrn, der zu Zion wohnt;

verkündigt unter den Völkern sein Tun!

13 Denn der nach Blutschuld fragt, gedenkt der Elenden

und vergisst nicht ihr Schreien.

14Herr, sei mir gnädig; /

sieh an mein Elend unter meinen Feinden,

der du mich erhebst aus den Toren des Todes,

15 dass ich erzähle all deinen Ruhm,

in den Toren der Tochter Zion, dass ich fröhlich sei über deine Hilfe.

16 Völker sind versunken in der Grube, die sie gegraben,

ihr Fuß ist gefangen im Netz, das sie gestellt hatten.

17 Der Herr hat sich kundgetan und Gericht gehalten.

Der Frevler ist verstrickt in dem Werk seiner Hände.

Zwischenspiel. Sela.

18 Die Frevler sollen zu den Toten fahren,

alle Völker, die Gott vergessen!

19 Denn er wird den Armen nicht für immer vergessen;

die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewiglich.

20Herr, steh auf, dass nicht Menschen die Oberhand gewinnen;

lass die Völker vor dir gerichtet werden!

21 Lege, Herr, einen Schrecken auf sie,

dass die Völker erkennen, dass sie Menschen sind. Sela.

David schreibt diesen Psalm inmitten internationaler Unruhen und Tumulte. Seine Situation ähnelt unserer im 21. Jahrhundert. Viele Gläubige auf der ganzen Welt leben in einem politisch stabilen Umfeld. Wie auch bei den Gläubigen in Israel zu Davids Zeiten gilt das allerdings nicht für alle. Die Schlagzeilen in den Nachrichten erinnern uns jeden Morgen an die Unruhe in der Welt und an die damit einhergehende Angst. »Der Herr aber thront ewiglich; er hat seinen Thron bereitet zum Gericht, er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit« (V. 8–9). Gott wird inmitten globaler Umwälzungen und weltweiter Unruhen nie überrascht. Er ist nie ratlos oder sucht nach Lösungen. Er regiert. Eines Tages wird alles, was in dieser aufgewühlten Welt geschieht, ans Licht und ins Gericht gebracht werden.

Unsere Aufgabe ist es, ihm zu vertrauen. David nimmt nicht die Haltung hochmütiger Überlegenheit ein, wenn er die Gottlosigkeit der Völker betrachtet. Vielmehr erinnert er sich an seine eigene Bedürftigkeit: »Herr, sei mir gnädig« (V. 14). David hat Gottes Hilfe nicht verdient, sondern Gott ist vielmehr »gnädig«. David lenkt seinen und unseren Blick von der Beschränktheit dieses Lebens hinweg zur Unendlichkeit des nächsten Lebens: »Denn er wird den Armen nicht für immer vergessen; die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewiglich.« (V. 19). In der Tat sind es nur die Bedürftigen, die nach Gottes Hilfe schreien. Unsere Not ist alles, was wir mitbringen. Wir singen mit David und freuen uns über Gottes rettende Barmherzigkeit (V. 15), da er uns in Zeiten der Bedrängnis und in unserer größten Not durch seine rettende Barmherzigkeit, die uns in Christus zuteilgeworden ist, befreit.

Psalm 10

1Herr, warum stehst du so ferne,

verbirgst dich zur Zeit der Not?

2 Weil der Frevler Übermut treibt, müssen die Elenden leiden;

sie werden gefangen in den Ränken, die er ersann.

3 Denn der Frevler rühmt sich seines Mutwillens,

und der Habgierige sagt dem Herrn ab und lästert ihn.

4 Der Frevler meint in seinem Stolz, Gott frage nicht danach.

»Es ist kein Gott«, sind alle seine Gedanken.

5 Er fährt fort in seinem Tun immerdar. /

Deine Gerichte sind ferne von ihm,

er handelt gewaltsam an allen seinen Feinden.

6 Er spricht in seinem Herzen: »Ich werde nimmermehr wanken,

es wird für und für keine Not haben.«

7 Sein Mund ist voll Fluchens, voll Lug und Trug;

seine Zunge richtet Mühsal und Unheil an.

8 Er sitzt und lauert in den Höfen, /

er mordet die Unschuldigen heimlich,

seine Augen spähen nach den Armen.

9 Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe im Dickicht, /

er lauert, dass er den Elenden fange;

er fängt ihn und zieht ihn in sein Netz.

10 Er duckt sich, kauert nieder,

und durch seine Gewalt fallen die Schwachen.

11 Er spricht in seinem Herzen: »Gott hat’s vergessen,

er hat sein Antlitz verborgen, er wird’s nimmermehr sehen.«

12 Steh auf, Herr! Gott, erhebe deine Hand!

Vergiss die Elenden nicht!

13 Warum lästert der Frevler

und spricht in seinem Herzen: »Du fragst doch nicht danach«?

14 Du siehst es ja, /

denn du schaust das Elend und den Jammer;

es steht in deinen Händen.

Die Armen befehlen es dir;

du bist der Waisen Helfer.

15 Zerbrich den Arm des Frevlers und Bösen /

und suche seinen Frevel heim,

dass man nichts mehr davon finde.

16 Der Herr ist König immer und ewiglich;

die Heiden sind verschwunden aus seinem Lande.

17 Das Verlangen der Elenden hörst du, Herr;

du machst ihr Herz gewiss, dein Ohr merkt darauf,

18 dass du Recht schaffest den Waisen und Armen,

dass der Mensch nicht mehr trotze auf Erden.

Der Ton von Psalm 10 unterscheidet sich deutlich von den vorangegangenen Psalmen. Der Psalmist ist verzweifelt über die Schikanen, denen die Hilflosen ausgesetzt sind. Diese Betrügereien und Grausamkeiten scheinen nicht von fremden Nationen auszugehen, sondern von israelitischen Mitbürgern – von den Menschen, die auch zum Volk Gottes gehören.

Der Anblick derart böser Taten gegen hilflose Opfer – vor allem gegen jene aus dem Volk Gottes – kann leicht zu tiefem Zynismus und emotionaler Erschöpfung führen. Wie kann man angesichts des entsetzlichen Leides, das anderen zugefügt wird, bestehen, insbesondere angesichts des Bösen, das von denjenigen verübt wird, die eigentlich am gütigsten sein sollten? Alles in uns schreit nach Gerechtigkeit.

David stellt sich die gleiche Frage, erkennt aber, dass Gott darum weiß: »Du siehst es ja, denn du schaust das Elend und den Jammer; es steht in deinen Händen« (V. 14). Er erinnert sich, »dass du [Gott] Recht schaffest den Waisen und Armen« (V. 18). Gott wird eines Tages alles Falsche berichtigen, alles Verbogene gerade biegen und diese Welt von aller Ungerechtigkeit reinwaschen.

Wir wissen das, weil Gott inmitten der Menschheitsgeschichte bewiesen hat, wie weit er bereit war zu gehen, um Ungerechtigkeit zu beseitigen. Seinen eigenen Sohn, den einzigen Menschen, der jemals wirklich gerecht war, sandte er ans Kreuz, um alle Ungerechtigkeit all derer auf sich zu nehmen, die auf ihn vertrauen. Können wir folglich heute über die Ungerechtigkeiten hinwegsehen, die den Hilflosen angetan werden? Nein, ganz im Gegenteil: Wir sind neu bestärkt und motiviert, die Schrecken dieser Welt zu bekämpfen, weil wir wissen, dass der Schrecken unserer eigenen Sünde durch das Werk Christi, das wir im Glauben empfangen haben, aus reiner Gnade weggewaschen worden ist.

Psalm 11

1Von David, vorzusingen.

Ich traue auf den Herrn. Wie sagt ihr denn zu mir:

»Flieh wie ein Vogel auf die Berge!

2 Denn siehe, die Frevler spannen den Bogen /

und legen ihre Pfeile auf die Sehne,

damit heimlich zu schießen auf die Frommen.

3 Ja, sie reißen die Grundfesten um;

was kann da der Gerechte ausrichten?«

4 Der Herr ist in seinem heiligen Tempel,

des Herrn Thron ist im Himmel.

Seine Augen sehen herab,

seine Blicke prüfen die Menschenkinder.

5 Der Herr prüft den Gerechten,

aber den Frevler hasst er und den, der Gewalttat liebt.

6 Er wird regnen lassen über die Frevler Feuer und Schwefel

und Glutwind ihnen zum Lohne geben.

7 Denn der Herr ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb.

Die Frommen werden schauen sein Angesicht.

In diesem Psalm werden einige Prüfungen erwähnt, die gläubige Menschen erleben. Sie werden aufgefordert, auf einen Berg zu fliehen (V. 1), was bedeutet, dass sie verwundbar und ungeschützt sind. Sie werden beschossen (V. 2), was ausdrückt, dass sie Ziel von Angriffen sind, etwa von Verleumdungen. Gott jedoch »ist in seinem heiligen Tempel«; »Seine Augen sehen herab« (V. 4). Nichts bleibt vor dem Herrn des Himmels verborgen. Eines Tages wird er für Gerechtigkeit sorgen und an jenem Tag werden die Gerechten sein Angesicht sehen (V. 7). Hast du schon einmal über diese Verheißung nachgedacht? Hast du sie tief verinnerlicht?

Was bedeutet diese Zusage? »Die Frommen« bezeichnet nicht die sündlos Vollkommenen, sondern diejenigen, die aus einem Grundvertrauen in Gott handeln, obwohl sie um ihre Unvollkommenheit wissen. Das Wort beschreibt diejenigen, die wie Gott die Gerechtigkeit lieben und das Böse hassen (V. 7). Was bedeutet es, dass die Gläubigen das Angesicht Gottes sehen werden?

Es bedeutet, dass wir endlich wir selbst sein werden. Es bedeutet, dass die Morgendämmerung über dem dunklen Grau dieser gefallenen Welt aufgehen wird. Es bedeutet, dass wir endlich zur Ruhe kommen werden. Es bedeutet, dass wir bei dem Einen sein werden, von dem selbst unsere besten irdischen Freundschaften nur ein blasser Abglanz sind und auf den die erhabensten irdischen Freuden letztlich hinweisen. Auch am Ende der Bibel wird diese Verheißung wiederholt, wenn es heißt, wir werden »sein Angesicht sehen« (Offb 22,4).

Psalm 12

1Ein Psalm Davids, vorzusingen, auf acht Saiten.

2 Hilf, Herr! Die Heiligen haben abgenommen,

und treu sind wenige unter den Menschenkindern.

3 Einer redet mit dem andern Lug und Trug,

sie heucheln und reden aus zwiespältigem Herzen.

4 Der Herr wolle ausrotten alle Heuchelei

und die Zunge, die hoffärtig redet,

5 die da sagen: »Durch unsere Zunge sind wir mächtig,

uns gebührt zu reden! Wer ist unser Herr?«

6 »Weil die Elenden Gewalt leiden

und die Armen seufzen,

will ich jetzt aufstehen«, spricht der Herr,

»ich will Hilfe schaffen dem, der sich danach sehnt.«

7 Die Worte des Herrn sind lauter wie Silber,

im Tiegel geschmolzen, geläutert siebenmal.

8 Du, Herr, wollest sie bewahren

und uns behüten vor diesem Geschlecht ewiglich!

9 Denn Frevler gehen allenthalben einher,

wo Gemeinheit herrscht unter den Menschenkindern.

Dieser Psalm ist ein gemeinschaftliches Klagelied. Es eignet sich in Situationen, in denen das Volk Gottes unter der Autorität von Lügnern in Leitungspositionen steht. Beachte das Thema, das sich durch den ganzen Psalm zieht: die Unehrlichkeit der Lippen.

Denk einmal über den Schmerz der Lüge nach: Warum schmerzt es so sehr, wenn jemand Unwahres über uns sagt? Liegt es nicht daran, dass wir falsch dargestellt werden, sodass andere schlechter von uns denken, als sie es sollten? Mit anderen Worten: Es besteht eine Kluft zwischen dem, was wir wirklich sind, und dem, was andere über uns denken. Auch belogen zu werden, ist ein hartnäckiger Schmerz. Warum tut es so weh, wenn uns jemand belügt? Weil wir manipuliert oder ausgenutzt werden. Wir werden zum Opfer der trügerischen Worte eines anderen.

In dieser Dunkelheit kommt Gott zu uns und sagt: »Weil die Elenden Gewalt leiden und die Armen seufzen, will ich jetzt aufstehen … ich will Hilfe schaffen dem, der sich danach sehnt« (V. 6). Und beachte, was der Psalmist dann sagt: »Die Worte des Herrn sind lauter wie Silber« (V. 7). Das heißt, dass Gott im Gegensatz zu den Führern aus Vers 3 nicht lügt, wenn er dies verspricht.

Was verspricht er? Sicherheit, Befreiung, Ruhe. Gott freut sich, wenn er uns aus unserer Not rettet. Warum können wir uns dessen sicher sein? Weil er in Christus bereits die größte Rettung vollbracht und unseren größten Schutz sichergestellt hat – die Rettung von Hölle und Verdammnis, die Bewahrung vor Satan und dem ewigen Tod. Jesus hat in diesem Leben am Kreuz gestöhnt, damit du und ich im nächsten Leben niemals stöhnen müssen.

Psalm 13

1Ein Psalm Davids, vorzusingen.

2Herr, wie lange willst du mich so ganz vergessen?

Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir?

3 Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele /

und mich ängsten in meinem Herzen täglich?

Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben?

4 Schaue doch und erhöre mich, Herr, mein Gott!

Erleuchte meine Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe,

5 dass nicht mein Feind sich rühme, er sei meiner mächtig geworden,

und meine Widersacher sich freuen, dass ich wanke.

6 Ich traue aber darauf, dass du so gnädig bist; /

mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst.

Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut.

David ist kurz davor, zu verzweifeln. Seine emotionalen Reserven sind erschöpft. Er sieht keinen Ausweg mehr. Die Dunkelheit kommt näher. Er hat das Gefühl, dass Gott ihn vergessen hat.

Das ist eine Situation, in der sich nicht wenige von uns wiederfinden. Es ist eine Erfahrung, die alle Kinder Gottes auf ihrem Weg mit dem Herrn machen – früher oder später und auf die eine oder andere Weise.

Wohin führt uns dieser Psalm? So wie viele Christen es aus ihrem Leben kennen, beginnt auch David in der Finsternis, strebt aber nach dem Licht. Er beginnt beim Gefühl des Sterbens (V. 4), wendet sich aber zum Leben. Er beginnt bei der Kreuzigung, bewegt sich aber zur Auferstehung. David weiß, dass er auf die Gnade Gottes und dessen Bund mit seinem Volk vertrauen kann (V. 5–6).

Wenn David am Rande der Verzweiflung seine ganze Hoffnung auf Gott setzen kann, wie viel mehr können wir dies heute tun? David sah Gottes gnädiges Handeln nur in ziemlich abstrakter Form, in vergangenen Taten der Befreiung durch Ereignisse wie den Auszug aus Ägypten. Wir sehen Gottes Gnade hingegen in konkreter Form, in der Befreiung durch seinen eigenen Sohn. Jesus Christus ist die Verkörperung der Gnade Gottes nicht nur in einem Ereignis, sondern in einer Person (vgl. Tit 2,11).

Psalm 14

1Von David, vorzusingen.

Die Toren sprechen in ihrem Herzen:

»Es ist kein Gott.«

Sie taugen nichts; ihr Treiben ist ein Gräuel;

da ist keiner, der Gutes tut.

2 Der Herr schaut vom Himmel auf die Menschenkinder,

dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage.

3 Aber sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben;

da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.

4 Will denn das keiner der Übeltäter begreifen, /

die mein Volk fressen, dass sie sich nähren,

aber den Herrn rufen sie nicht an?

5 Da erschrecken sie sehr;

denn Gott ist bei dem Geschlecht der Gerechten.

6 Ihr lasst den Rat des Armen zuschanden werden;

aber der Herr ist seine Zuversicht.

7 Ach dass die Hilfe aus Zion über Israel käme! /

Wenn der Herr das Geschick seines Volkes wendet,

freue sich Jakob und sei Israel fröhlich!

Paulus zitiert Psalm 14 in Römer 3, der wichtigsten Stelle im Neuen Testament über die Sündhaftigkeit des Menschen. Wenn wir dieses ernüchternde Klagelied lesen, können wir verstehen, warum Paulus das tut. David betont, dass kein einziger Mensch sein ganzes Leben lang gerecht handelt. Wir leben in einer Welt, die nicht so funktioniert, wie sie ursprünglich gedacht war. Krankheit, Streit, Lüge, Diebstahl, Verleumdung, Bitterkeit, Egoismus – eine Welt, die schön erschaffen wurde, ist durch die Sünde der Menschen ins Verderben gestürzt und in vielerlei Hinsicht hässlich geworden.

Besonders schmerzlich ist die Art und Weise, in der Gottes eigenes Volk von Übeltätern heimgesucht wird (V. 5). »Ach dass die Hilfe aus Zion über Israel käme!«, klagt David (V. 7). Was David nur schemenhaft sah, sehen wir deutlich. Das Heil ging von Zion aus – aber nicht nur für Israel allein. Israel war nicht nur Opfer der menschlichen Sündhaftigkeit, sondern selbst Teil des Problems. Das Volk war vom Bösen nicht ausgenommen. Die Erlösung ging von Israel aus, aber sie gilt der ganzen Welt.

Sünde ist universell. Keiner ist davon ausgenommen. Aber genauso ist die Gnade universell. Niemand muss davon ausgenommen sein. Alles, was erforderlich ist, ist ein vertrauensvoller Glaube an Jesus Christus, die Verkörperung des Heils, das von Israel ausgegangen ist.

Psalm 15

1Ein Psalm Davids.

Herr, wer darf weilen in deinem Zelt?

Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berge?

2 Wer untadelig lebt und recht tut

und redet die Wahrheit von Herzen;

3 wer mit seiner Zunge nicht verleumdet, /

wer seinem Nächsten nichts Arges tut

und seinen Nachbarn nicht schmäht;

4 wer die Verworfenen für nichts achtet, /

aber ehrt die Gottesfürchtigen;

wer seinen Eid hält, auch wenn es ihm schadet;

5 wer sein Geld nicht auf Zinsen gibt /

und nimmt nicht Geschenke wider den Unschuldigen.

Wer das tut, wird nimmermehr wanken.

Der Psalm spricht von einem Menschen, der untadelig ist und »von Herzen« die Wahrheit redet (V. 2), von jemandem, der »die Verworfenen für nichts achtet« (V. 4). Ein Mensch mit einem klaren moralischen Kompass. Auch heißt es von ihm, er »ehrt die Gottesfürchtigen« (V. 4). Das bedeutet, er lebt in ehrfürchtiger Hingabe an den Herrn, und zwar innerlich und äußerlich. Zu einem solchen Leben sind wir berufen. Aber wer kann von sich behaupten, ein solch vollkommenes Leben zu führen?

Vers 1 spricht davon, auf Gottes heiligem Berg zu wohnen. Bemerkenswerterweise wird genau diese Formulierung schon früher im Psalter verwendet, und zwar in einem Psalm, der gemäß seiner Nutzung im Neuen Testament die meisten christologischen Bezüge aufweist: Psalm 2. In Psalm 2,6 sagt Jahwe: »Ich aber habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion.« Es ist dieselbe hebräische Formulierung wie in Psalm 15,1. In Psalm 2 fragt Gott jedoch nicht, wer auf diesem heiligen Berg wohnen wird. Er erklärt stattdessen, wen er selbst dorthin gesetzt hat: einen Mann, den das Neue Testament als den Christus identifiziert (vgl. Hebr 1,2; 5,5). Wer wird auf Gottes heiligem Berg wohnen? Jesus.

Auf dem heiligen Berg Gottes zu wohnen bedeutet, in den Tempel einzutreten und dort zu bleiben. Aber Jesus kam nicht einfach in den Tempel, sondern er kam als der Tempel. Jesus wohnt auf Gottes heiligem Berg, nicht indem er ein von Menschen geschaffenes Gebäude betritt, um Gott zu begegnen, sondern indem er einen von Gott geschaffenen Körper betritt, um uns zu begegnen. Das »Wort … wohnte unter uns« (Joh 1,14). Er selbst tut das, was der Tempel tun sollte: Er bringt den Menschen zu Gott zurück; er vereint die Erde wieder mit dem Himmel; er macht das Miteinander-Wandeln in der Kühle des Tages von Eden (vgl. 1 Mose 3,8) wieder zur Realität.

Psalm 16

1Ein güldenes Kleinod Davids.

Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich. /

2 Ich habe gesagt zu dem Herrn: Du bist ja der Herr!

Ich weiß von keinem Gut außer dir.

3 An den Heiligen, die auf Erden sind,

an den Herrlichen hab ich all mein Gefallen.

4 Aber jene, die einem andern nachlaufen,

werden viel Herzeleid haben.

Ich will das Blut ihrer Trankopfer nicht opfern

noch ihren Namen in meinem Munde führen.

5 Der Herr ist mein Gut und mein Teil;

du hältst mein Los in deinen Händen!

6 Das Los ist mir gefallen auf liebliches Land;

mir ist ein schönes Erbteil geworden.

7 Ich lobe den Herrn, der mich beraten hat;

auch mahnt mich mein Herz des Nachts.

8 Ich habe den Herrn allezeit vor Augen;

er steht mir zur Rechten, so wanke ich nicht.

9 Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich;

auch mein Leib wird sicher wohnen.

10 Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen

und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe.

11 Du tust mir kund den Weg zum Leben:

Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.

Dieser Psalm richtet den Blick des Lesers erneut auf die Fürsorge des Herrn und will Vertrauen und Zufriedenheit stiften. Das Ende des Psalms war für die Gläubigen zu allen Zeiten eine tiefe Ermutigung: »Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich« (V. 11). Nichts anderes ist nötig. »Der Herr ist mein Gut und mein Teil« (V. 5).

Hast du das bereits erfahren? Wurdest du von der endlosen Suche nach Sicherheit und Freude in den Dingen dieser Welt befreit? Bist du in die Sicherheit hineingeführt worden, dass der Herr deine ständige Zuflucht und dein Leben ist, egal, was du in Bezug auf deine Gesundheit, deine Finanzen, deine Ehe, deine Kinder oder deinen Job verlierst?

Vor dreihundert Jahren brachte der Pastor und Theologe Jonathan Edwards die frohe Zufriedenheit dieses Psalms auf den Punkt, als er in einer Predigt sagte: