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Von einer tiefen Liebe zur Schöpfung und den Mitmenschen geprägt, erfreuen sich Anton Rotzetters Meditationen und Gebete seit langem ungebrochener Beliebtheit; viele zählen mittlerweile zu den Klassikern der spirituellen Literatur. In diesem Fastenbegleiter führen seine Meditations- und Ostertexte durch die Zeit von Aschermittwoch bis Ostern. Sie zeugen von der franziskanischen Spiritualität des Kapuziners und inspirieren zu einem Glauben im Einklang mit der Natur. Die Fasten- und Ostertage führen in besonderer Weise die Dramatik menschlichen Lebens vor Augen. Anton Rotzetter gelingt es, in poetischer und zugleich moderner Sprache ins Heute zu übersetzen, was biblisch und im Gottesdienst verdichtet vorliegt. Alle Texte stammen aus Anton Rotzetters Nachlass und werden hier zum ersten Mal veröffentlicht. Die Fasten- und Ostertage führen in besonderer Weise die Dramatik menschlichen Lebens vor Augen. Anton Rotzetter gelingt es, in poetischer und zugleich moderner Sprache ins Heute zu übersetzen, was biblisch und im Gottesdienst verdichtet vorliegt.
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Seitenzahl: 70
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© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2017
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www.herder.deUmschlaggestaltung: wunderlichundweigand, Stefan Weigand
Umschlagmotiv: Stefan Weigand
Vignetten: shutterstock.com / Alex Gontar /Naddya / TSV Creative
E-Book-Konvertierung: post scriptum, Emmendingen / Hüfingen
ISBN Print 978-3-451-37619-1
ISBN E-Book 978-3-451-81086-2
Vorwort
Fastenzeit
Du Anwalt der Armen
Warum?
Nein möchte ich sagen mit Dir
Ergreife Du die Macht über mich
Du unser Leben
Du mein Grund
Mach mich zur Taube
Warum diese Schwere in mir?
… such ich Deine Augen
Asche, Staub und Nichts
Zwischen Asche und Feuer
Eine Kultur des Brotes
Lass Dir die Seele nicht nehmen
Gebet in Todesnot
Jetzt Zweige in den Händen
Ich rufe in die Nacht hinein
Ich glaube
Hosianna!
Ruf in den Abgrund
Das geteilte Brot
Kreuzwegandacht
Und gab seinen Geist hin
Klagelieder
Ostern
Gott ist da
Ich strecke Dir jeden Tod entgegen
Wälz den Stein weg
Rufen, dass Du lebst, Jesus Christus
Weck uns auf
Mit Dir will ich aufstehen
Dich erfahren mitten in der Geschichte
Oster-Meditationen
Aufstand gegen den Tod
Pfingsten
Eine Schale will ich sein
Brenn in unseren Herzen
Du »Gott« in mir
Du bist wie der Wind
Ruf in mir, Heiliger Geist
Mach alles neu
Sei Du die Kraft
Atme in mir – Pfingstsequenz
Ostern, Pfingsten ist heute
Nie endender Lobpreis
Literatur
Zum Autor
Anton Rotzetter gilt als einer der großen Meister der Spiritualität und der liturgischen Sprache unserer Tage. Er hat nicht nur verstanden, die Spiritualität und Mystik des Franz von Assisi in den Kontext heutiger Erfahrung und heutiger Fragestellungen zu übersetzen, sondern er hat es auch verstanden – gleichsam als theologischer Dichter –, die Glaubenserfahrung mit all ihren Momenten des Glücks und des Zweifels, ja der Verzweiflung, in die poetische Form des Gebetes, des Liedes, der Meditation zu gießen.
In Erinnerung an Anton Rotzetter, der im März 2016 für uns alle überraschend verstorben ist, werden hier Gebetstexte und Meditationen zur Fasten- und Osterzeit vorgelegt. Die Textsammlung ist im Stile des mehrfach aufgelegten Gebetbuches »Gott, der mich atmen lässt« gestaltet, das so manchen Menschen Wegleitung, Orientierung und Inspiration ist – in der einsamen Stille, im Leben der Gemeinschaft, im Raum der Liturgie. Diese Liedtexte, Gebete und Meditationen sind teils bereits andernorts publiziert und teils noch unveröffentlicht. Ich habe sie neu für diese liturgischen Zeiten zusammengestellt und, wo nötig, leicht gekürzt. Hin und wieder habe ich auch in die äußere Gestalt der Texte eingegriffen, wo es die »dichterische« Ästhetik erforderlich machte.
Es mag vielleicht erstaunen, dass zu den klassischen österlichen drei Tagen (»Triduum Pascale«) auch Texte zu Pfingsten aufgenommen wurden. Dies entspricht jedoch der Überzeugung des Autors, dass Pfingsten das verlängerte Ostern darstellt, denn es ist der Geist, der den Raum eröffnet und offen hält, wo Auferstehung im Hier und Jetzt präsent ist und im Alltag verwirklicht werden kann.
Anton Rotzetter hat in seinem Buch »An der Grenze des Unsagbaren. Für eine zeitgemäße Gebetssprache in der Liturgie« (2002) sinngemäß formuliert: Das Gebet ist Grenzüberschreitung durch Sprache; es ist ein Rufen über die eigene Grenze; es ist die Fähigkeit zur Selbstüberschreitung. Es ist eine Urgebärde. Das hat zu tun mit dem eigenen Wirklichkeitsverständnis. Wenn dieses klein und oberflächlich ist, wird das Gebet im Leben eine unbedeutende Rolle spielen; ist die Wahrnehmung der Wirklichkeit hingegen reich und vielfältig, wird Stimmiges, aber auch Erschütterung, Bruch und Verwerfung sensibel aufgenommen, und dies erfährt dann eine entsprechende Spiegelung in der Sprache des Gebetes.
In der Symbolik der Kar- und Ostertage wird die Dramatik menschlichen Lebens und des Laufes der Geschichte besonders gegenwärtig. Was für diese Tage theologisch verdichtet in Evangelium und Liturgie vorliegt, muss ins Heute aufgebrochen werden. Und das gelingt Anton Rotzetter! Als langjähriger Weggefährte und Freund durfte ich in der Klostergemeinschaft der Kapuziner in Fribourg seine theologische Hellsicht, seine spirituelle Kompetenz und seine Sprachbegabung beglückend erfahren. Deshalb habe ich der Bitte des Verlags Herder gerne entsprochen, einige Texte neu aufzulegen.
Fribourg, im Frühjahr 2017Adrian Holderegger OFMCap
Du
Anwalt der ArmenIch möchte Anteil habenan Deiner Liebe für die Armen hungern mit den HungerndenDurst haben mit den Durstigenverzichten, weil so viele nichts haben
Lehr mich ein Fasten, wie es Dir gefällt
Öffne meine Augen für die vielfältige Armut
Lass mich ein Herz haben für die Bedürftigen
und tun, was in meinen Kräften liegt
Mach mich in dieser Fastenzeit zum Anwalt der Armen
Dir gleich
Du Anwalt der Armen
Warumhabe ich zu essen und andere nicht?
Warumhabe ich Arbeit und andere nicht?
Warumkann ich lesen und schreiben und andere nicht?
Warumhabe ich alles und andere nichts?
Warum?Ich frage Dich:Wo bist Du, Gott?
Nein
möchte ich sagen mit Dir mein Gott zu allem, was lähmt
zu allem, was krank und depressiv macht
Gib mir Kraft
mein Gott,
dass ich Nein sage
zu allem, was blind macht
zu allem, was die Sprache verschlägt
Nein
möchte ich sagen mit Dir mein Gott
zu allem, was zerstört
zu allem, was Angst macht
Gib mir Kraft
mein Gott,
dass ich Nein sage
zu allem, was trennt
zu allem, was schwächt
Nein
möchte ich sagen mit Dir mein Gott
zu allem, was blendet
zu allem, was knechtet
Gib mir Kraft
mein Gott,
dass ich Nein sage
zu allem, was tödlich ist
zu allem, was verwundet
Übersetze mein Gott
Dein Nein in die Sprache meiner Tat und
lass durch dieses Nein Dein Ja hörbar werden mir und aller Welt
Du
von Dir kommt alles, was gut ist
Ergreife Du die Macht über mich
über meine Gedanken dass ich Gutes denke
über meine Augen dass ich Gutes sehe
über meine Ohren dass ich Gutes höre
über meinen Mund dass ich Gutes rede
über meine Gefühle dass ich Gutes erspüre
über mein Herz dass ich Gutes liebe
über meine Hände dass ich Gutes tue
über meine Füße dass ich gute Wege gehe
Ergreife die Macht über mich damit ich gut bin
Ergreife Du die Macht
über die ganze Welt damit das Gute siegt
nach dem »Vaterunser«
Du
Du Leben Du unser Leben Du
Du
Du Leben über den Wolken Du
Du
Du unser Leben in den Tiefen Du
Du
Du Leben nach dem wir uns sehnen Du
Du
lass Dich sehen, spüren, greifen
Zwinge uns in die Knie
wo immer Du aufleuchtest
Lass uns Dich anbeten im Stein in der Blume im Tier
und in jedem Menschen
Lass den Tag kommen, an dem die ganze Welt Dein Haus ist
an dem das Kind mit der Schlange spielt
an dem niemand mehr weinen muss
an dem es kein Gesetz mehr gibt nur noch Liebe, Frieden, Freude
Setze Deinen Willen durch
Stürz die Mächtigen vom Thron und gib den Kleinen das Sagen
Mach stark das Schwache
und gib Mut den Verzagten und Verängstigten
Lass keinen Willen mehr gelten als den Willen zur Liebe
Gib uns, was wir Tag für Tag zum Leben brauchen einen gedeckten Tisch
das Lachen eines Kindes, ein Wort, das aufrichtet eine zärtliche Hand
Vergib uns, was wir falsch gemacht haben
Lass uns neu anfangen können
Gib uns die Kraft, zu sein wie Du: barmherzig, langmütig, geduldig
Nimm uns an der Hand
und gib uns das Gespür für Deine Nähe
Führ uns durch alle Gefahren hindurch
Befrei uns aus der Angst
aus dem Gefühl, nichts zu können und niemand zu sein
Erlöse uns von allem Bösen
nach dem »Vaterunser«
Du
mein Grund
aus dem ich lebe mein Halt und Boden mein Vater
von dem ich bin und alles habe
Ich danke Dir, dass Du mich kennst als Sohn, als Tochter
dass mein Name eingeschrieben ist
in Deine Hand
Dein Name sei geheiligt in meiner Hand
Deine Welt komme, Dein Leben
Deine Gerechtigkeit
Dein Wille geschehe
Das große Bild
das Du vom Menschen hast
erstrahle aller Welt unverlierbar unzerstörbar jetzt schon und immer
In Dir
ist Friede und Gerechtigkeit
Mach mich zur Taube, die Deinen Frieden überdas große Wasser trägt
Mach mich zum Kanalder Dein Leben in dürres Land leitet
Mach mich zum Höhenfeuerdas warnt vor den Gefahren die dem Leben drohen
Mach mich zum Lautsprecherder Deine Botschaft überall hörbar macht
Mach mich zu einem willigen Werkzeugdas Du brauchst für Frieden und Gerechtigkeit
Warum diese Schwere in mir?
Warum die Nacht um mich? Warum gerade ich?