DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Irland - Bernd Biege - E-Book

DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Irland E-Book

Bernd Biege

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Beschreibung

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- Karten und Grafiken mit einem Klick downloaden, ausdrucken, mitnehmen oder für später speichern
- Weblinks zu den Websites der wertvollen Tipps

Tipp: Erstellen Sie Ihren persönlichen Reiseplan durch Lesezeichen und Notizen… und durchsuchen Sie das E-Book mit der praktischen Volltextsuche!

Das E-Book basiert auf: 5. Auflage 2019, Dumont Reiseverlag

Für die 5. Auflage des DuMont Reise-Handbuches war der Autor Bernd Biege intensiv vor Ort unterwegs. Es fehlen weder aktuelle Infos zu den möglichen Folgen des Brexit für Touristen noch die fantastische Bildersammlung des Russborough House. Ebenfalls enthalten: die kuriosen Saltee Islands oder zwei herausragende Vogelschutzgebiete. Ein Highlight ist die Touristenroute Wild Atlantic Way, die von der Südküste bis in den hohen Norden der Insel führt und Besucher zu den schönsten Natur- und Kulturstätten an der irischen Atlantikküste weist und dennoch Raum für Entdecker lässt.
Von der lebendigen Hauptstadt Dublin bis zu pittoresken Fischerdörfern in Cork und Kerry, von Sligos Wald- und Seenlandschaft bis zu den wilden Sperrin Mountains werden alle sehenswerten Regionen und Städte beschrieben. Zu jedem Kapitel präsentiert eine Doppelseite »Auf einen Blick« die Highlights, die schönsten Routen, aktive Naturerlebnisse und besondere Tipps des Autors. Ort für Ort hat Bernd Biege ausgesuchte Unterkünfte, Restaurants oder Einkaufsadressen zusammengestellt, die in den Cityplänen eingezeichnet sind. Wanderungen erschließen die schönsten Landschaften, etwa die herrliche Umgebung der Wicklow Mountains im Osten oder den Glenveagh National Park im Nordwesten. Viel Wissenswertes über Irland, über die Geschichte und Gegenwart oder den Alltag der Menschen, lässt sich in der einführenden Landeskunde wie in den eingestreuten Themenseiten nachlesen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 853

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Inhalt

Grün mit Regenbogen? Aber klar!

Irland als Reiseland

Planungshilfe für Ihre Reise

Vorschläge für Rundreisen

Wissenswertes über Irland

Steckbrief Irland

Natur und Umwelt

Wirtschaft, Soziales und aktuelle Politik

Geschichte

Zeittafel

Gesellschaft und Alltagskultur

Architektur, Kunst und Kultur

Wissenswertes für die Reise

Anreise und Verkehr

Übernachten

Essen und Trinken

Outdoor

Feste und Veranstaltungen

Reiseinfos von A bis Z

Unterwegs in Irland

Kapitel 1 – Irlands Osten

Auf einen Blick: Irlands Osten

Dublin

Orientierung

Northside

Southside

Außerhalb der Innenstadt

Aktiv: Klippenwanderung auf Howth Head

Südliche Vororte

Boyne Valley

Drogheda

Monasterboice

Mellifont Abbey

Schlachtfeld am Boyne

Brú na Bóinne

Slane

Hill of Tara

Kells und Loughcrew

Trim und Umgebung

Wicklow Mountains

Geschichte

Enniskerry

Blessington

Aktiv: Wanderung auf dem Wicklow Way

Glendalough

Roundwood

Rathdrum

Avoca

Kapitel 2 – Der Südosten

Auf einen Blick: Der Südosten

Wexford und Waterford

Enniscorthy

Wexford Town

Rosslare

Die Südküste von Wexford

New Ross

Hook Peninsula

Waterford City

Die Küste von Waterford

Aktiv: Wanderung durch das Mahon Valley

Kilkenny und Tipperary

Kilkenny

Von Kilkenny nach Carrick-on-Suir

Carrick-on-Suir

Cahir

Cashel

Kapitel 3 – Der Südwesten

Auf einen Blick: Der Südwesten

Cork City und Umgebung

Cork City

Rund um Cork

West Cork

Wie am Mittelmeer?

Kinsale

Clonakilty und Umgebung

Von Clonakilty nach Skibbereen

Skibbereen und Umgebung

Mizen Head und Sheep’s Head

Aktiv: Radtour um Sheep’s Head

Bantry

Garinish Island

Beara Peninsula

Aktiv: Wanderung auf dem Beara Way

Kerry

Killarney

Killarney National Park

Aktiv: Hoch über dem Gap of Dunloe

Kenmare

Ring of Kerry

Dingle Peninsula

Tralee

North Kerry

Kapitel 4 – Der Westen

Auf einen Blick: Der Westen

Am River Shannon

Lough Ree

Athlone

Clonmacnoise

Von Portumna bis Killaloe

Limerick

Die Umgebung von Limerick

Clare

Ennis

North Clare

West Clare

Aktiv: Radeln um Loop Head

Galway und Mayo

Galway City und Umgebung

South Galway

Aran Islands

Connemara

Aktiv: Mountainbiken auf dem Derroura Trail

Die Inseln

Clew Bay

Achill Island

Aktiv: Aufstieg zum Croaghaun auf Achill Island

North Mayo

Kapitel 5 – Der Nordwesten

Auf einen Blick: Der Nordwesten

Sligo und Umgebung

Sligo

Coolera Peninsula

North Sligo

Lough Gill

Donegal Bay

Bundoran

Ballyshannon und Umgebung

Donegal Town und Umgebung

Entlang der Küste nach Glencolumbkille

Aktiv: Wanderung auf den Klippen des Slieve League

Ardara

Der Norden von Donegal

The Rosses

Die Inseln

Donegal Highlands

Aktiv: Entspannt wandern im Glenveagh National Park

Horn Head und Fanad Peninsula

Letterkenny

Inishowen

Kapitel 6 – Nordirland

Auf einen Blick: Nordirland

Belfast

Geschichte

Zentrum

Cathedral Quarter

Am River Lagan

Golden Mile

Queen’s Quarter

Stormont Castle

West Belfast

Die Küste Nordirlands

Rund um die Mourne Mountains

Downpatrick

Ards Peninsula

Küste von Belfast nach Ballycastle

Causeway Coast

Aktiv: Wanderung entlang der Causeway Coast

Derry

Das Landesinnere

City of Armagh und Umgebung

South Armagh

Omagh

Sperrin Mountains

Lower und Upper Lough Erne

Aktiv: Cuilcagh und der Stairway to Heaven

Kulinarisches Lexikon

Sprachführer

Impressum

Themen

Brexit … was passiert?

Keltisch-irisch über alles?

Nordirland – (k)ein Religionskrieg??

Céad Míle Fáilte, und Sláinte auch!

Guinness – Kult und Kultur

Die Räuberpistolen von Russborough House

Der Selfmade-Fürst von Saltee

Alice Kyteler – alles keine Hexerei?

Patrick – Heiliger im Nebel

Alle Karten auf einen Blick

Irlands Osten: Überblick

Dublin

Klippenwanderung auf Howth Head

Irlands Osten

Wanderung auf dem Wicklow Way

Der Südosten: Überblick

Der Südosten

Waterford City

Wanderung durch das Mahon Valley

Kilkenny

Kilkenny und Tipperary

Der Südwesten: Überblick

Cork

Kinsale

Cork und Beara

Radtour um Sheep’s Head

Wanderung auf dem Beara Way

Hoch über dem Gap of Dunloe

Iveragh und Dingle

Der Westen: Überblick

Shannon

Limerick

County Clare

Radeln um Loop Head

Galway City

Galway und Mayo

Mountainbiken auf dem Derroura Trail

Aufstieg zum Croaghaun auf Achill Island

Der Nordwesten: Überblick

Sligo

Wanderung auf den Klippen des Slieve League

Entspannt wandern im Glenveagh National Park

Der Nordwesten

Nordirland: Überblick

Belfast

Antrim

Wanderung entlang der Causeway Coast

Derry

Cuilcagh und der Stairway to Heaven

Grün mit Regenbogen? Aber klar!

Irland ist, ungelogen, die grüne Insel und das Land der Regenbogen. Letzteres sogar im doppelten Sinne. Und dazu bedient das Sehnsuchtsziel am Westrand Europas eigentlich jedes Klischee. Ausnahmen bestätigen die Regel. Unter der Fuchtel des Papstes oder der Knute der Briten leidet hier nämlich niemand mehr. Irland hat sich modernisiert. Und das ist gut so.

Aber bevor die Traditionalisten unter den Irlandfreunden nun enttäuscht sind: Die Insel hat sich auch ihre Traditionen bewahrt, teilweise sogar zum touristischen Kapital gemacht. Der Ire weiß, was sein Gast aus Europa oder Übersee wünscht. Vom Dorfdeppen im Armenhaus Europas, so könnte man das angestammte Bild ohne jede Beschönigung zusammenfassen, kann nicht mehr die Rede sein. Aber wenn es gewünscht wird, dann kann das auch gerne inszeniert werden – ob im historisierenden Freizeitpark Bunratty, ob beim Heiratsmarkt in Lisdoonvarna, mit Volksmusik und Tanz, ja selbst in Dublins Touristenpubs.

Unter den zahllosen Besuchern finden sich solche, die einen Hauch von Pulverdampf suchen – oder aber das krasse Gegenteil davon, eine Märchenwelt. Sowohl die längst beendeten ›Troubles‹ wie auch ein vermeintlich starker Feenglaube ziehen immer noch, die Realität aber sieht anders aus. Im 21. Jh. ist Irland in Sachen Terrorismus sicherer als Kontinentaleuropa, und die sich auf äußerst verschwommene bis historisch zweifelhafte ›Traditionen‹ berufenden Neopaganen bilden ein belächeltes Kleingrüppchen. Obwohl, hier und da lassen Ewiggestrige es immer noch mal knallen, und selbst in den eigentlich erzkatholischen Bevölkerungsschichten hält sich so manche vorchristliche Tradition.

So sind die Iren eben, nie zu hundert Prozent auf irgendetwas eingeschworen und immer für Überraschungen gut – wer hätte etwa gedacht, dass die Republik Irland als erster Staat der Welt die Homo-Ehe (oder, im offiziellen Sprachgebrauch, ›Ehe für alle‹) per Plebiszit einführen würde, und sich dann auch noch gleich mit Leo Varadkar einen offen schwul lebenden Taoiseach (Premierminister) mit Migrationshintergrund zulegt? Eben typisch: die Insel der Regenbogen.

Dann die Natur. Hält sie, was die Postkarten und Bildbände versprechen? Gleich vorweg –die Insel ist wirklich grün (selbst die extreme Hitzewelle von 2018 schaffte da keine wesentliche Änderung), und mindestens einen Regenbogen kann man eigentlich garantieren. Wobei beides durch ein mildes, wechselhaftes, oft von Niederschlägen punktiertes Klima entsteht. Ja, auch das andere Klischee stimmt: In Irland regnet es oft. Den Regenschirm können Sie jedoch getrost daheim lassen. Glauben Sie mir, der weht im gelegentlich heftigen Wind sowieso weg.

Natur und ein wenig Entschleunigung ist wohl am ehesten das, was die meisten Besucher wirklich in Irland suchen. Und das können sie dann sogar schon in, oder zumindest um, Dublin finden. Wenn die Hauptstadt schon Klippenwanderungen und beschauliche Orte bietet, dann legt das Land gleich noch mal kräftig nach. Nicht nur mit den vielleicht überbewerteten, aber am besten erschlossenen Cliffs of Moher, sondern auch mit den dreimal so hohen Atlantikklippen auf Achill Island und am Slieve League, dazu der vielen Reisenden unbekannten Causeway Coast. Nicht nur mit dem vielbefahrenen Ring of Kerry, sondern auch mit Rundtouren und -wanderungen, auf denen man – ausgenommen an den Sommerwochenenden – wirklich alleine ist. Oder mit dem zentral gelegenen Kloster Clonmacnoise, dem lieblichen Glendalough, den weniger erschlossenen Anlagen wie Monasterboice oder dem kaum zugänglichen Devenish Island. Und egal ob entlang der oft dramatischen Küste oder in den endlosen Moorgebieten der Midlands, ob am Shannon oder am Erne, ob in Form einer Einöde wie dem Burren oder eines hochherrschaftlichen Parks wie am Florence Court, laufend bietet sich eine Gelegenheit, um sich die Beine zu vertreten, tief Luft zu holen, einfach nicht nur das Handy, sondern auch selbst mal richtig abzuschalten.

Und wenn man dann nach all der Ruhe den Wunsch nach Aktivität verspürt? Geführte Reittouren, Radrundfahrten, (bezahlbare) Golfplätze en masse, vom Gleitschirmfliegen bis zum Kajakfahren, von der alpinen Klettertour bis zum spontanen, stundenlangen Strandspaziergang hat Irland alles. Und noch viel mehr.

Kultur zum Beispiel – allein die Nationalmuseen und das Ulster Museum dürften schon für ein tiefes Eintauchen in irische Geschichte und Kultur ausreichen, dazu kommen spezialisierte Sammlungen und Bibliotheken, die kleinen, oft interessanten Museen auf dem Lande, hochmoderne Multimediaausstellungen wie EPIC oder Titanic Belfast, weitläufige Geschichtsparks wie Cultra, der Ulster American Folk Park oder der Irish National Heritage Park. Vom Vermeer in der National Gallery bis zur rekonstruierten Eisenzeitsiedlung am Navan Fort, vom feinst restaurierten Ganggrab Newgrange bis zum unerforschten Steinhügel auf Knocknarea, von der rituellen Landschaft des ›königlichen‹ Tara bis zu den Kathedralen von Armagh ist alles vertreten.

Traumland Irland also? Naja, wer hier lebt, der sieht manches vielleicht etwas kritischer, schaut hinter die Kulissen, grummelt gemeinsam mit den Iren über Vetternwirtschaft, Schlendrian und das manchmal herausfordernde Preisgefüge. Die Flucht ergreifen aber nur die wenigsten. Manche nur, weil es in Panama schön sein soll, und weil das Gras dort vielleicht noch grüner als in Irland sein könnte …

Der Autor

© Bernd Biege, Droichead Uí Dhálaigh (Irland)

Bernd Biege

www.berndbiege.com

Bernd Biege reiste 1982 das erste Mal nach Irland – mit Rucksack, Interrailticket und einer von den Dubliners und Rebellenromantik geprägten Erwartungshaltung. Die Insel war dann irgendwie anders als erwartet, aber dennoch faszinierend. Seit Ende der 1990er-Jahre lebt Bernd Biege nun in Irland, irgendwo am Ende der Welt. Ob es ihm dort gefällt? Nicht immer, aber weg will er dennoch nicht mehr.

Irland als Reiseland

Irland ganz und gar zu sehen, richtig zu erfahren, dazu reicht kein Kurzurlaub aus, dazu braucht man Jahre. Versuchen Sie also gar nicht erst, innerhalb eines Aufenthalts ›alles‹ vom Land sehen zu wollen, die Sehenswürdigkeiten nach Liste abzuhaken. Das ist der falsche Ansatz – die Insel hat weitaus mehr als die klassischen Highlights zu bieten. Zwar liefert auch dieser Reiseführer genau solch eine Auflistung, aber die sollte nur als Anregung dienen. Man muss nicht zwangsweise alles gesehen haben. Mut zur Lücke! Zugegeben, ein Selfie in Roscommon hat nicht unbedingt denselben Wiedererkennungswert wie eines vor dem Campanile des Trinity College in Dublin, aber dafür lernt man hier das ›wahre‹ Irland kennen, das Irland abseits der ausgetretenen Pfade. Auf einer solchen Entdeckungstour entfaltet die Insel ihre ganzen Reize, findet man die unberührten Ecken, die ›Geheimtipps‹ … die nur geheim bleiben, wenn sie nicht jeder herausplärrt.

Ab ans Meer

Strandurlaub im klassischen Sinne ist ja nun in Irland wenig reizvoll – das Wetter eben –, auch wenn die Sandstrände an sonnigen Sommertagen oft überfüllt sind. Badeorte mit echter Infrastruktur sind selten, oft klein, laut und reichlich provinziell. Beliebte Destinationen mit Tradition sind etwa das viktorianische Bray bei Dublin, das große Tramore in Waterford, das wuselige Bundoran in Donegal oder auch Newcastle im County Down, direkt unter den Mourne Mountains.

Surfer schätzen die Wellen an der Westküste und sind glücklich, wenn sie überhaupt mit dem Brett an den Strand kommen – in Bundoran, Strandhill oder Lahinch kann dies mangels Parkplatz schon mal schwierig werden.

Auch Taucher können sich in Irland nach Herzenslust austoben. Gute Divespots findet man etwa in Kilmore Quay,Baltimore und Dingle (diese drei haben auch noch nicht allzu kaltes Wasser) sowie auf Achill Island und auf der Ards Peninsula.

Meeresgenuss in Irland, das bedeutet Suchen und Finden! Oft sind die schönsten Strände in kleinen Buchten versteckt und so miserabel ausgeschildert, dass nur die Einheimischen sie erreichen – der eilige Besucher brettert zu schnell am Boreen, der kleinen Nebenstraße, vorbei und landet doch wieder in Tramore oder Brittas Bay. Also langsam herangehen und auch mal den kurvigeren, holprigen Wegen folgen.

Natur natürlich!

Schroffe Küste in Donegal, einsame Moore in Mayo, hohe Bergketten in Kerry und endloses Grün überall – stets wechselnde Landschaften sind Irlands ganz dicke Pluspunkte. Das nicht minder wechselhafte Wetter, immer neue Lichtverhältnisse, tragen das Ihre dazu bei, dass die Insel mehrmals täglich ihr Aussehen ändert. In der Einsamkeit der Natur ist der Mythos vom ursprünglichen Irland zu finden. Allein die Erforschung der Nationalparks in den Wicklow Mountains, bei Killarney, bei Ballycroy, um Glenveagh, in Connemara und auf dem Burren kann lohnend sein, dazu ein Besuch an der spektakulären Causeway Coast oder in den Glens of Antrim, an den Ufern des Shannon oder des Lough Erne.

Und Action!

Aktivurlauber finden in Irland ein kleines Paradies, denn man sitzt hier zwar am Ende der europäischen Welt, aber nicht mitten in der sprichwörtlichen Pampa. Irland bietet Wandertouren in kurz und lang, Kanufahrten auf Binnengewässern oder im Atlantik, Reiten elegant oder abenteuerlich. Und Golfen für alle, denn das ist hier eher Volkssport als ein Refugium der Besserverdienenden. Selbst exklusivere Plätze wie etwa Ballybunion oder Newcastle lassen sich schon – zumindest außerhalb der Hauptzeiten – für bezahlbare Greenfees bespielen.

Partytime … excellent

Dank Billigfliegern immer beliebter ist Irland für das Partyvolk, Dublin an erster Stelle. Hier kann man einen draufmachen. Gerne auch ganz gepflegt im Rahmen von zumindest leicht kulturell angehauchten Pubcrawls, geführten Touren durch Wirtschaften mit Themen wie Musik, Geschichte oder auch Literatur (irische Denker waren fast immer auch Trinker). Galway, Belfast und Cork bieten dasselbe, nur etwas kleiner, teilweise auch weniger ›geleckt‹. Oder man geht voll hedonistisch an die Sache heran, wie es bei den zahlreichen Junggesellenabschieden beider Geschlechter in Dublins Ausgehviertel Temple Bar zu erleben ist. Die ruhigere Alternative: Einfach in einen ländlichen Pub setzen und die Ereignisse auf sich zukommen lassen – irgendwer hat bestimmt was zu erzählen oder packt ein Instrument aus.

Irische Kul-Tour

Vier irische Literaturnobelpreisträger (plus Heinrich Böll, dem eine Insel vor der Insel zweite Heimat war), Dublin als UNESCO-Literaturstadt, James Joyce … In Irland findet man an jeder Ecke einen literarischen Winkel, bis hin zu W. B. Yeats’ Grab in Drumcliff oder Jonathan Swifts letzter Ruhestätte in der St. Patrick’s Cathedral von Dublin.

Ein ziemlich weites Feld bietet sich auch für Geschichtsinteressierte: von prähistorischen Ganggräbern wie Newgrange und Ritualplätzen wie Emain Macha über mittelalterliche Burgen wie Trim Castle und Klosteranlagen wie Glendalough bis zu den noch sichtbaren Spuren der nordirischen Troubles in Belfast und Derry. Jede großformatige Landkarte zeigt Dutzende von Ausflugszielen, die kein Reiseführer alle nennen kann.

© Look, München: Pompe

Sie ist übers Meer geschwommen und in Kinsale an Land gewatschelt – einfach nur schön hier!

Insel für Foodies

Ja, wirklich – Irland kann auch kulinarisch überzeugen. Zum einen gibt es zahlreiche international angehauchte Restaurants, etwa in Kinsale oder auch massiv in Dublin. Zum anderen kann die in Pubs gereichte Hausmannskost überzeugen, zumindest wenn man mal richtig herzhaft zulangen will. Weinkenner werden auf der Insel eher weinen, Importe schlürfen. Der Bierfreund allerdings kann jenseits von Guinness und Smithwicks immer mehr Craft Beers verkosten, oft eigenwillige Erzeugnisse aus kleinen Brauereien, die wie Hefepilze überall sprießen und gedeihen.

Individuell unterwegs

Irland ist ein Autoland, der öffentliche Nahverkehr gelinde gesagt verbesserungswürdig. Zugverbindungen gibt es meist nur von Dublin in andere Städte, Querverbindungen sind selten. Busse befahren zwar andere Strecken, aber auch sie pendeln in der Regel nur zwischen größeren Orten, kleinere Nester oder gar Natursehenswürdigkeiten werden selten angesteuert. Der beste Tipp für eine Irlandreise auf eigene Faust ist daher der Mietwagen, Anbieter gibt es an jedem Flug- und Fährhafen. Mit dem eigenen Auto anzureisen kommt meist teurer, außerdem sitzt der Fahrer dann auf der ›falschen‹ Seite.

Die gute Nachricht für Individualreisende: Das Beherbergungsangebot ist groß, die Straßen sind brauchbar, die meisten Attraktionen gut ausgeschildert und eine Sprachbarriere ist bei einem mittelmäßigen Schulenglisch nicht gegeben. Tatsächlich gibt es nur wenige Gründe, warum man sich einer Reisegruppe anschließen sollte.

Pauschale Arrangements

Pauschalreisen mit Bus oder Mietwagen werden reichlich angeboten. Die Touren sind aber meist anstrengend und man bleibt mit großer Wahrscheinlichkeit auf den ausgetretenen Wegen. Komplettangebote lohnen sich eher bei organisierten Fahrrad- oder Wanderreisen, denn dann kann man die zum Teil aufwendige Planung aus der Hand geben (z. B. Highländer, www.highlaender-reisen.de).

Wichtige Fragen vor der Reise

Welches Budget muss ich für einen Urlaub in Irland einplanen? s. >>>>

Komme ich in Irland mit Englisch durch? s. >>>>

Welche Übernachtungsalternativen gibt es, ist Vorbuchung ratsam? s. >>>>

Ist die medizinische Versorgung wie zu Hause? s. >>>>

Welche Kleidung muss in den Koffer? s. >>>>

Welche Rundreisen sind zu empfehlen? s. >>>>

Was muss ich bei Mietwagen und im Verkehr beachten? s. >>>>

Was ist die beste Reisezeit für Irland und wo informiert man sich über aktuelle Wetterprognosen? s. >>>>

Wie steht es um die Sicherheit im Land? Welche Vorkehrungen sollte man treffen? s. >>>>

Planungshilfe für Ihre Reise

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Die Kapitel in diesem Buch

1. Irlands Osten:s. >>>>

2. Der Südosten:s. >>>>

3. Der Südwesten:s. >>>>

4. Der Westen:s. >>>>

5. Der Nordwesten:s. >>>>

6. Nordirland:s. >>>>

 

Kulturerlebnis

       

 

Naturerlebnis

Angaben zur Zeitplanung

Bei den folgenden Zeitangaben für die Reise handelt es sich um Empfehlungswerte für Reisende, die ihr Zeitbudget eher knapp kalkulieren.

1. Der Osten

Irlands Osten, direkt an der Irischen See und nur einen Katzensprung von der walisischen Küste entfernt gelegen, wird von der Hauptstadt Dublin dominiert. Eine alte Stadt mit viel historischer Bausubstanz aus dem 18. Jh., einer jungen Bevölkerung und einem Ruf als Partystadt. Hier kommen die meisten Flieger an, auch viele Fähren, die Minimetropole ist sozusagen das Tor nach Irland. Allerdings wird Dublin von vielen Reisenden auf der Suche nach der heilen, grünen Welt weiter im Westen schnell hinter sich gelassen. Ein Fehler.

Die Stadt hat einiges zu bieten, an Sehenswürdigkeiten und an Kultur, vom Shopping und dem Nachtleben (nicht nur in Temple Bar) einmal ganz abgesehen. Und die Nachbarschaft ist auch nicht ohne. Im nahen Tal des River Boyne warten Monumente wie Newgrange auf ihre Entdeckung, das königliche Tara kann bei einem Halbtagesausflug erforscht werden, in den Wicklow Mountains versteckt sich mit Glendalough eine der schönsten irischen Klosteranlagen im Wald.

 

• Newgrange

• Glendalough

Gut zu wissen: Für den Aufenthalt in Dublin ist ein Mietwagen eher sinnlos – das gesparte Geld lässt sich in der teuren Stadt problemlos anders anlegen. Auch die Highlights außerhalb von Dublin kann man leicht mit preisgünstigen Bustouren erreichen, die Auswahl dafür ist groß.

Zeitplanung

Dublin:                                   2–3 Tage

Umgebung von Dublin:   2–3 Tage

2. Der Südosten

Wenn man nicht mit der Fähre aus Frankreich oder Südwales hier ankommt, liegt der irische Südosten etwas ab vom Schuss. Was aber nicht heißt, dass sich der Weg in diese Ecke des Landes nicht lohnt. Dachten übrigens schon die Wikinger, die nach einer kurzen Karriere als Plünderer hier die Händler und Städtebauer gaben – Wexford und Waterford gehen auf die Nordmänner zurück. Und ihre entfernten Cousins, die Anglonormannen, nutzten den Südosten, also die Countys Wexford, Waterford, Carlow, Kilkenny und Tipperary, auch als erstes Standbein in Irland. Was zusammengenommen bedeutet, dass Besucher hier ein – auch landschaftlich – sehr schönes Stück historisches Irland erwartet, noch dazu mit den besten Wetterbedingungen der Insel gesegnet. Statistisch jedenfalls, garantiert ist da wie immer nichts. Aber selbst wenn es denn einmal nieselt und nebelt, kann man genug überdachte Attraktionen finden. Wobei, ganz ehrlich, manche Ruine wird erst im feuchten Dunst und ohne Touristenmassen so richtig romantisch.

 

Rock of Cashel

Gut zu wissen: Apropos Massen … Wer seine Ruhe haben will, der sollte die Küste des Südostens im Juli und August eher meiden, denn dann machen hier irische Familien ihren Sommerurlaub. Eben wegen der Chance auf sonnige Tage, aber auch wegen der wirklich schönen Sandstrände mit viel familienfreundlicher touristischer Infrastruktur.

Zeitplanung

Kilkenny:                              halber Tag

Wexford:                               halber Tag

Waterford:                            halber Tag

Südosten insgesamt:        mind. 3 Tage

3. Der Südwesten

Braucht man für Irlands Südwesten, also die Countys Cork und Kerry, eigentlich eine Einführung? Hat nicht jeder schon von der Blumeninsel Garinish, der Seilbahn nach Dursey, dem Ring of Kerry, den Lakes of Killarney oder auch dem Delfin Fungie gehört? Der Südwesten, das ist das pflegeleichte Traumirland, wie man es durch Reisefeuilletons und Prospekte inspiriert erwartet. Voll mit Klippen, Sandstränden, Bergwelten, Cottages in bunten Farben, Musikpubs, sich durch die grüne Landschaft windenden Straßen.

Und das Klischee entspricht der Realität. Gut, im Winter kann man hier Depressionen bekommen, dann schließen aber auch die meisten Unterkünfte und nur die härtesten Irlandfans wagen sich so weit auf die Insel hinaus. Aber von März bis Oktober ist Irlands Südwesten kaum zu schlagen, wenn es um das volle Paket Irlandidylle mit guter Infrastruktur geht. Was natürlich im Gegenzug bedeutet, dass in der Saison die Vorstellung von einem menschenleeren, ursprünglichen Irland Illusion bleibt. Das merkt man spätestens dann, wenn sich auf dem Ring of Kerry lange Autoschlangen bilden und an den Highlights immer dieselben Gesichter zu sehen sind.

 

• Kinsale

• Skellig Michael

      

 

• Garinish Island

• Killarney

   National Park

Gut zu wissen: Um nicht im Besucherstrom mitzuschwimmen, ist die einzige Gegenmaßnahme (abgesehen von einem Besuch im Winter), sich Zeit zu lassen, mal von den Hauptrouten abzuweichen und auf gut Glück die nicht ausgeschilderten Wege zu nutzen – die meisten Touristen absolvieren den Südwesten im Schweinsgalopp von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Wer ein paar Tage mehr einplant, der hat sicherlich auch mehr davon.

Zeitplanung

Cork City:                                     halber Tag

Glengarriff und Beara:             1 Tag

Killarney, Ring of Kerry und

Nationalpark:                             2 Tage

Dingle Peninsula:                      1 Tag

Südwesten insgesamt:             6–7 Tage

4. Der Westen

Der Westen Irlands, grob nördlich der Shannonmündung und südlich des County Sligo angesiedelt, bietet ebenfalls einige der ›Muss-man-gesehen-haben‹-Highlights. Noch dazu in wirklich menschenleeren Gegenden, wohin sich Touristen nur verirren, wenn das Navi ausfällt. Wobei eine Region, nämlich der Burren im County Clare, ein Hauptziel ist – meist im Doppelpack mit den Cliffs of Moher, zwar nicht Irlands höchste, mit Sicherheit aber bekannteste Klippen.

Von hier ist man auch schnell im County Galway, wo die quirlige Stadt selber, aber auch das ursprünglich wirkende Connemara locken. Kontraste, wie sie größer kaum sein könnten – da die junge Studentenstadt mit internationalem Flair, dort das langsam überalternde Land mit Moor. Was sich im County Mayo fortsetzt, wo einst St. Patrick meditierte, Heinrich Böll schrieb und John Wayne die Fäuste sprechen ließ. Eine kontrastreiche Landschaft voller faszinierender Einöden, plötzlich unterbrochen von lebendigen Orten voll schmuckem Bürgerstolz, wie Westport mit seiner urbanen Architektur aus dem 18. Jh.

 

Clonmacnoise

      

 

• Cliffs of Moher

• Burren

• Connemara National Park

Gut zu wissen: Im Westen muss man sich wirklich Zeit lassen. Allein die zerklüftete Küstenlinie und die dementsprechende Straßenführung erzwingen ein gemächlicheres Tempo – wobei oft der Weg das Ziel sein mag, etwa auf der Sky Road bei Clifden, auf dem Weg zum Keem Strand auf Achill Island oder entlang des Fjords von Killary.

Zeitplanung

Cliffs of Moher und Burren:          1 Tag

Clonmacnoise:                       halber Tag

Connemara National Park:           1 Tag

Achill Island:                                      1 Tag

Killary Harbour:                     halber Tag

Galway City:                                     1 Tag

Westen insgesamt:                 6–7 Tage

© Look, München: Zielske

Optisch perfekt in Szene gesetzt: das wilde, gar mystische Connemara im County Galway

5. Der Nordwesten

Sligo Town mag ja noch urban wirken, aber die Küste weiter entlang gen Norden, durch einen Fitzel Leitrim und dann hinein ins tiefste Donegal, da lässt man so gut wie alles hinter sich – die meisten Touristen, die moderne Welt mit allem Komfort, teilweise sogar die englische Sprache. Doch ist es ein sanfter Übergang, weit weg von einem Kulturschock: Wer nach einem ausgiebigen Frühstück im Surferparadies Strandhill startet, kann auf der Suche nach einem Café für den Nachmittagshalt fast verhungern.

Irlands Nordwesten, das sind die lebendigen Orte Sligo, Bundoran und Letterkenny ebenso wie die absolute Einsamkeit im Glenveagh National Park, wo die Steinadler kreisen. Das sind die Klippen bei Slieve League, von denen es 600 m senkrecht hinunter in den Atlantik geht. Das ist das fast museale Dorf Glencolumbkille, das ein Pfarrer einst zur Tourismusförderung aufmöbelte, das ist die Pilgerinsel im Lough Derg, das ist Irlands nördlichster Punkt am Malin Head, nördlicher als Nordirland.

 

• Slieve League

• Glenveagh National Park

Gut zu wissen: Eine beste Reisezeit gibt es fast nicht, denn gerade der Nordwesten hat auch im Winter seine Reize (aber wenig Unterkünfte). Nicht für Skihasen, wohlgemerkt, sondern für Menschen auf der Suche nach Ruhe. Die ist dann so gut wie garantiert.

Touristisch ist der Nordwesten oft nur ansatzweise erschlossen. Man wird zwar in Donegal Town schnell das Tweed-Kaufhaus finden, im Hinterland aber selbst größere Dörfer manchmal am Rand der Verzweiflung balancierend suchen, oft weil der irische Name auf den Schildern so gar nicht mit der englischen Form verwandt zu sein scheint. Ein Landstrich, in dem der Tank immer mindestens halb voll, das Handy immer voll geladen sein sollte.

Zeitplanung

Sligo und Umgebung:                   1 Tag

Donegal Town:                      halber Tag

Slieve League:           mind. halber Tag

Glencolumbkille:                  halber Tag

Glenveagh National Park:            1 Tag

Nordwesten insgesamt:            5 Tage

6. Nordirland

Einmal die Luft der Rebellion schnüffeln, Pulverdampf und Tränengasschwaden? Dann ist man in Nordirland heute ziemlich falsch am Platz, denn die Auseinandersetzungen zwischen den Parteien werden inzwischen meistens im Parlament ausgetragen. Um auch nur einen Hauch ›britischer Unterdrückung‹ zu spüren, muss man ganz schön tief in die Mottenkiste greifen oder die Realität schlicht ignorieren. Nordirland ist modern, leicht zugänglich und friedlich. Was will man mehr?

Zugegebenermaßen hat die touristische Infrastruktur noch nicht überall mit den Fleischtöpfen der Republik gleichgezogen, aber in den Städten Belfast und Derry (oder Londonderry, wie’s beliebt) ist man als Besucher gut aufgehoben. Und kann sich wohlfühlen, denn nicht nur zahlreiche Sehenswürdigkeiten, sondern auch viel Kultur und sogar ein sehr lebendiges Nachtleben erwarten einen hier.

Ganz im Kontrast dazu stehen die ländlichen Gebiete Nordirlands, die teilweise von der Vermarktung noch verschont wurden. Mit Ausnahme der Badeorte an den Küsten, allesamt beliebte Naherholungsgebiete und Ziele für die Sommerfrische. Und natürlich mit Ausnahme des Giant’s Causeway, Natur als Weltkulturerbe und eine der kuriosesten Küstenlandschaften Irlands.

 

Derry

        

 

Giant’s

Causeway

Gut zu wissen: Reisezeit ist eigentlich das ganze Jahr über, nur um den 12. Juli herum kann es problematischer werden – dann nämlich marschieren die Loyalisten des Orange Order an allen Ecken und Enden. Was heute nicht mehr zwangsweise in Straßenschlachten endet, aber immer Verkehrsbehinderungen mit sich bringt.

Zeitplanung

Belfast:                                                      2 Tage

Giant’s Causeway:                          halber Tag

Glens of Antrim:                                       1 Tag

Derry City:                                        halber Tag

Ulster American Folk Park:          halber Tag

Mourne Mountains:                      halber Tag

Enniskillen und Lough Erne:                1 Tag

Nordirland insgesamt:                    6–7 Tage

Vorschläge für Rundreisen

Drei Tipps für Ihre Irlandtour vorweg: Erstens darf man in Irland mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von maximal 60 km/h rechnen, die somit meist längere Fahrzeit – schon ohne Suchen des Zielorts – geht von den Besichtigungszeiten natürlich ab. Zweitens muss man sich nicht dem zwanghaften Wahn hingeben, ganz Irland in einem Sommerurlaub kennenzulernen, das klappt sowieso nicht. Drittens, und das ist die Essenz, bedeutet weniger Irland oftmals wirklich mehr. Man kann beruhigt ein bekanntes ›Must See‹ weglassen, um den eigenen Interessen zu folgen. Irland ohne Cliffs of Moher? Ja, Sie werden es überleben.

Die folgenden Touren sind alle ohne An- und Abreise geplant und beginnen gleich am ersten Tag nach dem Frühstück, enden am letzten Tag mit einem Pubbesuch … Konzentrieren Sie sich also auf den reinen Irlandaufenthalt. Die Routen können aber auch nach dem Motto ›Erster Flieger rein, letzter Flieger raus!‹ in Angriff genommen werden.

  Irland-Highlights (

1

Woche)

Für die ersten drei Tage der Tour wird nicht unbedingt ein Auto benötigt. Übernachtungen sollten in Dublin und Galway gebucht werden, das Umland erkundet man dann in Tagestouren.

1. Tag: Dublin lässt sich an einem Tag kennenlernen, entweder zu Fuß oder mit einer Stadtrundfahrt. Und wenn man Lust hat, dann laden sowohl das National Museum wie auch die Chester Beatty Library zum kostenlosen Kulturgenuss ein.

2. Tag: Newgrange und den Hill of Tara kann man gut mit einer organisierten Bustour erkunden, viele Anbieter holen die Fahrgäste sogar direkt von den großen Hotels ab. Der Abend steht für Dublin zur Verfügung, vielleicht eine kleine Pubtour?

3. Tag: Auch Glendalough und die Wicklow Mountains sind mit Bustouren am einfachsten erreichbar. Der Abend wird wiederum in Dublin verbracht – Zeit für ein Irish Stew oder einen Eintopf mit Guinness.

4. Tag: Mit einem Stopp in Clonmacnoise geht es nach Galway (Fahrzeit etwa 2,5 Std.). Den Nachmittag und Abend kann man dann der Erkundung dieser quirligen Studentenstadt widmen.

5. Tag: Ein Tagesausflug an die Cliffs of Moher und quer durch den Burren nimmt einige der wichtigsten Ziele im Westen mit, bei guter Ausschilderung kein Hexenwerk (reine Fahrzeit ca. 3,5 Std.).

6. Tag: Connemara ist schon etwas anstrengender, aber auch als Tagestrip von Galway aus zu erreichen. Eine Fahrt über Roundstone nach Clifden und wieder zurück nach Galway führt durch einsame Moore und an Trommelwerkstätten vorbei (reine Fahrzeit ca. 3,25 Std.).

7. Tag: Am letzten Tag dieser Rundreise geht es wieder zurück nach Dublin (Fahrzeit etwa 2,5 Std.), wo der Nachmittag und der Abend noch voll genutzt werden können – vielleicht verbunden mit einem Besuch im Guinness Storehouse?

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  Irlands Südwesten (

1

Woche)

1. Tag: Killarney ist binnen einer halben Stunde zu Fuß erkundet, danach kann man sich einer Pferdekutsche zur obligatorischen Fahrt durch Teile des Nationalparks und zum Muckross House anvertrauen. Oder man steuert das Ross Castle an, von dem aus Bootstouren über die Seen starten.

2. Tag: Der Ring of Kerry lässt sich an einem Tag gut meistern (reine Fahrzeit ca. 3,5 Std.), Start- und Zielort ist Killarney.

3. Tag: Dieser Tag beginnt mit der Fahrt nach Dingle (etwa 80 Min.), an die sich gleich die Runde über den Slea Head Drive anschließen kann (reine Fahrzeit etwa 2 Std.).

4. Tag: Von Dingle geht es über Killarney nach Süden ins beschauliche Glengarriff (Fahrzeit etwa 2,25 Std.), das vor allem vom Ruhm der Garteninsel Garnish Island zehrt – die man an einem Nachmittag bequem erkunden kann.

5. Tag: Dieser Tag dient der Erkundung der Halbinsel Beara (reine Fahrzeit etwa 3 Std.), eventuell inklusive eines Ausflugs auf Dursey Island mit der Seilbahn oder, etwas konventioneller, auf Bere Island mit der Fähre ab Castletownbere, einem aktiven Fischereihafen und der Heimat von MacCarthy’s Bar.

6. Tag: Ruhiger geht es dann in Baltimore, Clonakilty und Umgebung zu – an einem Tag wird die Südküste Corks erforscht (reine Fahrzeit Glengarriff–Cork etwa 2,5 Std. auf dieser Strecke).

7. Tag: Cork City schließlich bildet den quirligen urbanen Abschluss der Tour. Die moderne Stadt bietet Irlands vielleicht besten Markt, eine eigene Biertradition jenseits von Guinness und ganz viele Gelegenheiten zum Shopping.

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  Irlands Norden (

1

Woche)

1. Tag: Belfast ist längst nicht mehr die Stadt der fliegenden Pflastersteine. Die nordirische Hauptstadt bietet Kultur und Unterhaltung in rauen Mengen. Sehenswert ist besonders Titanic Belfast im Hafen, ein Museum allein für den berühmtesten Eisbergzwischenfall der Geschichte.

2. Tag: Nur eine kurze Strecke nördlich von Belfast warten die Causeway Coast und die Glens of Antrim auf Erkundungswillige, komplett mit Blick bis nach Schottland oder – keine 3 m weit bei Nebel – malerischen Burgruinen am Abgrund und natürlich dem Giant’s Causeway (reine Fahrzeit etwa 1,5 Std., weiter nach Derry etwa 1 Std.).

3. Tag: In Derry, oder auch Londonderry, leben die Bevölkerungsgruppen zwar immer noch eher nebeneinander denn miteinander, aber auch hier beschießen sie sich nicht mehr. Eine Rundwanderung auf der vollkommen erhaltenen Stadtmauer lässt – in jeder Hinsicht – tief blicken.

4. Tag: Ab in die Republik und an Irlands wirklich nördlichstes Ende geht es dann in Donegal mit einer Tour über die Halbinsel Inishowen, wo auch Malin Head (reine Fahrzeit ab Derry etwa 1 Std.) zu finden ist. Zur Übernachtung empfiehlt sich das lebendige Letterkenny (reine Fahrzeit ab Malin Head etwa 1,5 Std.).

5. Tag: Das südlichere Donegal steht am nächsten Tag auf dem Programm. Nach einer Fahrt durch die Einsamkeit erreicht man Slieve League, 600 m über dem Atlantik (reine Fahrzeit etwa 2 Std.). Erholen kann man sich anschließend in Donegal Town (Fahrzeit von Slieve League etwa 1 Std.), einer gemütlichen Marktstadt.

6. Tag: Zurück nach Nordirland. Über die Porzellanstadt Belleek und am Lower Lough Erne entlang geht es nach Enniskillen (reine Fahrzeit etwa 1,25 Std.). Von hier aus kann die Seenplatte mit dem Ausflugsboot erkundet werden oder man macht einfach einen Stadtbummel.

7. Tag: Kontrastprogramm am letzten Tag – vor einem die Irische See, hinter einem die Mourne Mountains (reine Fahrzeit von Enniskillen ca. 2,25 Std.). Rauf auf den Berg und die Aussicht bis zur Isle of Man genießen? Oder gemächlich im Silent Valley wandern? Den Abend dann auf jeden Fall im Badeort Newcastle gediegen ausklingen lassen …

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  Irland-Klassik (

2

Wochen)

1. Tag: Stadtbesichtigung Dublin.

2. Tag: Tagestour nach Newgrange, Knowth und zum Hill of Tara, die man am besten im Rahmen eines organisierten Ausflugs besucht. Abends Pubtour oder Theatervorstellung in Dublin.

3. Tag: Durch Glendalough und die Wicklow Mountains geht es Richtung Südosten nach Kilkenny (reine Fahrzeit etwa 2,75 Std.).

4. Tag: Bummel durch die fast mittelalterlich erscheinende Stadt Kilkenny, anschließend Weiterfahrt über den Rock of Cashel nach Cork City (reine Fahrzeit etwa 2 Std.).

5. Tag: Besichtigung von Cork City, der lebendigen Metropole des Südwestens.

6. Tag: Irland wie aus dem Bilderbuch findet man in Killarney (reine Fahrzeit ab Cork etwa 1,75 Std.). Mit der Pferdekutsche geht es in den Nationalpark und zum Muckross House. Oder mit dem Boot vom Ross Castle auf eine Tour über die Seen.

7. Tag: Von Killarney fährt man über den Ring of Kerry langsam Richtung Norden. An der Shannonmündung kann man dann die Sonne im Meer versinken sehen (reine Fahrzeit etwa 4,5 Std.).

8. Tag: Auf der Autobahn geht es schneller, aber heute ist der Weg das Ziel, denn über die Cliffs of Moher und quer durch den Burren (oder durch seine Ausläufer entlang der Küste) fährt man gemächlich nach Galway (reine Fahrzeit etwa 5 Std.).

9. Tag: Erkundung von Galway inkl. eines Ausflugs ins beliebte Strandbad Salthill und eines langen Abends in einem oder mehreren der lebendigen Pubs der Studentenstadt.

10. Tag: Ab nach Connemara – von Galway gut zu erreichen, aber doch Welten entfernt. Die Fahrt über Roundstone nach Clifden (reine Fahrzeit etwa 2 Std.) führt durch einsame Moore und an Trommelwerkstätten vorbei. In Clifden kann man dann am Abend auftanken, zahlreiche Restaurants und Pubs laden ein.

11. Tag: Die nächste Etappe führt über Westport nach Sligo (reine Fahrzeit etwa 2,75 Std.) in die Heimat von Irlands Nationaldichter W. B. Yeats. Eine faszinierende Landschaft mit bizarren Bergen direkt am Meer, herrschaftlichen Rebellenlandsitzen und einer gehörigen Portion Kultur in Sligo Town.

12. Tag: Wer meint, mit den Cliffs of Moher schon alles gesehen zu haben, dem wird an den Klippen von Slieve League der Atem stocken … Erholung verspricht danach Donegal Town, mit Tee, Tweed und Törtchen (reine Fahrzeit etwa 3 Std.).

13. Tag: Über die Grenze nach Nordirland bei der Porzellanstadt Belleek, dann am Lower Lough Erne entlang bis nach Enniskillen (reine Fahrzeit etwa 1 Std.). Von hier aus können die Seen mit dem Boot erkundet werden, alternativ lohnt sich ein Stadtbummel mit Einkehr in einem der zahlreichen Pubs.

14. Tag: Die Tour endet in Belfast, der ›anderen‹ Hauptstadt (reine Fahrzeit ca. 1,5 Std.), heute voll mit Kultur und Unterhaltung. Und mit dem markanten Komplex Titanic Belfast im Hafen, wo man wirklich alles über den Untergang – und vieles über die Stadt selbst – erfährt.

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Wissenswertes über Irland

»Alles verändert, vollkommen verändert –

eine furchtbare Schönheit wird geboren!«

William Butler Yeats, Easter, 1916

© Look, München: Zielske

Es gibt sie noch: die archaisch anmutenden Reetdachbehausungen

Steckbrief Irland

Daten und Fakten

Namen: Republik Irland (IRL), Ireland oder Éire sowie Nordirland (NI) bzw. Northern Ireland

Fläche:84 403 km2, davon IRL: 70 273 km2, NI: 14 130 km2

Hauptstadt: Dublin (IRL), Belfast (NI)

Sprache: Englisch, Irisch, Ulster-Scots (nur NI)

Einwohnerzahl: 4,8 Mio. (IRL), 1,9 Mio. (NI)

Bevölkerungswachstum: 1,2 % (IRL), 0,7 % (NI)

Lebenserwartung: Frauen 83 (IRL) bzw. 82 (NI) Jahre, Männer 79 (IRL) bzw. 78 (NI) Jahre

Währung: Euro (IRL), Pfund Sterling (NI)

Zeitzone: MEZ/MESZ minus 1 Std.

Landesvorwahl:00353 (IRL), 0044 (NI)

Landesflagge: Die Flagge der Republik Irland besteht aus drei senkrechten Streifen in den Farben Grün, Weiß und Orange, die in ebendieser Reihenfolge die gälischen Wurzeln, den Frieden zwischen den Bevölkerungsgruppen und die protestantische Tradition repräsentieren. Nordirland hat keine eigene Flagge mehr, sondern verwendet den Union Jack des Vereinigten Königreichs. Das Staatswappen der Republik Irland ist eine goldene Harfe auf blauem Grund. Nordirland besitzt auch kein Staatswappen mehr.

Geografie

Irland kann man sich wie einen gigantischen, etwas angenagten, im Atlantik schwimmenden Fressnapf vorstellen: zerklüftete Bergketten an den Rändern, eine weitgehend flache Landschaft in der Mitte. Die Küste ist fast durchgängig felsig, die Strände sind meist klein, die Klippen dagegen oft extrem hoch und steil. Irlands höchster Berg, der Carrauntouhil, misst nur mehr 1038 m und gehört zu den Macgillycuddy’s Reeks im County Kerry. Der längste Fluss der Insel ist der Shannon mit – je nach Messung maximal – 386 km Länge. Auf seinem Weg vom County Cavan in den Atlantik bei Limerick durchfließt er zahlreiche Binnenseen von erheblicher Größe, darunter Lough Allen, Lough Ree und Lough Derg. Lough Neagh ist der größte See Irlands, seine enorme Fläche von 392 km2bildet ein ›Loch‹ mitten in Nordirland und erinnert bei ungünstigem Wind an Verhältnisse wie auf dem offenen Meer. Rund um die irische Küste finden sich Hunderte kleiner und kleinster Inseln, heute größtenteils unbewohnt.

Geschichte

Irland war über Jahrtausende ein Flickenteppich von Fürstentümern mit schlecht definierten Grenzen. Erst zur Zeit der Tudors im 15. Jh. wurde die Insel kartografisch voll erfasst und nach englischem System in Grafschaften bzw. Countys unterteilt.

Ab dem 12. Jh. stand ein Großteil der Insel unter englischer bzw. britischer Herrschaft. 1922 wurde die gesamte Insel zum Freistaat Irland, aus dem jedoch umgehend sechs Countys austraten und das mit dem Vereinigten Königreich verbundene Nordirland bildeten. Im Jahr 1949 erklärten sich die 26 Countys des Freistaats zu einer unabhängigen Republik mit (bis 1999) Anspruch auf die gesamte Insel.

Seit 1955 ist die Republik Mitglied der Vereinten Nationen, seit 1973 gehörten beide Teile Irlands zur EWG, Vorläufer der Europäischen Union. Die Republik Irland betreibt eine Politik der (schwach) bewaffneten Neutralität. Nordirland ist außenpolitisch an das Vereinigte Königreich gebunden.

Staat und Politik

Die Republik Irland ist eine parlamentarische Demokratie mit einem Präsidenten (Uachtarán na hÉireann) als Staatsoberhaupt, der jedoch in erster Linie eine repräsentative Rolle spielt und in seiner politischen Arbeit stark eingeschränkt ist. Seit 2011 ist dies Michael D. Higgins von der Labour Party.

Das irische Parlament (Oireachtas) besteht aus zwei Häusern: dem direkt gewählten Abgeordnetenhaus (Dáil) und dem relativ machtlosen Senat (Seanad). Regierungschef ist der Premierminister (Taoiseach). Die größten Parteien in der Republik sind die konservative Fine Gael, die konservativ-republikanische Fianna Fáil und die republikanisch-nationalistische Sinn Féin. Kleinere Parteien mit Parlamentspräsenz sind die Labour Party, die Social Democrats und die Green Party. Daneben gibt es mehrere programmatisch geprägte Vereinigungen parteiloser Abgeordneter, unabhängige Abgeordnete und die Brüder Healy-Rae.

Nordirland hat seit dem Jahr 2000 theoretisch wieder eine autonome Regierung, die jedoch in der Praxis immer wieder wegen Grundsatzfragen oder auch Haarspaltereien zwischen den Koalitionspartnern aneinandergerät und nicht handlungsunfähig ist. In Nordirlands Parlament, der Northern Ireland Assembly, stellt die Democratic Unionist Party die größte Partei dar, gefolgt von Sinn Féin. Beide zusammen bilden die Regierung. Oppositionsparteien sind die Ulster Unionist Party, die Social Democratic and Labour Party, die Alliance Party, die Green Party, die Wählervereinigung People Before Profit sowie die DUP-Splittergruppe Traditional Unionist Voice.

Wirtschaft und Tourismus

Landwirtschaft spielt in Irland zwar noch eine große Rolle, aber grundsätzlich ist die Wirtschaft der Republik abhängig von Dienstleistungen, exportorientierten Industrien (viele als Ableger multinationaler Konzerne) und dem Tourismus, wobei die Besucher vor allem aus Großbritannien, den USA, Frankreich und Deutschland kommen. Einen Boom erleben nach wie vor die Pharma- und Chemieindustrie (Viagra und Botox sind Exportschlager). Im EDV-Bereich wird Hard- und Software teils hergestellt und entwickelt, teils lediglich vertrieben, dann meist inklusive Kundenservice via Callcenter. Der Wirtschaftsboom des Landes beruht jedoch überwiegend auf hohen Steuernachlässen für ausländische Firmen und der Immobilienbranche.

Bevölkerung und Religion

Irlands Bevölkerung ist durch Immigration ganz rapide gewachsen. Rund ein Drittel lebt in Dublin und Belfast, ein weiteres Drittel in Kleinstädten. Weite Gebiete im (Nord-)Westen sind nur sehr dünn besiedelt. Obwohl oft eine ›keltische Rasse‹ propagiert wird, ist die einheimische Bevölkerung genetisch völlig durchmischt und der britischen wie auch skandinavischen verwandt.

In der Republik folgen über 80 % dem römisch-katholischen Glauben, in Nordirland sind es 41 %. Die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in der Republik ist die Church of Ireland (2,8 %), in Nordirland die Presbyterian Church (19,1 %).

Natur und Umwelt

Irland ist grün, zumindest rein vom farblichen Eindruck her, deswegen ja auch ›Grüne Insel‹, ganz unpolitisch. Aber man findet noch mehr Farben: Grautöne der Felsen, dunkelbraune Torferde, (fast) weiße Sandstrände, blaue Gewässer. Und von den Atlantischen Hasenglöckchen bis zu Fuchsien, Rhododendren und Montbretien ist die Blütenwelt so bunt wie die Landschaft abwechslungsreich.

Sogar Palmen gibt es in Irland, aber Kokosnüsse erntet hier niemand, und was wie eine Palme aussieht, ist meist eine zum Verwechseln ähnliche neuseeländische Lilienart – erinnert aber doch ein wenig an Mittelmeer, so die Sonne mal scheint. Die kleineren Montbretien, südlich der Sahara und auf Madagaskar heimisch, sind schon wesentlich ungewöhnlicher. Und wachsen wild. Möglich macht dies der Golfstrom, der mit noch relativ warmem Wasser um die irischen Küsten schmeichelt, ein mildes und ausgeglichenes Klima erzeugt. Ohne dramatische Abwechslung, denn irische Winter sind in der Regel eher nasskalt denn schneesicher, die Sommer so kühl, dass die Medien bei einer Woche über 20 °C eine Hitzewelle proklamieren. Regen gibt es dabei immer, im Sommer meist als Schauer, in den anderen Jahreszeiten oft genug sintflutartig mit Sturm. Kurz gefasst: Wer wann auch immer nach Irland reist, muss eine Regenjacke, gute Schuhe und einen warmen Pullover mitnehmen.

Fels in der Brandung

Irgendwie ist Irland eher untypisch so als Insel – ringsherum Berge, die Mitte dann eher flach. Für Geologen eine spannende Sache. Vor Donegal etwa hat man eine rund 1,7 Mrd. Jahre alte Felsformation entdeckt und Irland selbst ist der ›Treffpunkt‹ zweier europäischer Gebirgszüge. Nördlich einer imaginären Linie von Limerick nach Wexford befindet sich das Kaledonische Gebirge, das über das namensgebende Schottland bis zum Nordkap weiterläuft. Schroffe Felsformationen aus Granit und Gneis, sogar ein Fjord gehört dazu. Südlich davon verläuft in Irland der westlichste Ausläufer des Armorikanischen Gebirges, dessen Sandsteinmassive über Südengland und die Bretagne fast bis an die französische Mittelmeerküste reichen.

Die Konsequenzen? Auf dem Granit hält sich weniger Mutterboden, und wenn dann noch der Wind vom Atlantik über die Insel fegt, ist die gute Erde stellenweise ganz weg. Ergo rauer Nordwesten – auf den Aran-Inseln pflanzte man die Kartoffeln früher in Algenmulche und sicherte die spärliche Erde mit Mauern. Der Sandstein dagegen korrodiert – in Erdzeitaltern gemessen – viel schneller als der Granit, weswegen weite Teile des irischen Südens viel lieblicher wirken, aber eigentlich schlicht abgenutzt sind. Das alles ist den Schafen egal. Diese recht anspruchslosen Vierbeiner lungern in Irland überall herum, am dichtesten bevölkern sie Galway, Mayo und Donegal. Offiziell gezählt werden bis zu 4 Mio.

Die letzte Eiszeit hat natürlich auch in Irland ihre Spuren hinterlassen. Vor rund 22 000 Jahren war noch fast die ganze Insel unter Gletschern begraben, die wiederum teilweise tiefe Täler wie die Glens of Antrim gruben, andererseits im Nordosten die sanften Drumlins schufen, rund geschliffene Miniberge.

Mittlerweile hat sich Irland aber beruhigt – Eis gibt es nur noch im tiefsten Winter, die Gebirge haben sich miteinander arrangiert und tektonische Verschiebungen sind eigentlich unbekannt. Erdbeben? Selten und wenig heftig. 2013 etwa gab es im Mai eines. Vulkanausbrüche dagegen gelten als so gut wie unmöglich. Obwohl ja beispielsweise der Giant’s Causeway auf vulkanische Aktivität zurückgeht und einige erloschene Vulkane zu finden sind. Wenn man sich auskennt zumindest, denn deren Rauch, Asche und Lava sah man in Irland schon sehr lange nicht mehr …

Steil ins Meer

Mehr Drama bieten die Klippen am Meer, wo Irland plötzlich endet und der nächste Stopp nicht New York, sondern ein paar Felsen und Wellen einige Hundert Meter tiefer sind: am bekanntesten vielleicht die Cliffs of Moher im County Clare, 214 m von der grünen Wiese steil ins Meer. Ein Naturschauspiel der ganz besonderen Art: hinter einem das eigentlich ganz flach wirkende Festland, vor einem der Atlantik, rechter Hand die Aran-Inseln gerade erkennbar und unter einem, an einer schroffen zerklüfteten Felswand vorbei, der Blick auf einen wahren Hexenkessel aus Felsbrocken, Wasserwirbeln und Gischt, kreisende Vögel irritieren den Gleichgewichtssinn noch weiter. Im Fantasyfilm »Die Braut des Prinzen« mimen die Cliffs of Moher die Klippen des Wahnsinns. Passt, vor allem wenn man die Wahnsinnigen sieht, die entgegen jeder Warnung am Klippenrand balancieren.

Die Cliffs of Moher sind aber lange nicht die einzigen und schon gar nicht die höchsten Klippen Irlands. Slieve League in Donegal etwa ist dreimal so hoch, auch auf Achill Island geht es rund 600 m bergab ins Meer. Selbst bei Dublin sind Klippenwanderungen möglich, und zwar rund um Howth Head. Und zwischen den Klippen findet man Sandstrände, oft gut versteckt, manche nur bei Ebbe überhaupt vorhanden.

© laif, Köln: Redux/Bilbao/VW Pics

Cliffs of Moher – ein falscher Schritt und es geht mehr als 200 m abwärts …

Burren – da ist Leben drin!

Nur wenige Kilometer von den Cliffs of Moher in Richtung Nordosten zeigt sich ein vollkommen anderes Bild: die Mondlandschaft des Burren, eine auf den ersten Blick öde wirkende Karstlandschaft, wie sie auch auf den Aran-Inseln zu finden ist. Das Kalkgestein wurde durch Wind und Wasser ausgewaschen, fein abgeschliffen. So entstand eine Oberfläche, die an eine von durchgedrehten Landschaftsgärtnern aus Reststücken verlegte Terrasse erinnert. Die allerdings nur oberflächlich tot erscheint, denn in ihren Rillen gedeiht eine einzigartige Pflanzenwelt, geprägt von alpiner Flora samt Enzian, Orchideen und allerlei Kräutern und Farnen. Alles schön versteckt, sich dem Wind und daher auch flüchtigen Blicken entziehend. Ansonsten aber wirkt der Burren so karg und grau, dass er an regnerischen Tagen mit dem Grau von Himmel und Atlantik zu verschmelzen scheint.

Irlands Bergwelt

Was ist ein Berg? Alles relativ, aber in Mitteleuropa sagt man gerne, dass sich eine alleinstehende Geländeerhebung von über 300 m als Berg bezeichnen darf. Also hat Irland Berge, auch wenn Alpinisten dem vehement widersprechen. Die zehn höchsten befinden sich im County Kerry, neun als Teil der Macgillycuddy’s Reeks, darunter auch die drei Tausender Carrantoohill (1038 m), Beenkeragh (1008 m) und Caher (1001 m). Ein etwas entfernter Cousin ist der Mount Brandon (951 m) auf der Dingle-Halbinsel.

Das größe zusammenhängende Berggebiet Irlands sind die Wicklow Mountains mit dem Lugnaquilla (925 m) als höchstem Gipfel. Erwähnenswert sind außerdem die Galtee Mountains mit dem 919 m hohen Galtymore und in Nordirland die Mourne Mountains mit dem 850 m hohen Slieve Donard.

Einige Berge Irlands sind höhentechnisch zwar nicht unbedingt beeindrucked, aber dafür berühmt. Allen voran natürlich der Croagh Patrick (764 m) im County Mayo, dessen nahezu ebenmäßige Kegelform die Fantasie der Menschen anregt und der seit mehr als 5000 Jahren ein Pilgerort sein soll. Ebenso ungewöhnlich geformt erhebt sich der Mount Errigal (751 m) im County Donegal, im Winter oft schneebedeckt und daher auch als Kilimandscharo Irlands bekannt. Der Benbulben (526 m) im County Sligo ist der kleine Kumpel dieser Berühmtheiten, wegen seiner ungewöhnlichen Form mit steilen Felsabhängen und einer scheinbar völlig flachen Hochebene eines der beliebtesten Fotomotive im Westen.

Die Inseln der Insel

Irland ist nicht nur eine Insel, Irland hat auch noch zahlreiche Inseln vor seiner Küste und im Binnenland. Genaue Zahl? Kann man so nicht sagen. Allein Wikipedia listet rund 250 Inseln im Meer, dazu rund 100 in Seen und Flüssen, also dürfte wirklich für jeden Tag des Jahres eine bereitstehen – wenn man denn Asket sein will. Denn ganzjährig bewohnt sind inzwischen die wenigsten, viele nicht einmal bewohnbar.

Nur etwa fünf Dutzend irische Inseln gelten als bewohnt, wobei man sich oft nicht einmal bewusst ist, auf einer Insel zu sein. Etwa auf Great Island in Cork, Boa Island in Fermanagh, Achill Island in Mayo oder Valentia Island in Kerry. Man fährt einfach hin und drauf, Damm und Brücke machen es möglich. Diese Inseln, die schon fast keine mehr sind, haben dann meist auch eine relativ dichte Besiedlung und Infrastruktur von Strom bis Breitband-Internet. Im Kontrast dazu stehen Inseln, die so nah und doch so fern liegen: Dursey Island in Cork etwa oder die Blaskets in Kerry. Eigentlich nur einen Katzensprung vom Festland entfernt, aber extrem wild und daher verlassen.

Wobei man sich auch darüber klar sein muss, dass das Inselleben nie ein leichtes Brot war und schon gar keine echte Zukunftsperspektive bot. Das raue Klima, die oft miserable Bodenbeschaffenheit grenzten die Wahlmöglichkeiten für den Lebensunterhalt erheblich ein. Hier überlebte man auf Dauer nur als Fischer und Bauer. Beides Knochenjobs und mit Glück gerade ausreichend zum Überleben. Allein der Tourismus konnte hier und dort noch etwas retten, etwa auf den Aran-Inseln oder auf Inishbofin und Rathlin.

Torf in Boden und Nase

Auch nach 2300 Jahren noch gut aussehen? Der Clonycavan Man hatte das Rezept dafür: Neben einem guten Haargel braucht man eigentlich nur viel Moor. In seinem Fall nicht als Packung, sondern als Bestattungsort nach einem rituellen Mord. Jedenfalls sieht seine Leiche im National Museum noch heute recht frisch, wenn auch definitiv dunkel verfärbt aus.

Ebenfalls fast schwarz und unendlich haltbar ist auch bog wood, Moorkienholz aus Eiche oder Eibe: aus dem Moor ausgebuddelte Baumreste, steinhart und dankbares Material für Handwerker. Aus dem Kleinholz werden vor allem für Touristen Souvenirs gefertigt. Große Fundstücke erzielen sehr gute Preise und werden zu Skulpturen und Einrichtungsgegenständen verarbeitet, die sich kaum jemand leisten kann.

Aber zurück zum Moor selbst. Früher sollen rund 17 % des irischen Festlands von Mooren bedeckt gewesen sein, heute sind rund 80 % dieser Fläche verschwunden. Nicht versunken, sondern abgebaut, trockengelegt, der Land- oder Bauwirtschaft überlassen. Vor allem der industrialisierte Torfabbau hat zur Zerstörung dieser irischen Urlandschaft beigetragen. Dabei sind Moorlandschaften (bogs) einzigartige Lebensräume, die über Tausende von Jahren entstehen und – in Menschenleben gemessen – nicht erneuerbar sind.

Dennoch, Irland hat immer noch große Moorlandschaften, manchmal hässlich ›in Arbeit‹, manchmal geheimnisvoll ausgeschlachtet, manchmal kaum erkennbar, und gelegentlich sogar voll mit der vermeintlichen Romantik gemeinsam Torf stechender und stapelnder Familien. Unterschieden wird dabei ganz grob zwischen blanket bogs, die aus ewig feuchtem Mutterboden entstehen und sich so wie eine Decke über weite Landstriche legen, und raised bogs, im Prinzip von Sediment und organischer Masse langsam aufgefüllte Gewässer. Letztere sind meist tiefer, also auch von der Torfmenge ergiebiger, und wurden vor allem in den irischen Midlands gnadenlos abgebaut. Torf war die wichtigste und ist heute eigentlich die einzige nicht importierte fossile Energiequelle. Ganze Kraftwerke mit Torffeuerung hat man in Irland gebaut. Wer den niedrigen Brennwert von Torf kennt, der wird sich ob dieser Verschwendung die Haare raufen. Wobei, Torf gilt ja als erneuerbare Energie … stimmt irgendwie auch: Man muss nur ein paar Tausend Jahre warten können, dann dürfen die Bagger wieder loslegen.

In irischen Eigenheimen ist Torf als Brennstoff zwar beliebt, vor allem billig selbst gestochen oder als praktischer Brikett, aber lange nicht mehr erste Wahl. Öl, Kohle und Gas sind effektiver. Doch ein echtes Torffeuer, das Irlands ›typischen Duft‹ verströmt, gehört in vielen Pubs, Hotels und anderen Touristenbrennpunkten einfach dazu.

Süßwasser im Binnenland

Wenn es viel regnet, muss sich das Wasser sammeln oder abfließen – tut es natürlich auch in Irland beides, Ersteres in Seen (sowie gelegentlich in vollkommen fehlgeplanten Neubaugebieten), Letzteres in Flüssen. Mehr als 13 000 km Flusslauf und über 4000 Seen soll die Insel haben, doch das entspricht nur einer Schätzung und umfasst nur die jeweils wichtigsten ihrer Kategorie. Längster Fluss mit rund 370 km ist der extrem wasserreiche Shannon, der sich mangels Gefälle ganz gemächlich von Cavan zum Atlantik wälzt und unterwegs noch mehrere Seen ernährt. Keiner davon ist allerdings der größte See Irlands, denn das ist der vom River Bann durchflossene Lough Neagh. 30 km von Nord nach Süd, etwa halb so viel von West nach Ost, ein kleines Binnenmeer mitten in Nordirland.

Die meisten dieser Gewässer sind zur Freude der Angler mit üppigem Fischbestand gesegnet – wenn auch nicht unbedingt ganz sauber: Trinkwasser findet man kaum vor. Übrigens: In den seltenen Trockenperioden kann der irische Grundwasserspiegel bedenklich sinken, bei heftigen Regenfällen dagegen kommt es selbst an den unmöglichsten Stellen schnell zu Überschwemmungen. Das irische Wassergleichgewicht ist wackelig. War es schon immer, bereits alte Legenden erzählen etwa von den Turlough, den Seen, die in Kalksteingebieten saisonal auftauchen und in trockeneren Perioden wieder verschwinden.

Flora und Fauna

Farbtupfer allerorten

Irland ist in Europa eines der Länder mit den wenigsten bewaldeten Flächen – nur rund 10,85 % der Republik zählen als Wald, in Nordirland sind es gar nur 6 %. Der Baumbewuchs, der die Insel vor Jahrtausenden fast komplett bedeckte, ist nahezu verschwunden, abgeholzt zur Flächengewinnung, als Bau- und Brennstoff. Und Wiederaufforstung ist ein langwieriges Geschäft, auch wenn steuerliche Vergünstigungen locken – die allerdings auch für schnell wachsende Hölzer gelten.

Den Klischee-Eichenwald mit Druidenhain wird man weiterhin lange suchen und nur selten finden. Eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Irlands am Slieve Bloom im County Offaly ist folgerichtig eine offensichtlich kommerzielle Aufforstung in Reih und Glied, Fichten und Kiefern von Schneise zu Schneise. Traditionell wären dagegen etwa Eichen, Weiden, Ulmen, Birken, Eiben und Fichten.

Generell wächst und wuchert die irische Flora allerdings ungehindert vor sich hin, so munter wie im restlichen Europa sonst nur in Naturschutzgebieten. In Cork etwa sprießen Fuchsien als Straßenhecken bis auf Baumhöhe. Daneben gehören Weißdorn und Holunder zu den häufigsten Heckenpflanzen, aber auch der eingeschleppte und ganze Ökosysteme vernichtende Rhododendron oder Brombeeren, deren Früchte allerdings kaum jemand erntet. Ebenso wenig wie die Blaubeeren, die in vielen Moorgebieten wild wachsen, zwischen Heidekraut, Weiden und Binsen. Auch wilde Erdbeeren, Schlehen oder gar Bärlauch meidet der Ire, ebenso Pilze.

Im März blühen die Narzissen, im Juli die Montbretien aus der Familie der Schwertliliengewächse – Irlands Straßenränder sind wahre Blumenbeete. Und selbst die grünen Wiesen haben immer goldene Farbtupfer. Dafür sorgt der Ginster (gorse), der ab Frühjahr leuchtend gelb blüht und einen kokosnussartigen Geruch verströmt. Allerdings wuchert die Pflanze so wild, dass ihr die Bauern gerne mit der Flamme den Garaus machen – ausgedehnte gorse fires sind manchmal die (nicht immer ganz) ungewollte Folge.

© Mauritius Images, Mittenwald: Alamy/Sweeney

Eigentlich sind sie südlich der Sahara zu Hause, aber erstaunlicherweise sprießen sie auch in Irland wie verrückt: Montbretien

Wildes Leben

Auch wenn der Nationalheilige Patrick sie vertrieben haben soll: Schlangen gab es nie in Irland, jedenfalls nicht nach der letzten Eiszeit. Bis auf eine Eidechsenart, die Waldeidechse (Zootoca vivipara), auch Bergeidechse oder Mooreidechse genannt, hat es kein Reptil in Irland ausgehalten beziehungsweise zurück auf die Insel geschafft. Und auch sonst sieht es mit der irischen Fauna eher mager aus. Nur etwas über 60 heimische Säugetiere werden gezählt, in Europa gibt es mehr als achtmal so viel. Schuld war nicht nur das Eis, das die meisten Tiere schlicht (und wortwörtlich) plattmachte. Einige Arten kamen wieder, wurden dann aber durch Jagd und fehlenden Lebensraum vernichtet, darunter etwa der irische Riesenhirsch, der Braunbär, das Wildschwein und der Wolf.

Wildtiere in Irland sind, bis auf wenige Ausnahmen wie Rotwild, eher klein und menschenscheu: etwa Füchse und Dachse, auch der Marder gehört in diese Kategorie. Nun kann der Dachs recht fuchtig werden, wenn er sich angegriffen fühlt, aber richtige Gefahr geht weder von ihm noch von den anderen aus. Nicht mal Tollwut gibt es, die ist in Irland unbekannt. Andere Tiere kann man ohnehin nicht ernst nehmen als Gegner, etwa den Irischen Hasen (rothaarig, typisch!), die zahlreichen Karnickel (die erst von den Anglonormannen eingeschleppt wurden) oder die Bull Island Mouse (die auf der lang gezogenen Sandbankinsel vor Dublin lebt und sich von ihren Artgenossen durch eine gelbliche Färbung unterscheidet).

Vorsicht ist dagegen geboten bei aller Art von Vieh, vor allem bei Rindviechern – statistisch gesehen ist death by cattle, also ›Tod durch (freche, aggressive) Rinder‹ die häufigste fatale Tierbegegnung in Irland. Auch wenn man sich von den winzigen Mücken am Meer, den durchweg unbeliebten und fast unsichtbaren midges, vor allem in den Abendstunden bei lebendigem Leib aufgefressen vorkommt. Einzige wirksame Gegenmaßnahme: Flucht!

Irlands Nationalparks – Republiksache

Der Erhalt von Natur durch die Schaffung von Nationalparks steckt in Irland, obwohl ihre Einrichtung schon seit 1932 betrieben wird, noch in den Kinderschuhen. Gerade einmal 0,8 % der Landesfläche sind in der Republik geschützt, in Nordirland gar 0 %. Zum Vergleich: Großbritannien schuf erst 1951 den ersten Nationalpark, heute sind über 8 % des Landes entsprechend ausgewiesen. Dazu kommt in Irland eine recht lockere Haltung, was die Auflagen in einem Nationalpark so angeht: Kennt man die richtigen Leute, bekommt man schon irgendwie eine Baugenehmigung; schlägt man sein Zelt abseits der touristischen Hotspots wild auf, muss ein Ranger sich schon fast verlaufen haben, um es zu bemerken.

Ältester Nationalpark Irlands ist der seit 1932 existierende Killarney National Park im südwestlichen County Kerry auf der Halbinsel Iveragh. Die rund 105 km2beinhalten eine abwechslungsreiche, uneingeschränkt schöne Landschaft mit Bergen, Mooren, Wäldern, Seen, alten Parks und Gärten, die aber durchweg von einem stark kommerzialisierten Tourismus geprägt ist.

Als zweiter Park kam 1984 der Glenveagh National Park im County Donegal im Nordwesten dazu, 170 km2Wildnis rund um Glenveagh Castle. Die bergige Landschaft jenseits des kultivierten Parks um das Schloss weist auch mittlerweile in Irland seltene Eichen- und Birkenwälder auf. Und Steinadler, die hier wieder angesiedelt wurden.

Seit 1990 gibt es den Connemara National Park im westlichen County Galway, in dem insgesamt gerade mal 30 km2der dramatischen Landschaft aus Mooren und Felsen geschützt sind.

Südlich von Galway bewahren seit 1991 die nur 15 km2des Burren National Park nahe dem Ort Corofin eine karge Karstlandschaft aus grauem Kalkstein, die extrem lebensabweisend wirkt und doch so viel Leben hat – in diesem Fall weniger das touristische Leben, das sich eher in anderen Bereichen des Burren abspielt.

Ebenfalls seit 1991 gibt es den Wicklow Mountains National Park südlich von Dublin, mit 205 km2der größte irische Nationalpark, aber auch eines der beliebtesten Naherholungsgebiete der Metropole … Staus am Wochenende inklusive. Im Zentrum des Schutzgebiets liegen die Seen von Glendalough mit ihrer mittelalterlichen Klosteranlage und schönen Spazierwegen in der Umgebung. Man findet jedoch auch noch wirklich natürliche Gebiete mit Heide, Moor und sogar Mischwäldern.

Jüngster im Bund ist der 1998 geschaffene Ballycroy National Park im County Mayo, der auf rund 110 km2um den Nephin Beg eine der bedeutendsten Hochmoorlandschaften Europas bewahrt. Er ist vielleicht der Nationalpark mit den einsamsten Wanderwegen.

Umwelt in der Krise

Fragt man Irlandreisende, dann gehören (in welcher Dosierung auch immer) Natur und Naturerlebnis immer mit zu den positiven Aspekten der Insel. Und da die Tourismusindustrie für Irland enorm wichtig ist, könnte man vermuten … Holzweg: Naturschutz liegt zwar theoretisch zumindest im wirtschaftlichen Interesse, wird aber praktisch irgendwie vergessen. Umweltbewusstsein, jedenfalls abseits sauber gepflegter Rasenflächen, ist in ganz Irland nicht wirklich weit entwickelt. Im Gegenteil – je abgelegener ein Ort, desto größer ist die Chance, dass der einsame Wanderer auf eine illegale Mülldeponie oder ein paar Autowracks stößt. Und die braunen Streifen verdorrten Grases an vielen Orten sind nicht das Resultat der brennenden irischen Sonne, sondern der Unkrautvernichtungsmittel.

Der Ire in der Stadt produziert im Jahr etwa eine halbe Tonne Abfall, der auf dem Land verbrennt vieles davon klammheimlich. Immerhin ist die Abfallmenge beträchtlich gesunken, seitdem die Müllabfuhr nicht mehr kostenlos kommt, sondern bezahlt werden muss. Wobei das Problem der Abfallmenge in Irland eher systemischer Natur ist: Das Thema Mülltrennung wird zumeist geflissentlich ignoriert, die Recyclingquote dümpelt am unteren Ende der EU-Statistik, Flaschen- oder Dosenpfand kennt man nicht und es regiert auch weiterhin der Irrsinn der doppelten und dreifachen Umverpackung.

Bis zum Zusammenbruch der Bauwirtschaft im Jahr 2008 wurden weite Flächen gnadenlos versiegelt. Im Gegenzug meinte man dann, dass die vor 30 Jahren gebaute Kläranlage statt 2000 doch auch locker 5000 Haushalte bedienen können müsste – und schon schwammen im See die toten Fische, wurde am Strand die Blaue Flagge eingeholt. Die Rache der Natur folgt oft beim nächsten Gewitter, denn die Planungsbehörden hatten kein Problem damit, auch für Flutflächen Baugenehmigungen zu erteilen. ›Fließend Wasser‹ bekam in vielen Wohnsiedlungen eine ganz neue Bedeutung.

Problematisch bleibt Irlands weitgehende Abhängigkeit vom Straßenverkehr, der meist als Individualverkehr in Erscheinung tritt, denn der öffentliche Personennahverkehr ist oft unzureichend ausgebaut und der Fernverkehr wird bis auf wenige Bahnstrecken eher dem Bus überlassen. Allenfalls in Dublin und Belfast ist ein ›normales‹ Leben ohne Auto realistisch vorstellbar.

Aber nicht alles ist im Argen: Seit im März 2002 eine Plastiktütensteuer eingeführt wurde, ist der Anblick von fröhlich durch die Gegend flatternden Resten derselben rapide und radikal zurückgegangen. Den kompletten Hausmüll pfeffern dennoch einige Zeitgenossen in der Plastetüte aus dem fahrenden Auto – man hat ja schließlich irgendwie dafür bezahlt.

Nachhaltig reisen

Die Umwelt schützen, die lokale Wirtschaft fördern, intensive Begegnungen ermöglichen, voneinander lernen – nachhaltiger Tourismus übernimmt Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft. Die folgenden Websites geben Tipps, wie man seine Reise nachhaltig gestalten kann.