DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Portugal - Jürgen Strohmaier - E-Book

DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Portugal E-Book

Jürgen Strohmaier

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Beschreibung

Mit den DuMont Reisehandbuch E-Books Gewicht im Reisegepäck sparen und viele praktische Zusatzfunktionen nutzen!

- Einfaches Navigieren im Text durch Links
- Offline-Karten (ohne Roaming) nutzen
- Karten und Grafiken mit einem Klick downloaden, ausdrucken, mitnehmen oder für später speichern
- Weblinks zu den Websites der wertvollen Tipps

Tipp: Erstellen Sie Ihren persönlichen Reiseplan durch Lesezeichen und Notizen… und durchsuchen Sie das E-Book mit der praktischen Volltextsuche!

Das E-Book basiert auf: 5. Auflage 2019, Dumont Reiseverlag

Weiße Marmorpaläste, prachtvolle Kirchen und bunt gekachelte Häuser erinnern an die glorreichen Zeiten der Seefahrer um Vasco da Gama. Dieses Erbe, die Landschaften und eine Vielzahl von Aktivangeboten sorgen dafür, dass in Portugal jeder auf seine Kosten kommt. Auch für die 5. Auflage dieses DuMont Reise-Handbuches war Autor Jürgen Strohmaier wieder intensiv vor Ort unterwegs und hat viele lohnende Adressen zum Angucken, Essen- und Ausgehen recherchiert. Zu den neuesten Attraktionen in Lissabon gehört z. B. das Museu de Arte, Arquitetura e Tecnologia.

Von der wunderschönen Hauptstadt Lissabon über die Strände der Algarve bis ins malerische Dourotal werden alle sehenswerten Regionen und Städte beschrieben. Zu jedem Kapitel präsentiert eine Doppelseite »Auf einen Blick« die Highlights, die schönsten Routen, aktive Naturerlebnisse und besondere Tipps des Autors. Ort für Ort hat Jürgen Strohmaier ausgesuchte Unterkünfte, Restaurants oder Einkaufsadressen zusammengestellt, die in den Cityplänen eingezeichnet sind. Wanderungen erschließen die schönsten Landschaften, etwa den Parque Nacional Peneda-Gerês oder die herrliche Umgebung des Rio Minho. Viel Wissenswertes über Portugal, über die Geschichte und Gegenwart oder den Alltag der Menschen, lässt sich in der einführenden Landeskunde wie in den eingestreuten Themenseiten nachlesen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 751

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Inhalt

Zwischen Melancholie und Moderne

Portugal als Reiseland

Planungshilfe für Ihre Reise

Vorschläge für Rundreisen

Wissenswertes über Portugal

Steckbrief Portugal

Natur und Umwelt

Wirtschaft, Soziales und aktuelle Politik

Geschichte

Zeittafel

Gesellschaft und Alltagskultur

Architektur und Kunst

Wissenswertes für die Reise

Anreise und Verkehr

Übernachten

Essen und Trinken

Outdoor

Feste und Veranstaltungen

Reiseinfos von A bis Z

Unterwegs in Portugal

Kapitel 1 – Lissabon

Auf einen Blick: Lissabon

Lissabons historisches Zentrum

Rund um den Rossio

Baixa

Chiado

Aktiv: Nightlife am Tejo – Streifzug durch die Szene

Vom Bairro Alto zum Cais do Sodré

Die östliche Altstadt

Mouraria

Graça

Alfama

Der Westen Lissabons

São Bento und Estrela

Campo de Ourique

Amoreiras

Lapa

Alcântara und Belém

Das moderne Lissabon

Nördlich des Zentrums

Expo-Gelände

Aktiv: Metrofahrt durch eine unterirdische Kunstgalerie

Kapitel 2 – Lissabons Umgebung

Auf einen Blick: Lissabons Umgebung

Die Halbinsel von Setúbal

Cacilhas

Costa da Caparica

Cabo Espichel

Sesimbra

Parque Natural da Arrábida

Azeitão

Setúbal

Reserva Natural do Estuário do Sado

Palmela

Nördlich der Tejo-Mündung

Palácio Nacional de Queluz

Estoril

Cascais

Praia do Guincho und Cabo da Roca

Sintra

Aktiv: Parque da Pena: Wanderung durch den Garten Eden

Ausflug an den Atlantik

Mafra

Ericeira

Kapitel 3 – Portugals Mitte

Auf einen Blick: Portugals Mitte

Estremadura und das Land der Klöster

Peniche

Óbidos

Caldas da Rainha

Santarém

Den Tejo hinauf

Tomar

Ourém

Fátima

Parque Natural da Serra de Aire

Batalha

Alcobaça

Nazaré

Beira Litoral

Leiria

Marinha Grande und die Küste

Conimbriga

Coimbra

Die Bergwelt um Coimbra

Am Atlantik in Richtung Norden

Aveiro

Aktiv: Birdwatching – Eine Tour durch das Haff

Costa de Prata

Beira Interior

Caramulo

Viseu

Abstecher Richtung Dourotal

Guarda

Serra da Estrela

Aktiv: Skifahren in 2000 m Höhe

Belmonte

Historische Dörfer

Castelo Branco

Kapitel 4 – Porto und die Douromündung

Auf einen Blick: Porto und die Douromündung

Porto

Portos Zentrum

Ribeira

Aktiv: Ein nostalgischer Einkaufsbummel

Westliche Altstadt

Westliche Vororte

Aktiv: Mit dem Schiff durch die Weinberge am Douro

Portos Umgebung

Von Porto nach Süden

Von Porto nach Norden

Kapitel 5 – Der grüne Norden

Auf einen Blick: Der grüne Norden

Im Zentrum des Minho

Vila Nova da Famalicão

Guimarães

Auf dem Weg nach Braga

Braga

Barcelos

Der Obere Minho

Am Mündungsdelta des Rio Cávado

Viana do Castelo

Aktiv: Hoch über Viana – Wandern über Wasserleitungen

Durch das Tal des Rio Lima

Aktiv: Auf dem Pilgerpfad nach Ponte de Lima

An der Küste nach Norden

Am Rio Minho

Parque Nacional Peneda-Gerês

Aktiv: Nationalpark Gerês – Wandern auf Weidepfaden

Dourotal und Trás-os-Montes

Das Dourotal hinauf

Aktiv: Mit der Dampflok durch das Dourotal

Bragança

Chaves

Kapitel 6 – Alentejo

Auf einen Blick: Alentejo

Alto Alentejo

Montemor-o-Novo und Umgebung

Évora

Aktiv: Auf der »Rota dos Vinhos do Alentejo«

Monsaraz und Umgebung

Vila Viçosa

Elvas

Campo Maior

Estremoz und Umgebung

Portalegre

Marvão

Aktiv: Eine Reise in die Steinzeit

Castelo de Vide

Baixo Alentejo

Alcácer do Sal

Alentejanische Costa Azul

Grândola

Von Grândola nach Sines

Sines

Von Sines an die Algarve

Beja und Umgebung

Moura

Serpa

Mértola

Kapitel 7 – Algarve

Auf einen Blick: Algarve

Felsalgarve

Sagres und Umgebung

Ausflug an die Costa Vicentina

Lagos

Aktiv: Bootsfahrt durch die Grotten der Algarve

Alvor

Portimão und Umgebung

Albufeira

Vilamoura

Die roten Felsstrände

Sandalgarve

Faro

Olhão

Naturpark Ria Formosa

Tavira

Vila Real de Santo António

Castro Marim

Hinterland der Algarve

Ausflug den Rio Guadiana hinauf

Aktiv: Radeln und Wandern am Rio Guadiana

Durch die Serra do Caldeirão

Loulé

Aktiv: Mit dem Rad durch stille Berglandschaften

Durch die Landschaft des Barrocals

Alte

Silves

Serra de Monchique

Kulinarisches Lexikon

Sprachführer

Impressum

© Mauritius Images, Mittenwald: Krüger

Bunte Keramikkacheln schmücken viele Häuserfronten im Portuenser Stadtviertel Ribeira

Themen

Waldbrandbekämpfung auf dem Prüfstand

Portugals Energie aus Sonne, Wind und Wellen

Aufschwung im Beton verschwunden

Wettlauf in den reichen Orient – der Seeweg nach Indien

Frauenemanzipation à portuguesa

Golos und Goldene Pfeifen

Azulejos: Kunst auf Ton gebrannt

Literatur auf der Suche nach dem Menschsein

Fado: Amália und ihre Töchter

Steingewordene Märchenwelten: die Manuelinik

Port: Ein süßer Wein erobert die Welt

Neues Leben in alten Gemäuern

Inbrünstige Heiligenverehrung: Feste im Minho

Staudamm Alqueva – eine Hoffnung im Alentejo?

Maurisches Erbe in Alltag und Kultur

Alle Karten auf einen Blick

Lissabon: Überblick

Lissabon: Innere City

Lissabon: Übersicht

Expo-Gelände

Lissabons Umgebung: Überblick

Rund um Lissabon

Parque da Pena: Wanderung durch den Garten Eden

Portugals Mitte: Überblick

Coimbra

Aveiro

Durch die Hafflandschaft Ria de Aveiro

Beira Interior

Porto und die Douromündung: Überblick

Porto

Mit dem Schiff durch die Weinberge am Douro

Portos Umgebung

Der grüne Norden: Überblick

Guimarães

Braga

Der Obere Minho

Viana do Castelo

Hoch über Viana – Wandern über Wasserleitungen

Auf dem Pilgerpfad nach Ponte de Lima

Parque Nacional da Peneda-Gerês

Nationalpark Gerês – Wandern auf Weidepfaden

Dourotal und Trás-os-Montes

Alentejo: Überblick

Alto Alentejo

Évora

Auf der »Rota dos Vinhos do Alentejo«

Eine Reise in die Steinzeit

Baixo Alentejo

Beja

Algarve: Überblick

Felsalgarve

Lagos

Bootsfahrt durch die Grotten der Algarve

Faro

Radeln und Wandern am Rio Guadiana

Mit dem Rad durch stille Berglandschaften

Zwischen Melancholie und Moderne

Lange Zeit versteckte sich Portugal am Rande Europas. Wo das Land endet und das Meer beginnt, wie ein Dichter einst sang. Nur wenige Namen und einzelne Ereignisse drangen zu uns herüber, kaum geeignet, um daraus ein anschauliches Gesamtbild zu zeichnen. Erst nach einem rasanten gesellschaftlichen Wandel schärften sich die Konturen.

Zunächst waren es die Fußballer, die Portugals Ruhm in die Welt hinauskickten: Eusébio, José Mourinho, Cristiano Ronaldo. Natürlich wurde auch der Portwein als edler Tropfen weltweit geschätzt. Literaturfreunde kannten portugiesische Schriftsteller wie Fernando Pessoa oder José Saramago, und jedes Kind buchstabierte in der Schule die Namen der portugiesischen Seefahrer Vasco da Gama oder Magellan. Gesehen hatte man Fotos von den traumhaften Stränden der Algarve und vielleicht den melancholischen Melodien eines Fados gelauscht. Aber selbst die Summe all dieser Facetten lieferte keine fassbare Vorstellung von Land und Leuten.

Unser unscharfes Bild fand seine Entsprechung darin, dass Portugal seinerseits sich lange nicht als Teil Europas verstand. Das Überschreiten der Landesgrenzen nannten die Portugiesen bezeichnenderweise ›nach Europa fahren‹. Sie wandten diesem scheinbar fremden Kontinent den Rücken zu und orientierten sich über die Weiten des Ozeans hin zu ihren überseeischen Kolonien.

Unter der langen Diktatur von António Salazar wurde die politisch-geografische Distanz zu den direkten Nachbarn auf die Spitze getrieben und ideologisch verbrämt: orgulhosamente sós, wir sind voller Stolz allein, rief er seinen Untertanen zu. Salazar kultivierte den Blick zurück in die heroische Vergangenheit und schürte koloniale Großmachtfantasien, während das Volk in bitterer materieller und kultureller Armut lebte. Zur Emigration gezwungen, lernten viele Portugiesen staunend die hoch entwickelten europäischen Industrienationen kennen und sich dort zu behaupten. Ein latentes nationales Minderwertigkeitsgefühl aber blieb – trotz der erfolgreichen demokratischen Revolution von 1974 und dem daraus resultierenden rasanten gesellschaftlichen Wandel.

Portugal gelang damals der Aufbruch in ein neues Zeitalter und die europäische Gemeinschaft gewährte tatkräftige Unterstützung bei der Umwandlung des einstigen Armenhauses in ein entwickeltes Gemeinwesen. Die Portugiesen wissen das ehrlich zu schätzen und gelten in ihrer großen Mehrheit als Befürworter der Europäischen Union. Ungeahnte Energien und eine Rückbesinnung auf den historischen Pioniergeist werden mobilisiert, wenn es gilt, dem Ausland mit ehrgeizigen Vorhaben die eigene Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen.

Und die Positivliste eines modernen Portugal wächst. Mit der vorbildlich organisierten Weltausstellung 1998 in Lissabon, der euphorisch gefeierten Fußballeuropameisterschaft 2004 und der sympathischen Ausrichtung des European Song Contest 2018 zeigte der aufgeschlossene und sympathische Gastgeber, dass er zu mehr als eleganten Dribblings und schönen Toren in der Lage ist. Das einst rückständige Land ist auf gleicher Augenhöhe in Europa angekommen. Dank dieser Erfahrungen hat Portugal auch die Wirtschaftskrise gemeistert, die das Land aufgrund nach wie vor mangelnder Wettbewerbsfähigkeit seit 2009 besonders hart getroffen hatte.

In diesem gegenseitigen Annäherungsprozess bewahrte Portugal sich ein hohes Maß an kultureller Eigenständigkeit, die den neugierigen Besucher faszinieren wird. Schon der europäischen Gotik und dem Barock verliehen die portugiesischen Baumeister mit dem Hinzufügen extravaganter Stilelemente eine eigene Note. Im 16. Jh. trat die kunstvoll bemalte Kachel als gleichermaßen dekoratives wie zweckmäßiges Baumaterial ihren Siegeszug an, der heute mit der Ausschmückung von Metrostationen in den modernen Städten einen neuen Höhepunkt erreicht hat. Die klassischen Fadoklänge wurden um Elemente der Worldmusic erweitert und erfahren eine unerwartete Renaissance. In küstenfernen Gegenden leben uralte Traditionen fort und gestalten einen Ausflug in die dörflichen Welten als Zeitreise in die Vergangenheit. Durchdrungen vom Atem der Geschichte ist vielen Städten entlang der Küste ein zeitgemäßes Facelifting gelungen. Die Zukunft hat sich der Tradition zur Seite gestellt, der ständig präsente Wechsel zwischen Rückständigkeit und Fortschritt wird zum außergewöhnlichen Urlaubsbegleiter.

Ähnlich abwechslungsreich öffnen sich die portugiesischen Landschaften dem Reisenden. Schwimmen, Strandwandern, Surfen und Schnorcheln kann er an den 832 Kilometern der schönsten Küste Europas. Auf Schusters Rappen lassen sich die Berge und Hügel im Landesinneren durchstreifen, rau und ungezähmt im Norden, lieblich-mediterran im Süden. So wird aus dem Grußwort Bem-vindos a Portugal ein herzliches Willkommen in einem Land der natürlichen Vielfalt, gelebten Tradition und aufstrebenden Moderne.

Der Autor

© Lydia Hohenberger/Jürgen Strohmaier, Lissabon

Jürgen Strohmaier

www.portugal-unterwegs.de

www.dumontreise.de/magazin/autoren

Portugal offenbart seine Geheimnisse dem, der es liebt. Und Jürgen Strohmaier liebt Portugal von ganzem Herzen. Er kam 1994 über eine EU-Kooperation an die Algarve und lebt seitdem in Faro und in der Hauptstadt Lissabon, die ihm zur neuen Heimat geworden ist. Er ist verzaubert von der Vielfalt des Landes und der Herzlichkeit der Portugiesen. Seine Faszination vermittelt er in seinen Büchern, auf individuellen Stadtführungen durch Lissabon und organisierten Gruppenreisen mit soziokulturellem Hintergrund.

Portugal als Reiseland

Traumhafte Küsten, lebendige Städte, traditionsreiche Dörfer und urtümliche Landschaften – auf überaus vielfältige Urlaubsimpressionen können Sie sich in Portugal freuen. Was jedoch dieses Land in besonderem Maße für sich einnimmt, ist der ruhige Gleichmut, die oftmals überwältigende Freundlichkeit und die außergewöhnliche Hilfsbereitschaft der Menschen. Dieser begegnen Sie überall, vorwiegend aber fern der touristischen Zentren. Gerade hier erfahren Reisende in persönlich geführten Unterkünften oder in einem versteckten Traditionsrestaurant viel über Land und Leute.

Leichte Verständigung

Die sprachliche Verständigung fällt in aller Regel leicht. Jüngere Portugiesen stellen sehr gerne ihr passables Englisch unter Beweis, während ihre Eltern oft Französisch sprechen, das sie in den Jahren der Emigration in Frankreich, Luxemburg und der Schweiz erlernt haben. Überall aber öffnen ein paar Brocken Portugiesisch die Herzen der Bewohner, wobei die Unterhaltung nach der Begrüßung unbeschwert auf Englisch fortgeführt werden kann. Schon ein kurzes bom dia sorgt für ein freundschaftliches Lächeln. Da sich das lange angespannte Verhältnis zu den spanischen Nachbarn inzwischen entkrampft hat, ist es auch nicht länger ein Fauxpas, sich in Ermangelung einer anderen gemeinsamen Sprache des spanischen Idioms zu befleißigen, das die Portugiesen recht gut verstehen.

Landschaftliche Vielfalt

Im Norden die grünen Gärten des Minho und das tief eingeschnittene Dourotal mit ausgedehntem Weinanbau. In Portugals Mitte karge Gebirgszüge, die südlich des Tejo in die unendlich weite Hügellandschaft des Alentejo übergehen. Im äußersten Süden schließlich mediterrane Pflanzenwelt und die spektakuläre Küste der Algarve. Auf einer Fläche nur wenig größer als der von Österreich gehört Portugal drei unterschiedlichen Klimazonen an. Entsprechend dem jeweils vorherrschenden atlantischen, kontinentalen oder mediterranen Einfluss wechselt die Vegetation – und das ganze Jahr über blüht irgendwo irgendetwas in schönsten Farben. Nicht zuletzt lockt die 832 km lange Küstenlinie von Nordwesten bis Südosten mit skurrilen Felsformationen, mächtigen Plateaus oder weiten, von unberührten Dünenlandschaften gesäumten Sandstränden.

Zeugnisse der Geschichte

Die alten Stadtgründungen Lissabon und Porto sind heute facettenreiche Metropolen und schon für sich eine Reise wert, auf der außergewöhnliche Kulturdenkmäler, nostalgische Stimmungen und versteckte Schönheiten zu entdecken sind. Auch die historischen Universitätsstädte Coimbra und Évora lohnen mit ihrer studentischen Lebendigkeit einen Besuch. Vor allem im Norden des Landes, wo die christlichen Rückeroberer schon früh die Mauren vertrieben hatten, finden Sie mittelalterliche Städte, die noch den Geist der frühen Staatsgründung atmen.

Über hundert romanische und gotische Burgen entlang der Grenze zu Spanien legen ein heroisches Zeugnis von der nicht immer friedlichen Nachbarschaft ab und eröffnen fantastische Fernblicke ins Umland. Doch reichen die frühesten menschlichen Spuren in Portugal noch viel weiter zurück. Hunderte von altsteinzeitlichen Felsritzzeichnungen in Foz Côa hat die UNESCO als Welterbe anerkannt, während vor allem im zentralen Alentejo eine Vielzahl von geheimnisvollen Dolmen und Menhiren einen Besuch wert ist. Eine keltische Castro-Kultur ist im Norden rund um Braga und Viana do Castelo dokumentiert.

Reisen zu Kunst und Kultur

Kunstgeschichtlich interessierte Urlauber werden manch unerwartete Entdeckung machen. Römische Ausgrabungen liegen v. a. in Mittel- und Südportugal, Conimbriga und Milreu zählen zu den Highlights. Romanische Kirchen und Kapellen sind im Norden des Landes zu bewundern. Besonders reizvolle Beispiele der portugiesischen Spätgotik, genannt Manuelinik, beherbergen Lissabon und seine nördliche Umgebung bis Batalha und Tomar.

Gleichsam entlang einem blauen Faden folgt eine Portugalreise den Azulejos, die fantasievoll Kirchen, Paläste, Bahnhöfe oder Cafés schmücken. Reiche brasilianische Goldfunde im 17. Jh. segneten fast jedes portugiesische Gotteshaus mit vergoldeten Schnitzarbeiten, besonders strahlend in der Igreja São Francisco in Porto.

Den besten Überblick zur bildenden Kunst bietet Lissabon, wo sich für Interessierte an alter Kunst das Museu Nacional de Arte Antiga und die Stiftung Gulbenkian empfehlen, die zusätzlich eine moderne Sammlung zeigt. Jüngere Attraktionen sind die mit herausragenden Werken der zeitgenössischen Malerei bestückte Coleção Berardo und Serralves in Porto.

Historische Dörfer und lebendige Heimatmuseen

Zu den oftmals nur auf kurvigen Straßen erreichbaren Schönheiten zählen die versteckten Dörfer im hügeligen Landesinneren. In der Algarve und dem Alentejo erinnern weiß gekalkte Orte wie Alte und Querença an eine maurische Vergangenheit. Die Schieferdörfer in den Bergen Mittelportugals nehmen hingegen eine düstere Färbung an. Im Norden des Landes dominiert grauer Granit, aus dem Wohnhäuser, Adelspaläste, Kirchen und Schandpfähle errichtet wurden.

Sehenswert sind kleine Heimatmuseen, die, verstreut über das ganze Land, wirklichkeitsnah die Lebens- und Arbeitsweise des einfachen Volkes zeigen und regionale Trachten und Kunsthandwerk in Erinnerung bringen. Thematisch orientierte Museen widmen sich in liebevoller Weise der Papierherstellung, der Fischkonserven- oder Textilproduktion, dem (Port-)Wein, den alten Karavellen, elektrischen Straßenbahnen oder Oldtimern.

Sportlich unterwegs

Auch Aktivurlauber finden ein reiches Angebot. Wanderwege führen durch unberührte oder agrarisch genutzte Kulturlandschaften. Besonders attraktiv sind der nördliche Nationalpark Peneda-Gerês, die mittelportugiesischen Serra da Estrela und die Fernwanderwege Via Algarviana und Rota Vicentina im Süden. Diese können auch per Mountainbike oder hoch zu Ross genossen werden. Rennradler trainieren im Winter an der Algarve und erklimmen im Sommer den fast 2000 m hohen Torre im hohen Norden. Surfer und Kitesurfer finden ihr Dorado an der langen und rauen Atlantikküste, 365 Tage im Jahr rund um Ericeira nördlich von Lissabon. Die höchsten Wellen für Weltrekordler stoßen in Nazaré an die Küste.

Individuell oder organsisiert durchs Land?

Für eine eigenständige Erkundung Portugals einschließlich seiner Strände und abgelegenen Regionen empfiehlt sich ein eigenes Fahrzeug, die Mietwagentarife sind im europäischen Vergleich relativ günstig. Bei einem reinen Städteurlaub können Sie auf einen eigenen Wagen komplett verzichten, denn die größeren Ortschaften sind mit einem dichten Busnetz verbunden. Auf der wichtigsten Bahnstrecke Porto–Lissabon–Algarve verkehren komfortable Züge.

Wer sich lieber einer organisierten Tour anvertrauen möchte: Alle großen Studien- und Pauschalreiseveranstalter führen Portugal im Programm, letztere allerdings stark konzentriert auf die Algarve. Der Portugalspezialist Olimar (www.olimar.com) bietet auch individuelle Paketreiseprogramme. Einen Blick hinter die Kulissen werfen kleine Veranstalter aus dem Forum Anders Reisen, die auch in Portugal umwelt- und sozialverträglichen Tourismus praktizieren. Zudem geben die Reisen in kleinen Gruppen ausreichend Spielräume für individuelle Interessen.

© Look, München: Leue

Die so dekorativen Azulejos sind auf einer Portugalreise vielerorts zu entdecken

Wichtige Fragen vor der Reise

Welche Dokumente brauche ich für die Einreise? s. >>>>

Kann ich mit Bus und Zug durch Portugal fahren? s. s. >>>>

Welche Websites und Apps helfen bei der Reiseplanung? s. >>>>

Komme ich in Portugal mit Englisch oder gar Deutsch durch? s. >>>>

Sind Kinder in Portugal willkommen? s. >>>>

Was ist die beste Reisezeit für Portugal? s. >>>>

Welche Übernachtungsmöglichkeiten gibt es und ist Vorbuchung ratsam? s. >>>>

Wo sind die besten Surfspots und Wanderregionen?s. >>>> und s. >>>>

Welches Reisebudget muss ich einplanen? s. >>>>

Ist Portugal ein sicheres Reiseland?s. >>>>

Planungshilfe für Ihre Reise

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Angaben zur Zeitplanung

Bei den folgenden Zeitangaben für die Reise handelt es sich um Empfehlungswerte für Reisende, die ihr Zeitbudget eher knapp kalkulieren.

Kulturerlebnis

Naturerlebnis

Die Kapitel in diesem Buch

1. Lissabon:s. >>>>

2. Lissabons Umgebung:s. >>>>

3. Portugals Mitte:s. >>>>

4. Porto und die Douromündung:s. >>>>

5. Der grüne Norden:s. >>>>

6. Alentejo:s. >>>>

7. Algarve:s. >>>>

1. Lissabon

Weiße Marmorpaläste, bunte gekachelte Häuser, romantische Aussichtspunkte und der silbrig leuchtende Rio Tejo bilden die fröhlichen Facetten der alten Dame Lissabon. Die sich um ein behutsames Facelifting bemüht, wenn zeitgenössische Architekten das historische Stadtbild mit kühnen Bauten kontrastieren. Oder die trendige Bar neben das entzückende Terrassencafé zieht. Und mittendurch rumpeln die historischen Straßenbahnen. Im Rhythmus des Fado, der meist melancholischen, manchmal munteren Musik der Lissabonner. Deren Lebensrhythmus erfüllt die vielen Kaffeehäuser, für deren Besuch selbst bei einem kurzen Aufenthalt etwas Zeit bleiben sollte.

Lissabon

Gut zu wissen: Der Atlantik sorgt für mildes Klima. Im Winter sinken die Temperaturen kaum unter 10 °C, im Sommer steigen die Werte selten über 30 °C, allerdings liegt die gefühlte Temperatur deutlich höher. Die schönsten Jahreszeiten sind Frühling und Herbst, mit etwas Glück wärmt schon die winterliche Nachmittagssonne die Plätze im Straßencafé, dann ist das Licht besonders klar. Die eigentliche Regenzeit reicht von November bis April. Von Mai bis Frühherbst regnet es nur an einzelnen Tagen, im Hochsommer gar nicht.

Zeitplanung

Lissabon     3–7 Tage

2. Lissabons Umgebung

Der Süden trifft auf den Norden. Die langen Sandstrände und vom Kräuterduft durchzogenen Hügel der Serra da Arrábida, südlich des Rio Tejo, atmen nahezu mediterrane Luft. Am Meer liegen die Hafenstadt Setúbal und der Badeort Sesimbra. Auf der nördlichen Seite des Flusses wachsen die Felsen des Cabo da Roca steil aus dem Gischt speienden Atlantik, hier am westlichsten Punkt des europäischen Festlands. Die Königsstädte Sintra und Mafra locken Kulturinteressierte aus aller Welt, die umliegenden romantischen Parks ziehen Wanderer und Naturliebhaber an.

Sintra

Gut zu wissen:Sintra und Cascais sind hervorragend an den öffentlichen Verkehr angebunden und können auch in Tagesausflügen von Lissabon aus besucht werden. Die Hotelpreise an den attraktiven Küsten liegen tendenziell über denen der portugiesischen Hauptstadt. Gleiches gilt für die attraktiven Fisch- und Meeresfrüchterestaurants. Strandspaziergänge, Wanderungen in den Wäldern und Besichtigungen der Bauwerke sind das ganze Jahr über möglich, die Temperaturen sind mit denen in Lissabon vergleichbar, wenn sich auch das Klima südlich der Wetterscheide Tejo etwas wärmer und stabiler zeigt. Badefreunde sollten die südlichen Strände vorziehen, Wellengang und Winde sind dort ruhiger.

Zeitplanung

Sintra, Cabo da Roca und Cascais     1–2 Tage

Mafra und Ericeira     1 Tag

Halbinsel Setúbal     1 Tag

3. Portugals Mitte

Kurzweil versprechen die lebendigen Studentenstädte Coimbra und Aveiro. Gleich um die Ecke säumen helle Sandstrände den Atlantik, attraktiv nicht nur für Badende und Spaziergänger, sondern auch für Surfer. Diese zieht’s vor allem nach Peniche und Nazaré, wo sie die weltweit höchsten Wellen meistern wollen.

Geheimnisvolle Wälder bedecken die Bergregionen, in denen sich jene historischen Dörfer verstecken, die sich die portugiesische Tourismuswerbung für romantisierende Bilder auserwählt hat. In den Schieferdörfern, deren Häuser und Straßen aus diesem Stein erbaut sind, leben uralte Traditionen fort. Über ihnen thronen oft schützende Burgen und befestigte Klöster. Das älteste in Tomar geht gar auf die Templer Mitte des 12. Jh. zurück.

• Kloster der Christusritter in Tomar

• Batalha

• Coimbra

Serra da Estrela

Gut zu wissen: Die beste Reisezeit reicht in den küstennahen Regionen von April bis Oktober, im Landesinneren von Mai bis Anfang Oktober. Dort zeigt das Thermometer im Hochsommer allerdings häufig mehr als 40 °C an. Das Klima in den Höhenlagen der Berge zeigt sich rau, von Dezember bis April liegt Schnee auf den Gipfeln der Serra da Estrela.

Zeitplanung

Óbidos     halber Tag

Alcobaça, Batalha und Tomar     1–2 Tage

Coimbra     1–2 Tage

Aveiro     1 Tag

Guarda und Belmonte     1 Tag

4. Porto und die Douromündung

Bunt bemalte Fischerhäuser ziehen sich vom Rio Douro den Stadthügel hinan. Dort oben ist das Bild vom massigen Granit geprägt, aus dem Bürgertum und Klerus ihre Paläste und Kirchen errichten ließen. Dazwischen schieben sich zierende Kacheln an Gotteshäusern und Geschäften, jahrhundertealt oder aus der Blütezeit des Art déco. Ergänzt durch heutige Straßenmalerei an Mauern, Hauswänden, Stromkästen, Telefonhäuschen. Futuristische Architektur und angesagte Bars unterstreichen diese moderne Facette.

© Mauritius Images, Mittenwald: Alamy/White

Vielfältige Mauerkunst – mal bunt, mal schwarz-weiß, mal aus der Mauer gesprengt

Auf der anderen Flussseite laden die Portweinkellereien von Vila Nova de Gaia auf ein süßes Schlückchen ein und in Espinho wird gebadet und im Casino gespielt. Nördlich von Porto führt das wunderschöne Vila do Conde noch ein Aschenputteldasein und wartet auf Entdeckung. Der Nachbar Póvoa de Varzim dagegen ist vom Tourismus geprägt. Der Grund: traumhafte Strände.

Porto

Gut zu wissen:Die besten Monate für einen Kultururlaub sind April bis Juni und September bis Mitte Oktober. Das Atlantikklima sorgt für ausgeglichene Lufttemperaturen, sie reichen von durchschnittlich 13 °C in den Wintermonaten bis 25 °C im Sommer, Spitzenwerte von 35 °C sind im Juli/August aber durchaus möglich, die richtige Zeit für einen Badeurlaub. Dann erreicht das Meer mit 20 °C seinen Höchstwert. In der kalten Jahreszeit ist mit häufigem Nebel und Regen zu rechnen.

Zeitplanung

Porto     2–4 Tage

Vila do Conde     1 Tag

5. Der grüne Norden

Die Region Minho ist dem Meer zugewandt. Lebendige Städte, liebreizende Strände und stille Wanderwege in den Bergen ziehen viele Urlauber an. Eine zusätzliche Attraktion bildet der einzige Nationalpark Portugals mit unverfälschter Pflanzen- und Tierwelt. Bis nach Spanien reicht die Region Trás-os-Montes, auf Deutsch »Hinter den Bergen«, und das ist Programm. Mancherorts scheinen sich Hase und Igel eine gute Nacht zu wünschen. Ein ursprüngliches Stück Portugal, in dem Tradition noch nicht ins Museum verbannt ist.

Tief eingeschnitten ist das Tal des Rio Douro auf seinem Weg in den Atlantik. Es gibt wohl kein schöneres Flusstal im Lande, von der UNESCO wurde es als Welterbe ausgezeichnet. Trauben für beste Rotweine und den berühmten Portwein wachsen an den steil aufragenden Weinbergen.

Guimarães

• Parque Nacional Peneda-Gerês

• Dourotal

Gut zu wissen:Die küstennahen Gebiete sind während des ganzen Jahres eine Reise wert, die Badezeit reicht von Mitte Juni bis Mitte September. Im August wird es allerdings sehr voll. Auch dann kann es ab und zu regnen. Das Dourotal empfiehlt sich in der warmen Jahreszeit, wenn die Weinstöcke ihr grünes Laub tragen. Über Trás-os-Montes sagen die Portugiesen, dass es zwei Monate größte Hitze und den Rest des Jahres tiefe Kälte gibt. In der Tat: Die Sommertemperaturen liegen bei 40 °C, im Winter fällt nicht selten Schnee.

Zeitplanung

Guimarães     1–2 Tage

Braga     2 Tage

Viana do Castelo     1–2 Tage

Nationalpark Peneda-Gerês     4–7 Tage

Dourotal     1–3 Tage

Trás-os-Montes     3 Tage

6. Alentejo

Über den Horizont hinaus reichen die sanften Hügel. Bestanden von Korkeichen und Ölbäumen, bepflanzt mit Wein und Weizen. Dazwischen strahlend weiß gekalkte Dörfer und historische Städte, von Burgen beschützt. Dolmen, Menhire, Cromlechs erinnern an die frühe Besiedlung. Studenten der Universitäten von Évora und Beja hauchen dieser großen Geschichte junges Leben ein. Und auch das ist Alentejo: Endlos lange Sandstrände für Badefreuden und schmale Felsbuchten für romantische Augenblicke an der Küste zwischen Lissabon und der Algarve. Verbunden durch einen 230 km langen Fernwanderweg.

• Évora

• Marvão

• Mértola

Gut zu wissen: Im Frühjahr taucht eine bunte Blütenpracht die Landschaft in ein Meer von Farben. Sommer und Frühherbst sind ideal für den Strandaufenthalt, den August verbringen allerdings auch viele Lissabonner am Atlantik. Von Mai bis September fällt kaum Niederschlag, im Juli und August regnet es gar nicht, dafür steigen die Temperaturen im Landesinneren auf über 40 °C. Der Winter verspricht klare Sonnentage und Tageshöchsttemperaturen um 15 °C. Die Nächte sind allerdings kalt und manchmal fällt ergiebiger Regen.

Zeitplanung

Évora     1–2 Tage

Castelo de Vide      1–2 Tage

Beja     1 Tag

Mértola     1 Tag

7. Algarve

Die Algarve wird von den Wellen des Atlantiks umspült. 150 km misst der Küstenstreifen, vielgestaltig sind die Strände, von den windumtosten Felsbuchten im Westen zu sandigen Familienstränden im Osten. Oft ziehen sich Orangenplantagen bis an die Wasserlinie. Ein Vogelparadies bildet die unverwechselbare Hafflandschaft Ria Formosa. Faro und Tavira besitzen zwar keinen direkten Zugang zum Meer, aber ihre Innenstädte sind frisch herausgeputzt. Ähnlich präsentiert sich Lagos nahe den bizarren Felsformationen Ponta da Piedade, die wie steinerne Finger aus den Fluten ragen. Ursprünglich ist die zutreffende Bezeichnung für das Leben im hügeligen Hinterland, eine Alternative für alle, die weg von der Küste etwas Ruhe suchen.

• Costa Vicentina

• Die roten Felsstrände

Gut zu wissen:Die Region mit den meisten Sonnenstunden in Europa ist während des ganzen Jahres eine Reise wert. Regen fällt im Herbst und Winter selten mehrere Tage ununterbrochen nacheinander und das Thermometer sinkt auch im Januar kaum unter 10 °C. Im Hochsommer liegen die Tageshöchsttemperaturen bei 30 °C. Im Januar und Februar ziehen die Hügel des Hinterlandes ihr weißes Kleid der Mandelblüte an. Von März bis Mai sind die Wiesen mit Blumenteppichen überzogen, und zwischen Juni und Oktober erwärmt sich das Meer auf 19–22 °C. Luft- wie Wassertemperaturen erreichen im Osten höhere Durchschnittswerte als im Westen.

Zeitplanung

Küste     4 Tage

Landesinneres     3 Tage

© Mauritius Images, Mittenwald: robertharding

An der Algarve haben Wind und Wellen teils spektakuläre Felsformationen geschaffen, so etwa auch die Grotte O Algar, die nur per Boot zu erreichen ist

Vorschläge für Rundreisen

Von den drei internationalen Flughäfen in Faro, Lissabon und Porto aus lassen sich abwechslungsreiche Rundreisen in verschiedene Landesteile unternehmen. Die hier vorgeschlagenen Routen können bei längerem Aufenthalt zu einer großen Rundreise durch das gesamte Land kombiniert werden.

Von Lissabon nach Porto (

2

Wochen)

1. bis 3. Tag: Ankunft in Lissabon. Etwa zwei Tage stehen nun für die Stadtbesichtigung auf dem Programm.

4. Tag: Weiterfahrt nach Sintra, dort Schlossbesichtigung und Stadtspaziergang.

5. Tag: Besichtigung des Klosterpalasts in Mafra, nachmittags Ausflug zum Küstenort Ericeira.

6. Tag: Über Óbidos und Caldas da Rainha ins Seebad Nazaré.

7. Tag: Besichtigung der Klöster Alcobaça und Batalha.

8. + 9. Tag: Burgviertel von Ourém und weiter nach Tomar. Besichtigung des dortigen Christusritterklosters und der historischen Altstadt.

10. Tag: Zu den römischen Ausgrabungen von Conimbriga und dann Weiterfahrt nach Coimbra.

11. Tag: Besichtigung der ehrwürdigen Universitätsstadt.

12. Tag: Besuch der romantischen Heilbäder und Wälder von Buçaco und Luso und weiter nach Aveiro.

13. Tag: An den Strand von Costa Nova, ggf. Besichtigung der Porzellanfabrik von Vista Alegre, danach weiter nach Porto.

14. Tag: Besichtigung der Altstadt von Porto und eines Portweinkellers.

15. Tag: Besuch der Serralves-Stiftung und der Casa da Música. Danach Rückflug oder Weiterreise auf nachfolgender Route.

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Von Porto durch Nord- und Mittelportugal (

2

Wochen)

1. Tag: Ankunft in Porto, Fahrt nach Vila do Conde.

2. Tag: Weiter nach Guimarães, Besichtigung der Altstadt.

3. Tag: Besuch der historischen Altstadt von Braga sowie der Wallfahrtskirche Bom Jesus.

4. Tag: Weiterfahrt über Ponte de Lima nach Viana do Castelo.

5. Tag: Ausflug an den Atlantik oder eine Wanderung in den Bergen.

6. Tag: Fahrt entlang der Atlantikküste nach Valença do Minho, Monção und Melgaço.

7. Tag: Besuch des Nationalparks Peneda-Gerês.

8. Tag: Auf Nebenstraßen geht es durch den südöstlichen Teil des Nationalparks nach Chaves.

9. Tag: Weiter nach Bragança, der Hauptstadt des östlichen Trás-os-Montes.

10. Tag: Auf engen kurvigen Straßen nach Miranda do Douro und weiter zu den Felsritzzeichnungen bei Foz Côa. Als Alternative dazu: Fahrt zum Portwein-Anbaugebiet rund um Pinhão inmitten des Dourotal.

11. Tag: Weiter über Guarda in die Serra da Estrela.

12. Tag: Rundfahrt zu den historischen Dör- fern Belmonte, Idanha-a-Velha und Monsanto.

13. Tag: Über Castelo Branco nach Castelo de Vide.

14. Tag: Ausflug ins hochgelegene Marvão, ggf. mit Wanderung im Naturpark, und weiter nach Portalegre.

15. Tag: Rückflug oder, über Lissabon, Weiterfahrt in den Süden.

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Von Lissabon durch das Alentejo in die Algarve (

2

Wochen)

1. Tag: Von Lissabon nach Estremoz, der einstigen Königsresidenz.

2. Tag: Ausflug in die weißen Marmorstädte Elvas und Vila Viçosa.

3. Tag: Über die Weinregion von Borba und Redondo nach Évora.

4. Tag: Besichtigung der historischen Altstadt von Évora.

5. Tag: Über den Alqueva-Staudamm zu den ›weißen Städten‹ Moura und Serpa und weiter nach Beja.

6. Tag: Vormittags Besichtigung von Beja, danach weiter nach Mértola im Süden des Alentejo.

7. Tag: Entlang des Rio Guadiana über Alcoutim und Castro Marim nach Tavira.

8. Tag: Besichtigung des Algarve-Städtchens und Ausflug auf eine Sandinsel in der Ria Formosa.

9. Tag: Fahrt durch das Hinterland bei São Brás de Alportel nach Loulé, ggf. mit einer Wanderung.

10. Tag: Über die Dörfer von Querença, Salir und Alte nach Silves.

11. Tag: Hinauf ins Gebirge von Monchique, Besichtigung des Ortes und Besuch des Heilbades Caldas de Monchique.

12. Tag: Über Aljezur an die raue Westküste zum Cabo de São Vicente und weiter nach Lagos.

13. Tag: Besichtigung von Lagos sowie der Felsformationen und Buchten rund um die Ponta da Piedade.

14. Tag: Zu den traumhaften Stränden rund um Albufeira, Besichtigung der Barockkirche von São Lourenço bei Almansil und weiter nach Faro.

15. Tag: Strand von Faro. Rückflug.

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Wissenswertes über Portugal

»Die Vergangenheit ist Geschichte, die Zukunft bringt den Sieg.«

Motto der portugiesischen Fußballnationalmannschaft

© laif, Köln: Gerber

Mit ihren Entdeckungsfahrten gingen die Portugiesen in die Geschichte ein – das Mosaik im Lissabonner Stadtteil Belém erinnert an diese ruhmreichen Taten

Steckbrief Portugal

Daten und Fakten

Name: República Portuguesa

Fläche: 92 212 km2(inkl. den Azoren und Madeira)

Hauptstadt: Lissabon (port.: Lisboa)

Amtssprache: Portugiesisch

Einwohner: 10 280 Mio.

Bevölkerungswachstum: rückläufig aufgrund von Auswanderung und niedriger Geburtenrate

Lebenserwartung: Männer 78,1 Jahre, Frauen 84,3 Jahre

Währung: Euro, Untereinheit cêntimos.

Zeitzone: Greenwich Time, Sommerzeit. Portugal liegt gegenüber den deutschsprachigen Ländern ganzjährig eine Stunde zurück.

Landesvorwahl: 00351

Internet-Kennung: .pt

Landesflagge: Die Flagge aus dem Jahre 1911 symbolisiert die Seefahrten der Portugiesen sowie die christliche Rückeroberung des Landes: Rot steht für den Mut und das vergossene Blut der portugiesischen Krieger, grün für die Hoffnung. Die gelbe Armillarsphäre, ein nautisches Instrument, war das Wappen König Manuels I. Die sieben Burgen zeigen die wichtigsten Festungen, die Portugals erster König Afonso Henriques den Mauren entriss. Vor der Entscheidungsschlacht 1139 soll ihm Jesus in einer Erscheinung den Sieg mithilfe des weißen Schildes prophezeit haben. In diesem symbolisieren die fünf blauen Schilde die besiegte fünffache maurische Übermacht. Die Zahl steht zugleich für die fünf Wunden des gekreuzigten Christus.

Geografie

Portugal liegt im äußersten Südwesten Europas und schließt Madeira und die Azoren im Atlantischen Ozean ein. Die Fläche Kontinentalportugals bedeckt mit 89 005 km2knapp ein Sechstel der Iberischen Halbinsel. Die maximale Ausdehnung von Nord nach Süd beträgt 561 km, von West nach Ost 218 km. Die gemeinsame Grenze mit dem Nachbarland Spanien ist 1215 km, die Küstenlinie 832 km lang.

Während die Küstenregion und der Süden weitgehend flach oder leicht hügelig ausgestaltet sind, wird Mittel- und Nordportugal von Bergketten durchzogen. Torre heißt der mit 1993 m höchste Berg des portugiesischen Festlands. Die wichtigsten Flüsse Tejo, Douro und Guadiana entspringen in Spanien. Ein Drittel aller Einwohner Portugals lebt in den Ballungsräumen von Lissabon (2,8 Mio.) und Porto (1 Mio.).

Geschichte

Die ältesten figürlichen Steinritzzeichnungen sind 30 000 Jahre alt, 5000 Jahre zahlreiche Funde der Megalithkultur. Seit 1000 v. Chr. unterhielten die Mittelmeervölker Handelsstützpunkte entlang der Küste, die römische Okkupation begann 209 v. Chr.

Die Völkerwanderung führte nach 409 zur Herrschaft germanischer Stämme, bis ab 711 nordafrikanische Mauren innerhalb weniger Jahre fast die gesamte iberische Halbinsel besetzten.

Während der christlichen Rückeroberung rief Afonso Henriques 1139 im Norden ein unabhängiges Portugal aus, das bis 1249 an die Algarve ausgedehnt wurde. Dank der Entdeckung des Seewegs nach Indien 1498 kontrollierte Portugal den einträglichen Gewürzhandel und stieg zur Weltmacht auf. Da ein eigener Thronfolger fehlte, übernahm das spanische Herrscherhaus zwischen 1580 und 1640 die Regentschaft. Viele überseeische Handelsstützpunkte gingen verloren. Den endgültigen Niedergang besiegelte ein Erdbeben im Jahr 1755, das Lissabon und weite Teile Südportugals zerstörte.

1910 stürzten republikanische Soldaten die Monarchie, der Aufbau einer stabilen Demokratie jedoch scheiterte. 1926 leitete ein Militärputsch die lange Periode der Salazar-Diktatur ein, die Portugal in Kolonialkriegen aufrieb und zum isolierten Armenhaus Europas machte. Erst 1974 ebnete der Putsch einer breiten Bewegung innerhalb der Streitkräfte den Weg zur Demokratie.

Staat und Politik

Portugal ist eine parlamentarische Demokratie mit präsidialen Elementen. Die beiden stärksten Parlamentsfraktionen bilden die sozialdemokratisch orientierte Partido Socialista (PS) und die liberal-konservative Partido Socialdemocrata (PSD). Aus ihren Reihen kommt auch der jeweilige Staatspräsident. Außerdem sind im Parlament die kommunistische Partido Comunista (PCP), der links-unabhängige Bloco de Esquerda, die rechtskonservative Partido Popular (CDS-PP), die Tier- und Naturschutzpartei Pessoas – Animais – Natureza (PAN) und Os Verdes (Die Grünen) vertreten. Letztere sind als Anhängsel der Kommunisten nicht mit den mitteleuropäischen Grünen vergleichbar.

Portugal ist ein in 18 Verwaltungsdistrikte gegliederter Zentralstaat. Hinzu kommen die autonomen Regionen Madeira und Azoren. 1949 wurde Portugal Mitglied der Nato, 1955 der UNO und 1986 der Europäischen Gemeinschaft.

Wirtschaft und Tourismus

Seit dem Beitritt zur EG hat sich Portugal vom Agrar- zum Dienstleistungs- und Industrieland entwickelt. Landwirtschaftliche Erzeugnisse tragen nur mehr 2,2 % zum Bruttoinlandsprodukt bei, Industriewaren (v. a. Maschinen, Fahrzeuge, chemische Erzeugnisse, Papier) dagegen gut 23,8 %, Dienstleistungen sogar 74 %. Deutschland ist hinter Spanien der zweitwichtigste Handelspartner.

Über teilweise zweistellige Wachstumsraten pro Jahr freut sich der Reisemarkt. Im Jahr 2017 besuchten über 12,7 Mio. ausländische Urlauber das Land, darunter 1,3 Mio. Deutsche, 240 000 Schweizer und 120 000 Österreicher. Die meisten Urlauber sind Engländer, gefolgt von Spaniern und Franzosen. Die beliebtesten Ziele bilden Lissabon, Porto und die Algarveküste, während viele Regionen im Landesinneren touristisch noch weitgehend unberührt sind.

Bevölkerung, Sprache und Religion

Knapp ein Drittel der etwa 15 Mio. Portugiesen lebt im Ausland, davon fast 1,4 Mio. in den USA, 270 000 in der Schweiz und 130 000 in Deutschland. Nationale Minderheiten gibt es nicht, der Ausländeranteil liegt bei 4 %. Stark vertreten sind Brasilianer, Kapverdianer und Ukrainer.

Portugiesisch ist eine romanische Sprache, die weltweit von mehr als 200 Mio. Menschen gesprochen wird. 79 % aller Portugiesen gehören dem römisch-katholischen Glauben an, wobei der Einfluss der Kirche schwindet. Wurden etwa 1990 noch 72,5 % aller Ehen kirchlich geschlossen, waren es 2018 nur mehr rund ein Drittel. Der Glücksindikator für Portugal ist der viertniedrigste innerhalb der EU.

Natur und Umwelt

Wölfe heulen in den rauen Granitfelsen des Nordens, schwarz-violett leuchtende Purpurhühner waten durchs Schilf am südlichen Atlantik. Frisch geschälte Korkeichen glänzen rot in der Sommersonne, bald sind die dunklen Oliven reif. Dann lockt der erste Schnee im einzigen Hochgebirge die Skifahrer. Das ganze Jahr über entfaltet Portugal seine natürlichen Reize.

Geologische Anfänge

Durch gewaltigen Druck und hohe Temperaturen entstanden vor 500 bis 300 Mio. Jahren während früher Phasen der Gebirgsfaltung die ersten metamorphen Gesteine im heutigen Norden Portugals und in Nordwestspanien. Damals näherten sich der europäische und der afrikanische Kontinent an, das portugiesische Gebiet lag noch unter dem Meeresspiegel. Es stieg vor 280 Mio. Jahren aus den Fluten empor, versank aber später noch einige Male.

Heute wird Portugal in drei geologische Großräume geteilt. Die Zentraliberische Zone mit metamorphen und zahlreichen granitähnlichen Gesteinen umfasst die stark aufgeworfenen nordportugiesischen Regionen Minho und Trás-os-Montes sowie Nordwestspanien. Unterhalb schließt sich die südportugiesische Zone an. Sie weist verstärkt Schiefer, Kalke und sedimentäre Gesteinsserien aus dem Paläozoikum (in Portugal 354 bis 305 Mio. Jahre v. Chr.) auf.

Der portugiesische Trog schließlich erstreckt sich entlang der West- und Südküste und wird in die vier Sedimentbecken Porto-Galicia, Lusitanien, Alentejo und Algarve unterschieden. Er entstand während der Öffnung des Atlantiks im erdgeschichtlichen Mittelalter. Die Eiszeit bildete im Wesentlichen die Oberflächenform Portugals aus. Dabei verkarsteten die Kalksteingebirge und nahmen eine ungewöhnliche, oft bizarre Gestalt an.

Portugiesische Landschaften

Die Küste

Portugal wird gerne gleichgesetzt mit Meer, Sonne und Strand, denn seine 832 km lange Atlantikküste zählt mit ihren unverwechselbaren Felsformationen, romantischen Badebuchten und endlosen Sandstränden zu den schönsten dieser Erde.

Tiefrot heben sich Sedimentgesteine über die Strände der mittleren Algarve. Im Osten schließen sich Lagunen- und Dünenlandschaften an, weiter im Westen zeigen wunderliche Kalksteinfelsen wie Finger einer Hand aus dem türkisblauen Meer. Dazwischen verstecken sich feinsandige Badebuchten. Eine steil abfallende, 60 m hohe Felswand stellt sich an Europas südwestlichem Ende dem Ozean entgegen. Die nördlich angrenzende Schieferküste des unteren Alentejo fasziniert in rauer Ursprünglichkeit, bevor sie in weite Sandstrände übergeht, die bis an die Tore Lissabons reichen.

Nördlich des Tejo verändert sich das Bild erneut. Ungestüm brausen die atlantischen Fluten gegen hohe Felsklippen. Hier liegt Kontinentaleuropas westlichster Punkt Cabo da Roca. Erst Portugals mittlerer Küstenabschnitt wird wieder von langen, flach ins Meer laufenden Sandstränden geprägt, nur unterbrochen vom 45 km langen Haff Ria de Aveiro mit ausgedehnten Reis- und Salzfeldern.

Auch zwischen den Mündungen der Flüsse Douro und Minho in Nordportugal gehen die hellsandigen Strände ineinander über. Sie werden zunehmend von niedrigen Felsen gesäumt, oft fegen starke Atlantikwinde über sie hinweg.

Das Landesinnere

Das Landesinnere gestaltet sich hügelig, teilweise gebirgig. Die Flüsse Douro und Tejo bilden Wetterscheiden und teilen Portugal in den Norden, die Mitte und den Süden.

Nordportugal dehnt sich von der spanischen Grenze bis zum Rio Douro aus. Sommergrüner Eichenwald, Kastanienbäume, Buchen und Aufforstungen mit Eukalyptus prägen das Bergland, das über 1500 m hoch und von tiefen Flusstälern durchzogen ist. Atlantische Winde sorgen für hohen Niederschlag und ausgeglichene, milde Temperaturen bis weit ins Landesinnere. Nur der Osten wird von sommerheißem und winterkaltem Kontinentalklima bestimmt, was eine Redewendung aus der nordöstlichen Provinz Trás-os-Montes pointiert: Três meses inverno, nove meses inferno (Drei Monate Winter, neun Monate Hölle).

Mittelportugal erstreckt sich zwischen Douro und Tejo und zeigt die höchsten Erhebungen des portugiesischen Festlandes. Das stark erodierte Bergmassiv Serra da Estrela ist ein Ausläufer der spanischen Zentralkordillere und erreicht 1993 m, im Winter ist Schneefall keine Seltenheit. Niedrige Macchie, Heidekraut oder Ginster gedeihen in der kargen Landschaft, in felsigen Gipfellagen anspruchslose Flechten und Moose. Eine nahezu mythische Urlandschaft erhebt sich vor dem Besucher.

Sehr fruchtbar ist hingegen der etwa 50 km breite Küstenstreifen. Bereits im 12. Jh. legten Zisterzienser den Grundstein für eine florierende Landwirtschaft, die die Hauptstadt Lissabon mit Obst, Gemüse, Milch und Geflügel versorgte. Rund um Coimbra dehnen sich Reisfelder bis fast zum Meer aus, das fruchtbare Schwemmland des unteren Tejolaufes wird für intensiven Getreideanbau genutzt.

Die weite Landschaft südlich des Tejo scheint von sanften Hügeln modelliert, die sich am endlosen Horizont verlieren. Schafe und Ziegen weiden in lockeren Oliven-, Kork- und Steineichenhainen. Nennenswerte Niederschläge fallen nur im Winterhalbjahr, die sommerlichen Höchsttemperaturen erreichen im Landesinneren nicht selten 40 °C. Die Gebirgsketten Serra do Caldeirão (589 m) und Serra de Monchique (902 m) trennen die Algarve vom restlichen Portugal und halten die winterlich kalten und sommerlich heißen Landwinde ab. Das mediterrane Klima verwandelt diese Region in eine fruchtbare Gartenlandschaft.

Pflanzenwelt

Mandelbäume

Irgendetwas blüht immer. In exponierter Sonnenlage legen die Mandelbäume an der Algarve bereits zu Jahresbeginn ihr Blütenkleid an. Im Februar/März folgen die Mandelbäume in beschatteten Tälern und im Norden Portugals, denn bis hinauf nach Trás-os-Montes werden sie angepflanzt. Aus den weißen Blüten entstehen süße, aus den rosafarbenen Blüten blausäurehaltige bittere Mandeln. Die reifen Früchte werden im Herbst mit Stöcken abgeschlagen, 5 kg Mandeln ergeben etwa 1 kg Kerne.

Die harten Schalen eignen sich vortrefflich als Brennmaterial, etwa in Ziegeleien. Unvergesslich bleibt die Mär vom maurischen Prinzen. Er soll die Bäume einst ins Land gebracht haben, deren weiße Blütenblätter den Schnee vortäuschten, den seine von Heimweh geplagte nordische Gattin so sehr vermisst hatte.

Wiesenblumen und Macchia

Von März bis Mai überziehen bunte Wiesenblumen die mediterranen Kulturlandschaften. Besonders intensiv wird das Farbspektakel im algarvianischen Hinterland, wenn sich gelber Bitterklee und Lupinen, weiße Margariten, roter Mohn oder das blau-violette Immergrün in Olivenhainen und auf Weideland wie von Zauberhand ausbreiten. Die sanften alentejanischen Hügel erblühen erst im April und Mai, aber dann mit voller Wucht. Wild aussäende Blumen verleihen der Landschaft eine fast paradiesische Schönheit, die die heiße Sommersonne im Juni jäh beendet. Blau blühen im Frühsommer niedrig wachsende Schwertlilien, Hyazinthen, Ochsenzungen und Boretsch. Rot leuchtet die wilde Gladiole auf feuchten Wiesen, und Orchideen wie Ragwurz und Knabenkraut erfreuen das Auge.

Im April und Mai scheinen die südlichen Hügel von kleinen Schneebällen verziert. Dann öffnen die Lackzistrosen fünf weiße, mit einem dunklen Punkt verzierte Blütenblätter. Das harzige Holz dieses Macchiagewächses erreicht hohe Hitzegrade und seit jeher wurden damit die dörflichen Brotbacköfen geschürt. Schon die Mauren hatten Zistrosen für das Brennen von Kalk benutzt, um aus dem Gestein die Anstrichfarbe für die Häuser zu gewinnen. In Wäldern bedeuten die Pflanzen aufgrund ihrer leichten Entflammbarkeit allerdings eine große Gefahr. Der Schopflavendel, der im Portugiesischen irreführend rosmaninho heißt, blüht oft in enger Nachbarschaft und liefert würzigen Berghonig.

Im ganzen Land haben sich gelb und weiß blühende Ginsterarten ausgebreitet. Wadenstreichler nennen Wanderer den Stechginster, der schon ungezählte Beine blutig kratzte. Selbst an rauen Berghängen erreicht das rosa, violett und weiß blühende Heidekraut eine Höhe von zwei Metern. In der Regel mediterrane Klimabedingungen benötigen die buschige Terpentin-Pistazie und der Mastixbaum. Beide fallen mit kleinen roten Früchten auf. In weit ausgreifender Form schießt das Liliengewächs Affodill in die Höhe. Hingegen duckt sich die Mariendistel am Boden. Ihre blauen Blütenblätter wurden vor noch gar nicht so langer Zeit in den lokalen Käsereien zu einem Sud eingekocht, der Ziegenmilch zum Gerinnen brachte.

Oliven, Feigen und Johannisbrot

Bestes Öl liefern die portugiesischen Olivenbäume dank der Vielfalt und der Qualität der angebauten Sorten. Empfehlenswert sind die Öle aus dem Alentejo und Trás-os-Montes. Die Früchte werden von Oktober bis Dezember mit langen Stöcken abgeschlagen und in Netzen aufgefangen.

Feigenbäume strecken im Winter ihre kahlen Äste wie Elefantenrüssel gen Himmel. Schon bevor die großen Blätter austreiben, entwickeln sich die kleinen, im Spätsommer reifen Früchte. Bereits im 15. Jh. wurden sie nach Flandern exportiert, in Zeiten von Hungersnöten sicherten sie der armen Landbevölkerung das Überleben.

Tiefgrüne Blätter bedecken den Johannisbrotbaum, der im Herbst gelbe Blütenstände trägt. Ihr nährstoffreiches Fruchtfleisch wurde schon im Altertum geschätzt. Das aus dem Mark gewonnene Karobmehl wird für diabetische und vollwertige Süßwaren verwendet, während die gemahlenen stärkehaltigen Kerne das ökologische Bindemittel E 410 in Joghurts, Eiscremes und Kosmetika liefern. Die Araber waren es, die einst eine wundersame Eigenschaft dieser Kerne entdeckten. Getrocknet variiert ihr Gewicht nur sehr wenig um 0,2 g, was sie ideal für das Wiegen von Arzneimitteln, Gold und Edelsteinen erscheinen ließ. Diese Maßeinheit trägt heute den Namen Karat!

© Mauritius Images, Mittenwald: Alamy/Scalia

Knorrige Korkeichen und Olivenbäume soweit das Auge reicht

Eichen

Leuchtend rot glänzen die frisch geschälten Stämme der Korkeichen in der Sonne. Die auffällige Schutzfarbe gibt sich der Baum selbst, er wird nicht angemalt. Mit einer Axt wird die Rinde unter großer Kraftanstrengung vom Stamm gelöst, aber nur im Sommerhalbjahr und im Abstand von mindestens neun Jahren. So kann der Baum überleben. Aufgestapelt unter freiem Himmel dünstet die Rinde ihr harziges Aroma aus, bevor sie maschinell zu Flaschenkorken, Fußbodenbelag oder Dämmmaterial verarbeitet wird. 54 % aller Naturkorken kommen aus Portugal, zu einem Weltmarktpreis zwischen 5 Cents und 0,50 € pro Stück.

Die strauchartige Kermeseiche mit stacheligen Blättern war im Mittelalter bedeutend als Wirtspflanze für Schildläuse, die zerquetscht den begehrten roten Farbton ergaben. Im regenreichen Nordwesten ist die sommergrüne Pyrenäeneiche heimisch geworden, während die halb-immergrüne Portugiesische Eiche auch mit wenig Niederschlag auskommt. Die weit verbreitete Steineiche übersteht selbst lange Trockenzeiten.

Orangen und Baumerdbeeren

Am süßen Blütenduft der bitteren Pomeranzen erfreuten sich schon die Mauren auf den Plätzen der Städte. Heute werden im ganzen Land die Süßorangen geerntet. Es waren die portugiesischen Seefahrer, die die Frucht einst aus dem chinesischen Macau nach Europa brachten, die denn auch in sprachlicher Anlehnung an das erste Importland im Türkischen portakal und im Griechischen portokáli heißt, während das deutsche Wort Apfelsine ›Apfel aus China‹ bedeutet. Aufgrund des hohen Wasserbedarfs ist ihr großflächiger Anbau allerdings ökologisch bedenklich.

»Der medronho am Morgen tötet den Wurm im Magen«, behauptet ein algarvianisches Bonmot. Medronho ist der häufig in versteckten Schuppen hausgebrannte und mit einem Alkoholgehalt von etwa 50 % mehr als starke Schnaps der Algarve. Die orange-rote Frucht, zu Deutsch Baumerdbeere, wächst auf dem Erdbeerbaum. Wie die Orangenbäume trägt er im Winter seine weißen Blüten zeitgleich mit der Fruchtreife. Allerdings haben die Früchte abgesehen von einer entfernten äußerlichen Ähnlichkeit nichts mit der uns bekannten Erdbeere gemein. Es handelt sich vielmehr um ein Heidekrautgewächs.

Eukalyptus

Eukalyptusbäume wachsen sehr schnell und liefern bestes Holz für die Papiergewinnung. Die von der EU geförderte Anpflanzung verspricht raschen Gewinn, weswegen immer ausgedehntere Plantagen angelegt werden. Doch ihre Ausbreitung ist aus ökologischen Gesichtspunkten umstritten: Schon nach acht Jahren wird ein Baum gefällt. Bis dahin holt er sich so große Wassermengen aus der Tiefe, dass der Boden austrocknet und Quellen versiegen. Andere Pflanzen und Tiere werden verdrängt. Durch seine ätherischen Öle schnell entzündbar ist er besonders leichte Beute für Waldbrände (s. Thema s. >>>>).

Exotische Stadtpflanzen

Die Seefahrer mussten mindestens eine Pflanze aus den fernen Ländern mitbringen, wofür auf ihren kleinen Schiffen ein gesonderter Raum und Süßwasser bereitgehalten wurde. Die exotischen Mitbringsel zieren heute städtische Plätze und Straßen. Nach Arabien fühlt man sich beim Anblick der bis 6 m hohen Dattelpalmen versetzt. Die anfangs orangenen, später rotbraunen Früchte sind allerdings ungenießbar. Zwischen April und Juni erleuchtet die blau-violette Blütenpracht der immergrünen, aus Brasilien stammenden Jacarandabäume. Einzelne der glockenförmigen Blüten treiben das ganze Jahr über.

Die endemischen Judasbäume ziehen bereits im März die Blicke an, wenn ihre dichten, rosaroten Blüten in kurzen Trauben aus den Zweigen sprießen. Die Legende weiß zu berichten, dass sich Judas an einem solchen Baum aufgehängt haben soll, dessen einst weiße Blüten sich daraufhin vor Scham tiefrot färbten. Die rundlichen Blätter erinnern demnach an die Silberlinge, die er für seinen Verrat erhalten hatte.

Tierwelt

Dank der unterschiedlichen Landschaftsformen, der privilegierten Lage zwischen Atlantik und Mittelmeer sowie der immensen Pflanzenvielfalt hat sich in Portugal ein großer Artenreichtum an Wildtieren erhalten. Schutzräume finden sie in 23 ausgewiesenen Naturreservaten, die die großen Bergregionen und weite Küstenabschnitte einschließen. Trotz zunehmender Intensivierung der Landwirtschaft entdeckt man beim Wandern oder auf einer Fahrt über Land häufig frei weidende Ziegen und Schafe, nicht selten auch Rinder.

Eine autochthone Rasse bilden die Barroso-Rinder. 7200 der kräftigen, braun gefärbten Tiere mit furchterregend langen Hörnern leben auf den Hochweiden im Nordwesten. Schon im 18. Jh. wurde ihr herzhaftes Fleisch nach England exportiert. Ebenfalls außergewöhnlich schmackhaft sind halbwilde schwarze Schweine, die sich hauptsächlich von Eicheln ernähren.

Weltweite Berühmtheit haben die stolzen Lusitanerpferde dank ihrem erhabenen Gang erlangt. Sie sind mit dem Andalusier verwandt und schon seit Jahrhunderten in Portugal heimisch. Die Lusitaner werden in Mittelportugal gezüchtet und finden Verwendung für leichte landwirtschaftliche Tätigkeiten sowie als Reitpferd.

Der Fabelwelt entsprungen scheint der Portugiesische Wasserhund. Doch er existiert wirklich und wird aufgrund seines Verbreitungsgebietes auch Algarve-Wasserhund genannt. Mit meist schwarzem, braunem und selten weißem Fell gleicht er einem Pudel. Spezifisches Merkmal sind feine Häute zwischen den Zehen, die das Tier zu einem ausgezeichneten Schwimmer und Taucher und einst zu einem treuen Helfer der Fischer machte. Eine für Besucher geöffnete Zuchtstation im Naturpark Ria Formosa hat ihn vor dem Aussterben bewahrt.

Waldbrandbekämpfung auf dem Prüfstand

Die Bilanzen waren erschreckend: Im Rekordjahr 2003 brannten portugiesische Wälder auf einer Fläche von 430 000 ha, die Zahlen für die folgenden beiden Jahre fielen kaum weniger katastrophal aus. Danach erließ die Regierung zwar rigide Brandschutzbestimmungen, doch positive Ergebnisse zeigen sich nur in Ansätzen.

© picture alliance, Frankfurt a. M.: dpa

Wesentliche Ursachen für die Waldbrände sind zunehmende Hitze und Trockenheit durch die Klimaerwärmung. Zusätzlich verstärkt wird die Gefahr durch mangelnde Pflege des Waldes, eine gewinnorientierte Aufforstung mit Monokulturen, Unachtsamkeit und Brandstiftung: Grund und Boden befinden sich zu 92 % in privater Hand, und viele Waldeigentümer pflanzen bevorzugt Bäume, deren Verwertung hohen Gewinn abwirft. Feuerresistente Trockenfruchtbäume wie Korkeichen, Mandel- und Olivenbäume weichen leicht entflammbarem Eukalyptus. Gefahren ergeben sich auch aus der Landflucht. Denn wo die Menschen fehlen, werden die Wälder weder gesäubert noch beaufsichtigt. Doch ein Feuer muss schnell entdeckt werden, bevor es sich zum unkontrollierbaren Flächenbrand ausbreitet.

Um dies zu ermöglichen, wurden erste, doch offensichtlich nicht ausreichende Maßnahmen zum besseren Brandschutz umgesetzt. Schüler, jugendliche Arbeitslose, Polizisten und Soldaten werden als Aufpasser in die Wälder geschickt. Eine immer wichtigere Bedeutung erlangt zudem die Beobachtung der Wälder mithilfe von Satelliten und die bessere Ausrüstung mit Löschflugzeugen. Gleichzeitig begann eine umfassende Aufklärungskampagne. Denn schätzungsweise ein Drittel der Brände entstand aus Gedankenlosigkeit und Leichtsinn. Entgegen strikter Verbote wird in den Wäldern gegrillt und achtlos aus dem Auto geworfene Zigarettenkippen lassen Waldstücke entlang der Hauptstraßen unversehens zu einem Opfer der Flammen werden.

Rund 20 % der Feuer sind vorsätzlich gelegt, allerdings selten aus wirtschaftlichen Motiven. Denn laut Gesetz darf ein verbranntes Waldstück mindestens zehn Jahre keiner anderweitigen Nutzung zugeführt werden. Die Brandstifter werden häufig von Alkohol, Drogen, Zerstörungswut, Freude am Feuer oder Rachegedanken gegenüber den Nachbarn getrieben. Doch inzwischen wirkt eine hohe Zahl von überführten Tätern abschreckend.

Dies alles hatte aber offensichtlich nicht ausgereicht, es musste erst zu mehr als 100 Toten kommen, bis 2018 ein grundlegend neues Forstgesetz erlassen wurde. Es verpflichtet zur Rodung von Bäumen und Büschen im Umkreis von 50 bis 100 m von Gebäuden und Dörfern. Feuerschneisen werden durch Wälder getrieben, freiwillige Feuerwehren professionalisiert. Und, wohl am wichtigsten: Zumindest vorsichtig werden Monokulturen von Eukalyptusbäumen und Pinien zurückgedrängt. In den Mittelpunkt der Diskussion rückt eine Förderung des ländlichen Raums, um den Wegzug an die Küste zu stoppen. Nachhaltige Landwirtschaft ist der beste Schutz gegen Brandkatastrophen.

In freier Wildbahn

In den einsamen nordportugiesischen Bergwelten leben etwa 300 iberische Wölfe. Sie ähneln dem deutschen Schäferhund, tragen graues Fell und werden 1,50 m lang. Manchmal hört man ihr nächtliches Heulen, und in abgelegenen Dörfern erzählen sich Menschen gruselige Geschichten über Attacken des Räubers. Historische Wolfsfallen in den Wäldern legen Zeugnis ab vom uralten Kampf zwischen Mensch und Tier. Zwischen zwei trapezförmig aufeinander zulaufenden Steinmauern von 2 m Höhe wurde das Tier von der Dorfbevölkerung in eine tiefe Grube getrieben und darin getötet. Noch heute reißen die unter Artenschutz gestellten Wölfe jährlich 2000 Weidetiere alleine im Nationalpark Peneda-Gerês, für die die Hirten staatliche Entschädigung erhalten. Dennoch schränkt das Vordringen der Zivilisation ihren Lebensraum immer weiter ein.

Vom Aussterben akut bedroht ist der Iberische oder Pardelluchs. Nach Schätzungen gibt es insgesamt nur noch 200 Exemplare, wenige Dutzend davon in Portugal. Aufgrund menschlicher Verfolgung haben sie sich in hohe Bergregionen, bevorzugt ins algarvianische Monchique-Gebirge, zurückgezogen. Sie sind kleiner und deutlicher gefleckt als ihre in Mitteleuropa beheimateten Artgenossen und ernähren sich vorwiegend von Kaninchen. Häufiger zu beobachten sind Mangusten, seltener die nachtaktiven Kleinfleck-Ginsterkatzen. Beide katzenartigen Raubtiere sind in Europa nur auf der iberischen Halbinsel heimisch.

Gut an die menschliche Besiedlung hat sich der Urahn der iberischen Pferde gewöhnt. Das wilde Garranopferd soll bereits in der Altsteinzeit auf der Halbinsel gelebt haben. 21 Tiere wurden Mitte des 20. Jh. in den Gerês-Bergen ausgesetzt und vermehrten sich so stark, dass man sie auf Wanderungen häufig antrifft. Sie tragen kastanienbraunes Fell und erreichen mit 1,30 m Risthöhe die Größe eines Ponys.

Insekten und Reptilien

Rasch huschen die zahlreichen Echsen in ein Versteck, wenn sich ein Wanderer nähert. Es sind die kurzen, eher unscheinbaren spanischen Mauereidechsen. Weniger scheu sind die Mauergeckos, die sich besonders gern an warmen weißen Hauswänden sonnen. Das seltene Chamäleon wanderte im 19. Jh. aus Marokko in die Algarve ein, mit viel Geduld kann man es, nahezu bewegungslos, in Bäumen und Sträuchern entdecken. Die Augen dieser Schuppenechse bewegen sich unabhängig voneinander und verleihen dem Tier ein seltsames Aussehen.

Häufig rascheln Schlangen durch die Gräser. Verbreitet sind harmlose Ringel- und Schlingnattern. Furcht erregt die über 2 m lange, leicht giftige Eidechsennatter. Doch ihre Giftzähne liegen so weit hinten, dass sie kaum Schaden zufügen können. Gefährlicher ist die 50 bis 75 cm lange Stülpnasenotter, die an ihrem prominenten Schnauzenhorn vorne auf dem Kopf zu erkennen ist.

Etwa 1500 Schmetterlingsarten flattern durch Portugals Lüfte, darunter Brombeerzipfelfalter, Hauhechelbläulinge und Feuerfalter. Zahlreich ist der gelbe, braun und blau gerandete Schwalbenschwanz. Auch die seltene Raupe des Totenkopfs sieht man gelegentlich. Den Gesang der Zikaden könnte man dank seiner Intensität als sommerliche Symphonie Südportugals bezeichnen.

Vogelwelt

Hoch auf Kirchtürmen, Baumgipfeln, Strommasten, Hausdächern und Fabrikschloten sitzen die Weißstörche in fast 8000 Nestern, die 2008 im gesamten Land gezählt wurden. Wenige der bedrohten Schwarzstörche leben im äußersten Nordosten Portugals und im südöstlichen Alentejo. Hier findet man auch mit 1500 Exemplaren weltweit die zweitgrößte Population der seltenen Großtrappen, den mit 18 kg Körpergewicht größten flugfähigen Vögeln.

In den nährstoffreichen Landschaften der Algarve trifft man auf Wiedehopfe, Bienenfresser, Zwergtaucher, Alpenstrandläufer oder Seidenreiher. Das Purpurhuhn versteckt sich scheu in Schilfgebieten des Haffs Ria Formosa. Das fast schwarze Federkleid glänzt purpurn, Beine, Schnabel und Stirn leuchten orange-rot. Dieser Rallenvogel wird bis 50 cm groß, die Flügelspannweite erreicht 100 cm. Dennoch gewinnt der schwerfällige Flieger nur langsam an Höhe. Imponierend ist die lautstarke Balz im Frühjahr.

Portugal liegt an der atlantischen Westroute des Vogelzugs. Im Frühjahr und Herbst ziehen riesige Schwärme über die Südwestspitze der Algarve. Viele dieser Vögel finden in den Feuchtgebieten Ria Formosa und Sapal de Castro Marim geeignete Plätze zum Überwintern. Neben zahlreichen Entenarten sind auch Graureiher und Flamingos zu beobachten, die man sogar am nördlichen Rande des Lissabonner Weltausstellungsgeländes sieht.

Geringer vertreten sind Raubvögel, doch kann man Adler, Geier und Falken über allen Bergregionen im Lande beobachten. 150 Vogelarten zählt alleine der Naturpark Montesinho im abgelegenen Nordosten, darunter die seltenen Königsadler und Mönchsgeier.

Am Strand

In eleganter Schönheit ziehen Delfine durch das sauerstoffreiche Mündungsdelta des Rio Sado südlich von Lissabon. Ansonsten muss man zur Beobachtung von Großfischen weit auf den Atlantik hinausfahren. Einfacher ist das Sammeln der unzähligen Muschelarten entlang der ganzen Küstenlinie, darunter Mies-, Herz- und Jakobsmuscheln.

Vor einem besonderen Strandtier sei allerdings gewarnt. Unangenehm können die giftigen Stacheln des Petermännchens (peixe de aranha) werden. Der Fisch vergräbt sich gerne in warmem Sand und hinterlässt, wenn man auf ihn tritt, eine schmerzhafte Wunde. Fischer kennen ein Wundermittel dagegen: Eine Muschel mit dem Namen Giftstein (pedra de veneno) zieht den Giftstoff aus der Verletzung. Portugiesische Ärzte wenden eine einfachere Methode an. Da das proteinhaltige Gift hitzelabil ist, stecken sie das verletzte Körperteil in mit 45 °C gerade noch erträglich heißes Wasser.

Die nachtaktiven Skorpione sind eher selten und werden 5 cm groß. Ihre Stiche sind relativ harmlos, können aber sehr schmerzhaft sein.

Umwelt

Wassernot und Klimawandel

Immer traurigere Trockenheitsrekorde wurden in den vergangenen Jahren vermeldet. 2016 und 2017 blieb der Regen fast vollständig aus, die landwirtschaftliche Bewässerung musste eingeschränkt, die Bevölkerung in einzelnen Gebieten mit Tanklastzügen versorgt werden. Für diesmal kam die Rettung erst nach dem Winter mit enormen NIederschlagsmengen im Frühjahr und Frühsommer 2018.

Während die portugiesischen Privathaushalte die eindringlichen Appelle nach sorgsameren Umgang mit dem kostbaren Nass erhören, boomen die Wirtschaftsbereiche mit erheblichem Wasserbedarf ungebremst. Die rasante Ausweitung des Massentourismus, die Anlage weiterer bewässerungsintensiver Golfplätze, die fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft und die Anpflanzung von wasserschluckenden Orangen- und Eukalyptusplantagen bleiben nicht folgenlos. Noch kann zwar auf teure Meerwasserentsalzungsanlagen verzichtet werden, doch dafür werden unterirdische Wasserreservoirs ausgeschöpft, Brunnen schon mehr als 200 m tief gebohrt und die Notvorräte angezapft.

Verschärfend kommt hinzu, dass fast alle großen Flüsse in Spanien entspringen und das Nachbarland eigennützig mit dem Wasser aus den Oberläufen seine eigenen Stauseen füllt. So erreichen in heißen Sommermonaten immer häufiger nur schmale und schmutzige Rinnsaale die portugiesische Seite. Und wenn es doch einmal regnet, dann in solchen Mengen, dass immer häufiger verschiedene Landesteile förmlich unter Wasser stehen.

Als erwiesen gilt, dass die globale Erderwärmung die südlichen Länder zunächst härter trifft. In Portugal nehmen extreme sommerliche Hitze und Kältewellen im Winter zu. 2006 schneite es in Lissabon und an der Algarve zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert, die Jahre 2005, 2016 und 2017 brachten dagegen die heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – wohl nur Auftakt für weitere Rekorde.

Verkehrskollaps und Luftverschmutzung in den Zentren

Der soziale und wirtschaftliche Wandel der letzten Jahre hatte eine massive Landflucht besonders jüngerer Menschen zur Folge. Rasant wuchsen die Ballungszentren rund um Lissabon und Porto, in denen mittlerweile fast jeder dritte Portugiese wohnt. Es sind zumeist schnell und unaufwendig auf der vormals grünen Wiese hochgezogene Schlafstädte, die mit erschwinglichen Wohnungspreisen lockten. Dafür werden lange Fahrtzeiten zur Arbeit ins Stadtzentrum in Kauf genommen. Allein Lissabon wird werktäglich von 1 Mio. Pendlern in 450 000 Pkws überflutet. Die Luft in den Städten verschmutzt zusehends, auch wenn die Portugiesen pro Kopf etwa ein Drittel weniger CO2in die Atmosphäre jagen als die Deutschen.

Dem Bauboom im Umland hielt die Planung des öffentlichen Nahverkehrsnetzes lange nicht Schritt. Der schließlich seit den 1990er-Jahren erfolgte Ausbau wurde in der Wirtschaftskrise gestoppt und zurückgeführt, um Geld zu sparen. Erst seit 2017 wird wieder in den öffentlichen Personenverkehr investiert. Der lange geplante Bau einer schnellen Eisenbahnanbindung an Spanien wurde hingegen ganz aufgegeben.

Versteppung des Landesinneren

Als Folge der kontinuierlichen Abwanderung junger Generationen werden im Landesinneren reihenweise Schulen geschlossen. In den Dörfern bleiben die alten und wenig qualifizierten Einwohner zurück. Unübersehbar sind die ökologischen Folgen. Die kargen Böden werden nicht länger landwirtschaftlich genutzt und erodieren. Regen schwemmt die dünne Krume weg und lässt den Fels hervortreten. Unbewirtschaftete Wälder verstärken die Waldbrandgefahr (vgl. Themas. >>>>). Mittlerweile sind 63 % des portugiesischen Territoriums von Versteppung bedroht. Betroffen sind das algarvianische Hinterland, das Tal des Rio Guadiana, der innere Alentejo und die Grenzregionen bei Castelo Branco und im südöstlichen Trás-os-Montes.

Doch in Zeiten der Krise findet eine vorsichtige Hinwendung zum ländlichen Leben statt. Die Entwicklung überdimensionaler und damit ökologisch fragwürdiger Tourismusprojekte wird zurückgefahren, stattdessen werden die Ansiedlung kleinerer Industrieunternehmen, nachhaltige Landwirtschaft und sanfter Tourismus unterstützt. Auch junge Menschen, die in den Städten keine Arbeit mehr finden, versprechen sich inzwischen eine bessere Zukunft auf dem Lande. Für die kommenden Jahre sind zudem starke steuerliche Anreize für Einwohner aus den großen Küstenstädten und Unternehmen geplant, die ihren Sitz dauerhaft ins Landesinnere verlegen.

Portugals Energie aus Sonne, Wind und Wellen

Die 1500 Einwohner des bescheidenen mittelportugiesischen Dorfes Ferrel bei Peniche stellten am 15. März 1976 die Weichen für die portugiesische Energieversorgung. In der jungen Demokratie reichte ein einziger Demonstrationszug, um die Pläne für den Bau eines Atomkraftwerks zu Fall zu bringen.

© laif, Köln: hemis.fr/Soberka

Mehr als nur ein Symbol sind die 13 neuen Windkrafträder auf den Höhen der benachbarten Serra d’El-Rei. Sie weisen der Energiepolitik in einem Land die Richtung, das über keine eigenen fossilen Brennstoffvorkommen verfügt. Deshalb setzt die Regierung verstärkt auf die Förderung erneuerbarer Energien in dem von Sonne und Wind verwöhnten Portugal. Mit einer Produktionsmenge von jährlich rund 25 000 Gigawattstunden gehörte das Land 2014 zu den zehn größten Produzenten weltweit. Im gesamten März 2018 lag die Produktion erstmals über dem Verbrauch. Bedeutenden Anteil daran hat ein Industriekonsortium unter Führung des einheimischen Stromgiganten EDP und der spanischen Endesa. Im ganzen Lande entstanden Windkraftparks, die Windräder stellt eine deutsche Firma im nordportugiesischen Viana do Castelo her. Unübersehbar ist allerdings, dass Portugal alle Technologien von ausländischen Firmen einkaufen muss und sich damit in neue Abhängigkeiten begibt.

Einen bedeutenden Beitrag zum Ausbau der Energiegewinnung aus Sonne leistet die alentejanische Gemeinde Moura. Hier wurde mit Unterstützung spanischer und japanischer Investoren eine der weltweit größten Fotovoltaik-Anlagen errichtet. Auf einer Fläche, die 350 Fußballfeldern entspricht, wurden 262 080 Solarpaneele zusammengefügt. Ihre Gesamtleistung von 93 Megawatt kann 30 000 Haushalte mit Strom versorgen. 115 Arbeitsplätze werden in dem strukturschwachen Gebiet geschaffen, fast 90 000 t Kohlendioxidgase jährlich eingespart.

Mit diesen sinnvollen Investitionen hat Portugal eine Entwicklung aufgeholt, die das Land seit der Nelkenrevolution verschlafen hatte. So wird mehr als die Häflte des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gewonnen, die Wasserkraft eingeschlossen. 2004 waren es noch 19,2 %. Damit wird schon heute die EU-Vorgabe von 31 % für 2020 übertroffen. Bereits einmal, in den 1950er-Jahren, war Portugal Europameister bei der nachhaltigen Energiegewinnung gewesen. Wasserkraft hieß schon damals das Zauberwort. Überall im Land entstanden kleine und mittelgroße Staudämme. Inzwischen kamen zweifelhafte Megaprojekte wie der Stausee von Alqueva (s. >>>>) hinzu, während die Förderung erneuerbarer Energien, allerdings nur vorübergehend, stark eingeschränkt wurde.

Neben dem Ausbau von Biomassekraftwerken und -gasanlagen erprobt die Regierung weitere Techniken. Kraftwerke zur Nutzung von Meereswellen entstehen seit 2008 an der Atlantikküste im Norden und leisten einen vorerst noch bescheidenen Energiebeitrag. Atomkraft steht allerdings weiterhin nicht auf der energiepolitischen Agenda.

Wirtschaft, Soziales und aktuelle Politik

Nach dem Ende der Diktatur verließ Portugal zügig das europäische Armenhaus und schuf sich einen bescheidenen Wohlstand. Doch Anfang des 21. Jh. fand der Aufschwung ein jähes Ende. Das Land musste von 2011 bis 2014 unter den europäischen Rettungsschirm. Seitdem wächst die Wirtschaft wieder. Das Land scheint auf den Weg des ökonomischen Erfolgs zurückgekehrt.

Vom Entwicklungsland zur Industrienation

Bis die Nelkenrevolution 1974 (s. >>>>) den Weg in die Demokratie ebnete, wurde Portugal von einem Beziehungsgeflecht aus Landadel, Hochfinanz und Bürokratie gelenkt. An diese Zeiten erinnern die Namen vieler großer Bankhäuser. So ist die