Dunkle Geheimnisse – und brennendes Verlangen - Kate Hoffmann - E-Book

Dunkle Geheimnisse – und brennendes Verlangen E-Book

Kate Hoffmann

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Beschreibung

Er findet sie bewusstlos am Strand, wunderschön wie eine Meerjungfrau, und rettet ihr das Leben. Die schöne Gelsey weckt bei Architekt Kellan ein unbändiges Verlangen, und die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Aber Meerjungfrauen kann man nicht für immer halten …

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Seitenzahl: 180

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IMPRESSUM

Dunkle Geheimnisse – und brennendes Verlangen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2011 by Peggy A. Hoffmann Originaltitel: „The Mighty Quinns: Kellan“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY EXTRA HOT & SEXYBand 78 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Ulrike Pesold

Umschlagsmotive: shutterstock_Volodymyr Tverdokhlib / GettyImages_NycyaNestling

Veröffentlicht im ePub Format in 09/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733758523

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

Kellan blickte lächelnd von dem kleinen Strand aus aufs Wasser. Es war ein perfekter Sommertag.

„Wir sollten heute hier übernachten“, sagte er zu seinen Brüdern. „Dad leiht uns sicher das Zelt.“

Doch als er über seine Schulter blickte, sah er, dass Riley und Danny unbeeindruckt im Sand buddelten.

Smuggler’s Cove war zu ihrer geheimen Zuflucht geworden. Die Bucht lag nur fünf oder sechs Kilometer von ihrem Cottage in Ballykirk entfernt und konnte eigentlich nur mit einem Boot erreicht werden. Aber Danny, Kellans jüngster Bruder, hatte einen Weg zwischen den Felsen gefunden, durch den man die Bucht erreichen konnte.

„Ich verbringe die Nacht nicht hier“, antwortete Riley. „In dem Haus da oben spukt es.“ Er meinte das verlassene Herrenhaus, das oben am Abhang stand. Keiner von ihnen hatte sich je hineingewagt, obwohl Kellan gehört hatte, dass die älteren Kinder dort oft Partys feierten.

„Ich auch nicht“, sagte Danny.

„Was macht ihr da?“, fragte Kellan.

„Da ist etwas im Sand vergraben“, antwortete Danny. „Komm her und hilf mit, du Faulpelz.“

„Auf keinen Fall. Ihr wühlt seit zwei Jahren im Sand und habt nichts gefunden. Die Schmuggler sind schon lange weg, und es ist wahrscheinlich nur ein Stück Holz.“

Riley hörte einen Moment lang auf zu graben. „Wenn Kell nicht mitgräbt, bekommt er keinen Anteil.“

„Einverstanden“, stimmte Danny zu.

„Ja“, sagte Kellan. „Einverstanden.“ Aber zu Kellans Überraschung zogen Danny und Riley eine kleine Blechdose aus dem Sand.

„Siehst du“, sagte Danny selbstgefällig. „Ich hab’s dir gesagt. Jetzt bekommst du keinen Anteil.“

„Mach sie auf“, drängte Riley.

Danny zögerte. „Ich weiß nicht. Was ist, wenn sie verflucht ist? Wie … wie …“

„Die Büchse der Pandora“, half Kellan weiter. „Himmel, ihr habt zu viel Fantasie. Es ist nur eine Keksdose.“

„Sollen wir sie aufmachen?“, fragte Danny Kellan. Sie fragten immer Kellan, denn er war der Älteste.

Kellan zuckte mit den Achseln. „Ihr habt sie gefunden. Ihr macht sie auf.“ Er wollte sein Interesse nicht zeigen und drehte sich um. Dabei sah er, wie sich etwas zwischen den Felsen bewegte. Er blickte lange auf den Punkt, dann schüttelte er den Kopf. Aber da war es wieder. Hellgrüner Stoff flatterte im Wind, und eine schlanke Gestalt duckte sich hinter einen Felsen.

„Da oben ist jemand“, murmelte er. „Und beobachtet uns.“

Die Jungen sahen von der Kiste auf und folgten Kellans Blick. „Genau dort.“

„Vielleicht ist es eine Fee“, sagte Riley. „Und vielleicht ist das ihre magische Kiste. Versuchen wir, sie zu fangen.“

Riley gab Danny die Kiste und sprang auf, dann lief er zum Weg am Fuß des Felsens.

„Warte“, rief Danny. „Was, wenn es ein Geist aus dem Haus ist?“

Kellan hörte oben einen kleinen Aufschrei und sah, wie das Mädchen den Pfad hinauflief. Und über die Felsen kletterte. Sie sah tatsächlich wie eine Fee aus: Ihr langes goldenes Haar fiel ihr offen über die Schultern und wurde von einem Kranz aus Wildblumen gekrönt. Sie trug ein altes Kleid aus einem dünnen Stoff, das um sie zu schweben schien.

Fluchend folgte Kellan seinen Brüdern. Was dachte er denn bloß? Feen gab es nicht. „Überlasst das mir“, sagte er und eilte an Riley vorbei. „Ich kann schneller klettern als ihr.“

Kellan lief den Weg hinauf, aber jedes Mal, wenn er zu ihr sah, war sie weiter weg. Wenn sie wirklich eine Fee wäre, würde sie wegfliegen. Nein, das hier war ein Mädchen, ein Mädchen, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Kellan kannte alle Mädchen, die in der Gegend von Ballykirk lebten, und keines war auch nur halb so schön wie sie.

Atemlos kam er oben an, doch sie war schon halb über die Wiese gelaufen. Sie drehte sich um und lachte, dann nahm sie den Blumenkranz und warf ihn in die Luft.

„Warte!“, rief Kellan. „Ich möchte mit dir reden.“

Sie wirbelte herum und blieb stehen. Als er bei ihr war, blieb Kellan ebenfalls stehen. Sein Herz pochte, und er schnappte nach Luft. Sie war das schönste Mädchen, das er je gesehen hatte, so perfekt, sie konnte kein Mensch sein.

„Mach die Kiste auf“, sagte sie. „Ich habe sie für dich dort vergraben.“

Kellan hörte seine Brüder hinter sich, die seinen Namen riefen. „Wer bist du?“

Lachend kam sie näher und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ich bin ein Traum“, sagte sie. „Schließ die Augen, und ich werde verschwinden.“

Kellan sah sich nach seinen Brüdern um, die schnell näher kamen, aber als er sich wieder zu dem Mädchen umdrehte, lief sie bereits weg. Kellan beschloss, ihr diesmal nicht zu folgen.

„Sie entkommt“, rief Danny. „Lauf ihr nach, Kellan.“

„Sie ist keine Fee“, sagte Kellan, als Danny und Riley ihn einholten. Er berührte seine Lippen, die noch warm von ihrem Kuss waren. „Sie ist nur ein Mädchen. Ein dummes Mädchen.“

Gemeinsam sahen sie ihr hinterher, dann schnappte Kellan sich die Kiste. „Sehen wir nach, was drin ist.“

„Aber Danny meinte, sie könnte verflucht sein.“

„Glaubst du alles, was er sagt?“, fragte Kellan. „Riley, manchmal bist du ein Vollidiot.“

Er nahm den Deckel ab und blickte hinein. In der Dose befanden sich verschiedene Dinge: eine Muschel, ein paar hübsche Steine, eine Kette aus Blumen und ein geflochtenes Freundschaftsband.

„Oh, es ist nur Müll“, sagte Riley.

Danny fluchte. „Ich hatte gehofft, es ist wenigstens ein bisschen was wert.“

„Wir sollten es wieder vergraben“, bemerkte Kellan. Wenn sie das taten, kam sie vielleicht zurück. Er könnte sich hinter den Felsen verstecken und nach ihr Ausschau halten. Eine Fee zu fangen brachte Glück, oder nicht?

„Ich klettere nicht noch mal runter.“ Danny lief in Richtung ihres Zuhauses. „Ich habe Hunger, und das Mittagessen ist bald fertig.“

Riley folgte ihm niedergeschlagen. „Ich dachte, es wäre ein Schatz. Ich dachte, wir werden reich.“

Kellan seufzte leise, dann ließ er sich ins Gras fallen. Er öffnete die Schachtel wieder und sah sich den Inhalt an. Glitzernde Knöpfe, eine Blechflöte, ein Stück Spitze und drei Bonbons. Warum das Mädchen sie im Sand vergraben hatte, wusste er nicht. Aber es faszinierte ihn.

Wer war sie? Würde sie zu der kleinen Bucht zurückkehren oder kam sie wirklich aus einer anderen Welt? Zum ersten Mal im Leben fühlte Kellan sich von einem Mädchen angezogen.

Würde er das andere Geschlecht je verstehen? Die Mädchen in der Schule nervten ihn. Und seine beiden älteren Schwestern Shanna und Claire waren ihm ein Rätsel. Aber dieses … magische Wesen war bezaubernd. Er schloss die Augen und legte sich ins Gras, dann ließ er seine Gedanken zu dem Kuss wandern, den sie ihm gegeben hatte.

Er hatte noch nie ein Mädchen geküsst. Er war beinahe fünfzehn und die meisten seiner Freunde hatten diese Erfahrung schon ein- oder zweimal gemacht, aber Kellan hatte bis heute noch nie eine Möglichkeit genutzt.

Er grinste. Wenn er das Feenmädchen je wiedersah, würde er es besser machen. Er würde sie in den Arm nehmen und sie direkt auf den Mund küssen und sehen, was sie dazu sagte. Jetzt, wo er genau wusste, was für eine Art Mädchen er wollte, ergab alles einen Sinn.

Sie musste … außergewöhnlich sein. Mit weniger würde er sich nicht zufriedengeben. Vielleicht würde sie bald wieder in die kleine Bucht kommen, um nach ihren Schätzen zu suchen. Bis dahin würde er ein gutes Versteck finden.

1. KAPITEL

Für Ende November war es ungewöhnlich warm. Kellan Quinn sah von seinem Lieblingsplatz über Smuggler’s Cove auf das Meer hinaus. Er ging zum Abhang und blickte auf den kleinen Strand, an dem er und seine Brüder früher gespielt hatten. Er war seit Jahren nicht mehr unten gewesen. Aber der kleine windgeschützte Strand war der perfekte Ort, um nachzudenken. Das Leben in Ballykirk war hektisch geworden, seit seine jüngeren Brüder Frauen gefunden hatten, und obwohl er sich für sie freute, fühlte er sich in letzter Zeit wie das fünfte Rad am Wagen.

Riley würde in etwa einem Monat heiraten, und obwohl er und Nan eine schlichte Zeremonie in der Kirche des Dorfs und eine Feier im Pub geplant hatten, würde es doch das wichtigste gesellschaftliche Ereignis sein, dass es in letzter Zeit in Ballykirk gegeben hatte. Sowohl Danny als auch Kellan würden Rileys Trauzeugen sein, und das bedeutete offensichtlich, dass man dem Bräutigam ständig zur Verfügung stehen musste, bis es in die Flitterwochen ging.

Kellan war immer noch überrascht, wie schnell sich das Leben der Quinn-Brüder verändert hatte. Riley und Danny hatten sich innerhalb weniger Monate beide in eine Amerikanerin verliebt. Natürlich nahmen sie an, dass Kellan als Nächster dran wäre, und darum hatten sie dafür gesorgt, dass er interessierte Single-Frauen traf. Aber Kellan war nicht dumm.

Er war ein Realist, wenn es um die Liebe ging. Die große Liebe zu finden, war im besten Fall unwahrscheinlich. Auch wenn er letztes Jahr dreißig geworden war, hatte er noch nie eine lange Beziehung gehabt. Vielleicht, weil es keine Frau gegeben hatte, die interessanter als seine Karriere gewesen war.

Sein Ruf als Architekt wurde mit jedem Projekt besser, und er stand meist ganz oben auf der Liste, wenn es darum ging, historische Bauten in Irland zu renovieren. Sechzehn-Stunden-Tage ließen ihm nicht viel Zeit für ein Sozialleben, aber er traf sich gelegentlich mit Frauen, wenn er in seiner Wohnung in Dublin war. Es gab Frauen, die gerne mit ihm schliefen, ohne Verpflichtungen oder Erwartungen. Aber diese Beziehungen dienten nur der Befriedigung, es fehlte ihnen an Gefühl. Riley und Danny hatten ihre besseren Hälften gefunden. Beide Frauen schienen direkt vom Himmel in ihre Betten gefallen zu sein. Hatten sie gesucht, gewartet und sich gewundert?

Der Wind wehte kalt, und Kellan zog seine Jacke enger um sich. In den letzten Tagen hatte ihn eine seltsame Ruhelosigkeit überkomme. Etwas würde sich verändern. Er konnte es spüren.

Er hatte ein Projekt in Frankreich angeboten bekommen und dachte darüber nach. Er würde für ein Jahr in die Bretagne ziehen müssen, um eine alte Waffenfabrik zu renovieren, in der ein Museum entstehen sollte. Vielleicht war es an der Zeit für eine Veränderung. Vielleicht brauchte er etwas Neues in seinem Leben … so wie seine Brüder.

Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und suchte den Pfad nach unten. Sobald er den richtigen Weg gefunden hatte, war der Abstieg einfach. Unten bemerkte er etwas Seltsames, das am Strand lag.

Zuerst hielt er es für Strandgut und Algen. Aber als er näher kam, begann sein Herz zu hämmern. Da lag ein Mensch! Er sah einen schlanken Arm und die unverkennbare Kurve einer weiblichen Hüfte. Kellan rannte zu ihr hinüber und hatte beinahe Angst vor dem, was er entdecken könnte.

Aber als er sie berührte, zuckte sie zusammen, setzte sich auf und strich sich die feuchten Strähnen aus den Augen. Sie sah ihn an.

„Alles okay?“

Sie runzelte ein wenig die Stirn, machte aber keine Anstalten, zu sprechen.

„Was machst du hier? Wie bist du hergekommen? Warst du im Wasser?“

Sie streckte ihre sandige Hand aus und strich über seine Wange. Dabei betrachtete sie sein Gesicht ganz genau. Und dann, ohne Vorwarnung, lehnte sie sich nach vorne und küsste ihn. Sie schmeckte nach Salzwasser und duftete nach der Meeresbrise.

Der Kuss kam so überraschend, dass er zurückzuckte. Aber sie war entschlossen und schlang die Hand um seinen Nacken, dann zog sie ihn zu sich in den Sand. Normalerweise besaß Kellan große Selbstbeherrschung im Umgang mit Frauen, aber sobald ihre Lippen seine berührten, verschwand seine Kontrolle, und er verspürte ein überwältigendes Verlangen.

Seufzend öffnete sie die Lippen, und er nutzte die Möglichkeit, sie zu schmecken und ließ seine Zunge in ihren süßen, warmen Mund tauchen. Sie reagierte sofort und wand sich unter ihm, als versuche sie ihm noch näher zu kommen. Sie zitterte, und als sie sich endlich zurückzog, begriff er, dass es nicht an dem Kuss, sondern an der Kälte lag.

„Geht es dir gut?“, fragte er noch einmal. „Wie heißt du?“

Sie schloss die Augen und erschlaffte in seinen Armen. Kellan umfasste ihr Kinn und drehte ihren Kopf. Sie atmete noch, aber es war kaum wahrzunehmen. Fluchend stand er auf und hob sie hoch. Hoffentlich würde sie das Bewusstsein wiedererlangen. Sie war schwer in seinen Armen.

Kellan sah zur Klippe hinauf. Er konnte sie nur nach oben tragen, indem er sie über seine Schulter warf. Es würde nicht angenehm sein, aber es gab keine andere Möglichkeit.

Ihr dünnes grünes Seidenkleid hätte sie im Hochsommer kaum warm gehalten und jetzt, im Spätherbst, noch weniger. Er schlüpfte aus seiner Segeltuchjacke, zog sie ihr an und knöpfte sie zu. „Ich weiß nicht, wer du bist, aber du hast wirklich Glück, dass ich vorbeigekommen bin.“

Er beugte sich hinunter und warf sie über seine Schulter. Der Weg war schmal, aber sogar mit ihr begehbar. Er musste nur auf ihren Kopf aufpassen, damit der nicht an die Felsen stieß. Als er endlich oben war, setzte Kellan sie im Gras ab.

Ihre Lider flatterten und einen Moment lang öffnete sie die Augen. „Kannst du aufstehen?“ fragte er.

Verschlafen lächelte sie ihn an und schüttelte den Kopf, dann schloss sie wieder die Augen.

„Was soll ich mit dir tun?“, murmelte er. „Wenn der Weg nach Hause dich nicht umbringt, bringt er mich um.“

Er konnte sie nicht alleine lassen. Aber vermutlich wäre er schneller, wenn er nach Hause lief und sein Auto holte. Bis zur Straße war es nur ein halber Kilometer, bis nach Hause beinahe fünf.

Er hatte sein Handy dabei und könnte im Pub anrufen. Vielleicht konnte einer seiner Brüder herfahren. In der Zwischenzeit konnte er versuchen, sie zu wärmen und aufzuwecken. Zum Glück antwortete Danny sofort.

„Ich brauche deine Hilfe“, sagte Kellan. „Du musst die Küstenstraße hochfahren und dein Auto kurz vor Castle Cnoc parken. Da, wo wir unsere Fahrräder gelassen haben, wenn wir zur Bucht gegangen sind.“

„Aber ich helfe Riley und Nan mit den Einladungen für ihre Verlobungsparty. Ich kann nicht einfach so ohne guten Grund abhauen.“

„Es ist ein Notfall. Vielleicht geht es sogar um Leben und Tod. Komm sofort her. Wir treffen uns in ein paar Minuten.“

„Schon unterwegs.“

Diesmal stöhnte sie und wehrte sich, als Kellan sie über seine Schulter warf. „Gut so“, sagte er. „Es ist nicht bequem, oder? Wenn du die Energie aufbringen könntest, zu laufen, bleibt uns beiden viel erspart. Was hast du überhaupt am Strand gemacht? Wenn ich nicht vorbeigekommen wäre, wärst du da unten gestorben. So verlässt man diese Welt nicht. Was ist mit deiner Familie? Die hätte nie erfahren, was mit dir passiert ist.“

„Ich – oh, schlecht“, flüsterte sie. Ein paar Sekunden später würgte sie, und er spürte, wie die Rückseite seiner Beine feucht wurde. Danach schien sie sich zu beruhigen.

„Toll.“ Kellan versuchte, seinen Magen zu beruhigen. Wenn es etwas gab, das er nicht ertrug, war es … Er spürte, wie ihm schlecht wurde und holte tief Luft. „Ich weiß nicht, ob du betrunken oder verrückt bist, aber du wirst mir dafür danken.“

Als er die Straße erreichte, wartete Danny dort schon mit seinem alten Land Rover. Er sprang aus dem Auto und rannte ihm entgegen. „Wo hast du sie gefunden?“

„In der Bucht. Sie ist unterkühlt und betrunken. Oder krank. Ich weiß es nicht. Wir bringen sie ins Cottage und rufen Doc Finnerty.“

„Vielleicht sollten wir sie ins Krankenhaus fahren?“

„Bis nach Cork? Erst muss sie aus den nassen Kleidern raus und sich aufwärmen. Wenn das nicht hilft, bringe ich sie hin.“

Nachdem sie sie auf den Rücksitz gepackt hatten, setzte Kellan sich neben sie und legte ihren Kopf auf seinen Schoß. Danny wendete und fuhr zum Cottage.

Kellan hatte in den letzten Wochen eine Pause vom Dubliner Stadtleben gemacht und wegen der bevorstehenden Hochzeit in Ballykirk gelebt. In dem kleinen Cottage hatte er seine Kindheit verbracht. Manchmal wurde es an Touristen vermietet, aber oft blieb auch Kellan dort.

Als Danny hielt, stieg Kellan aus und hob die Frau vorsichtig hoch. „Tu mir einen Gefallen. Ruf Doc Finnerty an und falls er nicht rangeht, such ihn.“

„Ich weiß, wo er ist“, erwiderte Danny. „Er trinkt ein Pint im Pub. Er war noch da, als ich weg bin.“ Er lief den Gartenweg entlang und öffnete die Tür für Kellan. „Ich hole ihn.“

Kellan wollte ins Schlafzimmer gehen, entschied sich dann aber doch fürs Sofa. Er konnte ein Feuer im Kamin machen, um sie zu wärmen. Er setzte sie ab und entzündete das Torffeuer.

„So“, sagte er. Aber das Feuer würde nicht reichen. Er musste ihr die nassen Sachen ausziehen und sie in etwas Warmes packen. Er ging ins Schlafzimmer und nahm den Quilt und eine Decke vom Bett, dann ging er zum Sofa zurück, wo sie still zusammengerollt dalag. Kellan setzte sie vorsichtig auf und zog ihr seine Jacke aus.

Wäre sie bei Bewusstsein, könnte sie eine heiße Dusche nehmen. Aber sie konnte nicht stehen, es sei denn, er duschte mit ihr.

Er schaffte es, ihr das Kleid die Beine hochzuschieben, musste sie aber auf die Füße stellen, um es über ihren Kopf zu bekommen. Erleichtert stellte er fest, dass sie die paar Sekunden stehen konnte.

Dann warf er das Kleid beiseite und wickelte sie in den Quilt. Dabei versuchte er nicht daran zu denken, dass sie keine Unterwäsche trug. „Warum überrascht mich das nicht?“, murmelte er.

Sie war schön, schlank und langgliedrig. Ihre Haut war hell und weich wie Seide, aber eisig. Sein Blick wanderte über ihre schönen Brüste, ihre Hüfte und zu der Stelle zwischen ihren Beinen.

Er holte zitternd Luft und zog sie an sich, um ihr den Rücken zu reiben, bis ihr wärmer wurde. Eigentlich brauchte sie ein heißes Bad, aber im Cottage gab es nur eine Dusche. Für ein Bad müsste er die alte Wanne hereinschleppen, die sie als Kinder benutzt hatten.

Es klopfte, und gleich darauf betraten Danny und Jimmy Finnerty das Haus.

„Was haben wir denn hier?“, fragte der Doc und stellte seine Tasche auf das Sofa.

„Ich habe sie am Strand gefunden“, erklärte Kellan. „Sie lag im Sand.“

„Nackt?“

„Nein. Ich habe sie ausgezogen, um sie aufzuwärmen. Ich glaube, es geht ihr etwas besser. Sie konnte kurz stehen. Aber sie hat ihre Augen nicht wirklich aufgemacht.“

Der Arzt zog eine Flasche mit Riechsalz aus seiner Tasche und hielt sie ihr unter die Nase. Sie zuckte zurück, wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum und stöhnte leise. „Nun, sie ist nicht ohnmächtig. Sie scheint betrunken zu sein. Warum gibst du ihr nicht eine Tasse heißen Kaffee und schaust, ob das hilft.“ Er sah zu Kellan. „Du hast sie am Strand gefunden?“

„Meinst du, sie ist eine Meerjungfrau?“, fragte Finnerty mit einem leisen Lachen. „Vielleicht ist sie an Land gespült worden.“

„Sieh sie dir an“, erwiderte Danny. „Sie sieht so aus.“

Kellan blickte die Frau stirnrunzelnd an. „Sie ist schön. Aber sie hat Füße. Haben Meerjungfrauen nicht … Flossen?“

„Nein. Nicht, nachdem sie an Land gekommen sind“, erklärte Finnerty und legte ihr eine Blutdruckmanschette an. „Ihre Haut ist so hell und ihr Haar wie gesponnene Seide. Ich habe Bilder gesehen. So sehen sie aus. Wie aus einer anderen Welt.“

„Ich glaube nicht an Meerjungfrauen“, sagte Kellan. „Und ihr beiden auch nicht. Sie war bewusstlos, als ich sie gefunden habe.“

Finnerty lauschte ihrem Puls und nahm ihr dann die Manschette ab. „Nun, sie ist hier. Und ihre Lebenszeichen sind gut. Was wirst du mit ihr machen?“

„Ich dachte, du könntest sie mitnehmen. Ins Krankenhaus, falls das nötig ist.“

„Sie ist ein wenig unterkühlt und vermutlich verkatert. Jetzt, wo ihr warm wird, wird sie vermutlich aufwachen. Ich glaube, sie sollte hierbleiben – zumindest, bis sie sich besser fühlt. Dann kannst du sie wieder dahin bringen, wo du sie gefunden hast. So, und meine Frau wartet mit dem Essen. Wenn du mich brauchst, ruf mich an. Danny, gehen wir. Dein Bruder soll sich um diese Nixe kümmern.“

Danny sah Kellan schulterzuckend an und folgte dem Arzt durch die Tür. „Bring mir etwas Suppe aus dem Pub“, rief Kellan. „Und eine Flasche Whisky.“

„Kein Problem“, antwortete Danny. „Und ich hole noch ein Büschel Seetang und ein paar Heringe.“ Er lachte noch, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.

Kellan sah auf die Frau auf seinem Sofa hinab. Er strich ihr eine Strähne ihres blonden Haars aus den Augen und betrachtete ihre ebenmäßigen Gesichtszüge. Finnerty hatte recht. Sie sah … außergewöhnlich aus.

„Wie aus einer anderen Welt“, murmelte er.

Und vertraut. Kellan hatte das Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben. Aber er hätte sich sicher daran erinnert, ihr begegnet zu sein. Eine so schöne Frau hätte er nicht vergessen.