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Ein Ex-Polizist als Privatdetektiv, eine Computerexpertin als seine Partnerin, organisierte Kriminalität, Cybercrime und Politik. Der furiose Auftakt zu einer neuen Krimiserie. Adam Starck ist ein ehemaliger Kriminalhauptkommissar in Hamburg. Bis vor Kurzem war er bei der Mordkommission tätig. Nach einem Fall, der aus dem Ruder gelaufen ist und wegen des anschließenden Konflikts mit seinem Chef wurde er vor einigen Wochen zwangspensioniert. Eines Morgens entdecken er und die punkbegeisterte Computerexpertin Lizzie Schmidt die Leiche ihres Nachbarn Eddie in dessen Wohnung. Für die Polizei ist die Sache schnell klar: Ein Junkie wurde bei einem Einbruch überrascht und hat den Wohnungsbesitzer ermordet. Doch Adam und Lizzie ahnen, dass mehr hinter der Sache steckt. Sie beginnen eigene Ermittlungen und geraten schnell in gefährliche Verflechtungen zwischen Politik, Polizei und einem rätselhaften Geschäftsmann. Immer mehr wird klar, dass Eddie alles andere war als der harmlose Student, für den ihn alle gehalten haben.
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Seitenzahl: 112
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Ein Ex-Polizist als Privatdetektiv, eine Computerexpertin als seine Partnerin, organisierte Kriminalität, Cybercrime und Politik. Der furiose Auftakt zu einer neuen Krimiserie.
Adam Starck ist ein ehemaliger Kriminalhauptkommissar in Hamburg. Bis vor Kurzem war er bei der Mordkommission tätig. Nach einem Fall, der aus dem Ruder gelaufen ist und wegen des anschließenden Konflikts mit seinem Chef wurde er vor einigen Wochen zwangspensioniert.
Eines Morgens entdecken er und die punkbegeisterte Computerexpertin Lizzie Schmidt die Leiche ihres Nachbarn Eddie in dessen Wohnung. Für die Polizei ist die Sache schnell klar: Ein Junkie wurde bei einem Einbruch überrascht und hat den Wohnungsbesitzer ermordet.
Doch Adam und Lizzie ahnen, dass mehr hinter der Sache steckt. Sie beginnen eigene Ermittlungen und geraten schnell in gefährliche Verflechtungen zwischen Politik, Polizei und einem rätselhaften Geschäftsmann. Immer mehr wird klar, dass Eddie alles andere war als der harmlose Student, für den ihn alle gehalten haben.
J. H. Willem lebt in Hamburg und ist neben seiner Tätigkeit als Autor Unternehmensberater zum Thema Cloud Computing. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Frau auf einem Segelboot auf der Ostsee. Die Idee zur Kurzromanserie Adam Starck entstand aus der Beschäftigung mit Heftromanen und der Begeisterung für gut gemachte Fernsehserien - der Autor ist bekennender Binge-Watcher.
Wie emsig doch das Krokodil, Den Schwanz sich aufgebessert. Und jede Schuppe, fern am Nil, Im Golde hat gewässert!
Wie freundlich blickt sein Auge drein, wie klar quillt seine Träne, wenn es die Fischlein lockt herein In seine milden Zähne.
Lewis Carroll
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Epilog
Weiter, weiter, weiter! Reiß dich zusammen! Eddie Wilkens hetzte schwitzend durch seine kleine Einzimmerwohnung und stopfte herumliegende Kleidung, Papiere, seinen Laptop und allerlei Computerkram in eine Reisetasche. Er hielt für einen Moment die Wollmütze in der Hand, die Lizzie ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Dann warf er sie aufs Sofa. Die würde er jetzt nicht mehr brauchen. Er hatte es eilig. Nur noch zwei Stunden bis zum Boarding. Zwei Stunden, dann würde er in Sicherheit sein. Er musste nur noch das Geld abholen, bei seinem Kontaktmann das Bargeld in Bitcoin umtauschen und dann ab zum Flughafen. Alles war perfekt organisiert. Wenn er Glück hatte, würden sie bis morgen nichts merken. Und dann würde er bereits über alle Berge sein, unauffindbar.
Er stellte sich das Gefühl beim Abheben vor, um sich zu beruhigen. Das war das Beste am Fliegen, der Augenblick, wenn das Flugzeug den Boden verließ. Er würde den Abflug ganz entspannt in der Businessclass genießen. Der ganze Stress würde von ihm abfallen. Und dann würde er sich von der Stewardess den besten schottischen Whisky aus dem Sortiment bringenlassen, um sein neues Leben zu feiern. Er würde erst nach London fliegen und von dort aus weiter über die Dominikanische Republik auf eine kleine Karibikinsel. St. Lucia oder Tobago vielleicht, mal sehen. Mit seinem Geld könnte er dort leben wie ein König.
Als er fertig war, schulterte er die Tasche und warf einen letzten Blick in seine Wohnung. Er würde das Leben in Hamburg vermissen. Was soll's, er war sowieso zu lange geblieben, es war Zeit, weiterzuziehen. Er drehte sich um, nahm mit der einen Hand seinen Schlüsselbund vom Schlüsselbrett und öffnete mit der anderen die Tür.
Und dann implodierte Eddies Welt, alles um ihn herum war gleißendes Licht und gewaltiges Dröhnen. Er flog, wie vom Blitz getroffen, in hohem Bogen zurück in seine Wohnung. Er versuchte, sich zu fangen, stolperte und landete krachend unter dem Schreibtisch. Wie eine weggeworfene Marionette blieb er im Kabelsalat seines Computers liegen und stöhnte leise.
»Klopf, klopf«, rief Frank Palmer laut, als er eintrat und dabei grinsend seine Handschuhe zurechtzupfte. »Hast wohl geglaubt, du kommst einfach so davon, kleiner Schlaumeier?«
Palmer war ein Hüne. Fast zwei Meter groß, 140kg schwer und mit Mitte 40 durchtrainiert bis in die letzte Muskelfaser. Er war früher Wrestler gewesen und hatte an einer Profikarriere gearbeitet. Nach einigen Verletzungen musste er seine Ambitionen aufgeben und war, wie er es nannte, in die Sicherheitsbranche gewechselt. Er wurde oft für robustere Aufträge gebucht.
Eddie kam langsam zur Besinnung und versuchte heulend, sich unter dem Schreibtisch hervor zu winden. Mit wirrem Blick sah er um sich, begriff nicht, was passiert war. Aus seiner gebrochenen Nase ergoss sich ein Strom von Blut über sein Gesicht und auf den Fußboden. Palmer schloss seelenruhig die Wohnungstür, stellte sich vor den Garderobenspiegel und schnitt Grimassen. Er richtete seine elegante, hellbraune Lederjacke und wischte sich ein imaginäres Stäubchen vom Ärmel. Dann stapfte er in den Wohnraum und sah sich um.
»Besonders hübsch hast du’s hier ja nicht.« Palmer schniefte verächtlich. »Teure Möbel, aber trotzdem geschmacklos eingerichtet.« Er stand mitten auf Eddies weißem Flokati und rieb mit der Sohle seiner Bikerboots daran. Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Unpraktisch. Die Blutflecken kriegst du aus dem Teppich nicht mehr raus, der ist hinüber.«
Er drehte sich langsam um sich selbst, nahm dann einen Stapel Papiere aus einem der Regale, blätterte kurz darin und warf ihn über seine Schulter in eine Ecke. »Hast du keine schlauen Bücher? Typen wie du haben doch Bücher, oder? Am Ende bist du gar nicht so schlau. Vielleicht haben wir uns doch in dir geirrt? Ich denke, wir haben dich überschätzt.«
Palmer streckte seinen Arm aus und nahm mit einem angewiderten Gesichtsausdruck Eddies Reisetasche vom Fußboden hoch. Er kippte sie mit einem Ruck auf dem dunkelgrauen Designersofa aus. Die leere Tasche warf er auf Eddie, der versuchte, unter dem Schreibtisch hervorzukriechen. Eddie sah Palmer fassungslos an.
»Schicke Klamotten, da stehen die Mädels drauf. Wolltest wohl mal so richtig einen drauf machen?« Palmer ließ sein Becken kreisen, wie ein billiger Elvis Imitator. »Schön den dicken Max machen in der Karibik, mit unserem Geld, nicht wahr?«
Er sah sich in aller Seelenruhe um. »Dein Fehler war, uns zu unterschätzen, mein Kleiner. Hast nicht damit gerechnet, dass wir Verbindungen zu Fluggesellschaften haben, nicht wahr? Du Anfänger hast geglaubt, wir Doofies werden dich nicht finden.« Palmer sah Eddie an und grinste. »Kleiner Profitipp: Meide öffentliche Verkehrsmittel, wenn du auf der Flucht bist. Und ganz besonders Flugzeuge.«
Als Nächstes ging er zur Pantryküche, öffnete nacheinander die Schränke, riss alle Verpackungen und Gefäße auf und ließ genüsslich Stück für Stück auf den Fußboden fallen. »Kein Wunder, dass du so ein Hänfling bist, bei dem Mist, den du in dich hineinstopfst. Du brauchst Proteine, mein Junge, nicht diesen Dreck.« Lässig schleuderte er Eddie eine Packung Kekse an den Kopf. Eddie hob den Arm zum Schutz und wandte sich wimmernd ab.
Eddie schaffte es schließlich, aufzustehen und stand gebeugt im Raum. Er hielt sich einen Zipfel seines Hemds vor die blutende Nase. Er zitterte am ganzen Körper, Tränen standen in seinen Augen. Palmer trat vor ihn und betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. Dann neigte er sich zu ihm, griff ihm brutal in die Haare, riss ihn hoch und sah ihm ins blutverschmierte Gesicht. Eddie jaulte auf und begann zu würgen.
Palmer drehte Eddies Kopf nach links und rechts. »Das sieht übel aus, sehr übel. Da ist wohl eine kleine Schönheits-OP fällig.« Sein Griff wurde härter, er riss Eddie nach hinten. »Wo ist es, Kleiner? Rück es sofort raus. Und wage nicht, mir auf die Schuhe zu bluten!«
»Hör auf!«, stammelte Eddie, »Bitte, hör auf!«
Palmer zog ihn an den Haaren höher und schrie: »Wo ist es? Gib es mir! Jetzt! Sofort!«, wobei er Eddie im Takt seiner Worte schüttelte. Er wartete eine Sekunde, dann schrie er »Her damit!«, und warf Eddie dabei quer durch den Raum. Mit einem hässlichen Knacken landete Eddies Schädel am Heizkörper. Eddie zuckte noch ein paarmal, stöhnte leise, dann war es still.
Palmer wartete einen Moment. »Du verdammter Scheißkerl«, fluchte er. »Steh auf!« Er stupste Eddie mit dem Stiefel in die Seite, doch der rührte sich nicht mehr. Palmer kniete neben Eddie nieder und suchte an seinem Hals den Puls.
»He, wach auf!«. Er gab Eddie einige aufmunternde Klapse auf die Wange. Dann begann er den leblosen Körper zu durchsuchen. Er steckte seine Brieftasche und sein Handy ein. Danach suchte er langsam und systematisch den Rest der Wohnung ab und nahm schließlich Eddies Laptop an sich.
»Scheiße!«, zischte er und trat gegen die leere Reisetasche. Er blieb mitten im Raum stehen, sah sich um, öffnete langsam den Reißverschluss seiner Jacke und dehnte seinen Nacken. Er hatte das Geld nicht gefunden, stattdessen hatte er jetzt eine Leiche am Hals. Der Boss würde nicht begeistert sein.
Der Morgen war eiskalt, die Nacht war klar und frostig gewesen, auf den Grünflächen lag Reif. Es war Anfang März. Die Tage wurden jetzt merklich länger, aber die Bäume waren noch kahl. Die kalte Luft schmerzte beim Einatmen.
Adam Starck keuchte, alles tat weh, doch er dachte nicht daran, aufzugeben. Er würde sich nicht die Blöße geben, nach Luft schnappend an der Ecke stehen zu bleiben. Er war stolz darauf, mit Anfang 50 noch mit den anderen Joggern aus der Nachbarschaft in ihren albernen Hightech-Klamotten mithalten zu können. Mit seiner grauen Jogginghose und dem grauen Sweater fühlte er sich ein wenig wie Sylvester Stallone in der Rolle als Rocky in den 80ern: Einsam und verkannt über den Strand laufend. Ab und an machte er sogar einige Boxhiebe in die Luft und deutete dabei Ausweichbewegungen mit dem Oberkörper an: »Uff ... uff ... uff«. Nur, dass er durch die Stadt lief und nicht über den Strand. Sein Soundtrack war nicht Gonna Fly Now, sondern das Fluchen und Klingeln aggressiver Radfahrer mit bunten Plastikhelmen. Rocky hatte auch deutlich mehr Haare auf dem Kopf und weniger Bauchansatz. Und während Rocky sich auf einen kometenhaften Aufstieg vorbereitet hatte, hatte Adam seine Karriere seit vier Wochen hinter sich.
»Uff ... uff ... uff«. Sein Atem bildete kleine Wölkchen vor seinem Gesicht.
Er beendete seine Runde wie immer an der Bäckerei Hansen. Vor dem Schaufenster ging er einige Schritte auf und ab, um zu verschnaufen. Dabei winkte er der Verkäuferin, die zu ihm heraussah und ihm freundlich lächelnd zunickte. Sie bediente gerade eine alte Dame, die mit ihren zwei Dackeln im Laden stand und sicherlich die neuesten Nachrichten des Tages zum Besten gab.
In der morgendlichen Kälte und Dunkelheit erschien die hell erleuchtete Bäckerei wie ein Zufluchtsort. Der Duft nach frischen, warmen Brötchen zog durch die Straße. Fast kitschig. Als die Dame den Laden verließ, hielt Adam ihr mit einer leichten Verbeugung die Tür auf und trat ein.
»Na, Adam. Schön gejoggt? Bisschen kalt heute Morgen, nicht wahr?«, begrüßte ihn Sandra.
Sie fegte gerade Krümel von ihrem Tresen. Sandra bot einen aufregenden Kontrast zu der etwas antiquierten Einrichtung. Sie hatte eine blondgefärbte Dreadlockmähne, die für die Arbeit im Laden mit Bändern in allen Regenbogenfarben zurückgebunden war. Ihre Unterarme waren über und über tätowiert, so wie wahrscheinlich auch der Rest ihres Körpers. Sie trug Piercings im Gesicht und zahlreiche Ringe an den Händen. Sie passte eigentlich überhaupt nicht in die ehrwürdige Bäckerei. Aber sie war immer gutgelaunt und die Kunden liebten sie.
»Ist nicht so schlimm, beim Laufen wird einem ganz schnell warm.«
»Beim Arbeiten in der Bäckerei auch«, lachte Sandra.
Adam kniff die Lippen zusammen und lächelte bitter. »Mir bleibt ja erst mal nur das Laufen«, raunte er und nahm sich eine Tüte Milch aus dem Kühlregal.
»Hör bloß auf zu jammern! Ist doch alles prima. Du kriegst eine Pension, bist noch gut beisammen und kannst jetzt machen, was du willst.« Sandra grinste ihn an. »Wenn das mal mir passieren würde. Zwei Croissants und zwei Brötchen, wie immer?«
»Jep. Und danke für das >bist noch gut beisammen<. Ich bin ja schon froh und dankbar, dass du mich nicht rüstig nennst.«
»Solange du nicht mit einer beigefarbenen Multifunktionsweste und MBT Sandalen hier auftauchst ... «, prustete Sandra los.
Während sie grinsend Adams Tüte packte, sah er aus dem Schaufenster. Das ehemalige Arbeiterviertel war inzwischen hip geworden. Dort wo früher Handwerker ihre Werkstätten hatten, waren jetzt Werbeagenturen oder Internet Start-ups. Der alte Fischladen an der Ecke war einer Boutique für exklusive Babymode gewichen. Und wo früher ein Schuster seinen Laden hatte, konnte man seit Neuestem handgemachte Marmeladen in modischen Geschmacksrichtungen wie Limone mit Gin zu einem aberwitzigen Preis kaufen. Noch hatte sich hier, in seiner Straße, etwas abseits von den belebten Einkaufsstraßen, der alte Charme und vor allem die Einwohnerschaft gehalten. Auch wenn jeder ahnte, dass das nicht immer so bleiben würde.
Adam nahm seine Tüte, bezahlte und verließ den Laden. Er freute sich auf gemütliches Zeitunglesen, ein Kännchen Tee, Brötchen und Croissants. Zeit für das Frühstück zu haben war der einzige Vorzug seines neuen Daseins als Frühpensionär. Die Aussicht auf seinen restlichen Tag war weniger verlockend: Einkaufen, Mittagessen, Haushalt machen, Kaffeetrinken, Fernsehen. Genauso wie gestern.
Auf dem kurzen Weg zwischen der Bäckerei und seinem Wohnhaus sah Adam dem fünfjährigen Timmy aus der Wohnung unter ihm zu. Während seine Mutter ihr Fahrrad aufschloss, spielte er auf dem Gehweg mit seinem Roller. Anscheinend lieferte er sich ein wildes Rennen mit einem imaginären Gegner.